Donnerstag, 22. Dezember 2011

Rita Falk : "Dampfnudelblues"

Rita Falk :
"Dampfnudelblues"
- Ein Provinzkrimi
2011, Deutscher Taschenbuch Verlag
Glossar 4 Seiten mit bayerischen Ausdrücken ins Schriftdeutsche erklärt
Rezepte der Großmutter 6 Seiten
Danksagung 2 Seiten
238 Seiten
ISBN 978-3-423-24850-1

In diesem humorvollen, aber auch verfressenen Krimi löst Franz Eberhofer, Polizist im Bereich Landshut, den Mord am Realschulinspektor Höpfl, der anerkanntermaßen ein ziemlich ungeliebter Zeitgenosse war.

Franz Eberhofer lernt den Lehrer Höpfl kennen, als dieser wegen Schmiererei auf seiner Hauswand Anzeige erstattet. Das Geschmiere fordert den raschen Tod des allseits ungeliebten Lehrers. Kurz darauf werden Teile von ihm auf den Bahngeleisen entdeckt.
Es dauert einige Zeit bis Homosexualität und Drogen entdeckt werden und die Lösung zum Täter freigeben.

Abwechslung bieten die Schilderungen der Familie von Franz Ebenhofer - sein Vater mit Cannabis und Tabak im Garten, die ausgezeichnet kochende Großmutter, und sein Bruder der sich für seine dritte Ehe in eine schöne zarte Thailänderin verliebt hat und mit ihr ein kleines Mädchen hat.
Schön handfest werden auch die Freunde des Polizisten wie der Fleischhauer (dt. Metzger), der Installateur, ehemalige Polizeikollege und jetziger Detektiv Birkenberger geschildert - ebenso seine (Langzeit- oder nicht)Freundin Susi und paar plaudersüchtige Damen.
Zusätzlich bahnt sich eine Liebesgeschichte zwischen der Schwester des Ermordeten und einem Mann der Spurensicherung an.
Mit leichter Bosheit beschreibt die Autorin die 'Landshuter Hochzeit' - eine Periode in der die Stadt Fasching feiert. Offenbar finden Männer in Strumpfhosen nicht überall Beifall.
Trocken wird das Mißtrauen zu Menschen aus anderen Ländern und Kulturen festgehalten indem markige Kommentare über den Fußballer aus Angola und die junge Frau aus Thailand volksnahe zitiert wirken.

Das Glossar mit bayrischen Worterklärungen und die deftigen Hausmannskost-rezepte machen großes Vergnügen zu Lesen.

Der rasch und gut lesbare Krimi macht Spaß zu lesen, unterhält gut mit seinen Personenbeschreibungen und hält die Spannung der Frage wer denn wirklich der Mörder ist. Das Buch ist jedem zum Empfehlen der sich auf die bodenständige bayerische Atmosphäre einlassen und mit Franz Eberhofer durch Wald und Mordfall spazieren möchte.

Das ist übrigens Band 2 mit Franz Ebenhofer - Band 1 und Band 3 dürften ebenso unterhaltsam sein.

Dienstag, 13. Dezember 2011

Ramón Díaz Eterovic : "Engel und Einsame"

Ramón Díaz Eterovic :
"Engel und Einsame"
original "Angeles y solitarios"
1995, Editorial Planeta Chilena
aus dem chilenischen Spanisch übersetzt von Maralde Mayer-Minnemann
2000, Diogenes Verlag Zürich
323 Seiten
ISBN 3-257-06246-x

Das Buch enthält einen starken, intensiven Roman in dem der Detektiv Heredia von der Liebe aus der Vergangenheit eingeholt wird, und aktuellen Waffenfirmen auf die Spur kommt. Die hier gemeinten Waffen sind hier eher die chemischen - wie Sarin.

Heredia erhält die Ansichtskarte einer vergangenen großen Liebe, die ihn in Santiago besuchen will. Leider wird nur noch ihre Leiche gefunden. Da Fernanda Journalistin gewesen war und sich vor einiger Zeit mit einem amerikanischen Journalisten über Waffen in Chile unterhalten hatte, und ein lebensfroher Mensch war, ist die Selbstmordtheorie hinfällig.
Sein alter Freund bei der Polizei Dagoberto Solis hilft ihm heimlich, denn offiziell wurde der Fall von oben als erledigt erklärt. Leider geraten Heredia und Solis zu nahe an geheim gewünschte Informationen - auch über zwei ältere Morde, die mit den Tod Fernandas zusammenhängen - und Solis wird zu Tode geprügelt.
Über einen mysteriösen blinden Nachbarn von Heredia, der ihm immer wieder aus emotionalen Gründen mit Informationen behilflich ist, kann er sich an dem Mörder von Solis rächen und eine Fabrik von chemischen Waffen in Feuer aufgehen lassen. Auf vielfachen Rat verschwindet er dann - mit Freundin und Kater.

Hilfe hat Heredia privat durch die Tochter eines Freundes Griseta (die seine Freundin wird) und seinen weißen Kater mit dem Namen Simenon, mit der er sich tw. unterhält und somit die Funktion des Alter Ego erhält und sympathische Dialoge abliefern.

Der Titel dürfte sich auf ihn / Heredia /den Einsamen und sie /Griseta/Engel beziehen.
Die Geschichte ist gut und spannend geschrieben. Santiago bzw. in den Teilen in deren sich Heredia mit Wodka und Mädchen herumtreibt gut vorstellbar. Der Drive zieht sich durchs Buch. Die Absätze über Waffenhandel, illegale Firmen und deren weltweite Rückendeckung lassen bei mir ein Gruseln zurück.

In Summe ein sehr gutes Buch, das ich jedem empfehlen kann der in die dunklen Teile Chiles abtauchen möchte, mit einem Detektiv der sich bei Mahler & Chet Baker erholt literarisch mitleben möchte und am Schluß wenigstens das Gefühl möchte, daß doch die Guten siegen werden.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Daniel Glattauer : "Der Weihnachtshund"

Daniel Glattauer :
"Der Weihnachtshund"
2004, Deutike im Paul Zsolnay Verlag
Goldmann; 12. Auflage
Taschenbuchausgabe November 2009
219 Seiten
ISBN: 978-3-442-46762-4

Der Roman ist eine entzückende Liebesgeschichte in Wien von zwei Menschen die eigentlich nur dem Weihnachsttrubel entfliehen wollen, und dem Hund Kurt (der eigentlich Kurt 2 ist).

Das Buch besteht aus 24 Kapiteln, beginnend mit Max und seinem Hund Kurt am 1. Dezember, gefolgt von Kapitel 2. Dezember in dem Katrin die am 24. Dezember 30 wird vorgestellt wird. Beide haben ihre Weihnachtsphobien, wobei Max ohne Hund Kurt auf eine Insel schnorcheln fliegen möchte und Katrin den liebevoll-despotischen Eltern mithilfe von Hund zu entfliehen trachtet.

Bis das happy End endlich in Kapitel 24, dem 24. Dezember gipfelt muß Max allerdings noch eine schlimme Kuß-Phobie, die er sich als Halbwüchsiger selber eingehandelt hat, auskurieren, was zu mehreren komischen, witzigen aber auch bösen Szenen führt.

Hund Kurt (der zweite), ist ein ziemlich verschlafener Drahthaardackel, der sein Herrchen, das journistisch-humorvolle Hundekolumnen schreiben soll, eigentlich inspirieren sollte. Die zweite Seele, die springt und Sakkos zerreißt und eine quietschende Plastikwurstsemmel traktiert, hat aber auch Platz.

In Summe ein liebevoller Roman der meist zum Schmunzeln bringt (die Kuß-übe-szenen sind mir persönlich zu lange). Ich kann das Buch jedem empfehlen, der etwas Unterhaltsames lesen möchte, oder den Nachbarn in den Öffis mit leisem Kichern zu irritieren trachtet.

Dienstag, 22. November 2011

Hannes Gans : "Dem Wiener sein Tod"

Hannes Gans :
"Dem Wiener sein Tod" - Ein Totentanz
Cartoons
Agens Ketterl, Wien 2008
ISBN 978-3-8502573-3-5

In diesem quadratischen Buch sind Federzeichnungen und Texte von Hannes Gans über den Tod bzw. dem launigen Zugang des Wieners zu Tod. Herr Gans hat viele Jahre lang mit seiner Tuba auf Begräbnissen aufgespielt.

In sehr schönen Federzeichnungen hat er die verschiedenen Ausdrücke "des Wieners" über das Sterben zu beschwingten Linien geführt. Mit ebenso leichten Linien werden die Lieblinge des Wieners wie die Kapuzinergruft, die Barockkirchen bis zum Heurigen als Schauplätze oder zu humorvollen Situationen über das Sterben genutzt.

Ein Buch für Menschen die schöne Zeichnungen mit etwas skurrilem Humor lieben.

Montag, 21. November 2011

Monika Felten : "Elfenfeuer"

Monika Felten :
"Elfenfeuer" - "Die Saga von Thale 1"
2003, Piper München - Zürich
7. Auflage 2007
469 Seiten
1 Landkarte
ISBN 978-3-492-26501-0

Nett geschriebener Fantasy-Roman, der sich gut und gemütlich lesen läßt.
Etwas stereotyp sind Frauen entweder Elfen, Heilerinnen aber auf jeden Fall die 'Guten', während die Männer Krieger, Bauern, Magiere - selten Druiden - aber oft die 'Bösen' sind.

Hier geht es um Sunnivah, die verbotenerweise auf die Welt gebracht wird, - ein böser Zauber soll Schwangerschaften unterbinden, aber ein anderer böser Zauber will Neugeborene als Opfergabe, was für mich nicht logisch zusammenpaßt. Sie wird zuerst als Priesterin, dann als Kriegerin ausgebildet wird und mit der Aufgabe den 'Bösen' zu besiegen losgeschickt wird.
Mithilfe eine weisen Baumelfe, einer Mitkriegerin, später auch dem Sohn des Festungskomandanten, der sich in sie verliebt, viel magischer Hilfe der 'gütigen Göttin' und des letzten Riesenalps (einem riesigen Vogel mit scharfen Klauen, auf dem sich aber auch reiten läßt) schafft die junge Schwertprinzessin diese Aufgaben zu erfüllen und überwältigt verschiedene böse Magiere, und einige eher dumme aber grobe Phantasietiere, die zum Töten gezüchtet worden waren.
Am Ende siegt das Gute, aber einige nette und weniger nette Kreaturen bleiben auf der Strecke.

Ein nett geschriebener Fantasy-Roman mit Landkarte, mit 'gut' und 'böse' der gut und flüssig trotz einiger Grauslichkeiten zu lesen ist. Es gibt weitere Teile dieser Saga, die mich aber nicht zum Lesen interessieren.

Wer ein nettes Buch zum Entspannen nach einem anstrengenden Arbeitstag sucht, ist hier sicher gut aufgehoben.

Dienstag, 15. November 2011

Bo Balderson : "Der Fall des Staatsministers"

Bo Balderon (Pseudonym) :
"Der Fall des Staatsministers"
2000, Bengt Nordin Agency Schweden
original 'Sta°tsradets fall'
2002, Typographische Werkstatt & Verlag Stegemann
übersetzt aus dem Schwedischen von Dagmar Mißfeldt
274 Seiten
+ 1 Seite am Anfang : Mitwirkende
+ 1 Seite am Schluß : Glossar
ISBN 3-9808037-4-0

Studienrat Vilhelm Persson, ein etwas betulicher und biederer Einzelgänger, wird vom Mann seiner Schwester (die beiden haben 15 Kinder gemeinsam) in die Aufdeckung eines Mordfalles gezogen.
Sein Schwager ist Staatsminister, ein Mensch mit sprunghaften Gedankengängen und eine bei der Bevölkerung beliebte Gestalt.

