Freitag, 29. Januar 2016

Isabel Allende : "Amandas Suche"

Isabel Allende :
"Amandas Suche"
Roman
original, "El juego de Ripper"
2014, Plaza & Janés Barcelona
Aus dem Spanischen von Svenja Becker
2015, Suhrkamp Berlin
470  Seiten
ISBN 978-3-518-46600-1

Dieser Roman ist der erste Kriminalroman, den die berühmte Schriftstellerin geschrieben hat. Sie hat einen Kosmos von unterschiedlichen Menschen in San Francisco angesammelt und erzählt  die Geschichte in einem Gemisch mehr Roman als Thriller mit Serienmörder, bei dem der Leser/die Leserin durchaus mitraten könnte wer der Mörder ist.

Amanda ist eine 17-jährige blitzgescheite junge Frau, deren Mutter Indiana mit esoterischen Mitteln und viele Liebe ihren Patienten hilft, und deren Vater Bob Martín in der Polizei arbeitet. Amanda hat ein Netzwerk von innovativen Mitstreitern via Internet über die Welt verteilt und kommt Gemeinsamkeiten bei Morden auf die Spur. In der Zwischenzeit hat Indiana Probleme weil ihr langjähriger Freund sie betrügt, sie Gemeinsamkeiten mit einem Navy Seal entwickelt und einem Psychopathen in die Hände fällt. Die Morde geschahen als Rache auf mehrfachen Kindsmißbrauch, und zu scharfe Gesetze die tw Kindsmißbrauch fördern.

Der Roman ist sehr gut zu lesen, bei denen die geschilderten Menschen am meisten Freude machen.
Die Figuren von Amanda, der 17-jährigen Schülerin, und ihrem Großvater Jake, einem Apotheker, sind wunderbar und gehen zu Herzen. Amandas Mutter Indiana ist zwar warmherzig und mit blonden Haarwuscheln geschildert, aber irgendwie ging sie mir mit ihrer naiven Esoterik etwas auf die Nerven. Bob Martín ist ein charmanter effizienter Polizist, mit vielen Affären. Im zur Seite steht Petra Horr, eine zarte wirkenden, aber durchtrainierte und klar denkende und helfende Polizistin. Bobs Familie sind Mexikaner, die in den Staaten etwas aufgebaut haben, und mit mexikanischer Herzlichkeit Amanda und ihrer Familie zur Seite stehen.
Indians Langzeitliebhaber Alan Keller, wird als Nichtstuer und Snob der oberen Gesellschaft geschildert, der Indiana immer wieder Freude gemacht.
Indianas Kunden sind unterschiedlich : der Navy Seal Ryan Miller, der im Irak viel erlebt hat und seitdem mit einer Prothese lebt, und das Leben sportlich meistert; Gary Brunswick, bei dem sie nicht an des Wurzels Übel kommt, die krebskranke Carol Underwater etc.
Netterweise gibt es auch Kriegshund 'Attila' der mit Ryan lebt, und die gemeinsam ihre Kriegsverletzungen aufarbeiten, und eine nette Tierkatze die in der deutschen Übersetzung den Namen 'Rettet-den-Thunfisch' abbekommen hat, und Amanda tröstet.

'Ripper' heißt nicht nur der ominöse Killer Londons sondern auch das Spiel, das Amanda mit ihren ziemlich gleichaltrigen Freunden in Canada und Neuseeland via Internet spielt.

In Summe hat mir das Buch mit seiner romanhaften Dichte sehr sehr gut gefallen. Der Showdown ist sehr spannend und gut gelungen. Ob die Story ein Krimi ist muß jeder/jede selbst entscheiden. Viel Freude beim Lesen !

Isabel Allende Llona wurde am 2. August 1942 in Lima (Peru) geboren. Sie ist eine Nichte des ehemaligen Präsidenten Salvador Allende. Da ihre Mutter mit einem Diplomaten verheiratet war, ging sie in lateinamerikanischen, europäischen und arabischen Hauptstädten zur Schule.
Von 1959 bis 1965 arbeitete sie als bekannte Fernsehjournalistin für den Informationsdienst der FAO). Ihr erstes Kind Paula wurde 1963 geboren; sie nannte eine Frauenzeitschrift ebenfalls Paula, entwickelte eine Kinderzeitschrift und eine Filmzeitschrift.
1975 ging sie ins Exil nach Venezuela, wo sie wieder als Journalistin arbeitete. Ihr Erstlingswerk als Romanautorin "Das Geisterhaus" erschien 1982 auf spanisch "La casa de los espíritus", wurde ein  und Bestseller und wurde auch als Film 1993 ein Welterfolg. Ihr Roman "Paula" erschien 1994; hier verarbeitete sie deren Koma und Krankheit an  Porphyrie. Viele weitere Roman und Erzählungen von ihr wurden veröffentlicht.
Ab 1988 lebte sie mit ihrem zweiten Ehemann in San Rafael (Kalifornien).

