Sonntag, 25. September 2011

Rosa Cerrato : "Das Böse Blut der Donna Luna"

Rosa Cerrato :
"Das Böse Blut der Donna Luna"
- Nelly Rossi ermittelt
2007, Fratelli Frilli Editori
"La maman de via del Campo"
aus dem Italienischen von Verena von Koskull
2010, Aufbau Taschenbuch
387 Seiten
ISBN 978-3-7466-2661-1

Meine Erwartungen waren : ein schöner dicker Krimischmöker der mich unterhält und fasziniert. Vorneweg : diese Erwartungen wurden erfüllt und der Krimi hat mich in den Bann gezogen; die dezenten Informationen betreffend genuesische Essensspezialitäten habe ich genossen.

Dottoressa Nelly Rosso ist Commisario und eine lebhafte rothaarige Frau, die mit  Sohn Maurizio (Mau) und den drei Katzen Minni, Silvestro und Pippo in Genua lebt.
Mitten im tropenheißen Sommer werden Leichen von enthaupteten jungen schönen Frauen gefunden - ohne Kopf und eigenartig drapiert. Der erste Verdächtige muß entlassen werden, da wieder kopflose Frauenleichen gefunden werden - was den mediengeilen Polizeichef ärgert. Ein Profiler, der aus Amerika nach Italien zurückübersiedelt ist, wird um Verstärkung des Polizeiteams gebeten, was die interne Polizeipsychologin eifersüchtig stimmt. Eifersucht auch deshalb weil sich Nelly mit dem Polizeivize, einem blendend aussehenden höchst charmanten aber beziehungsunfähigen Mann auf freundschaftlicher Ebene bestens versteht und er auch ihre Entscheidungen innnerhalb der Polizei meist unterstützt. Eine Frau, die aus Senegal kam, tw. Frauen hilft, aber auch etwas zwielichtig ist, hilft Nelly mit ihren Zauberkräften (Vodoo ?) ihren Instinkt zu unterstützen und daß am Schluß bei dem besessenen Mörder überlebt. Am Ende sind eigentlich viele Leichen zusammengekommen inkl. einer übereifrigen Journalistin, einem Geistlichen der eine Organisation zur Unterstützung Jugendicher aufgebaut hat, und einem Anwalt der ebenfalls in dieser Organisation mitarbeitet.

Es ist eine starke Geschichte, bei der es vor Menschen, ihren Schicksalen und Einstellungen/Gefühlen wimmelt: Der Sohn dessen Freundin schwanger ist, und beide vor der Matura stehen. Der Polizist dessen Frau ihn nach langen Jahren verläßt weil sie endlich ein Kind will. Die Polizistenkollegin die endlich die Karriereleiter etwas hinauf möchte. Eine Organisiation von wohltätigen Damen, die Ausländerinnen zu Hungerlöhnen einstellen und wie Sklaven arbeiten lassen. Hilfreiche Polizisten und solche die erst zum gelösten Fall erscheinen um das Lob der Medien abzukassieren etc etc etc.

Auf die Spannungen zwischen den Menschen wird genauer eingegangen - v.a. die zwischen Nelly und dem Profiler Alessandro. Erst am Schluß wird der Knoten entwirrt, der zeigt, daß seine Besessenheit (Mutter, Schwester, Mond) hinter den Morden steht - auch wenn er die meisten nicht selbst begangen hat sondern andere als Marionetten einsetzte.

Die tropische Sommerhitze in der Stadt ist greifbar und dicht geschildert, inkl. Wasserknappheit und Gesundheitsprobleme der Bevölkerung.
Nett fand ich die Nebenhinweise auf die ligurischen gastronomischen Köstlichkeiten - diese Liste inkl. Kurzbeschreibung hätte ich gerne nicht nur als Fußnoten, sondern zusammengefaßt am Anfang oder Ende des Buches nochmals nachgelesen.

In Summe ein gutes Buch, das ich trotz seiner Seitenanzahl empfehlen kann/muß.

Donnerstag, 22. September 2011

Edith Kneifl : "Schön tot"

Edith Kneifl :
"Schön tot"
- ein Wien Krimi
2009, Harmon Verlag Innsbruck-Wien
161 Seiten
8 Seiten Rezepte der wiederholt genannten Lokale
keine ISBN Nummer in Buch oder Umschlag zu finden

Mir war nach dem trockenen norddeutschen Krimi nach etwas unterhaltsamen österreichischen zu Lesen gewesen.

Frau Mag. Katharina Kafka arbeitet als Kellnerin in einem der bekanntesten Szenelokale in Margareten, dem 5. Gemeindebezirk Wiens. Die Ordination eines Arztes fliegt in Luft, dessen Putzdame kommt dabei ums Leben, 2 weibliche Tote werden gefunden. Frau Kafka gewährt einem liebenswürdigen Mann, der Frauenkleider liebt, Unterschlupf und redet mit vielen Menschen über die Morde. Am Schluß gibt es eine Leiche (der 'Serientäter') und eine Verletzte mehr; Grund der Leichen war einer der ältesten Gründe zu Mord.

