Hermann Bauer :
"Karambolage" - 'ein Wiener Kaffeehauskrimi'
2009, Gmeiner Verlags GmbH
271 Seiten
ISBN 978-3-89977-796-3
Der Wiener Kaffeehauskrimi ist eigentlich ein Floridsdorf-Krimi (Anm: Floridsdorf ist der XXI. Bezirk Wiens - östlich der Donau gelegen). Bei einem imaginären Kaffeehaus mit ebenso erfundem Chefober Leopold findet nach einem spannendem Billardduell ein Mord statt. Chefober Leopold ermittelt, und kommt zeitgleich mit der Polizei dem Mörder gerade noch rechtzeitig auf die Spur.
Der Deutsch- und Englischlehrer Thomas Korber ist im krachvollen Café als nach einem Billardduell zwischen chronisch verfeindeten Billardspielern sehr böse Worte fallen. Der ewig stichelnde Georg Fellner wird kurz darauf vor ein Auto geschupst und getötet. Sein Widersacher Egon Sykora kann es nicht gewesen sein, weil er vor einem Floridsdorfer Würstelstand zu dem Zeitpunkt zu laut um übersehbar zu sein, geworden war. Oberkellner Leopold forscht inzwischen dem Ursprung einer Kinokarte bei dem Getöteten nach. Es gibt noch eine zweite Leiche - sehr geschickt war hier Selbstmord gebastelt worden. Herr Korber, der dem Kellner geduldig sein Ohr für seine Mordtheorien leiht, bekommt als Ausgleich die Umsicht von Herrn Leopold der sich die unglücklichen Liebesgeschichten des Lehrers anhört. Dieser Umsicht ist zu verdanken, daß der Lehrer nicht die dritte Leiche ist.
Der Krimi ist gut lesbar, und nette gute Unterhaltung. Die Personen sind gut geschildert und gut vorstellbar : z.B. Witwe Fellner, deren Liebhaber Lacroix, Caféhausbesitzer und -besitzerin Heller, Lehrerkollegin Hinterleitner und deren Freundin Ingrid, die Menschen aus dem Billardclub. Die Orte der Handlung wie Café Heller, Billardclub, Wohnung des Augenzeugen Seidl etc. sind gut gezeichnet. Die Dialoge sind rasch, manchmal böse, manchmal witzig.
Wer kurzweilige Unterhaltung mit nettem Krimi-Drive möchte, ist bei diesem Buch sicher gut aufgehoben. Die typisch Wiener Ausdrücke sind für Unkundige mit Fußnoten erläutert.
Dienstag, 25. Dezember 2012
Sonntag, 23. Dezember 2012
Sybille Bedford : "Ein trügerischer Sommer"
Sybille Bedford :
"Ein trügerischer Sommer"
Roman
original "A Compass Error"
1968, Williams Collins Sons, London
Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier
2000, SchirmerGraf Verlag, München
Auf Wunsch und nach Absprache mit der Autorin wurde der Text für die deutsche Neuausgabe bearbeitet; es bestehen daher geringfügige Abweichungen gegenüber der englischen Originalausgabe.
263 Seiten inkl. Prolog
12 Seiten Nachwort der Autorin zur Neuausgabe 2000
ISBN 3-86555-028-2
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Flavia, die sich vorgenommen hat für ihre Aufnahmeprüfung in Oxford zu lernen. Ihr Mutter und ihr neuer Freund sind heimlich weggefahren - sie hat den Auftrag nichts zu verraten, da seine Scheidung noch nicht gelungen ist.
Der Roman ist die Folgegeschichte von "Liebling der Götter", in der über Constanza erzählt wird - einer faszinierenden Frau, die als Tochter eines italienischen verarmten Grafen und der reichen Amerikanerin Anna nach Scheidung der Eltern in London lebte. Constanze ist eine bezaubernde Frau mit viel Charme, die meist versucht es ihrer Mutter gerecht zu machen. Flavia ist ihre Tochter mit einem Briten - die Ehe war gescheitert. Flavia hat sich einen Tages- und Wochenablauf an der Côte eingeteilt in der sie arbeitet, lernt und Aufsätze schreibt. Als sie ihr gewohntes Abendessen im Nachbarort einnimmt, beobachtet sie eine Gruppe Menschen, die ihr wie Künstler vorkommen. Die Gruppe nimmt sie unter ihre Fittiche, und Thérèse die charismatische Ehefrau eines Malers nimmt sich ihrer - auch erotisch - an.
Über Nachbarn wird ihr eine andere sehr charismatische Frau vorgestellt : Andrée. Flavia verliebt sich.
Letztendlich stellt sich heraus, daß die Frau des Freundes ihres Mutter herauskriegen (will), wo die beiden sind ...
Die Personenschilderungen sind gelungen und sehr deutlich. Stark sind die Frauenpersönlichkeiten wie Thérèse, Andrée, Nachbarin Rosette, ihre Mutter Constanze und ihre Großmutter Anna. Flavia sucht ihren Platz - sie träumt von einer literarisch-wissenschaftlichen Karriere und ist sich erotisch nicht ganz sicher.
Die Männer kommen meist sporadisch vor - Ehen und Beziehungen scheitern. Der neue Freund der Mutter Michel hat Visionen und Charakter, die meisten anderen Männer haben es mehr auf das Geld von Anna abgesehen.
Die Ortsbeschreibungen in London, Rom, Toskana und Côte d'Azur sind eher skizziert, aber als Leser kennt man sich aus.
Schön ist das Gruppengefühl um Thérèse geschildert, deren Mann, die Kinder und was sonst als Menschen beim abendliche Essen versammelt ist. Gespräche über fast alle Themen sind erlaubt - nur ein Mann der den Nationalsozialismus zu loben beginnt, wird handfest aus der Runde befördert.
Der Roman ist schön dicht geschrieben, und die Personenschilderungen haben mich sehr angesprochen. Viel Vergnügen beim Lesen !
Sybille Bedford kam 16. März 1911 als geborene Freiin Sybille Aleid Elsa von Schoenebeck in Berlin als Tochter eines deutschen Barons auf die Welt. Sie lebte mit ihrer Mutter und ihrem zweiten italienischen Ehemann an der Côte d'Azur. Sie war Journalistin - und berichtete u.a. über die Ermordung John F. Kennedys - und Schriftstellerin von Romanen und Reiseerzählungen. Der Schriftsteller Aldous Huxley verhalf ihr - da sie Vierteljüdin war - zu einer vorgetäuschten Ehe mit Walter („Terry“) Bedford. Sie starb am 17. Februar 2006 in London.
"Ein trügerischer Sommer"
Roman
original "A Compass Error"
1968, Williams Collins Sons, London
Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier
2000, SchirmerGraf Verlag, München
Auf Wunsch und nach Absprache mit der Autorin wurde der Text für die deutsche Neuausgabe bearbeitet; es bestehen daher geringfügige Abweichungen gegenüber der englischen Originalausgabe.
263 Seiten inkl. Prolog
12 Seiten Nachwort der Autorin zur Neuausgabe 2000
ISBN 3-86555-028-2
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Flavia, die sich vorgenommen hat für ihre Aufnahmeprüfung in Oxford zu lernen. Ihr Mutter und ihr neuer Freund sind heimlich weggefahren - sie hat den Auftrag nichts zu verraten, da seine Scheidung noch nicht gelungen ist.
Der Roman ist die Folgegeschichte von "Liebling der Götter", in der über Constanza erzählt wird - einer faszinierenden Frau, die als Tochter eines italienischen verarmten Grafen und der reichen Amerikanerin Anna nach Scheidung der Eltern in London lebte. Constanze ist eine bezaubernde Frau mit viel Charme, die meist versucht es ihrer Mutter gerecht zu machen. Flavia ist ihre Tochter mit einem Briten - die Ehe war gescheitert. Flavia hat sich einen Tages- und Wochenablauf an der Côte eingeteilt in der sie arbeitet, lernt und Aufsätze schreibt. Als sie ihr gewohntes Abendessen im Nachbarort einnimmt, beobachtet sie eine Gruppe Menschen, die ihr wie Künstler vorkommen. Die Gruppe nimmt sie unter ihre Fittiche, und Thérèse die charismatische Ehefrau eines Malers nimmt sich ihrer - auch erotisch - an.
Über Nachbarn wird ihr eine andere sehr charismatische Frau vorgestellt : Andrée. Flavia verliebt sich.
Letztendlich stellt sich heraus, daß die Frau des Freundes ihres Mutter herauskriegen (will), wo die beiden sind ...
Die Personenschilderungen sind gelungen und sehr deutlich. Stark sind die Frauenpersönlichkeiten wie Thérèse, Andrée, Nachbarin Rosette, ihre Mutter Constanze und ihre Großmutter Anna. Flavia sucht ihren Platz - sie träumt von einer literarisch-wissenschaftlichen Karriere und ist sich erotisch nicht ganz sicher.
Die Männer kommen meist sporadisch vor - Ehen und Beziehungen scheitern. Der neue Freund der Mutter Michel hat Visionen und Charakter, die meisten anderen Männer haben es mehr auf das Geld von Anna abgesehen.
Die Ortsbeschreibungen in London, Rom, Toskana und Côte d'Azur sind eher skizziert, aber als Leser kennt man sich aus.
Schön ist das Gruppengefühl um Thérèse geschildert, deren Mann, die Kinder und was sonst als Menschen beim abendliche Essen versammelt ist. Gespräche über fast alle Themen sind erlaubt - nur ein Mann der den Nationalsozialismus zu loben beginnt, wird handfest aus der Runde befördert.
Der Roman ist schön dicht geschrieben, und die Personenschilderungen haben mich sehr angesprochen. Viel Vergnügen beim Lesen !
Sybille Bedford kam 16. März 1911 als geborene Freiin Sybille Aleid Elsa von Schoenebeck in Berlin als Tochter eines deutschen Barons auf die Welt. Sie lebte mit ihrer Mutter und ihrem zweiten italienischen Ehemann an der Côte d'Azur. Sie war Journalistin - und berichtete u.a. über die Ermordung John F. Kennedys - und Schriftstellerin von Romanen und Reiseerzählungen. Der Schriftsteller Aldous Huxley verhalf ihr - da sie Vierteljüdin war - zu einer vorgetäuschten Ehe mit Walter („Terry“) Bedford. Sie starb am 17. Februar 2006 in London.
Labels:
1968,
2000,
Autorin,
Europa,
Frankreich,
Homosexualität,
Kunst,
Liebe,
Roman,
Übersetzerin,
Verrat,
Zwischenkriegszeit
Sonntag, 16. Dezember 2012
Sarah Quigley : "Der Dirigent"
Sarah Quigley :
"Der Dirigent"
Roman
original "The Conductor"
2011, Vintage Books, Auckland
aus dem Englischen von Bettina Abarbanell
2012, Aufbau Verlag Berlin
2. Auflage (bei der 1. Auflage war eine CD mit der 7. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch beilegt)
378 Seiten
2 Seiten Danksagungen
13 Seiten Anhang: über 1. Dmitri Schostakowitsch 2. Die Leningrader Sinfonie 3. Die Belagerung Leningrads 4. Interview mit Sarah Quigley
ISBN 978-3-351-03502-2
In diesem faszinierenden, gut geschriebenen Roman wird die Geschichte von faszinierenden Persönlichkeiten mitten während der Blockade und Belagerung der Stadt Leningrad zwischen Sommer 1941 und Sommer 1942 erzählt. Die Persönlichkeiten sind der Dirigent Karl Eliasberg, der Komponist Dmitri Schostakowitsch, und der Geiger Nikolai, sowie Freunde und Nachbarn in Leningrad.
Im Hauptinteresse des Buchs steht der Dirigent des Leningrader Rundfunk Orchesters Karl Eliasberg. Er ist Sohn eines Schusters und mußte zuerst sein Violinstudium, nach Verletzungen sein Dirigierstudium hart erarbeiten. Während der Blockade kümmert er sich so weit es geht um seine ziemlich immobile Mutter, die geistig erschreckend abbaut.
Dmitri Schostakowitsch lebt mit seiner Frau Nina, Tochter Galina und Sohn Maxim in der Stadt. Er dürfte sich evakuieren lassen, will aber in Leningrad bleiben. Die ersten drei Sätze der siebenten Symphonie schreibt er in Leningrad - tw. im Beschuß durch Bomben. Alle erwarten Großartiges von dem Werk - eine Art Kriegssymphonie. Den vierten Satz schreibt er in Kuibyschew.
Nach der triumphalen Uraufführung wird Eliasberg beauftragt mit dem Rest des Rundfunkorchesters diese Symphonie in Leningrad - die Stadt hat soeben einen grauenvollen Winter überstanden - aufzuführen. Verstärkung sind andere Musiker aus der Stadt sowie aus den Militärkapellen. Das Buch endet in der Vorbereitung für diese Aufführung.
Dritter Strang ist der Musiker /Violinist Nikolai und - da seine Gattin gestorben war - seine Liebe zu der präzisen Tochter Sonja (und dem Cello von Mutter und Tochter). Er glaubt sie lange verloren, da es schlechte Nachrichten über einen Zug mit evakuierten Kindern (und seiner Sonja) gibt.
Für Leser/Leserin die sich mit klassischer Musik und deren Komposition beschäftigen ist dieses Buch sehr sehr gelungen. Es ist spannend der Fiktion zu folgen wenn aus Ehegezänk, Bombardement im Schutzkeller oder salbungsvollem Gesäusel eines linientreuen Notenschreiberlings plötzlich Ideen zu der siebenten Symphonie auftauchen und Dmitri Schostakowitsch einen Weg findet sich die Melodie / den Aufbau zu merken. Der Druck etwas schaffen zu müssen, ist auch spürbar - ebenso wie die Leere danach, die manchmal in einem Wodka-Exzeß endet.
Das Buch ist faszinierend mit seinen Menschenbeobachtungen und Schilderungen und fast schrecklich mit seinen Beschreibungen des Elends der Menschen in der blockierten Stadt. Es ist fast unvorstellbar welchen Hunger, welche Kälte und welche Schmerzen diese Menschen ausgehalten haben - oder auch nicht. Im Roman überleben die meisten der Bezugspersonen.
Neben dem Schrecken der Belagerung und der Bombardierung verliert der Terror den Stalin vor dem zweiten Weltkrieg ausgeübt hat, nicht seine angstvolle Wirkung. Immer noch nicht trauen sich die Menschen etwas ehrlich miteinander zu sein - und sie haben recht damit.
Beim Querlesen/Recherche im Internet über die handelnden Personen fällt auf, daß die Aufführung aus dem belagerten Leningrad tw. genannt wird, oft aber neben den berühmten Dirigenten und Aufführungen nicht genannt wird. Eine andere Quelle meinte sinngemäß etwa : 'als wir Deutschen diese Musik hörten, wußten wir, daß wir diese Stadt nicht besiegen werden.'
Das Buch ist für jeden Musikfan empfehlenswert - ich habe die Sätze der Symphonie nach Kapitelende auf CD jeweils nachgehört. Die Atmosphäre ist dicht beschrieben, die Menschen sehr gut vorstellbar, die Stadt mit Überlebenswillen und Elend packend und unter die Haut gehend gezeichnet. Ich kann diesen Roman nur wärmstens empfehlen.
"Der Dirigent"
Roman
original "The Conductor"
2011, Vintage Books, Auckland
aus dem Englischen von Bettina Abarbanell
2012, Aufbau Verlag Berlin
2. Auflage (bei der 1. Auflage war eine CD mit der 7. Symphonie von Dmitri Schostakowitsch beilegt)
378 Seiten
2 Seiten Danksagungen
13 Seiten Anhang: über 1. Dmitri Schostakowitsch 2. Die Leningrader Sinfonie 3. Die Belagerung Leningrads 4. Interview mit Sarah Quigley
ISBN 978-3-351-03502-2
In diesem faszinierenden, gut geschriebenen Roman wird die Geschichte von faszinierenden Persönlichkeiten mitten während der Blockade und Belagerung der Stadt Leningrad zwischen Sommer 1941 und Sommer 1942 erzählt. Die Persönlichkeiten sind der Dirigent Karl Eliasberg, der Komponist Dmitri Schostakowitsch, und der Geiger Nikolai, sowie Freunde und Nachbarn in Leningrad.
Im Hauptinteresse des Buchs steht der Dirigent des Leningrader Rundfunk Orchesters Karl Eliasberg. Er ist Sohn eines Schusters und mußte zuerst sein Violinstudium, nach Verletzungen sein Dirigierstudium hart erarbeiten. Während der Blockade kümmert er sich so weit es geht um seine ziemlich immobile Mutter, die geistig erschreckend abbaut.
Dmitri Schostakowitsch lebt mit seiner Frau Nina, Tochter Galina und Sohn Maxim in der Stadt. Er dürfte sich evakuieren lassen, will aber in Leningrad bleiben. Die ersten drei Sätze der siebenten Symphonie schreibt er in Leningrad - tw. im Beschuß durch Bomben. Alle erwarten Großartiges von dem Werk - eine Art Kriegssymphonie. Den vierten Satz schreibt er in Kuibyschew.
Nach der triumphalen Uraufführung wird Eliasberg beauftragt mit dem Rest des Rundfunkorchesters diese Symphonie in Leningrad - die Stadt hat soeben einen grauenvollen Winter überstanden - aufzuführen. Verstärkung sind andere Musiker aus der Stadt sowie aus den Militärkapellen. Das Buch endet in der Vorbereitung für diese Aufführung.
Dritter Strang ist der Musiker /Violinist Nikolai und - da seine Gattin gestorben war - seine Liebe zu der präzisen Tochter Sonja (und dem Cello von Mutter und Tochter). Er glaubt sie lange verloren, da es schlechte Nachrichten über einen Zug mit evakuierten Kindern (und seiner Sonja) gibt.
Für Leser/Leserin die sich mit klassischer Musik und deren Komposition beschäftigen ist dieses Buch sehr sehr gelungen. Es ist spannend der Fiktion zu folgen wenn aus Ehegezänk, Bombardement im Schutzkeller oder salbungsvollem Gesäusel eines linientreuen Notenschreiberlings plötzlich Ideen zu der siebenten Symphonie auftauchen und Dmitri Schostakowitsch einen Weg findet sich die Melodie / den Aufbau zu merken. Der Druck etwas schaffen zu müssen, ist auch spürbar - ebenso wie die Leere danach, die manchmal in einem Wodka-Exzeß endet.
Das Buch ist faszinierend mit seinen Menschenbeobachtungen und Schilderungen und fast schrecklich mit seinen Beschreibungen des Elends der Menschen in der blockierten Stadt. Es ist fast unvorstellbar welchen Hunger, welche Kälte und welche Schmerzen diese Menschen ausgehalten haben - oder auch nicht. Im Roman überleben die meisten der Bezugspersonen.
Neben dem Schrecken der Belagerung und der Bombardierung verliert der Terror den Stalin vor dem zweiten Weltkrieg ausgeübt hat, nicht seine angstvolle Wirkung. Immer noch nicht trauen sich die Menschen etwas ehrlich miteinander zu sein - und sie haben recht damit.
Beim Querlesen/Recherche im Internet über die handelnden Personen fällt auf, daß die Aufführung aus dem belagerten Leningrad tw. genannt wird, oft aber neben den berühmten Dirigenten und Aufführungen nicht genannt wird. Eine andere Quelle meinte sinngemäß etwa : 'als wir Deutschen diese Musik hörten, wußten wir, daß wir diese Stadt nicht besiegen werden.'
Das Buch ist für jeden Musikfan empfehlenswert - ich habe die Sätze der Symphonie nach Kapitelende auf CD jeweils nachgehört. Die Atmosphäre ist dicht beschrieben, die Menschen sehr gut vorstellbar, die Stadt mit Überlebenswillen und Elend packend und unter die Haut gehend gezeichnet. Ich kann diesen Roman nur wärmstens empfehlen.
Labels:
2011,
2012,
Autorin,
Begeisterung,
Krieg,
Musik,
Roman,
Rußland,
Terror,
Übersetzerin
Samstag, 8. Dezember 2012
Leonie Swann : "Glennkill"
Leonie Swann :
"Glennkill" - ein Schafskrimi
2005, Wilhelm Goldmann Verlag, München
12. Ausgabe 2007
2 Seiten Dramatis Oves (die wichtigen Schafe der Handlung)
366 Seiten
ISBN 978-3-442-46415-9
Mit Daumenkino von Weibke Rossa und Richard Igel :-)
(Daumenkino: hier ein tanzendes Schaf im rechten unteren Eck der rechten Seite - entzückend !)
Der Schäfer George Glenn wird von seiner Schafherde tot aufgefunden - eine Schaufel in seinem Körper finden auch die Schafe dubios, allen voran das intelligenteste Schaf der Herde Miss Maple (sie hatte in ihren Jugend den Ahornsirup vom Brot des Schäfers geschleckt). Die Schafe mit Leitwidder Sir Ritchfield, beobachten, erlauschen und erriechen die Reaktionen der Menschen auf den Tod ihres Schäfers. Komisch kommt ihnen das Gerede von 'Gras', denn warum sollte man das verstecken müssen, wenn es vor der Nase wächst. Miss Maple schafft es mithilfe von Othello, einem vierhörnigen schwarzen Widder, der das Zeug zum Leitwidder hat, und Mopple the Whale, einem dicken flauschigen Merinowidder mit Supergedächtnis, den Rest der Herde zu motivieren, daß es gerecht ist beim Tod des Schäfers zu helfen. Die Menschen sind wenig hilfreich : ein Mann den sie Gott nennen, weil er in einem Haus mit spitzen Dach wohnt, riecht ungut; dem Fleischhauer Ham mißtrauen sie aus logischen gründen und weil er komisch riecht, auch der zwischendurch Schäfer Gabriel stellt sich als schlechter Mensch heraus. Nur eine Frau in rotem Kleid ist nett zu den Schafen. Im Testament stellt sich heraus, daß die Herde die allen Menschen komisch vorkam, die letzte Herde Irlands ist, in der alte fast ausgestorbene Schafrassen gezüchtet werden, und daß sie - die Schafe - das Geld für eine Europareise geerbt haben. Die Frau im roten Kleid wird sich darum kümmern.
Beim Wettbewerb des intelligentesten Schafes spielen die Schafe eine Charade um der Klärung des Todes ihres Schäfers nachzuhelfen, was klappt.
Das Buch ist kein Reißer oder Thriller, sondern ist gemütlich wie eine grasende, nur manchmal nachdenkende Schafherde. Wer Spannung erwartet, wird enttäuscht. Wer bereit ist, sich auf die Schilderungen der unterschiedlichen Schafe, ihrer Temperamente und Intelligenzen einzulassen, wird humorvoll unterhalten.
Etwas metaphysisch sind die Teile in denen Melmoth auftaucht, seine Beiträge liefert, und dann wieder verschwindet. Ob es Wolkenschafe wirklich gibt ? Ob ein Schaf wenn es stirbt ein Wolkenschaf wird ? Melmoth war Zwillingsbruder von Sir Ritchfield, der jahrelang verschollen war, und plötzlich wieder der Herde hilft, indem er ihnen gedanklich weiterhilft, sich dann aber plötzlich auflöst und (wieder) verschwindet. Bei Othello hat er den stärksten Einfluß, da er ihn gedanklich - als Stimme aus dem off - schon lange begleitet hatte.
In Summe ein schönes Buch, bei dem etwas Geduld von Nöten ist, das mir mit seinen Schilderungen von Schafen, von Landschaft, und der nicht-Hektik sehr gut gefallen hat.
"Glennkill" - ein Schafskrimi
2005, Wilhelm Goldmann Verlag, München
12. Ausgabe 2007
2 Seiten Dramatis Oves (die wichtigen Schafe der Handlung)
366 Seiten
ISBN 978-3-442-46415-9
Mit Daumenkino von Weibke Rossa und Richard Igel :-)
(Daumenkino: hier ein tanzendes Schaf im rechten unteren Eck der rechten Seite - entzückend !)
Der Schäfer George Glenn wird von seiner Schafherde tot aufgefunden - eine Schaufel in seinem Körper finden auch die Schafe dubios, allen voran das intelligenteste Schaf der Herde Miss Maple (sie hatte in ihren Jugend den Ahornsirup vom Brot des Schäfers geschleckt). Die Schafe mit Leitwidder Sir Ritchfield, beobachten, erlauschen und erriechen die Reaktionen der Menschen auf den Tod ihres Schäfers. Komisch kommt ihnen das Gerede von 'Gras', denn warum sollte man das verstecken müssen, wenn es vor der Nase wächst. Miss Maple schafft es mithilfe von Othello, einem vierhörnigen schwarzen Widder, der das Zeug zum Leitwidder hat, und Mopple the Whale, einem dicken flauschigen Merinowidder mit Supergedächtnis, den Rest der Herde zu motivieren, daß es gerecht ist beim Tod des Schäfers zu helfen. Die Menschen sind wenig hilfreich : ein Mann den sie Gott nennen, weil er in einem Haus mit spitzen Dach wohnt, riecht ungut; dem Fleischhauer Ham mißtrauen sie aus logischen gründen und weil er komisch riecht, auch der zwischendurch Schäfer Gabriel stellt sich als schlechter Mensch heraus. Nur eine Frau in rotem Kleid ist nett zu den Schafen. Im Testament stellt sich heraus, daß die Herde die allen Menschen komisch vorkam, die letzte Herde Irlands ist, in der alte fast ausgestorbene Schafrassen gezüchtet werden, und daß sie - die Schafe - das Geld für eine Europareise geerbt haben. Die Frau im roten Kleid wird sich darum kümmern.