Donnerstag, 21. Januar 2016

Santiago Gamboa : "Verlieren ist eine Frage der Methode"

Santiago Gamboa :
"Verlieren ist eine Frage der Methode"
original "Perder es cuestión de método"
1979, Grijalbo Mondadori, Barcelona
aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold
2000, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin
Roman
315 Seiten
ISBN 3 8031 3149 9

Victor Silanpa ist Privatdektektiv, Journalist und gut mit Polizeichef Aristófanes Moya befreundet. Dieser setzt ihn auf eine grauslich mißhandelte Leiche außerhalb Bogotas an, da er sich lieber den wichtigen Problem des Abnehmens widmet. Silanpa findet heraus daß einige wichtige Menschen an einem Grundstück in Bestlage interessiert sind, die einen um ihren Nudistenclub weiterhin dort zu halten, die anderen weil ihnen Reichtum durch Golfanlage etc. vorschwebt. Ein Rechtsanwalt, ein Senator, ein Bauunternehmer und ein Mafioso sind in die Machenschaften verwickelt. Am Ende sind einige tot, und einige Schuldige trotzdem frei.

Silanpa wird von Estupinán unterstützt, der in dem mißhandelten Toten seinen Bruder Ósler zu erkennen meint. Die Tour der beiden durch Bogota und Randbezirke, durch Clubs, Bordelle, Landschaft, Wohnungen und Büros nimmt den Großteil des Romans ein.
Unterbrochen wird der Aktionsfluß von einer Erzählungsabschnitten in der der dicke Polizeichef eine selbstmitleidige Rede trainiert, die ihm helfen soll einer spirituellen Gruppe mit dem Ziel abzunehmen, beizutreten.

Die Gruppe die um das Grundstück giert sind: der ehemalige Eigentümer und Nudist Pereira Antúnez, der mit grober Gewalt zur Übergabe gezwungen und dann getötet worden war. Zuerst hatte der Mafioso Heliodoro Tiflis und seine Schlägertypen die Hände im Spiel, Senator Marco Tullio Esquilache war auf der Seite von Tiflis aktiv, dann wollten sie den Bauunternehmer Doktor Ángel Vargas Vicuna drohend überzeugen ihnen das Grundstück zu überlassen, der die Leiche mißhandeln ließ um seine Macht zu zeigen. Anwalt Emilio Barragán hat eigentlich damit nichts zu tun, aber solche Schulden daß er alles für Geld macht; in seiner Verzweiflung erschießt er Esquilache, was ihm die Polizei beweisen kann und auch die anderen Machenschaften werden ihm erfolgreich in die Schuhe geschoben.

Die Geschichte ist so verwirrend geschrieben, wie sie für Silanpa ist. Allerdings versucht er für sich und Leser seiner Zeitung immer wieder Klarheit zu finden. Es gibt einige Stellen in denen Brutalität, Gewalt, oder einfach nur kaputt machen geschildert wird; es ist allerdings schlüßig.

Die Abschnitte in denen Moya schildert wie er zu dem dicken Kerl wurde, sind faszinierend. Wie der Mann beschönigt, daß er gutes und viel essen mußte, ist hochinteressant aus kulinarischer Hinsicht und auch in psychologischen Begründungen. Es werden einige sehr appetitliche Gerichte aus Kolumbien geschildert (die Eintöpfe und Süßspeisen dürften exzellent sein).

Liebe bzw. Sex gibt es zuhauf in dem Buch. Eigentlich ist Silanpa seit einigen Jahren mit Mónica zusammen, die er aber vernachläßigt und betrügt. Als sie Schluß macht bricht zuerst die Welt zusammen, dann rettet er sich zur jugendlichen Hure Chica. Sowohl Moya als auch Estupinán haben herrlich kochende Ehefrauen. Tiflis benutzt seine Couch mit Susan (einer erwachsenen bildschönen kalten Frau), und Barragán betrügt seine Frau mit seiner blutjungen Bürogehilfin Nancy im Büro, im Motel, im Auto etc.

