Sonntag, 27. April 2014

Cara Black : "Murder in Montmatre"

Cara Black :
"Murder in Montmatre"
305 Seiten
1 Seite mit dem Plan von Montmatre am Beginn des Buches
2005, Soho Press Inc, New York
298 Seiten
ISBN 978-1-56947-445-7

Auf deutsch heißt der Kriminalroman "Mord am Montmartre: Aimée Leduc läuft in die Falle" und ist 2014 beim Thiele Verlag erschienen.

Dieser sechste Kriminalroman der amerikanischen Autorin mit der Pirvatdetektivin Aimée Leduc spielt wie gewohnt in Paris. Es geht um die Menschen, Künstler, Lokale im Montmatre. Es ist feucht, kalt, windig, regnet viel und die meisten Menschen hier haben nicht viel zum Leben. Hintergrund sind die 90-er Jahr des 20. Jahrhunderts, in dem Internet noch was seltenes ist, ein Computer Bubenherzen höher schlagen läßt, und die ersten eigenartigen Überwachungsszenarien steigen.

Aimée steigt ein, nachdem eine ihrer besten Freundinnen Laure beschuldigt wird, bei einem Polizeieinsatz ihren Kollegen Jacques erschossen zu haben. Aus ihrer Pistole kam der tödliche Schuß. Sie wird abgeschirmt und mit Medikamenten zugedröhnt, während Aimée auf die Suche geht. Ein Bub könnte etwas gesehen haben. Ein korsischer Musiker taucht auf. Ein korsischer Barbesitzer wird ermordet. Ein Musikproduzent nutzt seine Beziehungen. Show down auf der vorletzten Seite.

Bei einem privaten Handlungsstrang - der Todes ihre Vaters - taucht ein wichtiges Puzzlestück zu seiner posthumen Entlastung auf.
Aimées Liebesleben hat Schwankungen: Freund Guy geht, und ein neuer Mann verwirrt sie.
Aimée selber wird als attraktive, modebewußte Frau beschrieben, kochen ist nicht ihr Metier, aber sie kann sich verteidigen. Und Kater Miles Davis lebt bei ihr.

Das Thema der Bombenangst durch korsische Separatisten taucht auf. Flüge werden gestrichen. Für Menschen aus Korsika ist es zeitweise unangenehm in Frankreich zu leben. Andere Korsen führen ihre Privatfehde. Und wieder geht es um Waffen, Waffenschmuggel und Menschen, die unter der Hand reich werden durch den dortigen Bürgerkrieg.

Die Szenerien sind nicht das reiche, schimmernde, goldene Paris, sondern eines bei dem ich an Picassos blaue Phase denken mußte. Vieles wird dunkel, grau, schwarz, blau, düster gezeichnet. 
Probleme hatte ich mit den Abkürzungen französischer Polizei- und semi-Polizei-Einheiten (flics - o.k, aber mecs?).

In Summe ein spannendes Buch, das einiges an 'Action' bietet, aber durchaus logisch ist. Viel Spaß beim Lesen !

Cara Black wurden in Chicago geboren. Sie hatte verschiedene Jobs und studierte in Tokyo chinesische Geschichte. Ihre Liebe zu Frankreich begann mit dem Französisch Unterricht, worauf viele Besuche in Paris erfolgten.

Mittwoch, 23. April 2014

Amana Fontanella - Khan : "Pink Sari Revolution"

Amana Fontanella - Khan :
"Pink Sari Revolution" - Die Geschichte von Sampat Pal, der Gulabi Gang und ihrem Kampf für die Frauen Indiens.
original "Pink Sari Revolution. A Tale of Women and Power in India"
2013, W.W. Norton, New York
Aus dem Englisch von Barbara Schaden
2014, Hanser Verlag Berlin
1 Doppelseite Auschnitt Bundelkhand (Uttar Pradesh/Madhya Pradesh)
237 Seiten
8 Seiten Anmerkung der Verfasserin und Dan´k
17 Seiten Anmerkungen
ISBN 978-3-446-24503-7

Aufbauend auf Interviews, Radioausschnitten, Zeitungsausschnitten erzählt die Autorin das Leben von Sampat Gal, das Entstehen der Gulabi Gang und die Geschichte des 17-jährigen Mädchens Sheelu, deren Geschichte fast typisch für das Engagement der indischen Frauengruppe für die Rechte der Frauen widerspiegelt.