Beim Wettbewerb des intelligentesten Schafes spielen die Schafe eine Charade um der Klärung des Todes ihres Schäfers nachzuhelfen, was klappt.
Das Buch ist kein Reißer oder Thriller, sondern ist gemütlich wie eine grasende, nur manchmal nachdenkende Schafherde. Wer Spannung erwartet, wird enttäuscht. Wer bereit ist, sich auf die Schilderungen der unterschiedlichen Schafe, ihrer Temperamente und Intelligenzen einzulassen, wird humorvoll unterhalten.
Etwas metaphysisch sind die Teile in denen Melmoth auftaucht, seine Beiträge liefert, und dann wieder verschwindet. Ob es Wolkenschafe wirklich gibt ? Ob ein Schaf wenn es stirbt ein Wolkenschaf wird ? Melmoth war Zwillingsbruder von Sir Ritchfield, der jahrelang verschollen war, und plötzlich wieder der Herde hilft, indem er ihnen gedanklich weiterhilft, sich dann aber plötzlich auflöst und (wieder) verschwindet. Bei Othello hat er den stärksten Einfluß, da er ihn gedanklich - als Stimme aus dem off - schon lange begleitet hatte.
In Summe ein schönes Buch, bei dem etwas Geduld von Nöten ist, das mir mit seinen Schilderungen von Schafen, von Landschaft, und der nicht-Hektik sehr gut gefallen hat.
Dienstag, 27. November 2012
Shahinda Maklad + Gerhard Haase-Hindenberg : "Ich werde nicht zerbrechen"
Shahinda Maklad - Mit Gerhard Haase-Hindenberg:
"Ich werde nicht zerbrechen"
'Ein Frau auf dem Weg zum Tahirplatz. Wie ich nach der Ermordung meines Mannes weiterkämpfte'
2012, Bastei Lübbe Taschenbuch
Vorwort 1 Seite
35 Kapitel auf 320 Seiten
Nachwort des Co-Autors auf 3 Seiten
ISBN 978-3-404-60675-7
Gerhard Haase-Hindenberg hat in Gesprächen die Biographie der heute 73-jährigen ägyptischen politischen Aktivistin Shahinda Maklad (sie wurde im November 1938 geboren) aufgezeichnet und erzählt das intensive spannende Leben einer Frau die Ungerechtigkeiten in ihrem Ägypten ändern möchte.
Shahinda Maklad wuchs als Tochter eines Polizeioffiziers in bürgerlichen gebildeten Verhältnissen auf. Ihr Vater behandelte seine Töchter genauso auf Augenhöhe wie er seine Söhne. Islam als Religion ist für sie vorhanden, aber nichts was ihr Leben bestimmt.
Mit neun Jahren wird ihr von ihrem Cousin Salah erzählt (Sohn der Schwester ihrer Mutter), der sich Grundgrundbesitzern im Kamshish in den Weg gestellt hatte und dafür im Gefängnis gelandet war.
Die Verteilung des Grundbesitzes in Ägypten, wer was besitzen darf, wie die Gesetze umgangen werden und wer welches Land bearbeiten darf/muß wird zum leitenden Thema von Salah, dann Salah und Shahinda und nach Salahs Ermordung von Shahinda.
Sie setzt gegen den Willen ihrer Mutter eine Heirat mit Salah durch, gebiert drei Kinder und ist mit 27 Jahren Witwe. Als Kämpfernatur gibt sie nicht auf; das Begräbnis und auch Jahrestage der Ermordung ihres Mannes werden immer wieder Demonstrationen gegen Willkür in der Politik. Auch innerhalb der / ihrer sozialistischen Partei hat sie manchmal Fürsprecher, oft aber Gegenwind.
Ihre Familie hat wenig von ihr, aber als sie merkt, daß man versucht sie über ihre zwei Söhne zu erpressen, schafft sie es diese außer Landes zu bringen.
Im Jänner 2011 ist sie am Tahrirplatz unter den Aktivisten zu finden und diskutiert viel und leidenschaftlich mit der jüngeren Generation.
Spannend das Buch weil Frau Maklads Sichtweise Ägyptens und der Präsidentschaft von Anwar as-Sadat eine andere ist, als die via Friedensvertrag mit Israel in der Außenwelt transportiert war. Sadat war ein Freund der Großgrundbesitzer. Die Erzählungen unter seiner Präsidentschaft wie Parteien gegründet wurden, gefördert wurden, erlaubt wurden und dann wieder verboten wurden und mit Gefängnis bestraft wurden, muten unter dem Deckmantel von Demokratie seltsam an.
Überhaupt ist das Parteiengeflecht eigenartig: die Muslimbrüder sind war verboten, stehen aber nicht auf der Seite der Unterdrückten (böse Zungen behaupten, daß sie nicht einmal auf der Seite des Islam stehen), die Sozialistische Partei hilft auch niemanden, diverse von Sadat gegründete Parteien die die oppositionellen Meinungen auffangen sollen werden reglementiert. Nach der Ermordung Sadats geht das Regime eher strenger unter Präsident Mubarak weiter.
Die Kapitel erzählt chronologisch das Leben dieser starken Frau, jeweils am Ende sind aktuelle Zeilen über das Geschehen am Tahrirplatz im Jänner 2011. Der Leser/die Leserin muß selbst entscheiden, ob er/sie das Buch von Anfang bis Beginn wie gedruckt liest, oder lieber die Chronologie dieses Frauenlebens zuerst auf sich wirken läßt und dann die aktuellen Teile der Kapitel hintereinander liest.
Drei 'Verbesserungsvorschläge' habe ich für das Buch: eine Zeittafel die z.B. mit der Geburt von Frau Maklad startet und ihr Leben mit den Ereignissen in Ägypten ein zwei Spalten gegenüber stellt.
Das zweite ist ein Glossar von typischen Worten/Vokabeln Ägyptens, die Menschen aus anderen Kulturen erst nachsehen müssen. Und eine Karte Ägyptens auf der Kamshish, Kairo und Alexandria eingezeichnet sind - sowie die Regionen in die ihr Vater weit weg versetzt wurde - wäre auch erläuternd.
In Summe ein sehr empfehlenswertes Buch über eine starke Frau, das Nachdenken macht über Politik und Werte. Und ein Buch das bewußt macht, daß der Kampf um Demokratie im 'ägyptischen Frühling' noch nicht gewonnen ist.
"Ich werde nicht zerbrechen"
'Ein Frau auf dem Weg zum Tahirplatz. Wie ich nach der Ermordung meines Mannes weiterkämpfte'
2012, Bastei Lübbe Taschenbuch
Vorwort 1 Seite
35 Kapitel auf 320 Seiten
Nachwort des Co-Autors auf 3 Seiten
ISBN 978-3-404-60675-7
Gerhard Haase-Hindenberg hat in Gesprächen die Biographie der heute 73-jährigen ägyptischen politischen Aktivistin Shahinda Maklad (sie wurde im November 1938 geboren) aufgezeichnet und erzählt das intensive spannende Leben einer Frau die Ungerechtigkeiten in ihrem Ägypten ändern möchte.
Shahinda Maklad wuchs als Tochter eines Polizeioffiziers in bürgerlichen gebildeten Verhältnissen auf. Ihr Vater behandelte seine Töchter genauso auf Augenhöhe wie er seine Söhne. Islam als Religion ist für sie vorhanden, aber nichts was ihr Leben bestimmt.
Mit neun Jahren wird ihr von ihrem Cousin Salah erzählt (Sohn der Schwester ihrer Mutter), der sich Grundgrundbesitzern im Kamshish in den Weg gestellt hatte und dafür im Gefängnis gelandet war.
Die Verteilung des Grundbesitzes in Ägypten, wer was besitzen darf, wie die Gesetze umgangen werden und wer welches Land bearbeiten darf/muß wird zum leitenden Thema von Salah, dann Salah und Shahinda und nach Salahs Ermordung von Shahinda.
Sie setzt gegen den Willen ihrer Mutter eine Heirat mit Salah durch, gebiert drei Kinder und ist mit 27 Jahren Witwe. Als Kämpfernatur gibt sie nicht auf; das Begräbnis und auch Jahrestage der Ermordung ihres Mannes werden immer wieder Demonstrationen gegen Willkür in der Politik. Auch innerhalb der / ihrer sozialistischen Partei hat sie manchmal Fürsprecher, oft aber Gegenwind.
Ihre Familie hat wenig von ihr, aber als sie merkt, daß man versucht sie über ihre zwei Söhne zu erpressen, schafft sie es diese außer Landes zu bringen.
Im Jänner 2011 ist sie am Tahrirplatz unter den Aktivisten zu finden und diskutiert viel und leidenschaftlich mit der jüngeren Generation.
Spannend das Buch weil Frau Maklads Sichtweise Ägyptens und der Präsidentschaft von Anwar as-Sadat eine andere ist, als die via Friedensvertrag mit Israel in der Außenwelt transportiert war. Sadat war ein Freund der Großgrundbesitzer. Die Erzählungen unter seiner Präsidentschaft wie Parteien gegründet wurden, gefördert wurden, erlaubt wurden und dann wieder verboten wurden und mit Gefängnis bestraft wurden, muten unter dem Deckmantel von Demokratie seltsam an.
Überhaupt ist das Parteiengeflecht eigenartig: die Muslimbrüder sind war verboten, stehen aber nicht auf der Seite der Unterdrückten (böse Zungen behaupten, daß sie nicht einmal auf der Seite des Islam stehen), die Sozialistische Partei hilft auch niemanden, diverse von Sadat gegründete Parteien die die oppositionellen Meinungen auffangen sollen werden reglementiert. Nach der Ermordung Sadats geht das Regime eher strenger unter Präsident Mubarak weiter.
Die Kapitel erzählt chronologisch das Leben dieser starken Frau, jeweils am Ende sind aktuelle Zeilen über das Geschehen am Tahrirplatz im Jänner 2011. Der Leser/die Leserin muß selbst entscheiden, ob er/sie das Buch von Anfang bis Beginn wie gedruckt liest, oder lieber die Chronologie dieses Frauenlebens zuerst auf sich wirken läßt und dann die aktuellen Teile der Kapitel hintereinander liest.
Drei 'Verbesserungsvorschläge' habe ich für das Buch: eine Zeittafel die z.B. mit der Geburt von Frau Maklad startet und ihr Leben mit den Ereignissen in Ägypten ein zwei Spalten gegenüber stellt.
Das zweite ist ein Glossar von typischen Worten/Vokabeln Ägyptens, die Menschen aus anderen Kulturen erst nachsehen müssen. Und eine Karte Ägyptens auf der Kamshish, Kairo und Alexandria eingezeichnet sind - sowie die Regionen in die ihr Vater weit weg versetzt wurde - wäre auch erläuternd.
In Summe ein sehr empfehlenswertes Buch über eine starke Frau, das Nachdenken macht über Politik und Werte. Und ein Buch das bewußt macht, daß der Kampf um Demokratie im 'ägyptischen Frühling' noch nicht gewonnen ist.
Labels:
2012,
Ägypten,
Autorenteam,
Begeisterung,
Frau,
Islam,
Liebe,
Politik,
Terror
Samstag, 17. November 2012
Sandor Márai : "Das Wunder des San Gennaro"
Sándor Márai :
"Das Wunder des San Gennaro"
Roman
original "San Gennaro Vére"
Nachlaß Sándor Márai
1997, Ujváry Griff Verlag, München
Aus dem Ungarischen übersetzt und mit einem Nachwort von Tibor Simányi
2004, Piper München Zürich
274 Seiten
1 Seite Widmungen an die Menschen in Posillipo
4 Seiten Nachwort und 1 Seite Biographie des Übersetzers
ISBN 3-492-27044-1
Das Buch ist kein Roman im Sinne einer logisch erzählten Geschichte, sondern erzählt in drei Kapiteln zuerst über die Menschen in Posillipo, über den Umgang mit Heiligen und erwarteten Wundern und dann von Flucht, Heimatlosigkeit und Erlösung.
Die Schilderungen im ersten Teil wie die Menschen in Posillipo leben, wie sie von bißchen Essen leben, wie sie mit Armut umgehen, aber auch wie sie zu handeln/feilschen vermögen sind schön gelungen. Fast duften die Mimosen des Frühjahrs dort durch das Buch. Die Schilderungen auch der arrivierten Menschen wie Anwalt, Bürgermeister etc. sind gut vorstellbar. Die Ruhe und Gelassenheit wie die Menschen dort Natur, Leben, Fischen, Trinken erleben, entschleunigen beim Lesen. Das fremde Paar ist zwar vorhanden, aber nicht das Hauptaugenmerk.
Im zweiten Teil wird viel von Glauben, Wunder, und wie mit den Heiligen verhandelt wird erzählt.
Im dritten Teil wird in langen Gesprächen enthüllt, warum der Mann des fremden Paares tot aufgefunden wurde.
Zuerst erzählt ein Polizist der viel mit Flüchtlingen zu tun hat seine Gedanken und Gespräche. Er enthüllt den Kampf der Exilanten um die Akzente ihres Namens (für einen Italiener sind die Hackerln über Vokalen und Konsonanten aus Sprachen wie z.B. Ungarisch, Tschechisch und Polnisch vermutlich höchst anstrengend). Er kannte den toten Mann aus Gesprächen - als intelligenten gebildeten Mann, der außerdem ein Visum nach Australien erhalten hatte.
Dann ist ein Priester im Gespräch mit dem Polizeichef - auch er hatte intensive Gespräche mit dem Toten erlebt. Der Mann hat am Ende des Lebens fast einen Ruf als Heiliger gehabt, der Wunder vollbringen könnte und zu dem alle gekommen waren. Mit dem Priester hatte er viel über Erlösung gesprochen, über die Erwartungen an Heilige, über das Leben des Franziskus von Assisi und ob so ein Leben im 20. Jahrhundert möglich wäre.
Das letzte Gespräch findet zwischen der Lebensgefährtin des Mannes und einem x-beliebigen Priester statt. Sie erzählt von der Flucht, den dem nicht mehr leben können wenn man rundherum die Repressalien mitkriegt, auch wenn persönlich noch alles gut läuft. Sie erzählt wie man langsam aber sicher die Identität verliert auf der Flucht - bei jeder Übersiedlung geht etwas mehr von verloren. Sie erzählt wie sie beide in Assisi wieder das Leben spürten, aber auch klar wurde, daß der Mann einen anderen Weg als die Frau gehen würde.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, sondern hat bei mir einiges an Konzentration und Vorstellungsvermögen gefordert. Die Schilderungen im ersten Teil und die Dialoge im dritten Kapitel haben mich stark berührt.
Es ist auch ein politisches Buch, denn es fragt an warum für so viele Menschen klar war, daß der Nationalsozialismus wie er im dritten Reich gelebt wurde, unmenschlich und verbrecherisch war, aber diese Bewertungen nicht für den Bolschewismus galten. Hier hatte man noch versucht eine Menschlichkeit zu erkennen, die es längst nicht mehr gab.
In Summe ist das Buch sehr empfehlenswert, weil es helfen kann die Probleme der Nachkriegszeit in Europa zu verstehen, die Probleme von Menschen in Exil zu sehen und sehr gut geschrieben ist.
Sándor Márai wurde 1900 in Kauschau (heute Slowenien) geboren, er verließ 1948 Ungarn und lebte mit Frau und Adoptivsohn danach bei Posillipo bei Neapel. Hier schrieb er vermutlich "Das Wunder des San Gennaro", das der Autor in Amerika Mitte der 60-er im Eigenverlag publizierte. Er schrieb alle seine Bücher im Exil auf ungarisch. Später wanderte die Familie nach Amerika aus, wo Márai 1989 in San Diego durch Selbstmord verstarb.
Der Übersetzer Tibor Simányi wurde 1924 geboren, war Verlagslektor, Rundfunkredakteur, Übersetzer und Buchautor. Eines seiner Bücher ist der Briefwechsel zwischem ihm und Sándor Márai.
"Das Wunder des San Gennaro"
Roman
original "San Gennaro Vére"
Nachlaß Sándor Márai
1997, Ujváry Griff Verlag, München
Aus dem Ungarischen übersetzt und mit einem Nachwort von Tibor Simányi
2004, Piper München Zürich
274 Seiten
1 Seite Widmungen an die Menschen in Posillipo
4 Seiten Nachwort und 1 Seite Biographie des Übersetzers
ISBN 3-492-27044-1
Das Buch ist kein Roman im Sinne einer logisch erzählten Geschichte, sondern erzählt in drei Kapiteln zuerst über die Menschen in Posillipo, über den Umgang mit Heiligen und erwarteten Wundern und dann von Flucht, Heimatlosigkeit und Erlösung.
Die Schilderungen im ersten Teil wie die Menschen in Posillipo leben, wie sie von bißchen Essen leben, wie sie mit Armut umgehen, aber auch wie sie zu handeln/feilschen vermögen sind schön gelungen. Fast duften die Mimosen des Frühjahrs dort durch das Buch. Die Schilderungen auch der arrivierten Menschen wie Anwalt, Bürgermeister etc. sind gut vorstellbar. Die Ruhe und Gelassenheit wie die Menschen dort Natur, Leben, Fischen, Trinken erleben, entschleunigen beim Lesen. Das fremde Paar ist zwar vorhanden, aber nicht das Hauptaugenmerk.
Im zweiten Teil wird viel von Glauben, Wunder, und wie mit den Heiligen verhandelt wird erzählt.
Im dritten Teil wird in langen Gesprächen enthüllt, warum der Mann des fremden Paares tot aufgefunden wurde.
Zuerst erzählt ein Polizist der viel mit Flüchtlingen zu tun hat seine Gedanken und Gespräche. Er enthüllt den Kampf der Exilanten um die Akzente ihres Namens (für einen Italiener sind die Hackerln über Vokalen und Konsonanten aus Sprachen wie z.B. Ungarisch, Tschechisch und Polnisch vermutlich höchst anstrengend). Er kannte den toten Mann aus Gesprächen - als intelligenten gebildeten Mann, der außerdem ein Visum nach Australien erhalten hatte.
Dann ist ein Priester im Gespräch mit dem Polizeichef - auch er hatte intensive Gespräche mit dem Toten erlebt. Der Mann hat am Ende des Lebens fast einen Ruf als Heiliger gehabt, der Wunder vollbringen könnte und zu dem alle gekommen waren. Mit dem Priester hatte er viel über Erlösung gesprochen, über die Erwartungen an Heilige, über das Leben des Franziskus von Assisi und ob so ein Leben im 20. Jahrhundert möglich wäre.
Das letzte Gespräch findet zwischen der Lebensgefährtin des Mannes und einem x-beliebigen Priester statt. Sie erzählt von der Flucht, den dem nicht mehr leben können wenn man rundherum die Repressalien mitkriegt, auch wenn persönlich noch alles gut läuft. Sie erzählt wie man langsam aber sicher die Identität verliert auf der Flucht - bei jeder Übersiedlung geht etwas mehr von verloren. Sie erzählt wie sie beide in Assisi wieder das Leben spürten, aber auch klar wurde, daß der Mann einen anderen Weg als die Frau gehen würde.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, sondern hat bei mir einiges an Konzentration und Vorstellungsvermögen gefordert. Die Schilderungen im ersten Teil und die Dialoge im dritten Kapitel haben mich stark berührt.
Es ist auch ein politisches Buch, denn es fragt an warum für so viele Menschen klar war, daß der Nationalsozialismus wie er im dritten Reich gelebt wurde, unmenschlich und verbrecherisch war, aber diese Bewertungen nicht für den Bolschewismus galten. Hier hatte man noch versucht eine Menschlichkeit zu erkennen, die es längst nicht mehr gab.
In Summe ist das Buch sehr empfehlenswert, weil es helfen kann die Probleme der Nachkriegszeit in Europa zu verstehen, die Probleme von Menschen in Exil zu sehen und sehr gut geschrieben ist.
Sándor Márai wurde 1900 in Kauschau (heute Slowenien) geboren, er verließ 1948 Ungarn und lebte mit Frau und Adoptivsohn danach bei Posillipo bei Neapel. Hier schrieb er vermutlich "Das Wunder des San Gennaro", das der Autor in Amerika Mitte der 60-er im Eigenverlag publizierte. Er schrieb alle seine Bücher im Exil auf ungarisch. Später wanderte die Familie nach Amerika aus, wo Márai 1989 in San Diego durch Selbstmord verstarb.
Der Übersetzer Tibor Simányi wurde 1924 geboren, war Verlagslektor, Rundfunkredakteur, Übersetzer und Buchautor. Eines seiner Bücher ist der Briefwechsel zwischem ihm und Sándor Márai.
Labels:
1997,
2004,
Autor,
Europa,
Flucht,
Italien,
Kirche,
Nachkriegszeit,
Religion,
Übersetzer,
Ungarn,
Wertung - 4 Bücher
Donnerstag, 8. November 2012
Sabina Berman : "Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte"
Sabina Berman :
"Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte"
original "La mujer que buceó dentro del corazón del mundo"
2010, Ediciones Destino, Barcelona
aus dem Spanischen von Angelica Ammar
2011, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt
299 Seiten
ISBN 978-3-10-021609-9
Der verzaubernde Roman in dem wunderschönen türkisblauen Umschlag erzählt von einer jungen Frau, die erst durch Zuneigung/Zuwendung ihrer Tante mit ihrem Autismus umgehen lernt und aus dieser Sicht das Meer, das Leben (und Vernichten) von Thunfischen kennen und lieben lernt. Eine wunderbare Geschichte, die in Bann zieht und trotz Fischtötens verzaubert.
Karen wird von ihrer Tante Isabell in einer ererbten Haus in Mexiko im Keller gefunden. Sie bemüht sich der bereits jugendlichen Sprechen beizubringen, ihre Denken zu formulieren und mit Menschen trotz ihres Autismus so normal wie möglich umzugehen.
Tante Isabell ist die Eigentümerin mehrerer Thunfischfabriken, und ermöglicht ihrer Nichte diese anzusehen. Sie entdeckt dort ihre Liebe zum Tauchen und Mitschwimmen mit den Fischen.
Mit ihrer Empathie für Tiere, Ausschalten von Verständnis für menschliches Denken und Fühlen gemischt mit sehr logischem Denken entwickelt Karen Methoden die Thunfischfischerei schonend für Delphine und relativ streßfrei für die zu tötenden Thunfische zu entwickeln. Es gibt Rückschläge, aber aufgrund von superreichen, entsetzlich verwöhnten Sushi-fans plötzlich riesige Erfolge zu verzeichnen. Die Naturschützer schlagen zu und sie entwickelt die Idee vom Paradies für Fische - sehr zum Mißfallen ihrer Geschäftspartner, die nicht ihre Erlebnisse im Meer und mit den Fischen teilen (können).
Der Roman ist in Ich-Form geschrieben. Da das erste Wort, das Karen lernte Ich ist bedeutet es sehr viel für sie. Es ist faszinierend wie sie beschreibt wie sie mit den Menschen und deren oberflächlichen Ausdrucken umgeht; fast witzig wenn sie beschreibt wie sie lernt was welcher Gesichtsausdruck heißen soll und lernt diese Gesichter zu kopieren, um sich mit nicht-autisten leichter zu tun.
Kares Auseinandersetzung mit der Wissenschaft und Philosphie hat ganz eigene kognitive Zugänge. Descartes empfiehlt sie zu verbrennnen; viel hält sie von Darwin - der vermutlich wie sie und auch Einstein ein Autist gewesen sein dürfte.
Schön sind die Beschreibungen wie sie im Meer schwimmt, mit den Thunfischen Nase-schubsen spielt, und wie sie die Tiefe des Meeres wahrnimmt.
Ich habe das Buch sehr genossen und kann es Lesern und Leserinnen, die ein Gefühl für Zauber, das Meer, und auch andere Gedankenansätze zu arrivierter Philosophie vertragen nur sehr empfehlen. Achtung: Leser taucht gedanklich fast mit !
"Die Frau, die ins Innerste der Welt tauchte"
original "La mujer que buceó dentro del corazón del mundo"
2010, Ediciones Destino, Barcelona
aus dem Spanischen von Angelica Ammar
2011, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt
299 Seiten
ISBN 978-3-10-021609-9
Der verzaubernde Roman in dem wunderschönen türkisblauen Umschlag erzählt von einer jungen Frau, die erst durch Zuneigung/Zuwendung ihrer Tante mit ihrem Autismus umgehen lernt und aus dieser Sicht das Meer, das Leben (und Vernichten) von Thunfischen kennen und lieben lernt. Eine wunderbare Geschichte, die in Bann zieht und trotz Fischtötens verzaubert.