Zwei skurrile Ideen gibt es um Silanpa: das eine ist eine Schneiderpuppe, mit der er spricht und die er als Orakel benutzt in dem er 'Gescheite Sprüche' zieht oder neue hineinstopft. Das andere ist er Freund Fernando Guzmán, der ein genialer Journalist mit Spürsinn gewesen war, bis er an Aufputschmittel zusammengebrochen ist und seitdem im Krankenhaus lebt.

In Summe ein sehr interessantes Buch, das zwar nicht ganz einfach zu lesen ist, bei dem sowohl die Personenbeschreibungen als auch die Geschichte sehr spannend sind. Viel Freude beim Lesen !

Santiago Gamboa wurde 1965 in Bogota geboren. Er studierte spanische Philologie in Bogota und Madrid. Gamboa arbeitet als Korrespondent für ein Tageszeitungen und lebt in Rom. 1995 erschien sein erster Roman "Páginas de vuelta".

Dienstag, 19. Januar 2016

Lisa Scott : "Mord mit kleinen Fehlern"

Lisa Scott :
"Mord mit kleinen Fehlern"
Roman
original "Courting Trouble"
2002, Harper Collins N.Y
aus dem Amerikanischen von Tatjana  Kruse
2003, Wilhelm Goldmann Verlag München
372  Seiten
ISBN 3-442-35861-2

Dieser Kriminalroman, bei dem viele Frauen einer Anwaltskanzlei in Philadelphia wichtig sind, ist stromlininenförmig geschrieben. Die handelnden Personen sind meist attraktiv (leider klischeehaft), aber die Chemie zwischen ihnen ist oft nicht menschlich nachvollziehbar.

Die Story ist klar : gut aussehende Anwältin verteidigt einen sexuelle Belästigung Fall vor Gericht: während sie nicht in der Stadt ist wird ihre Katzensitterin mit ähnlichen roten Haaren ermordet. Sie verdächtigt den Stalker der ihr der Leben bereits einmal schwer gemacht hat, hat eine hinreißende Nacht mit dem Anwalt der gegnerischen Seite, Unterstützung aller Frauen in ihrer Sozietät und es gibt einen überraschenden Showdown. Das Motiv für den Mord ist das cirka älteste der Welt.

Alles wird gerade erzählt. Es gibt leider keine frechen unterhaltsamen Seitenlinien. Die Geschichte, daß ihre Mitanwältinnen, mit denen sie keinen Kontakt hat plötzlich über Nacht die besten Freundinnen seien, ist für Leserinnen und Leser die im normalen Büroarbeitsleben stehen ziemlich unglaubwürdig.

Im Internet war zu finden, daß dieser Band ist die Nr.7 in der Reihe "Rosato and Associates" sei. Leiterin des Anwaltsbüros ist Bennie Rosato, die offenbar als engagierte, 'toughe' gewiefte Anwältin gefürchtet ist; mit ihr als Anwältinnen sind Mary, die Mare oder Maria genannt wird, und liebevolle italienische Eltern hat sowie Judy, die offenbar die Rolle der reschen resoluten Frau hat. Die Mutter von Mary übernimmt den Anteil Esoterik, der aus keinem Grund notwendig ist.
Die Hauptperson Anne Murphy ist als etwas kurvige rothaarige Frau mit imponierendem Vorbau geschildert, die durchaus ihr Leben trotz alkoholkranker Mutter geschafft hat. In Philly lebt sie mit Kater Mel, um den sie sich nicht wirklich schlüssig für Katzenfans kümmert.

Weitere wichtige Menschen im Buch sind der Freund Gil, den sie vor Gericht verteidigen muß; er ist zuerst charmant, dann mühsam geschildert. Anwalt der Gegenseite ist ein (nona) gutaussehender Matt, der die Anklage für seine Mandantin und deren Ehemann führt.

Hintergrund der Geschichte sind die Feiern zum, 4. Juli bei denen die Polizei eher überlastet ist, viele Feiern auf den Parks und Straßen stattfinden, und sich dadurch einige Möglichkeiten zum Verkleiden und damit unentdeckt bleiben ergeben.

Die Geschichte ist insofern spannend geschrieben, als der Wunsch nach der Auflösung des Mordes blieb. Mir war der Krimi bei den vielen anspruchsvollen Kriminalromanen zu flach; hoffentlich gefällt die Geschichte anderen Leserinnen und Lesern besser als mir.

