Sonntag, 23. November 2014

Mary Higgins Clark : "Du entkommst mir nicht"

Mary Higgins Clark :
"Du entkommst mir nicht"
original "On the street where you live"
2001
aus dem Amerikanischen von Karin Dufner
2005, Wilhelm Heyne Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Taschenbuchausgabe
382 Seiten
ISBN -453-72054-7

Nachdem ich vor Jahren einige Kriminalromane von Mary Higgins Clark auf englisch gelesen hatte, ist mir diese deutschsprachige Taschenbuchausgabe mit Katze am Cover in die Hände gefallen.

Die geschiedene Strafverteidigerin Emily Graham zieht in ein Haus der Küstenstadt Spring Lake. Dort waren in den 90-er Jahren des 19. Jahrhunderts drei junge hübsche Frauen spurlos verschwunden. 110 Jahre später verschwinden wieder zwei. Beim Aufarbeiten der alten Geschehnisse liest Emily alte Briefe, Tagebücher, Zeitungen und baut die kleine alte Straße aus Spielzeugboxen wieder auf. Der Mörder hat sie als drittes Opfer auserkoren, was sie aber nicht merkt, denn sie wird durch Photos gestalkt. Die Polizei findet zwar noch einige andere tote Frauen, kann bei ihr aber rechtzeitig dazwischen schießen.

Die Geschichte wird in sieben großen Kapiteln geschrieben. Das jeweils erste Unterkapitel ist aus der Sicht des Mörders aus Ich-Sicht geschrieben; sonst ist das Buch wie gewohnt aus der Autoren-Beobachtungs-Perspektive.

Ort der Handlung ist ein Ferienort an der Küste, an dem langjährige Bewohner seit Generationen wohnen, aber auch nur am Wochenende bewohnt werden, da New York nahe liegt oder überhaupt als Ferienidylle dient.
Die Personen im Buch sind als alle Altersstufen und Charaktere geschildert. Die Polizisten werden engagiert gezeichnet; ein alternder Rektor mit seiner dominierenden Frau, ein alternder Geschäftsmann mit seiner jungen schönen Frau, ein Immobilienanwalt, eine Journalistin, eine Psychologin, Vater und Sohn einer Rechtsanwaltskanzlei und ältere Herrschaften sind liebevoll mit feinen Details gezeichnet

Das Buch ist genau das richtige für einen grauen Tag, den der Leser/die Leserin lieber auf der Couch lesend als draußen verbringen möchte.

Mary Higgins Clark (geboren als Mary Theresa Eleanor Higgins) wurde am 24. Dezember in New York City geboren - die Jahreszahlen sind unterschiedlich 19291927, 1928 oder 1931. Sie arbeitete eine Zeitlang als Stewardess, bis sie nach ihrer Heirat zu schreiben begann. Nach dessen frühem Tod begann sie mit Kriminalgeschichten und studierte Philosophie. 2013 ist ihr 43. Kriminalroman erschienen ("On the street where you live" ist der 26.)

Sonntag, 16. November 2014

Rita Falk : "Schweinskopf al Dente"

Rita Falk :
"Schweinskopf al Dente" - ein Provinzkrimi
2011, Deutscher Taschenbuch Verlag München
222 Seiten + 3 Seiten Glossar + 7 Seiten Rezepte + Danksagung
ISBN 978-3-423-24892-1

Das ist der dritter Krimi mit Franz Eberhofer, seinem verkifften Vater und der wunderbar kochenden Großmutter. Diesmal müssen sie einen ängstlichen Richter vor den Rachegelüsten eines ausgebrochenen Psychopathen retten. Franz Eberhofers Vater nimmt sich des Richters an, teilt Gras mit ihm und hört - zum Gefallen des Sohnes - nach 40 Jahren Beatles endlich mal was anderes : nämlich die Stones. Bis der Psychopath endlich wieder im Gefängnis landet, fahren die drei kurz nach Italien, und retten die Susi und der befreundete Installateur beglückt mehr Damen als es seiner Ehe gut tut.

