Donnerstag, 28. Februar 2019

Helena Bochorakova-Dittrichova : "Mi infancia"

Helena Bochorakova-Dittrichova :
"Mi infancia" ('coleccion Wunderkammer', Band 7)
original "Z Mého Dětství"
1929,
Übersetzer : Ander Gondra Aguirre
2016, Verlag Sans Soleil Ediciones Auflage: 1
140 quadratische Seiten
ISBN : 978-8494448492

Helli wird eine Mittelstandsfamilie geboren, deren Familie vom Handel lebt. Sie hat eine größere schwester und ein Kindermädchen, macht Streiche und entwickelt sich. Es werden Weihnachten, Nikolaus und Krampus, aber auch ein Feuerausbruch erzählt.

Es ist immer wieder eine Textseite zwischen mehrere Seiten mit Holzschnittdrucken zu lesen und betrachten. Die Schnittgraphik ist mit klaren einfachen Linien, und oft ist Perspektive und Hintergrund klar zu sehen.
Mich haben die Linien, in denen es gezeigt wird wie Helli läuft und andere Bewegungen fasziniert.

"Z Mého Dětství" (Aus meiner Kindheit) ist Bochořáková-Dittrichovás erstes Werk, erschien 1929 und gilt als der erste von einer Frau verfasste Bildroman.

Spannenderweise hat sich ein spanischer Verlag der alten Geschichten, die in Holzschnitten als die ersten Graphic Novels gelten, angenommen. Liebevoll ist im Vorwort die Geschichte und Bedeutung erzählt. 

Ein faszinierendes kleines Buch das in die Welt der fast 100 Jahren alten Graphic Novels zieht, und mich mit seinen Schnittlinien begeistert. Viel Freude beim Durchblättern (wenn man nicht wirklich gut spanisch kann und so an der Graphik erfreut).

Bochořáková-Dittrichová wurde am 31. Juli 1894  in Vyskov, Mähren geboren. Sie  zog 1913 mit ihrer Familie nach Brünn, wo sie abgesehen von Studium und Reisen bis zu ihrem Tod 1980 lebte.
Ab 1919 studierte sie Malerei und Zeichnung an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Nach Abschluß des Studiums erhielt sie ein Stipendium des Bildungsministeriums, um modernen Druck in Prais zu studieren, wo sie sie die Holzschnitt-Romane von Frans Masereel entdeckte. Später stellte sie zwischen 1924 bis 1930 regelmäßig in Prais aus, und auch in Antwerpen, Philadelphia, Zürich, Buenos Aires und Wien.
Ihre Werke werden in Sammlungen der tschechischen Republik ausgestellt, darunter der Mährischen Galerie in Brünn, dem Museum Vyskovska, der Akademie der Bildenden Künste in Prag und dem Stadtmuseum Brünn.

Freitag, 22. Februar 2019

Wolfgang Fenz : "Mit den Bienen kam der Tod"

Wolfgang Fenz :
"Mit den Bienen kam der Tod"
2016, Verlag CCU Perchtoldsdorf
173 Seiten
ISBN 978-3-9503849-7-0

Der in seiner Pension als Imker tätige Karl Schachner ist die zentrale Gestalt dieses Buches. Er wird zur Schwägerin gerufen, als viele Bienen in ihr Haus kommen, genauso wie er der Polizei einige Schlüsselhinweise gibt und mit seiner Hündin Riga bei einer Entführung zur Lösung beiträgt.

Sympathisch sind die zwei Polizisten, die Schwägerin und ein aufgeweckter Bub mit seiner alleinziehenden Mutter gezeichnet. Eine übergeordnete Polistin ist eine unfreundliche Gegenperson. Karl selber war vor seiner Zeit als Hobby-Imker  LKW-Fahrer gewesen, verbringt seine Zeit jetzt mit einer ehemaligen Polizeihündin, die ihm und dem Buben treu zur Seite steht und genießt den Sommer.

Die Gegend ist im südlichen Niederösterreich mit einem kleinen Ort indem sich alle Menschen kennen, gute Lauf- und Radrouten sind, eine verfallene Ruine und ein Gasthaus mit excellenter Küche.

Es ist kein Mitraten wer hinter dem Einsatz der Bienen gegen Menschen(leben) ist möglich. Diese Figur beginnt sich sehr schemenhaft abzuzeichnen, und bleibt es auch.