Lisa Scott hat als Anwältin für das US-Berufungsgericht und in einer großen Kanzlei in Philadelphia gearbeitet. Bereits ihr erster Roman »Die Katze war noch da« wurde von Publikum und Kritikern gleichermaßen gefeiert. Für ihr zweites Buch »Rosen sind rot« erhielt sie den Edgar-Allan-Poe-Preis, den begehrtesten Preis für Kriminalliteratur in Amerika. Ihre Bücher erschienen teilweise unter ihrem richtigen Namen Scott. Ihre Serienheldinnen sind die Anwältinnen der Kanzlei Rosato & Partner. Lisa Scott lebt als freie Schriftstellerin in der Nähe von Philadelphia. Achtung : nicht mit Lisa E. Scott verwechseln, die Liebes-Romanzen-Romane schreibt.

Freitag, 15. Januar 2016

Alison Nastasi : "Artists and their cats"

Alison Nastasi :
"Artists and their cats"
2015, Chronicle Books, San Francisco
101 Seiten
ISBN 978-1-4521-3355-3

Künstler und ihre Katzen sind ein wunderbares Thema. In diesem Buch sind auf einer Seite Photo oder Gemälde eines Künstlers/einer Künstlerin meist mit Katze/Kater/Katzen abgebildet - gegenüber wird entweder erzählt wie es zu diesem Photo kam, oder wer es aufgenommen hat, oder welche Beziehung zu Katzen im allgemeinen oder zu diesem Zimmertiger im Speziellen hatten.

Die Künstler sind mehrheitlich männlich, aber es gibt einige großartige Pionierinnen dabei. Es sind viele Photographen angesammelt aber auch ein Puppenkünstler. Der Großteil der Künstler/-innen ist aus den amerikanischen Staaten, einige Franzosen, ein Asiate, eine Mexikanerin, und sonst gemischte Europäer/-innen sind genannt. Einige Menschen sind Ikonen der Kunst, andere waren mir eher unbekannt. Die Liste ist nach Vornamen sortiert.

Im Vorwort wird ausgeführt, daß Künstler oft Grenzübertreter sind, die teilweise mit Charme (wenn notwendig auch ohne) ihre Ideen weiterentwickeln - ähnlich wie Katzen die meist eher rücksichtlos ihr Leben durchzusetzten versuchen (allerdings meist mit Charme).

Pablo Picasso, John Lennon (mit Yoko Ono) und Paul Klee (mit Lily Blum) genossen z.B. die Gesellschaft vieler unterschiedlicher Katzencharaktere. Salvador Dali hatte einen exotischen kolumbianischen Ozelot. Frida Kahlo hatte eine Menagerie von Tieren - darunter auch eine Katze.

Die Namensgebungen sind von humorvoll bis einfach gehalten. John Lennon und Yoko Ono nannten u.a. eine schwarze Katze 'Salz' eine weiße 'Pfeffer', eine andere wiederum 'Jesus'. Gustav Klimt nannte eine seiner Zimmertiger einfach "Katze", Hermann Hesse seine "Lion" und "Tiger", Matisse lebte unter anderem mit einer "Minouche".

Bei den Katzen gibt es von gemütlich schlafenden Schoßtieren bis zu neugierig den Schreibtisch inspizierenden bis etwas drastisch gesetzten eher unglücklich schauenden Schnurrwesen.
Es gibt viele Siamkatzen, und auch einfache gestreift-gestromte Hauskatzen; und wenige aber vorhandene Langhaar-/Perserkatzen.

Das Englisch ist teilweise 'sophisticated' mit feinen, eher selten genutzten Vokabeln um die besondere Atmosphäre von Künstlern und Katzen feinnervig zu beschreiben.

In Summe ein schönes Buch das Katzenfans viel Freude macht.

Alison Nastasi wurde 1976 geboren. Sie ist internationale Künstlerin und Journalistin. Sie lebt bis 2012 in Philadelphia.

Montag, 11. Januar 2016

Daniel Scholten : "Der zweite Tod"

Daniel Scholten :
"Der zweite Tod" - ein Fall für Kommissar Cederström
2007, Wilhelm Goldmann Verlag München
337 Seiten + 1 Seite Karte Stockholm Umgebung + 1 Seite Karte Stockholm
ISBN 978-3-442-46402-9

In diesem Kriminalroman aus Schweden mit sprachlichen Ausflügen nach Island und echten nach Ägypten und Spanien ermittelt Kommissar Kjell Cederström mithilfe seines Teams und manchmal seiner künstlerischen Tochter.

