Montag, 12. Dezember 2022

Olga Tokarczuk : "Gesang der Fledermäuse"

 

Olga Tokarczuk :
"Gesang der Fledermäuse"
Roman
original "prowadi swoi plug przez koici umarlych"
2009, Verlag Wydawnietwo Lierackie, Krakau
Aus dem polnischen von Doreen Daume
2009 Übersetzt / 2022 Kampa Pocket
300 Seiten + 1 Seite Anmerkungen
ISBN 978-3-311-15003-9

Janina Duszejko lebt am Land in Polen, 2 km von der tschechischen Grenze entfernt. Sie stellt Horoskope, kümmert sich um die Sommerhäuser ihrer Nachbarn im Winter, unterrichtet einmal in der Woche englisch an der dörflichen Schule, und hat viel Kontakt mit der Natur. Sie ist etwas eigenwillig, wird aber als schrullige Alte gesehen.
Im Winter wird ein Mann tot in seiner Hütte gefunden - er ist an einem Rehknochen erstickt. Monate später wird der Polizeichef in einem Brunnenschacht gefunden, weitere Monate später ein passionierter Jäger und Fuchspelzzüchter halb verschimmelt im Wald.
Sie hat Freunde wie einen fleißigen ordentlichen aber auch eigenbrötlerischen Nachbarn, einen ehemaligen Schüler mit dem sie William Blake übersetzt und eine junge Frau in einem bunten Kleidungsladen.
Am Ende entschlüsseln sich das Sterben und sie lebt woanders weiter.

Der Roman ist ein Gemisch aus Kriminalgeschichte, aber mehr ein Roman über die Nähe zur Natur, dem Wald und dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Abschnitte in denen sie über das Werden und Sterben im Wald erzählt, wie sich der Winter auf die Sommerhäuschen auswirkt, und die Weite bei den Spaziergängen machen beim Lesen fast ruhig.

Das Buch ist aus ich-Sicht der älteren Dame geschrieben. Sie beschreibt was sie sieht, was sie denkt, was sie überlegt, und wie sie langsam und durchüberlegt Menschen klassifiziert. Es ist spannend ihren Gedankengängen zu folgen.

Das Ende ist für mich unerwartet, denn auf diese Lösung war ich nicht gekommen. 

Ich habe das Lesen dieses langsamen Romans sehr genossen und mich gerne von dem Zauber einfangen lassen.

Olga Nawoja Tokarczuk wurde am 29. Jänner 1962 in Sulechow bei Zielona Góra in Polen geboren. . 2019 erhielt sie rückwirkend den Nobelpreis für Literatur  des Jahres 2018, der zuvor nicht vergeben worden war. Sie studierte Psychologie, bildetet sich dann zur Psychotherapeutin aus. Ende der 90-jahre beschloß sie nur noch als Schriftstellerin zu arbeiten, und gründete auch einen Kleinverlag.