Die Geschichte ist diesmal etwas chaotisch, da die Suche nach dem Psychopathen eher mühsam ist. Unterhaltsamer sind die Männergespräche beim Wirten über - nona - 'die Damen'. Witzig Eberhofers Vater und sein Musikgeschmack, und die excellent kochende Oma (mit tw. rosa Haaren). Liebe besteht zwischen den Brüdern Franz und Leopold immer noch nicht - und daß seine Nichte ihn mehr liebt als seinem Bruder Freude macht, ist sowieso ein Problem.

Der Roman ist unterhaltend, aber kein Krimi im klassischen Agatha Christie oder Maigret stil. Der Böse wird am Schluß erwischt, sonst aber die Polizei ziemlich auf die Schaufel genommen :-) .

Rita Falk wurde  am 30. Mai 1964 in Oberammergau (Bayern / Deutschland) geboren. Sie ist gelernte Bürokauffrau. 2013 ist der fünfte der Franz Eberhofer Krimis erschienen.

Donnerstag, 13. November 2014

Juan Gabriel Vazquez : "Das Geräusch der Dinge beim Fallen"

Juan Gabriel Vazquez :
"Das Geräusch der Dinge beim Fallen"
Roman
original "El ruido de las cos al caer"
2011, Santillana Ediciones Generales, S.L. Madrid
Aus dem Spanischen von Susanne Lange
2014, Schöffling & Co
280 Seiten
ISBN 978-3-89561-008-0

In diesem schön geschriebenen Roman mit Lesebändchen geht es um Kolumbien und seine Drogenvergangenheit. Zwei Männerleben sind miteinander verwoben. Ricardo Laverde mit Drogenvergangenheit und Gefängnisgeschichte begegnet Antonio Yammara, einem Jus Professor Mitte zwanzig, in einem abgehalfterten Billardladen in Bogota. Als die beiden einige Zeit später auf der Straße miteinander plaudern, wird Laverde von einem Motorradfahrer erschossen und Antonio verletzt. Ab hier wird zurückgeblendet. Es wird Ricardo Laverdes Liebesgeschichte zu Elaine Fritts/Elena de Laverde erzählt und die Drogengeschichte Pablo Escobars mit seinen Attentaten erzählt. Zweiter Einschnitt ist der Absturz des Passagierflugzeugs American Airlines 965, geschehen durch menschliches Versagen an den Bergen von Calí, bei dem Ricardo seine Frau verliert.

Die Personen sind schön vorstellbar geschildert. Ricardo bleibt etwas distanziert, selbst wenn er von seinem Traum als Piloten erzählt und seine Geschichte vom Großvater der auch Pilot war zum Besten gibt. Die grünäugige Elaine mit hüftlangen dunklen Haaren kommt mit dem Friedenscorps aus den Staaten, hat Verbesserungsidee und bleibt hängen. Deren beider Tochter Maya geht in der engen Beziehung der Eltern irgendwie unter; sie behält das Grundstück der Eltern und hat Bienenstöcke. Antonio ist ziemlich auf sich konzentriert und mir durch seine egoistische Art fast unsympathisch; nach dem Attentat verschließt er sich und seine schöne charmante Frau Aura ist ausgeschlossen; nur die gemeinsame Tochter Leticia ist ihm wichtig, was nicht reicht um die Familie zusammenzuhalten. Wovon die kleine Familie lebt war mir nicht schlüssig erklärt.

Pablo Escobar ist zwar 1993 erschossen worden, sein Schatten bzw. der der Drogenkriege liegt weiterhin über den Menschen. Es ist bedrückend wie sehr der Krieg gegen die Drogenbarone, die Attentate mit Collateralschäden an Unschuldigen das Grundgefühl der Menschen beeinflußt haben. Der Zerfall der ursprünglich elitären Zoos von Escobar, ist eine sichtbare Metapher der Seele der Menschen - nichts bietet Halt. Am Anfang des Buches wird über die geheimnisvollen Nilpferde dort gesprochen - am Ende steht wieder eines da.

Die Beschreibungen haben mich fasziniert - 'Pfützen von Licht' (Seite 142) und 'Regen grauer als ein Eselsschwanz' (Seite 264) nur als Beispiel. Saint-Exupery wird zitiert. Das Buch ist in Ich-Form aus Sicht von Antonio geschrieben, bis auf die Zeitperioden in denen Ricardos und Elaines Geschichte erzählt wird die aus der Perspektive Dritter stattfindet.