Das Team wird gebeten den Mord um einen charismatischen Altertumsforscher aufzuklären. Die verschwundene Geliebte wird gesucht, die ehemaligen Assistentinnen ausgeforscht, der Ruf der durch Fälschungen ruiniert worden war untersucht und vor allem den Forschungen um den Diskos von Phaistos nachgegangen. Sofi, das Computergenie in Cederströms Team, jagt einem 45-stelligen Passwort nach. Ein Sommerhaus geht in Flammen auf, eine Leiche wird entdeckt, Sofi in Kairo überfallen und einer schwedische Firma, die Firmen hilft Probleme zu bereinigen, auf den Zahn gefühlt. Schlußendlich ging es bei dem Mord am Forscher nur um Geld.

Den Personen der Handlung wird viel Platz gegeben.
Kjell Sederström ist Witwer, hatte eine Affäre mit Ida vor zehn Jahren gehabt, die wieder aufblüht. Er liebt Bücher, Archäologie und seine malende Teenagertochter Linda.
Linda hat durch Ida zu malen begonnen und eine genaue Maltechnik entwickelt. Sie hat ihre erste Beziehung mit einem älteren faszinierenden berühmten Maler, der sie unterstützt. Sie hilft beim Rätseln des Passwortes.
Sofi ist erst seit Kurzen im Team; sie war ein Ägypten gewesen und kann arabisch. Ihre Computerkenntnisse sind formidabel. Sie und Henning bringen Linda das Autofahren bei. Barbro ist schon länger in Cederströms Team. Sie hat eine Tochter Emilie. Henning ist der älteste des taktischen Teams das im Showdown am Ende gut zusammenspielt.
Ida wird Charisma zugeschrieben, zwei ehemalige Freundinnen des Opfer Mari und Kajsa sind unterschiedlich mal sehr weich und naiv und die andere zielstrebig und klar beschrieben; Fohlin als Chef einer Firma wird mit gelernter Gelassenheit und Soldatenfocus beschrieben.

Der zweite Tod heißt das Buch durch den Brauch der Ägypter, ihre Toten für das Weiterleben nach dem ersten Tod auszustatten. Erst wenn die Prüfung des Lebens negativ ausfällt stirbt die Seele wirklich- den zweiten Tod.

Die Fährte zur Entschlüsselung des Diskos führt einerseits in die kühlen Sommergebiete Schwedens, als auch für Sofi und Linda einige Tage nach Kairo. Oft sitzt Sofi aber auch nur dem Computer und grübelt.

An Liebensgeschichten werden drei unterschiedliche geboten. Kjell und Ida kommen wieder zusammen. Linda hat eine Affäre. Zwischen Babro und Henning könnte etwas werden. Als vierte könnte die des Mordopfers zur lange Zeit Verdächtigen gelten.

Als Hintergrund der Geschichte ist der fortwährende Schmuggel von Antiquitäten bzw. das Herstellen von Fälschungen beschrieben.

Nebenbei gibt es kleine Hinweise auf isländische Kultur, die mit dem Autor persönlich zu tun haben

Das Buch ist gut geschrieben und mir haben die Personen der Handlung gut gefallen. Der Krimi ist netterweise nicht so düster wie eines anderen wichtigen skandinavischen leider kürzlich verstorbener Kriminalromanciers.

Daniel Scholten wurde 1973 geboren. Er ist ein deutsch-isländischer Schriftsteller. Davor arbeitete er als Typograph und studierte in München Äygptologie und historische Sprachwissenschaften. Nebenbei beschäftigt sich Scholten auch mit skandinavischer Literatur (Isländisch und Schwedisch) und publiziert dafür auch zwei Literaturzeitschriften. Er hat auch einen Video-Podcast 'Belles Lettres', der sich  sich mit Sprachkunde und Stilistik befaßt und dem Zuschauer die eigene Urteilsfindung über diverse Elemente der deutschen Sprache ermöglichen möchte .
Ab erschienen 2007 die Kriminalromane mit Kommissar Cederström. Es erschienen von ihm auch Bücher zur isländischen Grammatik.
Seit 2012 lebt Scholten abwechselnd in Stockholm und München.

