Thomas Bernhard :
"Wittgensteins Neffe" - 'eine Freundschaft'
1982, Bibliothek Suhrkamp Band 788
163 Seiten
ISBN 3-518-01788-8
Wie schreibt Thomas Bernhard eigentlich, fragt sich ein Theatergeher, der vor Jahren im Wiener Volkstheater eine dramatisierte Version von "Wittgensteins Neffe" im leider halbleeren Raum genossen hat ? Wie seine Biographien, die als 5 Bücherln damals über dtv erhältlich waren ?
Ähnlich intensiv liest sich der Rückblick Thomas Bernhards auf eine Freundschaft mit einem vermutlich faszinierenden, aber vermutlich auch nicht weniger anstrengenden Mann.
Mit Paul Wittgenstein (1907 - 1979) verband Thomas Bernhard Musikliebe, die Gabe Menschen zu beobachten oder zu durchschauen, Gesellschaftsschemata zu bewerten und zu klassifizieren, aber auch gemeinsam Verrücktes zu machen und zu schweigen.
Böse beschreibt Thomas Bernhard u.a. die Überreichung eines Preises an ihn bei der Akademie (bei der nicht einmal seine Biographie korrekt war) und das Verhalten von Menschen gegenüber chronisch Kranken (egal ob Geist [Paul Wittgenstein] oder Körper [er selber]).
Für einen Leser, der Musik liebt, ist es schön in den musikalischen Szenerien (mit) zu mitschwelgen, die Herr Wittgenstein und Herr Bernhard miteinander auch bei Freunden erleben (dürfen).
Eindringlich ist es wenn Thomas Bernhard beschreibt wie ihm die körperlicher Nähe-Bedürftigkeit seines Freundes schwer fiel, und noch mehr als er das Ende von Paul Wittgenstein beschreibt, bei dem die Freunde den geistigen, körperlichen und finanziellen Abstieg miterlebten und aus Scham auf Distanz gingen.
Ein wunderbares, starkes, eindringliches Buch, das nicht wirklich losläßt / nicht loslassen soll.
Freitag, 6. Mai 2011
Thomas Bernhard : "Wittgensteins Neffe"
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