Mittwoch, 20. Juni 2012

Dieter Bührig : "Schattenmenagerie"

Dieter Bührig :
"Schattenmenagerie"
Ein Eutin-Lübeck-Krimi
Ein musikalischer Kriminalroman nach Motiven von Carl Maria von Weber und Modest Mussorgskij
2012, Gmeiner Verlag Gmbh, Meßkirch
314 Seiten
ISBN 978-3-8392-1241-7

Der Roman beginnt gemütlich mit dem Urlaub von Inspektor Kroll und seiner Nichte Micha auf Mallorca. Dort stolpert er über eine Leiche - die sich als Landadeliger aus seinem deutschen Arbeitsfeld entpuppt. Vorbei ist der Urlaub und Inspektor Kroll begibt sich mit seiner Nichte und dem musiksinnigen Inspektor vor Ort auf die Suche nach möglichen Verdächtigen.
In Eutin war Carl Maria von Weber auf die Welt gekommen, wo er zwar nicht die Anerkennung erhielt, aber posthum doch viel gespielt wird. Es gibt auch einen Stiftungsrat, indem der ermordete Baron der Vorsitzende gewesen war.
Micha freundet sich während ihr Onkel recherchiert mit einigen Jugendlichen in ihrem Alter an - eine ist die erblindete Viviane, die wunderbar Klavier spielt. Midi-files sei Dank kann sie Musik auswendig lernen und sich dann beim Spielen darin vertiefen. Sie darf auf der Orgel im Schloß des Barons spielen, währenddessen der Geist C.M.von Webers erscheint und ihr eine Jugendsonate zum spielen und vollenden überläßt. Die blinde junge Frau auch auch bei einem späteren Konzert Visionen, in den sie sehen kann und ein stummen Mädchen in der Umgebung ganz normal spricht - die Visionen und gewissen Eigenmächtigkeiten der Jugendlichen ermöglichen dem Inspektor das Lösen des Falls, wobei noch zwei Morde dazugekommen waren.

In den Roman sind einige Erlebnisstränge parallel geführt und manchmal auch verwoben.
Die Mordaufklärung ist die Hauptlinie.
Parallel ist die Schiene der 14-jährigen Micha mit Handy, Freundinnen und den ersten Jungs in der Umgebung.
Die Snobs in Eutin sind ein Herzogpaar mit Sohn und eine Baronin; bis der Jungherzog und die Baronin endlich zusammenkommen dauert es etwas.
Herr Rasumowsky, mit wirklich russischer Abstammung, möchte gerne Nachfolger des Zars aus einer illegitimen Linie sein. Er ist Anhänger des Satanismus.
Coaba ist Ziehkind eines Försterpaares, die als Kleinstkind bei einem Asylantenbrand ihren Vater verloren hat und mittlerweile eine wunderschöne aber stumme junge Frau geworden ist. Sie hat Gefühl für die Natur und Wald, und deren Geister dort.
Parallelwelten, wie sie Viviane erlebt, ziehen in andere Ebenen, da sie stark in der Natur spielen und atmosphärisch sehr dicht beschrieben sind.
Der Titel 'Schattenmenagerie' wird im Laufe der Mordlösung aufgeklärt.

Es gibt auch Abrisse über die Geschichte von Eutin, dem Schloß und der späteren Zarin Katharina der II und ihren unglücklichen Ehemann Zar Peter. Diese Absätze habe ich nur überflogen, da ich rasch zum Krimistrang wollte.

Spaß machte mir die Figur des Inspektor Kroll, der in Mini Cooper, zerknautschem Trench und laut Led-Zeppelin hörend sehr sympathisch wirkt. Die Kommunikation Onkel - Nichte sind unterhaltend, und liebevoll. Hofverwalter Diabelli ist unguter Zeitgenosse - die Schilderungen wie er Licht ausweicht haben mich an ein Drehbuch erinnert. Tw. sind die Menschen sehr genau geschildert, wenn sich der Autor Zeit nimmt und einen Absatz lang das Gesicht seines Gegenübers mit Sprache zeichnet.
Da ich Musikfan bin und selber etwas Klavier klimpere habe ich mit den vielen Musikbezügen zu "Freischütz", Klaviersonaten und Mussorskis "Bilder einer Ausstellung" viel anfangen können - ich frage mich aber wie das Buch auf nicht-Klassikfans wirkt.

In Summe hat mir das Buch gut gefallen, ich habe es an einem Tag gemütlich ausgelesen gehabt - trotzdem ich immer wieder zugemacht habe um mir v.a. die Teile in den Parallelwelten nocheinmal durchzudenken oder nachzufühlen. Ich kann das Buch gerne weiterempfehlen.


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