Stefan Zweig :
"Brasilien" - Ein Land der Zukunft
1941 erstmals bei Bermann-Fischer Verlag AB, Stockholm erschienen
Insel Taschenbuch 4208
2013, Suhrkamp Berlin
275 Seiten
13 Seiten Einleitung von Stefan Zweig
13 Seiten Nachwort von Volker Michaels, Frankfurt a. Main 1994
ISBN 978-3-458-35908-1
Das Buch ist ein wunderbares Buch mit wunderschöner Sprache, schönen Bildern im Kopf und spannend geschrieben. Der Roman eignet sich weniger zum Querhinunterlesen sondern es ist schöner hier die Sätze, Metaphern bewußt und konzentriert zu lesen, auch wenn das mehr Zeit benötigt.
Vor allem die Geschichte grandios erzählt. Auf diesen Teil wieder immer wieder zurückgegriffen, wenn die Wirtschaft extra erzählt wird oder einzelnen Städte in ihrem auf und ab mit der Entwicklung der Rohstoffe wie Kautschuk, Kakao oder Kaffee reflektiert. Am willkürlichsten liest sich der Teil als der Goldrausch ausgebrochen war, und zwei Generationen später bereits erloschen war.
Die ersten 80 Seiten Geschichte sind spannend erzählt. Fast so spannend wie ein gut geschriebener Thriller. Brasilien wurde meist in Ruhe gelassen, die hohen Erwartungen die an die von den Spaniern entdeckten Länder gerichtet waren und zu derem raschen kulturellem Ruin führten, fand hier nicht statt. Dafür haben hier die Jesuiten über Generationen viel an Schulung durchgeführt, die später von den eigenen Landsleuten durch Menschenraub zunichte gemacht wurde. Dann kam interimistisch der portugiesische Königshof um den europäischen Wirren zu entfliehen. Für Rohstoffgewinnung brachten später Schiffe ladungenweise Arbeiter aus Afrika. Zuwanderer kamen aus Deutschland, Holland etc ..
Das Völkergemisch aus ausgewanderten und angelieferten Menschen bietet ein vielfältiges Kulturangebot, das sich Kirchen der verschiedensten Ausstattungen wiederspiegelt. Wie Stefan Zweig die vielen unterschiedlichen Kirchen in Bahia, 'der alten Dame', beschreibt macht Freude zu lesen.
Stefan Zweig betrachtet Literatur, Lyrik, Musik, Architektur, das reiche Pflanzenangebot und die Freundlichkeit der Menschen und im Miteinander. Er sah sich Kaffee und Kautschukplantagen an, und auch den damals aktuellen Stand der Goldgewinnung. Hier war er enttäuscht, denn keine Sinnlichkeit war zu spüren, obwohl so viel Arbeit in der Gewinnung steckt, die dann wegegesperrt wird
Hochinteressant ist zu lesen wie er Rio de Janeiro, Sao Paolo, Bahia, die Goldstädte, Recife in ihren Unterschiedlichkeiten vergleicht und auch Lebensqualität wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und kulturelle Umgebung eingeht.
Das Buch ist nicht unumstritten. Teilweise wird behauptet, daß das Buch quasi ein Auftragswerk im Gegenzug zum guten Leben in Brasilien sei. Im Nachwort ist vermerkt, daß Zweig vorgeworfen wurde zu positiv über Brasilien schrieb und die durchaus existierenden Probleme schön schrieb.
Bei den Absätzen in denen er die Favelas in Rio pitturesk beschreibt und die Neger (er verwendet das Wort) so nett und freundlich und unbekümmert ihre Blechbehausungen gelassen von einem Hügel auf den anderen tragen, versteht man diese Überlegungen.
Vorwort und Nachwort sind hier absolut empfehlenswert ebenfalls zu lesen. In Summe ein großartiges Buch, das ich großteils genossen habe. Viel Muße und Freude beim Lesen !
Stefan Zweig wurde am 28. November 1887 in Wien geboren. Er war rasch als Romancier anerkannt und seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt. Er reiste viel und lernte über den PEN-Club Brasilien kennen. Als der von ihm initiierte Verlag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten seine Werke nicht mehr drucken durfte, und es auch in Österreich (Zweig lebte in Salzburg) eng wurde, nahm er die Einladung in Brasilien zu leben - nach Scheidung für Neuvermählung - an. Trotzdem nahm er sich 1942 in Petrópolis, Brasilien, das Leben.
Montag, 30. Dezember 2013
Stefan Zweig : "Brasilien"
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Dienstag, 17. Dezember 2013
Pablo Tusset : "Im Namen des Schweins"
Pablo Tusset :
"Im Namen des Schweins"
2006, Ediciones Destino, S.A. Barcelona
im Original "En el nombre del cerdo"
aus dem Spanischen von Ralph Amann
2009, Heyne Taschenbuch Verlag
559 Seiten
ISBN 978-3-453-81176-8
Dieser durchaus dicke Roman beginnt wie ein Krimi mit dem Auffinden einer ziemlich grauslich zerstückelten Leiche. Dann wird in zwei parallel laufenden Geschichten vom dicklichen Comissario Pujol, der kurz vor seiner Pensionnierung steht und einen zweiten Frühling mit seiner eigenen Frau erlebt. Die andere Geschichte handelt von seinem Ziehsohn Thomas, den jeder auch er sich selber nur 'T' nennt. Sein Ziehvater hat ihn zum Inspector ausbilden lassen, und der Hauptkommissar ist der einzigem dem er soetwas wie Liebe entgegen bringt. Frauen bekommen seine Fixierung auf eine Bellini - Madonna bisweilen sehr schmerzhaft ab.
'T' wird undercover zum Dorf des Leichenfundes gebracht. Er soll dort einem Dichter und wichtigen Wirtschaftsmann und nebenbei der Dorfstruktur auf die Schliche kommen. Er ist dort als 'P', als Pedro, bekannt. Das Ende ist anders als erwartet.
Orte der Handlung sind der neue Polizeibau in Barcelona, Calabrava, ein Hügel in Katalonien und New York. Innenausstattung und Örtlichkeiten sind anschaulich, aber nicht mühsam geschildert.
Hauptkommissar Pujol wird mit viel Humor geschildert. Wenn er Kassetten mit Musik kaufen möchte, und ihm ein vorlauter schwuler Verkäufer frech eine CD mit guter Pop-musik verkauft. Auch die ätzenden Bemerkungen des jungen Mannes über Kleidung machen ihn gewissen Kleidungsvorschriften offener und auch bereit dem Leben mit Freunde zu begegnen. Kleidung, Frisur, ein CD-player und eine neues Auto irritieren seine Frau kurz, dann macht sie freundlich mit.
'T' ist eher düster geschildert, wie er die Straßen New York durchläuft, die Billigläden nach Markenware durchforstet und in der Liebe Schiffbruch erleidet. Gruselig ist wie 'P' im Dorf dann auf 'T' trifft und sich die Bilder aus New York, die Flugzeugeinstürze in die Tower, und Balkon und Landschaft des Kaffs in Katalonien durcheinander schieben.
Eigentümlich ist die Beschäftigung mit dem Zettel in der Leiche, der der Titel des Buches ist. Und daraus folgend das Lesen eines GEdichtes, das der wichtige Wirtschaftsmann des Kaffs geschrieben hat. Mühsam werden Stilformen und Ergänzungen herausgearbeitet.
Der Roman ist spannend geschrieben, aber die Zeilen sind genau zu lesen. Das Buch ist empfehlenswert für alle neugierigen Leser und Leserinnen.
Pablo Tusset ist das Pseudonym für David Homedes Cameo, der 1965 in Barcelona geboren wurde. Über seine Vita ist wenig bekannt. Eine Quelle meint er sei Informatiker, eine andere vermutet, daß er eine Bar oder sonst etwas Gastronomisches betreibt, noch eine andere Quelle nennt die unterschiedlichsten Arbeitsarbeiten in seinem Leben. Sein erstes Buch "Das Beste was einem Croissant wiederfahren kann' wurde 2001 (spanisch und deutsch) veröffentlicht
"Im Namen des Schweins"
2006, Ediciones Destino, S.A. Barcelona
im Original "En el nombre del cerdo"
aus dem Spanischen von Ralph Amann
2009, Heyne Taschenbuch Verlag
559 Seiten
ISBN 978-3-453-81176-8
Dieser durchaus dicke Roman beginnt wie ein Krimi mit dem Auffinden einer ziemlich grauslich zerstückelten Leiche. Dann wird in zwei parallel laufenden Geschichten vom dicklichen Comissario Pujol, der kurz vor seiner Pensionnierung steht und einen zweiten Frühling mit seiner eigenen Frau erlebt. Die andere Geschichte handelt von seinem Ziehsohn Thomas, den jeder auch er sich selber nur 'T' nennt. Sein Ziehvater hat ihn zum Inspector ausbilden lassen, und der Hauptkommissar ist der einzigem dem er soetwas wie Liebe entgegen bringt. Frauen bekommen seine Fixierung auf eine Bellini - Madonna bisweilen sehr schmerzhaft ab.
'T' wird undercover zum Dorf des Leichenfundes gebracht. Er soll dort einem Dichter und wichtigen Wirtschaftsmann und nebenbei der Dorfstruktur auf die Schliche kommen. Er ist dort als 'P', als Pedro, bekannt. Das Ende ist anders als erwartet.
Orte der Handlung sind der neue Polizeibau in Barcelona, Calabrava, ein Hügel in Katalonien und New York. Innenausstattung und Örtlichkeiten sind anschaulich, aber nicht mühsam geschildert.
Hauptkommissar Pujol wird mit viel Humor geschildert. Wenn er Kassetten mit Musik kaufen möchte, und ihm ein vorlauter schwuler Verkäufer frech eine CD mit guter Pop-musik verkauft. Auch die ätzenden Bemerkungen des jungen Mannes über Kleidung machen ihn gewissen Kleidungsvorschriften offener und auch bereit dem Leben mit Freunde zu begegnen. Kleidung, Frisur, ein CD-player und eine neues Auto irritieren seine Frau kurz, dann macht sie freundlich mit.
