Alejandro Zambra :
"Die Erfindung der Kindheit"
original "Formas de volver a casa"
2011, Barcelona
aus dem Spanischen von Susanne Lange
2012, Suhrkamp Verlag
xx Seiten
ISBN: 978-3-518-42334-9
Dieser Roman ist vierteilig und in Ich-Form geschrieben.
Im ersten Teil erzählt ein Bub, der für ein Mädchen schwärmt, wie er auf deren Wunsch einen Nachbar beobachtet/verfolgt. Angesiedelt ist die Beobachtung in Maipú (Anm: einem Bezirk der Stadt Santiago de Chile). Ausgangspunkt ein Erdbeben das 1985 das Land erschüttert und all die Menschen gemeinsam eine Nacht verbringen, die sonst möglichst wenig miteinander zu tun haben und noch weniger miteinander reden. Als er eine junge Frau bei dem zu Beobachtenden sieht und dies berichtet, reagiert das Mädchen sehr verstört. Erklärungen warum er beobachten soll und was die Reaktion bedeutet, erfolgen trotz fragen nicht.
In den Teilen zwei bis vier ist der Bub erwachsen, schreibt Romane, versucht sich in Lyrik, hat eine Ehe hinter sich, besucht seine Eltern selten aber doch - und das Mädchen von damals läuft ihm wieder über den Weg. Mittlerweile ist die Diktatur unter Pinochet vorbei. Erst jetzt fällt auf, daß seine Familie und er durch konsequentes wenig Reden, in der Diktatur überlebt haben - seine Familie hat niemanden verloren. Andere Familien waren da anders - das Mädchen hatte in dem Nachbarn ihren Vater wiedererkannt, der unter falschem Namen und Identität Mitmenschen half. In dieses Geheimnis war sie nicht eingeweiht gewesen - ihre große Schwester war altersbedingt es. Konflikte waren und sind programmiert.
Er versucht weiter an seinem Roman zu schrieben, scheitert aber weil seine Ex-Frau nicht die gewünschte Reaktion zeigt. Die Gedichte fließen wie von selbst aus ihm.
Das Mädchen heißt Claudia, ihre Schwester Ximena, der Vater Roberto - Rául, die Ex-Ehefrau M., Vater und Mutter sind Vater und Mutter, seine Schwester ist namenslos, genauso wie mir kein Name für den Erzähler selber auffiel.
Der erste Teil hat mich sehr angesprochen. Leider ist die Spannung in den anderen Teilen nicht zu spüren. Hier verliert sich der Text in unfertigen Bildern. Manchmal wirkt der Text wie eine Aneinanderreihung von Absätzen, die nicht immer miteinander in Kontext stehen.
Die Personen sind tw. schön geschildert und nachvollziehbar. Leider bleibt der Erzähler für mich formlos. Die Frauen sind vorstellbar. Die Orte bleiben Ausschnitte.
Ich hatte beim Lesen ein Post-it im Buch um mir die vielen verschiedenen für mich neuen Autoren aufzuschreiben. Viele dieser Namen sind in Lateinamerika offenbar sehr bekannt, dürften aber (noch) keine deutschen Übersetzer haben.
Wenn das Reflektionen der notwendigen Kommunikationslosigkeit unter einer Diktatur das emotionale Ziel des Romans war, kann der Leser es als gelungen betrachten. Mir waren zu wenig Auflösungen der Rätsel der Kindheit zu finden, und auch kein Umgang die Gegenwart anzupacken und zu gestalten.
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