Die Menschen sind unterschiedlich geschildert: die Protagonistin mit ihrer halben Zigeuner/Roma-Abstammung und ihrer Sehnsucht nach New York, die Freunde ihres Großvaters der Polizist gewesen war, unterschiedliche Geschäftsleute der Umgebung, ein schleimiger Makler der gerne ihr Liebhaber wäre, der schwule Freund, etc.

Leider macht das Buch zu lesen immer weniger werdenden Spaß, weil fast auf jeder vierten Seite eine Lobhudelei auf den heimlichen Bezirksvorstand (Zitat), einem erfolgreichen Geschäftsmann inmitten von Margareten, der ein ehemaliger Journalist ist, einsetzt. Es nervt permanent die Gastronomie-Lokale mit Namen genannt zu bekommen und deren Gerichte dort. Auch eine Automarke kommt nervig oft vor.
Auf dem Umschlag steht, daß die 'Wiener Einkaufsstraße'-n gesponsert haben - also ein Marketingwerk, für das der Buchpreis gezahlt werden muß ?

Mittwoch, 14. September 2011

Tatjana Kruse : "Wie klaut man eine Insel?"

Tatjana Kruse :
"Wie klaut man eine Insel ?"
- Ein Borkum-Krimi
2007, Leda-Verlag, Leer, Deutschland
156 Seiten
3 Seiten 'Die Akteure und Aktricen'
1 Seite Vorwort
1 Seite Geleitwort für Borkumreisende
ISBN 3-934927-96-3

Flappsig wird hier beschrieben wie sich ein weinerliches Muttersöhnchen, das sich für einen Philosophen hält, auf einer norddeutschen Ferieninsel als Detektiv versucht.

Ein österreichischer Adeliger meint Ansprüche als Inselfürst zu haben. Ein Doppelgänger von ihm wird ermodet aufgefunden. Die Journalistenmeute erscheint. Ein Revolutzer glaubt daß er die Rolle Fidel Castros für Borkum übernehmen kann. Einige weibliche Personen versuchen die Aufmerksamkeit des Philosophen zu erringen. Die Ehefrau und die Geliebte des zukünftigen Inselfürstes probieren das Gleiche um seine adelige Person. Am Schluß stellt sich heraus, daß der Adelige die Morde begangen hat und die Ansprüche auf einem Spaß von Napoleon begründet sind.

Der Stil des Buches ist zwischen nett flappsig, nett respektlos und einiges ungut respektlos. Vermutlich ist das typisch norddeutscher Humor - tw. gut, tw. flappsig, tw. einfach nur fad.

Die Menschen sind allesamt ungut gezeichnet - ich habe leider keine einzige positive Gestalt gesehen, bis auf die Frau im Blümchenkleid die sich Humor bewahrt hat und den lebensunfrohen Philosophen ins Leben zurückküßt.

Sonntag, 4. September 2011

Patricia Cornwell : "The Front"

Patricia Cornwell :
"The Front"
Paperback edition published 2008 by Sphere, UK
229 Seiten
ISBN 978-0-7515-3965-3

i n   e n g l i s c h e r   O r i g i n a l f a s s u n g   g e l e s e n
Auf deutsch wurde das Buch unter dem Namen "undercover" veröffentlicht.

Win Garano wird von seiner Vorgesetzten Monique Lamont auf einen 45 Jahre zurückliegenden Fall angesetzt. Eine blinde Britin könnte eines der  Opfer des Boston Mörders sein - womit sich eine wunderbare Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit den Briten jenseits des Meeres ergibt.
Ein anderer Handlungsstrang erzählt, daß jede Menge Rohstoffe gestohlen und verschoben werden. Parallel dazu wird geschildert wie politische Machenschaften ablaufen (können) oder wie einer dem anderen eine Falle stellt.
Letztendlich löst "Win" den Fall und es ist klar, daß nicht der Boston Mörder die junge Frau ermordet hat, sondern sie einen Mord auf der Straße an einem Jurymitglied in einem Mordprozeß an einem Mafiamann gesehen hatte (sie war nicht blind gewesen, sondern nur lichtempfindlich), weshalb sie und ihr Freund umgebracht wurden. Auch der Rohstoffdiebstahl wird aufgelöst.

Die Menschen bleiben plakativ: die kalte, schöne, machtbesessene, kalkulierende Lamont, Win der sich gängeln läßt und sie und seine Mitarbeiterin "Stump" schützt oder es zumindest probiert, der schmierige Journalist, der liebenswürdig aussehende aber glatte Politiker. Spaß hat mir eigentlich nur die Schilderung der esoterischen Großmutter gemacht.
Im Hintergrund ziehen Heimatschutz, E-spionage, und die Überzeugung manches Protagonisten, daß jeder zu überwachen sei, ungute Fäden.

Auch wenn ziemlich viele Klischees bedient werden, bin ich froh, das Buch auf englisch gelesen zu haben, denn ich habe einige neue Vokabel dazugelernt.