'T' ist eher düster geschildert, wie er die Straßen New York durchläuft, die Billigläden nach Markenware durchforstet und in der Liebe Schiffbruch erleidet. Gruselig ist wie 'P' im Dorf dann auf 'T' trifft und sich die Bilder aus New York, die Flugzeugeinstürze in die Tower, und Balkon und Landschaft des Kaffs in Katalonien durcheinander schieben.
Eigentümlich ist die Beschäftigung mit dem Zettel in der Leiche, der der Titel des Buches ist. Und daraus folgend das Lesen eines GEdichtes, das der wichtige Wirtschaftsmann des Kaffs geschrieben hat. Mühsam werden Stilformen und Ergänzungen herausgearbeitet.
Der Roman ist spannend geschrieben, aber die Zeilen sind genau zu lesen. Das Buch ist empfehlenswert für alle neugierigen Leser und Leserinnen.
Pablo Tusset ist das Pseudonym für David Homedes Cameo, der 1965 in Barcelona geboren wurde. Über seine Vita ist wenig bekannt. Eine Quelle meint er sei Informatiker, eine andere vermutet, daß er eine Bar oder sonst etwas Gastronomisches betreibt, noch eine andere Quelle nennt die unterschiedlichsten Arbeitsarbeiten in seinem Leben. Sein erstes Buch "Das Beste was einem Croissant wiederfahren kann' wurde 2001 (spanisch und deutsch) veröffentlicht
Samstag, 30. November 2013
Franz Josef Weißenböck : "Mord im Parlament"
Franz Josef Weißenböck :
"Mord im Parlament" - ein konstruktivistischer Kriminalroman
'Eine Ungeheuerlichkeit'
2011, Edition VA bENE, Klosterneuburg
255 Seiten
ISBN 978-3-85167-252-7
Thomas Thomas arbeitet im österreichischen Parlament. Einer seiner besten Freunde dort ist Franz Ferdinand Schwarzenberger, Pressechef und genauso wie er Freund und Verfechter guter schöner österreichischer Sprache. Ein Kriminologenkongreß ist geplant - genau an der Stelle an der Kriminologen aus Israel plaziert sein sollen, war ein Luster zerschellt. er Kongreß wird ins Parlament verfrachtet. Bevor die Mitglieder des Kongresses eintreffen wird ein Politiker ermordet im Keller aufgefunden. Dieser Politiker war gewieft im Anpassen an Politisches und hatte einen manifesten Ruf als Frauenheld. Polizist Hans Scherzer tritt auf - er hat auf Wunsch seiner Gattin deren Namen angenommen weswegen ihn Thomas nicht sofort als ehemaligen Klassenkollegen im humanistischen Gymnasium erkennt. Die Krimologen treffen ein - es sind die Protagonisten vieler Kriminalgeschichten von Commissarion Brunetti bis Mira Valevsyk, Benno Berghammer, Salvo Montalbano, Erlendur Sveinsson, Marga Zymsteyn und Kostas Charitos etc. Nach drei Tagen Diskussionen, Workshops und Theorien zu dem aktuellen Politikermord reisen die Herrschaften ab. Im Mord wird noch ermittelt.
In dem Buch das zwar ein Krimi ist, aber kein who-dunn-it ist werden viele unterschiedliche Themen und rote Fäden verfolgt.
Plot der zusammenhält sind der heruntergefallene Luster und der Mord. Den anderen Themen wird mehr Raum gewährt - bis auf die kurze Geschichte als der Mord inoffiziell geklärt wird.
Einigen Raum nehmen die Politiker, das sich zu wichtig fühlen der Mitglieder des Bundesrats, der Wankelmut in politischen Themen ein. Bösartig werden politische Diskussionen auf dieser Nebenbühne, dem Bundesrat, beschrieben, indem es einerseits um ein lächerliches Gesetz (Ausländer mit Linksbegabung und Linkshänderförderung mit grandioser Abkürzung) geht und andererseits nur inhaltlos, aber mit floskelgewaltig darum geht die eigene Existenz zu rechtfertigen.
Hobby von Thomas und Schwarzenberger ist Sprache. Beiden macht der Umgang Freude, bzw der Umgang in den Medien die der deutschen Sprache nicht mehr mächtig scheinen Kummer. Sie werfen sich lateinische und griechische Bibelübersetzungen an den Kopf und amüsieren sich dabei großartig.
Bei den Kriminologen ist es spannend und unterhaltsam wie diese hier geschildert werden: Der arme Brunnetti dem ein Philosoph den er nicht ausstehen kann angedichtet wurde, Laurenti der sich als Schöpfung mit italienischer Kunst wohlfühlen darf, Valevsyk die einen Spaghetti-disput vom Zaun bricht und eine Gruppe daheim bekocht. Thomas ist glücklich als er über Caravaggio reden darf. (ein ganzes Kapitel ist Caravaggio und Rembrandt gewidmet).
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, da doch ein gerütteltes Maß an Allgemeinbildung und auch gelesenen & gemerkten Krimigestalten vorausgesetzt wird. Die lateinischen und griechischen Stellen sind netterweise fließend im folgenden Text zumindest ansatzhalber übersetzt, denn das Schullatein manches Lesers/mancher Leserin kann schon länger zurückliegen oder verschüttet sein.
Skurril sind Ansätze wenn zwei Disputanten nachfragen warum die griechischen Götter lächeln, und warum sie Trankopfer bringen. Sie sind doch unsterblich, warum bringen sie dann Opfer dar ? Oder wissen sie um die Totenwelt und es gibt keine Unsterblichkeit ?
Auf dem ersten Blatt des Buches verweist der Verlag darauf, "daß seine Bücher der alten Rechtschreibung folgen. Die Entscheidung bezieht sich auf die Sinnwidrigkeit der meisten neuen Regeln und darauf, daß sie sich gegen die deutsche Sprache selbst richten."
Im Absatz darunter der Hinweis, daß der Druck mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur etc ... erfolgte. Wenn das nicht Humor hat :-)
Die Kapitel haben tw. witzige Bezeichnungen abseits der Zeitstruktur die an einem Samstag morgen beginnt, und dann die Woche davor beginnend mit Samstag schildert: 'Nil nisi bene de Carlo Malfatti', 'Small talk und Caravaggio', 'Pasta mit Hypothesen', 'Caravaggio gegen Rembrandt 1:0', 'Odysseus auf Scheria' und 'Das Lächeln de Mona Lisa'.
In Summe ein Buch das mir sehr gut gefallen hat, aber keines ist das sich rasch diagonal Lesen läßt. Viele sehr interessanten Themen sind angeschnitten über die bei Bedarf noch diskutiert werden kann. Ich überlege derzeit wem ich das Buch schenken kann, um ebenfalls die grauen Zellen zu trainieren. Viel Spaß !
PS: Poirot ist natürlich nicht bei dem Kriminologenkongreß; auch Miss Marple fehlt.
Franz Josef Weißenböck wurde 1949 in Neunkirchen (Niederösterreich) geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern: und lebt in Wien und Niederösterreich. Eintritt ins Wiener Priesterseminar und Studium der Theologie an der Universität Wien, wo er 1979 mit einer praktisch-theologischen Arbeit über „Katholische Kirche und Öffentlichkeit“ zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1999 Abschluß einer Ausbildung zum systemischen Supervisor und Coach.
Parallel zum Studium zuerst frei-, später hauptberufliche Tätigkeit als Redakteur der katholischen Presseagentur Kathpress, dazwischen als Religionslehrer an einer Wiener Volksschule. Mitarbeit bei verschiedenen in- und ausländischen Print- und elektronischen Medien. Seit 1980 Arbeit in verschiedenen Ministerien (Gesundheit und Umweltschutz, Finanzen, Soziales), seit 1999 Chefredakteur des parlamentarischen Pressedienstes - bis 2011.
Buchveröffentlichungen bisher: „Übrigens. Gespräche mit großen Geistern aus sechs Jahrhunderten. Mit einem Vorwort von Adolf Holl.“ (Innsbruck 2005). „Coaching für Platon, Caesar, Ovid, Pilatus, Paulus, Konstantin. Mit einem Vorwort von Franz Fischler.“ (EDITION VA bENE 2008). „Handbuch der Kirchenspaltung. Mit einem Vorwort von Weihbischof Helmut Krätzl und einem Gastkommentar von Dr. Walter Weiss" (EDITION VA bENE ISBN 978-3-85167-231-2)
"Mord im Parlament" - ein konstruktivistischer Kriminalroman
'Eine Ungeheuerlichkeit'
2011, Edition VA bENE, Klosterneuburg
255 Seiten
ISBN 978-3-85167-252-7
Thomas Thomas arbeitet im österreichischen Parlament. Einer seiner besten Freunde dort ist Franz Ferdinand Schwarzenberger, Pressechef und genauso wie er Freund und Verfechter guter schöner österreichischer Sprache. Ein Kriminologenkongreß ist geplant - genau an der Stelle an der Kriminologen aus Israel plaziert sein sollen, war ein Luster zerschellt. er Kongreß wird ins Parlament verfrachtet. Bevor die Mitglieder des Kongresses eintreffen wird ein Politiker ermordet im Keller aufgefunden. Dieser Politiker war gewieft im Anpassen an Politisches und hatte einen manifesten Ruf als Frauenheld. Polizist Hans Scherzer tritt auf - er hat auf Wunsch seiner Gattin deren Namen angenommen weswegen ihn Thomas nicht sofort als ehemaligen Klassenkollegen im humanistischen Gymnasium erkennt. Die Krimologen treffen ein - es sind die Protagonisten vieler Kriminalgeschichten von Commissarion Brunetti bis Mira Valevsyk, Benno Berghammer, Salvo Montalbano, Erlendur Sveinsson, Marga Zymsteyn und Kostas Charitos etc. Nach drei Tagen Diskussionen, Workshops und Theorien zu dem aktuellen Politikermord reisen die Herrschaften ab. Im Mord wird noch ermittelt.
