Freitag, 24. November 2023

Daisy Bird, Anna Pirolli : "Die kleine Eule und das Weihnachtswunder"

Daisy Bird :
"Die kleine Eule und das Weihnachtswunder"
Illustrationen Anna Pirolli
original "Once Upon a Christmas Owl"
2022
Aus dem Englischen von Berd Stratthaus
2023, Annette Betz Verlag
38 Seiten
ISBN 978-3-219-11994-7

Ein diesem Buch mit ungewöhnlich hohem Format wird die "wahre" Geschichte einer kleinen Eule erzählt, die in in ihrem Baum schläft, während der Baum gefällt wird. Der Baum wird als Christbaum in New York aufstellt; dort entdeckt glücklicherweise ein Feuerwehrmann die Höhle mit Eule, und die Eule wird wieder in den Wald gebracht.

Diese Geschichte ist 2020 wirklich passiert.

Die Illustratorin hat in diesem Buch hohe Bäume, die das hohe Format brauchen, gezeichnet. Für die Zeichnungen von New York muß man das Buch quer drehen, weil sie die ganze Länge für New York Sky line nutzt, und auch das Querformat um zu illustrieren wie der Baum gekippt wird.

Der böse Blick, mit dem die Eule den Feuerwehrmenschen ansieht, gefällt mir sehr.

Eine entzückende kleine Geschichte, die liebevoll gezeichnet wurde :)  

Freitag, 10. November 2023

Fabcaro + Didier Conrad: "Die Weisse Iris" (Asterix Band 40 )

Fabcaro + Didier Conrad: "Die Weisse Iris" (Asterix Band 40 )
original "L'Iris Blanc"
2023, Hachette Livre / Goscinny-Uderzo
aus dem Französischen übersetzt von Klaus Jöken
2023, Egmont Comic Collection
46 Seiten
ISBN 978-3-7704-2440-5
 
Die Soldaten in den Lagern um das Gallische Dorf lassen sich nicht mehr zum Kämpfen motivieren. Der Motivator Visusversus bietet seine Methode der weißen Lilie mit positivem Denken und freundlichen Formulierungen als Idee das Dorf auszuschalten an. Im Dorf bringt er Ideen zu gesundem Essen an, und beeinflußt mit seinen freundlichen Formulierungen. Als nicht einmal mehr die Lieder von Troubadix zu einer Schlägerei führen, beginnt sich Asterix Sorgen zu machen. Bei Gutemine setzt sich der Wunsch nach dem Stadtleben durch, was Vicusversus auf eine Idee bringt, was die Gallier wie gewohnt zu unterbinden wissen.

Wie immer gibt es wunderbare Kleinigkeiten, wie die Wildschweine die sich furchtlos benehmen oder der Eilkarren nach Lutetia, in dem ein Zug vorweggenommen wird und Obelix' Konfrontation mit den den kleinen Portionen der Nouvelle Cuisine.

Es gibt auch Scooter in Lutetia, und Klebeaktionen zum Schutz des Waldes.

In Summe habe ich mich sehr gut beim ersten Lesen und Ansehen unterhalten, und werde vermutlich viele Feinheiten beim zweiten Durchgang entdecken. Viel Spaß !

Samstag, 8. Juli 2023

Paul Grote : "Bitterer Chianti"

 Paul Grote :
"Bitterer Chianti" - Ein Wein-Krimi
2005 / 4. Auflage April 2006
300 Seiten + 1 Seite Danksagung
ISBN 9778-3-499-23998-4

Frank Gatow (den die italiener wie Gatto also Katze ausprechen) ist als Photograph geschickt worden um Weingüter in der Toskana zu photographieren; die Termine sind bereits ausgemacht. Hier kommen ihm Schläger in die Quere, die seine Ausrüstung ruinieren und auch sonst zusetzten. Ein Termin wird nicht gehalten, weil der Winzer nicht wie vereinbart erscheint. Dafür lernt er eine sympathische Winzerin kennen, die leidenschaftlich feinen, aber wenig Wein macht. Als einem Winzer seine Maschinen gestohlen werden, und befreundete Winzer helfen und dafür behördliche Probleme bekommen, beginnen sich die Machtspiele einer überregionalen Gruppe zu erkennen. Ein sehr arroganter Mann wird am Schluß von seinem Dünkel gestossen.

Der Roman ist gut geschrieben, läßt die Menschen und Landschaft vor dem geistigen Auge entstehen, sodaß man als Leser/in fast mitwandern könnte.

Es wird auch Wissenswertes über Wein geschrieben, das interessieren kann oder auch nicht.