In Ich-form beschreibt der Studienrat, wie Staatssekretär Svanberg wird erwürgt im Schrank des Arbeitszimmers des Staatsministers - in seiner Villa - aufgefunden wird.
Der Staatsminister meint, daß er es seiner Funktion als Polizeiminister schuldig ist diesen Mord aufzuklären und fordert die permanente Unterstützung mit Zeit und Mitdenken des Studienrats.
Menschen die als mögliche Täter in Betracht kommen sind die Tennis spielende Gattin, Justizschef Rylander und Gattin, Konsul Karling - ein Unternehmer -, Ministerialrat Da°a°bh, sowie der Unternehmer in Sache Toilettenherstellung Johann Johansson mit seiner sehr attraktiven Gattin, die Assistentin von Herrn Svanberg ist und sich 2 Liebhaber (beide unter den Verdächtigen) hält.
Leider gibt es noch einen Mord. Am Schluß löst der Staatsminister mit einer Falle die Morde auf - und erfährt daß er zum 16. Mal Vater wird.

Unterhaltsam und leicht böse wird die Politik, die Politiker, das Fäden ziehen, das Umsetzen der eigenen Wünsche und auch Gerechtigkeitssinn in der Politik geschildert.
Der Absatz in dem sich der Staatsminister bei einem Auftritt nicht an die vorgeschriebene Rede hält, sondern sagt was die logischen denkende Bürger denken aber damit seine politische Security schwer beunruhigt ist vergnüglich gut geschrieben (übersetzt).

Das Buch ist etwas mühsam zu lesen, da ich mit den schwedischen Namen und wer-ist-jetzt-wer etwas Probleme hatte, aber die etwas respektlosen (aber nie untergriffigen) Personenschilderungen oder andere nette kleine boshafte Halbsätze machen den Aufwand wett.
Ich kann den Krimi guten Gewissens allen Lesern mit Sinn für Humor empfehlen.

Dienstag, 1. November 2011

Brigitte Aubert : "Im Dunkel der Wälder"

Brigitte Aubert :
"Im Dunkel der Wälder"
1996, Editions Du Seuil, Paris
"La Mort Des Bois"
aus dem Französischen von Eliane Hagedorn und Barbara Reitz
btb Taschenbuch Goldmann Verlag
3. Auflage
deutsche Erstveröffentlichung 1997
277 Seiten
ISBN 3-442-72163-6

Elise Andrioli ist nach einem Bombenattentat blind, stumm und schwer gelähmt - und hat auch ihren Verlobten verloren. Aber ihr Verstand ist komplett da und sie hört und versteht alles um sie herum.
Die kleine Virginie erzählt ihr, daß sie weiß wer die Bestie ist und wo der Leichnam eines kleinen Buben liegt.
Elise und ihre Haushälterin/Pflegerin Yvette werden über die Eltern von Virginie in einen Kreis von unterschiedlichen Menschen aufgenommen, die sich um Elise tw. auch kümmern.
Achtjährige Buben um Umkreis werden weiterhin vermißt und tw. verstümmelt als Leichen gefunden.
Virginie spricht nur mit Elise über ihre Beobachtungen - Elise antwortet mit einem Heben eines Fingers.
In dem sehr spannend geschriebenen Buch zieht sich der Kreis immer enger um Elise, es werden noch weitere Morde begangen, bis am Schluß eine Geschichte aus Mißbrauch und daraus Wahnsinn zum Täter führt.

Das Buch ist aus der Sicht von Elise geschrieben, die die Menschen hört, die merkt wenn ihr Rollstuhl geschoben wird, und die sich das Aussehen von Menschen zu den Stimmen vorstellt. Stimme, Schritte und Geruch sind die einzigen Merkmale die ihr dabei helfen.
Sie beschreibt aber auch das Ausgeliefert sein, weil sie nicht/wenig vermitteln kann, was sie will (sei es Essen, Trinken, aber auch wohin sie will oder ob ihr heiß oder kalt ist).

Die Menschen um sie herum sind greifbar: der verstorbene Freund Benôit, die Eltern von Virginie Hélène und Paul, Stéphane ein Freund von ihnen, Jean Guillaume der sich in Yvette verliebt, Kommisar Yssart und am Schluß Tony. Die hübschen Häuschen, der Stadtpark, der Kinderspielplatz sind alles schön vorstellbar.

 Mich hat das Buch nicht losgelassen, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Viel Vergnügen beim Lesen !

Samstag, 29. Oktober 2011

Martin Suter : "Die dunkle Seite des Mondes"

Martin Suter :
"Die dunkle Seite des Mondes"
2000, Diogenes Verlag AG Zürich
Coverbild Ernst Ludwig Kirchner
310 Seiten
ISBN 3-257-06231-1

Nachdem mir drei komplett unterschiedliche Menschen von den Romanen Martin Suters vorgeschwärmt haben, griff ich zu diesem Roman.

Der Wirtschaftsjurist Urs Blank ist einer der Spitzenleute im Fach für Verhandlungen von Fusionen und Teilhaber einer renommierten Kanzlei.
Er verliebt sich in eine junge etwas esoterische Frau und geht mit ihr in einer Gruppe auf einen Pilztrip. Er greift zu einem seltenen kleinen Pilz und erlebt die eigenartigsten Visionen.
Nachher merkt er wie sehr ihn vieles kühl bis kalt läßt und er kaum mehr Gewissen, Verantwortung oder Benehmen hat. Seine Ehe kippt endgültig, er läßt wichtige Gesprächspartner mitten im Gespräch sitzen und geht einfach in den Wald.
Der Wald wird sein Fixpunkt. Er kauft sich Überlebenswerkzeug, liest Überlebensbücher und steigt stundenlang, dann tagelang und letztendlich wochenlang durch den Wald auf der Suche nach genau diesem kleinen Pilz, der ihn damals auf den Trip gebracht hatte.
Leider hat er sich einen mächtigen eigensinnigen Wirtschaftsmann zum Feind gemacht, der ihn aufspürt und ihn eins mit dem Wald werden läßt.

Das Erleben des Waldes und wie Urs Blank in dem Walk überlebt, Fischreussen baut, Kaninchen überwältigt, Brot aus simplen Zutaten macht, sind faszinierend.
Die Gegenwelt bildet die Wirtschaft mit mächtigen Firmen, wichtigen Kanzleien, geheimen Dokumenten, Fallstricken in Klauseln bis zu Entscheidungen wer wofür zur Rechenschaft gezogen wird, und wer überlebt/überleben darf.
Als Bezugspersonen von Urs Blank waren nur seine Frau, seine Freundin und sein langjähriger Freund, der dann Psychiater wichtig. Sie verlieren an Relevanz - am Schluß zählt nur das Finden des kleinen Schwammerls.

Das Buch hat mich in seinen Bann gezogen und ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen. Ich kann es jedem empfehlen der sich gerne in eine Waldwelt hineinziehen lassen möchte.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Liaty Pisani : "Stille Elite"

Liaty Pisani :
"Stille Elite"
- "Der Spion und der Rockstar"
original "La spia e la rockstar (le vele nere)"
2004, Fazi Editori
aus dem Italienischen von Ulrich Hartmann
2004, Diogenes Verlag AG Zürich
368 Seiten
ISBN 3-257-06455-1

Ogden und Stuart werden zu Hilfe gerufen mithilfe ihres (Spionage)-Dienstes die Lanze des Longinus wiederzubeschaffen. Diese Lanze soll mächtige Männer der Weltgeschichte Kraft verliehen haben, und derzeit streiten zwei Seiten einer sich Elite nennenden Gesellschaft um deren Besitz. Beide Seiten dieser machtbesessenen und esoterischen Gemeinschaft haben das gleiche Ziel - Weltherrschaft über diejenigen Menschen, die nicht deren eigenartigen dynastischen Vorstellungen entsprechen, und diese zu versklaven - aber die Mittel sind unterschiedlich, und die Bereitschaft sinnlos viele Menschenleben dabei zu vergießen. Ausgehend von Italien vereitelt Ogden in letzter Minute einen Giftanschlag in den USA.

Parallel wird die Verwicklung eines Rockstars in die Geschichte erzählt: sein Leben ist geschützt, da seine Herkunft offenbar tadellos ist, aber seine Lieder sind es nach Ansicht dieser Elite nicht. Außerdem wird seine Liebe zu den Menschen und sein Einfühlungsvermögen als Schwäche gewertet.

Beängstigend gut wird in dem Roman mit Verschwörungstheorien gespielt, mit Ideen daß auch die Mächtigen der Welt nur Marionetten sind. Sämtliche Gesetze die dem Schutz der Menschen dienen sollten werden unter dem Schutzmantel der Terrorismusbekämpfung zur Kontrolle derer umgemünzt.
Der Einsatz von tödlichen Mikroorganismen (weil weder Aids noch die Hühnergrippe ihren gewünschten Effekt hatten) wird gedanklich ohne Rücksicht odre Verantwortung durchgespielt.
Lenkbare Menschen werden kompromißlos Hirnwäsche unterzogen, zu multiplen Persönlichkeiten geformt und am Schluß durch einen Mikrochip, der fremd ausgelöst wurde, ferngesteuert.

Das Buch ist gut geschrieben und rasch lesbar. Die Geschichte bleibt spannend, weil jede Menge gewissenloser Menschen dort ihr Spiel treiben, und die Frage bis zum Schluß bleibt ob die Guten oder die Bösen siegen.

Freitag, 21. Oktober 2011

Matti Rönka: "Bruderland"

Matti Rönka :
"Bruderland"
- Kriminalroman
original "hyvä veli, paha veli"
2003 Gummerus Kustannus Oy, Helsinki
aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara
Deutsche Erstausgabe, 2008, Grafit Verlag GmbH, Dortmund
217 Seiten
ISBN 978-3-89425-656-2

Viktor Kärppä lebt in Helsinki und organisiert Arbeiter für Baustellen. Zmindest ist das der offizielle Job. Früher hat er für die russische und die finnische Schimannschaft Dopingmittel und andere Drogen besorgt. Durch seinen Vater kann er russisch, durch die Familie seiner Mutter finnisch. Diese Sprachkenntnisse setzte er bei auch bei Übersetzungen für Arbeitsvermittlungen ein.

Der Polizist Korhonen, der christliche Zitate von sich gibt und leise christliche Lieder vor sich hinsummt, ist auf ihn angesetzt, da neues Heroin bereits einige Menschenleben gefordert hat. Viktor muß die Lieferanten finden, denn es glaubt ihm niemand, daß er nichts mehr mit Drogen zu tun hat.
Viktors Bruder Aleksej, kommt von Rußland nach Finnland und bereitet - da er bereits mit Drogen zu tun hatte - noch mehr Sorgen.
Freundin Marja ist zur Zeit in den USA und e-mails erzählen von gegenseitiger Sehnsucht - was Viktor nicht von Flirts oder mehr abhält.

Die Umgebung sind Baustellen, Lagerhallen, Polizeidienststellen, Fahrt nach Rußland und retour, Wohnungen mit mühsam erworbenen Habseligkeiten. Es gibt einige Machtorganisationen (Polizei, Mafia mit Schmuggel von Drogen, Porno-Dvds bis Baumaterial).

Spannend für mich war das Wort 'Rückwanderer' mit dem die Menschen bezeichnet werden, die Finnen waren, aus Karelien in die Sowjetunion abgezogen worden waren, und nun zurückkommen. Es gibt nicht nur Sprachschwierigkeiten,  Rückwanderer und Menschen deren Eltern aus beiden Kulturen (russisch und finnisch) kommen, bekommen mehr als nur dumme Kommentare ab.

Die Menschen sind eher vierschrötig geschildert, als Menschen die anpacken, aber moralisch-ethische Standpunkte wegen Überlebens beiseite lassen (müssen).
Ein kleines Happy End gibt es da Viktor das Haus in dem er bisher gewohnt hat, erwirbt und viele Freunde ihm bei der Sanierung helfen.

Das Buch ist gut, aber es bleibt etwas kühl in seinen Schilderungen, was vielleicht am Temperament im Norden Europas liegen mag.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Anne Cuneo : "Herz aus Eisen"

Anne Cuneo:
"Herz aus Eisen"
- der erste Fall der Marie Machiavelli
original "Ame de bronze"
1998, Bernard Campiche Editeur, Orbe
aus dem Französischen von Peter Sidler
2000, Limmat Verlag, Zürich
231 Seiten
2 Seiten Nachwort
ISBN 3-85791-340-1

In der Detektivgeschichte geht es um Marie Machiavelli, die in Lausanne ihr Büro hat.