Karen wird von ihrer Tante Isabell in einer ererbten Haus in Mexiko im Keller gefunden. Sie bemüht sich der bereits jugendlichen Sprechen beizubringen, ihre Denken zu formulieren und mit Menschen trotz ihres Autismus so normal wie möglich umzugehen.
Tante Isabell ist die Eigentümerin mehrerer Thunfischfabriken, und ermöglicht ihrer Nichte diese anzusehen. Sie entdeckt dort ihre Liebe zum Tauchen und Mitschwimmen mit den Fischen.
Mit ihrer Empathie für Tiere, Ausschalten von Verständnis für menschliches Denken und Fühlen gemischt mit sehr logischem Denken entwickelt Karen Methoden die Thunfischfischerei schonend für Delphine und relativ streßfrei für die zu tötenden Thunfische zu entwickeln. Es gibt Rückschläge, aber aufgrund von superreichen, entsetzlich verwöhnten Sushi-fans plötzlich riesige Erfolge zu verzeichnen. Die Naturschützer schlagen zu und sie entwickelt die Idee vom Paradies für Fische - sehr zum Mißfallen ihrer Geschäftspartner, die nicht ihre Erlebnisse im Meer und mit den Fischen teilen (können).
Der Roman ist in Ich-Form geschrieben. Da das erste Wort, das Karen lernte Ich ist bedeutet es sehr viel für sie. Es ist faszinierend wie sie beschreibt wie sie mit den Menschen und deren oberflächlichen Ausdrucken umgeht; fast witzig wenn sie beschreibt wie sie lernt was welcher Gesichtsausdruck heißen soll und lernt diese Gesichter zu kopieren, um sich mit nicht-autisten leichter zu tun.
Kares Auseinandersetzung mit der Wissenschaft und Philosphie hat ganz eigene kognitive Zugänge. Descartes empfiehlt sie zu verbrennnen; viel hält sie von Darwin - der vermutlich wie sie und auch Einstein ein Autist gewesen sein dürfte.
Schön sind die Beschreibungen wie sie im Meer schwimmt, mit den Thunfischen Nase-schubsen spielt, und wie sie die Tiefe des Meeres wahrnimmt.
Ich habe das Buch sehr genossen und kann es Lesern und Leserinnen, die ein Gefühl für Zauber, das Meer, und auch andere Gedankenansätze zu arrivierter Philosophie vertragen nur sehr empfehlen. Achtung: Leser taucht gedanklich fast mit !
Labels:
2010,
2011,
Autorin,
Frau,
Lateinamerika,
Leben,
Meer,
Menschen,
Mexiko,
Natur,
Übersetzerin,
Umwelt,
Wertung - 4 Bücher
Mittwoch, 24. Oktober 2012
Alejandro Zambra : "Die Erfindung der Kindheit"
Alejandro Zambra :
"Die Erfindung der Kindheit"
original "Formas de volver a casa"
2011, Barcelona
aus dem Spanischen von Susanne Lange
2012, Suhrkamp Verlag
xx Seiten
ISBN: 978-3-518-42334-9
Dieser Roman ist vierteilig und in Ich-Form geschrieben.
Im ersten Teil erzählt ein Bub, der für ein Mädchen schwärmt, wie er auf deren Wunsch einen Nachbar beobachtet/verfolgt. Angesiedelt ist die Beobachtung in Maipú (Anm: einem Bezirk der Stadt Santiago de Chile). Ausgangspunkt ein Erdbeben das 1985 das Land erschüttert und all die Menschen gemeinsam eine Nacht verbringen, die sonst möglichst wenig miteinander zu tun haben und noch weniger miteinander reden. Als er eine junge Frau bei dem zu Beobachtenden sieht und dies berichtet, reagiert das Mädchen sehr verstört. Erklärungen warum er beobachten soll und was die Reaktion bedeutet, erfolgen trotz fragen nicht.
In den Teilen zwei bis vier ist der Bub erwachsen, schreibt Romane, versucht sich in Lyrik, hat eine Ehe hinter sich, besucht seine Eltern selten aber doch - und das Mädchen von damals läuft ihm wieder über den Weg. Mittlerweile ist die Diktatur unter Pinochet vorbei. Erst jetzt fällt auf, daß seine Familie und er durch konsequentes wenig Reden, in der Diktatur überlebt haben - seine Familie hat niemanden verloren. Andere Familien waren da anders - das Mädchen hatte in dem Nachbarn ihren Vater wiedererkannt, der unter falschem Namen und Identität Mitmenschen half. In dieses Geheimnis war sie nicht eingeweiht gewesen - ihre große Schwester war altersbedingt es. Konflikte waren und sind programmiert.
Er versucht weiter an seinem Roman zu schrieben, scheitert aber weil seine Ex-Frau nicht die gewünschte Reaktion zeigt. Die Gedichte fließen wie von selbst aus ihm.
Das Mädchen heißt Claudia, ihre Schwester Ximena, der Vater Roberto - Rául, die Ex-Ehefrau M., Vater und Mutter sind Vater und Mutter, seine Schwester ist namenslos, genauso wie mir kein Name für den Erzähler selber auffiel.
Der erste Teil hat mich sehr angesprochen. Leider ist die Spannung in den anderen Teilen nicht zu spüren. Hier verliert sich der Text in unfertigen Bildern. Manchmal wirkt der Text wie eine Aneinanderreihung von Absätzen, die nicht immer miteinander in Kontext stehen.
Die Personen sind tw. schön geschildert und nachvollziehbar. Leider bleibt der Erzähler für mich formlos. Die Frauen sind vorstellbar. Die Orte bleiben Ausschnitte.
Ich hatte beim Lesen ein Post-it im Buch um mir die vielen verschiedenen für mich neuen Autoren aufzuschreiben. Viele dieser Namen sind in Lateinamerika offenbar sehr bekannt, dürften aber (noch) keine deutschen Übersetzer haben.
Wenn das Reflektionen der notwendigen Kommunikationslosigkeit unter einer Diktatur das emotionale Ziel des Romans war, kann der Leser es als gelungen betrachten. Mir waren zu wenig Auflösungen der Rätsel der Kindheit zu finden, und auch kein Umgang die Gegenwart anzupacken und zu gestalten.
"Die Erfindung der Kindheit"
original "Formas de volver a casa"
2011, Barcelona
aus dem Spanischen von Susanne Lange
2012, Suhrkamp Verlag
xx Seiten
ISBN: 978-3-518-42334-9
Dieser Roman ist vierteilig und in Ich-Form geschrieben.
Im ersten Teil erzählt ein Bub, der für ein Mädchen schwärmt, wie er auf deren Wunsch einen Nachbar beobachtet/verfolgt. Angesiedelt ist die Beobachtung in Maipú (Anm: einem Bezirk der Stadt Santiago de Chile). Ausgangspunkt ein Erdbeben das 1985 das Land erschüttert und all die Menschen gemeinsam eine Nacht verbringen, die sonst möglichst wenig miteinander zu tun haben und noch weniger miteinander reden. Als er eine junge Frau bei dem zu Beobachtenden sieht und dies berichtet, reagiert das Mädchen sehr verstört. Erklärungen warum er beobachten soll und was die Reaktion bedeutet, erfolgen trotz fragen nicht.
In den Teilen zwei bis vier ist der Bub erwachsen, schreibt Romane, versucht sich in Lyrik, hat eine Ehe hinter sich, besucht seine Eltern selten aber doch - und das Mädchen von damals läuft ihm wieder über den Weg. Mittlerweile ist die Diktatur unter Pinochet vorbei. Erst jetzt fällt auf, daß seine Familie und er durch konsequentes wenig Reden, in der Diktatur überlebt haben - seine Familie hat niemanden verloren. Andere Familien waren da anders - das Mädchen hatte in dem Nachbarn ihren Vater wiedererkannt, der unter falschem Namen und Identität Mitmenschen half. In dieses Geheimnis war sie nicht eingeweiht gewesen - ihre große Schwester war altersbedingt es. Konflikte waren und sind programmiert.
Er versucht weiter an seinem Roman zu schrieben, scheitert aber weil seine Ex-Frau nicht die gewünschte Reaktion zeigt. Die Gedichte fließen wie von selbst aus ihm.
Das Mädchen heißt Claudia, ihre Schwester Ximena, der Vater Roberto - Rául, die Ex-Ehefrau M., Vater und Mutter sind Vater und Mutter, seine Schwester ist namenslos, genauso wie mir kein Name für den Erzähler selber auffiel.
Der erste Teil hat mich sehr angesprochen. Leider ist die Spannung in den anderen Teilen nicht zu spüren. Hier verliert sich der Text in unfertigen Bildern. Manchmal wirkt der Text wie eine Aneinanderreihung von Absätzen, die nicht immer miteinander in Kontext stehen.
Die Personen sind tw. schön geschildert und nachvollziehbar. Leider bleibt der Erzähler für mich formlos. Die Frauen sind vorstellbar. Die Orte bleiben Ausschnitte.
Ich hatte beim Lesen ein Post-it im Buch um mir die vielen verschiedenen für mich neuen Autoren aufzuschreiben. Viele dieser Namen sind in Lateinamerika offenbar sehr bekannt, dürften aber (noch) keine deutschen Übersetzer haben.
Wenn das Reflektionen der notwendigen Kommunikationslosigkeit unter einer Diktatur das emotionale Ziel des Romans war, kann der Leser es als gelungen betrachten. Mir waren zu wenig Auflösungen der Rätsel der Kindheit zu finden, und auch kein Umgang die Gegenwart anzupacken und zu gestalten.
Donnerstag, 11. Oktober 2012
Jutta Motz : "Drei Frauen und die Kunst"
Jutta Motz :
"Drei Frauen und die Kunst"
Roman
2001, Piper GmbH München Berlin
340 Seiten
2 Seiten Danksagung
2 Seiten über Tugenden - deren deutsche und lateinische Namen als Kapitelüberschriften eingesetzt werden
ISBN 3-492-23153-5
Lisa Wolf wird beauftragt als Kunstjournalistin, die nach dem Tod ihren Mannes nach Berlin zurückkehrt, heimlich für eine Kunstversicherung den weltweitem Handel von gefälschten Druckgraphiken / gefälschten Signaturen zu recherchieren. Ihre Tante Marlene, Schwester ihres Vaters, die Mutter und Tochter nach deren DDR-Flucht in Berlin aufgenommen hatte, nimmt wieder wieder unter ihre Fittiche. - Marlene ist Juristin und arbeitet bei einem Fernsehsender.
Als Lisa's Wohnung nach einem Vernissagenbesuch komplett verwüstet wird, lernt sie die Kirminalhauptkommissarin Traute kennen. die drei Frauen schließen sich zusammen um deb Kunstfälscherein auf die Spur zu kommen.
Lisa lernt den Künstler Bobo Scheußlich kennen - nomen est omen, der kurz darauf ermordet wird. Ihr Vater kannte ihn schon aus DDR-Zeiten - ihr Vater war damals Zeichenlehrer ohne Arbeit, der nach der Flucht von Frau und Tochter noch mehr Schwierigkeiten hatten.
Später reist sie zu ehemaligen Schulkollegen in Halle, wo sich eine Motorradgang wieder sieht die langfristig zur Lösung von Mord und Fälschung führt.
Der Roman ist in Ich-form aus Sicht von Lisa erzählt. Sie beginnt bei der Einsamkeit als Witwe in den USA, und endet als Frau die sich entschließt in Berlin bei Vater und Familie zu bleiben.
Stark sind die kurzen Informationen über das sogenannte normale Leben in der DDR, als Stasileute überall waren, Spitzel für Mißtrauen sorgten und harmloses Kunstinteresse sofort als staatsfeindlich galt (allerdings auch mit Tricks umspielt werden konnte).
Witziger Seitenstrang ist eine Telephon-Sex-Hotline, die irrtümlich auf Lisas Nummer landet. Die Meldungen der Herren Anrufer, wie sich Lisa bei der Telephongesellschaft endlich durchsetzt und da sie die Dame der Hotline persönlich kennen lernt, auch kurz deren Hilfe in Anspruch nimmt, ist humorvoll geschildert.
Die Menschen sind lebensnah, humorvoll und gut vorstellbar geschildert. Die Szenerien auch jemandenr der nur einiges Male kurz in Berlin war, wiedererkennbar bzw. vorstellbar.
Die Geschichte ist gut und spannend, aber trotzdem mit Gemütlichkeit und Zeit für Schilderungen erzählt. Viel Spaß beim Lesen.
"Drei Frauen und die Kunst"
Roman
2001, Piper GmbH München Berlin
340 Seiten
2 Seiten Danksagung
2 Seiten über Tugenden - deren deutsche und lateinische Namen als Kapitelüberschriften eingesetzt werden
ISBN 3-492-23153-5
Lisa Wolf wird beauftragt als Kunstjournalistin, die nach dem Tod ihren Mannes nach Berlin zurückkehrt, heimlich für eine Kunstversicherung den weltweitem Handel von gefälschten Druckgraphiken / gefälschten Signaturen zu recherchieren. Ihre Tante Marlene, Schwester ihres Vaters, die Mutter und Tochter nach deren DDR-Flucht in Berlin aufgenommen hatte, nimmt wieder wieder unter ihre Fittiche. - Marlene ist Juristin und arbeitet bei einem Fernsehsender.
Als Lisa's Wohnung nach einem Vernissagenbesuch komplett verwüstet wird, lernt sie die Kirminalhauptkommissarin Traute kennen. die drei Frauen schließen sich zusammen um deb Kunstfälscherein auf die Spur zu kommen.
Lisa lernt den Künstler Bobo Scheußlich kennen - nomen est omen, der kurz darauf ermordet wird. Ihr Vater kannte ihn schon aus DDR-Zeiten - ihr Vater war damals Zeichenlehrer ohne Arbeit, der nach der Flucht von Frau und Tochter noch mehr Schwierigkeiten hatten.
Später reist sie zu ehemaligen Schulkollegen in Halle, wo sich eine Motorradgang wieder sieht die langfristig zur Lösung von Mord und Fälschung führt.
Der Roman ist in Ich-form aus Sicht von Lisa erzählt. Sie beginnt bei der Einsamkeit als Witwe in den USA, und endet als Frau die sich entschließt in Berlin bei Vater und Familie zu bleiben.
Stark sind die kurzen Informationen über das sogenannte normale Leben in der DDR, als Stasileute überall waren, Spitzel für Mißtrauen sorgten und harmloses Kunstinteresse sofort als staatsfeindlich galt (allerdings auch mit Tricks umspielt werden konnte).
Witziger Seitenstrang ist eine Telephon-Sex-Hotline, die irrtümlich auf Lisas Nummer landet. Die Meldungen der Herren Anrufer, wie sich Lisa bei der Telephongesellschaft endlich durchsetzt und da sie die Dame der Hotline persönlich kennen lernt, auch kurz deren Hilfe in Anspruch nimmt, ist humorvoll geschildert.
Die Menschen sind lebensnah, humorvoll und gut vorstellbar geschildert. Die Szenerien auch jemandenr der nur einiges Male kurz in Berlin war, wiedererkennbar bzw. vorstellbar.
Die Geschichte ist gut und spannend, aber trotzdem mit Gemütlichkeit und Zeit für Schilderungen erzählt. Viel Spaß beim Lesen.
Mittwoch, 3. Oktober 2012
Carlos Ruiz Zafón : "Marina"
Carlos Ruiz Zafón : "Marina" Roman
original "Marina"
1999, Edebé, Barcelona
geschrieben lt. Vorwort zwischen 1996 und 1997
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
2011, S. Fischer Verlag
339 Seiten
3 Seiten Vorwort
2 Seiten Epilog
ISBN 978-3-10-095401-5
'Marina' ist ein Roman über Jugendliebe, erste Liebe, und Kunst, der zu einem guten Drittel eine Gruselgeschichte ist, in der es wieder um Liebe und Kunst geht. Mit schönen, starken dichten Metaphern sind die Umgebung und die Menschen beschrieben - die Geschichte zieht in den Bann.
Òscar Drai, ein junger Mann der 1979 im Internat in Barcelona lebt, durchstreift gerne die Straße und lernt nachdem er Kater Kafka verfolgt hat, deren Besitzerin die zarte, schöne, gleichaltrige Marina und deren Vater Géronimo Blau kennen. Sie leben in einer ziemlich verfallenen Jugendstilvilla in einer Gegend mit alten, eher verfallenen Häusern. Die Mutter Marinas war eine wunderbare, gefeierte begnadete Sängerin gewesen, die an TBC verstorben ist. Géronimo hatte den Zauber seiner Frau als genialer Maler der er war, in wunderschönen Bildern festgehalten.
Marina zeigt Òscar auf dem Friedhof in Serría eine schöne tiefverschleierte Frau. Beim Verfolgen dieser Frau entdecken sie ein gespenstisches Gartenhaus mit mißgestalteten Marionetten. Òscar und Marina folgen der Geschichte und Stück für Stück wird ihnen die bizarre Lebensgeschichte von Michael Kolwenik aus Waisentum, Varieté, Geld, medizinischen Gelenken, großer Liebe, Salzsäure, Betrug und beginnendem Wahnsinn aus Mißbildung erzählt.
Die Menschen in den Roman sind wunderschön geschildert - Òscar als ungelenker aber netter junger Mann, Marina als schöne gescheite junge Frau, ihr Vater Géronimo als Herr der alten Schule mit Manieren, mit Bildung, und Zurückhaltung, Kater Kafka der genau weiß was er will, Pater Sergiu im Internet, die verschleierte Frau, Dr. Shelley mit Tochter. Schöne Metaphern umschreiben die Personen - Géronimo dessen Fahrweise beschrieben wird, daß er selbst Ameisen den Vortritt läßt. Auch Géronimo hat seine Familiengeschichte als Liebe, Schönheit und Verrat vorzuweisen. Die verschiedenen menschlichen Facetten von Michael Kolwenig, vom genialen Ingenieur, zum verliebten Mann der einen Traum gestalten will und sich über menschliche Grenzen hinwegsetzen möchte sind beängstigend nahe beschrieben.
Mir haben die Formulieren und Beschreibungen des in Ich-Form geschriebenen Buchs in diesem Buch besonders gut gefallen: Beispiele dafür sind ' Regen kratzt am Fenster', 'Maler heißt schreiben mit Licht', 'wo die Gezeiten atmeten wie ein versteinerter Wal', 'das Lichtdiadem des Vordachs' bis 'Kobold der Zeit' und ' Müdigkeit begann mich zu umzingeln wie hungrige Wölfe'.
Das Buch in lesbaren großen Buchstaben geschrieben - es war nicht notwendig nach der Lesebrille zu suchen.
Sehr angesprochen haben mich auf die Beschreibungen der Ort, des Mystik der Ort, der Nebel der die Villengegenden verhängt. Es ist kein buntes Barcelona, das hier beschrieben wird, sondern die scharz-grau schillernden geheimnisvollen Teile der Stadt.
Im Vorwort erzählt der Autor, daß es lange dauerte bis ein Verlag das Buch komplett veröffentlichte und nicht mit Strichen, die die Gesamtheit der Geschichte sehr beeinträchtigt hatten.
Der Roman ist sehr empfehlenswert, wenn der Leser/die Leserin in eine vergangene Welt mit Zauber tauchen will, denn die Stadt wird als sehr versunken geschildert. Das Erwachsen werden von Òscar ist behutsam geschildert, seine Freundschaft und der Zauber zu Marina, das Kennenlernen von Rücksicht wie sie in der Familie von Marina praktiziert wird. Mir hat das Buch sehr sehr gut gefallen.
original "Marina"
1999, Edebé, Barcelona
geschrieben lt. Vorwort zwischen 1996 und 1997
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
2011, S. Fischer Verlag
339 Seiten
3 Seiten Vorwort
2 Seiten Epilog
ISBN 978-3-10-095401-5
'Marina' ist ein Roman über Jugendliebe, erste Liebe, und Kunst, der zu einem guten Drittel eine Gruselgeschichte ist, in der es wieder um Liebe und Kunst geht. Mit schönen, starken dichten Metaphern sind die Umgebung und die Menschen beschrieben - die Geschichte zieht in den Bann.
Òscar Drai, ein junger Mann der 1979 im Internat in Barcelona lebt, durchstreift gerne die Straße und lernt nachdem er Kater Kafka verfolgt hat, deren Besitzerin die zarte, schöne, gleichaltrige Marina und deren Vater Géronimo Blau kennen. Sie leben in einer ziemlich verfallenen Jugendstilvilla in einer Gegend mit alten, eher verfallenen Häusern. Die Mutter Marinas war eine wunderbare, gefeierte begnadete Sängerin gewesen, die an TBC verstorben ist. Géronimo hatte den Zauber seiner Frau als genialer Maler der er war, in wunderschönen Bildern festgehalten.
Marina zeigt Òscar auf dem Friedhof in Serría eine schöne tiefverschleierte Frau. Beim Verfolgen dieser Frau entdecken sie ein gespenstisches Gartenhaus mit mißgestalteten Marionetten. Òscar und Marina folgen der Geschichte und Stück für Stück wird ihnen die bizarre Lebensgeschichte von Michael Kolwenik aus Waisentum, Varieté, Geld, medizinischen Gelenken, großer Liebe, Salzsäure, Betrug und beginnendem Wahnsinn aus Mißbildung erzählt.
Die Menschen in den Roman sind wunderschön geschildert - Òscar als ungelenker aber netter junger Mann, Marina als schöne gescheite junge Frau, ihr Vater Géronimo als Herr der alten Schule mit Manieren, mit Bildung, und Zurückhaltung, Kater Kafka der genau weiß was er will, Pater Sergiu im Internet, die verschleierte Frau, Dr. Shelley mit Tochter. Schöne Metaphern umschreiben die Personen - Géronimo dessen Fahrweise beschrieben wird, daß er selbst Ameisen den Vortritt läßt. Auch Géronimo hat seine Familiengeschichte als Liebe, Schönheit und Verrat vorzuweisen. Die verschiedenen menschlichen Facetten von Michael Kolwenig, vom genialen Ingenieur, zum verliebten Mann der einen Traum gestalten will und sich über menschliche Grenzen hinwegsetzen möchte sind beängstigend nahe beschrieben.
Mir haben die Formulieren und Beschreibungen des in Ich-Form geschriebenen Buchs in diesem Buch besonders gut gefallen: Beispiele dafür sind ' Regen kratzt am Fenster', 'Maler heißt schreiben mit Licht', 'wo die Gezeiten atmeten wie ein versteinerter Wal', 'das Lichtdiadem des Vordachs' bis 'Kobold der Zeit' und ' Müdigkeit begann mich zu umzingeln wie hungrige Wölfe'.
Das Buch in lesbaren großen Buchstaben geschrieben - es war nicht notwendig nach der Lesebrille zu suchen.
Sehr angesprochen haben mich auf die Beschreibungen der Ort, des Mystik der Ort, der Nebel der die Villengegenden verhängt. Es ist kein buntes Barcelona, das hier beschrieben wird, sondern die scharz-grau schillernden geheimnisvollen Teile der Stadt.
Im Vorwort erzählt der Autor, daß es lange dauerte bis ein Verlag das Buch komplett veröffentlichte und nicht mit Strichen, die die Gesamtheit der Geschichte sehr beeinträchtigt hatten.
Der Roman ist sehr empfehlenswert, wenn der Leser/die Leserin in eine vergangene Welt mit Zauber tauchen will, denn die Stadt wird als sehr versunken geschildert. Das Erwachsen werden von Òscar ist behutsam geschildert, seine Freundschaft und der Zauber zu Marina, das Kennenlernen von Rücksicht wie sie in der Familie von Marina praktiziert wird. Mir hat das Buch sehr sehr gut gefallen.
Mittwoch, 26. September 2012
Gioconda Belli : "Die Republik der Frauen"
Gioconda Belli : "Die Republik der Frauen"
Roman
original " El pais de las mujeres"
2010, Editoral Norma, Bogotá
aus dem niceraguanischen Spanisch von Lutz Kliche
2012, Droemer Verlag München
293 Seiten
ISBN 978-3-426-19915-2
Der fast 300 Seiten starke Roman ist eine wunderbare starke intensive Vision, wie fünf unterschiedliche Frauen eine Partei gründen und in einem Phantasie-Mini-Staat wirklich an die Macht kommen. Wie sie ihre Ziele formulieren, umsetzen und tw. auch überarbeiten und nachbewerten - auch in parteipolitischem Kontext - ist faszinierend, berührend, humorvoll und geht trotz dem Bewußtsein, daß es eine Vision ist, unter die Haut.
Viviana Sansón, eine schöne intelligente sinnliche Fernsehreporterin, der Ungerechtigkeit auf die Nerven geht, gründet gemeinsam mit vier anderen Freundinnen eine Partei. Eva Salvatierra, Ifigenia (kurz : Ifi) Porta, Martina Meléndez, Rebeca de Rìos, und Viviana sind die Säulen der Partei, die mit der Idee antritt, daß Frauen daheim für Ordnung sorgen können, warum also nicht auch in der Politik. Und sie möchten Frauen die Chance geben arbeiten zu dürfen wenn sie wollen, oder daheim zu bleiben. PIE, die "Partei der Erotische Linken" hat einen Fuß mit lackierten Zehennägeln als Symbol - der Name ist von einem alten Gedicht. Eros wird hier als Name für Leben nicht nur Liebe verstanden.