Bei den Personen sind der zwielichte Weinkenner Scudiere nicht uninteressant. Politiker Strozzi ist ein Politiker aus dem Abziehbuch. Als Garnierung gibt es eine aufmerksame Vermieterin mit sehr aufdringlicher Tochter mit teilweise unerwünschten Verbindungen.

In Summe ein herrliches Urlaubsbuch. Viel Spaß beim Lesen

Freitag, 30. Juni 2023

Ivo Andric : "Wesire und Konsuln"


Ivo Andric :
"Wesire und Konsuln"
Roman
original "Travnicka hronika"; 1945 fertig geschrieben
The Ivo Andric foundation, Beograd, Serbia
Deutsch von Hans Thurn, überarbeitet von Katharina Wolf-Grießhaber
2016, Paul Zsolnay Verlag (erstmals 1961 auf deutsch)
5 Seiten Prolog + 622 Seiten + 3 Seiten Epilog aus 1942 + 4 Seiten Verzeichnis fremder Ausdrücke + 12 Seiten Nachwort von Karl-Markus Gauß
ISBN 978-3-552-05802-6

Jean Daville wird 1806 unter Napoleon in die Stadt Tavnik gesetzt. Dort ist er der erste französische Konsul, der erste Konsul überhaupt, der sich in diesem Ort mit den örtlichen Gegebenheiten, dem dortigen Sultan, den dortigen Begs, Menschen mit vier verschiedenen Religionen, und vielen Stämmen auseinander setzten muß.
Zur Unterstützung ist ihm als Kanzler des Fossés zugeteilt, der weltoffen und vertrauensselig durch die Stadt und Gegend reitet und versucht in Kontakt mit den Menschen vor Ort zu kommen.
César d'Avenat ist als Übersetzter zuteilt und ein intriganter Mensch.

Viel später entsendet auch Kaiser Franz aus Österreich seinen Botschafter nach Travnik. Oberst Joseph von Mitterer hat auch Familie, allerdings keine so unterstützende, sondern eher kapriziöse.
Ihm zur Seite steht als Dolmetscher und Büroangestellter Nikola Rotta, ein Mensch aus einfachsten Verhältnissen, der es mit Arbeit und Strebsamkeit geschafft hat, die Karriereleiter so weit zu erreichen; als mißmutischer und hochmütiger Mensch hat er es nicht einfach. 
1811 kommt ein neuer Konsul - der gutaussehende, perfekte aber kalte Oberstleutnant von Paulich.

Nach der Niederlage Napoleons und den Verhandlungen im Wiener Kongreß 1815 werden beide Konsulate aufgelöst, und die Region lebt ihr gewohntes Leben weiter.

Den Botschaftern aus Frankreich und Österreich steht der lokale Wesir gegenüber, der meist zur Strafe nach Travnik entsandt wird. Diese Botschafter sind menschlich komplett unterschiedlich. Während  Mechmed-Pascha ein betont joviale Oberfläche hat unter der er bedenkenlos Menschen beseitigt, ist der Ibrahim-Pascha ein nachdenklicher Mensch der seine großen Schmerzen beim Bewegen verbirgt und loyal zu seinem ehemaligen Herrn, Selim III, mit dem er auch untergehen wird. Der dritte Wesir Ali-Pascha ist ein Mann des Militärs, der sofort Leute einer Liste folgend enthaupten läßt

Der Roman ist grandios geschrieben. Sowohl die Landschaft mit langem dunklen Winter, aber schönen Periode in Frühling-Sommer-kurzen Herbst, der das Gärtnern erlaubt sind spürbar beschrieben.
Auch die unterschiedlichen Menschen in der Stadt mit vier unterschiedlichen Religionen, mehreren Stämmen, allen Schichten von besoffenem Sänger bis quasi Arzt, die Agas und Alteingesessenen.
Selbst die Fratres sind unterschiedlich und variantenreich gezeichnet.

Viel Zeit ist für die Beschreibungen der Persönlichkeiten aufgewandt. Sie sind nicht nur körperlich beschreiben, sondern in ihrem Wandel und wie sie versuchen sich an die vielen Ungemütlichkeiten und Mühsale vor Ort anzupassen. 

Bei diesem Buch war ich gefordert jede Zeile bewußt zu lesen; einen Absatz einfach quer zu lesen, ging für mich beim Lesen nicht. Es zahlt sich für mich aus Zeit beim Lesen dieses Buches aufzuwenden.

