Freitag, 31. August 2012

Marlene Faro : "Blutiger Klee"

Marlene Faro : "Blutiger Klee"
Roman
2012, Gmeiner Verlag, Meßkirch
304 Seiten
ISBN 978-3-8392-1288-2

Arthur Pestalozzi und Leo Attwenger, zwei Kriminalkommissare aus Salzburg, werden ins Salzkammergut gesandt um einen Mord ein einem älteren tyrannischen einflußreichen Baron aufzuklären.

Baron Gleinig ist ermordet worden. Seine noch lebenden vier Kinder und der letzte treue Bedienstete im Schloß werden informiert. Er war ein einflußreicher Mann gewesen, nicht leicht zu ertragen für seine Familie. Politiker und Wirtschaftsleute machen Druck, um baldige Ergebnisse zu erhalten. Grund für den Mord war eine kleine Tatsache die jeder im Ort gekannt hatte, aber über die man nicht (mehr) sprach.

Da das Buch ein Salzkammergutkrimi ist, war für mich die Frage welcher See denn der Schauplatz ist. Die Hinweise deuten auf den Traunsee.

Witzig bis böse sind die Seitenhiebe auf dörfliche Tratsch- bzw. Zusammenlebensstrukturen. Auch alte Rituale und Begebenheiten werden geschildert. Herr Pestalozzi geht hier sehr feinfühlig mit dem örtlichen Polizisten Krinzinger um und anderen Menschen deren Familien seit Generationen am dem See verankert sind.

Kriminalkommissar Arthur Pestalozzi geht beruflich mit seinem Assistenten Leo Attwenger, der eigentlich nur von Frauen und Motorrädern träumt, gemeinsame Wege. Privat kapselt er sich ab. Parallel ist die geschiedene Gerichtsmedizinerin Lisa Kleinschmidt, die ihre zwei Kindern nun alleine erzieht. Die Menschen in den Buch sind klar gezeichnet, aber es sind fast alle in ihrer Einsamkeit gefangen - auch die Kinder des Barons tun sich nicht leicht.

Kleine Geschichte nebenbei ist ein Rückblick auf die Zwischenkriegszeit mit einem Teenager der regelmäßig auf Sommerfrische am See ist und einem einheimischen sehr jungen Mädchen, deren zarte mögliche Romanze an der nicht-arischen Herkunft des Jünglings keine Chance auf Entwicklung hat. Der Enkel des Mannes besucht Jahrzehnte später die damalige große Liebe seines Großvaters.

Der Titel ist von einem kleinen Detail des Mordes : es war Blut auf den Klee getropft.

Das Buch ist rasch zu lesen, die Neugier wer der/die Mörder/in ist hat mich angestachelt. Die Schilderung der Menschen hat mich angesprochen, leider hat mich die Geschichte zu wenig bewegt. Lesen Sie selbst.

Mittwoch, 29. August 2012

Andreas Schnabel : "Tod auf Cabrera"

Andreas Schnabel :
"Tod auf Cabrera"
Mallorca Krimi
2012, Hermann-Josef-Emons Verlag
292 Seiten
2 Seiten Plan der Inseln Mallorca und Cabrera
ISBN 978-3-89705-974-0

In diesem unterhaltsamen, spannenden, etwas frechen Krimi wird eine Geschichte um viel Macht, einige sehr machtbedürftige Menschen und die Guten wie Polizei mit Comissario, seinem Team und guten Freund Michael Berger, "dem Residente" flott erzählt.

Michael Berger, "Residente", wird auf Mallorca als Skipper gechartert um einem humorvollen, vielsprachigen, gebildeten, gutaussehenden Mann aus dem Vatikan einige Tage für Tauchen auf Cabrera hilfreich zur Seite zu stehen. Leider schwimmen ihnen einige Leichen dazwischen, sodaß statt Tauchen Freund Comissario García Vidal Helfen wichtiger ist. Weitere Leichen tauchen auf und es kreuzen unangemeldete mysteriöserweise U-boote auf. Der israelische Geheimdienst hatte zwei Agentinnen geschickt um etwas zu suchen, die Polizei findet geflüchtete Marokkaner in einer abgeschlossenen Höhle, es tauchen Geschichten über kaltblütige lybische Amazonen auf und der Commisario schafft es seit drei Generationen verfeindete Familien wieder zum miteinander Reden zu bringen. Am Ende stehen einige erschreckend machtgierige und gewissenlose Menschen, denen Menschenleben nichts bedeutet, und ein frecher Scherz an den Mann des Vatikan.

Die Liebe (und Erotik) findet auch Platz. Berger und die schöne Gräfin Rosa von Zastrow sind seit Beginn des Buches bereits ein glücklich verliebtes Paar. Der Mann hat schon längt den Gefallen der reichen deutschen temperamentvollen Tante Auguste gefunden, die die Adoptionspapiere als Ersatzsohn für ihn bereits fertig im Gepäck hat.