Der nahe gelegene Vulkan bricht aus und lähmt das Testosteron der Männer - und die PIE gewinnt die Wahlen. Die Frauen beginnen Ideen zu verwirklich und als sie merken, daß die anwesenden Männer im Staatsdienst mehr bremsen als mitarbeiten, werden sie für ein halbes Jahr nach Hause in den Haushalt gesandt. Idee dahinter ist, daß sie den Wert des Haushalt führens kennen lernen. Daß das bei einigen Männern keine positive Resonz findet ist klar - und ein Attentat auf Viviana geschieht.
Hier steigt die Geschichte ein. Mit Rückblenden anhand von Gegenständen die Viviana im Koma zu sehen , zu tasten vermeint wird die Geschichte erzählt. Immer unterbrochen von der weiterlaufenden Politik.
In dem Roman findet nicht nur Politik statt, sondern auch privates. Vivianas Tochter Celeste, die sie allein erzieht, da der Vater gestorben ist, ist ein wichtiger Faktor. Und Emir - ein Mann der erst nach der Gründung der Partei in ihr Leben tritt.
Positiv ist die Parallelgeschichte einer jungen Frau die fast nur Gewalt durch Männer kannte, Viviana aufsucht und diese ihr so hilft, daß sie aus den Geschehnissen Kraft schöpfen kann. Juana ist eine der wertvollen Stützen innerhalb der Partei und für die fünf verschiedenen Frauen der PIE.
Es war spannend mitzulesen, wie aus einer möglichen politischen Idee, die Energie zur Parteigründung, das Ringen um Grundsatzwerte und Ideen bis zum Umsetzen der Ziele und Visionen entwickelt und umgesetzt werden.
Männer werden unterschiedlich gezeichnet. Positiv Jose de Artimetica (seine Mutter hatte Arithmea nicht richtig schreiben können), verkauft süßes Eiszeugs, hört vieles und steht auf Seite der PIE.
Negativ Richter Jimenez, der es liebt Mädchen Gewalt anzutun, aber geschützt wird da er alles und jeden kennt und der erst durch Berichte Vivianas stürzt.
In der Danksagung am Ende des Buches bedankt sich die Autorin bei ihrer Mutter und anderen starken Frauen der Familie und Geschichte, die sich nicht für ihr Frau-sein schäm(t)en.
Die Partei der Erotischen Linken hat es wirklich gegeben. Frau Belli läßt die damaligen großen Damen auftreten und gibt ihnen Stimme und nachhaltige Bedeutung
Ich habe fast zwei Monate an dem Buch gelesen - immer wieder unterbrochen von anderen Büchern, viel Arbeit im Büro, etc. Das (Wieder)Eintauchen in die warmherzigen, bildhaften, lebensnahen Frauenspersönlichkeiten war sofort.
Der Roman hielt Spannung, da die Frage wer denn das Attentat gemacht bzw. beauftragt hatte, gelöst werden mußte (ja - es war ein Mann gewesen).
In Summe ein wunderbares Buch, dessen Frauengestalten mir sehr sehr gut gefallen haben, dessen Kraft und Mut und Humor zu politischer und gesellschaftlicher Vision manchmal zu schön zu glauben ist, aber Freude macht. Ein Buch, das hoffentlich vielen Frauen und humorvollen Lesern Spaß macht.
Gioconda Belli (* 9. Dec 1948) ist eine niceraguanische Schriftstellerin und Dichterin. Sie schrieb erotische und revolutionäre Gedichte und lehnte sich gegen die Diktatur der Somoza-Familie in Niceragua zwischen 1970 und 1974 auf. Sie war Mitglied bei der FSLN - der Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront. 1975 ging sie nach Mexico, Costa Rica und später USA.
Das in Europa bekannteste Buch ist "Bewohnte Frau" ein Roman (übers. v. Lutz Kliche). bei Dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-21011-9.
Labels:
2010,
2012,
Autorin,
Frau,
Gesellschaft,
Humor,
Lateinamerika,
Niceragua,
Politik,
Roman,
Übersetzer,
Wertung - 4 Bücher
Samstag, 15. September 2012
Gerhard Loibelsberger : "Reigen des Todes"
Gerhard Loibelsberger :
"Reigen des Todes" - ein Roman aus dem alten Wien
2010, Gmeiner Verlag
304 Seiten
2 Seiten historischer Personen
8 Seiten Glossar der Wiener Ausdrücke
3 Seiten Quellen
ISBN 978-3-8392-1068-0
Der große rundliche Inspector Joseph Maria Nechyba wandert durch Wien der Vorkriegszeit, und löst den Hintergrund von zwei Leichen die aus der Donau bzw. teilweise aus dem Kanal gefischt werden. Unterhaltsam wird das Wien mit den verschiedenen Gesellschaftsschichten und diverse Delikatessen geschildert.
Oberstleutnant Vestenbrugg wird vermißt und dann sein Arm und später sein Kopf gefunden. Inspector Nechyba wird im Frühjahr 1908 beauftragt zu ermitteln, besucht Obdachlosenheime, geht ins cafehaus den Journalisten Leo Goldblatt besuchen und gegenseitiger Hilfe entdecken sie, daß der Oberstleutnant eine junge üppige Freundin ausgehalten hatte. Die ist spurlos verschwunden. Ein halbes Jahr später schwimmt eine ganze Leiche in der Donau - es ist ein ehemaliger Leutnant aus der gleichen Regiment wie der Oberstleutnants. Am Schluß ( Zeitsprung 1911) stellt sich heraus daß die Leichen nicht ermordet worden waren - aber die üppige Freundin beiden Männer sehr sehr gut gekannt hatte.
Witzig die Seitenhiebe auf die Kunstszene und wie die Gemälde von Schiele, Kokokoschka und Klimt beschrieben werden - inkl. die Aufregung in der guten Gesellschaft.
Der üppigen Freundin Steffi Morawec wird ein zweiwöchiges Techtelmechtel mit Oskar Kokoschka in den Roman geschrieben. Der Leutnant besucht Sigmund Freund - was ihm leider nicht hilft.
An Figuren sind für mich der Inspector Nechyba mit seiner Vorliebe für ausgezeichnete Wiener Küche und die Freundin der Männer Steffi Morawec, die hübsches Aussehen und erotische Offenheit bei Männern nutzt um endlich eine warme große Wohnung zu haben. Sie ist Darstellerin in künstlerisch freizügigen Filmen, für sogenannte Herrenabende, was damals für die einen normal, für die anderen ein Aufreger gewesen sein dürfte.
Sehr unterhaltsam sin die Erläuterungen der Wiener Ausdrücke, die einerseits auf der gleichen Seite abgedruckt sind, und auch hinten im Glossar zu finden sind. Alle dem Wiener selbstverständlichen Essens- und sonstige Vokabel von 'Gfrieß' bis 'Frittatensuppe' sind in schönem Schriftdeutsch erklärt und bringen zum Lächeln.
Ich habe den Roman/Krimi sehr genossen und mich gut unterhalten. Das Buch ist jedem Wien-Krimi-Fan zu empfehlen und auch Menschen die sich beim Krimilesen gerne von gutem Essen erzählen lassen.
"Reigen des Todes" - ein Roman aus dem alten Wien
2010, Gmeiner Verlag
304 Seiten
2 Seiten historischer Personen
8 Seiten Glossar der Wiener Ausdrücke
3 Seiten Quellen
ISBN 978-3-8392-1068-0
Der große rundliche Inspector Joseph Maria Nechyba wandert durch Wien der Vorkriegszeit, und löst den Hintergrund von zwei Leichen die aus der Donau bzw. teilweise aus dem Kanal gefischt werden. Unterhaltsam wird das Wien mit den verschiedenen Gesellschaftsschichten und diverse Delikatessen geschildert.
Oberstleutnant Vestenbrugg wird vermißt und dann sein Arm und später sein Kopf gefunden. Inspector Nechyba wird im Frühjahr 1908 beauftragt zu ermitteln, besucht Obdachlosenheime, geht ins cafehaus den Journalisten Leo Goldblatt besuchen und gegenseitiger Hilfe entdecken sie, daß der Oberstleutnant eine junge üppige Freundin ausgehalten hatte. Die ist spurlos verschwunden. Ein halbes Jahr später schwimmt eine ganze Leiche in der Donau - es ist ein ehemaliger Leutnant aus der gleichen Regiment wie der Oberstleutnants. Am Schluß ( Zeitsprung 1911) stellt sich heraus daß die Leichen nicht ermordet worden waren - aber die üppige Freundin beiden Männer sehr sehr gut gekannt hatte.
Witzig die Seitenhiebe auf die Kunstszene und wie die Gemälde von Schiele, Kokokoschka und Klimt beschrieben werden - inkl. die Aufregung in der guten Gesellschaft.
Der üppigen Freundin Steffi Morawec wird ein zweiwöchiges Techtelmechtel mit Oskar Kokoschka in den Roman geschrieben. Der Leutnant besucht Sigmund Freund - was ihm leider nicht hilft.
An Figuren sind für mich der Inspector Nechyba mit seiner Vorliebe für ausgezeichnete Wiener Küche und die Freundin der Männer Steffi Morawec, die hübsches Aussehen und erotische Offenheit bei Männern nutzt um endlich eine warme große Wohnung zu haben. Sie ist Darstellerin in künstlerisch freizügigen Filmen, für sogenannte Herrenabende, was damals für die einen normal, für die anderen ein Aufreger gewesen sein dürfte.
Sehr unterhaltsam sin die Erläuterungen der Wiener Ausdrücke, die einerseits auf der gleichen Seite abgedruckt sind, und auch hinten im Glossar zu finden sind. Alle dem Wiener selbstverständlichen Essens- und sonstige Vokabel von 'Gfrieß' bis 'Frittatensuppe' sind in schönem Schriftdeutsch erklärt und bringen zum Lächeln.
Ich habe den Roman/Krimi sehr genossen und mich gut unterhalten. Das Buch ist jedem Wien-Krimi-Fan zu empfehlen und auch Menschen die sich beim Krimilesen gerne von gutem Essen erzählen lassen.
Sonntag, 2. September 2012
George Sand : "Ein Winter auf Mallorca"
George Sand :
"Ein Winter auf Mallorca"
1985, Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH München
(16. Auflage 2004)
8 Seiten Vorwort des Herausgebers
17 Seiten J.B. Laurens - Erinnerungen einer Kunstreise nach Mallorca
219 Seiten George Sand - "ein Winter auf Mallorca" in drei Teilen
15 Seiten George Sand - Geschichte meines Aufenthalts auf Mallorca
1 Seite Bibliographie
1 Seite Bildquellen Nachweis
2 Seiten Karte vom Mallorca
ISBN 3-423-12497-0
Titel der Originalausgabe:
Paris 1842
Ich hatte einiges über George Sand gehört und war neugierig darauf wie sie schreibt. Mein Wissen über sie war, daß sie unkonventionell war, Schriftstellerin, 2 Kinder und - v.a. - die Gefährtin Chopins.
"Ein Winter auf Mallorca" ist entstanden nachdem sie mit ihren Kindern und Chopin drei Monate 1838 auf der Insel verbracht hatte, mit den Ziel dem kalten Winter in Paris zu entfliehen und damit ihrem Sohn Maurice Krankheiten zu ersparen bzw. daß er sich erholen kann. Maurice hat sich erholt und sie beschreibt wie er und ihre Tochter Solange wie die Ziegen auf den Steinen der Insel herumkraxeln.
Leider ist Chopin erkrankt, weshalb der Aufenthalt auf der Insel kürzer als geplant war. Die gewünschte Erholung hatten die Erwachsenen bei dem Aufenthalt nicht.
Sie beschreibt die Insel, die Vegetation, die Architektur, die Art und Weise wie Menschen wohnen die mehr haben, genauso wie die Bauern, Landwirtschaft, Nutztiere und viel was sie an Benehmen ihnen gegebenüber wahrgenommen hat.
Die vier Reisenden wurden nicht wohlwollend aufgenommen: sie und ihre Tochter trugen Hosen, sie und Chopin waren nicht verheiratet und sie gingen sonntags nicht in die Kirche . Verhalten das in Paris als extravagant galt, war auf der Insel unerwünscht.
Hilfe für Kranke war nicht üblich - im Gegenteil Kranke galten als ansteckend und wurde gemieden, was v.a. Chopin erfahren mußte.
Seitenlang beschreibt sie die Kartause in Vallemosa, mit ihren Trakten, Höfen, Bäumen, Ruinenteilen, wenigen Mönchen. Wie sie beschreibt und welche Metaphern sie findet, hat mich fasziniert. Schön sind ihre Assoziationen wenn sie Romantisches mit Operninszenierungen vergleicht oder französische Maler (wie Delacroix) zitiert.
Faszinierend finde ich ihre Beschreibungen der Kleidung der Menschen und wie sie die Menschen ans sich beschreibt - Gesichter, Körper, Benehmen (das sie als ungastlich und schmarotzend empfindet).
Geschichtliche Rückblicke auf den Zusammenhang zwischen Spanien und der Insel werden aufgeblättert. Keine Pferde, weil die nur vom Festland für den Krieg eingezogen wurden, kaum Rind weil das gleiche hier geschah, dafür Schweine, weil die wollten die Spanier nicht.
Sie beschäftigte sich auch mit der Geschichte der Klöster, bzw. der Auflassung und of Niederbrennung. Viele verbrannte Klosterruinen zieren die Landschaft. Dem zur Zeit herrschenden Romantizismus stellt sie in einem fiktiven Gespräch einen Mönch entgegeben, der von den eigenen Katholiken im Kerker ohne Sonne gehalten wurde. Die Inquisition hatte auch hier reiche Beute gefunden und Schuldlosigkeit galt noch nicht - was für Menschen der Aufklärung im Nachhinein schwer zu verstehen ist. Das Gespräch ist sehr packend geschrieben.
Ich habe einige Wochen an dem Buch gelesen - immer wieder unterbrochen von anderen Büchern. Mich hat der Stil und was Frau Sand schreibt fasziniert und ich kann jedem Leser nur das gleiche Verngügen an Sprache, Beschreibung und auch Fiktion wünschen.
George Sand, (eigentlich Amandine Aurore Lucile Dupin de Francueil) lebte vom 1. Juli 1804 bis 8 Juno 1876. Sie war Schriftstellerin und galt als Vielschreiberin (was einige Zeitgenossen nicht schätzten). Ihre Werke sind Romane, Novellen und auch Theaterstücke - viele Briefe von ihr sollen erhalten sein.
Labels:
1842,
2004,
Autorin,
Begeisterung,
Insel,
Künstler,
Landschaft,
Mallorca,
Menschen,
Natur,
Wertung - 4 Bücher
Freitag, 31. August 2012
Marlene Faro : "Blutiger Klee"
Marlene Faro : "Blutiger Klee"
Roman
2012, Gmeiner Verlag, Meßkirch
304 Seiten
ISBN 978-3-8392-1288-2
Arthur Pestalozzi und Leo Attwenger, zwei Kriminalkommissare aus Salzburg, werden ins Salzkammergut gesandt um einen Mord ein einem älteren tyrannischen einflußreichen Baron aufzuklären.
Baron Gleinig ist ermordet worden. Seine noch lebenden vier Kinder und der letzte treue Bedienstete im Schloß werden informiert. Er war ein einflußreicher Mann gewesen, nicht leicht zu ertragen für seine Familie. Politiker und Wirtschaftsleute machen Druck, um baldige Ergebnisse zu erhalten. Grund für den Mord war eine kleine Tatsache die jeder im Ort gekannt hatte, aber über die man nicht (mehr) sprach.
Da das Buch ein Salzkammergutkrimi ist, war für mich die Frage welcher See denn der Schauplatz ist. Die Hinweise deuten auf den Traunsee.
Witzig bis böse sind die Seitenhiebe auf dörfliche Tratsch- bzw. Zusammenlebensstrukturen. Auch alte Rituale und Begebenheiten werden geschildert. Herr Pestalozzi geht hier sehr feinfühlig mit dem örtlichen Polizisten Krinzinger um und anderen Menschen deren Familien seit Generationen am dem See verankert sind.
Kriminalkommissar Arthur Pestalozzi geht beruflich mit seinem Assistenten Leo Attwenger, der eigentlich nur von Frauen und Motorrädern träumt, gemeinsame Wege. Privat kapselt er sich ab. Parallel ist die geschiedene Gerichtsmedizinerin Lisa Kleinschmidt, die ihre zwei Kindern nun alleine erzieht. Die Menschen in den Buch sind klar gezeichnet, aber es sind fast alle in ihrer Einsamkeit gefangen - auch die Kinder des Barons tun sich nicht leicht.
Kleine Geschichte nebenbei ist ein Rückblick auf die Zwischenkriegszeit mit einem Teenager der regelmäßig auf Sommerfrische am See ist und einem einheimischen sehr jungen Mädchen, deren zarte mögliche Romanze an der nicht-arischen Herkunft des Jünglings keine Chance auf Entwicklung hat. Der Enkel des Mannes besucht Jahrzehnte später die damalige große Liebe seines Großvaters.
Der Titel ist von einem kleinen Detail des Mordes : es war Blut auf den Klee getropft.
Das Buch ist rasch zu lesen, die Neugier wer der/die Mörder/in ist hat mich angestachelt. Die Schilderung der Menschen hat mich angesprochen, leider hat mich die Geschichte zu wenig bewegt. Lesen Sie selbst.
Roman
2012, Gmeiner Verlag, Meßkirch
304 Seiten
ISBN 978-3-8392-1288-2
Arthur Pestalozzi und Leo Attwenger, zwei Kriminalkommissare aus Salzburg, werden ins Salzkammergut gesandt um einen Mord ein einem älteren tyrannischen einflußreichen Baron aufzuklären.
Baron Gleinig ist ermordet worden. Seine noch lebenden vier Kinder und der letzte treue Bedienstete im Schloß werden informiert. Er war ein einflußreicher Mann gewesen, nicht leicht zu ertragen für seine Familie. Politiker und Wirtschaftsleute machen Druck, um baldige Ergebnisse zu erhalten. Grund für den Mord war eine kleine Tatsache die jeder im Ort gekannt hatte, aber über die man nicht (mehr) sprach.
Da das Buch ein Salzkammergutkrimi ist, war für mich die Frage welcher See denn der Schauplatz ist. Die Hinweise deuten auf den Traunsee.
Witzig bis böse sind die Seitenhiebe auf dörfliche Tratsch- bzw. Zusammenlebensstrukturen. Auch alte Rituale und Begebenheiten werden geschildert. Herr Pestalozzi geht hier sehr feinfühlig mit dem örtlichen Polizisten Krinzinger um und anderen Menschen deren Familien seit Generationen am dem See verankert sind.
Kriminalkommissar Arthur Pestalozzi geht beruflich mit seinem Assistenten Leo Attwenger, der eigentlich nur von Frauen und Motorrädern träumt, gemeinsame Wege. Privat kapselt er sich ab. Parallel ist die geschiedene Gerichtsmedizinerin Lisa Kleinschmidt, die ihre zwei Kindern nun alleine erzieht. Die Menschen in den Buch sind klar gezeichnet, aber es sind fast alle in ihrer Einsamkeit gefangen - auch die Kinder des Barons tun sich nicht leicht.
Kleine Geschichte nebenbei ist ein Rückblick auf die Zwischenkriegszeit mit einem Teenager der regelmäßig auf Sommerfrische am See ist und einem einheimischen sehr jungen Mädchen, deren zarte mögliche Romanze an der nicht-arischen Herkunft des Jünglings keine Chance auf Entwicklung hat. Der Enkel des Mannes besucht Jahrzehnte später die damalige große Liebe seines Großvaters.
Der Titel ist von einem kleinen Detail des Mordes : es war Blut auf den Klee getropft.
Das Buch ist rasch zu lesen, die Neugier wer der/die Mörder/in ist hat mich angestachelt. Die Schilderung der Menschen hat mich angesprochen, leider hat mich die Geschichte zu wenig bewegt. Lesen Sie selbst.
Labels:
2012,
Autorin,
Familie,
Gesellschaft,
Krimi,
Ö - Oberösterreich,
Österreich,
Polizei,
Salzkammergut
Mittwoch, 29. August 2012
Andreas Schnabel : "Tod auf Cabrera"
Andreas Schnabel :
"Tod auf Cabrera"
Mallorca Krimi
2012, Hermann-Josef-Emons Verlag
292 Seiten
2 Seiten Plan der Inseln Mallorca und Cabrera
ISBN 978-3-89705-974-0
In diesem unterhaltsamen, spannenden, etwas frechen Krimi wird eine Geschichte um viel Macht, einige sehr machtbedürftige Menschen und die Guten wie Polizei mit Comissario, seinem Team und guten Freund Michael Berger, "dem Residente" flott erzählt.
Michael Berger, "Residente", wird auf Mallorca als Skipper gechartert um einem humorvollen, vielsprachigen, gebildeten, gutaussehenden Mann aus dem Vatikan einige Tage für Tauchen auf Cabrera hilfreich zur Seite zu stehen. Leider schwimmen ihnen einige Leichen dazwischen, sodaß statt Tauchen Freund Comissario García Vidal Helfen wichtiger ist. Weitere Leichen tauchen auf und es kreuzen unangemeldete mysteriöserweise U-boote auf. Der israelische Geheimdienst hatte zwei Agentinnen geschickt um etwas zu suchen, die Polizei findet geflüchtete Marokkaner in einer abgeschlossenen Höhle, es tauchen Geschichten über kaltblütige lybische Amazonen auf und der Commisario schafft es seit drei Generationen verfeindete Familien wieder zum miteinander Reden zu bringen. Am Ende stehen einige erschreckend machtgierige und gewissenlose Menschen, denen Menschenleben nichts bedeutet, und ein frecher Scherz an den Mann des Vatikan.
Die Liebe (und Erotik) findet auch Platz. Berger und die schöne Gräfin Rosa von Zastrow sind seit Beginn des Buches bereits ein glücklich verliebtes Paar. Der Mann hat schon längt den Gefallen der reichen deutschen temperamentvollen Tante Auguste gefunden, die die Adoptionspapiere als Ersatzsohn für ihn bereits fertig im Gepäck hat.
Es ist das vierte Buch mit den Protagonisten "Residente", Gräfin Rosa und dem Comissario. Für mich das erste.
Die Personen sind klar und greifbar geschildert - Tante Auguste und ihr Anatol, Carmen und Tormeau, Carcía und Angela, der Notar, Tierärztin Mira und ihre Kollegin Fatma, die alten Damen der verfeindeten Familien bis zu den Bar Besitzern in denen offenbar literweise Cortado (Anm: Espresso mit ganz wenig Milch) getrunken wird.
Die Situationen mit Filou, dem Schwein, sind teilweise sehr sehr komisch.
Witzig waren die Wortgefechte zwischen dem Mann des Vatikans, Bischof Crasaghi, und dem "Residente" - die mich ziemlich zum Grinsen brachten.
Für Segler könnte das Buch nett sein, da immer wieder von Llauts und ihren Ausstattungen geschrieben wird.
Ein unterhaltsames Buch, das ideal noch für den Urlaub oder das Nach-Urlauben geeignet ist, und öfters zum Lachen bringt. Viel Spaß beim Lesen !
"Tod auf Cabrera"
Mallorca Krimi
2012, Hermann-Josef-Emons Verlag
292 Seiten
2 Seiten Plan der Inseln Mallorca und Cabrera
ISBN 978-3-89705-974-0
In diesem unterhaltsamen, spannenden, etwas frechen Krimi wird eine Geschichte um viel Macht, einige sehr machtbedürftige Menschen und die Guten wie Polizei mit Comissario, seinem Team und guten Freund Michael Berger, "dem Residente" flott erzählt.
Michael Berger, "Residente", wird auf Mallorca als Skipper gechartert um einem humorvollen, vielsprachigen, gebildeten, gutaussehenden Mann aus dem Vatikan einige Tage für Tauchen auf Cabrera hilfreich zur Seite zu stehen. Leider schwimmen ihnen einige Leichen dazwischen, sodaß statt Tauchen Freund Comissario García Vidal Helfen wichtiger ist. Weitere Leichen tauchen auf und es kreuzen unangemeldete mysteriöserweise U-boote auf. Der israelische Geheimdienst hatte zwei Agentinnen geschickt um etwas zu suchen, die Polizei findet geflüchtete Marokkaner in einer abgeschlossenen Höhle, es tauchen Geschichten über kaltblütige lybische Amazonen auf und der Commisario schafft es seit drei Generationen verfeindete Familien wieder zum miteinander Reden zu bringen. Am Ende stehen einige erschreckend machtgierige und gewissenlose Menschen, denen Menschenleben nichts bedeutet, und ein frecher Scherz an den Mann des Vatikan.
