Sonntag, 31. Oktober 2010

Emil Habibi : "Das Tal der Dschinnen"

Emil Habibi :
"Das Tal der Dschinnen"
Roman aus Palästina
1985, arabische Originalausgabe
"Uhtîye"
aus dem arabischen von Hartmut Fähndrich und Edward Baden
1993, Lenos Verlag, Basel
167 Seiten
1 Seite Hinweis vom Verfasser
5 Seiten Nachwort von Hartmut Fähndrich
ISBN 3-85787-640-9

Zu dem Buch habe ich gegriffen, weil mich der Untertitel "Roman aus Palästina" angesprochen hat.

Leider bin ich trotz mehrmaligen Leseversuchen nicht weiter als bis Seite 22 gekommen.
Es blitzte immer wieder sehr trockener skurriler Humor auf, aber leider hat mich das nicht motiviert weiterzulesen.

Hoffentlich halten andere Leser länger durch als ich.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Val McDermid : "Die Geiselnahme"

Val McDermid :
"Die Geiselnahme"
original "Hostage to murder"
deutsch von Sonja Finck
Ariadne Krimi 1143 - 2003, Argument Verlag
250 Seiten
ISBN 3-88619-873-1

Guter, schön lesbarer Krimi der einige Handlungsstränge miteinander vermengt, und - was ich mag - sich die Zeilen nimmt um auf Menschen und deren Umgebung einzugehen.

Lindsay, ehemalige Journalistin in Kalifornien, ist mit ihrer Traumfrau Sophie nach Schottland zurückgekehrt, weil Sophie hier eine Universitätsprofessur angenommen hat. Lindsay lernt Rory kennen : jung, lebenslustig, Journalistin mit zu vielen Themen um sie alleine zu bearbeiten. Als ein Schulbub entführt wird (erst rückblickend wird klar, daß dies nur zum Schutz des Buben war), setzen die zwei Frauen einen verrückten Plan den Buben aus Rußland zurückzuholen mithilfe des Stiefvaters des Buben, Lindsays Vater und einem Schiff um. Kurz darauf wird das Auto mit dem Stiefvater mittels Bombe zerstört. Im Showdown in einer Garage können die Mutter und Bub den Erpressungsversuchen des biologischen Kindesvaters entgehen, und Männer deren Mitgliedschaft bei der extremen IRA bekannt ist, kommen ums Leben.

Parallel zur Journalisten-Enthüllungsgeschichte wird die Beziehungskrise zwischen den Frauen geschildert. Sophie hat ein Männerpaar gefunden, dessen ein Teil bereit ist als biologischer Vater zu fungieren. Lindsay ist der ganze Kinderwunsch suspekt, und erst am Ende des Romans als die kleine Tochter da ist, funkt es und sie ist bereit ihren Part als Co-Mutter zu übernehmen.

Schön finde ich wie die Autorin die Menschen schildert.
Alleine wie sie die Typen der IRA skizziert - den coooolen Chef, den habichtsartigen zynischen Mörder, den ewig zerstrubelten chaotischen 'Idioten' dem man aber auch einen Job geben muß, sind für mich ein Genuß.
Im Gegensatz dazu die Farben in denen das Schwulen-lesben-Café gezeichnet ist und deren verschiedenen mehr oder weniger ausdrucksstarken Menschen, v.a. das Leben von Rory, die in dem Café einen Stammtisch als ihr Büro aufgebaut hat.

Die Story ist rasch, mit starken Linein gezeichnet, Personen / Landschaften / Umgebung sind klar; für mich war es ein Vergnügen das Buch zu lesen.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Eva Rossmann : "Ausgekocht"

Eva Rossmann :
"Ausgekocht"
Ein Mira-Valensky-Krimi
2003, Folio Verlag Wien - Bozen
260 Seiten
+ 2 Seiten 'Danke!'
ISBN 3-85256-251-1

Netter, rasch zu lesender Krimi der Gusto auf gutes Essen macht; garniert ist das Ganze mit Katze Gismo, die Oliven liebt.

Mira hilft Billy (Sibylle) Winter, die ein bodenständiges ausgezeichnetes Restaurant von einem Starkoch übernommen hat, die Anfeindungen, Bosheiten bis Mordanschlag zu lösen.
Nebenschauplatz ist das Magazin, bei dem Mira ihre wöchentlichen Artikel schreibt und abliefert, inkl. Intrigantenstadl und Vetternwirtschaft.
Spannender finde ich wie sie über gehobene Restaurants und Starköche/ Fernsehköche bis zur Streßverarbeitung mit Alkohol schreibt. Seitenhiebe erhalten die Restaurantkritiker, bei denen ein Querschnitt von interessiert und neugierig bis einfach nur mißgünstig bzw. fast erpresserisch unterwegs sind.
Mira fädelt auch eine Liebesgeschichte zwischen Billy und einem ihrer ehemaligen Schüler, mittlerweile selber Restaurantinhaber ein, was Billy gut tut, da ihr Ex-mann gerichtliche Schritte unternimmt um den gemeinsamen Sohn unter seine Fittiche zu erhalten.

