Montag, 30. Januar 2012

Óscar Urra : "Poker mit Pandora"

Óscar Urra :
"Poker mit Pandora"
2008 bei Salto de Página, Madrid
"A timba abierta"
aus dem Spanischen von Peter Kultzen
Deutsche Erstausgabe
2011, Unionsverlag Zürich
185 Seiten
1 Seite über Autor und Übersetzer
4 Seiten des Autors über sich selbst
ISBN 978-3-293-00428-3

Der Privatdetektiv und leidenschaftliche Spieler Julio Cabria möchte sich eigentlich umbringen, wird aber von seiner eigenen Laschheit und einem lukrativen Auftrag davon abgehalten. Er soll eine Frau namens Pandora finden, deren Suche bereits einigen Männern das Leben gekostet hat. Mehr oder minder freiwillig macht er sich gemeinsam mit dem Polizisten Meléndez, der seine Chance sieht nicht in die Pension abgeschoben zu werden, auf die Suche. Bei der Lösung des Krimis wird klar, daß Pandora keine leibhaftige, lebendige Frau, sondern ein Ergebnis der Computerwelt ist.

Es sind fast nur Männer die Darsteller in diesem Buch: der Detektiv + Spieler + Gin Tonic Fan Gabria, Polizist Meléndez der Gabrias Ex-Frau heiraten möchte, der Kellner und César der alles hört aber wenig spricht, der hinkende und wunderbare Zuhörer Vitorio und damit leicht in die falschen Hände gerät, der Polizeichef Subirats, der Mafiachef El Botines und seine schlagkräftigen Jungs ...
Die 2 Frauen sind Gabrias Ex-Frau, die den Polizisten heiraten möchte und eine junge Frau, die die Energie hat Gabria aus seiner Lethargie zu reißen.

Ort des Romans ist Madrid und hier einige Hauptstraßen, die auch mir etwas sagen und einige Plätze und kleinere Straßen, die offenbar eher der Spieler-Szene zugeschrieben werden.

Das Buch ist spannend geschrieben, ist aber kein Krimi im who-dunn-it-Genre. Die Lösung bietet ein eigenbrötlerischer junger Mann, der sich mit Internet, Bloggs, Kommunikation via Internet und Viren (eigentlich Trojanern) excellent auskennt, aber die echten Menschen keinen Umgang mehr pflegen kann.
Genau wird auf die verschiedenen (Karten-)Spiele die Gabria spielt eingegangen, bei denen ich erst ein Lexikon oder im Internet eine Suchfunktion starten mußte. Auch die Schuß- und Prügel-szenen sind detalliert geschildert, mir aber zu brutal.

Die Stimmung des Buches ist eher pessimistisch oder hoffnungslos - erinnert mich an Krimis aus Spanien, die aus den 80-ern stammen. Das Buch kann ich jedem empfehlen, der einen bösen schwarzen Krimi mit Prügeln, Schußwechseln und leider auch 'Guten', die sterben, verträgt.

Dienstag, 24. Januar 2012

Martín Solanes (alias Martine Mairal) : "Mallorquinisches Blut"

Martín Solanes (alias Martine Mairal) :
"Mallorquinisches Blut"
2008 Flammarion, Paris
"Quand la lune sera bleue"
aus dem Französischen von Ute Bechberger und Cornelia Weinkauf
2009, Piper München Zürich
302 Seiten
1 Seite köstliche Küchenspezialitäten
3 Seiten Lokale, Hotels, Einkaufsmöglichkeiten
3 Seiten Kultur, Sehenswürdigkeiten & Ausflugstipps
ISBN 978-3-492-05259-7

In diesem dicht geschriebenen Kriminalroman auf Mallorca klärt die Polizei einige sehr brutale Morde eines Serienmörders inklusive das 'warum' auf.

Pilar Más, eine junge intelligente etwas eigensinnige aber excellente Mitarbeiterin der Spurensicherung - mit ihrer Kamera - kehrt nach Jahren der Ausbildung und beruflichen Bewährung auf ihre Geburtsinsel Mallorca zurück. Hier werden Teile von Menschen gefunden, die nicht zu einem Menschen alleine gehören. Die Art und Weise wie mit den Teilen umgegangen war, weist auf einen bösartigen Menschen, der geplant und gezielt vorgeht.
Eine Spezialtruppe der Polizei wird zusammengestellt - was auch helfen soll, die Intrigen und bewußte Nicht-Weitergabe von Information zu untergraben. Bruno Montaner, in Mallorca verliebter Polizist dessen Frau und Kinder lieber am Festland wohnen, und Gerónimo, Chef der Spurensicherheit, bilden ein Team gegen den arrogant gezeichneten Madrilenen Polizisten Olazabal.
Es werden weitere Leichenteile, verkohlte Körperstücke und auch ein vermisster Freund von Pilar - leider ermordet - gefunden. Kurze Zeit weisen die Hinweise des Mörders auf Pilar, die beim dramatischen Showdown noch von ihren Freunden bei der Polizei vor dem Tod durch den Serienmörder gerettet wird.