Die Liebe (und Erotik) findet auch Platz. Berger und die schöne Gräfin Rosa von Zastrow sind seit Beginn des Buches bereits ein glücklich verliebtes Paar. Der Mann hat schon längt den Gefallen der reichen deutschen temperamentvollen Tante Auguste gefunden, die die Adoptionspapiere als Ersatzsohn für ihn bereits fertig im Gepäck hat.
Es ist das vierte Buch mit den Protagonisten "Residente", Gräfin Rosa und dem Comissario. Für mich das erste.
Die Personen sind klar und greifbar geschildert - Tante Auguste und ihr Anatol, Carmen und Tormeau, Carcía und Angela, der Notar, Tierärztin Mira und ihre Kollegin Fatma, die alten Damen der verfeindeten Familien bis zu den Bar Besitzern in denen offenbar literweise Cortado (Anm: Espresso mit ganz wenig Milch) getrunken wird.
Die Situationen mit Filou, dem Schwein, sind teilweise sehr sehr komisch.
Witzig waren die Wortgefechte zwischen dem Mann des Vatikans, Bischof Crasaghi, und dem "Residente" - die mich ziemlich zum Grinsen brachten.
Für Segler könnte das Buch nett sein, da immer wieder von Llauts und ihren Ausstattungen geschrieben wird.
Ein unterhaltsames Buch, das ideal noch für den Urlaub oder das Nach-Urlauben geeignet ist, und öfters zum Lachen bringt. Viel Spaß beim Lesen !
Mittwoch, 8. August 2012
Rosa Ribas : "Falsche Freundin"
Rosa Ribas :
"Falsche Freundin"
- der dritte Fall für Komissarin Cornelia Weber-Tejedor
original "en caída libre"
2011, Editorial Viceversa, Barcelona
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
Deutsche Erstausgabe
2012, Suhrkamp Taschenbuch Verlag
407 Seiten
ISBN 978-3-518-46302-4
Der mehr als 400 Seiten starke Kriminalroman erzählt eine zeitweise ziemlich brutale Geschichte um Drogen, die Verteilung, die kleinen Teilchen in dem großen Netzwerk und den Kampf um Macht der Gruppen. Mittendrin Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor, die als Putzfrau im Gefüge des Flughafens Frankfurt versteckt, Vertrauen aufbaut, ins Netzwerk kommt und damit hilft zumindest einige Morde aufzuklären.
Hauptfigur ist Cornelia Weber-Tejedor, Tochter einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters, deren Ehe vor den Scherben steht. Sie ist in einen Kollegen verliebt. Um all dem zu entfliehen heuert sie versteckt für Mitarbeit in den Putztrupps des Flughafens an, da hier die Weitergabe von Drogen beobachtet wurde. Sie bewährt sich nach Wochen und wird in den engen Kreis der Drogentransporteure aufgenommen. Das Regiment ist brutal, denn mimimales Abweichen von Loyalität und Ordnung oder mögliche Gefahr wird sofort von Schlägerjungs geahndet - bzw. manche Drogenleiche wird gefunden. Die Eskalation findet statt als sich zwei Gruppen die beide die Macht um die Drogen beanspruchen in die Quere kommen - wer bei welcher Gruppe ist wird der Kommissarin sehr spät klar.
Ich habe etwas Zeit gebraucht bis ich endlich den Drive der Geschichte gespürt habe, konnte aber dann das Buch nicht aus der Hand legen, bis endlich einige Knoten aufgelöst worden waren.
Die Art der Menschenschilderung gefällt mir sehr sehr gut. Die Polizeikollegen sind schön gezeichnet : Reiner, Leo, Vorgesetzter Rossmann, Sulima. Die Putzfrauen : die Polin Beata, die Möchtegernschauspielerin Freya, die Deutsch-Türkin Selin mit Bruder Harun und Ehefrau Raquel, Carolina aus Lateinamerika, deren immer grantige Chefin Ramona, der planungswütige Chef Raschke. Die liebenswürdige Nachbarin Gamze mit ihrem dicken Sohn Hakim, der auf eine Operation zur Magenverkleinerung wartet (und sie rettet).
Die Menschen sind als Menschen greifbar mit ihren unterschiedlichen Temperamenten. Jeder hat sein einzelnes Schicksal, das nie stereotyp wirkt.
Es gibt gute und böse Menschen, quer durch die multi-kulti-Umgebung, aber nicht aufgrund der Herkunft erkennbar.
Der Flughafen ist ein Arbeitsplatz. Mehr nicht. Die Menschen sind wichtig, nicht der Ort.
Die Geschichte wird in Ich-form aus Sicht der Kommissarin erzählt, mit ihren Eindrücken von Menschen und Situationen, ihre Hoffnungen (Beziehung) und Ängsten (Exmann, Eltern, ob ihre Deckung gut ist). Stark sind die Schilderungen über ihre Eltern, deren Beziehung und wie die beiden sich im Altern gegen das Aufarbeiten der Franco-Zeit wehren (etwas das sie in jüngeren Jahren befürwortet hatten).
In Summe kann ich das Buch gerne empfehlen. Die Brutalitäten sind nicht meins, aber die Geschichte ist spannend erzählt und durchaus vorstellbar. Viel Vergnügen !
"Falsche Freundin"
- der dritte Fall für Komissarin Cornelia Weber-Tejedor
original "en caída libre"
2011, Editorial Viceversa, Barcelona
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
Deutsche Erstausgabe
2012, Suhrkamp Taschenbuch Verlag
407 Seiten
ISBN 978-3-518-46302-4
Der mehr als 400 Seiten starke Kriminalroman erzählt eine zeitweise ziemlich brutale Geschichte um Drogen, die Verteilung, die kleinen Teilchen in dem großen Netzwerk und den Kampf um Macht der Gruppen. Mittendrin Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor, die als Putzfrau im Gefüge des Flughafens Frankfurt versteckt, Vertrauen aufbaut, ins Netzwerk kommt und damit hilft zumindest einige Morde aufzuklären.
Hauptfigur ist Cornelia Weber-Tejedor, Tochter einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters, deren Ehe vor den Scherben steht. Sie ist in einen Kollegen verliebt. Um all dem zu entfliehen heuert sie versteckt für Mitarbeit in den Putztrupps des Flughafens an, da hier die Weitergabe von Drogen beobachtet wurde. Sie bewährt sich nach Wochen und wird in den engen Kreis der Drogentransporteure aufgenommen. Das Regiment ist brutal, denn mimimales Abweichen von Loyalität und Ordnung oder mögliche Gefahr wird sofort von Schlägerjungs geahndet - bzw. manche Drogenleiche wird gefunden. Die Eskalation findet statt als sich zwei Gruppen die beide die Macht um die Drogen beanspruchen in die Quere kommen - wer bei welcher Gruppe ist wird der Kommissarin sehr spät klar.
Ich habe etwas Zeit gebraucht bis ich endlich den Drive der Geschichte gespürt habe, konnte aber dann das Buch nicht aus der Hand legen, bis endlich einige Knoten aufgelöst worden waren.
Die Art der Menschenschilderung gefällt mir sehr sehr gut. Die Polizeikollegen sind schön gezeichnet : Reiner, Leo, Vorgesetzter Rossmann, Sulima. Die Putzfrauen : die Polin Beata, die Möchtegernschauspielerin Freya, die Deutsch-Türkin Selin mit Bruder Harun und Ehefrau Raquel, Carolina aus Lateinamerika, deren immer grantige Chefin Ramona, der planungswütige Chef Raschke. Die liebenswürdige Nachbarin Gamze mit ihrem dicken Sohn Hakim, der auf eine Operation zur Magenverkleinerung wartet (und sie rettet).
Die Menschen sind als Menschen greifbar mit ihren unterschiedlichen Temperamenten. Jeder hat sein einzelnes Schicksal, das nie stereotyp wirkt.
Es gibt gute und böse Menschen, quer durch die multi-kulti-Umgebung, aber nicht aufgrund der Herkunft erkennbar.
Der Flughafen ist ein Arbeitsplatz. Mehr nicht. Die Menschen sind wichtig, nicht der Ort.
Die Geschichte wird in Ich-form aus Sicht der Kommissarin erzählt, mit ihren Eindrücken von Menschen und Situationen, ihre Hoffnungen (Beziehung) und Ängsten (Exmann, Eltern, ob ihre Deckung gut ist). Stark sind die Schilderungen über ihre Eltern, deren Beziehung und wie die beiden sich im Altern gegen das Aufarbeiten der Franco-Zeit wehren (etwas das sie in jüngeren Jahren befürwortet hatten).
In Summe kann ich das Buch gerne empfehlen. Die Brutalitäten sind nicht meins, aber die Geschichte ist spannend erzählt und durchaus vorstellbar. Viel Vergnügen !
Samstag, 14. Juli 2012
Tess Gerritsen : "Totengrund"
Tess Gerritsen :
"Totengrund"
Roman
original "Ice Cold"
2010, Ballantine Books by Random House Inc.,N.Y.
Deutsch von Andeas Jäger
2010, Limes Verlag München
407 Seiten
ISBN 978-3-8090-2576-4
Der Roman ist ein spannend geschriebener Thriller, indem der Tod einer Gerichtmedizinerin und ihrer Freunde vorgetäuscht wird. Freunde lassen nicht locker und am Schluß ein 30 Jahre alter Umweltskandal aufgedeckt.
Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles fährt mit einem alten Studienfreund und dessen Freunden in die Berge. Sie kommen nicht am Ziel an, entdecken aber einer menschenleeres Dorf - in jedem Haus hängt das Photo eines charismatischen Mannes mit faszinierenden Augen.
In Boston wird sie von ihrer Freundin Jane Rizzoli und ihrem heimlichen Liebhaber dem Pfarrer vermißt. Auch das Auffinden von verbrannten Leichen stoppt Jane nicht weiter nachzuforschen. Sie findet Maura, die mithilfe eines 15-jährigen Jungen mit großem Hund in den Wäldern überlebt hat.
Sie entdecken, daß das Dorf leer ist, weil giftige Gase uralten vergrabenen Fässern entwichen war.
Der charismatische Mann ist Jeremiah, der eine große Schar Bewunderer mit seiner religiösen Vision hat. Sein Modell der Gemeinschaftsarbeit im Dorf wird als positiv empfunden, - aber männlichen Teenager ab 14waren aus der Gemeinschaft zu verweisen (tw. brutal rauszuprügeln), und die 14 jährigen Mädchen älteren Männern zuzuführen hat bei den betroffenen Kindern große Schäden hinterlassen. Eine Ehemalige rechnet ab.
Die Story ist gut geschrieben. Manche Kleinigkeiten werden mir nicht logisch erklärt, aber die Geschichte hat Drive und ich wollte wissen wie es weitergeht. Mißbrauch in religiösen Umfeld aufzuzeigen ist vermutlich wichtiger denn je.
Die Landschaft, das Dorf, das Überleben im Wald sind gut beschrieben. Die Menschen haben Profil. Ich habe erst nach dem Lesen mitgekriegt, daß Maura und Jane bereits im achten Thriller zusammenarbeiten und Janes Ehemann und Mauras reicher Verehrer offenbar fixe Bestandteile sind.
Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen und mich hat die Geschichte angesprochen. Viel Vergnügen.
"Totengrund"
Roman
original "Ice Cold"
2010, Ballantine Books by Random House Inc.,N.Y.
Deutsch von Andeas Jäger
2010, Limes Verlag München
407 Seiten
ISBN 978-3-8090-2576-4
Der Roman ist ein spannend geschriebener Thriller, indem der Tod einer Gerichtmedizinerin und ihrer Freunde vorgetäuscht wird. Freunde lassen nicht locker und am Schluß ein 30 Jahre alter Umweltskandal aufgedeckt.
Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles fährt mit einem alten Studienfreund und dessen Freunden in die Berge. Sie kommen nicht am Ziel an, entdecken aber einer menschenleeres Dorf - in jedem Haus hängt das Photo eines charismatischen Mannes mit faszinierenden Augen.
In Boston wird sie von ihrer Freundin Jane Rizzoli und ihrem heimlichen Liebhaber dem Pfarrer vermißt. Auch das Auffinden von verbrannten Leichen stoppt Jane nicht weiter nachzuforschen. Sie findet Maura, die mithilfe eines 15-jährigen Jungen mit großem Hund in den Wäldern überlebt hat.
Sie entdecken, daß das Dorf leer ist, weil giftige Gase uralten vergrabenen Fässern entwichen war.
Der charismatische Mann ist Jeremiah, der eine große Schar Bewunderer mit seiner religiösen Vision hat. Sein Modell der Gemeinschaftsarbeit im Dorf wird als positiv empfunden, - aber männlichen Teenager ab 14waren aus der Gemeinschaft zu verweisen (tw. brutal rauszuprügeln), und die 14 jährigen Mädchen älteren Männern zuzuführen hat bei den betroffenen Kindern große Schäden hinterlassen. Eine Ehemalige rechnet ab.
Die Story ist gut geschrieben. Manche Kleinigkeiten werden mir nicht logisch erklärt, aber die Geschichte hat Drive und ich wollte wissen wie es weitergeht. Mißbrauch in religiösen Umfeld aufzuzeigen ist vermutlich wichtiger denn je.
Die Landschaft, das Dorf, das Überleben im Wald sind gut beschrieben. Die Menschen haben Profil. Ich habe erst nach dem Lesen mitgekriegt, daß Maura und Jane bereits im achten Thriller zusammenarbeiten und Janes Ehemann und Mauras reicher Verehrer offenbar fixe Bestandteile sind.
Ich habe den Roman in einem Rutsch gelesen und mich hat die Geschichte angesprochen. Viel Vergnügen.
Dienstag, 10. Juli 2012
Lisa Haddock : "Falsche Korrektur"
Lisa Haddock :
"Falsche Korrektur"
original "Editited out"
1994, The Naiad Press, Inc
aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Brock
1996, Verlag Frauenoffensive, München
1 Seite mit handelnden Personen inkl. 2 Kater der Protagonistin
181 Seiten
ISBN 3-88104-278-4
Der Krimi ist eine rasch lesbare Geschichte in der die Zeitungskorrektorin Carmen Ramirez in einem Kaff in Oklahoma eine alte Mordgeschichte auflöst.
Carmen Ramirez lebt mit 2 Kater bei ihrer Großmutter und wird beauftragt einem Chefjournalisten beim Beschreiben alter Morde behilflich zu sein. Eine Schülerin, die Tochter eines bekannten Kirchenmannes, sei von einer lesbischen Lehrerin vor Jahren ermordet worden. Die Lehrerin hatte eine Woche später Selbstmord begangen, was als Schuldgeständnis ausgelegt wird. Einseitige Berichterstattung bringen Carmen dazu in ihrer Freizeit zu recherchieren. Mithilfe ihrer neuen Liebe Julia stochert sie Fragen stellend herum, wird bedroht und nach einiger Aktion wird der alte Mordfall gelöst. Mißbrauch und Geldgier waren die Motive.
Schön sind die Beschreibungen wie in den 90-er Jahren in Akten recherchiert wird, es auch damals bereits Computerabstürze gab, im Zeitungswesen damals händisch Beistriche oder sonstiges Grammatikalisches korrigiert worden ist.
Die Personen sind unterschiedlich greifbar - Carmen und Julia sehr, die Großmutter als baptistisch verknöcherte Frau bereits weniger, die Redakteure teilweise gut. Die Orte sind klar - wie die kleinen Garagenwohnungen von Carmen, die besseren Häuschen mit Vorgarten und auch das Lesbencafe, wo mit einem Alibi für die damals beschuldigte Lehrerin aufgewartet wird (es aber damals niemanden interessiert hatte).
Der Krimi hat Drive und ich habe ihn in einem durch- und ausgelesen. Ich wünsche viel Krimivergnügen.
"Falsche Korrektur"
original "Editited out"
1994, The Naiad Press, Inc
aus dem amerikanischen Englisch von Elisabeth Brock
1996, Verlag Frauenoffensive, München
1 Seite mit handelnden Personen inkl. 2 Kater der Protagonistin
181 Seiten
ISBN 3-88104-278-4
Der Krimi ist eine rasch lesbare Geschichte in der die Zeitungskorrektorin Carmen Ramirez in einem Kaff in Oklahoma eine alte Mordgeschichte auflöst.
Carmen Ramirez lebt mit 2 Kater bei ihrer Großmutter und wird beauftragt einem Chefjournalisten beim Beschreiben alter Morde behilflich zu sein. Eine Schülerin, die Tochter eines bekannten Kirchenmannes, sei von einer lesbischen Lehrerin vor Jahren ermordet worden. Die Lehrerin hatte eine Woche später Selbstmord begangen, was als Schuldgeständnis ausgelegt wird. Einseitige Berichterstattung bringen Carmen dazu in ihrer Freizeit zu recherchieren. Mithilfe ihrer neuen Liebe Julia stochert sie Fragen stellend herum, wird bedroht und nach einiger Aktion wird der alte Mordfall gelöst. Mißbrauch und Geldgier waren die Motive.
Schön sind die Beschreibungen wie in den 90-er Jahren in Akten recherchiert wird, es auch damals bereits Computerabstürze gab, im Zeitungswesen damals händisch Beistriche oder sonstiges Grammatikalisches korrigiert worden ist.
Die Personen sind unterschiedlich greifbar - Carmen und Julia sehr, die Großmutter als baptistisch verknöcherte Frau bereits weniger, die Redakteure teilweise gut. Die Orte sind klar - wie die kleinen Garagenwohnungen von Carmen, die besseren Häuschen mit Vorgarten und auch das Lesbencafe, wo mit einem Alibi für die damals beschuldigte Lehrerin aufgewartet wird (es aber damals niemanden interessiert hatte).
Der Krimi hat Drive und ich habe ihn in einem durch- und ausgelesen. Ich wünsche viel Krimivergnügen.
Labels:
1994,
1996,
Autorin,
Familie,
Frau,
Homosexualität,
Journalismus,
Krimi,
Macht,
Religion,
Romanze,
Übersetzerin,
USA
Montag, 9. Juli 2012
Günter Neuwirth : "Erdenkinder"
Günter Neuwirth :
"Erdenkinder"
Krimi
2012, Molden Verlag
Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG
256 Seiten
ISBN 978-3-85485-307-7
Der Krimi der in Oberösterreich, nahe der Stadt Steyr spielt, erzählt spannend eine Geschichte über Energieerzeuger, Manager, gutes Leben versus Aussteiger in einem Öködorf.
Christina Kayserling, attraktive Polizistin in Steyr löst binnen einer Woche einen Mord an einem reichen aber verrückt geltenden weil sehr ökologisch denkenden Bauer. Er hatte Teile seines Grundes an eine Gruppe von Menschen verliehen die sehr mit der Natur verbunden sind und hier versuchen neue Art der Landwirtschaft umzusetzen. Erbstreitereien und alte Familienzwiste kommen ans Tageslicht.
Parallel ist Robert Wieser, ein Projektmanager dessen Gabe es ist Kompromisse zu finden und Menschen zusammenzubringen. Er zweifelt an allem und kommt durch Zufall zu dieser Öko-Gruppe. Er hilft einem jungen Mann aus der Gruppe einen Freund zu suchen, der schon länger als gewohnt nicht mehr zurück in die Gruppe zurückgekommen ist.
Der Krimi ist spannend geschrieben und gut zu lesen. Die Menschen stehen plastisch vor dem Lesen - die Polizistin aus Steyr, der sympathische bodenständige Landpolizist Raimund, die Söhne des Ermordeten einerseits Spieler-Säufer und andererseits Schönling der sich reiche Erbin geangelt hat, die unterschiedlichen Charaktere der Ökogruppe. Bei den Beschreibungen der Gruppe ist nicht vernachläßigt, daß es für die Jungen die nur die Gruppe kennen und in der Gruppe ihre Grundschulausbildung erhalten, andere Fragen an die eigene Zukunft gibt, als für die Arrivierten die eine bewußte Entscheidung für diese Leben nach anderem Erlebten getroffen haben.
Die titelgebenden "Erdenkinder" ist der Name der Gruppe, die hier versucht anderes mit den Ressourcen der Erde umzugehen.
Die Absätze in denen der Autor auf die Art der Landwirtschaft der ökologischen Gruppe beschreibt ist selbst für nicht Landwirte verständlich und anschaulich und vorstellbar beschrieben.
Warum in einem Krimi der in Österreich spielt, von einem österreichischer Autor geschrieben wurde und von einem österreichischen Verlag gedruckt wird das deutsche Wort Rente, statt dem österreichischen Pension verwendet, verstehe ich nicht.
In Summe ein gutes Buch, ein gut geschriebener Krimi, dessen darunterliegendes Thema weiterarbeitet - und das ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.
"Erdenkinder"
Krimi
2012, Molden Verlag
Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG
256 Seiten
ISBN 978-3-85485-307-7
Der Krimi der in Oberösterreich, nahe der Stadt Steyr spielt, erzählt spannend eine Geschichte über Energieerzeuger, Manager, gutes Leben versus Aussteiger in einem Öködorf.
Christina Kayserling, attraktive Polizistin in Steyr löst binnen einer Woche einen Mord an einem reichen aber verrückt geltenden weil sehr ökologisch denkenden Bauer. Er hatte Teile seines Grundes an eine Gruppe von Menschen verliehen die sehr mit der Natur verbunden sind und hier versuchen neue Art der Landwirtschaft umzusetzen. Erbstreitereien und alte Familienzwiste kommen ans Tageslicht.
Parallel ist Robert Wieser, ein Projektmanager dessen Gabe es ist Kompromisse zu finden und Menschen zusammenzubringen. Er zweifelt an allem und kommt durch Zufall zu dieser Öko-Gruppe. Er hilft einem jungen Mann aus der Gruppe einen Freund zu suchen, der schon länger als gewohnt nicht mehr zurück in die Gruppe zurückgekommen ist.
Der Krimi ist spannend geschrieben und gut zu lesen. Die Menschen stehen plastisch vor dem Lesen - die Polizistin aus Steyr, der sympathische bodenständige Landpolizist Raimund, die Söhne des Ermordeten einerseits Spieler-Säufer und andererseits Schönling der sich reiche Erbin geangelt hat, die unterschiedlichen Charaktere der Ökogruppe. Bei den Beschreibungen der Gruppe ist nicht vernachläßigt, daß es für die Jungen die nur die Gruppe kennen und in der Gruppe ihre Grundschulausbildung erhalten, andere Fragen an die eigene Zukunft gibt, als für die Arrivierten die eine bewußte Entscheidung für diese Leben nach anderem Erlebten getroffen haben.
Die titelgebenden "Erdenkinder" ist der Name der Gruppe, die hier versucht anderes mit den Ressourcen der Erde umzugehen.
Die Absätze in denen der Autor auf die Art der Landwirtschaft der ökologischen Gruppe beschreibt ist selbst für nicht Landwirte verständlich und anschaulich und vorstellbar beschrieben.
Warum in einem Krimi der in Österreich spielt, von einem österreichischer Autor geschrieben wurde und von einem österreichischen Verlag gedruckt wird das deutsche Wort Rente, statt dem österreichischen Pension verwendet, verstehe ich nicht.
In Summe ein gutes Buch, ein gut geschriebener Krimi, dessen darunterliegendes Thema weiterarbeitet - und das ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.
Labels:
2012,
Autor,
Homosexualität,
Krimi,
Natur,
Ö - Oberösterreich,
Österreich,
Umwelt,
Wirtschaft
Freitag, 6. Juli 2012
Hernán Rivera Letelier : "Die Filmerzählerin"
Hernán Rivera Letelier :
"Die Filmerzählerin"
original "La cantadora de películas"
2009, Aguilar Chilena de Ediciones, Santiago de Chile
aus dem Spanischen von Svenja Becker
2012, Insel Verlag Berlin
96 Seiten
ISBN 978-3-458-35822-0
Diese Erzählung/Novelle/kleine Roman erzählt eine berührende Geschichte eines Mädchens, das mit viel Phantasie Filme nacherzählt und dann auf dem Boden der Wirklichkeit landet.
María Margarita ist das jüngste von fünf Kinder und einziges Mädchen. Die Familie lebt in einer löchrigen Wellblechhütte nahe den Salpeterabbaustätten in Chile. Den familieninternen Wettbewerb wer am besten einen Kinofilm nachherzählen kann - die Familie kann sich nur eine Kinokarte leisten - gewinnt sie. Mit etwas Material, viel Phantasie und Einfühlvermögen ergänzt durch ihre Singstimme holt sie die Filme in die Hütte der Familie. Sie geht auch auf Besuch zu Menschen die nicht mehr ins Kino gehen können und legt sich einen Künstlernamen zu.
Die Wirklichkeit holt sie aus ihren Filmträumen als männlicher Übergriff, der erste Fernseher im Dorf, der Tod des Vaters, Pinochets Machtergreifung und das Abwandern der Brüder bis zum Auflassen der Minensiedlung sie alleine im Dorf zurücklassen.
Die Personen sind spürbar, aber nicht detailgenau gezeichnet. María Margarita erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht - auch daß die Mutter die Familie nach dem Unfall verlassen hatte, was ihre Brüder so tun, wie das Kino aussieht, wie sie sich die Filme erarbeitet (sie sieht es als Aufgabe die gut zu lösen ist).