Die Geschichte ist gemütlich, unterhaltsam und spannend geschrieben, ohne daß die Fingernägel in Gefahr sind. Eigentlich sind die Fragen nicht restlos geklärt - das warum und warum die Bienen eingesetzt werden, bleibt offen. Der Prolog bleibt komplett offen, und wird im Folge-Krimi gelöst, was aber kein Unbehagen auslöst.

Viel Wissenswertes über Bienenverhalten und Honiggewinnung steht in diesem Buch. Es wird aber nicht aufdringlich, sondern genau passend angebracht.

Viel Spaß beim Lesen.

Wolfgang Fenz wurde 1956  in Seebenstein geboren. Vor seiner Pensionierung war er als Leiter für forschung und Entwickliung im Maschinenbau tätig und war viel auf Reisen. Bei einem Urlaub in Kärnten kam über Familienwunsch der erste Bienenschwarm in seinen Garten. Mittlerweile betreut er 20 Bienenstöcke, und gibt sein Wissen auch an Schulkinder seiner Umgebung weiter.

Mittwoch, 13. Februar 2019

Sara Paretsky : "Kritische Masse"

Sara Paretsky :
"Kritische Masse"
original "Critical Mass"
2013,
übersetzt von Else Laudan und B. Szelinski
herausgegeben von Else Laudan
2018, Argument Verlag mit Ariadne
Lesebändchen
526 Seiten + 4 Seiten der Autorin
ISBN 978-3-86754-236-4

In diesem spannenden Kriminalroman wird sprunghaft die Gegenwart Chicagos mit Umland, mit Forschung einer genialen aber jüdischen Frau in Wien, Flucht ihrer Familie, und dann Machtgebahren in den 50-Jahren großartig gemischt.
Chronologisch geht es um Martina Saginor, und eine geniale Erfindung in Wien. Sie hatte allerdings im Gegensatz zu den Männern im und nach dem zweiten Weltkrieg in den USA keine Chance. Ihr ebenfalls begabter Urenkel begibt sich auf die Suche, Detektiv Warshawski soll seine drogensüchtige Mutter finden, ein mächtiger Wirtschaftsmann schickt seine starken Männer aus, es gibt einige mehr oder minder brutale Scharmützel und am Schluß Klarheiten.

Das Buch wird meist aus der Sicht von V(ictoria) I(phigenia) Warshawski in Ich-form erzählt. Die 'Action' ist vergnüglich, der ältere Nachbar sehr nett, der Cello spielende Freund auf Tournee, während sie im Dreck wühlt, Bibliotheken besucht, die Tochter des Wirtschaftsmannes informiert, einer Forscherfamilie auf die Zehen steigt und ihrer guten Freundin, einer Ärztin, Informationen beschafft. Besuche von Polizei, Security und Übergriffe des Heimatschutzes machen ungutes Kribbeln, wobei wenigstens bei der Polizei paar 'Gute' dabei sind.
Einige Kapitel beschreiben das Leben von Frau Sanginor - wenn sie als Kind zum ersten Mal die Farben durch Lichtbrechung sieht, wie sie sich später zurückhält und eisern beherrscht um nicht anzuecken, bis zum für sie großen Glück in die Sterne (auch nur Licht) sehen zu können.

Spannend sind die zwei Hintergründe in diesem Buch:
Auf der menschlichen Seite ist dies eine jüdische Wissenschaftlerin in Wien - Frau Marietta Blau - , die immer schlecht bezahlt ihre Neugier zur Forschung weitertrieb, deren fundamentale Erkenntnis in der Physik aber nie zu ihren Lebzeiten anerkannt wurde. Sie hat die Autorin zu Figur der Frau Saginor inspiriert.
Institutionell ist es die Forschung nach der Atombombe die offenbar in vielen Ländern gleichzeitig lief, in der die USA die männlichen Wissenschaftler versammelte egal welcher Geisteshaltung, um den wissenschaftlichen Erfolg zu erringen.
Es wird in dem Buch einiges an wissenschaftlichem Wissen für die Atombombe, und später Energie zusammengetragen.

Es wimmelt zwar von Namen und Familiengenerationen, aber ich tat mir nicht einmal schwer damit zu merken wer zu wem wie und warum gehört.
Die Menschenbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen: es ist das Querbeet aus allen Generationen, mit Temperamenten von pragmatisch-sachlich bis emotional-ausfallen, vielen hochgehaltenen Werten bis komplettem Wertezusammenbruch.

Ich habe das Buch sehr genossen, da es spannend, emotional und voll mit Wissen ist. Viel Freude beim Lesen !