In dem Buch das zwar ein Krimi ist, aber kein who-dunn-it ist werden viele unterschiedliche Themen und rote Fäden verfolgt.
Plot der zusammenhält sind der heruntergefallene Luster und der Mord. Den anderen Themen wird mehr Raum gewährt - bis auf die kurze Geschichte als der Mord inoffiziell geklärt wird.
Einigen Raum nehmen die Politiker, das sich zu wichtig fühlen der Mitglieder des Bundesrats, der Wankelmut in politischen Themen ein. Bösartig werden politische Diskussionen auf dieser Nebenbühne, dem Bundesrat, beschrieben, indem es einerseits um ein lächerliches Gesetz (Ausländer mit Linksbegabung und Linkshänderförderung mit grandioser Abkürzung) geht und andererseits nur inhaltlos, aber mit floskelgewaltig darum geht die eigene Existenz zu rechtfertigen.
Hobby von Thomas und Schwarzenberger ist Sprache. Beiden macht der Umgang Freude, bzw der Umgang in den Medien die der deutschen Sprache nicht mehr mächtig scheinen Kummer. Sie werfen sich lateinische und griechische Bibelübersetzungen an den Kopf und amüsieren sich dabei großartig.
Bei den Kriminologen ist es spannend und unterhaltsam wie diese hier geschildert werden: Der arme Brunnetti dem ein Philosoph den er nicht ausstehen kann angedichtet wurde, Laurenti der sich als Schöpfung mit italienischer Kunst wohlfühlen darf, Valevsyk die einen Spaghetti-disput vom Zaun bricht und eine Gruppe daheim bekocht. Thomas ist glücklich als er über Caravaggio reden darf. (ein ganzes Kapitel ist Caravaggio und Rembrandt gewidmet).
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, da doch ein gerütteltes Maß an Allgemeinbildung und auch gelesenen & gemerkten Krimigestalten vorausgesetzt wird. Die lateinischen und griechischen Stellen sind netterweise fließend im folgenden Text zumindest ansatzhalber übersetzt, denn das Schullatein manches Lesers/mancher Leserin kann schon länger zurückliegen oder verschüttet sein.
Skurril sind Ansätze wenn zwei Disputanten nachfragen warum die griechischen Götter lächeln, und warum sie Trankopfer bringen. Sie sind doch unsterblich, warum bringen sie dann Opfer dar ? Oder wissen sie um die Totenwelt und es gibt keine Unsterblichkeit ?
Auf dem ersten Blatt des Buches verweist der Verlag darauf, "daß seine Bücher der alten Rechtschreibung folgen. Die Entscheidung bezieht sich auf die Sinnwidrigkeit der meisten neuen Regeln und darauf, daß sie sich gegen die deutsche Sprache selbst richten."
Im Absatz darunter der Hinweis, daß der Druck mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur etc ... erfolgte. Wenn das nicht Humor hat :-)
Die Kapitel haben tw. witzige Bezeichnungen abseits der Zeitstruktur die an einem Samstag morgen beginnt, und dann die Woche davor beginnend mit Samstag schildert: 'Nil nisi bene de Carlo Malfatti', 'Small talk und Caravaggio', 'Pasta mit Hypothesen', 'Caravaggio gegen Rembrandt 1:0', 'Odysseus auf Scheria' und 'Das Lächeln de Mona Lisa'.
In Summe ein Buch das mir sehr gut gefallen hat, aber keines ist das sich rasch diagonal Lesen läßt. Viele sehr interessanten Themen sind angeschnitten über die bei Bedarf noch diskutiert werden kann. Ich überlege derzeit wem ich das Buch schenken kann, um ebenfalls die grauen Zellen zu trainieren. Viel Spaß !
PS: Poirot ist natürlich nicht bei dem Kriminologenkongreß; auch Miss Marple fehlt.
Franz Josef Weißenböck wurde 1949 in Neunkirchen (Niederösterreich) geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern: und lebt in Wien und Niederösterreich. Eintritt ins Wiener Priesterseminar und Studium der Theologie an der Universität Wien, wo er 1979 mit einer praktisch-theologischen Arbeit über „Katholische Kirche und Öffentlichkeit“ zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1999 Abschluß einer Ausbildung zum systemischen Supervisor und Coach.
Parallel zum Studium zuerst frei-, später hauptberufliche Tätigkeit als Redakteur der katholischen Presseagentur Kathpress, dazwischen als Religionslehrer an einer Wiener Volksschule. Mitarbeit bei verschiedenen in- und ausländischen Print- und elektronischen Medien. Seit 1980 Arbeit in verschiedenen Ministerien (Gesundheit und Umweltschutz, Finanzen, Soziales), seit 1999 Chefredakteur des parlamentarischen Pressedienstes - bis 2011.
Buchveröffentlichungen bisher: „Übrigens. Gespräche mit großen Geistern aus sechs Jahrhunderten. Mit einem Vorwort von Adolf Holl.“ (Innsbruck 2005). „Coaching für Platon, Caesar, Ovid, Pilatus, Paulus, Konstantin. Mit einem Vorwort von Franz Fischler.“ (EDITION VA bENE 2008). „Handbuch der Kirchenspaltung. Mit einem Vorwort von Weihbischof Helmut Krätzl und einem Gastkommentar von Dr. Walter Weiss" (EDITION VA bENE ISBN 978-3-85167-231-2)
Donnerstag, 14. November 2013
James Bowen : "Bob, der Streuner"
James Bowen :
"Bob, der Streuner"
2012, Hodder & Stoughton Ltd
original "A Street Cat Named Bob"
Aus dem Englischen von Ursula Mensah
2013, Bastei Lübbe
245 Seiten + 2 Seiten Dank
ISBN 978-3-404-60693-1
Das Cover zeigt einen wunderschönen roten Kater mit blauem Schal. Dieser Kater ist Angelpunkt dieser wahren Katzengeschichte aus London.
James, Ex-junkie und Straßenmusiker findet im Frühjahr 2007 diesen verwahrlosten, halbverhungerten, verletzten roten Kater. Er kümmert sich um ihn, und möchte ihn wieder der gewohnten Freiheit zurückgeben. Der Kater will bleiben, und setzt sich durch (nona - sagt der Katzenliebhaber, der Katzen kennt). Und er bringt Struktur und Stabilität in das Leben des Menschen der sich schon aufgegeben hatte.
James ernährt sich und Bob zuerst als Straßenmusiker, dann als Zeitungsverkäufer. Die Einblicke in die Hintergründe der Abläufe und internen menschlichen Schwierigkeiten beim Verkauf einer Obdachlosenzeitung sind faszinierend. Beobachtungen wie sich die Menschen in der Wirtschaftskrise zwischen 2007 und 2009 ändern, ergänzen das Umfeld.
Stark ist, daß der Katzenmitbewohner durch die positive Reaktion der Umwelt auf den Kater wieder nette, hilfsbereite, freundliche Menschen kennen lernt; und damit lernt daß es doch Menschen gibt, denen er vertrauen kann.
Das Thema Rauschgift, seine Folgen für den Junkie aber auch für die Umwelt kommt oft vor. Die Ohnmacht der Familie nichts tun zu können und daß alles auseinandergleitet, wird genauso beschrieben, wie der systhematische Entzug, den James mithilfe seines sensiblen Katers auch schafft.
Witzig ist der Zeitbezug, daß schon längst Photos und Filmchens des Zeitungsverkäufers und seines Katers in den sozialen Medien sind, und erst Spanier ihn auf diese Bekanntheit aufmerksam machen.
Das Buch ist eine Geschichte für Advent oder Weihnachten, auch wenn nur ein Weihnachten beschrieben wird, und der rote Kater Bob anders als der weiße "Polar Bear" in "The Cat who came for Christmas" von Cleveland Armory, der wirklich zu Weihnachten ins Leben seines Autors tritt.
Die Geschichte ist einfach und unpretentiös geschrieben. Ohne viele Schnörkel, sondern die Geschichte wie sie abgelaufen war. Menschen die mit Katze & Kater leben / gelebt haben, werden durch Bobs Beschreibungen einiges wieder erkennen. Ein schönes Buch zum Verschenken - nicht nur an Katzenfans.
James Bowen wurde am 15. Jänner in Surrey (UK) geboren, lebte nach Scheidung der Eltern in Australien, zog 1997 nach London zurück, wo er seitdem lebt.
Co-Autor des Buches ist der Journalist Garry Jenkins, der ihn interviewt hatte und gemeinsam James' Geschichte aufschrieb.
"Bob, der Streuner"
2012, Hodder & Stoughton Ltd
original "A Street Cat Named Bob"
Aus dem Englischen von Ursula Mensah
2013, Bastei Lübbe
245 Seiten + 2 Seiten Dank
ISBN 978-3-404-60693-1
Das Cover zeigt einen wunderschönen roten Kater mit blauem Schal. Dieser Kater ist Angelpunkt dieser wahren Katzengeschichte aus London.
James, Ex-junkie und Straßenmusiker findet im Frühjahr 2007 diesen verwahrlosten, halbverhungerten, verletzten roten Kater. Er kümmert sich um ihn, und möchte ihn wieder der gewohnten Freiheit zurückgeben. Der Kater will bleiben, und setzt sich durch (nona - sagt der Katzenliebhaber, der Katzen kennt). Und er bringt Struktur und Stabilität in das Leben des Menschen der sich schon aufgegeben hatte.