Die Armut in der Siedlung, das Leben der Familien, die Alkoholsucht der Mienenarbeiter, die Kälte des Wucherers, die alten Weibleins die sich kaum mehr bewegen können aber irgendwo noch einen Laden haben den Verwandte führen - diese Umgebung ist mit paar Strichen wie ein Aquarell angezeichnet und greifbar.
Die Geschichte habe ich langsam gelesen und genossen - sie läßt einen Zauber zurück. Ich empfehle das Buch gerne weiter.
Labels:
2009,
2012,
Autor,
Begeisterung,
Chile,
Film,
Frau,
Lateinamerika,
Novelle,
Phantasie,
Übersetzerin,
Wertung - 4 Bücher
Mittwoch, 4. Juli 2012
Annie Hruschka : "Schüsse in der Nacht"
Annie Hruschka :
"Schüsse in der Nacht"
erstmals 1914 erschienen
2007, Verlag Federfrei, Marchtrenk
Edition 'Alte österreichische Krimi-Meister'
216 Seiten
ISBN 978-3-9502370-4-7
Der unterhaltsame, gut geschriebene Rätselkrimi beinhaltet alle netten Inkredienzien eines etwas altmodischen Krimis - mit zeitlosem Mordmotiv.
Die Zwillingen Mara und Jolanthe sind wunderschöne junge Damen mit sehr unterschiedlichem Wesen und Charakter, leben daheim bei Vater, einem wissenschaftlich denken Ritter und ihrer hübschen jungen Stiefmutter, und deren Patenonkel der sich liebevoll um das Anwesen um das Schloß kümmert. Eine der Töchter hat einen Verehrer, was aber heimlich bleibt. Der Ritter wird erschossen aufgefunden. Polizei und Detektiv Silas Hempel machen sich auf die Suche nach Motiv und Mörder.
Während die einen Damen ihres Standes gemäß entweder vor der Wirklichkeit oder schal wirkender Verehrung davonreisen, findet die andere Trost darin den Gedanken des Vaters nahe zu sein. Während sich die Polizei auf einen Verdächtigen konzentriert, geht der Detektiv seinen Recherchen nach und löst am Schluß das Rätsel, indem auch so manche Existenz als sehr unehrenhaft und betrügerisch aufgedeckt wird.
Die Geschichte ist nett lesbar und vergnüglich geschrieben. Nur das sogenannte zarte Gemüt der Damen geht mir etwas auf die Nerven. Da sticht die klar kalkulierende Art einer der Schwestern ziemlich hervor.
Ort ist Kreuzstein bei Wien und es macht Spaß den Weingärten bei Wildgrube, Schreiberweg und Heiligenstadt gedanklich nachzugehen.
Die Personen sind anschaulich geschildert - sei es eine einfache Frau im Schloß, der treue Diener des Herrn, die liebevolle Tante des Verdächtigten, der herrlich kochende Hausdrachen des Detektivs. Mobiliar und Häuser ebenfalls. Der Film lief vor meinem geistigen Auge ab.
Im Summe ein sehr nettes Buch (nett ist österreichisch, nicht deutsch gemeint), das gut unterhält. Ich kann den Krimi und das gemütlich eintauchen in eine andere Zeit gut empfehlen.
Frau Annie Hruschka lebte in Östereich, und hat 15 Kriminalromane geschrieben - die meisten unter dem Pseudonym Erich Ebenstein. Leider habe ich nicht herausfinden können, ob das auch bei diesem Krimi der Fall war, und welcher der Erstverlag war.
"Schüsse in der Nacht"
erstmals 1914 erschienen
2007, Verlag Federfrei, Marchtrenk
Edition 'Alte österreichische Krimi-Meister'
216 Seiten
ISBN 978-3-9502370-4-7
Der unterhaltsame, gut geschriebene Rätselkrimi beinhaltet alle netten Inkredienzien eines etwas altmodischen Krimis - mit zeitlosem Mordmotiv.
Die Zwillingen Mara und Jolanthe sind wunderschöne junge Damen mit sehr unterschiedlichem Wesen und Charakter, leben daheim bei Vater, einem wissenschaftlich denken Ritter und ihrer hübschen jungen Stiefmutter, und deren Patenonkel der sich liebevoll um das Anwesen um das Schloß kümmert. Eine der Töchter hat einen Verehrer, was aber heimlich bleibt. Der Ritter wird erschossen aufgefunden. Polizei und Detektiv Silas Hempel machen sich auf die Suche nach Motiv und Mörder.
Während die einen Damen ihres Standes gemäß entweder vor der Wirklichkeit oder schal wirkender Verehrung davonreisen, findet die andere Trost darin den Gedanken des Vaters nahe zu sein. Während sich die Polizei auf einen Verdächtigen konzentriert, geht der Detektiv seinen Recherchen nach und löst am Schluß das Rätsel, indem auch so manche Existenz als sehr unehrenhaft und betrügerisch aufgedeckt wird.
Die Geschichte ist nett lesbar und vergnüglich geschrieben. Nur das sogenannte zarte Gemüt der Damen geht mir etwas auf die Nerven. Da sticht die klar kalkulierende Art einer der Schwestern ziemlich hervor.
Ort ist Kreuzstein bei Wien und es macht Spaß den Weingärten bei Wildgrube, Schreiberweg und Heiligenstadt gedanklich nachzugehen.
Die Personen sind anschaulich geschildert - sei es eine einfache Frau im Schloß, der treue Diener des Herrn, die liebevolle Tante des Verdächtigten, der herrlich kochende Hausdrachen des Detektivs. Mobiliar und Häuser ebenfalls. Der Film lief vor meinem geistigen Auge ab.
Im Summe ein sehr nettes Buch (nett ist österreichisch, nicht deutsch gemeint), das gut unterhält. Ich kann den Krimi und das gemütlich eintauchen in eine andere Zeit gut empfehlen.
Frau Annie Hruschka lebte in Östereich, und hat 15 Kriminalromane geschrieben - die meisten unter dem Pseudonym Erich Ebenstein. Leider habe ich nicht herausfinden können, ob das auch bei diesem Krimi der Fall war, und welcher der Erstverlag war.
Labels:
1914,
2007,
Autorin,
Detektiv,
Familie,
Gesellschaft,
Krimi,
Liebe,
Ö - Niederösterreich,
Österreich
Montag, 2. Juli 2012
Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown : "Die Geburtstagskatze"
Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown :
"Die Geburtstagskatze" - ein Fall für Mrs. Murphy
Roman
original "Cat of tthe Century"
2010, Bantam Boooks, New York
aus dem Englischen von Margarete Längsfeld
2011, Ullstein Buchverlage GmbH Berlin
6 Seiten Personen (und Tiere) der Handlung
253 Seiten
Danksagung der Autorin und der Autorenkatze
ISBN 978-3-550-08858-2
"Die Geburtstagskatze" ist der mittlerweile achtzehnte Band von Tigerkatze mit Autorin aus Virginia(USA). Da ich die ersten Krimis der beiden Autoren Anfang der 90-er Jahre teilweise auf deutsch, teilweise auf englisch gelesen hatte, habe ich mich über das Buchgeschenk sehr gefreut und bin neugierig ans Lesen gegangen.
Harry, Mrs. Murphy (Tigerkatze), Tucker (Corgi) und Pewter (dicke graue Katze) fahren zum 100. Geburtstag von Harrys Tante Tally an deren Universität in Fulton zu feiern. Daß Frauen damals studieren durften, war hart erkämpft und die noch lebenden Damen sind alle starke Persönlichkeiten - Tante Tally ebenso wie Inez (eine Tierärztin in Pension der Harrys Gatte Fair viel zu verdanken hat).
Ein Organisationskomitee wurde aufgestellt, denn anläßlich des runden Geburtstags sollen Spenden für die Universität lukriert werden. Eine der Damen verschwindet, schickt geheimnisvolle bedrohliche E-mails und wird dann ermordet aufgefunden. Ihr war der Mord an einer anderen Mitorganisatorin in die Schuhe geschoben worden. Der Showdown findet dann wieder in Harrys Heimstadt Crozet statt, indem die 3 Hunde und 2 Katzen die älteren Damen mutig verteidigen.
Anders als in den ersten Krimis in denen das Kleinstadtleben geschildert wurde - manchmal unterbrochen von Menschen aus New York oder Boston - ist diesmal die allgemeine Wirtschaftslage (2009), die Bankenkrise und die Unsicherheiten der Aktienmärkte starker Einflußfaktor. Pferde waren damals auch nicht so wichtig wie in diesem Krimi, bei dem man etwas Pferdefan sein sollte, um ihm genießen zu können.
Die Menschen sind leider nicht so präsent wie ich sie in Erinnerung hatte. Harrys alte Freundinnen und Harry selber als frisch geschiedene, ihren Weg suchende Frau waren mir damals dichter transportiert worden.
Der Krimi ist nett geschrieben, hat aktuelle Bezüge die durchaus interessieren können, weshalb ich den Krimilesern die bisher keinen anderen Krimi der Autorin gelesen haben, diese Geschichte durchaus empfehlen kann.
"Die Geburtstagskatze" - ein Fall für Mrs. Murphy
Roman
original "Cat of tthe Century"
2010, Bantam Boooks, New York
aus dem Englischen von Margarete Längsfeld
2011, Ullstein Buchverlage GmbH Berlin
6 Seiten Personen (und Tiere) der Handlung
253 Seiten
Danksagung der Autorin und der Autorenkatze
ISBN 978-3-550-08858-2
"Die Geburtstagskatze" ist der mittlerweile achtzehnte Band von Tigerkatze mit Autorin aus Virginia(USA). Da ich die ersten Krimis der beiden Autoren Anfang der 90-er Jahre teilweise auf deutsch, teilweise auf englisch gelesen hatte, habe ich mich über das Buchgeschenk sehr gefreut und bin neugierig ans Lesen gegangen.
Harry, Mrs. Murphy (Tigerkatze), Tucker (Corgi) und Pewter (dicke graue Katze) fahren zum 100. Geburtstag von Harrys Tante Tally an deren Universität in Fulton zu feiern. Daß Frauen damals studieren durften, war hart erkämpft und die noch lebenden Damen sind alle starke Persönlichkeiten - Tante Tally ebenso wie Inez (eine Tierärztin in Pension der Harrys Gatte Fair viel zu verdanken hat).
Ein Organisationskomitee wurde aufgestellt, denn anläßlich des runden Geburtstags sollen Spenden für die Universität lukriert werden. Eine der Damen verschwindet, schickt geheimnisvolle bedrohliche E-mails und wird dann ermordet aufgefunden. Ihr war der Mord an einer anderen Mitorganisatorin in die Schuhe geschoben worden. Der Showdown findet dann wieder in Harrys Heimstadt Crozet statt, indem die 3 Hunde und 2 Katzen die älteren Damen mutig verteidigen.
Anders als in den ersten Krimis in denen das Kleinstadtleben geschildert wurde - manchmal unterbrochen von Menschen aus New York oder Boston - ist diesmal die allgemeine Wirtschaftslage (2009), die Bankenkrise und die Unsicherheiten der Aktienmärkte starker Einflußfaktor. Pferde waren damals auch nicht so wichtig wie in diesem Krimi, bei dem man etwas Pferdefan sein sollte, um ihm genießen zu können.
Die Menschen sind leider nicht so präsent wie ich sie in Erinnerung hatte. Harrys alte Freundinnen und Harry selber als frisch geschiedene, ihren Weg suchende Frau waren mir damals dichter transportiert worden.
Der Krimi ist nett geschrieben, hat aktuelle Bezüge die durchaus interessieren können, weshalb ich den Krimilesern die bisher keinen anderen Krimi der Autorin gelesen haben, diese Geschichte durchaus empfehlen kann.
Labels:
2010,
2011,
Autorin,
Hund,
Katze,
Katzenkrimi,
Krimi,
Roman,
Tiere,
Übersetzerin,
USA,
Vereine,
Wirtschaft
Freitag, 29. Juni 2012
Stefan Slupetzky : "Der Fall des Lemming"
Stefan Slupetzky :
"Der Fall des Lemming"
2004, Rowohl Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg
(Die Schreibweise entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung)
247 Seiten
1 Seite Glossar für Nicht-Wiener
ISBN 3-499-23553-6
Nachdem mir einige Bekannte vorgeschwärmt hatten, andere aber abgeraten haben - habe ich den ersten Band von mittlerweile vier 'Lemming'-Büchern gelesen.
Der Krimi ist in Wien, Hauptperson ist Leopold Wallisch. Er war Polizist, wurde durch Mobbing innerhalb der Polizei und v.a. seinen rassistischen Vorgesetzten mit Hang zu extrem derben Kommentaren über seine Mitmenschen, hinausgeekelt und schlägt sich als Detektiv, mit dem Spitznamen "Lemming" - den hat er dem Vorgesetzten zu verdanken - durchs Leben.
Seinen Auftrag einen alten Herrn zu observieren vermasselt er, weil er ihn nur noch als Ermordeten findet. Er ermittelt auf eigene Faust weiter, findet eine alte Brille und einen großen vertrauensvollen Hund.
Der Ermordete war Gymnasiallehrer und für seine beherrschende Art bekannt gewesen. Wallisch befragt einige ehemalige Schüler, und verfolgt weitere Spuren. Leider gibt es weitere Tote, der Mord wird allerdings aufgeklärt.
Parallel zu der in Wien spielenden Geschichte gibt es Kapitel die ein ganz anderes Leben schildern - eines vom Überleben auf einer Insel, Schiffsfahrten und Ankunft in Triest.
Durch die ersten Seiten mußte ich mich mühsam durchkämpfen denn die Aussagen des rassistischen Polizisten waren mehr als nur political non-correct, auch negativ und extrem herabwürdigend.
Als die Geschichte dann zu Laufen begann, war es spannend der Erzählung und den Menschen zu folgen.
Die Menschen werden fast als Panorama geschildert : die Witwe des Lehrers die sich einen Schwips und Operette gönnt, die sympathische Tierärztin, der weiblichere Teil eines Männerpaares, ein Möchte-gern-Künstler mit sogenannter Komposition, ein Polizeiarzt bis zu einem Fahrer einen Liliputbahn im Prater.
Die Umgebungen sind für einen Wiener nachvollziehbar - Villengegend, Prater, kleine altmodische dunkle Wohnungen, Roßauer Kaserne ...
In Summe haben mir die Menschenschilderungen gut gefallen. Das Buch ist Lesern die sich einen Wien-Krimi geben möchten, und denen stellenweise ziemlich rüder Ton nichts ausmacht zu empfehlen. Die feine Klinge hat dieser Krimi nicht.
"Der Fall des Lemming"
2004, Rowohl Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg
(Die Schreibweise entspricht den Regeln der neuen Rechtschreibung)
247 Seiten
1 Seite Glossar für Nicht-Wiener
ISBN 3-499-23553-6
Nachdem mir einige Bekannte vorgeschwärmt hatten, andere aber abgeraten haben - habe ich den ersten Band von mittlerweile vier 'Lemming'-Büchern gelesen.
Der Krimi ist in Wien, Hauptperson ist Leopold Wallisch. Er war Polizist, wurde durch Mobbing innerhalb der Polizei und v.a. seinen rassistischen Vorgesetzten mit Hang zu extrem derben Kommentaren über seine Mitmenschen, hinausgeekelt und schlägt sich als Detektiv, mit dem Spitznamen "Lemming" - den hat er dem Vorgesetzten zu verdanken - durchs Leben.
Seinen Auftrag einen alten Herrn zu observieren vermasselt er, weil er ihn nur noch als Ermordeten findet. Er ermittelt auf eigene Faust weiter, findet eine alte Brille und einen großen vertrauensvollen Hund.
Der Ermordete war Gymnasiallehrer und für seine beherrschende Art bekannt gewesen. Wallisch befragt einige ehemalige Schüler, und verfolgt weitere Spuren. Leider gibt es weitere Tote, der Mord wird allerdings aufgeklärt.
Parallel zu der in Wien spielenden Geschichte gibt es Kapitel die ein ganz anderes Leben schildern - eines vom Überleben auf einer Insel, Schiffsfahrten und Ankunft in Triest.
Durch die ersten Seiten mußte ich mich mühsam durchkämpfen denn die Aussagen des rassistischen Polizisten waren mehr als nur political non-correct, auch negativ und extrem herabwürdigend.
Als die Geschichte dann zu Laufen begann, war es spannend der Erzählung und den Menschen zu folgen.
Die Menschen werden fast als Panorama geschildert : die Witwe des Lehrers die sich einen Schwips und Operette gönnt, die sympathische Tierärztin, der weiblichere Teil eines Männerpaares, ein Möchte-gern-Künstler mit sogenannter Komposition, ein Polizeiarzt bis zu einem Fahrer einen Liliputbahn im Prater.
Die Umgebungen sind für einen Wiener nachvollziehbar - Villengegend, Prater, kleine altmodische dunkle Wohnungen, Roßauer Kaserne ...
In Summe haben mir die Menschenschilderungen gut gefallen. Das Buch ist Lesern die sich einen Wien-Krimi geben möchten, und denen stellenweise ziemlich rüder Ton nichts ausmacht zu empfehlen. Die feine Klinge hat dieser Krimi nicht.
Dienstag, 26. Juni 2012
Parker Bilal :"Die dunklen Straßen von Kairo"
Parker Bilal :
"Die dunklen Straßen von Kairo"
Kriminalroman
Original "the goldes scales"
2012, Bloomsbury Publishing, New York
übersetzt von Karolina Fell
2012, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg
434 Seiten
ISBN 978-3-499-25765-0
Der Roman erzählt eine starke Geschichte über Detektiv Makana, der seit sieben Jahren in einem armseligen unsichern Hausboot am Nil bei Kairo wohnt. Er wird hinzugezogen um einen Fußballstar zu finden, der verschwunden ist.
Saad Hanafi ist ein mächtiger Mann - der sich gerade leistet ein Stadion zu bauen und eine sehr gute Fußballmannschaft zu unterhalten. Seine intelligente, wunderschöne Tochter Soraya unterstützt ihn in der Geschäftsführung. In der Vergangenheit hatte er einen brutalen Freund und Helfer, der in Afghanistan und Tschetschenien kämpfte und dort umgekommen sein soll. Beide waren nicht zimperlich im Durchsetzen ihrer Ziele, auch Frauen gegenüber.
Makana trifft auch die Tochter eines Earls, die ihr verschwundenes Mädchen immer wieder sucht. Sie wird ermordet aufgefunden.
Am Ende werden die Stränge entflochten und die Fragen beantwortet
Der Autor läßt die Entführung eines vierjährigen Mädchens 1981 zur Zeit der Ermordung von Präsident Anwar as-Sadat spielen. Alles weitere 1998.
Hier folgt die Erzählung dem was Detektiv Makana erlebt - seine Besuche bei den Filmmenschen, einer wunderschönen Schauspielerin, einem charismatischen Fälscher und Schachspieler, einem reichen Russen etc - , manchmal durchbrochen vom chronologischen Erzählen wie sich sein Leben im Sudan verändert hat, wie es immer ungemütlicher wurde bis zur seiner Flucht.
Das Buch ist gut geschrieben und schön zu lesen. Der Erzählstil gibt Zeit sich die Umgebung, die Menschen und ihre Eigenarten vorzustellen. Der Sand, die Baustellen, die löchrigen Straßen, die armseligen Teestuben und bodenständigen Gastronomielokale standen mehr vor meinem Augen, als Reichtum und Luxus, der ebenfalls Ort des Geschehens ist.
Angst machen die Kapitel in denen beschrieben wird, wie in Karthum/Sudan nach der Übernahme der islamistenpartei Religion zur Staatsangelegenheit wird, das private Ausüben der Religion Fragen nach sich zieht, Professoren die den Darwinismus unterrichten ermordet werden und Frauen die in ihrer Arbeit gut sind vergewaltigt und ermordet aufgefunden werden. Dem Vorgesetzte Makanas sind Religion wichtiger als eigenartige Morde, v.a. wenn sie an ehrlosen, weil gebildeten und arbeitsamen Frauen begangen worden waren. Makana wird immer vorgeworfen daß sein Vater Lehrer war und er in London gelebt hatte. Seriöse polizeiliche Recherchen werden unterbunden, bzw. bewaffnete ungebildete Männer ohne Moral bestimmen wer welches Vergehens schuldig sei.
Leider fehlt mir in dem Buch ein Glossar, der typische Gerichte oder Formulierungen oder Anreden in Ägypten, die zwar kursiv gesetzt sind, erklärt.
Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Die erzeugten Bilder sind stark im Kopf und arbeiten nach. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.
"Die dunklen Straßen von Kairo"
Kriminalroman
Original "the goldes scales"
2012, Bloomsbury Publishing, New York
übersetzt von Karolina Fell
2012, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg
434 Seiten
ISBN 978-3-499-25765-0
Der Roman erzählt eine starke Geschichte über Detektiv Makana, der seit sieben Jahren in einem armseligen unsichern Hausboot am Nil bei Kairo wohnt. Er wird hinzugezogen um einen Fußballstar zu finden, der verschwunden ist.
Saad Hanafi ist ein mächtiger Mann - der sich gerade leistet ein Stadion zu bauen und eine sehr gute Fußballmannschaft zu unterhalten. Seine intelligente, wunderschöne Tochter Soraya unterstützt ihn in der Geschäftsführung. In der Vergangenheit hatte er einen brutalen Freund und Helfer, der in Afghanistan und Tschetschenien kämpfte und dort umgekommen sein soll. Beide waren nicht zimperlich im Durchsetzen ihrer Ziele, auch Frauen gegenüber.
Makana trifft auch die Tochter eines Earls, die ihr verschwundenes Mädchen immer wieder sucht. Sie wird ermordet aufgefunden.
Am Ende werden die Stränge entflochten und die Fragen beantwortet
Der Autor läßt die Entführung eines vierjährigen Mädchens 1981 zur Zeit der Ermordung von Präsident Anwar as-Sadat spielen. Alles weitere 1998.
Hier folgt die Erzählung dem was Detektiv Makana erlebt - seine Besuche bei den Filmmenschen, einer wunderschönen Schauspielerin, einem charismatischen Fälscher und Schachspieler, einem reichen Russen etc - , manchmal durchbrochen vom chronologischen Erzählen wie sich sein Leben im Sudan verändert hat, wie es immer ungemütlicher wurde bis zur seiner Flucht.
Das Buch ist gut geschrieben und schön zu lesen. Der Erzählstil gibt Zeit sich die Umgebung, die Menschen und ihre Eigenarten vorzustellen. Der Sand, die Baustellen, die löchrigen Straßen, die armseligen Teestuben und bodenständigen Gastronomielokale standen mehr vor meinem Augen, als Reichtum und Luxus, der ebenfalls Ort des Geschehens ist.
Angst machen die Kapitel in denen beschrieben wird, wie in Karthum/Sudan nach der Übernahme der islamistenpartei Religion zur Staatsangelegenheit wird, das private Ausüben der Religion Fragen nach sich zieht, Professoren die den Darwinismus unterrichten ermordet werden und Frauen die in ihrer Arbeit gut sind vergewaltigt und ermordet aufgefunden werden. Dem Vorgesetzte Makanas sind Religion wichtiger als eigenartige Morde, v.a. wenn sie an ehrlosen, weil gebildeten und arbeitsamen Frauen begangen worden waren. Makana wird immer vorgeworfen daß sein Vater Lehrer war und er in London gelebt hatte. Seriöse polizeiliche Recherchen werden unterbunden, bzw. bewaffnete ungebildete Männer ohne Moral bestimmen wer welches Vergehens schuldig sei.
Leider fehlt mir in dem Buch ein Glossar, der typische Gerichte oder Formulierungen oder Anreden in Ägypten, die zwar kursiv gesetzt sind, erklärt.
Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Die erzeugten Bilder sind stark im Kopf und arbeiten nach. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen.
Labels:
2012,
Ägypten,
Autor,
Detektiv,
Gesellschaft,
Islam,
Krimi,
Macht,
Politik,
Roman,
Übersetzerin,
Wirtschaft
Samstag, 23. Juni 2012
Alicia Giménez - Bartlett : "Samariter ohne Herz"
Alicia Giménez - Bartlett :
"Samariter ohne Herz"
Petra Delicado löst ihren sechsten Fall
"Un barco cargado de arroz"
2004, Editorial Planeta, S.A. Barcelona
Aus dem Spanischen von Sybille Martin
2005, BLT, Verlagsgruppe Lübbe GmbH & co KG, Bergisch Gladbach
404 Seiten
ISBN 978-3-404-92246-8
Nachdem ich vor Jahren den ersten 'Fall' von Petra Delicado gelesen hatte, war ich neugierig wie sich dieser Fall in Barcelona entwickelt.
Petra Delicado, die resche durchsetzungsfähige attraktive Inspectora und ihr rundlicher konservativer Subinspector Fermín Marquéz lösen ziemliche brutale Morde an Obdachlosen und kommen einer betrügerischen karitativen Organisation auf die Spur.
