Montag, 26. September 2016

J.K. Rowling, John Tiffany & Jack Thorne : "Harry Potter and the cursed child"

J.K. Rowling, John Tiffany & Jack Thorne
"Harry Potter and the cursed child" - Part one and two
(Special Rehearsal Edition)                
2016, Little, Brown Book Group
330 Seiten + weitere Seiten original cast, creativ and production Team etc ...
ISBN 978-0-7515-6535-5

Der achte Teil der Geschichte um den Harry Potter und seine Freunde ist als Theaterstück erschienen und wurde mit der Veröffentlichung gleichzeitig auf die Bühne gebracht.

Harry Potter ist erwachsen, verheiratet, hat 3 Kinder und einen verantwortungsvollen Beruf. Sein mittlerer Sohn Albus Severus steht im Mittelpunkt, wobei sich dieser mit Scorpius dem einzigen Sohn von Draco Malfoy befreundet hat und vom sprechenden Hut in den Trakt von Slytherin gelost worden war. Die beiden Buben wollen altes Unrecht gut machen, lernen eine bezaubernde junge Dame Delphi kennen, erschwindeln sich einen Zeitenwandler und die diverse Unglücke geschehen bis wieder alle Bösen tot sind, und alles wieder halbwegs gerecht erscheint. Nebeneffekt alle Zweifel und Probleme der Väter mit ihren Sprößlingen sind auch endlich besprochen.

Nachteil des Buches ist, daß der Zauber, den die Schilderungen und Beschreibungen in den Romanen hatten, durch die Form des Theaters nicht aufkommt. Die Dialoge sind o.k., aber sie faszinieren nicht wirklich.

Da in den Romanen Harry Potter wichtig ist, ist es diesmal originell daß die wirklich interessante Figur Dracos Sohn Scorpios ist : er muß mit dem Ruf fertig werden vielleicht Sohn des bösen Lords zu sein, aber er schlägt sich im Gegensatz zu seinem anfangs eher widerwärtigen Vater immer wieder auf die Seite des Besonnen und Gerechten. Albus Severus wird mit den hohen Erwartungen belastet, kämpft sich aber tapfer durch. Daß Delphi leider nicht ganz so liebenswürdig ist wie angenommen, wird erst auf den letzten 30 Seiten enthüllt.

Die Figuren aus den früheren Romanen werden durchgehalten, es gibt keine Brüche, allerdings fehlt manchmal die Spannung.

Das Englisch ist gut zu Lesen, manche Spezialausdrücke aus dem magischen Land müssen vielleicht nachgesehen werden.

In Summe war die Geschichte spannend zu Lesen. Viel Spaß dabei !

Joanne K. Rowling  wurde am 31. Jli 1965 in Yate, South Gloucestershire, UK als Joanne Rowling geboren Die Abkürzung in der Mitte „K“, steht für den Vornamen ihrer Großmutter „Kathleen“ , fügte sie selbst hinzu. 1996 erschien der erste Band der Harryp Potter Serie, nachdem viele Verlag das Buch abgelehnt hatten. Mittlerweile sind sieben Bände erschienene, sowie unter einem Pseudoym zwei weitere Kriminalromane.
John Tiffany wurde 1971 geboren und ist englischer Theater Direktor.
Jack Thorne wurde am 6. Dezember 1978 in Bristol geboren. Er ist  ein englischer Drehbuchautor und Dramatiker.

Samstag, 17. September 2016

Gaito Gasdanow : "Die Rückkehr des Buddha"

Gaito Gasdanow :
"Die Rückkehr des Buddha"
Roman
original "Возвращение Будды"
1950, in der russischen Literaturzeitschrift 'The New Review', NY
übersetzt aus dem Russischen, mit einem Nachwort von Rosemarie Tietze
2016, Hanser Verlag
208 Seiten und 5 Seiten Nachwort
ISBN 978-3-446-25047-5

Der Roman spielt in Paris in den frühen 20-jahren des 20. Jahrhunderts. Ein junger Mann der geschichtliches recherchiert taucht immer wieder in eine Traumwelt ab, spendiert einem Bettler einen Geldschein, trifft Pawel Alexandrowitsch /den Bettler wieder, wird des Mordes an ihm verdächtigt und auf Grund des Diebstahls einer kleinen goldenen Buddha-statue, die der Mörder zuerst genutzt hatte und dann gestohlen hatte, von dem Vorwurf des Mordes befreit.