In Summe ist das Buch nicht nur geschichtlich wichtig, da es Verständnis für die aktuellen Probleme dieser Region bringt, sondern auch für mich grandios geschrieben. Viel Freude beim Lesen !

Montag, 29. Mai 2023

Toby Barlow : "Baba Jaga"

 Toby Barlow :
"Baba Jaga"
original "Babayaga"
2103, Straus & Giraux, New York
Aus dem amerikanischen Englisch von Giovanni und Ditte Bandini
2014, Hoffmann und Campe, Hamburg // 2. Auflage 2017
530 Seiten + 1 Seite Prolog + 1 Seite historischer Hintergrund + 1 Seite Danksagung
ISBN 978-3-455-65062-4

Zoja, eine attraktive junge Frau mit Kurven hat ein gutes Auge welche Männer ihr behilflich sein könnten, im Paris der 50-er Jahre. Sie hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich, da sie aus Rußland kommend durch weise Frauen in die Kunst der Hexerei geschult worden war; ihr sieht man die vielen Jahre ihres Lebens nicht an. Elga ist einer der weisen Frauen, die sie eingeschult hatten, die sich aber zur bösen alten Frau entwickelt hatte, die ausgezeichnet hexen kann.
Will lebt seit einigen Jahren in Paris, hat es aber als Amerikaner nicht weiter als einige Frauenbekanntschaften gebracht, und arbeitet als Werbetexter. Ihm wird ein Naheverhältnis zu einer Außenstelle der CIA nachgesagt. Er lernt über seinen Chef Zoja kennen. Ein Bekannter namens Oliver bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten und mit einigen eigenartigen brutalen Menschen zusammen. Sein Chef Brandon ist etwas undurchsichtig. Seine Liebe zu Zoja bringt beide in Probleme.
Charles Vidot ist Polizist aus Leidenschaft und damit seinem karrieresüchtigen Chef überlegen. Er soll einen Mord aufklären, lernt Elga kennen und wird in einen Floh verwandelt. Er versucht auch als Floh zu überleben, lernt später Will kennen und überlebt.

Der Roman wird vier Büchern erzählt in dem den verschiedenen Figuren gefolgt wird. Es sind immer wieder Strophen abgedruckt bei denen sich langsam entschlüsselt, daß hier Rückblenden stattfinden und manchmal auch gehext wird.

Zojas Leben wird auch in Rückblenden erzählt, als sie eine menschliche junge Frau war, die nur durch die Hilfe der Hexen überlebt. Sie versucht manchmal die menschliche Liebe wieder zu leben, merkt aber daß das sie das nicht mehr machen darf. Elga ist über Jahrhunderte des Lebens hart geworden, für sie zählen Menschenleben nicht mehr. Den beiden sind zwar einige kaltherzige Menschen, die Hexenwissen und magisches Wissen sammeln (wollen), den Menschen nach Wissensübergabe sehr übel mitspielen.
Will lebt zwar in Paris, läßt sich treiben, und wird wie von einem Wirbelwind von den Menschen und Hexen durch die Luft gewirbelt. Vidot ist unterhaltsam wie er als Floh überlebt, er behält seinen Gestaltungswillen auch als Floh, und es gelingt ihm am Schluß sogar seinen unfähigen Chef loszuwerden.
Die Geschichte des Priesters Andrej, der die Hexen über Jahrhunderte begleitet hatte, und seines Bruders Max ist berührend.

Der Roman ist sehr unterhaltsam geschrieben. Die Bilder laufen beim Lesen im Kopf ab. Gewisse Ungereimtheiten, und hier meine ich nicht Hexensprüche und deren Wirkungen, lösen sich doch freundlich auf.

In Summe habe ich diesen Roman sehr genossen und mich köstlich dabei unterhalten (Floh Vidot mit seinen Transporttieren als Beispiel genannt). Viel Spaß beim Lesen !

Mittwoch, 26. April 2023

Power Paola : "Virus tropical"

Powerpaola :
"Virus tropical"
Text und Zeichnungen Power Paola
original 2010, La Editorial Común, Buenos Aires
übersetzt aus dem Spanischen von Leo Hübner
Hrsg Lea Hübner, Tina Brenneisen, Matthias Mende
2022, Parallelallee Verlag, Berlin
161 Seiten + 1 Seite Danke
ISBN 978-3-986235-3-6