Einerseits geht es um einen arroganten Engländer, der sie beauftragt Geld einzutreiben - was sie erledigt.
Dann geht es um eine Politkergattin, die ein gestohlenes Paket wieder haben möchte - was nicht gelingt.
Große Sorgen bereiten ihr, daß ihre beste Freundin vergewaltigt worden war.
Nebenbei versucht sie ihr Gewissen rein zu halten und recherchiert wiederholt bei der Geldeintreibesache des arroganten Engländers nach. Als dieser in Bern ermordet aufgefunden wird, kommt bei Recherchen heraus wie unbeliebt er gewesen war, da er sich den Kick im Leben durch erpresserische Spielchen geholt hat (Geld hatte er genug).
Am Schluß führen fast alle Handlungsstränge zu diesem unsympathischen ermordeten Zeitgenossen, und auch die Vergewaltigung wird hoffentlich leichter verarbeitbar. Ob er ein Herz aus Eisen (deutsche Übersetzung) oder Bronze (französisches Original) hatte, ist nur noch Geschmackssache.

Das Buch ist nett geschrieben, die Menschen skizziert, sodaß mir manchmal die Tiefe fehlt, aber die Spannung hält. Auch wenn viele verschiedene Fäden verkreuzt sind, sind mir die Linien doch klar geblieben. Irritierend war für mich der Umgang mit Zeit, da mir hier einiges im Ablauf nicht wirklich klar war.

Die Hauptfigur gefällt mir gut mit ihrem Spiel mit dem berühmten Namen, den sie wirklich von dem berühmten Mann hat, und dem Eingehen auf zweisprachiges Aufwachsen und die Schwierigkeiten in zwei Sprachen (italienisch und französisch) zu denken, das autobiographisch ist.

Die Nebenfiguren sind zahlreich aber signifikant geschildert : der gut kochende Journalisten-Freund, der Anwalt der auch Schauspieler ist, der englische Detektiv im Rollstuhl, die Freundin und Lehrerkollegin der Freundin, der schweizerische hartnäckige Polizist, die Onkels des Engländers bis zur geschiedenen zarten Ex-Frau des Engländers und ihrer Großmutter.

Das Buch kann ich empfehlen - ob ich die Folgebücher (es gibt 2) lesen möchte, oder doch lieber etwas ganz anderes,  muß ich netterweise nicht gleich entscheiden.

Donnerstag, 6. Oktober 2011

Doris Gercke : "Die Frau vom Meer"

Doris Gercke :
"Die Frau vom Meer"
- Ein Bella Block Roman
2000, Hoffmann und Campe
Umschlagbild: von Gabriele Münter (1917)
248 Seiten
1 Seite Quellenangaben der Gedichte und der Vineta-Sage
ISBN 3-455-02295-2

Bella Block kommt nach 3 Jahren in Rußland - Odessa - Sibirien wieder heim nach Hamburg, und wird ersucht eine angeklagte Frau, die eisern schweigt, zu beobachten um herauszubekommen ob sie ihre drei Kinder ermordet hat oder nicht. Ein ehemaliger Freund in der Polizei ersucht sie darum.
Die Richterin, die Staatsanwältin und der Verteidiger arbeiten sich durch Indizien, befragen den Exmann (nicht die neue junge reiche Freundin), den Kurzzeit-liebhaber und sprechen am Schluß Lara G. frei.

Das Buch begleitet Bella Blocks Weg durch die Stadt, das Gericht, ihre Beobachtungen der Menschen, ihre Besuche in eleganten Lokalen und dürftigen Beisln.
Neutral wird der Geifer des Publikums, böser die Stimmungsmache der Medien durch die Journalisten betrachtet und kommentiert. (dabei spielt das Buch 1999-2000; wie würde der Text 10 Jahre später im Internetzeitalter aussehen?)
Parallel liest sie ein Buch mit Lyrik, das der Angeklagten gehört.

Gedankenfetzten, die kursiv gesetzt sind, beschreiben die Sage um Vineta (offenbar ein anderes nordisches Atlantis ?) und eine Stadt der Frauen, die um zu überleben und die Kinder zu ernähren entweder der Prostitution nachgehen oder LKW fahrer ausrauben.

Das Buch hat mich berührt - ich möchte es gerne nochmals lesen, und kann es Lesern die sich auch auf langsameres Tempo einstellen wollen nur empfehlen.

Sonntag, 25. September 2011

Rosa Cerrato : "Das Böse Blut der Donna Luna"

Rosa Cerrato :
"Das Böse Blut der Donna Luna"
- Nelly Rossi ermittelt
2007, Fratelli Frilli Editori
"La maman de via del Campo"
aus dem Italienischen von Verena von Koskull
2010, Aufbau Taschenbuch
387 Seiten
ISBN 978-3-7466-2661-1

Meine Erwartungen waren : ein schöner dicker Krimischmöker der mich unterhält und fasziniert. Vorneweg : diese Erwartungen wurden erfüllt und der Krimi hat mich in den Bann gezogen; die dezenten Informationen betreffend genuesische Essensspezialitäten habe ich genossen.

Dottoressa Nelly Rosso ist Commisario und eine lebhafte rothaarige Frau, die mit  Sohn Maurizio (Mau) und den drei Katzen Minni, Silvestro und Pippo in Genua lebt.
Mitten im tropenheißen Sommer werden Leichen von enthaupteten jungen schönen Frauen gefunden - ohne Kopf und eigenartig drapiert. Der erste Verdächtige muß entlassen werden, da wieder kopflose Frauenleichen gefunden werden - was den mediengeilen Polizeichef ärgert. Ein Profiler, der aus Amerika nach Italien zurückübersiedelt ist, wird um Verstärkung des Polizeiteams gebeten, was die interne Polizeipsychologin eifersüchtig stimmt. Eifersucht auch deshalb weil sich Nelly mit dem Polizeivize, einem blendend aussehenden höchst charmanten aber beziehungsunfähigen Mann auf freundschaftlicher Ebene bestens versteht und er auch ihre Entscheidungen innnerhalb der Polizei meist unterstützt. Eine Frau, die aus Senegal kam, tw. Frauen hilft, aber auch etwas zwielichtig ist, hilft Nelly mit ihren Zauberkräften (Vodoo ?) ihren Instinkt zu unterstützen und daß am Schluß bei dem besessenen Mörder überlebt. Am Ende sind eigentlich viele Leichen zusammengekommen inkl. einer übereifrigen Journalistin, einem Geistlichen der eine Organisation zur Unterstützung Jugendicher aufgebaut hat, und einem Anwalt der ebenfalls in dieser Organisation mitarbeitet.

Es ist eine starke Geschichte, bei der es vor Menschen, ihren Schicksalen und Einstellungen/Gefühlen wimmelt: Der Sohn dessen Freundin schwanger ist, und beide vor der Matura stehen. Der Polizist dessen Frau ihn nach langen Jahren verläßt weil sie endlich ein Kind will. Die Polizistenkollegin die endlich die Karriereleiter etwas hinauf möchte. Eine Organisiation von wohltätigen Damen, die Ausländerinnen zu Hungerlöhnen einstellen und wie Sklaven arbeiten lassen. Hilfreiche Polizisten und solche die erst zum gelösten Fall erscheinen um das Lob der Medien abzukassieren etc etc etc.

Auf die Spannungen zwischen den Menschen wird genauer eingegangen - v.a. die zwischen Nelly und dem Profiler Alessandro. Erst am Schluß wird der Knoten entwirrt, der zeigt, daß seine Besessenheit (Mutter, Schwester, Mond) hinter den Morden steht - auch wenn er die meisten nicht selbst begangen hat sondern andere als Marionetten einsetzte.

Die tropische Sommerhitze in der Stadt ist greifbar und dicht geschildert, inkl. Wasserknappheit und Gesundheitsprobleme der Bevölkerung.
Nett fand ich die Nebenhinweise auf die ligurischen gastronomischen Köstlichkeiten - diese Liste inkl. Kurzbeschreibung hätte ich gerne nicht nur als Fußnoten, sondern zusammengefaßt am Anfang oder Ende des Buches nochmals nachgelesen.

In Summe ein gutes Buch, das ich trotz seiner Seitenanzahl empfehlen kann/muß.

Donnerstag, 22. September 2011

Edith Kneifl : "Schön tot"

Edith Kneifl :
"Schön tot"
- ein Wien Krimi
2009, Harmon Verlag Innsbruck-Wien
161 Seiten
8 Seiten Rezepte der wiederholt genannten Lokale
keine ISBN Nummer in Buch oder Umschlag zu finden

Mir war nach dem trockenen norddeutschen Krimi nach etwas unterhaltsamen österreichischen zu Lesen gewesen.

Frau Mag. Katharina Kafka arbeitet als Kellnerin in einem der bekanntesten Szenelokale in Margareten, dem 5. Gemeindebezirk Wiens. Die Ordination eines Arztes fliegt in Luft, dessen Putzdame kommt dabei ums Leben, 2 weibliche Tote werden gefunden. Frau Kafka gewährt einem liebenswürdigen Mann, der Frauenkleider liebt, Unterschlupf und redet mit vielen Menschen über die Morde. Am Schluß gibt es eine Leiche (der 'Serientäter') und eine Verletzte mehr; Grund der Leichen war einer der ältesten Gründe zu Mord.

Die Menschen sind unterschiedlich geschildert: die Protagonistin mit ihrer halben Zigeuner/Roma-Abstammung und ihrer Sehnsucht nach New York, die Freunde ihres Großvaters der Polizist gewesen war, unterschiedliche Geschäftsleute der Umgebung, ein schleimiger Makler der gerne ihr Liebhaber wäre, der schwule Freund, etc.

Leider macht das Buch zu lesen immer weniger werdenden Spaß, weil fast auf jeder vierten Seite eine Lobhudelei auf den heimlichen Bezirksvorstand (Zitat), einem erfolgreichen Geschäftsmann inmitten von Margareten, der ein ehemaliger Journalist ist, einsetzt. Es nervt permanent die Gastronomie-Lokale mit Namen genannt zu bekommen und deren Gerichte dort. Auch eine Automarke kommt nervig oft vor.
Auf dem Umschlag steht, daß die 'Wiener Einkaufsstraße'-n gesponsert haben - also ein Marketingwerk, für das der Buchpreis gezahlt werden muß ?

Mittwoch, 14. September 2011

Tatjana Kruse : "Wie klaut man eine Insel?"

Tatjana Kruse :
"Wie klaut man eine Insel ?"
- Ein Borkum-Krimi
2007, Leda-Verlag, Leer, Deutschland
156 Seiten
3 Seiten 'Die Akteure und Aktricen'
1 Seite Vorwort
1 Seite Geleitwort für Borkumreisende
ISBN 3-934927-96-3

Flappsig wird hier beschrieben wie sich ein weinerliches Muttersöhnchen, das sich für einen Philosophen hält, auf einer norddeutschen Ferieninsel als Detektiv versucht.

Ein österreichischer Adeliger meint Ansprüche als Inselfürst zu haben. Ein Doppelgänger von ihm wird ermodet aufgefunden. Die Journalistenmeute erscheint. Ein Revolutzer glaubt daß er die Rolle Fidel Castros für Borkum übernehmen kann. Einige weibliche Personen versuchen die Aufmerksamkeit des Philosophen zu erringen. Die Ehefrau und die Geliebte des zukünftigen Inselfürstes probieren das Gleiche um seine adelige Person. Am Schluß stellt sich heraus, daß der Adelige die Morde begangen hat und die Ansprüche auf einem Spaß von Napoleon begründet sind.

Der Stil des Buches ist zwischen nett flappsig, nett respektlos und einiges ungut respektlos. Vermutlich ist das typisch norddeutscher Humor - tw. gut, tw. flappsig, tw. einfach nur fad.

Die Menschen sind allesamt ungut gezeichnet - ich habe leider keine einzige positive Gestalt gesehen, bis auf die Frau im Blümchenkleid die sich Humor bewahrt hat und den lebensunfrohen Philosophen ins Leben zurückküßt.

Sonntag, 4. September 2011

Patricia Cornwell : "The Front"

Patricia Cornwell :
"The Front"
Paperback edition published 2008 by Sphere, UK
229 Seiten
ISBN 978-0-7515-3965-3

i n   e n g l i s c h e r   O r i g i n a l f a s s u n g   g e l e s e n
Auf deutsch wurde das Buch unter dem Namen "undercover" veröffentlicht.

Win Garano wird von seiner Vorgesetzten Monique Lamont auf einen 45 Jahre zurückliegenden Fall angesetzt. Eine blinde Britin könnte eines der  Opfer des Boston Mörders sein - womit sich eine wunderbare Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit den Briten jenseits des Meeres ergibt.
Ein anderer Handlungsstrang erzählt, daß jede Menge Rohstoffe gestohlen und verschoben werden. Parallel dazu wird geschildert wie politische Machenschaften ablaufen (können) oder wie einer dem anderen eine Falle stellt.
Letztendlich löst "Win" den Fall und es ist klar, daß nicht der Boston Mörder die junge Frau ermordet hat, sondern sie einen Mord auf der Straße an einem Jurymitglied in einem Mordprozeß an einem Mafiamann gesehen hatte (sie war nicht blind gewesen, sondern nur lichtempfindlich), weshalb sie und ihr Freund umgebracht wurden. Auch der Rohstoffdiebstahl wird aufgelöst.

Die Menschen bleiben plakativ: die kalte, schöne, machtbesessene, kalkulierende Lamont, Win der sich gängeln läßt und sie und seine Mitarbeiterin "Stump" schützt oder es zumindest probiert, der schmierige Journalist, der liebenswürdig aussehende aber glatte Politiker. Spaß hat mir eigentlich nur die Schilderung der esoterischen Großmutter gemacht.
Im Hintergrund ziehen Heimatschutz, E-spionage, und die Überzeugung manches Protagonisten, daß jeder zu überwachen sei, ungute Fäden.

Auch wenn ziemlich viele Klischees bedient werden, bin ich froh, das Buch auf englisch gelesen zu haben, denn ich habe einige neue Vokabel dazugelernt.

Sonntag, 7. August 2011

Franz Karl Ginzkey : "Der Kater Ypsilon"

Franz Karl Ginzkey :
"Der Kater Ypsilon"
1. Ausgabe 1926 bei L. Staackmann Verlag, Leipzig
Neuausgabe 1960 Verlag Kremayr Scheriau, Wien
1996 Verlag Die Waage, Zürich - Lizenzausgabe
Mit Scherenschnitten von Susanne Schläpfer
99 Seiten
ISBN 3-85966-063-2

Mir wurde als Gast und Katzenfan an einem verregnetem Sommersonntag im Salzkammergut diese Novelle des Schriftstellers angeboten, dessen Kinderbuch "Florians Reise über die Tapete" meine Volksschulzeit begleitet hatte.

Es ist ein entzückendes Buch, in dem sehr liebevoll auf die Beziehung zwischen Mensch (hier eine junge Witwe) und Katze eingegangen wird.
Die Geschichte handelt von dieser jungen Witwe (mit diesem smaragdäugigen Kater), die wieder beginnt am Attersee in Gesellschaft zu gehen resp. mit dem Boot quer über den See auf Besuch zu fahren (oder gefahren zu werden).
Es ist die Zeit nach Wirtschaftszusammenbruch, Geldverlust und auch Zerbrechen einiger innerer Werte der Gesellschaft.

Ingenieur Titus, der in Rußland Gefangenschaft und Folter überstanden hat, versucht die Dunkelheit, die er erlebt hat, in Philosophie und Metaphysik zu verarbeiten; für ihn sind einige Werte der Gesellschaft zerbrochen.
Das Ehepaar Frohwyn besteht aus der schönen faszinierendem etwas unsteten Baronin und dem liebenwürdigen positiven verläßlichen gutherzigen Baron.
Sylvia, die junge Witwe, wohnt in dem Haus ihrer Eltern am See, hat den Selbstmord ihres Gatten wegen Geldverlustes verarbeitet und nimmt Kater Ypsilon mit seiner 'Selbstgeschlossenheit', 'seinem schönen buschigen Schweif, den er wie ein Fragezeichen hält, das niemand beantworten muß', und dem weißen Fleck im schwarzen Fell zu sich. Der Kater erwartet sie immer wieder am Bootslandesteg, eine Idee, die ich entzückend finde.

Am Schluß finden sich die vier Menschen in anderen Paarkonstellationen wieder und Kater Ypsilon, der einige Zeit verschwunden war, ist auch wieder hier - mit dem 'Schweif gebogen wie ein Fragezeichen'.

Schön sind die Farbschilderungen, die Farbspiegelungen, die Farbenspiele die der Autor auf dem Attersee schildert, manches sind Vokabel aus einer anderen Zeit wie 'mitisgrün', anderes ist vertraut.

Auf dem Buchcover sitzt ein Kater in Scherenschnitt-Technik; weitere Scherenschnitte, die die Linien des Katers einfangen, sind im Buch verteilt. Mir gefallen die Schnitte von Frau Schläpfer sehr gut.

Das Buch kann ich jedem/jeder empfehlen, der/die eine schöne Geschichte / Novelle lesen möchte, jedem Katzenfan und jedem Fan des Salzkammergutes hier v.a. den Seglern und Seglerinnen der Salzkammergutseen.

Samstag, 6. August 2011

Petra Oelker : "Das Bild der alten Dame"

Petra Oelker :
"Das Bild der alten Dame"
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Neuausgabe 2001
Copyright 1999
203 Seiten
ISBN 3-499-22865-3

Der Roman ist ein nette, gut geschriebene Geschichte einer deutschen Journalistin, die nach England gesandt wird um dort eine kitschige Story über eine ältere Dame (eine charmante Lady) zu schreiben, der nach Jahrzehnten ein Gemälde, das sie und ihr gefallener Mann gekauft hatten, und das gestohlen war, durch die Post zugestellt erhalten hatte.

Der Fokus des Buches liegt auf Leo(nore) Pelheim, und wie sich die Menschen um sie bewegen: vom Chefredakteur Johannes, dessen unternehmungslustiger wiffer Mutter Felicitas, die liebenswürdige Lady Amanda Thornbould, deren Neffe der Kunsthistoriker Timothy Bratton, etc.

Leo fliegt zwischen Hamburg und Jersey hin und her, interviewt die alte Dame auf der Insel, besucht einen alten Mann im Rollstuhl in Hamburg, belauscht ein Gespräch zwischen einem großartigen Maler der für eine zwielichtige Guppe höchstwertige Bilder kopiert, ertrinkt fast in der Flut und hilft am Schluß der Polizei.
Im Hintergrund war eine gut organisierte Gruppe gewesen, die berühmte Bilder gestohlen hat, sie kopieren ließ und Menschen mit viel Geld und Geheimnissen um den Originalpreis verkauften.
In das Gemälde, das Lady Thournbold überraschend zurückerhalten hat, hat sich ein deutscher Soldat verliebt gehabt, es gestohlen und erst viel später kopieren und - leider die Kopie - zurückschicken lassen.

Die Geschichte ist nett und gut geschrieben, die Szenerien laufen vor dem Auge ab, die Menschen sind klar skizziert und einige Schilderungen laden zum Schmunzeln ein. Viel Verngügen !

Freitag, 5. August 2011

Veit Heinichen : "Der Tod wirft lange Schatten"

Veit Heinichen :
"Der Tod wirft lange Schatten"
Ein Proteo-Laurenti-Krimi - sein vierter Fall
2. Auflage August 2007, Dtv München
2005 Zsolnay Verlag Wien
355 Seiten
ISBN 978-3-423-20994-6

Commissario Proteo Laurenti hat einige Fäden zu entwirren : Eine Nachkriegsgeschichte mit Waffen aus dem zweiten Weltkrieg, die bis ins 21. Jahrhundert in einer Lagerhalle verstaubt sind. Den Tod eines Mannes, der an einem Ohrring erstickt ist. Tieraktivisten, die versuchen mit Aktionen das Augenmerk auf komplett ungepflegte Schlachttiere zu wenden. Und seinen Kontakt zu dem charismatischen ehemaligen Gerichtsmediziner Galvano, der eine alte Geschichte eines vor langem ermordeten Professors endlich klären möchte, dann aber weil er einer taubstummen Frau, die in eine mafia-ähnlichen Organisation zu überleben versucht, helfen will, plötzlich in ziemlichen Schwierigkeiten steckt. Und Dokumente, die Greueltaten aus dem zweiten Weltkrieg dokumentieren, und damit jetzt promimenten Menschen ziemliche Schwierigkeiten machen können.

Die Liebe kommt auch zu Schrift, da die Besitzerin der Lagerhalle mit den Waffen, eine junge Frau aus Australien - ihre Großeltern waren aus Triest ausgewandert - mit dem faszinierenden aber unehrlichen Gehilfen der Notarin eine leider lausige Liebesgeschichte hat. Laurentis eigene Parallelliebe mit der Staatsanwältin Ziva hat kurz Platz, macht aber irgendwie nicht glücklich.

Laurentis 'alter Feind' Drako zieht auch einige Fäden, und beschleunigt mit dem Auftritt seiner Agentin das Geschehen ziemlich.

Am Schluß ist der Tod des Mannes aufgeklärt. Die Waffen aus der Lagerhalle werden den offiziellen Dienstweg gehen. Die taubstumme Frau ist der Organisation mit ihren menschenunwürdigen Behandlungsweisen entrissen, und der Gerichtsmediziner Galvano hat unter dem Schutz der Polizei Erpressungen um einen Geldkoffer und Dokumente überlebt.

Neu war für mich die Geschichte um Triest nach dem zweiten Weltkrieg, die Alliertenzone und das hin und her um die Stadt am Mittelmeer. Ebenfalls interessant der Teil der dann jugoslawischen Seite der Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg. Eher erschreckend die Möglichkeit, daß die Geheimdienste der jetztigen Staaten entweder mit- oder gegeneinander arbeiten.

Nett ist der Ausflug ins Kulinarische, als der Sohn Marco ein kaltes Fischmenü zaubert.

Böse werden die sogenannten Grillpartys von Laura, des Commissarios Gattin beobachtet.
Spaß machen die Schilderungen des alterndes Gerichtsmediziners Galvano und eine älteren Triestiner Dame mit Temperament und Niveau und deren verbales Scharmützel. Unter die Haut gingen mir die Schilderungen der Organisation die die taubstummen Menschen ohne Paß und unter Druck losschickt.

Das Buch ist gut, will aber konzentriert gelesen werden. Auch wenn einige Handlungsstränge klassisch gelöst werden, bleiben doch einige Fragen im Raum stehen. Vielleicht sollte ich mir doch die Folgebände zu lesen organisieren ?

Sonntag, 24. Juli 2011

Andrea Camilleri : "Das Spiel des Patriarchen"

Andrea Camilleri :
"Das Spiel des Patriarchen"
- "Commissario Montalbanos fünfter Fall"
Original "La Gita a Tindari"
2000, Sellerio Editore, Palermo
aus dem Italienischen von Christiane von Bechtoldsheim
2002 Edition Lübbe, Bergisch Gladbach
304 Seiten
1 Seite Anmerkung des Autors
2 Seiten Anmerkungen der Übersetzerin (mit Aussprüchen, Erklärungen, Namenserläuterungen)
1 Seite im Text erwähnte kulinarische Köstlichkeiten (leider nicht vollständig)
ISBN 3-404-92114-3

Nachdem ich vor vielen Jahren einige Krimis von Andrea Camilleri gelesen hatte, war mir an einem verregneten Wochenende nach einem guten Krimi der im warmen Süden Europas spielt und mich gut unterhält. Meine Erwartungen wurden erfüllt - inkl. daß ich Gusto auf Fisch bekam.

Ein älteres Ehepaar verschwindet und ein junger Mann wird erschossen.
Commissario Montalban besucht auf Einladung eines windigen Advokaten den alternden Chef der Mafia, dessen Beschreibung mich an Raymond Chandlers Schilderung des alten Generals Sternwood in die "Der große Schlaf" erinnert, und soll in eine Intrige verwickelt werden. Es geht um den Enkel des alten Herrn, den die Polizei ermordet findet, wie von der Mafia geplant. Montalban fädelt es ein daß der Schuß nach hinten los geht.
Letztendlich wird ein unschöner Organhandel aufgedeckt, bei dem sich die Reichen die notwendigen Organe besorgen und implantieren gelassen haben.

Das gewohnte Team aus Mimí, Fazio und Cateré arbeitet um den Commissario herum, Mimí erfreut den Chef mit seinen Damenamouren, und mit Livia erfolgen die in der Serie gewohnten Telephonate.

Genossen habe ich die Beschreibung der Gerichte und wie der Commissario Fisch(e) vertilgt, und schön finde ich die Bruchstücke der sizilianischen Ausdrücke und Formulierungen, die immer wieder einfließen (netterweise mit Übersetzung daneben).

Meine  Erwartungen sind erfüllt worden : meine Seele durch das sizilianische Ambiente trotz des Regens draußen erwärmt und ich bin gut unterhalten worden. Viel Vergnügen beim Lesen !

Sonntag, 10. Juli 2011

Matti Y. Joensuu : "Blinder Neid"

Matti Y. Joensuu :
"Blinder Neid"
1993, Otava, Helsiniki
"Harjunpää ja kiusantekijät"
aus dem Finnischen von Stefan Moster
Deutsche Erstveröffentlichung 2002, Wilhelm Goldmann Verlag
246 Seiten
ISBN 3-442-72856-8

In dem Buch wird die Geschichte von zwei armen Menschen erzählt, die einem willkürlich gewählten erfolgreichen Menschen das Leben so schwierig gestalten, daß am Schluß alle unglücklich und einige nicht mehr am Leben sind.

Jari und Sanna Lehikonen sind ein erfolgreiches Ehepaar, denen seit Monaten unwillkommene Bestellungen vor die Haustür gestellt werden oder nicht bestellte Handwerkerbesuche erhalten etc. Als ein Spanner von Baum stürzt und dabei umkommt, wird zuerst das Ehepaar verdächtig.
Kommissar Hajunpää und seine Kollegin Onerva ermitteln wegen der Belästigungen, bleiben aber erfolglos.
Parallell dazu verliert Dödö (Raikas) Poikolainen seine schlechte Arbeitsstelle bei einem Wachdienst und beim jüngsten Kind wird grauer Star diagnostiziert, was seinen Haß auf die reichen Lehikonens verstärkt. Er plant die Erpressung von Jari Lehikonen - dessen Frau Sanna mittlerweile überzeugt ist, daß er die unwillkommenen Besucher angezettelt hat und ihn daher verlassen hat.
Die Erpressung geht schief, aber Jari Lehikonen ist von den Ereignissen dermassen gezeichnet, daß er auf in die psychiatrische Anstalt kommt und Dödö einen Selbstmordversuch unternimmt - Dödös dummer Gehilfe Antull ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, aber die Polizei findet bei ihm alle Anrufe zur Belästigung der Lehikonens gelistet.

Das Buch ist gut geschrieben, die Menschen und ihre Beweggründe gehen unter die Haut - zumindest mir. Alle Beteiligten kämpfen ums Überleben : Dödö und Antull in ihrer unziemlichen Art und Weise, die reichen Lehikonens und auch die Polizeimitarbeiter. Leider finden wenige positive Lösungen, sodaß Traurigkeit am Schluß in mir übrig blieb.
Da das Buch fasziniert, kann ich es nur empfehlen.

Dienstag, 5. Juli 2011

Eugenio Fuentes : "Das Herz des Mörders"

Eugenio Fuentes :
"Das Herz des Mörders"
Untertitel "Nur wer liebt, kann auch töten ..."
"Ein Fall für Ricardo Cupido"
original "Cuerpo a cuerpo", 2007
übersetzt von Roberto de Hollanda
2008, Goldmannverlag - Deutsche Erstveröffentlichung
400 Seiten
ISBN 978-3-442-46673-3

Ein schöner dicht geschriebener Detektivroman, mit verschiedenen starken Charakteren, die allesamt genau beschrieben werden. Am Schluß bleibt leise Traurigkeit, weil die Frage wie die Menschen weiterleben im Raum stehen bleibt.

Samuel, Kleinunternehmer der Altpapier sammelt und recycelt, macht bei der Beobachtung einer schönen Nachbarin mittels automatischer Kamera Photos in denen ein Bitbullterrier einen Teenager ums Leben bringt. Er löscht die Photos nicht. Ein Zufall gibt ihm die Chance die schöne Frau Marina kennen zu lernen. Deren Vater Camilo Olmedo ist Soldat und wird eines Tages erschossen aufgefunden. Seine Tochter glaubt nicht an Selbstmord und beauftragt Ricardo Cupido (und seinen Freund El Alkalino) hier nachzuforschen.

Camilo Olmedo hatte den Auftrag Kasernen auf ihre Wirtschaftlichkeit zu überprüfen und auch wie weit der aktuelle Stand des Heeres den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entspricht. Er hat empfohlen eine nahe gelegene Kaserne zu schließen, und sich damit einige Feinde gemacht (und damit 3 schöne Charaktere in Fuentes' Buch initiiert).
Die Mutter Marinas war an einer Schönheitsoperation verstorben. Ursache war ein kaputtes Gerät gewesen, das dem Anästesisten damit keine notwendigen Informationen gegeben hatte - Olmedo hatte eine zeitweise Suspendierung dieses Arztes von seiner Arbeit durchgesetzt. Seit einiger Zeit ist er mit Gabriela, der Mutter des verstorbenen Teenagers befreundet.

Fuentes nimmt sich Zeit für seine Darsteller und widmet fast jedem mindestens ein Kapitel : dem Obersten der Kaserne der nur noch mit Würde die Kaserne schließen möchte, zwei anderen Offizieren - der eine möchte nur noch nach Afghanistan (wo wirklich Krieg ist) und der andere sich zurückziehen um seinen dementen Vater zu pflegen, der Arzt der endlich wieder arbeiten darf und doch immer wieder von der 'alten' Geschichte eingeholt wird bis zum Noch-Ehemann von Marina, der als der rücksichtslose Filou geschildert wird wie ihn sein Schwiegervater befürchtet hatte. Zarten Raum hat die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Marina und Samuel. Auch Ricardo Cupido, der seine Werte hinterfragt und sein Freund finden Platz sich zu entwickeln.

Daß Samuel die Photos auf denen der Hund einen Teenager umbringt nicht gelöscht hat, bringt den Tod von Olmede.

Die Personenbeschreibung gefällt mir sehr gut, sie ist klar aber der 'drive' der Handlung leidet nicht darunter. Die Orte sind auch klar skizziert von Strand mit Jugendlichen, bis elegantem Hotel, die Präzision und auch Melancholie der Kaserne bis zum Ausflug durch die Villengebiete.

Ein schönes Buch das gedanklich entführt - ich kann es nur empfehlen; ich überlege mir eine der anderen Detektivgeschichten mit Ricardo Cupido zum Lesen zu organisieren.

Sonntag, 26. Juni 2011

Hanns P. Karr & Walter Wehner : "Rattensommer"

Hanns P. Karr & Walter Wehner :
"Rattensommer" - ein Gonzo-Krimi
1995, Haffmans Verlag AG Zürich
229 Seiten
1 Seite 'was noch zu sagen ist'
ISBN 3-251-30055-5

Das Autorenteam, das lt. Internet die Geschichten im Caféhaus oder sonst einem Lokal sitzend spinnt, erzählt als zweiten Teil einer Ruhrpot-Tetralogie, wie Herr Gonschakow, Spitzname Gonzo, mit seiner Kamera an einem heißen Sommer mit der üblichen Auftragsflaute um Aufträge kämpft und in ein Geschäft mit mörderischen Pornoaufnahmen verwickelt wird.

Gonzo fährt durch die Stadt den Polizeifunk illegal abhörend um irgendwo als erster Kameramann Aufnahmen zu machen, und diese dann so rasch wie möglich an Fernsehsender zu verkaufen. Er nimmt alles auf : verendende Tiere, Feuerausbruch inklusive. Zwischendurch verhilft er als Kameramann zu eher lustlosen Pornostreifen. Die Tierschützer beschäftigen ihn zur Dokumentation ihrer Aktionen.
Parallel ist die Polizei damit beschäftigt junge tote entstellte Frauen aus dem Fluß zu fischen.
Sie zwingen Gonzo zur Mitarbeit.
Letztendlich fliegt die Zusammenarbeit des Pornohändlers mit einem Polizisten auf, die miteinander sadistische Pornos gedreht haben. Die Mädchen waren aus Polen eingeschmuggelt worden. Der Fahrer dieser Mädchen hatte sich in eines davon verliebt - als er entdeckt wozu sie mißbraucht und getötet worden war, tötet er den Pornomann und der Polizist überlebt das danach angezündete Flammenmeer mühsam.

In dem Buch ist permanent irgendwo Actiooon. Die Menschen kämpfen alle mühsam ums Überleben - die Angestellten an der Würstchenbüde, Gonzo selber gegen diverse Inkassobüros. Zum Drüberstreuen gibt es Leutchens die behaupten Hitlers Schreibmaschine zu horten oder Goebbels Reden in Überlautstärke hören.

Wer ein Buch mit Drive, Spannung und viel 'Action' lesen möchte ist hier sicher gut aufgehoben. Liebesgeschichte findet keine statt, eher Hormonelles.

Montag, 20. Juni 2011

Juan Madrid : "Nichts zu machen"

Juan Madrid :
"Nichts zu machen"
1986, Original 'Nada que hacer'
(Hinweis unter der letzten Zeile : Madrid, November 1983)
übersetzt von Hans-Joachim Hartstein
1990, Elster Verlag Moos & Moos Baden-Baden
191 Seiten
2 Seiten Nachwort von Dietmut Roether
ISBN 3-89151-090-X


Das Buch ist ein schwarzer, für mich negativer Roman, der mich in den Bann gezogen hat. Es hat zwar eine Art positives Ende, da die Rache gelungen ist, aber positiven Ausblick spürte ich beim Lesen nicht.

Der Kriminelle Silverio Roca ist ein gefragter Fahrer - bei Überfällen, Banküberfällen und auch für Transport gefährlicher Ware. Eigentlich  w a r   er es, denn er ist einem ehemaligen Mitsträfling und einflußreichem Chefkriminellem in eine Falle getappt und wurde dabei lebensgefährlich verletzt. Als er aus dem Krankenhaus und dann Gefängnis entlassen wird, entdeckt er daß die einzigen die ihm eine quasi-Familie gebildet hatten nämlich die Pensionswirtin Amparito und ihre Tochter Conchita (die sich an einflußreiche Männer verkaufte) nicht mehr am Leben sind (Amparito starb an Krebs, ihre Tochter wurde ermordet). Silverio macht sich an die Arbeit und beseitigt diejenigen die er an dem Tod der beiden für schuldig hält, bei denen es sich um eine ungute Mischung aus Bankmanagern und Kriminellen handelt.

Die Geschichte wird nicht linear erzählt, sondern der Autor springt in der Vergangenheit und der aktuellen Suche nach dem/n Verursacher/n des Leids von Conchita und ihrer Mutter hin und her.

Die handelnden Personen sind meist hilflos, überfordert, oft unglücklich - weder die gut situierten Bankmenschen noch die Kriminellen auf den verschiedenen Hierarchiestufen. Es geht für die einen nur ums Überleben, für die anderen um rücksichtslos ihre Macht durchzusetzen.
Das Ambiente sind meist zwielichtige Lokale, viel Alkohol, käufliche Damen oder Bankräume/eine Villa/Friedhof. Nirgends ist auch nur ein Hauch von Geborgenheit zu spüren.

Trotz der negativen Atmosphäre hat mich die Geschichte fasziniert  und ich wollte wissen, ob die Rache gelingt. Ob das Buch die Atmosphäre anfang/Mitte der 80-er der Post-franco-ära authentisch einfängt, kann ich nicht beurteilen, aber das Buch durchaus empfehlen.

Dienstag, 14. Juni 2011

Ruth Rybarski (Herausgeberin) : "Katze liebt Frau liebt Katze"

"Katze liebt Frau liebt Katze"
Literarische Streicheleinheiten aufgelesen von Ruth Rybarski
226 Seiten
4 Seiten Überblick über die Autorinnen
2011, Residenz Verlag

23 Erzählungen und ein Gedicht zum Thema Katze hat Frau Rybarski bei Schriftstellerinnen und Journalistinnen erfragt und geliefert bekommen. Die Geschichten sind unterschiedlich lange (oder kurz), humorvoll - liebevoll - skeptisch - skurril - abenteuerlich - spannend (manche auch überraschend fad).

Meine Lieblingsgeschichte ist von Emmy Werner (ja ! der ehemaligen Volkstheaterdirektorin), in der die Katze der Geschichte allergisch auf den Menschen wird.
Skurril und humorvoll ist die kurze Geschichte in der Silke Hassler beschreibt wie sie dabei ist sich in eine Katze zu verwandeln, sich für Katzenfutter zu interessieren und zum Eigenschutz mit der Geschichte aufhört.
Fast gespenstisch ist die Geschichte von Linda Stift, in der sie eine mechanische Katze schildert.

Weitere Geschichten die mir sehr gut gefallen haben sind von Luisa Francia, Julia Franck, und Susanne Scholl.

Die Geschichten sind tw. von der Liebe zu Katzen geschrieben, in denen ich das Gefühl hatte die Autorin hat sich mit dem Wesen der Katzen beschäftigt und von ihrer Grazie und Arroganz um den Finger winkeln lassen. Andere Geschichten sind sehr skurrill und schildern Katzenkämpfe oder Katzenwelten.

Auf dem Cover ist eine sehr nette Katze gezeichnet, deren Körper ein Herz ist. Das Vorwort ist für mich fast eine Liebeserkärung an 'die Katze'. Wer Katzenfan ist wird das Buch sicher genießen - miau ;-)

Das Inhaltsverzeichnis:
Ruth Rybarski : Vorwort
Ingrid Noll : Alles für die Katz
Kathrin Schmidt : Heisser Brei
Christine Haiden : Katz oder Maus ?
Luisa Francia : Die Zauberin
Silke Hassler : Eine Absage
Andrea Maria Dusl : Die Katze des Wahnsinns
Julia Franck : Die Schöne aus Siam im kalten Norden
Ruth Klüger : Cats
Anna Mitgutsch : Wahlverwandtschaften und Todfeindschaften
Andrea Grill : Max
Polly Adler : Bei Doctor Mouse
Mieze Medusa : Miu Miu Miau Miau
Jutta Winklemann und Gisela Getty : Unter dem Cherrybaum
Christine Kaufmann : Kat Zen
Julia Kospach : Der ruhige Genuss des Dekorativen
Lilo Wanders : Onken
Eva Menasse : Ich hasse Katzen
Elisabeth Reichart : Minos von Kreta
Susanne Scholl : Das Familienoberhaupt
Clarissa Stadler : Ivans Rache
Linda Stift : Mary
Emmy Werner : Katzenallergie
Erika Wimmer : Katzen, keine Jammer
Petra Hartlieb : Das Lächeln der Siegerin

Samstag, 28. Mai 2011

Gisa Klönne: "Der Wald ist Schweigen"

Gisa Klönne:
"Der Wald ist Schweigen"
2005, Ullstein Buchverlage GmbH Berlin
365 Seiten
ISBN 978-3-550-08633-5
ISBN 3-550-08633-4

Die Krähe am Cover sprach mich an, diese spannende Geschichte zu lesen. Die Geschichte ist spannend und in einem Rutsch durchzulesen.

Frau Kommisarin Judith Krieger wird zu einer Leiche, die von Krähen angeknabbert wurde, gerufen. Es ist ihre letzte Chance, da sie sich den Tod ihres Polizeipartners und sehr guten Freundes noch immer vorwirft und ziemliche Probleme mit Alkohol (und auch einer daran zerbrochenen Beziehung) hat.
In der Umgebung ist ein Yogazentrum/Ashram, das von den Dörfer rundum scheel betrachtet wird, und eine junge Frau, die zuvor 3 Jahre in Afrika beim Wiederaufbau eines Dorfes mitgearbeitet hat, ist vor kurzem Försterin des umliegenden Waldes geworden.

Die Leiche ist ein Sportlehrer, der mit Schülerinnen Seitensprünge von seiner wohlhabenden Frau unternommen hatte. Mit einer der Schülerinnen war es ernster geworden, worauf sie in das Yogazentrum abgeschoben worden war.

Die Geschichten, Gedanken, Pläne der drei Frauen (Kommisarin, Försterin, Schülerin) werden durcheinander gewoben, und im Showdown helfen sie einander daß keine zusätzlichen Leichen mehr entstehen und - wie erwartet - den Mörder zu überwältigen.

Die Frauen sind genau geschildert, die Autorin geht auf ihre Beweg- und Hintergründe spezieller ein, der zusätzliche Gedankenmonolog gehört dem Mörder (der sich erst spät zu erkennen gibt). Die meisten Männer bleiben ein Schema. Auch auf die Frau des Ermordeten geht die Autorin näher ein.
Die Szenerien sind klar geschildert - die unterschiedlichen Gegenden genau beschrieben.
Schön finde ich die Sympathie mit der die Leute im Yogazentrum geschildert werden, und auch deren Probleme mit einer Dorfstruktur die Yoga/Meditation überhaupt nicht gewohnt sind.

Ich habe das Buch in der Früh nach dem Frühstück begonnen und konnte es erst ausgelesen am Abend wieder weglegen. Viel Genuß bei Spannung und Lesen

Mittwoch, 25. Mai 2011

Virginie Brac : "In den Nächten brütet still der Tod"

Virginie Brac :
"In den Nächten brütet still der Tod" - Ein Fall für Véra Cabral
original "Notre-Dames des barjots"
2002, Éditions Fleuve Noir
Deutsch von Kerstin Krolak
2006, Rowohlt Taschenbuch Verlag
351 Seiten
ISBN 978-3-499-24242-7

Ein spannende Geschichte die mit einem grauslichen Mord beginnt, und Frau Dr. Véra Cabral, eine junge Psychiaterin in einem Krisenzentrum begleitet, bis sie am Schluß den Mord löst.

Umfeld ist ein Krankenhaus, in dem jede Menge Menschen Machtspiele spielen und vom Aufstieg träumen. Hier versteckt der kommende große Mann Prof. Russel seinen Sohn, der verdächtig ist eine junge Frau ermordet zu haben. Leider ist der Mann von Drogen gedämpft - Psychiater und Neurologen kümmern sich abwechselnd um ihn. Es sei nur verraten - er hat den Mord nicht beganngen.

Nebenbei entwickelt sich eine Zusammenarbeit zwischen Véra und Hugo, dem Neurologen, basierend auf Kontakten die sie zu Studienzeiten miteinander hatten. Andere Nebengeschichte ist Transversiten gewidmet und der Hilfe an Frauen am ältesten Gewerbe. Last but not least finden bunte Szenen aus der aus Portugal stammenden Familie von Véra Platz und die Psychiaterin schlägt sich mit einer Steuerprüfung herum, an der der Steuerberater von ihr und ihrem etwas zwielichtigen Bruder Schuld ist.

Der Krimi ist schön und flüssig geschrieben, und hat Drive der weitertreibt.
Manche der Personen sind genau gezeichnet und gut vorstellbar, manche bleiben Klischees, was aber nicht wirklich stört.

In der Ausgabe ist der Kapitelanfang originell gelöst: die Seite ist jeweils eine Stadt in der Nacht - also ziemlich schwarz - und im unteren Drittel startet das Kapitel in weißen Lettern.

Den spannenden Roman/ Thriller / Krimi kann ich gerne empfehlen.

Donnerstag, 19. Mai 2011

Pierre Emme : "Schnitzelfarce"

Pierre Emme :
"Schnitzelfarce" - Ein Palinski-Krimi
276 Seiten
2005, Gmeiner Verlag GmbH
ISBN 978-3-89977-644-7

Palinski wird in seinem zweiten Fall zur Hilfe gerufen, als die Frau eines Politikers bei einer Wahlwerbeveranstaltung im 19. Bezirk in Wien - wie es scheint - zufällig erschossen wird. Nachdem jede Menge unguter Politiker gezeichnet werden, wie sie versuchen den Mord als Attentat zu tarnen um damit politischen Erfolg zu machen, wird ein Show-down vor laufender Kamera erzählt, indem der trauernde Politikergatte seine Schuld an dem Mordauftrag und die Hintergründe gestehen muß. Abschluß sind einige bitterböse Kommentare über Einschaltquoten im Fernsehen.

Parallel ist eine Entführungsgeschichte, die leider nicht gut ausgeht, bei der es um eine familieninterne Firmenstreitigkeit geht, hingewebt.

Buchnamensgebend ist aber ein Schnitzlwettbewerb, ausgehend von der skurrillen Idee, daß Österreich beweisen muß, daß hier das Schnitzl entstand und in einem Wettbewerb das originellste Schnitzl ausgezeichnet wird. Unser Held Palinski hat eine besonders scharfe Füllung für 'sein' Schnitzl und gewinnt leider nicht.

Mich haben leider weder Held noch die Geschichte wirklich erfreut, obwohl ich das Wiener Ambiente inkl. Caféhaus in der Innenstadt nachvollziehen kann. Die Hauptgestalten haben fast alle unsympathische Züge - auch der Herr Detektiv, der zwar auf moralisch macht, aber letztendlich genauso herzlos und egoistisch agiert wie die anderen Personen in dem Buch. Mich interessiert weder Band eins oder ob es nachfolgende Detektivgeschichten gibt.

Freitag, 6. Mai 2011

Thomas Bernhard : "Wittgensteins Neffe"

Thomas Bernhard :
"Wittgensteins Neffe" - 'eine Freundschaft'
1982, Bibliothek Suhrkamp Band 788
163 Seiten
ISBN 3-518-01788-8

Wie schreibt Thomas Bernhard eigentlich, fragt sich ein Theatergeher, der vor Jahren im Wiener Volkstheater eine dramatisierte Version von "Wittgensteins Neffe" im leider halbleeren Raum genossen hat ? Wie seine Biographien, die als 5 Bücherln damals über dtv erhältlich waren ?

Ähnlich intensiv liest sich der Rückblick Thomas Bernhards auf eine Freundschaft mit einem vermutlich faszinierenden, aber vermutlich auch nicht weniger anstrengenden Mann.
Mit Paul Wittgenstein (1907 - 1979) verband Thomas Bernhard Musikliebe, die Gabe Menschen zu beobachten oder zu durchschauen, Gesellschaftsschemata zu bewerten und zu klassifizieren, aber auch gemeinsam Verrücktes zu machen und zu schweigen.
Böse beschreibt Thomas Bernhard u.a. die Überreichung eines Preises an ihn bei der Akademie (bei der nicht einmal seine Biographie korrekt war) und das Verhalten von Menschen gegenüber chronisch Kranken (egal ob Geist [Paul Wittgenstein] oder Körper [er selber]).
Für einen Leser, der Musik liebt, ist es schön in den musikalischen Szenerien (mit) zu mitschwelgen, die Herr Wittgenstein und Herr Bernhard miteinander auch bei Freunden erleben (dürfen).
Eindringlich ist es wenn Thomas Bernhard beschreibt wie ihm die körperlicher Nähe-Bedürftigkeit seines Freundes schwer fiel, und noch mehr als er das Ende von Paul Wittgenstein beschreibt, bei dem die Freunde den geistigen, körperlichen und finanziellen Abstieg miterlebten und aus Scham auf Distanz gingen.

Ein wunderbares, starkes, eindringliches Buch, das nicht wirklich losläßt / nicht loslassen soll.

Samstag, 30. April 2011

Sabine M. Gruber : „Kurzparkzone“

Sabine M. Gruber :
„Kurzparkzone“
Erzählungen
2010, Picus Verlag
208 Seiten
ISBN 978-3-85452-666-7

12 Erzählungen über 12 Frauen in Wien, die an einem Tag in der Zeit in denen ein Kurzparkschein läuft oder auch nicht die unterschiedlichsten Begegnungen oder auch Nicht-Begegnungen haben.

Gleichbleibend sind daß es heiß ist und daß die Frauen alle irgendwo ein Auto stehen haben, mit kurzem Gratisparkschein, oder Parkschein der gültig oder bereits abgelaufen ist. Ein grantiger Trafikant erhält in einer der Geschichten seine Beachtung.

Die 12 Frauen sind unterschiedlichen Alters, haben unterschiedlichen Hintergrund, unterschiedliche Erwartungen an die Zeit und haben die unterschiedlichsten Zusammenkünfte. Manche Zusammentreffen machen Freude, manche Spaß, manche Erzählungen stimmen traurig.

Besonders gut gefiel mir die Geschichte der Schriftstellerin, unter die Haut gingen mir die Geschichten als Mutter und Tochter die verweste Leichte des Sohnes/Bruders auffanden und die Geschichte der Pensionistin deren ‚blinde date’ sie versetzt hatte und schön fand ich die letzte Geschichte in der eigentlich das Ende einer Beziehung geplant war, dann ein bezaubernder Abend geschildert wird und die beiden doch zusammen bleiben.

Die Szenerien sind leicht skizziert und mühelos setzt sich das Bühnenbild vor dem geistigen Auge zusammen. Die Frauen sind liebevoll, aber genau fast mit Aquarellpinsel gezeichnet, und gut vorstellbar wie sie sich im Café, im Park, am Bahnhof, im Lokal, in einer Wohnung, in einem Büro, etc. bewegen. Die anderen Menschen bleiben für mich eher im Hintergrund und ungenauer beschrieben.

Alle 12 Geschichten sind lesenswert. Ein gutes Buch um es im Caféhaus, oder im Park oder z.B. am Strand lesend zu genießen.

Sonntag, 24. April 2011

M.K.Wren : "Medusa Pool"

M.K.Wren :
"Medusa Pool"
1999, St. Martin's Press, New York
original "Neely Jones : The Medusa Pool"
aus dem Englischen von Annette Blum
2001, Unionsverlag Zürich
283 Seiten
ISBN 3-293-20211-X

Eine spannende Geschichte aus dem Unionsverlag, dessen Bücher mich immer wieder in den Bann ziehen.

Neely Jones, wird als erste schwarze Frau überraschend zum Sheriff gewählt - und das in Oregon. Ihr Freund, ein Meeresbiologe und Japaner, kurz darauf später in einem Pool aus Medusa Quallen tot schwimmend gefunden. Parallel taucht ein Agent auf, der sie informiert, daß ein Drogenboß unter falschem Namen im Ort ist und er versucht ihn endlich in flagranti zu erwischen. Und sie findet ein dickes Kuvert mit Geld unter einer der Laden ihres Vorgängers.
Am Ende finden alle diese Stränge in einem Showdown im Regen zueinander, einige Säulen der Gesellschaft werden der Ungesetzlichkeiten überführt, die Drogenleute endlich erwischt und zumindest bei einigen Menschen hat sich Sheriff Jones behauptet.
Rassismus ist das permanente Thema - egal ob innerhalb der Polizei oder in der Gesellschaft mit Skinheads.

Die Personen sind klar geschildert, auch wenn alles aus der Warte von Sherrif Jones beschrieben wird. Die Szenerien sind nicht so klar erkennbar, der Focus liegt auf den Menschen und deren (nicht) miteinander. Die Sprache führt rasch und manchmal mit pointierten coolen Vergleichen durch die Handlungs- und Seitendtränge. Tröstlich die Nähe des Meeres und dessen Ruhe.

Die Geschichte ist spannend, und an einem verregnete Sonn- oder Feiertag schön auslesbar. Viel Vergnügen

Samstag, 23. April 2011

Alexander Trocchi : "Wasserläufe"

Alexander Trocchi :
"Wasserläufe"
1954 erster Entwurf
mehrere Fassungen - 1957 "Young Adam"
Nachwort 1996 John Pringle
aus dem Englischen übersetzt von Ulrike Beck und Marie Rahn
1997, Ullstein Verlag Berlin
164 Seiten
9 Seiten Nachwort
ISBN 3-548-24226-X

Ein starke Geschiche mit einer eigenartigen Eindringlichkeit.
Fischer finden eine Frauenleiche in einem Fluß, die Polizei kommt und Mord wird vermutet. Die Fischer sind Leslie und sein Helfer Joe, der die Geschichte in Ich-Form erzählt. Joe beginnt eine Affäre mit der Frau von Leslie, als Leslie dahinterkommt verläßt er das Boot. Ein Installateur wird des Mordes an der Frau - Cathy - verdächtigt, Joe beobachtet den Prozess.

Mitte des Buches kippt die Geschichte und Joe erzählt wie die Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Ab hier ist das Geschehen auf Joe, sein Leben und seine Sichtweise konzentriert. Seine Wahrnehmung der Frauen wird geschildert, das Sehen, das Berühren, die Affäre mit Leslies Frau Ella, der Versuch mit deren Schwester und Rückblenden auf die Zeit mit Cathy.

In langen Passagen wird das Leben dreier Menschen auf einem Boot erzählt, das tägliche Leben, die Einöde beim Betrachten des Lebens neben dem Fluß und erfüllte und unerfüllte Sexualität.

Ich habe das Buch in 2 Tagen ausgelesen, weil mich die Spannung in der Geschichte gehalten hat.

Dienstag, 19. April 2011

Elfriede Jelinek : „Winterreise“


Elfriede Jelinek :
„Winterreise“
Untertitel auf der Innenseite ‚Ein Theaterstück’
2011, Rowohlt Verlag
127 Seiten
ISBN 978-3-498-03236-4

Der Gusto nach Jahren wieder einmal den Einsatz von Sprache von Elfriede Jelinek zu erleben bzw. darin zu versinken ließ mich nach dem Buch greifen. Vorneweg : ich wurde nicht enttäuscht, sondern habe das Buch (das ich nicht als Theaterstück, sondern als Prosa gelesen habe) sehr genossen.

In acht Kapiteln, die unterschiedlich lang sind, nimmt die Autorin und Sprachspielerin Themen auf, die uns alle – manche mehr in Österreich – manche auch im sonstigen Europa bewegen.

Die nach außen hin griffigen Themen sind die Art und Weise wie die Öffentlichkeit mit dem Menschen Natascha Kampusch umgeht, weiters eine zynische Abrechnung über die Machenschaften der Hypo Adria, und einige Betrachtungen zum (Un-)Wesen Vernetzung bis zu sozialen Netzwerken die keine Informationslöschung mehr zulassen und in denen der Wunsch nach Liebe zugrunde gemacht wird. In dem für mich stärksten Kapitel versucht sie sich in die Welt eines geistig abbauenden Menschen zu versetzen und annahmeweise (denn ob es von innen so ist wissen wir nicht) den Verlust von Merken und damit den Verlust von Menschen und Zuwendung schildert.
Daß autobiographische Teile wie die dominierende und vermutlich übergroße Liebe der Mutter aber auch die Alzheimer Krankheit des Vaters eingebaut sind, ist für mich legitim.

Sonst geht es viel um Zeit – Zeit als etwas das Vorbei ist, Zeit in der Öffentlichkeit in der immer kurzweiligere Informationen gebracht werden soll(t)en, Zeit in Netzwerken bzw. Zeitlosigkeit (weil sich Daten nicht mehr löschen lassen), der laut dröhnende Tourismus der Zeitwahrnehmung bremst, Zeit die das Jetzt sein möchte und sich kürzestfristig als sich auflösende Träne manifestiert.

Wieso Winterreise ? weil Frau Jelinek, offenbar Schubartfan, in dem Kapitel über den Merkverlust das verstärkte nicht-mehr-merken von (Ver)Weiser(n) anmerkt, und die „Verweiser“ aus Schuberts/Müllers „Winterreise“ zitiert. Auch andere Zeilen aus der „Winterreise“ werden behutsam in die Texte gestreut.

Ich habe die Texte und die Art und Weise wie die österreichische Nobelpreisträgerin für Literatur mit Sprache oder Sprachbildern umgeht mit Konzentration, aber doch sehr genossen. Viel Vergnügen beim Hineintauchen in diese Sprachwelt.

Mittwoch, 6. April 2011

Ian Ranking : "Verborgene Muster"

Ian Ranking :
"Verborgene Muster"
Ein Inspector-Rebus-Roman
original "Knots and Crosses"
1987, The Bodley Head, London
aus dem Englischen von Ellen Schlootz
2005 neuveröffentlicht bei Goldmann Verlag
224 Seiten
ISBN 3-442-05523-7

Inspector John Rebus, ehemaliger SAS Soldat, und jetzt Inspector in Edinburgh, das durch mehrere grausam ermordete Mädchen am Rande der Panik ist, erhält eigenartige Briefe, und löst am Ende durch die Hypnosehilfe seines Bruders die Serienmorde.

Erdrosselte Mädchenleichen werden in Edinburgh gefunden. Es gibt keine Zusammenhänge. John Rebus, unbeliebt bei der Polizei, weil er nach dem Militär zur Polizei ging, der zuviel trinkt, eine geschiedene Ehe und damit nur Besuchszeiten für die gemeinsame Tochter hat, wird in einer Gruppe auf die Serienmorde angesetzt.
Daß die eigenartigen Briefe, die ihm unter die Wohnungstüre durchgeschoben werden, etwas mit den Morden zu tun haben könnten, entdeckt erst die Polizeipressechefin, mit der den Inspector aufkommende Gefühle verbindet.
Als dann der Geliebte seiner Ex-Frau ermordet wird und seine Tochter entführt wird, wird es spannend.

Edinburgh wird als schmuddelige Stadt, mit Gasserln, Beisln, Alkoholikern, zahnlosen abgestumpften Gestalten geschildert; man sucht vergeblich etwas Liebevolles oder Nettes im Umgang miteinander - außer den aufkeimenden Gefühlen zwischen Inspector und Pressechefin.
Die Polizeiarbeit wird als Administration, Einöde und Durchführung der internen Hackordnung ohne Zusammenhalt beschrieben.
Fast als Gegengewicht wird Jim Stevens, ein nikotinsüchtiger Journalist beschrieben, für den Hierarchien nicht existieren, der nur seiner journalistischen Nase vertraut.

Erschreckend intensiv ist das Kapitel in dem John mittels Hypnose in seine Militär-Trainings-Vergangenheit geführt wird. Mitleidslos wird beschrieben wie Menschen die Würde, die Integrität, die Persönlichkeit abtrainiert werden um im Ernstfall niemanden zu verraten. Leise wird hier der Sinn dieser Trainingsnotwendigkeit hinterfragt.

Das Buch, der Roman, der Krimi sind gut geschrieben. Die triste Geschichte, die graue Umgebung, die tw. freudlosen Menschen lassen nicht los und das Buch möchte rasch ausgelesen werden. Viel Lesenvergnügen !

Montag, 28. März 2011

Olivia Meltz: "Die verkaufte Schwester - Ein Leah & Louis Krimi"

Olivia Meltz:
"Die verkaufte Schwester - Ein Leah & Louis Krimi"
2011, Moldenverlag
256 Seiten
ISBN: 978-3-85485-272-8

Ein Italienkrimi mit Venedig am Cover wird versprochen. Der Krimi startet in Deutschland, und spielt sich rasant und gut & schnell aber gemütlich lesbar in Venedig inkl. gutem Essen und Bootfahren ab, und hält sein Versprechen.
Es geht um Kinderhandel, der vor 30 Jahren stattgefunden hat und in dem verschiedene Handlungsstränge miteinander verwoben werden.
Die Hauptgeschichte gehört Leah und Louis, einem Polizistenehepaar in Trennung. Sie hat entdeckt, dass ihr Frauen besser gefallen, weshalb ihr immer seine Seitensprünge egal gewesen sind. Als Team sind sie bestens aufeinander eingespielt, und die beiden liefern sich nette verbale Schlagabtäusche.
Nebengeschichten sind einerseits ein Mafioso mit Tochter in Italien, die Eltern von Leah die den Tod ihrer zweiten Tochter nie verkraftet haben und sich nach Heidelberg gerettet haben, und die Hochzeit einer anderen netten jungen Frau.
Letztendlich sind die „bösen Buben“ tot und die vereinte Familie inkl. der zweiten Tochter sitzt um die Minestrone, die die Nona zubereitet hat.
 