James ernährt sich und Bob zuerst als Straßenmusiker, dann als Zeitungsverkäufer. Die Einblicke in die Hintergründe der Abläufe und internen menschlichen Schwierigkeiten beim Verkauf einer Obdachlosenzeitung sind faszinierend. Beobachtungen wie sich die Menschen in der Wirtschaftskrise zwischen 2007 und 2009 ändern, ergänzen das Umfeld.
Stark ist, daß der Katzenmitbewohner durch die positive Reaktion der Umwelt auf den Kater wieder nette, hilfsbereite, freundliche Menschen kennen lernt; und damit lernt daß es doch Menschen gibt, denen er vertrauen kann.
Das Thema Rauschgift, seine Folgen für den Junkie aber auch für die Umwelt kommt oft vor. Die Ohnmacht der Familie nichts tun zu können und daß alles auseinandergleitet, wird genauso beschrieben, wie der systhematische Entzug, den James mithilfe seines sensiblen Katers auch schafft.
Witzig ist der Zeitbezug, daß schon längst Photos und Filmchens des Zeitungsverkäufers und seines Katers in den sozialen Medien sind, und erst Spanier ihn auf diese Bekanntheit aufmerksam machen.
Das Buch ist eine Geschichte für Advent oder Weihnachten, auch wenn nur ein Weihnachten beschrieben wird, und der rote Kater Bob anders als der weiße "Polar Bear" in "The Cat who came for Christmas" von Cleveland Armory, der wirklich zu Weihnachten ins Leben seines Autors tritt.
Die Geschichte ist einfach und unpretentiös geschrieben. Ohne viele Schnörkel, sondern die Geschichte wie sie abgelaufen war. Menschen die mit Katze & Kater leben / gelebt haben, werden durch Bobs Beschreibungen einiges wieder erkennen. Ein schönes Buch zum Verschenken - nicht nur an Katzenfans.
James Bowen wurde am 15. Jänner in Surrey (UK) geboren, lebte nach Scheidung der Eltern in Australien, zog 1997 nach London zurück, wo er seitdem lebt.
Co-Autor des Buches ist der Journalist Garry Jenkins, der ihn interviewt hatte und gemeinsam James' Geschichte aufschrieb.
Dienstag, 12. November 2013
Fernando Vallejo : "Die Madonna der Mörder"
Fernando Vallejo :
"Die Madonna der Mörder"
original "La Virgen de los Sicarios"
1994, Verlag Santilla, Santafé de Bogotá
aus dem kolumbianischen Spanisch von Klaus Laabs
2000, Paul Zsolnay Verlag Wien
161 Seiten
ISBN 3-552-04988-6
Ein älterer Herr, ein Grammatikprofessor, erlebt eine Liebe mit ein jungen schönen Mann mit grünen Augen. Alexis ist Mörder, er kommt aus einer der vielen Mörderbanden in Medellín und kann nichts anderes als punktgenau schießen. Der ältere Herr - Fernando - schildert seine Liebe zu dem Jungen, die Banden in Medellín, die Drogenkriege, das erschießen Pablo Escobars, das Bereichern mancher katholischer Herren damit sie nach Rom kommen dürfen, und immer wieder Gewalt bei der es einfach nur ums Behaupten geht. Die Gewalt trifft alle : Taxifahrer die zu laut Musik hören, Taxifahrer die leider etwas gesehen haben, faule Serviererinnen, Schwangere die zufällig auf der Straße sind etc. Als Alexis erschossen wird, bringt er in noch rasch in ein Krankenhaus und vergräbt sich dann. Später trifft er Wilmar, auch ein schöner Junge mit grünen Augen, der Mörder ist. Ihm wird offenbart, daß er Alexis umgebracht hat. Er kann den Grund akzeptieren und möchte raus aus der Stadt - gemeinsam mit Wilmar. Leider ist eine Kugel rascher und trifft den jungen Mann. Jetzt geht er alleine aus der Stadt.
Das Buch ist in Ich-form aus der Sicht des älteren Herrn, dem die Musik zu laut, die Fernsehserien zu dumm, die Polizisten zu bestechlich und die katholischen Kirchenmänner zu raffgierig und zu wenig menschlich sind. Die Kirchen sind das einzig beständige. Dorthin geht er alleine oder gemeinsam. Manche Kirchen liebt er weil dort 'sein' Gott ist, andere sind so leblos, daß er 'seinen' Gott dort nicht vermutet.
Die Gewalt, die Drogenkriegen, die Bandenkriege, Beobachtungen über Viertel in Medellín die man besser nicht betritt werden klar, sachlich und ohne moralische Bewertung geschrieben. Kühl werden Gemetzel zwischen Banden vor Kirchen erzählt - inklusive Kollateralschaden, denn die Menschen die es zufällig auch erlegt, zählen nicht.
Für die Jungen, die Mörder, sind nur Markenwaren wie Jeans, Schuhe, Leiberln, Stereoanlage und Riesenfernseher wichtig; und Kühlschränke - die amerikanischen die Eis machen können.
Die Metaphern bringen mitunter zum Schmunzeln, wenn er z.B. einen lauten Fernseher tollwütig nennt.
Mich hat das Buch fasziniert. Ich habe dann wieder einiges über die Zeit der 90-er Jahr in Kolumbien nachgelesen. Der Stil ging mir unter die Haut. Ich kann den Roman nur empfehlen.
Fernando Vallejo wurde am 24. Oktober 1942 in Antioquia, einem Teilbezirk von Medellín geboren. Er studierte Biologie. Nachdem er einen Film über die Gewalt in Kolumbien in Mexico gedreht hatte, zog er 1971 wegen Schwierigkeiten in Kolumbien nach Mexico. 2007 wurde er mexikanischer Staatsbürger. Er hat Biographien geschrieben, Romane, über Grammatik und diverse hochdotierte renommierte Preise erhalten. Und er ist Filmemacher.
"Die Madonna der Mörder"
original "La Virgen de los Sicarios"
1994, Verlag Santilla, Santafé de Bogotá
aus dem kolumbianischen Spanisch von Klaus Laabs
2000, Paul Zsolnay Verlag Wien
161 Seiten
ISBN 3-552-04988-6
Ein älterer Herr, ein Grammatikprofessor, erlebt eine Liebe mit ein jungen schönen Mann mit grünen Augen. Alexis ist Mörder, er kommt aus einer der vielen Mörderbanden in Medellín und kann nichts anderes als punktgenau schießen. Der ältere Herr - Fernando - schildert seine Liebe zu dem Jungen, die Banden in Medellín, die Drogenkriege, das erschießen Pablo Escobars, das Bereichern mancher katholischer Herren damit sie nach Rom kommen dürfen, und immer wieder Gewalt bei der es einfach nur ums Behaupten geht. Die Gewalt trifft alle : Taxifahrer die zu laut Musik hören, Taxifahrer die leider etwas gesehen haben, faule Serviererinnen, Schwangere die zufällig auf der Straße sind etc. Als Alexis erschossen wird, bringt er in noch rasch in ein Krankenhaus und vergräbt sich dann. Später trifft er Wilmar, auch ein schöner Junge mit grünen Augen, der Mörder ist. Ihm wird offenbart, daß er Alexis umgebracht hat. Er kann den Grund akzeptieren und möchte raus aus der Stadt - gemeinsam mit Wilmar. Leider ist eine Kugel rascher und trifft den jungen Mann. Jetzt geht er alleine aus der Stadt.
Das Buch ist in Ich-form aus der Sicht des älteren Herrn, dem die Musik zu laut, die Fernsehserien zu dumm, die Polizisten zu bestechlich und die katholischen Kirchenmänner zu raffgierig und zu wenig menschlich sind. Die Kirchen sind das einzig beständige. Dorthin geht er alleine oder gemeinsam. Manche Kirchen liebt er weil dort 'sein' Gott ist, andere sind so leblos, daß er 'seinen' Gott dort nicht vermutet.
Die Gewalt, die Drogenkriegen, die Bandenkriege, Beobachtungen über Viertel in Medellín die man besser nicht betritt werden klar, sachlich und ohne moralische Bewertung geschrieben. Kühl werden Gemetzel zwischen Banden vor Kirchen erzählt - inklusive Kollateralschaden, denn die Menschen die es zufällig auch erlegt, zählen nicht.
Für die Jungen, die Mörder, sind nur Markenwaren wie Jeans, Schuhe, Leiberln, Stereoanlage und Riesenfernseher wichtig; und Kühlschränke - die amerikanischen die Eis machen können.
Die Metaphern bringen mitunter zum Schmunzeln, wenn er z.B. einen lauten Fernseher tollwütig nennt.
Mich hat das Buch fasziniert. Ich habe dann wieder einiges über die Zeit der 90-er Jahr in Kolumbien nachgelesen. Der Stil ging mir unter die Haut. Ich kann den Roman nur empfehlen.
Fernando Vallejo wurde am 24. Oktober 1942 in Antioquia, einem Teilbezirk von Medellín geboren. Er studierte Biologie. Nachdem er einen Film über die Gewalt in Kolumbien in Mexico gedreht hatte, zog er 1971 wegen Schwierigkeiten in Kolumbien nach Mexico. 2007 wurde er mexikanischer Staatsbürger. Er hat Biographien geschrieben, Romane, über Grammatik und diverse hochdotierte renommierte Preise erhalten. Und er ist Filmemacher.
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Mittwoch, 6. November 2013
Jean-Yves Ferri + Didier Conrad: Asterix bei den Pikten (Band 35)
Jean-Yves Ferri + Didier Conrad: Asterix bei den Pikten (Band 35)
original "Astérix chez les Pictes"
2013, Editions Albert René
aus dem Französischen übersetzt von Klaus Jöken
2013, Egmont Comic Collection
46 Seiten
ISBN 978-3770436354
Endlich gibt es wieder einen - einen neuen Asterix Band ! Dieser, der 35. Band, gestaltet und geschrieben von einem neuen französischen Team, das von Albert Uderzo wohlwollend unterstützt wurde.