Große Hilfe ist die junge Polizistin Yolanda, die so begeistert von der Inspectora ist, daß sie zur Mordkommission wechselt um weiter mit ihr zusammenzuarbeiten.
Erotische, sinnliche und streitbare Abwechslung für Petra bietet Ricardo, ein blitzgescheiter origineller Psychiater, der sich wünscht mit Petra gemeinsam zu Leben.
Bösartig entwickelt sich der Strang, daß es einige schwarze Schafe unter den karitativen Organisationen gibt, die nur für sich selber Geld sammeln - der offizielle Hilfszweck wird nicht annäherungsweise erfüllt. Früher nahm man Blinden das Geld aus dem Hut, heute sanieren sich Unternehmen mit solchen Konstrukten. Daß hier eine alte Waffe und emotionslos brutale Jungs aus dem Schlägermilieu zur Wahrung der Konstruktion eingesetzt werden, ist hoffentlich nur Fiktion.
Der Originaltitel 'eine Schiffsladung voll Reis' zieht sich durch das Buch: Anselmo, einer der ermordeten Obdachlosen träumt davon und später wird diese Formulierung als Sinnbild für den Wunschtraum des Lebens verwendet. Bei einem ist es Familie, bei anderen so leben zu dürfen wie man möchte etc.
In diesem Roman ist mehr Platz für das Privatleben von Inspectora und Subinspector, bei denen Veränderungen anklopfen, geprüft und verworfen werden. Die beiden sind ein wunderbar eingespieltes Team und ihre Wortgeplänkel um Emanzipation und Traditionalismus sind meist ziemlich amüsant. Ebenso wie sie mit ihrem Chef Herrn Canares umgehen.
Ich habe den Krimi sehr genossen, und beschlossen möglichst bald nach Barcelona zu reisen um mir etwas von dem Stadtgefühl mit seinem guten Essen zu gemüte zu führen.
"Samariter ohne Herz"
Petra Delicado löst ihren sechsten Fall
"Un barco cargado de arroz"
2004, Editorial Planeta, S.A. Barcelona
Aus dem Spanischen von Sybille Martin
2005, BLT, Verlagsgruppe Lübbe GmbH & co KG, Bergisch Gladbach
404 Seiten
ISBN 978-3-404-92246-8
Nachdem ich vor Jahren den ersten 'Fall' von Petra Delicado gelesen hatte, war ich neugierig wie sich dieser Fall in Barcelona entwickelt.
Petra Delicado, die resche durchsetzungsfähige attraktive Inspectora und ihr rundlicher konservativer Subinspector Fermín Marquéz lösen ziemliche brutale Morde an Obdachlosen und kommen einer betrügerischen karitativen Organisation auf die Spur.
Große Hilfe ist die junge Polizistin Yolanda, die so begeistert von der Inspectora ist, daß sie zur Mordkommission wechselt um weiter mit ihr zusammenzuarbeiten.
Erotische, sinnliche und streitbare Abwechslung für Petra bietet Ricardo, ein blitzgescheiter origineller Psychiater, der sich wünscht mit Petra gemeinsam zu Leben.
Bösartig entwickelt sich der Strang, daß es einige schwarze Schafe unter den karitativen Organisationen gibt, die nur für sich selber Geld sammeln - der offizielle Hilfszweck wird nicht annäherungsweise erfüllt. Früher nahm man Blinden das Geld aus dem Hut, heute sanieren sich Unternehmen mit solchen Konstrukten. Daß hier eine alte Waffe und emotionslos brutale Jungs aus dem Schlägermilieu zur Wahrung der Konstruktion eingesetzt werden, ist hoffentlich nur Fiktion.
Der Originaltitel 'eine Schiffsladung voll Reis' zieht sich durch das Buch: Anselmo, einer der ermordeten Obdachlosen träumt davon und später wird diese Formulierung als Sinnbild für den Wunschtraum des Lebens verwendet. Bei einem ist es Familie, bei anderen so leben zu dürfen wie man möchte etc.
In diesem Roman ist mehr Platz für das Privatleben von Inspectora und Subinspector, bei denen Veränderungen anklopfen, geprüft und verworfen werden. Die beiden sind ein wunderbar eingespieltes Team und ihre Wortgeplänkel um Emanzipation und Traditionalismus sind meist ziemlich amüsant. Ebenso wie sie mit ihrem Chef Herrn Canares umgehen.
Ich habe den Krimi sehr genossen, und beschlossen möglichst bald nach Barcelona zu reisen um mir etwas von dem Stadtgefühl mit seinem guten Essen zu gemüte zu führen.
Mittwoch, 20. Juni 2012
Dieter Bührig : "Schattenmenagerie"
Dieter Bührig :
"Schattenmenagerie"
Ein Eutin-Lübeck-Krimi
Ein musikalischer Kriminalroman nach Motiven von Carl Maria von Weber und Modest Mussorgskij
2012, Gmeiner Verlag Gmbh, Meßkirch
314 Seiten
ISBN 978-3-8392-1241-7
Der Roman beginnt gemütlich mit dem Urlaub von Inspektor Kroll und seiner Nichte Micha auf Mallorca. Dort stolpert er über eine Leiche - die sich als Landadeliger aus seinem deutschen Arbeitsfeld entpuppt. Vorbei ist der Urlaub und Inspektor Kroll begibt sich mit seiner Nichte und dem musiksinnigen Inspektor vor Ort auf die Suche nach möglichen Verdächtigen.
In Eutin war Carl Maria von Weber auf die Welt gekommen, wo er zwar nicht die Anerkennung erhielt, aber posthum doch viel gespielt wird. Es gibt auch einen Stiftungsrat, indem der ermordete Baron der Vorsitzende gewesen war.
Micha freundet sich während ihr Onkel recherchiert mit einigen Jugendlichen in ihrem Alter an - eine ist die erblindete Viviane, die wunderbar Klavier spielt. Midi-files sei Dank kann sie Musik auswendig lernen und sich dann beim Spielen darin vertiefen. Sie darf auf der Orgel im Schloß des Barons spielen, währenddessen der Geist C.M.von Webers erscheint und ihr eine Jugendsonate zum spielen und vollenden überläßt. Die blinde junge Frau auch auch bei einem späteren Konzert Visionen, in den sie sehen kann und ein stummen Mädchen in der Umgebung ganz normal spricht - die Visionen und gewissen Eigenmächtigkeiten der Jugendlichen ermöglichen dem Inspektor das Lösen des Falls, wobei noch zwei Morde dazugekommen waren.
In den Roman sind einige Erlebnisstränge parallel geführt und manchmal auch verwoben.
Die Mordaufklärung ist die Hauptlinie.
Parallel ist die Schiene der 14-jährigen Micha mit Handy, Freundinnen und den ersten Jungs in der Umgebung.
Die Snobs in Eutin sind ein Herzogpaar mit Sohn und eine Baronin; bis der Jungherzog und die Baronin endlich zusammenkommen dauert es etwas.
Herr Rasumowsky, mit wirklich russischer Abstammung, möchte gerne Nachfolger des Zars aus einer illegitimen Linie sein. Er ist Anhänger des Satanismus.
Coaba ist Ziehkind eines Försterpaares, die als Kleinstkind bei einem Asylantenbrand ihren Vater verloren hat und mittlerweile eine wunderschöne aber stumme junge Frau geworden ist. Sie hat Gefühl für die Natur und Wald, und deren Geister dort.
Parallelwelten, wie sie Viviane erlebt, ziehen in andere Ebenen, da sie stark in der Natur spielen und atmosphärisch sehr dicht beschrieben sind.
Der Titel 'Schattenmenagerie' wird im Laufe der Mordlösung aufgeklärt.
Es gibt auch Abrisse über die Geschichte von Eutin, dem Schloß und der späteren Zarin Katharina der II und ihren unglücklichen Ehemann Zar Peter. Diese Absätze habe ich nur überflogen, da ich rasch zum Krimistrang wollte.
Spaß machte mir die Figur des Inspektor Kroll, der in Mini Cooper, zerknautschem Trench und laut Led-Zeppelin hörend sehr sympathisch wirkt. Die Kommunikation Onkel - Nichte sind unterhaltend, und liebevoll. Hofverwalter Diabelli ist unguter Zeitgenosse - die Schilderungen wie er Licht ausweicht haben mich an ein Drehbuch erinnert. Tw. sind die Menschen sehr genau geschildert, wenn sich der Autor Zeit nimmt und einen Absatz lang das Gesicht seines Gegenübers mit Sprache zeichnet.
Da ich Musikfan bin und selber etwas Klavier klimpere habe ich mit den vielen Musikbezügen zu "Freischütz", Klaviersonaten und Mussorskis "Bilder einer Ausstellung" viel anfangen können - ich frage mich aber wie das Buch auf nicht-Klassikfans wirkt.
In Summe hat mir das Buch gut gefallen, ich habe es an einem Tag gemütlich ausgelesen gehabt - trotzdem ich immer wieder zugemacht habe um mir v.a. die Teile in den Parallelwelten nocheinmal durchzudenken oder nachzufühlen. Ich kann das Buch gerne weiterempfehlen.
"Schattenmenagerie"
Ein Eutin-Lübeck-Krimi
Ein musikalischer Kriminalroman nach Motiven von Carl Maria von Weber und Modest Mussorgskij
2012, Gmeiner Verlag Gmbh, Meßkirch
314 Seiten
ISBN 978-3-8392-1241-7
Der Roman beginnt gemütlich mit dem Urlaub von Inspektor Kroll und seiner Nichte Micha auf Mallorca. Dort stolpert er über eine Leiche - die sich als Landadeliger aus seinem deutschen Arbeitsfeld entpuppt. Vorbei ist der Urlaub und Inspektor Kroll begibt sich mit seiner Nichte und dem musiksinnigen Inspektor vor Ort auf die Suche nach möglichen Verdächtigen.
In Eutin war Carl Maria von Weber auf die Welt gekommen, wo er zwar nicht die Anerkennung erhielt, aber posthum doch viel gespielt wird. Es gibt auch einen Stiftungsrat, indem der ermordete Baron der Vorsitzende gewesen war.
Micha freundet sich während ihr Onkel recherchiert mit einigen Jugendlichen in ihrem Alter an - eine ist die erblindete Viviane, die wunderbar Klavier spielt. Midi-files sei Dank kann sie Musik auswendig lernen und sich dann beim Spielen darin vertiefen. Sie darf auf der Orgel im Schloß des Barons spielen, währenddessen der Geist C.M.von Webers erscheint und ihr eine Jugendsonate zum spielen und vollenden überläßt. Die blinde junge Frau auch auch bei einem späteren Konzert Visionen, in den sie sehen kann und ein stummen Mädchen in der Umgebung ganz normal spricht - die Visionen und gewissen Eigenmächtigkeiten der Jugendlichen ermöglichen dem Inspektor das Lösen des Falls, wobei noch zwei Morde dazugekommen waren.
In den Roman sind einige Erlebnisstränge parallel geführt und manchmal auch verwoben.
Die Mordaufklärung ist die Hauptlinie.
Parallel ist die Schiene der 14-jährigen Micha mit Handy, Freundinnen und den ersten Jungs in der Umgebung.
Die Snobs in Eutin sind ein Herzogpaar mit Sohn und eine Baronin; bis der Jungherzog und die Baronin endlich zusammenkommen dauert es etwas.
Herr Rasumowsky, mit wirklich russischer Abstammung, möchte gerne Nachfolger des Zars aus einer illegitimen Linie sein. Er ist Anhänger des Satanismus.
Coaba ist Ziehkind eines Försterpaares, die als Kleinstkind bei einem Asylantenbrand ihren Vater verloren hat und mittlerweile eine wunderschöne aber stumme junge Frau geworden ist. Sie hat Gefühl für die Natur und Wald, und deren Geister dort.
Parallelwelten, wie sie Viviane erlebt, ziehen in andere Ebenen, da sie stark in der Natur spielen und atmosphärisch sehr dicht beschrieben sind.
Der Titel 'Schattenmenagerie' wird im Laufe der Mordlösung aufgeklärt.
Es gibt auch Abrisse über die Geschichte von Eutin, dem Schloß und der späteren Zarin Katharina der II und ihren unglücklichen Ehemann Zar Peter. Diese Absätze habe ich nur überflogen, da ich rasch zum Krimistrang wollte.
Spaß machte mir die Figur des Inspektor Kroll, der in Mini Cooper, zerknautschem Trench und laut Led-Zeppelin hörend sehr sympathisch wirkt. Die Kommunikation Onkel - Nichte sind unterhaltend, und liebevoll. Hofverwalter Diabelli ist unguter Zeitgenosse - die Schilderungen wie er Licht ausweicht haben mich an ein Drehbuch erinnert. Tw. sind die Menschen sehr genau geschildert, wenn sich der Autor Zeit nimmt und einen Absatz lang das Gesicht seines Gegenübers mit Sprache zeichnet.
Da ich Musikfan bin und selber etwas Klavier klimpere habe ich mit den vielen Musikbezügen zu "Freischütz", Klaviersonaten und Mussorskis "Bilder einer Ausstellung" viel anfangen können - ich frage mich aber wie das Buch auf nicht-Klassikfans wirkt.
In Summe hat mir das Buch gut gefallen, ich habe es an einem Tag gemütlich ausgelesen gehabt - trotzdem ich immer wieder zugemacht habe um mir v.a. die Teile in den Parallelwelten nocheinmal durchzudenken oder nachzufühlen. Ich kann das Buch gerne weiterempfehlen.
Labels:
2012,
Autor,
Deutschland,
Historie,
Jugendliche,
Krimi,
Musik,
Polizei,
Roman
Montag, 18. Juni 2012
Erri de Luca : "Das Gewicht des Schmetterlings"
Erri de Luca :
"Das Gewicht des Schmetterlings"
2009, Giangiacomo Feltrinelli Editore, Mailand
original "Il peso della farfalla"
2012, Graf Verlag München - Ullstein Buchverlage, Berlin
aus dem italienischen übersetzt von Helmut Moysich
Nachwort von Helmut Moysich
Laudatio zum Petrarca-Preis von Peter Kammerer
101 Seiten
ISBN 978-386220-007-8
In dem Buch sind zwei grandiose Erzählungen von Herrn Erri de Luca, die sich in der Natur abspielen, abgedruckt, ein langes Nachwort und eine Laudatio zu einem sehr renommierten Preis.
'Das Gewicht des Schmetterlings'
ist eine 67-seitige faszinierende Geschichte über einen wunderschönen einsamen alternden Gamsbock und einen alternden Wilderer. Beiden ist bewußt, daß ihre Zeit abgelaufen ist.
Der Gamsbock ist sein Leben einsam gewesen, seit ein Wilderer vor seine Augen seine Mutter erschossen hatte. Er weiß mit seiner Einsamkeit umzugehen, und weiß sich Löcher zu graben und Baumwipfel zu fressen (was eher unüblich ist).
Der Wilderer mied immer Menschen, trug sich mühsam das Lebensnotwendige zur Hütte in den Bergen und beginnt erst jetzt über eine zähe Journalistin nachzudenken.
Ab und zu zuckelt ein weißer Schmetterling durch die Geschichte, setzt sich auf den Flintenlauf des Wilderers und am Schluß auch auf das Horn des Gamsbocks.
Gewinner im Kampf Mensch gegen Tier gibt es in dieser Geschichte nicht wirklich (außer den Leser).
'Der Besuch des Baumes'
ist eine neun Seiten kurze Geschichte, bei der ein Bergsteiger wiederholte einen Baum in den Südtiroler Dolomiten besucht. Der Baum ist eine Zirbe (Anm : Zirbelkiefer (Pinus cembra)) - einer der widerstandsfähigsten und zähesten Bäume oben auf den Bergen.
Das Leben in den Bergen ist faszinierend beschrieben, wie sich in 'Besuch' die Spannung vor den Blitzen aufbaut elektrisiert fast beim Lesen. Die Sympathie des Autors scheint beim Gamsbock zu sein.
Das Tempo des Buches hat mich an geruhsames und bewußtes Bergsteigen erinnert - in der Vita des Autors war dann nachzulesen, daß er begeisterter Bergsteiger ist.
Selbst beim Lesen in der tosenden lauten Umgebung in der Großstadt zieht es in die Berge, rollen die Felsen fast am Leser vorbei. Mich haben die beiden Geschichten sehr fasziniert und ich wünsche dem Leser das gleiche Vergnügen.
PS: beim Lesen des Nachworts und der Laudatio habe ich jeweils in der Mitte aufgehört zu lesen. Mir war das Geschreibe zu akademisch v.a. nach den starken unmittelbaren Naturbeschreibungen.
"Das Gewicht des Schmetterlings"
2009, Giangiacomo Feltrinelli Editore, Mailand
original "Il peso della farfalla"
2012, Graf Verlag München - Ullstein Buchverlage, Berlin
aus dem italienischen übersetzt von Helmut Moysich
Nachwort von Helmut Moysich
Laudatio zum Petrarca-Preis von Peter Kammerer
101 Seiten
ISBN 978-386220-007-8
In dem Buch sind zwei grandiose Erzählungen von Herrn Erri de Luca, die sich in der Natur abspielen, abgedruckt, ein langes Nachwort und eine Laudatio zu einem sehr renommierten Preis.
'Das Gewicht des Schmetterlings'
ist eine 67-seitige faszinierende Geschichte über einen wunderschönen einsamen alternden Gamsbock und einen alternden Wilderer. Beiden ist bewußt, daß ihre Zeit abgelaufen ist.
Der Gamsbock ist sein Leben einsam gewesen, seit ein Wilderer vor seine Augen seine Mutter erschossen hatte. Er weiß mit seiner Einsamkeit umzugehen, und weiß sich Löcher zu graben und Baumwipfel zu fressen (was eher unüblich ist).
Der Wilderer mied immer Menschen, trug sich mühsam das Lebensnotwendige zur Hütte in den Bergen und beginnt erst jetzt über eine zähe Journalistin nachzudenken.
Ab und zu zuckelt ein weißer Schmetterling durch die Geschichte, setzt sich auf den Flintenlauf des Wilderers und am Schluß auch auf das Horn des Gamsbocks.
Gewinner im Kampf Mensch gegen Tier gibt es in dieser Geschichte nicht wirklich (außer den Leser).
'Der Besuch des Baumes'
ist eine neun Seiten kurze Geschichte, bei der ein Bergsteiger wiederholte einen Baum in den Südtiroler Dolomiten besucht. Der Baum ist eine Zirbe (Anm : Zirbelkiefer (Pinus cembra)) - einer der widerstandsfähigsten und zähesten Bäume oben auf den Bergen.
Das Leben in den Bergen ist faszinierend beschrieben, wie sich in 'Besuch' die Spannung vor den Blitzen aufbaut elektrisiert fast beim Lesen. Die Sympathie des Autors scheint beim Gamsbock zu sein.
Das Tempo des Buches hat mich an geruhsames und bewußtes Bergsteigen erinnert - in der Vita des Autors war dann nachzulesen, daß er begeisterter Bergsteiger ist.
Selbst beim Lesen in der tosenden lauten Umgebung in der Großstadt zieht es in die Berge, rollen die Felsen fast am Leser vorbei. Mich haben die beiden Geschichten sehr fasziniert und ich wünsche dem Leser das gleiche Vergnügen.
PS: beim Lesen des Nachworts und der Laudatio habe ich jeweils in der Mitte aufgehört zu lesen. Mir war das Geschreibe zu akademisch v.a. nach den starken unmittelbaren Naturbeschreibungen.
Mittwoch, 13. Juni 2012
Gordon Reece : "Mucksmäuschentot"
Gordon Reece :
"Mucksmäuschentot"
Thriller
Originaltitel "Mice"
2010, Allen & Unwin, Australien
Aus dem Englischen von Susanna Goga-Klinkenberg
2012, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt
336 Seiten
ISBN 978-3-8414-2133-3
Das Buch erzählt eine gut geschriebene, schön rasch lesbare spannende Geschichte, in der zwei Frauen die gewohnt sind sich wie kleine unterdrückte Mäuse (daher der Originaltitel) zu verhalten und sich alles gefallen zu lassen, bei Einbruch in ihr geliebtes einsames Haus am Land, doch zur Wehr setzen.
Shelley, ein fünfzehnjähriges Pummelchen, wird in der Schule von ihren ehemals besten Freundinnen immer böser gemobbt und grauslichen Übergriffen ausgesetzt. Da sie hofft, daß diese (Prügel-)Attacken aufhören, wehrt sie sich nicht. Ihr Vater verliebt sich in eine andere Frau, und Shelleys Mutter akzeptiert fast alle Scheidungsbedingungen. Ein Haus in der Einsamkeit und Privatlehrer sollen Shelley helfen, daß die Brandattacken an ihrem Körper heilen können.
In der Nacht zu Shelleys sechzehnten Geburtstag bricht ein betrunkener junger Mann in das Haus ein. Diesmal lassen sich zuerst Shelley, dann auch ihre Mutter nicht mehr alles gefallen. Ein Rosenbeet wird zweckentfremdet, ein Auto auf einem öffentlichen Platz zurückgelassen und auch ein Erpresser wird abserviert. Nichts mehr mit Maus !
Das Buch ist in Ich-Form aus Sicht der Tochter Shelley geschildert. Ihre Gefühle und Ängste, ihr nicht sich etwas ge- und zutraun ist deutlich; ebenso die Fragen die bei und nach einer Scheidung der Eltern übrig bleiben.
Mutter und Tochter sind schön geschildert. Es bringt zum Schmunzeln zu lesen wie Shelleys Mutter dem anlassigen, schlecht zahlenden, launischen Chef langsam beginnt Paroli zu bieten.
Die Umgebung mit Garten, Bäumen, Häuschen und vorher Stadt und Schulgemeinschaft ist klar, aber nicht übergenau geschildert.
In Summe ein schön lesbares Buch, das ich in meinem Leseanfall bei schlechtem Wetter in zwei Stunden gemütlich gelesen habe. Dieses Vergnügen kann ich gerne weiterempfehlen.
"Mucksmäuschentot"
Thriller
Originaltitel "Mice"
2010, Allen & Unwin, Australien
Aus dem Englischen von Susanna Goga-Klinkenberg
2012, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt
336 Seiten
ISBN 978-3-8414-2133-3
Das Buch erzählt eine gut geschriebene, schön rasch lesbare spannende Geschichte, in der zwei Frauen die gewohnt sind sich wie kleine unterdrückte Mäuse (daher der Originaltitel) zu verhalten und sich alles gefallen zu lassen, bei Einbruch in ihr geliebtes einsames Haus am Land, doch zur Wehr setzen.
Shelley, ein fünfzehnjähriges Pummelchen, wird in der Schule von ihren ehemals besten Freundinnen immer böser gemobbt und grauslichen Übergriffen ausgesetzt. Da sie hofft, daß diese (Prügel-)Attacken aufhören, wehrt sie sich nicht. Ihr Vater verliebt sich in eine andere Frau, und Shelleys Mutter akzeptiert fast alle Scheidungsbedingungen. Ein Haus in der Einsamkeit und Privatlehrer sollen Shelley helfen, daß die Brandattacken an ihrem Körper heilen können.
In der Nacht zu Shelleys sechzehnten Geburtstag bricht ein betrunkener junger Mann in das Haus ein. Diesmal lassen sich zuerst Shelley, dann auch ihre Mutter nicht mehr alles gefallen. Ein Rosenbeet wird zweckentfremdet, ein Auto auf einem öffentlichen Platz zurückgelassen und auch ein Erpresser wird abserviert. Nichts mehr mit Maus !
Das Buch ist in Ich-Form aus Sicht der Tochter Shelley geschildert. Ihre Gefühle und Ängste, ihr nicht sich etwas ge- und zutraun ist deutlich; ebenso die Fragen die bei und nach einer Scheidung der Eltern übrig bleiben.
Mutter und Tochter sind schön geschildert. Es bringt zum Schmunzeln zu lesen wie Shelleys Mutter dem anlassigen, schlecht zahlenden, launischen Chef langsam beginnt Paroli zu bieten.
Die Umgebung mit Garten, Bäumen, Häuschen und vorher Stadt und Schulgemeinschaft ist klar, aber nicht übergenau geschildert.
In Summe ein schön lesbares Buch, das ich in meinem Leseanfall bei schlechtem Wetter in zwei Stunden gemütlich gelesen habe. Dieses Vergnügen kann ich gerne weiterempfehlen.
Labels:
2010,
2012,
Australien,
Autor,
Frau,
Mobbing,
Spannung,
Terror,
Thriller,
Übersetzerin
Freitag, 8. Juni 2012
Francisco González Ledesma : "Die Rache der Träumerin"
Francisco González Ledesma :
"Die Rache der Träumerin"
Kriminalroman
1986, original "La Dama de Cachamira"
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
2012, Lübbe Ehrenwirth, Bastei Lübbe GmbH & Co KG
293 Seiten
ISBN 978-3-431-03850-7
Der Kriminalroman ist ein starker, dichter, eigentlich tieftrauriger Roman in dem Inspector Méndez durch die eher armseligen Viertel in Barcelona streift und den von der Presse sogenannten "Rollstuhlmörder" findet.