Eine spannende Geschichte - bei der einiges von der Insel beschrieben wird. Vor allem die Insel "La Dragonera", die jetzt ein Naturschutzgebiet ist, ist ein wichtiger Angelpunkt. Mit liebevollen Details wird auf Gastronomie, Landschaft, Flora und Geologie der Insel Mallorca eingegangen.

Die Personen sind schön beschrieben, ohne daß die Geschichte deshalb an Tempo verliert.
Pilar - der Angelpunkt - ist als gescheite, sportliche Frau geschildert, deren Familie sie ziemlich verachtet hat. Daß der Grund der Morde in der Geschichte aus ihrem tyrannischen selbstherrlichen Großvater kommt, wird erst spät entdeckt.
Bruno Montaner lebt lieber bei seiner übersinnlich begabten Mutter auf Mallorca, als bei Frau und Kindern auf dem Festland oder gar in einer großen Stadt. Er kennt die Insel genausogut wie Pilar. Da er ein gutes Netzwerk in der Bevölkerung hat, löst er seine Fälle anerkanntermaßen gut.
Auch die anderen Personen sind gut und greifbar geschildert, Carmen die Spurensicherin, Virus der seinen Spitznamen aus seinem Umgang mit dem Computer hat, die Geliebte von Montaner, Tauchfreunde von Pilar, der alte Verwalter auf dem Gut des Großvaters, etc ...

Der originale französische Titel "la lune bleue" bezieht sich auf den (Aber-)Glauben, daß der zweite Vollmond im gleichen Monat ein blauer Mond sei und Unglück bringe / oder zumindest Unannehmlichkeiten.

Mir hat es Freude gemacht den Krimi der im Hochsommer im Mittelmeer spielt zu lesen und kann das Buch nur empfehlen.

Freitag, 13. Januar 2012

Teresa Solana : "Mord auf katalanisch"

Teresa Solana :
"Mord auf katalanisch" - ein Barcelona-Krimi
2006 bei Edicions 62 in Barcelona
"Un crim imperfect"
aus dem Katalanischen übersetzt von Petra Zickmann
2007, Piper München Zürich
2 Seiten Stadtplan auf den beiden Innencovers
1 Seite Spezialitäten
271 Seiten
ISBN 978-3-492-04951-1

Barcelona im Winter. Das Brüderpaar Eduard und 'Borja' nennt, betreiben miteinander eine Detektei und erledigen meist - erfolgreich und diskret - Seitensprung-Angelegenheiten. Diesmal verdächtigt ein Politiker seine Gattin des Seitensprungs, da ein bekannter Maler ein Bild von ihr gemalt hat. Beweise findet das Brüderpaar keine, aber sie sehen viele Gespräche der verdächtigten Dame mit Menschen, die sie meist unglücklich zurück läßt. Am Weihnachtstag wird die Dame vergiftet aufgefunden.
Die beiden Detektive gehen einiges Spuren nach, und lösen letztendlich den Fall. Polizei und Presse lösen den Fall anders, aber die Detektive sind mit dem Ausgang zufrieden.

Ein zwei-seitiger Epilog erzählt im Kurzüberblick wie sich das Leben einiger Beteiligter über die nächsten Jahre weiterentwickelt.

Die Personen und ihre Umgebung sind detailliert und mit Freude zum Detail geschildert.
Eduardo ist verheiratet, hat 3 Kinder und ist ehemaliger Bankangestellter und Buchhalter. Sein Zwillingsbruder Pep, nennt sich Borja und hat sich einen fantasievollen Nachnahmen zugelegt - er ist der Schillernde und Faszinierende des Duos; aber da sich die beiden nicht ähnlich sehen, funktioniert die Geschichte mit der beruflichen Freundschaft sehr gut.
Am besten hat mir die Schilderung einer niveauvollen Dame der reichen Oberschicht mit viel Humor, Macht und Intelligenz gefallen. Böse sind die Beobachtungen des Mordopfers das als eine wunderschöne aber durch extremen Ehrgeinz eher ungute Person geschildert wird. Die Frauen in dem Krimi sind sehr unterschiedlich - die etwas alternative Montse, die verheiratete geliftete erfolgreiche Geliebte, die überkandidelte Direktorin einer Schule. Die sonstigen Männer sind Politiker wie der Mann des späteren Opfers, ein Lehrer und ein fürsorglicher Butler.

Eine schöne Idee finde ich, daß das Portrait der Dame über ein Photo im Zug seinen Ursprung hat. Der Künstler hatte das Photo einer schlafenden Frau gemacht und dann - seinem Stil entsprechend - in wunderschöner Weise gemalt.
Gut gefällt mir, daß im Anhang auf einige gastronomische Spezialitäten Katalonien stehen. Ob man sich die Restaurant-empfehlungen am Ende des Buches ansehen will, ist Entscheidung des Lesers (ich habe es nicht getan).

In Summe finde ich das Buch gut lesbar, die Geschichte und die Menschen sprechen mich an und meine Erwartung im Winter ein Buch aus wärmeren Gegenden wärmt meine Seele wurde erfüllt. Viel Vergnügen beim Lesen !