Die Geschichte ist unterhaltsam. Asterix und Obelix helfen einem gestrandeten Pikten (Schotten/Kaledonier) wieder nach Hause zu kommen - zu seiner großen Liebe, gegen einen bösen anderen Piktenclan und - nona - die Römer.
Das Dorf in Gallien ist intakt mit allen seit Jahrzehnten lieb gewonnenen Gestalten. Caesar weiterhin siegeswillig. Die verschiedenen Clane der Pikten ein Vergnügen zu lesen - inkl. dem Patchworkclan. Bei der Vorstellung der Familienangehörigen könnte so manche Whiskeymarke Pate gestanden haben (?).
Idefix bellt weiterhin alles an. Die Wollschafe der Schotten sind entzückend gezeichnet. Das bekannte schottische Seemysterium liebevoll mit Mustern versehen.
Seitenhiebe auf die Soldaten (stille Post), Volkszählungen, Manipulation in der Politik durch Malzwasser unterhalten bestens. Obelix genießt die fischreiche Ernährung.
Viel Spaß bei Kichern / Schmunzeln / Lachen und dann Weitererzählen :-)
Jean-Yves Ferri lebt seit seinem vierten Lebensjahr in Südwestfrankreich, im Départment Ariège. Er lernte mit Comics das Lesen und zeichnete bereits im zarten Alter von 11 Jahren seinen ersten Comic-Strip. 1995 begann seine Zusammenarbeit mit dem in Frankreich sehr bekannten Zeichner Manu Larcenet, als dessen Co-Autor und Szenarist er bis heute wirkt.
Didier Conrad wurde 1959 in der Mittelmetropole Marseille geboren. Seine ersten Cartoons veröffentlichte er 1973 im Magazin „Spirou“. Seitdem hat sich Conrad zahlreicher Comic-Serien angenommen und gilt als einer der erfahrensten Comic-Zeichner aus französischen Landen, der unter anderem für Disney und Dreamworks arbeitete. Unter Pseudonym zeichnete er die Abenteuer des jungen Lucky Luke („Lucky Kid“) und ab 2011 den „Marsupilami“-Ableger „Marsu Kids“.
original "Astérix chez les Pictes"
2013, Editions Albert René
aus dem Französischen übersetzt von Klaus Jöken
2013, Egmont Comic Collection
46 Seiten
ISBN 978-3770436354
Endlich gibt es wieder einen - einen neuen Asterix Band ! Dieser, der 35. Band, gestaltet und geschrieben von einem neuen französischen Team, das von Albert Uderzo wohlwollend unterstützt wurde.
Die Geschichte ist unterhaltsam. Asterix und Obelix helfen einem gestrandeten Pikten (Schotten/Kaledonier) wieder nach Hause zu kommen - zu seiner großen Liebe, gegen einen bösen anderen Piktenclan und - nona - die Römer.
Das Dorf in Gallien ist intakt mit allen seit Jahrzehnten lieb gewonnenen Gestalten. Caesar weiterhin siegeswillig. Die verschiedenen Clane der Pikten ein Vergnügen zu lesen - inkl. dem Patchworkclan. Bei der Vorstellung der Familienangehörigen könnte so manche Whiskeymarke Pate gestanden haben (?).
Idefix bellt weiterhin alles an. Die Wollschafe der Schotten sind entzückend gezeichnet. Das bekannte schottische Seemysterium liebevoll mit Mustern versehen.
Seitenhiebe auf die Soldaten (stille Post), Volkszählungen, Manipulation in der Politik durch Malzwasser unterhalten bestens. Obelix genießt die fischreiche Ernährung.
Viel Spaß bei Kichern / Schmunzeln / Lachen und dann Weitererzählen :-)
Jean-Yves Ferri lebt seit seinem vierten Lebensjahr in Südwestfrankreich, im Départment Ariège. Er lernte mit Comics das Lesen und zeichnete bereits im zarten Alter von 11 Jahren seinen ersten Comic-Strip. 1995 begann seine Zusammenarbeit mit dem in Frankreich sehr bekannten Zeichner Manu Larcenet, als dessen Co-Autor und Szenarist er bis heute wirkt.
Didier Conrad wurde 1959 in der Mittelmetropole Marseille geboren. Seine ersten Cartoons veröffentlichte er 1973 im Magazin „Spirou“. Seitdem hat sich Conrad zahlreicher Comic-Serien angenommen und gilt als einer der erfahrensten Comic-Zeichner aus französischen Landen, der unter anderem für Disney und Dreamworks arbeitete. Unter Pseudonym zeichnete er die Abenteuer des jungen Lucky Luke („Lucky Kid“) und ab 2011 den „Marsupilami“-Ableger „Marsu Kids“.
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Unterhaltung
Sonntag, 20. Oktober 2013
Nicolas Remin : "Venezianische Verlobung"
Nicolas Remin :
"Venezianische Verlobung" - Commissario Trons zweiter Fall
2006, Rowohlt Verlag GmbH
378 Seiten
ISBN 978-3-463-40472-1
Venedig, 1863. Commissario Alvise Thon, verarmt, aber von älterem Adel als die Habsburger, ist in die Principessa die Montalcino verliebt. Die schöne Frau ist erfolgreich als Glasproduzentin, eine Aufgabe, die sie von ihrem verstorbenen Ehemann übernommen hat. In die Heiratsüberlegungen kommt die Nachricht einer ermordeten schönen jungen Frau. Nach und nach endpuppt sich, daß sie eine Amour mit Erzherzog Maximilian, der nach Mexiko fahren soll, hatte. Mehrere Verdächtige treten auf, wie der mexikanische Botschafter, ein charismatischer Pater mit Mexiko-Verbindungen, einige Helferleins um den Herzog. Leider gibt es noch einige Morde ehe, der Commissario den Mord löst, einen Orden versprochen bekommt und die Fragen um die Eheschließung wieder erörtert werden.
Die Personen sind gut geschildert. Gesichter, Gewänder und Wohnungebungen von armseligem Zimmer zu prächtigem Palazzo sind präzise, und gut vorstellbar. Verschiedene Gesellschaftsschichten von altem Adel, neuen Reichen, bigotten Kirchgängern und Bettlern ist vieles geschildert.
Venedig ist meist neblig geschildert. Miramare bei Triest ist mit mehr Sonne geschildert. Schiffe werden zwar nebenbei, aber akkurat genannt.
In Summe ein sehr nett beschriebener Krimi, der schön und rasch zu lesen ist. Viel Spaß !
Nicolas Remin wurde 1948 in Berlin geboren. Er studierte Allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. 2004 erschien sein erster Kriminalroman
"Venezianische Verlobung" - Commissario Trons zweiter Fall
2006, Rowohlt Verlag GmbH
378 Seiten
ISBN 978-3-463-40472-1
Venedig, 1863. Commissario Alvise Thon, verarmt, aber von älterem Adel als die Habsburger, ist in die Principessa die Montalcino verliebt. Die schöne Frau ist erfolgreich als Glasproduzentin, eine Aufgabe, die sie von ihrem verstorbenen Ehemann übernommen hat. In die Heiratsüberlegungen kommt die Nachricht einer ermordeten schönen jungen Frau. Nach und nach endpuppt sich, daß sie eine Amour mit Erzherzog Maximilian, der nach Mexiko fahren soll, hatte. Mehrere Verdächtige treten auf, wie der mexikanische Botschafter, ein charismatischer Pater mit Mexiko-Verbindungen, einige Helferleins um den Herzog. Leider gibt es noch einige Morde ehe, der Commissario den Mord löst, einen Orden versprochen bekommt und die Fragen um die Eheschließung wieder erörtert werden.
Die Personen sind gut geschildert. Gesichter, Gewänder und Wohnungebungen von armseligem Zimmer zu prächtigem Palazzo sind präzise, und gut vorstellbar. Verschiedene Gesellschaftsschichten von altem Adel, neuen Reichen, bigotten Kirchgängern und Bettlern ist vieles geschildert.
Venedig ist meist neblig geschildert. Miramare bei Triest ist mit mehr Sonne geschildert. Schiffe werden zwar nebenbei, aber akkurat genannt.
In Summe ein sehr nett beschriebener Krimi, der schön und rasch zu lesen ist. Viel Spaß !
Nicolas Remin wurde 1948 in Berlin geboren. Er studierte Allgemeinen und vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte. 2004 erschien sein erster Kriminalroman
Freitag, 4. Oktober 2013
Betina Gonzàlez : "Nach allen Regeln der Kunst"
Betina Gonzàlez :
"Nach allen Regeln der Kunst"
Roman
original "Arte Menor"
2006, Alfaguara Argentina
Aus dem spanischen von Hanna Grzimek
2010, Hoffmann und Campe
182 Seiten
ISBN 978-3-455-40156-1
Zitate aus 'Rayuela' wurde entnommen : Julio Cortazar 'Rayuela, Himmel und Hölle', 1996 Frankfurt a Mainz; aus dem argentinischen Spanisch von Fritz Rudolf Fries.
Der Bildhauer Fabio Gemelli kommt bei einem Autounfall ums Leben. Eine seiner mittlerweile erwachsenen Töchter Claudia (Claudita) sucht Kontakte um den selten vorhandenen Vater als Mensch endlich kennenzulernen. Ihre Mutter Susana hat immer nur über ihn geschimpft. Ihre Schwester Florencia (Flor) interessiert sich nicht dafür. Ihr Freund Julián ist skeptisch, läßt sie tun.