Der Titel dürfte aus dem Bericht der Black Box des abgestürzten Flugzeuges sein. Hier sind die Pilotengespräche, das Merken daß etwas schief läuft und dann das Bersten und Stille der fallenden Flugzeugteile beschrieben.

Mich hat das Buch fasziniert und in seinen Bann gezogen. Sowohl die Geschichtsstränge als auch die Sprache und Metaphern haben es mir angetan. Viel Freude beim Lesen, auch wenn der Inhalt nicht immer einfach ist.

Juan Gabriel Vásquez wurde 1973 in Bogotá geboren und studierte lateinamerikanische Literatur an der Sorbonne. Seine preisgekrönten Romane, Erzählungen und Essays wurden bisher in 16 Sprachen übersetzt. 2011 wurde Vásquez mit einem der wichtigsten Literaturpreise der spanischsprachigen Welt ausgezeichnet - dem Alfaguara-Literaturpreis. Juan Gabriel Vásquez lebt mit seiner Familie in Bogotá.

Dienstag, 4. November 2014

Jörg Maurer : "Föhnlage"

Jörg Maurer :
"Föhnlage" - Alpenkrimi
2009, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. Main
320 Seiten + 2 Seiten Anhang 1 (Rezept des Hoba) + 2 Seiten Anhang 2 (Gedicht des Jägers Jennerwein aus dem späten 19. Jahrhundert) + 4 Seiten Letzte Worte (fiktiver Dialog mit dem Autor)
ISBN 978-3-596-18237-4

Auf den 320 Seiten wird ein humorvoller Krimi in Bayern mit Tracht, Kurgästen, Mord, Leichen, Polizistenteam erzählt, der sehr gut unterhält.

Bei einem klassischen Konzert mit der Skandalpianistin mit verrücktem Hut, fällt ein Mann ins Publikum. Zwei Leichen sind nun zu erklären, v.a. das warum der Mann aus der Höhe fiel. Im morschen Dachboden findet sich vieles, trotzdem ist der Weg den Fall eines durchaus unsympathischen unbeliebten Menschen zu erklären für die Polizei eher mühsam. Für den Leser/ die Leserin allerdings nicht, denn die Seitenhiebe auf Verschiedenartigkeit von Trachten, Benehmen der Kurgäste, etc sind witzig-griffig bis bösartig und manchmal etwas respektlos (aber nicht untergriffig). Die Komik des Augenblicks vor dem geistigen Auge siegt auf fast jeder Seite.
Die Nebengeschichte des Bestatterehepaares Grasegger mit originell zweifelhaften Einkünften und Handlungsweisen ist bar jeglicher Moral und vergnüglich geschildert. Auch das Ende hat Humor.

Die Geschichte wird meist aus der Sicht von Kommissar Jennerwein erzählt, gemischt mit seinen Problemen die ihm die Augen spielen.

Die Personen sind sehr unterhaltsam griffig geschildert : Kommisar Jennwein, die Polizeipsychologin Maria Schmalfuß, Ehepaars Grassegger, Familie Schmidinger, etc.

Manch bayerisches Vokabel hätte ich gerne in einem Glossar hinten erläutert gehabt. 'Ratschkathl' konnte ich übersetzen, bei 'schluchtln bin ich ausgestiegen

Ich habe das Buch an einem grauen Nebeltag gemütlich ausgelesen und sehr genossen. Es ist gute Unterhaltung - ich habe mehrmals beim Lesen laut aufgelacht (auch in den Öffis).

Jörg Maurer wurde 1953 in Garmisch-Patenkirchen (Bayern/Deutschland) geboren. Er studierte Germanistik, Anglistik und Theaterwissenschaften, arbeitet als Deutschlehrer und Hochschuldozent und begann auf Kleinbühnen aufzutreten. Mittlerweile ist er als Musik-Kabarettist bekannt und beliebt. "Föhnlage" ist sein erster Alpenkrimi - bis jetzt sind fünf weitere Bücher von ihm erschienen.