Rosa Ribas :
"Falsche Freundin"
- der dritte Fall für Komissarin Cornelia Weber-Tejedor
original "en caída libre"
2011, Editorial Viceversa, Barcelona
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
Deutsche Erstausgabe
2012, Suhrkamp Taschenbuch Verlag
407 Seiten
ISBN 978-3-518-46302-4
Der mehr als 400 Seiten starke Kriminalroman erzählt eine zeitweise ziemlich brutale Geschichte um Drogen, die Verteilung, die kleinen Teilchen in dem großen Netzwerk und den Kampf um Macht der Gruppen. Mittendrin Kommissarin Cornelia Weber-Tejedor, die als Putzfrau im Gefüge des Flughafens Frankfurt versteckt, Vertrauen aufbaut, ins Netzwerk kommt und damit hilft zumindest einige Morde aufzuklären.
Hauptfigur ist Cornelia Weber-Tejedor, Tochter einer spanischen Mutter und eines deutschen Vaters, deren Ehe vor den Scherben steht. Sie ist in einen Kollegen verliebt. Um all dem zu entfliehen heuert sie versteckt für Mitarbeit in den Putztrupps des Flughafens an, da hier die Weitergabe von Drogen beobachtet wurde. Sie bewährt sich nach Wochen und wird in den engen Kreis der Drogentransporteure aufgenommen. Das Regiment ist brutal, denn mimimales Abweichen von Loyalität und Ordnung oder mögliche Gefahr wird sofort von Schlägerjungs geahndet - bzw. manche Drogenleiche wird gefunden. Die Eskalation findet statt als sich zwei Gruppen die beide die Macht um die Drogen beanspruchen in die Quere kommen - wer bei welcher Gruppe ist wird der Kommissarin sehr spät klar.
Ich habe etwas Zeit gebraucht bis ich endlich den Drive der Geschichte gespürt habe, konnte aber dann das Buch nicht aus der Hand legen, bis endlich einige Knoten aufgelöst worden waren.
Die Art der Menschenschilderung gefällt mir sehr sehr gut. Die Polizeikollegen sind schön gezeichnet : Reiner, Leo, Vorgesetzter Rossmann, Sulima. Die Putzfrauen : die Polin Beata, die Möchtegernschauspielerin Freya, die Deutsch-Türkin Selin mit Bruder Harun und Ehefrau Raquel, Carolina aus Lateinamerika, deren immer grantige Chefin Ramona, der planungswütige Chef Raschke. Die liebenswürdige Nachbarin Gamze mit ihrem dicken Sohn Hakim, der auf eine Operation zur Magenverkleinerung wartet (und sie rettet).
Die Menschen sind als Menschen greifbar mit ihren unterschiedlichen Temperamenten. Jeder hat sein einzelnes Schicksal, das nie stereotyp wirkt.
Es gibt gute und böse Menschen, quer durch die multi-kulti-Umgebung, aber nicht aufgrund der Herkunft erkennbar.
Der Flughafen ist ein Arbeitsplatz. Mehr nicht. Die Menschen sind wichtig, nicht der Ort.
Die Geschichte wird in Ich-form aus Sicht der Kommissarin erzählt, mit ihren Eindrücken von Menschen und Situationen, ihre Hoffnungen (Beziehung) und Ängsten (Exmann, Eltern, ob ihre Deckung gut ist). Stark sind die Schilderungen über ihre Eltern, deren Beziehung und wie die beiden sich im Altern gegen das Aufarbeiten der Franco-Zeit wehren (etwas das sie in jüngeren Jahren befürwortet hatten).
In Summe kann ich das Buch gerne empfehlen. Die Brutalitäten sind nicht meins, aber die Geschichte ist spannend erzählt und durchaus vorstellbar. Viel Vergnügen !
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