Sampat Gal stammt aus Bundelkhand. Dieses Gebiet, das aus einigen Distrikten besteht ist bitterarm, schlecht in Infrastruktur versorgt, und hat den Ruf die korruptesten Polizisten zu haben. Sampat kommt aus der untersten Kaste und darf wie andere Mädchen auch nicht zur Schule gehen, wird aber sonst von ihrem Vater genauso behandelt wie ihre Brüder. Sie wird wie andere Mädchen auch mit 12 Jahren verheiratet - mit einem gutmütigen aber 25-jährigen Mann und gebiert zwischen 15 und 20 fünf Kinder (4 Töchter und 1 Sohn).
Nachdem ihre Schwiegermutter sie tyrannisiert bewegt sie ihren Mann dazu mit ihrer Familie auszuziehen, und ernährt die Familie mit ihren Näharbeiten. Als sie die ersten Ungerechtigkeiten gegen Frauen und Arme mitbekommt, organisiert sie mehrere Frauen (getreu der Ansicht, daß sie alleine nichts ausrichten werden, aber in Gruppen) und beginnt sich gegen Willkür durchzusetzen.
Später arbeitet sie in einem kleinen Büro mit einem politischen Berater zusammen und ihre Gruppen von Frauen wächst an. Als Erkennungszeichen tragen die Frauen die gleiche pink Sari und färben ihre Stöcke ebenfalls rosa. Selten werden diese Stöcke zum Schlagen eingesetzt.
Die Medien springen bald auf sie an, viele werden aus politischen Gründen gezwungen still zu sein, andere berichten tapfer gegen Drohungen weiter über die Frauengruppen, die auch von Männern unterstützt werden.
Diverse politische Parteien hätten sie gerne als Mitarbeiterin, aber da Sampat bei Politik einige Niederschläge einstecken mußte hat sie beschlossen lieber ihrem eigenen Gewissen ohne Parteipolitik treu zu bleiben.

Parallel wird die Geschichte von Sheelu erzählt. Die junge Frau hat einen Alkoholiker als Vater, und zieht nach dem Tod der Mutter alle Geschwister, die Buben sind, auf. Als sie sich verliebt und ohne Heirat zu einem Mann zieht, dauert es bis der Vater aktiv wird. Ein Politiker bietet Hilfe an, holt das Mädchen mit Gewalt und tut ihr diese ihn seinem Haus an. als sie sich wehrt wird sie des Diebstahls beschuldigt und ins Gefängnis gesteckt. Hier wird Sampat eingeschaltet und was dann abläuft an Einschüchterungen, Bestechungsversuchen, Vereitelungen von Terminen zum Zwecke des Schutzes dieses Politikers ist erschreckend. Die Frauengruppen schaffen es die Medien zu interessieren und plötzlich behaupten einige politische Parteien das Wohl der jungen Frau als Ziel zu haben. Sheelu kommt frei und die Anklagen fallen. Presse und Parteien fallen über die junge Frau her. Am Ende des Buches hat sie nichts - weder Mann, der Vater sauft weiter und alles von der Parteien Versprochene ist Schall und Rauch.

Das Buch ist eindringlich, weil es zeigt, wie selbstgerecht manche Menschen handeln. Sampat beschließt einiges zu ändern, ist genauso von ihrem Recht überzeugt. Es ist faszinierend zu lesen wie sie Menschen durch Reden, Rhetorik, Singen und Agieren bewegt; sie wird mit ihrer als rauh beschriebenen eher aggressiven Stimme vermutlich auch Menschen abschrecken.