Der "ich" des Buches erzählt anfangs von seinem traumatischen Sterben in den Bergen, was allerdings nur im Kopf stattfindet.
Paris wird viel im Nebel, in Grau und in Elendsviertel geschildert. Die Freundin Pawels Lina, die unglücklich in einen groben Mann aus dem Orient verliebt ist und gewohnt ist ihren Körper zu verkaufen, wird als eigenartige Mischung aus schön, lasziv, kalt, leidenschaftlich bis schlammig geschildert. Pawel selbst ist ein belesener Mensch, nur durch sein Glück an Geld kam. Der Erzähler erzählt auch von einem Schnorrer, der seine große Liebe eine nicht echte Gräfin nicht vergessen kann und vor und nach einer Erzählung immer auf sie zurückkommt. Auch andere Figuren in dem Roman sind zwar für die Erzählung nicht notwendig aber gut gezeichnet und gut vorstellbar.
Die Menschen sind entweder russisch - französisch, oder Franzosen, oder aus einem Gemisch aus Europa und dem Orient um das Atlasgebirge.

Die Bruchstücke die französisch geschrieben sind, sind erfreulicherweise übersetzt, und bleibt nicht als Leser/Leserin dem Rätseln überlassen (oder der Suche nach Vokabeln).

Der Stil des Buches ist gemessen. Es herrscht keine Eile. es gibt immer wieder schöne Beschreibungen wie : ' unisono irgendwelchen musikalischen Müll zu singen', 'undefinierbaren Seelennebel', 'deren Haltlosigkeit sich erst danach herausstellte und nur darum, weil er sich mit dem Sterben verspätet hatte' etc.

Ich habe länger an den Buch gelesen, und konnte es nicht in einem Rutsch durchlesen, weil mich die Sprache bremste. Es ist ein Buch das ich wieder lesen werde ! Viel Freude auch anderen beim Lesen !

Gaito Gasdanow (eigentlich Georgi Iwanowitsch Gasdanow), wurde am 23, Nov (jul Kal)/6. Dezember (greg. Kal) 1903 in St. Petersburg geboren und ist am 4. Dezember 1971 in München gestorben. Da sein Vater Forstbeamter war wurde er als Kind oft mit der Familie versetzt. Er kämpft ab 1919 auf Seite der Weißen Arme. Als Flüchtling nach der Niederlage reist er über Türkei und Bulgarien an Paris, wo er viele unterschiedliche Beschäftigungen hatte und an der Sorbonne Vorlesungen zuhörte. Er begann, regelmäßig literarische und journalistische Texte zu veröffentlichen. Während des zweiten Weltkrieges war er in der Resistance. Ab 1952 berichtete er als Journalist unter dem Pseudonym „Georgij Tscherkassow“ über das Pariser Kulturleben. Ab 1954 bis  berichtete er zuerst aus München, dann Paris, und wieder München bis zu seinem Tod. Sein Werk umfasst zahlreiche Romane und Erzählungen. Als wichtigstes Buch gilt "Das Phantom des Alexander Wolf " (Призрак Александра Вольфа, 1948).