Netter Krimi, nach dessen Fertiglesen ich mir dachte, warum ich keinen Branzino daheim habe um ihn kurz anzubraten, mit Koblauch, Basilikum zu versetzten, und mit etwas Parmesan .. sorry, hier kommt ein fantastisches Rezept für Spaghetti al alio, olio e peperonici dazwischen ....

Sonntag, 24. Oktober 2010

Rudyard Kipling : "Kim"


Rudyard Kipling :
"Kim"
1901 auf englisch erschienen
deutsch von Hans Reisinger
1981, Deutscher Taschenbuchverlag
13. Auflage 2007
328 Seiten
ISBN 978-3-423-12602-1

Das ist für mich ein wunderbares vielschichtiges Buch, eine herrliche farbenfrohe aktive Geschichte voll mit verschiedenen Religionen, Menschen aus verschiedenen Schichten.

Kim O'Hara ist ein Bub, der sich geschickt und intelligent durchs Stadtleben von Lahore schlägt, und in Mahbub dem wichtigen Pferdehändler einen Freund hat. Ein Lama aus Tibet taucht auf und erzählt daß er auf der Suche nach einem Fluß ist, der alle Sünden abwäscht. Kim beschließt sein Chela zu werden, indem er für den alten weisen Mann sorgen wird, und gleichzeitig das Land sehen wird.
Da Kim ein gescheiter, gewitzer junger Mensch ist, der rasch aufnimmt welche Wünsche, Flüche oder Verhaltensweisen erfolgreich sind, und auch verschwiegen ist, vertraut ihm Mahbub ein Schreiben zur sicheren Weiterlieferung an. Später erst wird klar, daß damit ein größerer Krieg und viele Tote verhindert worden waren.
Auf der Reise durch das Land sehen der Lama und Kim viele unterschiedliche Menschen, Gesellschaftsschichten, Religionen und Teufelsglauben, und erfahren weil der Lama als heiliger Mann gilt meist günstige Aufnahme (im Tausch gegen Segen, Schutz oder Horoskoplesen).
Als sie zu nahe an einen Trupp englischer Soldaten kommen, enthüllt sich, daß Kim irischer Abstammung und kein Inder ist. Ein Pater und ein Oberst setzten ihren Einfluß, daß Kim die ihm zustehende westliche Ausbildung erhält. Der Lama setzt seine Kontakte in Gang und schafft es, daß Kim auf die beste dieser Schulen kommt. Kim ist drei Jahre dort und lernt lesen, schreiben und die Kunst Karten zu zeichnen. In den Ferien zieht er mit Mahbub, dem Pferdehändler und Spion durchs Land, oder sucht mit dem Lama den heiligen Fluß oder wird bei Lurgan, einem Mann der Magie und der Edelsteine und der Heilmedikamente in die Kunst der Heilung eingeführt.
Danach enthüllen Mahbub und Babu/Hakim Kim, daß sie dringend seine 'spionistische' Hilfe im Norden Indiens brauchen, und Kim und der Lama machen sich auf den Weg in die Kälte und Schnee der Berge. Während es dem Lama als geborener Mann der Berge immer besser geht, hat Kim als flachlandgewohnter Mensch einige Anpassungsprobleme. Die beiden treffen dort auf Männer und es gelingt ihnen in den Besitz geheimer Berichte zwischen Rußland und anderen Stämmen und abtrünnigen Königen zum kommen und diese zu übergeben.
Zurück im Flachland bei einer scharfzüngigen reichen Sahiba, wird Kim wieder gesund gepflegt und der Lama erreicht nach Fasten und Meditieren Reinigung im Fluß und damit Erlösung seiner Sünden und auch der Menschen die er liebt.

Kipling beschreibt sehr schön Menschen, Kleidung, Charakteristika unterschiedlicher Religionen, Häuser in der Stadt oder am Land; er geht schön auf die Hitze im Süden des Landes ein, genauso wie auf Schnee, kalten Wind, verkarstet Gebirgszüge und deren tierische Bewohner; es ist faszinierend wie er dem Süden die großen Wasserbüffel und dem bergigen Norden die Bergziegen, kleinen Wollschafe und kleinen Kühe zuschreibt.

Auch wenn Kim der Hauptprotagonist ist, finde ich das Heilsuchen des Lamas faszinierend. Die Art wie er mit Medition, Fasten aber auch "Verdienst erzielen" durch das Senden Kims in die beste Schule an sich arbeitet. Als er in Zorn gerät weil ihn ein Mensch in den Bergen schlägt, verzweifelt er fast an der Schuld weil der nicht das Rad des Lebens akzeptieren kann.