Gemelli galt als für Frauen faszinierend. Zuerst erzählt die ehemalige Balletttänzerin des Colón über ihre Zeit mit ihm. Nina Vázquez erzählt vom Zauber, von seinen Geschichten aber auch politischen Kontakten. Graciela Luján kannte ihn aus Zeichenkursen, lebte lange mit ihm zusammen, erzählt von Auftragswerken und Wettbewerben im Ausland. Ein eigenartiger Freund, und Astrologe, erzählt der suchenden Tochter schließlich von Lilian (Lilí) Fiore. Die arrogante Tochter eines anerkannten Bildhauers wollte ihm teilweise helfen und fördern. Sie störten seine Frauengeschichten mehr als alle anderen. Und sie wußte, daß die Auftragsarbeiten und Wettbewerbe im Ausland nur Lüge waren, damit der Bildhauer seine Ruhe hatte. Letztendlich findet Claudia eine Statue ihres Vaters.
In dem Buch ist die Geschichte Argentiniens als Hintergrund vorhanden. Die Zeit Mitte der 70-er hatte einige für Auslandsaufenthalt genutzt und waren mit der Demokratie wieder ins Land gekommen.
Der Ort der Handlung ist Buenos Aires, in dem Claudia mit Bus, Zug, Taxi durch die verschiedensten Gegenden fährt und Reihenhäuser, Wohnungen, billige Einkaufszonen etc. besucht.
Claudia die Hauptperson wird als rundliche Frau geschildert, die die Geschichten annimmt und ihren Erinnerungen vergleicht. Zuerst bleibt sie an Geschichten kleben, bis zur Statue kommt, und keine weiteren Reminiszenzen mehr braucht.
Der bildhauernde Vater wird als zwar schöpferischer, aber nicht genialer Künstler spürbar. Er versagt - keine seiner großartigen Geschichten (oder die der Geliebten) stimmen. Nur einige Erinnerungsstücke bleiben.
Die Ballettänzerin Nina ist mit Ballett, und ihrer Verliebtheit für Gemelli spürbar. Wenn sie beschreibt wie sie ihr arrogantestes Gesicht macht, um nicht angesprochen zu werden, ist sie gut vorstellbar. Als der Zauber zu Gemelli zerbricht, ist die Beziehung dahin.
Graciela, die Kunststudentin aus dem Malkurs, ist als normale Frau die normales Leben lebt geschildert. Sie hat den Mann den sie will bekommen - Gemelli. Als es nicht mehr geht, trennen sie sich wortlos.
Lilian, von der die Tochter am meisten erwartet hatte und wußte, daß sie spitze Bemerkungen austeilt, versucht sich wiederholt als Mäzenin. Sie heiratet nach Gemellis Tod den erstbesten Verehrer.
Das Buch mußte ich konzentriert lesen. Es sind viele kleine Schönheiten in Wortwahl, Sprache und Assoziationen verwendet, die etwas Zeit zum Sickern brauchen.
In Summe ein empfehlenswertes Buch, das es wert ist konzentriert und langsam gelesen zu werden, auch wenn die Geschichte der Suche nach dem Bild des Vaters nicht einfach ist.
Betína González wurde 1972 in Buenos Aires geboren. Sie studierte Comunicacíon Social und arbeitet als Forscherin und Vortragende an der Universität. 2003 übersiedelte sie nach Texas um sich im Kurs Creatives schreiben weiterzubilden. 2012 hat sie den Doktortitel über lateinamerikanische Literatur an der Uni in Pittsburgh erhalten. Nach "Arte Menor" hat sie das Buch "Juegos de Playa" 2008 veröffentlicht, dem Kurzgeschichten und Novellen zusammengefaßt wurden. 2013 erschien "Las poseídas", ein Roman.
Roman
original "Arte Menor"
2006, Alfaguara Argentina
Aus dem spanischen von Hanna Grzimek
2010, Hoffmann und Campe
182 Seiten
ISBN 978-3-455-40156-1
Zitate aus 'Rayuela' wurde entnommen : Julio Cortazar 'Rayuela, Himmel und Hölle', 1996 Frankfurt a Mainz; aus dem argentinischen Spanisch von Fritz Rudolf Fries.
Der Bildhauer Fabio Gemelli kommt bei einem Autounfall ums Leben. Eine seiner mittlerweile erwachsenen Töchter Claudia (Claudita) sucht Kontakte um den selten vorhandenen Vater als Mensch endlich kennenzulernen. Ihre Mutter Susana hat immer nur über ihn geschimpft. Ihre Schwester Florencia (Flor) interessiert sich nicht dafür. Ihr Freund Julián ist skeptisch, läßt sie tun.
Gemelli galt als für Frauen faszinierend. Zuerst erzählt die ehemalige Balletttänzerin des Colón über ihre Zeit mit ihm. Nina Vázquez erzählt vom Zauber, von seinen Geschichten aber auch politischen Kontakten. Graciela Luján kannte ihn aus Zeichenkursen, lebte lange mit ihm zusammen, erzählt von Auftragswerken und Wettbewerben im Ausland. Ein eigenartiger Freund, und Astrologe, erzählt der suchenden Tochter schließlich von Lilian (Lilí) Fiore. Die arrogante Tochter eines anerkannten Bildhauers wollte ihm teilweise helfen und fördern. Sie störten seine Frauengeschichten mehr als alle anderen. Und sie wußte, daß die Auftragsarbeiten und Wettbewerbe im Ausland nur Lüge waren, damit der Bildhauer seine Ruhe hatte. Letztendlich findet Claudia eine Statue ihres Vaters.
In dem Buch ist die Geschichte Argentiniens als Hintergrund vorhanden. Die Zeit Mitte der 70-er hatte einige für Auslandsaufenthalt genutzt und waren mit der Demokratie wieder ins Land gekommen.
Der Ort der Handlung ist Buenos Aires, in dem Claudia mit Bus, Zug, Taxi durch die verschiedensten Gegenden fährt und Reihenhäuser, Wohnungen, billige Einkaufszonen etc. besucht.
Claudia die Hauptperson wird als rundliche Frau geschildert, die die Geschichten annimmt und ihren Erinnerungen vergleicht. Zuerst bleibt sie an Geschichten kleben, bis zur Statue kommt, und keine weiteren Reminiszenzen mehr braucht.
Der bildhauernde Vater wird als zwar schöpferischer, aber nicht genialer Künstler spürbar. Er versagt - keine seiner großartigen Geschichten (oder die der Geliebten) stimmen. Nur einige Erinnerungsstücke bleiben.
Die Ballettänzerin Nina ist mit Ballett, und ihrer Verliebtheit für Gemelli spürbar. Wenn sie beschreibt wie sie ihr arrogantestes Gesicht macht, um nicht angesprochen zu werden, ist sie gut vorstellbar. Als der Zauber zu Gemelli zerbricht, ist die Beziehung dahin.
Graciela, die Kunststudentin aus dem Malkurs, ist als normale Frau die normales Leben lebt geschildert. Sie hat den Mann den sie will bekommen - Gemelli. Als es nicht mehr geht, trennen sie sich wortlos.
Lilian, von der die Tochter am meisten erwartet hatte und wußte, daß sie spitze Bemerkungen austeilt, versucht sich wiederholt als Mäzenin. Sie heiratet nach Gemellis Tod den erstbesten Verehrer.
Das Buch mußte ich konzentriert lesen. Es sind viele kleine Schönheiten in Wortwahl, Sprache und Assoziationen verwendet, die etwas Zeit zum Sickern brauchen.
In Summe ein empfehlenswertes Buch, das es wert ist konzentriert und langsam gelesen zu werden, auch wenn die Geschichte der Suche nach dem Bild des Vaters nicht einfach ist.
Betína González wurde 1972 in Buenos Aires geboren. Sie studierte Comunicacíon Social und arbeitet als Forscherin und Vortragende an der Universität. 2003 übersiedelte sie nach Texas um sich im Kurs Creatives schreiben weiterzubilden. 2012 hat sie den Doktortitel über lateinamerikanische Literatur an der Uni in Pittsburgh erhalten. Nach "Arte Menor" hat sie das Buch "Juegos de Playa" 2008 veröffentlicht, dem Kurzgeschichten und Novellen zusammengefaßt wurden. 2013 erschien "Las poseídas", ein Roman.
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Samstag, 21. September 2013
Marek Krajewski : "Finsternis in Breslau"
Marek Krajewski :
"Finsternis in Breslau" - Ein Kriminalroman mit Eberhard Mock
original 'Glowa Minotaura'
2009, Wydawnictwo W.A.B., Warschau
aus dem Polnischen von Paulina Schulz
2012, deutscher Taschenbuchverlag, München
342 Seiten
2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-423-21347-9
Dieser spannende, ein wenig gruselige Kriminalroman spielt 1937 bis 1939 zwischen Lemberg und Breslau. Eberhard Mock ist in diesem sechsten auf deutsch erschienene Band für Breslau zuständig, wobei in Lemberg Kommissar Popielski das passende charaktervolle, sinnliche und überbordende Temperament bietet. Gemeinsam gehen sie auf die Jagd.
Es werden junge Frauen, die noch Jungfrauen sind, angebissen und ermordet aufgefunden. Selbst in Regionen in denen Gewalt bei Spiel relativ normal ist, schlägt diese Information Wellen. Insgesamt drei solcher Frauen werden gefunden, aber es gibt auch eine andere die 'nur' gebissen und nicht ermordet worden sind; dafür ist sie im Irrenhaus gelandet. Breslau und Lemberg arbeiten zusammen. Eine Heiratsvermittlerin wird nach der Befragung ermordet aufgefunden, ein Mathematiker gesucht, eine Engelmacherin solange bearbeitet bis sie wenigstens einige Information preisgibt.
Kommissar Popielski, dessen schöne und geliebte Tochter mitten in den Ermittlungen verschwindet, wird mit einem Grafen und dem 'Minotaurus' konfrontiert. Das Ende ist zwar gruselig aber gelungen.
Dieser Roman ist zwischen der Üppigkeit und Opulenz auch dem Elend und Dreck der Zwischenkriegszeit angesiedelt. Ein Rest fin-de-siecle schwingt bei den beiden Herrn Polizisten, die Lebemänner sind, mit, da sie Latein und österreichisches-deutsch sprechen, gute Allgemeinbildung haben und damit den Haß und Neid anderer hervorrufen, und mit Selbstverständlichkeit Wodka, Rotwein, gutes Essen, Schach und hübsche Prostituierte genießen.
