Mittwoch, 3. Oktober 2012

Carlos Ruiz Zafón : "Marina"

Carlos Ruiz Zafón : "Marina" Roman
original "Marina"
1999, Edebé, Barcelona
geschrieben lt. Vorwort zwischen 1996 und 1997
aus dem Spanischen von Peter Schwaar
2011, S. Fischer Verlag
339 Seiten
3 Seiten Vorwort
2 Seiten Epilog
ISBN 978-3-10-095401-5

'Marina' ist ein Roman über Jugendliebe, erste Liebe, und Kunst, der zu einem guten Drittel eine Gruselgeschichte ist, in der es wieder um Liebe und Kunst geht. Mit schönen, starken dichten Metaphern sind die Umgebung und die Menschen beschrieben - die Geschichte zieht in den Bann.

Òscar Drai, ein junger Mann der 1979 im Internat in Barcelona lebt, durchstreift gerne die Straße und lernt nachdem er Kater Kafka verfolgt hat, deren Besitzerin die zarte, schöne, gleichaltrige Marina und deren Vater Géronimo Blau kennen. Sie leben in einer ziemlich verfallenen Jugendstilvilla in einer Gegend mit alten, eher verfallenen Häusern. Die Mutter Marinas war eine wunderbare, gefeierte begnadete Sängerin gewesen, die an TBC verstorben ist. Géronimo hatte den Zauber seiner Frau als genialer Maler der er war, in wunderschönen Bildern festgehalten.
Marina zeigt Òscar auf dem Friedhof in Serría eine schöne tiefverschleierte Frau. Beim Verfolgen dieser Frau entdecken sie ein gespenstisches Gartenhaus mit mißgestalteten Marionetten. Òscar und Marina folgen der Geschichte und Stück für Stück wird ihnen die bizarre Lebensgeschichte von Michael Kolwenik aus Waisentum, Varieté, Geld, medizinischen Gelenken, großer Liebe, Salzsäure, Betrug und beginnendem Wahnsinn aus Mißbildung erzählt.

Die Menschen in den Roman sind wunderschön geschildert - Òscar als ungelenker aber netter junger Mann, Marina als schöne gescheite junge Frau, ihr Vater Géronimo als Herr der alten Schule mit Manieren, mit Bildung, und Zurückhaltung, Kater Kafka der genau weiß was er will, Pater Sergiu im Internet, die verschleierte Frau, Dr. Shelley mit Tochter. Schöne Metaphern umschreiben die Personen - Géronimo dessen Fahrweise beschrieben wird, daß er selbst Ameisen den Vortritt läßt. Auch Géronimo hat seine Familiengeschichte als Liebe, Schönheit und Verrat vorzuweisen. Die verschiedenen menschlichen Facetten von Michael Kolwenig, vom genialen Ingenieur, zum verliebten Mann der einen Traum gestalten will und sich über menschliche Grenzen hinwegsetzen möchte sind beängstigend nahe beschrieben.

Mir haben die Formulieren und Beschreibungen des in Ich-Form geschriebenen Buchs in diesem Buch besonders gut gefallen: Beispiele dafür sind ' Regen kratzt am Fenster', 'Maler heißt schreiben mit Licht', 'wo die Gezeiten atmeten wie ein versteinerter Wal', 'das Lichtdiadem des Vordachs' bis 'Kobold der Zeit' und ' Müdigkeit begann mich zu umzingeln wie hungrige Wölfe'.

Das Buch in lesbaren großen Buchstaben geschrieben - es war nicht notwendig nach der Lesebrille zu suchen.
Sehr angesprochen haben mich auf die Beschreibungen der Ort, des Mystik der Ort, der Nebel der die Villengegenden verhängt. Es ist kein buntes Barcelona, das hier beschrieben wird, sondern die scharz-grau schillernden geheimnisvollen Teile der Stadt.

Im Vorwort erzählt der Autor, daß es lange dauerte bis ein Verlag das Buch komplett veröffentlichte und nicht mit Strichen, die die Gesamtheit der Geschichte sehr beeinträchtigt hatten.

Der Roman ist sehr empfehlenswert, wenn der Leser/die Leserin in eine vergangene Welt mit Zauber tauchen will, denn die Stadt wird als sehr versunken geschildert. Das Erwachsen werden von Òscar ist behutsam geschildert, seine Freundschaft und der Zauber zu Marina, das Kennenlernen von Rücksicht wie sie in der Familie von Marina praktiziert wird. Mir hat das Buch sehr sehr gut gefallen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen