Dienstag, 28. März 2017

Gudrun Smole : "Kanzleimord"

Gudrun Smole :
"Kanzleimord"
 - Chefinspektor Cohns erster Fall
2016, Text Rahmen Verlag
Hardcover und Lesebändchen
311 Seiten + 4 Seiten Glossar
ISBN 978-3-200-4664-1

Chefinspektor Cohn wird nach einem heißen Pfingstwochenende zu zwei Leichen gerufen : ein feister Rechtsanwalt und seine Haushälterin sind einigen tiefen Schnitten zum Opfer gefallen. Das Leben des Rechtsanwaltes, der mit seiner Mutter lebte und Liebschaften mit verheirateten Frauen hatte, wird untersucht. Sein Sekretär Walter Lechner, ein ehemaliger Offizier, wird von Medien und Menschen als Mörder behandelt, und sagt nichts; dafür spricht seine schöne, temperamentvolle Frau. Nach und nach wird auch die Geschichte der Haushälterin Frau Woyda untersucht, bis sich ein ziemlich überraschendes Ende auftut.

Die Geschichte spielt in Wien in den 1870-er/80-er Jahren als noch eine Pferdetramwaybahn fährt. Die Vororte Währing, Hernals etc. sind erst seit kurzem Teile von Wien. Dort werden schäbige Quartiere für Arbeiter und Arbeiterinnen, die aus allen Teilen der Monarchie nach Wien streben, errichtet.

Cohn hat drei Polizisten die teilweise mehr, oder weniger mithelfen. Hier sind die Charaktere sehr unterschiedlich geschildert. Die Menschen deren Leben in Bezug auf die Morde untersucht wird sind klar gezeichnet. Sekretär Walter Lechner wird als gut gekleidet, gute Manieren, aber als Spieler geschildert. Seine Frau ist ebenfalls gut gekleidet, aber temperamentvoll von Dame bis ziemlich vulgär unterwegs, die Mutter des Anwalts ist eine fette Person die auf zart spielt aber eisern alles durchschaut, ihre Köchin Sefferl eine witzige Karikatur, ebenso wie Franzi aus dem Haus (des Mordes) die eine junge, naive, freundliche liebenwürdige Köchin ist, Witwer Woyda wird karg geschildert, und im Arbeiterhaus mit überfüllten Zimmern ist das Elend spürbar. Cohn selber ist ein gemütlicher Zeitgenosse der sich Zeit für Menschen nimmt und seine Frau und Tochter vermißt. Der wissenschaftlich agierende, aber menschlich nervtötende Dr. Cross der wichtige Details zum Mord wie Fußabdrücke liefert, bringt beim Lesen zum Schmunzeln.

Wien ist spannend bis unterhaltsam geschildert. Die Gegenden sind klar erkennbar. Die Launenhaftigkeit wann Cohn eine Pferdetramway nimmt, oder einen Kutscher winkt oder zu Fuß geht, entschleunigt beim Lesen. Faszinierend ist wie oft die Polizisten essen oder trinken gehen.

Die Medien bekommen (damals wie heute) kein gutes Bild ab. Die Vorverurteilung geht rasch zulasten des lange Beschuldigten, daß der Ruf des Unschuldigen unwiderbringlich in Gesellschaft und Arbeitsleben zerstört ist.

Es gibt ein Glossar des Wienerischen ins Schriftdeutsche, daß beim Überfliegen ziemlich zum Lachen bringen kann. Vermutlich sind die Übersetzungen aus dem Wienerischen notwendig.

In Summe ein gut lesbarer Kriminalroman, der aber nicht rasch lesbar ist sondern wegen seiner Details es verdient durchaus bewußter in die Geschichte und die Personen der Handlung einzutauchen. Viel Freude beim Lesen !

Über Gudrun Smole habe ich leider kein Geburtsjahr herausgefunden, nur daß es in einer der Ebenen in Ostösterreich war. Sie hat in Wien Geschichte studiert, lebte später in Bayern, der Schweiz, China, den Niederlanden und der USA. Derzeit lebt und arbeitet sie in Kärnten.

Dienstag, 21. März 2017

Ira Severin : "Jamie und die Schlange im Paradies"

Ira Severin :
"Jamie und die Schlange im Paradies"
Katzenkrimi
2016, Bastei Lübbe
368 Seiten + 7 Seiten Rezepte
ISBN 978-3-404-17445-4

Rebekka zieht für einige Wochen ins Alte Land um Recherchen über Äpfel und Kochkünste der Gegend zu machen, über ihren Blogg zu schreiben und für ein Landleben-Magazin Informationen einzuholen. In dem kleinen Dorf findet sie eine mißmutige Nachbarin mit ihrem einfältigen Sohn, einen schwarzen Kater der sich konsequent und anhänglich zeigt, eine fröhliche Künstlerin mit kleinem Hund und freundlicher Ziege, und gut bis schlecht kochende Damen und Herren. Nach zwei Mordopfern die sie gefunden hat, einigen ziemlich amüsanten Gesprächen mit der Polizei, Giftattacken und Hauseinbruch gibt eine überraschende Auflösung.

Die Kapitel sind großteils aus Sicht von Rebekka geschrieben, einige aber auch aus Sicht des schwarzen gold-äugigen Katers. Der Kater bekommt mehrere Namen, von Rebekka wird er - da er sich als Feinschmecker entpuppt - Jamie, nach Jamie Oliver gerufen.

Es gibt mehrere Erzählstränge: die zwei Hauptlinien sind die Mord/e-geschichte und die Suche von Rebekka nach heimischen Rezepten bei denen sie einige Menschen des Dorfes kennen lernt, daneben sind die Nachbarinnen mit behindertem aber lieben Sohn bzw. Hund und Ziege, dazu kommen eine alte gute Freundschaft Rebekkas mit York (das ist ein Mann), und Rebekkas Probleme mit ihrer erfolgreichen modebewußten Mutter, der die Welt der Tochter ziemlich fremd ist.

Die Menschen sind ziemlich unterhaltend und bodenständig beschrieben, Bauern, dörfliche Strukturen (und Vorurteile), alte Lieben, eine Skatgruppe, ein einfaches Wirtshaus, ein einfacher Greißler mit Kommunikationsschnittstelle, und die modischst gekleidete Mutter Liane. Intensiv sind die Stellen in denen Rebekka kocht und ihre Nachbarin und Künstlerin ihre Kunstwerke beschreibt.

Die Stellen mit dem schönen schwarzen Kater mit glänzendem Fell sind großteils für Katzenfans gut nachvollziehbar. Jede/r der die in die gelben Augen eines durchsetzungsfähigen Katzengetiers gesehen hat, wird die Augenduelle zwischen Rebekka und Jamie nachvollziehen können.

Hinweis für Menschen, die sich in Norddeutschland genausowenig auskennen wie ich : Das Alte Land ist ein Teil der Elbmarsch südlich der Elbe in Hamburg und in Niedersachsen.

Die Geschichte ist gut geschrieben und unterhält gut. Mitraten nach dem Mörder ist ziemlich lange möglich. Viel Spaß + Miau !

Ira Severin wird als Büchermensch beschrieben. Sie liest nicht nur ausgesprochen gerne, besonders Jane Austen und Truman Capote, sie schreibt auch fast noch lieber selbst. Nach dem Studium der Anglistik und Germanistik und diversen Erfahrungen in „handfesten“ Berufen entschloss sie sich daher schließlich, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Zusammen mit Mann und Hund lebt sie in einer Kleinstadt in Niedersachsen.

Sonntag, 12. März 2017

Traudi und Hugo Portisch : "Die Olive & Wir"

Traudi und Hugo Portisch :
"Die Olive & Wir"
2009, Ecowin Verlag Salzburg
2 Seiten Vorwort + 214 Seiten + 2 Seiten "Liebe Leser .."  + 1 Seite Dank
ISBN 978-3-902404-72-5

Ein Haus in der Toskana lädt ein, und das Ehepaar kauft dieses dank vieler Zufälle. Mit Glück kommen die richtigen Menschen zusammen und ein wunderschönes Heim entsteht inmitten von Oliven, und anderen schönen Pflanzen und Bäumen. Sie lernt die Sprache. Ein Kater bleibt, ein Hund, noch ein Kater und noch eine Hündin. Weihnachten und Sylvester werden dort erlebt.
Und - titelgebend - wird ein Film über das Ernten von Oliven mit Nachbarn nachgestellt und mit Ton während des Ausstrahlens bespielt, sehr zur Unterhaltung des Dorfes.

Den verschiedenen Kapiteln sind italienische Sprichworte mit deutscher Übersetzung vorangestellt. In den Kapiteln geht es um Weinbau, Oliven, Hunde, Hausbau, Nachbarschaftspflege, einen wunderbaren alten Mann als Gärtner, eine wunderbare Nachbarin als Haushälterin, die bodenständige Polizei, den Pfarrer, einen weisen Mann der zwischen Professor und Magier wirkt, zwei Begegnungen mit Eulen, Weinbau, Schnapsgewinnung etc.

Da in einem Kapitel von Lire geschrieben wird, sind diese Geschichten vermutlich in den 90-er Jahren erlebt worden, was ihren Reiz nicht schmälert.

Im Nachwort geht der politische Journalist kurz darauf ein, daß in Italien Politik zwar vorhanden ist, aber wenig im Leben der Menschen bestimmt. Es ist nicht einmal klar welcher der Nachbar welche politische Einstellung hat, was ihn ziemlich verwundert.

Das Buch ist gut zu lesen und strömt etwas Urlaubsfeeling. Viel Spaß dabei.

Hugo Portisch  wurde am 19. Februar 1927 in Pressburg geboren. Seine Eltern und er mußten nach 1945 in St. Pölten bleiben. Hugo studierte dann an der Universität Wien Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik und schloss 1951 das Studium mit der Dissertation 'Das Zeitungswesen und die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika vor und während des Bürger-krieges 1861–1865'. Er arbeitete zuerst beim Kurier, später beim ORF, für den er als Auslandskorrespondent unterwegs war. Dann kamen geschichtliche Dokumentation für das Fernsehen u.a.  über Österreich nach dem ersten und zweiten Weltkrieg.
Gertraude Portisch geboren und aufgewachsen in Wien, erwachsen geworden in England, heim-gekehrt nach Österreich, verheiratet mit dem Journalisten Hugo Portisch. Unter dem Namen Traudi Reich verfaßt sie eine Reihe von Kinder- und Jugendbüchern. Gertraude Portisch / Traudi Reich lebt und schreibt heute in Wien und der Toskana.

Mittwoch, 8. März 2017

Eduard Freundlinger : "Die schwarze Finca"

Eduard Freundlinger :
"Die schwarze Finca"
Kriminalroman
2013, Piper Verlag  München  
392 Seiten inkl. Prolog + 3 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-492-30095-7

Dieser Kriminalroman ist der zweite einer dreiteiligen Kriminalgeschichte die hauptsächlich in Andalusien spielt. In diesem zweiten Teil ist Juana gut verheiratet mi Kilian in Bayern, ihre Freundin Maite hat einen reichen Freund, Mitglieder bei Polizei-Wasserpolizei-Rettung sind in Drogenschmuggel verwickelt und werden ermordet. Teniente Rubén de Freitag und Lucia Cienfuegos versuchen die Morde zu lösen. Parallel kommt auf, daß Juanas Schwester Carmen doch nicht tot sei (erster Band). Die beiden Geschichten sind miteinander verquickt, dazwischen funkt Erotik in einigen Varianten, bis die wirklich Bösen am Schluß wirklich tot sind, und für einige ein happy end steht.

Als Erzählstränge werden die Morde geschildert, lebt Maite eine Art Beziehung mit Rafael, gibt es Joana mit Ehemann und Kind auf der Suche nach ihrer Schwester, das auf und ab des Hoffens von Carmen und die Polizisten Rubén und Lucia auf der Suche nach Aufklärung und auch deren Erotik. Der Erzählstrang der eingesperrten Carmen, die keinerlei geistige Anreize bekommt und fast das Denken verlernt, geht unter die Haut; auch die Gewissenlosigkeit zweier Menschen um sie. Die zwei Kapitel in denen ein Flüchtling das Sterben auf einem Schiff erzählt, und dann später wie er mit dem was er getan hat nicht leben kann, umgeht sind dicht und berühren stark,-

Orte der Handlung sind Andalusien, mit Meer, Küstenstädten und den dahinter liegenden eher kargen Bergen, ein Münchner Vorort - und auch ein Flüchtlingsschiff, mit deren Passagieren ziemlich gewissenlos umgegangen wird.
Die Landschaft wird gut und anschaulich beschrieben.
Auch lokales Essen wird zelebriert, ohne aufdringlich zu sein.

Personen gibt es viele. Die lebenslustige (vermutlich kurvige) Maite mit ihrem Schönheitssalon, der charismatische Rafael ihr Liebhaber-Verlobter der Geschäfte in Marocco und noch einigen Plätzen macht, der flippige Viertel-Karibianer Segelfan Teniente Rubén, die attraktive alleinerziehende Lucia mit ihren Frauen- und Männerbeziehungen, und vier machtgierige Männer die parallel zu ihren ehrlichen sehr anerkannten Berufen unehrenhaften Einkommensquellen nachgehen aber sehr signifikant geschildert sind. Juana blieb mir - trotzdem sie durchaus Hauptperson ist - ferne und nicht vorstellbar. Die Verzweiflung und die tastenden Fragen der abgestumpften Carmen im Keller ist spürbar
Es gibt einige Erotik-Szenen., die nicht wirklich knistern, sondern irgendwie gestellt und mühsam wirkten.

Der Roman ist rasch zu lesen, und sorgt für einige Spannungselemente. Einige Zeitlang ist auch Mitraten nach dem Bösen im Hintergrund möglich, bis sich auch hier der Erzählstrang aufmacht. Als Entspannung nach einem Bürotag, oder im Urlaub ist dieses Buch sehr gut geeignet. Viel Spaß.

Eduard Freundlinger wurde am 11. August 1970 in Salzburg geboren. Er segelte einige Jahre in der Karibik. 1997 übersiedelte er nach Spanien, gründete eine Tauchschule, eine Firma für Solarenergie und eine Immobilienfirma. Im Alter von 36 Jahren begann er mit dem Schreiben. Sein Erstlingswerk war 2011 „Pata Negra“ (2011), es folgten mit „die schwarze Finca“ und „im Schatten der Alhambra“ (2015) „Andalusien Trilogie“ bilden. Der Autor lebt seit 20 Jahren in Almuñécar, dem Schauplatz des Geschehens seiner Andalusien Kriminalroman Trilogie.