Mittwoch, 6. Januar 2016

Timur Vermes : "Er ist wieder da"

Timur Vermes :
"Er ist wieder da"
Roman
2012, Eichborn Verlag bei Bastei Lübbe GmbH & Co KG Köln
390 Seiten
ISBN 978-3-8479-0517-2

In dieser bitterbösen Satire erwacht Herr Hitler im August 2011 mitten auf dem Bauplatz in Berlin. Über den Kontakt eines Zeitungsstandlers wird er Fernsehmenschen vorgestellt, die sofort von dieser Comedy Nummer begeistert sind. Hitler wird in ein Hotelzimmer verfrachtet, lernt Vormittagsfernsehen und die derzeit gängigen Politiker und wird als Comedy-Ergänzung dem Publikum vorgestellt. Er hat sofort Erfolg, bekommt eine nette junge Frau als Assistentin, die wie alle anderen davon fasziniert ist, wie er die Rolle 'Hitler' durchhält. Im Rahmen des Erfolges besucht er erstmals das Münchner Oktoberfest; in Berlin wird er von einer nationalen Gruppe zusammengeschlagen und er denkt über die Übernahme einer kleiner Partei zur weiteren Machtübernahme nach.

Der Autor hat Geschichte studiert, was in den präzisen Informationen im Kampf um Berlin und auch geschichtlichen Bemerkungen fühlbar ist. Allerdings ist das Buch vermutlich mehr etwas für Menschen denen die Größen des damaligen Reichs aus ihrem Geschichtsunterricht oder Eigeninteresse etwas sagen; wer bei Namen wie Himmler, (Hermann) Göring, Goebbels oder gar Heß und Stauffenberg strauchelt bekommt vieles vermutlich nicht (geschweige von der Einsatztruppe Steiner). Auch Namen wie Wolfsschanze etc. sind als Grundwissen brauchbar um die Feinheiten im Buch erkennen zu können.

In den Kommentaren über die Medien wie Internet, die Fernsehprogramme und die Zeitungen die der Figur Hitler in den Mund gelegt werden sind bitterböse, oft punktgenau und bringen mit ihrer Bösartigkeit zum Grinsen. Kommentare zum Vormittagsfernsehen wie "heliumbelichtete Muse" bringen sehr zum Lachen, Kommentare über das auflagenstärkste Blatt Deutschlands und den medialen Nutzen mit den großen Buchstaben um ältere Menschen zu manipulieren lassen den Humor fast im Hals stecken bleiben.
Auch die aktuelle Politik wird nicht von des Hitlers Figur Kommentaren verschont - die Kanzlermatrone hat bei ihm keine guten Karten.
Die Bemerkungen über das Sauf- und Dekolleté-verhalten am Müncher Oktoberfest sind ebenfalls bitterböse und treffen nicht den Geschmack des Vegetariers, der auch dort nur Mineralwasser trinkt.

Erschreckend gut ist der Stil Hitlers in den Comedy Shows getroffen, in denen der abgehackte Rhetorikstil schauerlich gut getroffen ist, auch in der Art der Manipulation der Zuhörenden.

Die Fiktion daß das Umfeld davon fasziniert ist wie sehr diese Figur den Hitler durchzieht, wird durch das Umfeld im Fernsehkanal gezeigt. Die nette junge Frau, die ihm als Sekretärin zugeteilt wird, sprich ihn wirklich mit "meen Führa" an, und auch das Schicksal daß die Familie ihrer Großmutter als illegale Juden im Konzentrationslager umkam, ändert nichts. Für sie ist der Komödiant nur jemand der genial mit "Method Action" in den Charakter geschlüpft ist. Für andere Menschen im diesem Team ist er Träger für Einschaltquoten, was das einzige Ziel ist bis auch noch die Merchandising Maschine anläuft.

Die fast vierhundert Seiten sind teilweise wunderbar rasch lesbar, zwischen Seite 2oo und 3oo wurde es dann etwas mühsamer, bis die Neugier kam welche Ende das Buch haben wird. In Summe ein sehr lesenswertes Buch, bei dem immer wieder die Frage ist auf wie dünnem Eis die Satire hier tanzt.

Timur Vernes wurde 1967 in Nürnberg geboren. Sein Vater kam 1956 aus Ungarn und heiratete eine deutsche Frau. Er studierte Geschichte und Politik und wurde Journalist. Seine Artikel sind in 'Abendzeitung', Kölner 'Express' und die 'Zeit'. Seit 2009 ist er auch Ghostwirter für diverse Bücher. "Er ist wieder da" wurde ein Bestseller und wurde verfilmt.