Freitag, 9. September 2016

Prinzessin Stephanie von Belgien / Fürstin von Lonyay : "Ich sollte Kaiserin werden"

Prinzessin Stephanie von Belgien / Fürstin von Lonyay :
"Ich sollte Kaiserin werden"  - Lebenserinnerungen der letzten Kronprinzessin von Österreich-Ungarn
1935 Kohler & Amelang GmbH, Leipzig
2015 Projekt Gutenberg (projectid a32e6e58)

Prinzessin Stephanie von Belgien, verheiratet mit Kronprinz Rudolf von Österreich, Mutter der gemeinsamen Tochter Elisabeth, verwitwet durch die hinlänglich bekannte Geschichte in Mayerling, in zweiter Ehe verheiratet mit dem Fürsten Elemer Lonyay von Nagy-Lonya veröffentlichte erst 1935, also 46 Jahre nach dem Tod des Kronprinzen und 17 Jahre nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie ihre persönlichen Erinnerungen - an ihre Kindheit und ihre erste Ehe. Ihre Tochter verhinderte dieses Buch zwar in Österreich via Gericht, im Ausland wurde es aber übersetzt und viel gelesen.

Die Kindheit liest sich karg und unfreundlich. Zuneigung war nur durch wenige Personen vorhanden. Sie beschreibt wie ihr alles was sie interessierte weggenommen wurde, und durch Aufgaben die sie nicht mochte ersetzt wurde. Ihre Vorliebe für Pflanzen und Pferde stammt jedoch aus dieser Zeit. Durch ihre Mutter, eine Habsburg-Lothringerin aus Ungarn, lernte sie früh etwas ungarisch, dazu französisch, englisch und deutsch.
Die Eingewöhnung in Wien war nicht einfach. Einerseits beschreibt sie die Rückständigkeit in Sachen Badewanne und Körperhygiene; zusätzlich bekam sie von der Kaiserin die Repräsentationsaufgaben übertragen, da ihr diese keine Freude machten. Die 16-jährige wurde durch Überforderung immer wieder krank, weshalb sie und der Kronprinz sich vorübergehend nach Laxenburg zurückzogen. Die Zeit mit ihm in Prag dürfte ihr gefallen haben. Ungarn und später Galicien liebt sie. Über die Reisen schreibt sie positiv - sie schildert die Landschaften, die Pflanzen, die Gewänder der Frauen und wie ihr die Folklore Freude macht. Sie schildert auch begeistert die Besuche in Serbien, in Rumänien, in Bulgarien, und der Türkei. Bad Ischl mochte sie nicht, da es dort düster, und oft naß und kalt - mitten im August - war.
Ihren Mann schildert sie als offenen Menschen, der viel weiß (was sie schätzt). Emotional nahe waren sie sich die beiden nur während ihrer Schwangerschaft. Seine Vorliebe incognito mit Bürgersleuten zusammenzusitzen kann sie nichts abgewinnen; seine Frauengeschichten widern sie an.
In den letzten Ehejahren ist sie oft in Abbazia, aus welcher Zeit viele Briefe gewechselt wurden. Seine Briefe lesen sich fast liebevoll, ganz im Gegensatz zu seinem kalten, fast gehässigen Abschiedsbrief aus Mayerling an sie. Sie dürfte sich Sorgen um ihren Mann gemacht haben, was allerdings ungehört im Kaiserhof untergegangen war.

Mühsam sind die bigotten, gottgläubigen Absätze. Vermutlich war dies damals eine normale Einstellung in konservativ-katholischen Kreisen - heute liest sich dies etwas eigen.

Stilistisch ist das Buch zwar langsam, aber trotzdem recht gut zu lesen. Das Vokabular ist nicht geschraubt oder intellektuell, es sind ab und zu damals übliche Wörter für damals übliche Gegenstände verwendet worden (die Coursschleppe, eine bestimmte Art zu kutschieren etc ...) .

Für Interessenten & -innen der österreichisch-ungarischen Monarchie ist dieser Rückblick auf Einsamkeit und Glanz ein faszinierender Ausschnitt. Viel Freude dabei !

Stephanie Clotilde Louise Hermine Marie Charlotte von Belgien  wurde am 21. Mai 1864 in Laeken bei Brüssel geboren und starb am 23. August 1945 in Benediktinerkloster Pannonhalma, Ungarn (wohin sie sich vor russischen Soldaten geflüchtet hatte). Sie war als Gattin von Kronprinz Rudolf Kronprinzessin von Österreich-Ungarn und damit die einzige Trägerin dieses Titels in der Doppelmonarchie (1867–1918).