Der Krimi wurde von einem Autorenteam unter einem Pseudonym verfasst (ein Prozess bei dem ich gerne Beobachtungsmäuschen wäre). Als Epilog beschliessen Leah und Louis eine Detektei aufzumachen, was ein Hinweis auf weitere Krimis mit Leah & Louis bedeuten kann.
 
Ich habe das Buch an einem verrechneten Wochenende gemütlich gelesen. Die Hauptpersonen und die Szenerien sind gut beschrieben, manches bleibt oberflächlich, was dem genießen nicht abträglich ist.
Vorsicht: der Lesen könnte nach dem Buch Gusto auf italienisches Essen haben :-)

Samstag, 26. März 2011

Silvia Wimmer: "Musik der Dunkelheit"

Silvia Wimmer:
"Musik der Dunkelheit"
2008 Verlag Federfrei , Marchtrenk (Österreich)
208 Seiten
ISBN 978-3-9502370-5-4

Ein netter Krimi, der gut lesbar ist und genau das richtige für ein verregnetes Wochenende ist.

Oberkommisarin Guggerell löst mithilfe ihrer 2 Kollegen den Mord an einer Schauspielerin und später einer Maskenbildnerin, die bei Musicalproben  aus moralischen Gründen umgebracht worden waren.
Nebenschauplätze sind ihr Kater Charly und eine weiße Perserkatze nahmens Primadonna, eine zarte Liebesgeschichte zwischen der Kommissarin und dem Regisseur der Produktion, dem Vertragen oder Nicht-Vertragen innerhalb der Polizei und immer wieder Hickhack zwischen den Künstlern und Nicht-Künstlern des Musicals.

Es macht Spaß diesen Krimi zu lesen, Wien wird meist glaubhaft geschildert und man kann die Strecken gedanklich mitgehen, die Personen der Handlung sind unterhaltsam geschildert. Manches bleibt klischeehaft, aber das Lesevergnügen bleibt !

Donnerstag, 24. März 2011

Trow M.J.: "Lestrade und das Rätsel des Skarabäus"

Trow M.J.:
"Lestrade und das Rätsel des Skarabäus"
original 1990 bei Constable and Company, London
"Lestrade and the Guardian Angel"
aus dem Englischen von Hans J. Schütz
1996, rororo Taschenbuch Verlag GmbH
269 Seiten
ISBN 3-499-43020-7

Die Thriller genannte Geschichte spielt 1897 und hat Inspector Lestrade - ja den aus den Sherlock Holmes Romanen - als Hauptfigur. Diesmal hat der Inspector Erfolg und ein Watson hilft ein wenig und ein Conan Doyle gibt auch wichtige Informationen.

Inspector Lestrade wird offiziell mit einem Mord getraut, bei dem einem Offizier sein Abzeichen in den Mund gelegt worden war. Kurz darauf bittet ihn ein Freund um Hilfe, weil ein Pächter mit einem Skarabäus im Mund verfrüht starb. Weitere mysteriöse Leichen mit wichtigen Hinweisen aus dem Leben folgen - viele sind durch Phosphor umgekommen. Obwohl ihm sein direkter Vorgesetzter eher hinderlich ist, schafft es der Inspector mithilfe seiner 3 Getreuen auf die Logik des Mörders zu kommen.

Die Figuren sind unterhaltsam geschildert, das englische Stadt- und auch Landleben mit den Unterschiedlichkeiten wird schön geschildert, Menschen aus allen möglichen Gesellschafts- und Berufsschichten Platz eingeräumt. Es wird nicht an kleinen Seitenhieben auf die Absonderlichkeiten aus der jweiligen Herkunft gespart - sowohl die Verhandlungen mit 3 Gangs gleichzeitig, die nur noch losschlagen wollen finden Platz, wie das betulichen Benehmen einer ältlichen Dame mit Hörrohr.

'running gag' wird die Unsportlichkeit des Inspectors der sowohl auf ein Pferd, ein Fahrrad und in einen Ballon gezwungen wird und bei allem nicht gut abschneidet, aber witzig geschildert wird.

Ich wünsche gute Unterhaltung beim Lesen !

Montag, 21. März 2011

Herta Müller: „Der Fuchs war damals schon der Jäger“

Herta Müller:
„Der Fuchs war damals schon der Jäger“
1992 Rowohlt VerlagsGmbH
Fischer Taschenbuch Verlag
2. Auflage 2009
286 Seiten
ISBN 978-3-596-18162-9

Es war Neugier wie die Nobelpreisträgerin 2009 schreibt, die mich zu dem Buch greifen ließ.
Meine Erwartungen gingen in die Richtung Elfriede Jelinek, aber hier wurde ich enttäuscht.

Als ich bei Seite 89 das Buch endgültig zur Seite legte (vorher hatte ich das Buch 10 Mal zur Seite gelegt und wieder aufgenommen), waren nur eine eigenartige spröde Traurigkeit, graue Eintönigkeit bei mir angekommen. Eigen abgehoben sind die Absätze in denen eine Warzenkette, oder eine Kette aus Ameisen, die Pappeln deren Schatten wie Messer sind oder der Selbstmord des Altwarenhändlers beschrieben wird - irgendwie nicht greifbar oder gerade doch ?
Von den zwei Liebesgeschichten, die auf dem Cover angesprochen wurden, war zu dem Zeitpunkt (nach einem Drittel) für mich nichts zu merken.

Die Metaphern sind mir zu kompliziert gewesen, und die Bilder nicht in meinem Kopf entstanden. Die Sätze haben bei einem Bild begonnen und hatten ihr Ende im nächsten Halbsatz im Nichts.

Hoffentlich kommen andere Leser besser als ich mit den Bildern, die die Autorin erzeugen möchte zurecht.

Samstag, 26. Februar 2011

Raj Kamal Jha : "Wenn Du Dich fürchtest vor dem Fall"

Raj Kamal Jha :
"Wenn Du Dich fürchtest vor dem Fall"
Englische Originalausgabe
„If You Are Afraid Of Heights“
2003 Picador, London
Deutsch von Walter Ahlers
2005, Goldmann Verlag
349 Seiten
ISBN 3-442-31015-6

Von diesem Buch geht ein eigener Zauber aus, eine zarte Magie die sich für mich nicht wirklich greifen ließ.

Es werden drei Geschichten erzählt:
die von Amir, der einen Unfall hat und von Mira gesund gepflegt wird. als er wieder in die Arbeit geht stellt er fest, daß sich nichts geändert hat und seine Abwesenheit nicht aufgefallen ist. oder hatte er gar keinen Unfall ? Mira ist auf jeden Fall nicht mehr da - kein Spur ihrer Anwesenheit in seinem Appartment als Erinnerung zu finden.
In der zweiten Geschichte geht Mala auf Suche was wirklich mit einem toten Mädchen in einem Dorf passiert ist. Sie lernt verschiedene Menschen kennen, rollt ihre eigene Kindheit (Übergriff eines Erwachsenen ?) wieder auf. Am Schluß erscheint eine Figur - Alam - der versucht ihr anderes sehen beizubringen. Aber was mit dem Mädchen in dem roten Kleid wirklich geschah, bleibt ungelöst.
Die dritte Geschichte blieb für mich an ungreifbarsten, denn sie erzählt in Ich-Form von einem Mädchen, das einen unsichtbaren Freund hat, das ihr das Leben ihrer Eltern in Form von Photos aus deren Alltag erzählt. Einzelne Elemente aus den anderen Geschichten kommen hier wieder vor, wie z.B. das eigenartige Hochhaus der ersten Geschichte, das wie ein Cubus aussehen dürfte, und die Vitrine mit den vier Puppen im Zimmer des Polizeikommissärs aus der zweiten Geschichte.

Das Buch entführt in eine Phantasiewelt, oder mehrere Phantasiewelten, die aber auch wahr sein können oder werden. Es ist eigen, weil einiges un-begreifbar bleibt, aber ich kann das Buch empfehlen. Schönes Lesen und Eintauchen !

Sonntag, 13. Februar 2011

Shanghvi Siddharth Dhanvant: "Das Lied der Dämmerung"

Shanghvi Siddharth Dhanvant:
"Das Lied der Dämmerung"
2003 "the Last Song of Dusk"
2004 auf deutsch, Wunderlich Verlag
377 Seiten + 2 Seiten Danksagung
ISBN 3-8052-0769-7

Bei diesem Buch hatte ich 'hochgelobten Roman' am Cover gelesen und zugegriffen.

Der Roman wird als Bollywood Roman beschrieben.
Leider hat mich die Geschichte zwischen einer wunderschönen Frau mit faszinierender Singstimme aus Rajastan und einem reichen bestens aussehenden Arzt in Bombay mit böser Stiefmutter und 2 weiteren weiblichen Familienmitgliedern zu wenig in ihren Bann gezogen, sodaß ich auf Seite 50 zu lesen aufgehört habe.
Die Szenerien  sind tw. schöne bis bizzar beschrieben, die Menschen eher plakativ gezeichnet.
Der Stil war mir zu wenig fließend.

Ich hoffe andere Leser können das Buch länger genießen als ich.

Sonntag, 30. Januar 2011

Vikas Swarup : "Rupien ! Rupien!"

Vikas Swarup :
"Rupien ! Rupien!"
Englisches Original "Q &A"
übersetzt von Berhard Robben
Clubtaschenbuch
2006 Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
Printed in Germany 2009 - Buch 105025
(keine ISBN Nummer zu finden)

337 Seiten
1 Seite Danksagung
3 Seiten Erläuterungen der verwendeten indischen Wörter, das leider nicht alphabetisch ist

Zu dem Buch habe ich gegriffen, weil ich die Vorlage zum Film "Slumdog Millionär" lesen wollte.
Gleich vornweg - einige Kapital im Vergleich zwischen Buch und Film sind komplett unterschiedlich.
Nichtsdestoweniger ist das Buch sehr gut und gut zu lesen.

Es geht um die Geschichte eines Waisenbuben mit hindu-moslem-christlichem Namen, der um seine Liebe - eine Prostituierte - zu finden und sie freizukaufen an dem Millionenspiel macht. Er hat Glück mit den Fragen und kann wider die Wahrscheinlichkeit und die Berechnungen der Showleute alle Fragen beantworten.
Aus der Folter und den Befragungen rettet ihn eine junge Anwältin- und dieser erzählt der junge Mann dann die Teile aus seinem Leben, durch die er die Fragen richtig beantworten konnte.
Da er Waisenjunge ist und wenig Hilfe in seinem Leben hatte, sind die Abschnitte immer wieder von Brutalität, Einsamkeit gekennzeichnet - sei es weil er es erlebt oder miterlebt hat bzw. sieht.
Das Buch hat ein Happy End, weil die Anwältin - eine frühere Nachbarin, der er geholfen hatte - das gewonnene Geld für ihn erstreitet, er seine Liebe heiratet und einigen Kindern, die ähnlich wie er ausgenutzt wurden, helfen kann.

Das Buch ist gut geschrieben, die Szenerien und Menschen sind plastisch geschildert. Auch die Reisen in den Zügen, und Beschreibung der Städte wie Mumbai, Delhi und Agra sind faszinierend - bis zu den Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen (dem arbeitslosen versoffenen ehemaligen Universitätsprofessor, der Schauspielerin, der reichen Frau, dem Zuhälter, dem spionierendem Diplomaten, etc.) .
Nicht schlüssig ist für mich die Reflexionsfähigkeit dieses jungen Menschen, dessen Geschichte in Ich-form geschrieben ist.

Empfehlenswert ist das Buch für alle, die sich eine Geschichte gut erzählen lassen wollen, aber die Gleichgültigkeit und Brutalität im Überleben im Kontinent Indien gut verarbeiten können.