In schwarz-weißen Zeichnungen, die wie Linolschnitte wirken, erzählt Paola in dem Buch mit pink Umschlag von ihrem Entstehen - die Schwangerschaft wurde nicht entdeckt, und stattdessen wurde sie als Virus tropical  bezeichnet - bis zu ihrem Entschluß sich beruflich dem Zeichnen zu widmen.
Paola ist die dritte Tochter nach Claudia (blond), und Patty (schwarze Locken) eines kolumbianischen Priesters und seiner Partnerin, die in Quito leben. Zuerst ist Patty ekelhaft zur kleinen Schwester, wird aber immer mehr zur wichtigen Bezugsperson, die ihr die wichtigen Sachen im Leben erklärt. Der Vater ist instabil und trennt sich zwischendurch von seiner Familie; die Mutter liest dann die Zukunft in Dominosteinen für die wohlhabenden Menschen und versucht den Töchtern die Ausbildung, die sie wollen, zu ermöglichen. Alles entwickelt sich anders ,,,

Die Geschichte wird manchmal mit wenigen Strichen, manchmal mit vielen liebevollen Details erzählt aus Sicht der kleinen und dann größeren Paola erzählt. Familie, Schule, Lernen, Übersiedeln ins Nachbarland, Probleme mit den falschen Wörtern (weil die üblichen in Ecuador, nicht in Kolumbien), der erste irgendwie Freund, Familienprobleme - alles wird pointiert auf den Punkt gebracht.

Ich bin beim Lesen und Blättern in die Welt von Paola gefallen, und habe ich von den Zeichnungen verzaubern lassen. In der Pubertät sind viele Lieder im Radio beschrieben (die gut als Fußnote übersetzt sind), und von Pop bis Indie-style gehen.

Die Welt ist noch ohne Handy, aber die Drogen-Banden-Wirklichkeit ist in Kolumbien aktueller als in Ecuador.

In dem Buch geht es fast nur um Frauen- Mutter, Schwestern, immer ein Hausmädchen, Freundinnen; die meisten Männer werden unverläßlich charakterisiert.

Ich habe den Film 2018 im Filmfestival "Viennale" in Wien gesehen, und kann mich noch gut an die Spannung und Genuß im Publikum, und den starken Applaus danach erinnern.

Power Paola wurde als 20 Juni 1977 als Paola Andrea Gaviria Silguero in Quito gebore. Sie lebt jetzt in Buenos Aires.

Donnerstag, 30. März 2023

Gabriela Garcia : "Von Frauen und Salz"

Gabriela Garcia :
"Von Frauen und Salz"
original "Of Women and Salt"
2021, Flatiron Books
Aus dem Amerikanischen von Anette Grube
2022, Claassen / Ullstein Buchverlag GmbH, Berlin
293 Seiten + 4 Seiten Dank
ISBN 978-3-546-10011-3

Carmen denkt an ihre Tochter Jeanette in Miami, María Isabel hört in Camagüey in der Zigarettenfabrik dem Vorleser zu, Jeanette kommt in Miami weder vom Abscheu an ihren Vater noch vom Drogenkonsum ihres Freundes los, Gloria und Ana haben sich mühsam nach Miami geschmuggelt und werden nach Mexico zurückgeschickt, Dolores und Maydelis bekommen Besuch von Carmen und Jeanette in La Habanna, Dolores denkt zurück, es endet mit Ana.

Vier dieser Frauen gehören zu einer Familie, die Kuba zur Zeit von Batista, CheGuevara und Miami erlebt und drei versuchen ernsthaft zu Überleben. Männer sind nur in Nebenrollen vorhanden. 

Interessant ist wie die jeweilige Zeitgeschichte erzählt wird. Kuba mit dem Kampf gegen Batista und seine Clique ist spürbar, wie die Arbeiterschichte dagegen kämpft, ist interessant; es wird auch unnötig Brutales gegen Frauen geschildert. Miami ist als amerikanische Stadt nicht spürbar; das Frauenanhaltelager ist dagegen sehr spürbar geschildert.

Das Buch wird als Roman bezeichnet, was ich nicht nachvollziehen kann. Ich empfinde diese zwölf Kapitel, in denen episodenhaft zwischen 1866 bis 2019 zeitlich unchronologisch von Frauen erzählt wird, als kleine Erzählungen, die für sich stehen.

Manche dieser Frauengestalten haben mich interessiert, bei manchen ist das Interesse gestiegen, aber eine Frau wurde mir beim Lesen unsympathisch. Alle sind nachvollziehbar geschildert.

In Summe ein interessanten Buch über Frauen, und deren Ziele oder Nicht-Ziele.

Gabriela Garcia ist die Tochter von Immigranten aus Cuba und Mexico, die Miam aufwuchs. "Of Women and Salt" ist ihr erster Roman.