Es ist das vierte Buch mit den Protagonisten "Residente", Gräfin Rosa und dem Comissario. Für mich das erste.

Die Personen  sind klar und greifbar geschildert - Tante Auguste und ihr Anatol, Carmen und Tormeau, Carcía und Angela, der Notar, Tierärztin Mira und ihre Kollegin Fatma, die alten Damen der verfeindeten Familien bis zu den Bar Besitzern in denen offenbar literweise Cortado (Anm: Espresso mit ganz wenig Milch) getrunken wird.
Die Situationen mit Filou, dem Schwein, sind teilweise sehr sehr komisch.
Witzig waren die Wortgefechte zwischen dem Mann des Vatikans, Bischof Crasaghi, und dem "Residente" - die mich ziemlich zum Grinsen brachten.

Für Segler könnte das Buch nett sein, da immer wieder von Llauts und ihren Ausstattungen geschrieben wird.

Ein unterhaltsames Buch, das ideal noch für den Urlaub oder das Nach-Urlauben geeignet ist, und öfters zum Lachen bringt. Viel Spaß beim Lesen !

Mittwoch, 8. August 2012

Rosa Ribas : "Falsche Freundin"

Rosa Ribas :
"Falsche Freundin"
- der dritte Fall für Komissarin Cornelia Weber-Tejedor
original "en caída libre"
2011, Editorial Viceversa, Barcelona
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
Deutsche Erstausgabe
2012, Suhrkamp Taschenbuch Verlag
407 Seiten
ISBN 978-3-518-46302-4

Der mehr als 400 Seiten starke Kriminalroman erzählt eine zeitweise ziemlich brutale Geschichte um Drogen, die Verteilung, die kleinen Teilchen in dem großen Netzwerk und den Kampf um Macht der Gruppen. Mittendrin Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor, die als Putzfrau im Gefüge des Flughafens Frankfurt versteckt, Vertrauen aufbaut, ins Netzwerk kommt und damit hilft zumindest einige Morde aufzuklären.

Hauptfigur ist Cornelia Weber-Tejedor, Tochter einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters, deren Ehe vor den Scherben steht. Sie ist in einen Kollegen verliebt. Um all dem zu entfliehen heuert sie versteckt für Mitarbeit in den Putztrupps des Flughafens an, da hier die Weitergabe von Drogen beobachtet wurde. Sie bewährt sich nach Wochen und wird in den engen Kreis der Drogentransporteure aufgenommen. Das Regiment ist brutal, denn mimimales Abweichen von Loyalität und Ordnung oder mögliche Gefahr wird sofort von Schlägerjungs geahndet - bzw. manche Drogenleiche wird gefunden. Die Eskalation findet statt als sich zwei Gruppen die beide die Macht um die Drogen beanspruchen in die Quere kommen - wer bei welcher Gruppe ist wird der Kommissarin sehr spät klar.

Ich habe etwas Zeit gebraucht bis ich endlich den Drive der Geschichte gespürt habe, konnte aber dann das Buch nicht aus der Hand legen, bis endlich einige Knoten aufgelöst worden waren.

Die Art der Menschenschilderung gefällt mir sehr sehr gut. Die Polizeikollegen sind schön gezeichnet : Reiner, Leo, Vorgesetzter Rossmann, Sulima. Die Putzfrauen : die Polin Beata, die Möchtegernschauspielerin Freya, die Deutsch-Türkin Selin mit Bruder Harun und Ehefrau Raquel, Carolina aus Lateinamerika, deren immer grantige Chefin Ramona, der planungswütige Chef Raschke. Die liebenswürdige Nachbarin Gamze mit ihrem dicken Sohn Hakim, der auf eine Operation zur Magenverkleinerung wartet (und sie rettet).
Die Menschen sind als Menschen greifbar mit ihren unterschiedlichen Temperamenten. Jeder hat sein einzelnes Schicksal, das nie stereotyp wirkt.
Es gibt gute und böse Menschen, quer durch die multi-kulti-Umgebung, aber nicht aufgrund der Herkunft erkennbar.

Der Flughafen ist ein Arbeitsplatz. Mehr nicht. Die Menschen sind wichtig, nicht der Ort.

Die Geschichte wird in Ich-form aus Sicht der Kommissarin erzählt, mit ihren Eindrücken von Menschen und Situationen, ihre Hoffnungen (Beziehung) und Ängsten (Exmann, Eltern, ob ihre Deckung gut ist). Stark sind die Schilderungen über ihre Eltern, deren Beziehung und wie die beiden sich im Altern gegen das Aufarbeiten der Franco-Zeit wehren (etwas das sie in jüngeren Jahren befürwortet hatten).

In Summe kann ich das Buch gerne empfehlen. Die Brutalitäten sind nicht meins, aber die Geschichte ist spannend erzählt und durchaus vorstellbar. Viel Vergnügen !