Paquito wird ermordet gefunden. Ein Rubinring, der nicht mehr abstreifbar war, führt zu seinem Freund Abel. Die Witwe Esther lebt in einem geordneten, aber armseligen Umfeld. Sie wird von einer Freundin besucht, die ihr von den Reisen spendiert von ihrem reichen aber unsichtbaren Liebhaber erzählt.
In einem alten charismatischen Haus mit Marmorkamin und Spiegel, das kurz vor dem Abriß steht, weil Spekulanten auf dem Terrain neues bauen wollen, gibt es noch Rest einer Familie. Die alten Besitzer haben längst den Bescheid zum wegsiedeln erhalten, versuchen aber so lange wie möglich zu bleiben. Die noch lebende Tochter Elvira der ehemaligen Schneiderin Ros wird Schikanen ausgesetzt, damit die Baulöwen um Ricardo rascher starten können.
Inspektor Méndez, hat ziemliche Fußschmerzen und in seinem Kommissariat wird gewünscht, daß er endlich seinen Dienst aufgibt. Er tingelt weiter durch die Lokale, trinkt mehr schlechten als guten Cognac, manchmal Anis und hört sich die kleinen und kleineren Probleme der Prostituierten, Freier, Wirtsleute und Kleinkriminellen an. Er stoßt hier auf den Namen einer Frau namens Tere.
Nach mehreren falschen Ideen findet den Rollstuhlfahrer, der die Morde begangen hatte, - es macht ihn aber nicht glücklich.
Das Buch hat eine kraftvolle Traurigkeit, die abgelebten Häuser, Lokale, Pensionen, Puffs, Wirtschaften, Wohnungen, Wohnhöhlen mit Wäschestricks mit ausrangierter löchriger Kleidung, Untergewand aus besseren Zeiten und andere Versatzstücke aus etwas besserem Leben.
Die Welt der Menschen die durch neue Immobilien reicher werden möchte und die deren Welt zehn Jahr nach Francos Tod noch mehr ins Elend abrutschen triftet noch mehr auseinander.
Deftige Sinnlichkeit ist ein weiteres starkes Element in dem Buch. Etwas skurril finde ich die Unterhaltung von zwei Polizisten über die Hinterfront von Kollegen. Homosexualität wird erst ein Thema - und ist zu dieser Zeit noch ein Grund, daß beide Männer festgenommen werden. Frauen werden oft sehr körperlich beschrieben - wobei gerade der Po oft sehr detailliert geschildert wird. Daß brutale Sexualität einer der Schlüssel zu den Morden ist, ist ein Detail. Das Leben der Prostituierten mit zahlenden / nicht zahlenden, freundlichen /brutalen Freiern wird immer wieder skizziert.
Ich empfand das Buch als dicht und stark geschrieben, die Menschen und Umgebung sind zwar düster aber vorstellbar geschildert. Leider gibt es kein positives Ende im Sinne von 'happy end'. Das Buch hat mich in den Sog hineingezogen, ich kann diesen spannenden Kriminalroman nur weiterempfehlen.
"Die Rache der Träumerin"
Kriminalroman
1986, original "La Dama de Cachamira"
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
2012, Lübbe Ehrenwirth, Bastei Lübbe GmbH & Co KG
293 Seiten
ISBN 978-3-431-03850-7
Der Kriminalroman ist ein starker, dichter, eigentlich tieftrauriger Roman in dem Inspector Méndez durch die eher armseligen Viertel in Barcelona streift und den von der Presse sogenannten "Rollstuhlmörder" findet.
Paquito wird ermordet gefunden. Ein Rubinring, der nicht mehr abstreifbar war, führt zu seinem Freund Abel. Die Witwe Esther lebt in einem geordneten, aber armseligen Umfeld. Sie wird von einer Freundin besucht, die ihr von den Reisen spendiert von ihrem reichen aber unsichtbaren Liebhaber erzählt.
In einem alten charismatischen Haus mit Marmorkamin und Spiegel, das kurz vor dem Abriß steht, weil Spekulanten auf dem Terrain neues bauen wollen, gibt es noch Rest einer Familie. Die alten Besitzer haben längst den Bescheid zum wegsiedeln erhalten, versuchen aber so lange wie möglich zu bleiben. Die noch lebende Tochter Elvira der ehemaligen Schneiderin Ros wird Schikanen ausgesetzt, damit die Baulöwen um Ricardo rascher starten können.
Inspektor Méndez, hat ziemliche Fußschmerzen und in seinem Kommissariat wird gewünscht, daß er endlich seinen Dienst aufgibt. Er tingelt weiter durch die Lokale, trinkt mehr schlechten als guten Cognac, manchmal Anis und hört sich die kleinen und kleineren Probleme der Prostituierten, Freier, Wirtsleute und Kleinkriminellen an. Er stoßt hier auf den Namen einer Frau namens Tere.
Nach mehreren falschen Ideen findet den Rollstuhlfahrer, der die Morde begangen hatte, - es macht ihn aber nicht glücklich.
Das Buch hat eine kraftvolle Traurigkeit, die abgelebten Häuser, Lokale, Pensionen, Puffs, Wirtschaften, Wohnungen, Wohnhöhlen mit Wäschestricks mit ausrangierter löchriger Kleidung, Untergewand aus besseren Zeiten und andere Versatzstücke aus etwas besserem Leben.
Die Welt der Menschen die durch neue Immobilien reicher werden möchte und die deren Welt zehn Jahr nach Francos Tod noch mehr ins Elend abrutschen triftet noch mehr auseinander.
Deftige Sinnlichkeit ist ein weiteres starkes Element in dem Buch. Etwas skurril finde ich die Unterhaltung von zwei Polizisten über die Hinterfront von Kollegen. Homosexualität wird erst ein Thema - und ist zu dieser Zeit noch ein Grund, daß beide Männer festgenommen werden. Frauen werden oft sehr körperlich beschrieben - wobei gerade der Po oft sehr detailliert geschildert wird. Daß brutale Sexualität einer der Schlüssel zu den Morden ist, ist ein Detail. Das Leben der Prostituierten mit zahlenden / nicht zahlenden, freundlichen /brutalen Freiern wird immer wieder skizziert.
Ich empfand das Buch als dicht und stark geschrieben, die Menschen und Umgebung sind zwar düster aber vorstellbar geschildert. Leider gibt es kein positives Ende im Sinne von 'happy end'. Das Buch hat mich in den Sog hineingezogen, ich kann diesen spannenden Kriminalroman nur weiterempfehlen.
Donnerstag, 31. Mai 2012
Albert Sánchez Piñol : "Im Rausch der Stille"
Albert Sánchez Piñol :
"Im Rausch der Stille"
2002, Edicions La Campana, Barcelona
aus dem Katalanischen von Angelika Maass
2005, S. Fischer Verlag GmbH Frankfurt
Roman
246 Seiten
ISBN 3-10-061602-2
Ein Mann wird auf eine Insel inmitten der antarktischen Eisberge gebracht. Er soll dort für ein Jahr das Wetter beobachten. Der Wetterbeobachter, der abgelöst werden soll, ist nicht zu finden, dafür ein wortkarger Leuchtturmwächter. Das Schiff fährt ab. Der Kampf ums Überleben gegen eigenartige Wesen mit fischartigen Klaueen, die das Licht fürchten, und nur nächtens kommen beginnt.
Dank seines Vorlebens als irischer Untergrundkämpfer überlebt der Neuankömmling - bis ihn der andere Mann in den Turm läßt. Batís entpuppt sich als der frühere Wetterbeobachter, und geht in Strategien im nächtlichen Kampf gegen die - wie er sie nennt - Froschmänner auf. Eines der Wesen hat er trainiert: es warnt ihn vor den Angriffen, fängt ihm Fische Krebse und Muscheln und wird auch zu häuslichen und erotischen Zwecken eingesetzt.
Lange wird gekämpft - mit Gewehren, bengalischen Feuern und auch mit unter Mühsal ertauchtem Dynamit. Der Erzähler beginnt sich langsam mit dem weiblichen Froschwesen anzufreunden, und entwickelt über etwas ähnliches wie Zuneigung Interesse für die Wesen. Er beginnt aus dem Singen des Wesens zu interessieren - es entstehen einen Namen für die Wesen (Citauren) und dieses speziellen eine (Aneris). Und er beginnt mit den Kindern zu spielen.
Die Zusammenarbeit der beiden Männer bröckelt, Batis kommt um, ein neuer Wetterbeobachter wird abgeliefert und das Spiel beginnt fast von Neuem.
Die Männer werden charakterlich unterschiedlich geschildert: Batís Caffó, dem österreichische Nationalität angedichtet wird (was bei dem Namen ziemlicher Unfug ist) ist als ehemaliger Förster zwar den Umgang mit Natur gewöhnt, aber trotz Schach spielens kein Stratege. Der Erzähler ist zumindest ein Weg mehr offen, nämlich die Wesen als eigenständig zu verstehen, und in ihrem Handeln auch freundliches Tun zu suchen.
Spät beginnt man sich zu fragen, warum der Batís nicht die Chance ergriff von der Insel zu gehen. Die gleiche Frage stellt sich als der neue Wetterbeobachter kommt und der Erzähler die Chance zu gehen nicht erkennt /erkennen will.
Das Buch ist aus Sicht des neuen Wetterbeobachters geschrieben - Namen hat er keinen. Nur die anderen wie Batís, und Tom der Freund aus der Kinderzeit sowie sein alter Tutor etc.
Spannend finde ich die Hintergrundgeschichte aus Irland, in der beschrieben wird, welche Aufgaben er erfüllte und v.a. als dann endlich die Befreiung da war sich die neuen Menschen, denen er vertraut war, plötzlich wie die alten Machthaber benahmen.
Das Buch ist spannend, es zieht wie ein Tornado hinein und hat Zug bis zur letzten Seite.
"Im Rausch der Stille"
2002, Edicions La Campana, Barcelona
aus dem Katalanischen von Angelika Maass
2005, S. Fischer Verlag GmbH Frankfurt
Roman
246 Seiten
ISBN 3-10-061602-2
Ein Mann wird auf eine Insel inmitten der antarktischen Eisberge gebracht. Er soll dort für ein Jahr das Wetter beobachten. Der Wetterbeobachter, der abgelöst werden soll, ist nicht zu finden, dafür ein wortkarger Leuchtturmwächter. Das Schiff fährt ab. Der Kampf ums Überleben gegen eigenartige Wesen mit fischartigen Klaueen, die das Licht fürchten, und nur nächtens kommen beginnt.
Dank seines Vorlebens als irischer Untergrundkämpfer überlebt der Neuankömmling - bis ihn der andere Mann in den Turm läßt. Batís entpuppt sich als der frühere Wetterbeobachter, und geht in Strategien im nächtlichen Kampf gegen die - wie er sie nennt - Froschmänner auf. Eines der Wesen hat er trainiert: es warnt ihn vor den Angriffen, fängt ihm Fische Krebse und Muscheln und wird auch zu häuslichen und erotischen Zwecken eingesetzt.
Lange wird gekämpft - mit Gewehren, bengalischen Feuern und auch mit unter Mühsal ertauchtem Dynamit. Der Erzähler beginnt sich langsam mit dem weiblichen Froschwesen anzufreunden, und entwickelt über etwas ähnliches wie Zuneigung Interesse für die Wesen. Er beginnt aus dem Singen des Wesens zu interessieren - es entstehen einen Namen für die Wesen (Citauren) und dieses speziellen eine (Aneris). Und er beginnt mit den Kindern zu spielen.
Die Zusammenarbeit der beiden Männer bröckelt, Batis kommt um, ein neuer Wetterbeobachter wird abgeliefert und das Spiel beginnt fast von Neuem.
Die Männer werden charakterlich unterschiedlich geschildert: Batís Caffó, dem österreichische Nationalität angedichtet wird (was bei dem Namen ziemlicher Unfug ist) ist als ehemaliger Förster zwar den Umgang mit Natur gewöhnt, aber trotz Schach spielens kein Stratege. Der Erzähler ist zumindest ein Weg mehr offen, nämlich die Wesen als eigenständig zu verstehen, und in ihrem Handeln auch freundliches Tun zu suchen.
Spät beginnt man sich zu fragen, warum der Batís nicht die Chance ergriff von der Insel zu gehen. Die gleiche Frage stellt sich als der neue Wetterbeobachter kommt und der Erzähler die Chance zu gehen nicht erkennt /erkennen will.
Das Buch ist aus Sicht des neuen Wetterbeobachters geschrieben - Namen hat er keinen. Nur die anderen wie Batís, und Tom der Freund aus der Kinderzeit sowie sein alter Tutor etc.
Spannend finde ich die Hintergrundgeschichte aus Irland, in der beschrieben wird, welche Aufgaben er erfüllte und v.a. als dann endlich die Befreiung da war sich die neuen Menschen, denen er vertraut war, plötzlich wie die alten Machthaber benahmen.
Das Buch ist spannend, es zieht wie ein Tornado hinein und hat Zug bis zur letzten Seite.
Labels:
2002,
2005,
Abenteuer,
Autor,
Gewalt,
Insel,
Lateinamerika,
Mann,
Phantasie,
Roman,
Skurrilität,
Spannung,
Tiere,
Übersetzerin,
Wertung - 4 Bücher
Montag, 21. Mai 2012
Johanna Alba & Jan Chorin : "Gloria!"
Johanna Alba & Jan Chorin :
"Gloria!" - Ein Papst-Krimi
auf deutsch geschrieben
2012, Rowohlt Taschenbuch Verlag
357 Seiten
ISBN 978-3-499-25755-1
Ein fröhlich tempelhüpfender Papst auf gelbem Cover lädt zu einem humorvollen Rom-Krimi, eigentlich Vatikan-Krimi ein.
Es ist Fastenzeit in Rom, und Immaculata, die Haushälterin des Papstes macht Frühjahrsputz. Hier werden Gebeine aus dem ersten Jahrhundert entdeckt. Papst Petrus II ist enzückt und überzeugt, daß dies endlich die lange gesuchten Knochen Petri sind. Er zeigt diese Knochen bei der Karfreitagsprozession - der englische Bischof der liebenswürdigerweise das Tragen des Kreuzes übernommen hat, wird nur durch seine kugelsichere Weste vom Ermordet werden gerettet. Nachher stellt sich heraus, daß der Schädel von Petrus heimlich ausgetauscht worden war.
Papst Petrus, der ein echter Römer aus Trastevere ist, seine bildschöne sprachgewandte PR-Sprecherin Giulia und sein Privatsekretär Francesco machen sich auf Lösungen zu finden : Lösungen für den getauschten Schädel, den Mordanschlag (bei dem zu klären ist wer eigentlich ermordet hätte werden sollen) und wohin die bezaubernde Photographin des Vatikan Marietta verschwunden ist.
Bizarr wird es als Giulias Mutter, eine tonangebende Dame der verwöhnten Gesellschaft, erzählt, daß es einen Reliquienmarkt im Finanzministerium gibt ... spätestens ab hier sollte der/die Lesende selber weiter lesen.
Es macht Spaß den Krimi zu lesen. Die Personen sind plastisch und humorvoll geschildert. Das Menü das Petrus II hinter dem Rücken seiner gestrengen Haushälterin heimlich serviert wird, ist ein Genuß. Auch andere Fressalien und Süßigkeiten machen Vergnügen zu Lesen.
Giulia ist eine schöne Frau, die wunderbar eine Intrigen gegen einen superreichen respektlosen totkranken Menschen spinnt und mit Geld einiges unmenschlich Geplantes gutzumachen weiß.
Francesco, der Sekretär wird als verträumter Mann geschildert der aus den Bergen und Wäldern kommt. Ihm ist manches in der großen Stadt ziemlich unverständlich.
Schwester Immaculata schwingt ohne Reue streng das Zepter im Haushalt des Papstes und provozierte beim Lesen so manches Lachen.
Seitenhiebe zwischen katholischer Kirche und der Anglikanischen Kirche dürften dem aktuellen Trend in England entsprechen. Die Angst der englischen Fußballer vor dem Elfer-schießen gegen die deutschen Jungs, und andere fußball-lastige Kommentare unterhalten ebenfalls.
Ich habe das Buch genossen. Den ersten Teil, der 'Halleluja!' heißt habe ich nicht gelesen - ob Teil zwei besser, schlechter oder gleich gut ist, bitte ich woanders zu recherchieren. Ich kann Ihnen nur viel Spaß beim Lesen wünschen.
"Gloria!" - Ein Papst-Krimi
auf deutsch geschrieben
2012, Rowohlt Taschenbuch Verlag
357 Seiten
ISBN 978-3-499-25755-1
Ein fröhlich tempelhüpfender Papst auf gelbem Cover lädt zu einem humorvollen Rom-Krimi, eigentlich Vatikan-Krimi ein.
Es ist Fastenzeit in Rom, und Immaculata, die Haushälterin des Papstes macht Frühjahrsputz. Hier werden Gebeine aus dem ersten Jahrhundert entdeckt. Papst Petrus II ist enzückt und überzeugt, daß dies endlich die lange gesuchten Knochen Petri sind. Er zeigt diese Knochen bei der Karfreitagsprozession - der englische Bischof der liebenswürdigerweise das Tragen des Kreuzes übernommen hat, wird nur durch seine kugelsichere Weste vom Ermordet werden gerettet. Nachher stellt sich heraus, daß der Schädel von Petrus heimlich ausgetauscht worden war.
Papst Petrus, der ein echter Römer aus Trastevere ist, seine bildschöne sprachgewandte PR-Sprecherin Giulia und sein Privatsekretär Francesco machen sich auf Lösungen zu finden : Lösungen für den getauschten Schädel, den Mordanschlag (bei dem zu klären ist wer eigentlich ermordet hätte werden sollen) und wohin die bezaubernde Photographin des Vatikan Marietta verschwunden ist.
Bizarr wird es als Giulias Mutter, eine tonangebende Dame der verwöhnten Gesellschaft, erzählt, daß es einen Reliquienmarkt im Finanzministerium gibt ... spätestens ab hier sollte der/die Lesende selber weiter lesen.
Es macht Spaß den Krimi zu lesen. Die Personen sind plastisch und humorvoll geschildert. Das Menü das Petrus II hinter dem Rücken seiner gestrengen Haushälterin heimlich serviert wird, ist ein Genuß. Auch andere Fressalien und Süßigkeiten machen Vergnügen zu Lesen.
Giulia ist eine schöne Frau, die wunderbar eine Intrigen gegen einen superreichen respektlosen totkranken Menschen spinnt und mit Geld einiges unmenschlich Geplantes gutzumachen weiß.
Francesco, der Sekretär wird als verträumter Mann geschildert der aus den Bergen und Wäldern kommt. Ihm ist manches in der großen Stadt ziemlich unverständlich.
Schwester Immaculata schwingt ohne Reue streng das Zepter im Haushalt des Papstes und provozierte beim Lesen so manches Lachen.
Seitenhiebe zwischen katholischer Kirche und der Anglikanischen Kirche dürften dem aktuellen Trend in England entsprechen. Die Angst der englischen Fußballer vor dem Elfer-schießen gegen die deutschen Jungs, und andere fußball-lastige Kommentare unterhalten ebenfalls.
Ich habe das Buch genossen. Den ersten Teil, der 'Halleluja!' heißt habe ich nicht gelesen - ob Teil zwei besser, schlechter oder gleich gut ist, bitte ich woanders zu recherchieren. Ich kann Ihnen nur viel Spaß beim Lesen wünschen.
Samstag, 19. Mai 2012
Ethan Hawke : "Hin und Weg"
Ethan Hawke :
"Hin und Weg"
Roman
Original "The Hottest State"
1996, Ethan Hawke
Deutsch von Kristian Lutze
1997, Kiepenhauer & Witsch
Hinweis: alle Figuren und Ereignisse in diesem Buch sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
198 Seiten und 1 Seite Danksagung
ISBN 3-462-02647-X
Neugier ließ mich zu dem Buch des Schauspielers greifen, der mich im 'Club der toten Dichter', 'Gattaca' und 'Taking Lives' fasziniert hat.
In diesem Roman erzählt er die Gefühle eines 21-jährigen amerikanischen Schauspielers zu einer jungen Frau. Die Geschichte ist in Ich-form erzählt und alles ist ausschließlich aus seiner Sicht geschildert - egal ob es sich um Gefühle, Wohnungen /Straßen oder Menschen handelt.
Er verliebt sich in eine Sängerin, hilft ihr die Wohnung einzurichten, erlebt mit ihr eine schöne Zeit tw. auch in Paris und muß dann aus den Staaten um zu filmen. Als er zurückkommt trennt sich die Sängerin von ihm. Als Shakespeare zitierender Romeo versucht er wieder einen Platz in ihrem Herzen zu erhalten, scheitert aber. Obwohl er schon längst wieder erotische Beziehungen hat, u.a. zu einer sehr attraktiven Langzeitfreundin, die bereits zwei Kinder von ihm abtreiben lassen mußte (er mag keine Kondome), kann er die Sängerin, die eigentlich Kindergärtnerin ist noch länger nicht vergessen.
Humorvoll finde ich die Stellen, an deren 'Romeo' im Schnee auf der Straße in New York steht, Monologe an 'Julia' rezitiert und dannach auf dem Anrufbeantworter die Nachricht der 'Julia' findet, sich bitte nicht so aufzuführen, da die Nachbarn wegen seines Verhaltens nicht mehr mit ihr reden.
Die Menschen, v.a. die Eltern, deren unterschiedliche Lebensweisen, die Art der Trennung, die gedankenlosen Versprechen an ihn bei der Trennung, aber auch der Versuch neue Familien aufzubauen sind stark.
Es gibt einige Sex-szenen, die ziemlich unsinnlich und unerotisch bei mir angekommen sind.
Ich bin mir nicht sicher ob die Menschen wie sie geschildert wurden, nicht doch aus dem persönlichen oder erzählten Erlebnisschatz des Autors kommen, und nicht doch eine unglücklige, gewünschte Liebe hier den Ausdruck fand.
Das Buch war etwas mühsam zum Lesen - ich habe ein für mich leichter lesbares anderes Buch in der Hälfte gelesen und dann wieder hier weitergelesen. Spannung fehlt, die Frage wie das Buch denn endet brachte mich zum Fertiglesen. (Es endet wie viele Beziehungen - nämlich offen).
"Hin und Weg"
Roman
Original "The Hottest State"
1996, Ethan Hawke
Deutsch von Kristian Lutze
1997, Kiepenhauer & Witsch
Hinweis: alle Figuren und Ereignisse in diesem Buch sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind zufällig und nicht vom Autor beabsichtigt.
198 Seiten und 1 Seite Danksagung
ISBN 3-462-02647-X
Neugier ließ mich zu dem Buch des Schauspielers greifen, der mich im 'Club der toten Dichter', 'Gattaca' und 'Taking Lives' fasziniert hat.
In diesem Roman erzählt er die Gefühle eines 21-jährigen amerikanischen Schauspielers zu einer jungen Frau. Die Geschichte ist in Ich-form erzählt und alles ist ausschließlich aus seiner Sicht geschildert - egal ob es sich um Gefühle, Wohnungen /Straßen oder Menschen handelt.
Er verliebt sich in eine Sängerin, hilft ihr die Wohnung einzurichten, erlebt mit ihr eine schöne Zeit tw. auch in Paris und muß dann aus den Staaten um zu filmen. Als er zurückkommt trennt sich die Sängerin von ihm. Als Shakespeare zitierender Romeo versucht er wieder einen Platz in ihrem Herzen zu erhalten, scheitert aber. Obwohl er schon längst wieder erotische Beziehungen hat, u.a. zu einer sehr attraktiven Langzeitfreundin, die bereits zwei Kinder von ihm abtreiben lassen mußte (er mag keine Kondome), kann er die Sängerin, die eigentlich Kindergärtnerin ist noch länger nicht vergessen.
Humorvoll finde ich die Stellen, an deren 'Romeo' im Schnee auf der Straße in New York steht, Monologe an 'Julia' rezitiert und dannach auf dem Anrufbeantworter die Nachricht der 'Julia' findet, sich bitte nicht so aufzuführen, da die Nachbarn wegen seines Verhaltens nicht mehr mit ihr reden.
Die Menschen, v.a. die Eltern, deren unterschiedliche Lebensweisen, die Art der Trennung, die gedankenlosen Versprechen an ihn bei der Trennung, aber auch der Versuch neue Familien aufzubauen sind stark.
Es gibt einige Sex-szenen, die ziemlich unsinnlich und unerotisch bei mir angekommen sind.
Ich bin mir nicht sicher ob die Menschen wie sie geschildert wurden, nicht doch aus dem persönlichen oder erzählten Erlebnisschatz des Autors kommen, und nicht doch eine unglücklige, gewünschte Liebe hier den Ausdruck fand.
Das Buch war etwas mühsam zum Lesen - ich habe ein für mich leichter lesbares anderes Buch in der Hälfte gelesen und dann wieder hier weitergelesen. Spannung fehlt, die Frage wie das Buch denn endet brachte mich zum Fertiglesen. (Es endet wie viele Beziehungen - nämlich offen).
Abonnieren
Posts (Atom)