Der Titel "Finsternis in Breslau" ist nicht wirklich gelungen, denn polnisch könnende Freunde haben mir den original Titel mit "Kopf des Minotaurus" übersetzt; das ist auch der Titel des dritten Kapitels. (Die beiden anderen Kapitl lauten 'Das Labyrith wird betreten' und 'Die Kemenate des Minotaurus')
Über jedem der drei Kapitel stehen philosophische Überlegungen - bei den ersten beiden von Jorge Luis Borges.
Der Roman ist spannend geschrieben. Die Szenerien sehr gelungen beschrieben, auch wenn man Breslau und Lemberg und Katowice nicht kennt.
Eberhard Mock ist für mich nicht die Hauptfigur dieses Buches, sondern Popielski und seine Tochter Rita. Wie die beiden aneinander vorbei agieren ist faszinierend. Beide sind in ihren Aktionen und Beweggründen sehr sehr menschlich geschildert. Leokadia, die Cousine von Popielski, die als Mutterersatz bei Vater und Tochter lebt ist ebenfalls genau geschildert. Die Polizisten der diversenen Städte sind teilweise Prototypen, v.a. die Gestapo Männer werden ziemlich unsympathisch geschildert. Bei dem Grafen als schöner Mensch mit Theatralik, wird das Überzüchtete glaubhaft.
In Summe ein sehr empfehlenswertes spannendes Buch, indem auch etwas Geschichte einfließt, weil bereits die deutsche Gestapo in Breslau ihre Finger im Spiel hat.
Marek Krajewski, wurde am 4. September 1966 in Wroclaw geboren, ist Altphilologe und war Dozent an der Universität Breslau. Seit 2007 konzentriert er sich ganz auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Er lebt in Breslau. Seine Krimiserie mit dem Antihelden Eberhard Mock ist in Polen und inzwischen auch in Deutschland sehr erfolgreich.
"Finsternis in Breslau" - Ein Kriminalroman mit Eberhard Mock
original 'Glowa Minotaura'
2009, Wydawnictwo W.A.B., Warschau
aus dem Polnischen von Paulina Schulz
2012, deutscher Taschenbuchverlag, München
342 Seiten
2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-423-21347-9
Dieser spannende, ein wenig gruselige Kriminalroman spielt 1937 bis 1939 zwischen Lemberg und Breslau. Eberhard Mock ist in diesem sechsten auf deutsch erschienene Band für Breslau zuständig, wobei in Lemberg Kommissar Popielski das passende charaktervolle, sinnliche und überbordende Temperament bietet. Gemeinsam gehen sie auf die Jagd.
Es werden junge Frauen, die noch Jungfrauen sind, angebissen und ermordet aufgefunden. Selbst in Regionen in denen Gewalt bei Spiel relativ normal ist, schlägt diese Information Wellen. Insgesamt drei solcher Frauen werden gefunden, aber es gibt auch eine andere die 'nur' gebissen und nicht ermordet worden sind; dafür ist sie im Irrenhaus gelandet. Breslau und Lemberg arbeiten zusammen. Eine Heiratsvermittlerin wird nach der Befragung ermordet aufgefunden, ein Mathematiker gesucht, eine Engelmacherin solange bearbeitet bis sie wenigstens einige Information preisgibt.
Kommissar Popielski, dessen schöne und geliebte Tochter mitten in den Ermittlungen verschwindet, wird mit einem Grafen und dem 'Minotaurus' konfrontiert. Das Ende ist zwar gruselig aber gelungen.
Dieser Roman ist zwischen der Üppigkeit und Opulenz auch dem Elend und Dreck der Zwischenkriegszeit angesiedelt. Ein Rest fin-de-siecle schwingt bei den beiden Herrn Polizisten, die Lebemänner sind, mit, da sie Latein und österreichisches-deutsch sprechen, gute Allgemeinbildung haben und damit den Haß und Neid anderer hervorrufen, und mit Selbstverständlichkeit Wodka, Rotwein, gutes Essen, Schach und hübsche Prostituierte genießen.
Der Titel "Finsternis in Breslau" ist nicht wirklich gelungen, denn polnisch könnende Freunde haben mir den original Titel mit "Kopf des Minotaurus" übersetzt; das ist auch der Titel des dritten Kapitels. (Die beiden anderen Kapitl lauten 'Das Labyrith wird betreten' und 'Die Kemenate des Minotaurus')
Über jedem der drei Kapitel stehen philosophische Überlegungen - bei den ersten beiden von Jorge Luis Borges.
Der Roman ist spannend geschrieben. Die Szenerien sehr gelungen beschrieben, auch wenn man Breslau und Lemberg und Katowice nicht kennt.
Eberhard Mock ist für mich nicht die Hauptfigur dieses Buches, sondern Popielski und seine Tochter Rita. Wie die beiden aneinander vorbei agieren ist faszinierend. Beide sind in ihren Aktionen und Beweggründen sehr sehr menschlich geschildert. Leokadia, die Cousine von Popielski, die als Mutterersatz bei Vater und Tochter lebt ist ebenfalls genau geschildert. Die Polizisten der diversenen Städte sind teilweise Prototypen, v.a. die Gestapo Männer werden ziemlich unsympathisch geschildert. Bei dem Grafen als schöner Mensch mit Theatralik, wird das Überzüchtete glaubhaft.
In Summe ein sehr empfehlenswertes spannendes Buch, indem auch etwas Geschichte einfließt, weil bereits die deutsche Gestapo in Breslau ihre Finger im Spiel hat.
Marek Krajewski, wurde am 4. September 1966 in Wroclaw geboren, ist Altphilologe und war Dozent an der Universität Breslau. Seit 2007 konzentriert er sich ganz auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Er lebt in Breslau. Seine Krimiserie mit dem Antihelden Eberhard Mock ist in Polen und inzwischen auch in Deutschland sehr erfolgreich.
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Dienstag, 10. September 2013
Wolfgang Zdral : "Tartufo"
Wolfgang Zdral :
"Tartufo" - Ein geistreicher Krimi mit fein grunzendem Humor
Roman
2009, Wilhelm Heyne Verlag, München
343 Seiten
2 Seiten gezeichneter Karte des Piemont
ISBN 978-3-453-43344-1
Trüffelschwein Leonardo erzählt aus gemütlicher Ich-Perspektive von Trüffelsuche, den Mord an Matteo mit der er immer auf Trüffelsuche war und wie er den Menschen hilft den Mord aufzuklären.
Trüffel aus dem Piemont gelten als Spezialität. Trüffelschweine gelten als erfolgreicher als Trüffelhunde. Der alte Matteo wird ermordet aufgefunden. Der in Moschusparfüm-getränkte Tiere-fürchtende Commissario befragt Sohn Paolo, Schwiegertochter Leonora und die alte Haushilfe Maria. Auch die Nachbaren - sein Generationen verfeindete Familien - werden in die Befragung einbezogen, sowie die Trüffelhändlerin Rebecca. Am Schluß werden nach einer veritablen Rätsel-Rallye die ominöse Trüffelkarte Matteos gefunden und der Mord an ihm nicht nur gelöst sondern auch gerächt.
Mit Trüffelschwein Leonardo lebt auch der Schweinejüngling Caruso auf dem Hof des Verdi-Fans Matteo. Weitere Hilfe bekommt Leonardo von der gut duftenden Cleopatra, ebenfalls Trüffelschwein, aber am Nachbarhof. Beide verfügen über Trüffelschweinstammbaum - Leonardo bezieht sich u.a. bis zum Zeichner der urtümlichen Höhlen von Altamira und auch der Keiler der bei einer antiken Inventur Striche am Boden zeichnete und damit die Keilschrift begründete soll einer seiner Vorfahren sein. Tatkräftige Hilfe bekommen die beiden Trüffelsucher von den Wildschweinen Diogenes und Hannibal.
Die Menschen sind aus Sicht der Schweine geschildert. Witzig sind die Beschreibungen der Duft- und Geruchsnoten.
Der Kriminalroman ist unterhaltsam geschrieben und bringt zum Schmunzeln. Wissenswertes über Trüffel und Barolo wird erzählt. Viel Spaß und Genuß beim Lesen.
"Tartufo" - Ein geistreicher Krimi mit fein grunzendem Humor
Roman
2009, Wilhelm Heyne Verlag, München
343 Seiten
2 Seiten gezeichneter Karte des Piemont
ISBN 978-3-453-43344-1
Trüffelschwein Leonardo erzählt aus gemütlicher Ich-Perspektive von Trüffelsuche, den Mord an Matteo mit der er immer auf Trüffelsuche war und wie er den Menschen hilft den Mord aufzuklären.
Trüffel aus dem Piemont gelten als Spezialität. Trüffelschweine gelten als erfolgreicher als Trüffelhunde. Der alte Matteo wird ermordet aufgefunden. Der in Moschusparfüm-getränkte Tiere-fürchtende Commissario befragt Sohn Paolo, Schwiegertochter Leonora und die alte Haushilfe Maria. Auch die Nachbaren - sein Generationen verfeindete Familien - werden in die Befragung einbezogen, sowie die Trüffelhändlerin Rebecca. Am Schluß werden nach einer veritablen Rätsel-Rallye die ominöse Trüffelkarte Matteos gefunden und der Mord an ihm nicht nur gelöst sondern auch gerächt.