Frauen, die sich nach Vergewaltigung trauen diese anzuzeigen, Willkür durch Polizei erleben, Bestechungen erleben, und hören, daß ihre Familie bedroht wird damit sie die Anzeigen zurückziehen, dürften imponierenden Mut haben. Es geht hier mehr um Frauen und weniger um Menschen der untersten Kasten denen das wenige das sie noch haben auch noch weggenommen wird - aber auch hier ist Protest etwas Mutiges.

Ein beeindruckendes Buch, das ich rasch gelesen habe und immer wieder im Internet einiges nachgelesen habe. Das einzige das mir wirklich fehlt ist ein Glossar der indischen Ausdrücke, auch wenn ausdrücke wie pradhan, gheroas, vidhayak etc. im Text immer wieder erklärt werden. Das Buch gibt zu Denken und arbeitet nach.

Amana Fontanella-Khan wurde 1984 in Wien mit pakistanisch-iranischen Wurzeln geboren. Sie ist Journalistin und hat in The New York Times, The Financial Times, Wall Street Journal.com, Foreign Policy, bis VOGUE veröffentlicht. Derzeit lebt sie in Brüssel.

Freitag, 4. April 2014

Julie Masson : "Pastis für den Commissaire"

Julie Masson :
"Pastis für den Commissaire"
Kriminalroman
2014, Rowohlt Taschenbuch Verlag
312 Seiten
ISBN  978-3-499-23248-07  

Commissaire Lucien Lefevres, geschieden, gut aussehend und nach dem Tod seines Kollegen ein Mann am Schreibtisch wird aus Bordeaux an die französische Küste geschickt. In dem malerischen Touristenort, der bei Surfern und Familien beliebt ist, wurde eine Leiche angeschwemmt. Die beiden Dorfpolizisten halten sich mit Unterstützung zurück, ebenso die Dorfgemeinschaft - jeder hat seine Fehler und Geheimnisse, die er nicht publik machen möchte.
Sophie Schumacher möchte ihren Bruder besuchen, findet ihn aber nur als die Leiche. Sie und ihr Bruder hatten als Kinder in dem Dorf gelebt, ihr Bruder war als Ökö zurückgekommen und sich mehr Feinde als Freunde gemacht. Lucien und Sophie stochern in der Vergangenheit und entdecken, daß der seltene Eissturmvogel gerade an einer der hiesigen Dünen brüten wollten, was für die heimische Wirtschaft ein Desaster hätte werden können, da alles als Naturschutzgebiet gewidmet worden wäre.
Lucien zieht noch einige Fäden aus der doppelbödigen und vertratschten Dorfgemeinschaft und ermöglicht damit einige durchaus notwendige Korrekturen ehe er wieder nach Bordeaux zurückfährt.

Die Personen sind gut geschildert, die sympathischen sind wirklich nett, die unsympathischen freundlich böse. Der kleine Ort an der Küste ist gut vorstellbar, selbst wenn man noch nie dort gewesesen ist. Bürgermeister, Supermarkt mit nebenberuflichen Tratschtanten sind vorhanden, ebenso ein großes Unternehmen in der Nachbarschaft - es fehlt eigentlich nur ein Dorfgeistlicher.

Pastis ist das Lieblingsgetränk von Lucien. Er trinkt ihn am liebsten mit Grenadine und Pfefferminzsirup, und ermöglicht damit ein schönes Farbenspiel.

Liebesgeschichten finden auch statt. Die Tendresse zwischen Lucien und Sophie wird gelebt, und eine uralte Liebesgeschichte findet ein gutes Ende. Dafür zerbrechen bereits kaputte Ehen und lange heimliche Liebschaften werden offiziell.

In Summe ein netter Krimi der gut unterhält, Spaß zu Lesen macht und (da ich gerade ein mühsames Buch lese) gerade das richtige zum entspannen. Die Urlaubsgegend in der er spielt, macht das Buch auch zu einem idealen Urlaubslesebuch.

Julie Masson wurde 1975 in Frankreich geboren. Sie studierte Germanistik und Literatur an der Sorbonne in Paris. Bei einem Auslandssemester in Berlin verliebte sie sich und blieb.