Einziges Manko in dem Buch ist für mich, daß ich gerne eine Karte Indiens mit den wichtigsten Punkten dieses Buches im Anhang gefunden hätte.

Ich habe den Roman genossen : die Spiritualität, die Menschen, die Ziele, die Beschreibung von Landschaften und hoffe andere Leser genießen ihn genauso wie ich.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Ladislaus Tarnowski : "Der Dämon in der Apotheke"

Ladislaus Tarnowski :
"Der Dämon in der Apotheke"
die verwendete Erzählung stammt aus "Waldteufel. Gespenstergeschichten und Geistersage", 1842
Originaltitel der Geschichte: "Amygad und Servatius oder das Gespenst in der Apotheke"
Illustriert von Christoph Feist nach farbigen Linolschnitten
2010, Achilla Presse Verlagsbuchhandlung
52 Seiten inkl. Illustrationen

Es waren die Illustrationen, die mich zu diesem Buch greifen ließen. Die Illustrationen sind auf die Menschen und ihre Handlungen reduziert, und sind nur in einigen Farben gehalten (violett, gelb, blau, rot, etc.).

In der Erzählung wird in "alter" Sprache erzählt, wie sich der böse Geist/Satan bei einem geldgierigen Apotheker einnistet, dort seine Pestblumen züchten, und damit Unheil sähen möchte.
Servatia, Tochter des Apothekers und Leonhard, Sohn des Gelbgießers (Messinggießers) sind ineinander verliebt, was dem Apotheker nicht gefällt. Deren beider Tugend, und Liebe ist stärker als Intrigen und am Schluß kämpfen ein guter Geist aus dem Himmel und das böse Skelett machtvoll miteinander ehe der Satan in die Hölle geschickt wird und die Pestblumen vernichtet sind.

Die Sprache und das Vokabular sind aus 1842 - im Vorwort steht "Die Orthographie und Zeichensetzung wurde in manchen Fällen behutsam der heutigen Schreibweise angepaßt. Der Sprachduktus blieb unangetastet".  Es werden Worte wie "Silesia", "Demuth", "zur Blüthe kommen", "concentriertem" verwendet und mir gefiel die Formulierung "Sticht euch der Tollwurm?" (s. 38) besonders gut.

Das Buch kann ich jedem empfehlen, der sich gerne mit alter deutscher Sprache beschäftigt und dem das Gut - Böse und Happy End Freude macht.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Tschingis Aitmatow : "Der Junge und das Meer"


Tschingis Aitmatow :
"Der Junge und das Meer"
original "Пегий пес, бегущий краем моря“
1977 Zeitschrift Snamja
aus dem Russischen von Charlotte Kossuth
1978 Bertelsmann/München/ Verlag Volk und Welt, Berlin DDR
160 Seiten
ISBN 3-570-05431-4

In dem Buch wird eine spannende Geschichte über das Erwachsen werden, Sterben für die Familie und die Urgewalt der Natur , in diesem Fall des Meeres, erzählt wird.

Kirgis wird das erste Mal von Großvater, Vater und Onkel im Kajak mitgenommen. Er soll lernen in der Tradition der Familie Robben zun töten und als Jäger seine Familie zu ernähren. Die Fahrt zu den Inseln, auf denen die Robben leben wird bei gutem Wetter angetreten. Dann kippt das Wetter, riesige Wellen gefährden Kajak und Männer, und Nebel fällt ein. Mit dem Nebel kommt die absolute Stille und Windlosigkeit. Da das Trinkwasser - der größte Schatz in dieser Situation - auszugehen droht, beschließt zuerst der Großvater, später der Onkel, und am Schluß der Vater über Nacht das Boot zu verlassen, um den Jungen die letzten Trinkwasserschlucke und damit vielleicht das Überleben zu sichern.
Die Polareule und Sterne, die endlich auftauchen, leiten den Jungen heim. Er hat seinen Stern (den Vater), seine Welle (seinen Onkel) und sein Lebensgedicht auf dieser Fahrt kennen gelernt.

Der Roman ist stark, er ging mir unter die Haut. Das rauhe Leben auf dem Meer, die Art wie das einfache Überleben geschildert wird, und nach welch archaischen Regeln die Männer beschließn in den Tod zu gehen um anderen das überleben zu ermöglichen, setzen sich wie Widerhacken fest und die Bilder lassen nicht einfach los.

Die Schilderungen des Lebens im Dorf und später die Windlosigkeit und Stille im Meer liefen wie ein Film vor mir ab.
Schön finde ich wie der Autor die zarten Bande zwischen Kirgis und einem Mädchen andeutet.

Schauplatz ist das ochotskische Meer und einige Inseln dort; ich mußte erst einmal den Atlas bemühen damit ich wußte wo der Roman spielt.

Ein starkes Buch für alle Leser, die keine Angst vor Urgewalten haben, und Leser, die sich in eine Geschichte hineinziehen lassen wollen.