Mit Trüffelschwein Leonardo lebt auch der Schweinejüngling Caruso auf dem Hof des Verdi-Fans Matteo. Weitere Hilfe bekommt Leonardo von der gut duftenden Cleopatra, ebenfalls Trüffelschwein, aber am Nachbarhof. Beide verfügen über Trüffelschweinstammbaum - Leonardo bezieht sich u.a. bis zum Zeichner der urtümlichen Höhlen von Altamira und auch der Keiler der bei einer antiken Inventur Striche am Boden zeichnete und damit die Keilschrift begründete soll einer seiner Vorfahren sein. Tatkräftige Hilfe bekommen die beiden Trüffelsucher von den Wildschweinen Diogenes und Hannibal.
Die Menschen sind aus Sicht der Schweine geschildert. Witzig sind die Beschreibungen der Duft- und Geruchsnoten.
Der Kriminalroman ist unterhaltsam geschrieben und bringt zum Schmunzeln. Wissenswertes über Trüffel und Barolo wird erzählt. Viel Spaß und Genuß beim Lesen.
Donnerstag, 5. September 2013
Michael Engel : "Tod in Linz"
Michael Engel :
"Tod in Linz" - Mord in der Kulturhauptstadt
2011, Verlag Federfrei, Marchtrenk (Österreich)
166 Seiten
ISBN : 978-3-902784-06-3
Dieser unterhaltsame Kriminalroman erzählt die Auflösung von zwei Morden in der Jetztzeit, hupft in Jahr 1913 zurück und ins Jahr 2061 nach vorne und berichtet einiges Geschichtliches und Kulturhistorisches rund um Linz.
Ort der Handlung ist Linz 2009 - das Jahr in dem Linz Kulturhauptstadt war. Eine Gruppe von Schriftstellern kommt extra nach Linz - zwei werden am nächsten Tag tot aufgefunden.
Major Witwar beginnt zu ermitteln, sein Freund Psychiater Dr. Krifer hilft ihm dabei und stellt die Verbindung zu dem Erfinder Dr. Höfler her. Dieses Dreiergespann löst die Mordfälle auf, bzw. sie ändern behutsam mit Reisen in die Vergangenheit und die Zukunft die Wirklichkeit und ermöglichen sogar Liebe & Ehe für eine der tot gefundenen Menschen.
Die Menschen sind vergnüglich geschildert. Das Potpourri an unterschiedlichen Gestalten die alle Kriminalromane schreiben ist gelungen, die Charaktere der beiden Reiseleiterinnen in Linz ebenfalls. Das Dreier-Männer-Gespann das sich gut zusammengefunden hat ist mit Sympathie gezeichnet, die verliebte Schwester liebevoll.
Sehr unterhaltsam sind die Stellen in denen Linz 1913 - 2009 und dann 2061 beschrieben wird. Während der Vergleich was-stand-1913 und was ist 2009 daraus gemacht worden geschichtlich ist, ist der Sprung ins Jahr 2061 mit Chips im Kopf, eigenartigem Essen, und den Auswirkungen der Atomkraft ein nicht ganz unrealistischer Ausblick. Nette und hilfsbereite Menschen sind allerdings damals wie zukünftig zu finden.
Die Geschichte mit der Zeitmaschine hat mir gut gefallen. Die Probleme mit der vierten Dimension, die bei der Wiederankunft zu berechnen sind, waren nicht uninteressant.
In Summe eine nette gute Unterhaltung - ideal nach anspruchsvollem Buch oder Arbeitstag. Sogar ein Mitraten über den Mörder ist möglich ;-)
Michael Engel wurde 1961 geboren, und hat Psychologie, Philosophie und technische Mathematik studiert. Er unterrichtet an der HTL Mödling Mathematik und Informatik. Sein Hobby ist Zauberkünstler. Er hat bereits einige Bücher zu den Themen Logik, Rätsel und Spiele veröffentlicht.
"Tod in Linz" - Mord in der Kulturhauptstadt
2011, Verlag Federfrei, Marchtrenk (Österreich)
166 Seiten
ISBN : 978-3-902784-06-3
Dieser unterhaltsame Kriminalroman erzählt die Auflösung von zwei Morden in der Jetztzeit, hupft in Jahr 1913 zurück und ins Jahr 2061 nach vorne und berichtet einiges Geschichtliches und Kulturhistorisches rund um Linz.
Ort der Handlung ist Linz 2009 - das Jahr in dem Linz Kulturhauptstadt war. Eine Gruppe von Schriftstellern kommt extra nach Linz - zwei werden am nächsten Tag tot aufgefunden.
Major Witwar beginnt zu ermitteln, sein Freund Psychiater Dr. Krifer hilft ihm dabei und stellt die Verbindung zu dem Erfinder Dr. Höfler her. Dieses Dreiergespann löst die Mordfälle auf, bzw. sie ändern behutsam mit Reisen in die Vergangenheit und die Zukunft die Wirklichkeit und ermöglichen sogar Liebe & Ehe für eine der tot gefundenen Menschen.
Die Menschen sind vergnüglich geschildert. Das Potpourri an unterschiedlichen Gestalten die alle Kriminalromane schreiben ist gelungen, die Charaktere der beiden Reiseleiterinnen in Linz ebenfalls. Das Dreier-Männer-Gespann das sich gut zusammengefunden hat ist mit Sympathie gezeichnet, die verliebte Schwester liebevoll.
Sehr unterhaltsam sind die Stellen in denen Linz 1913 - 2009 und dann 2061 beschrieben wird. Während der Vergleich was-stand-1913 und was ist 2009 daraus gemacht worden geschichtlich ist, ist der Sprung ins Jahr 2061 mit Chips im Kopf, eigenartigem Essen, und den Auswirkungen der Atomkraft ein nicht ganz unrealistischer Ausblick. Nette und hilfsbereite Menschen sind allerdings damals wie zukünftig zu finden.
Die Geschichte mit der Zeitmaschine hat mir gut gefallen. Die Probleme mit der vierten Dimension, die bei der Wiederankunft zu berechnen sind, waren nicht uninteressant.
In Summe eine nette gute Unterhaltung - ideal nach anspruchsvollem Buch oder Arbeitstag. Sogar ein Mitraten über den Mörder ist möglich ;-)
Michael Engel wurde 1961 geboren, und hat Psychologie, Philosophie und technische Mathematik studiert. Er unterrichtet an der HTL Mödling Mathematik und Informatik. Sein Hobby ist Zauberkünstler. Er hat bereits einige Bücher zu den Themen Logik, Rätsel und Spiele veröffentlicht.
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2011,
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Historie,
Krimi,
Kultur,
Künstler,
Naturwissenschaft,
Ö - Oberösterreich,
Österreich
Dienstag, 20. August 2013
Gidon Kremer : "Briefe an eine junge Pianistin"
Gidon Kremer :
"Briefe an eine junge Pianistin"
2013, Braumüller GmbH Verlag, Wien
110 Seiten für 3 Erzählungen
2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-99200-089-0
"Briefe an eine junge Pianistin" . 2012, L'Arche Editeur, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze
"Albtraumsymphonie"; aus dem Russischen von Rosemarie Tietze
"Dekalog eines Interpreten"; aus dem Russischen von Claudia Zecher
Zeichnungen im Buch von Sandro Kancheli; Zeichnung vorne von Gidon Kremer
In zehn "Briefen" schreibt der hochintelligente hochberühmte Violinist Gidon Kremer zwischen Mai 2010 und August 2012 an eine - möglicherweise echte, möglicherweise fiktive - junge Pianistin. Der über 60-jährige Ausnahmemusiker reflektiert über die Klassikbranche, seine Chancen und Gefahren und macht die junge Musikerin auf Zusammenhänge und Gefahren aufmerksam.
Sein großes Ziel ist es der Musik zu dienen, die Musik erlebbar zu machen und nie die Vision zu verlieren. Er schreibt über die wechselseitigen Wichtigkeiten von berühmtem Musiker zu wichtigen Musikfestivals - wer ist für wen wichtig ?
Berührend sind die Stellen in denen er beschreibt, daß er sich für Uraufführungen lebender Komponisten eingesetzt hat - und bisweilen in der Uraufführung erst die Schwächen des Werkes erkannte. Andererseits hat er sich getreu seines Lehrers/Mentors David Oistrach nicht nehmen lassen sich für u.U. spröde Kompositionen von Gubaidulina, Schnittke, Sylvestrow etc. einzusetzen.
Es ging mir unter die Haut als er über das Phänomen 'Zeit' in der Musik schrieb - anhand des 2. Violinkonzerts von Sofia Gubaidulina beschrieb er wie Dirigent/Orchester die Nuance bei diesem Werk mitgehen können oder auch nicht. In den Noten stehen diese Feinheiten nicht, aber stehen zwischen den Registern.
Herr Kremer warnt davor sich einnehmen und vermarkten zu lassen. Er fragt berechtigt, was ein Parfum mit der Virtuosität oder Interpretationskraft eines/r Künstlers/in zu tun hat. Er warnt vor den Gefahren des Kommerzes, zulasten der eigenen inneren künstlerischen Stimme. Er sieht die Gefahren daß das Bedürfnis berühmt zu sein, und auch diese Seite des Lebens zusehen und gelebt zu werden wichtiger als der künstlerische Auftrag sein kann.
Er warnt davor nur eine Kopie eines - wenn auch genialen - Vorbildes zu sein.
Manches ist auch kritisch zu hinterfragen. Wenn Herr Kremer das Autogramm-un-wesen verurteilt habe ich die kostbaren Erinnerungen meiner Autogrammzeit vor mir als mir der gebrechliche, zarte und intensive Yehudi Menuhin oder genauso intensive Jeffrey Tate in die Augen/Seele blickten, oder als eine kleine Gruppe nach einer Aufführung der 14. Schostakowitsch mit Hildegard Behrens und Thomas Quasthoff über Schostakowitsch (auch über 'Lady Macbeth von Mzensk') diskutieren durfte.
In "Albtraumsymphonie" beschreibt Herr Kremer ein Orchester, bei dem die Musiker die am falschesten, unrhythmischsten, wenigsten im Takt spielen etc. die Schlüsselpositionen im Orchester erhalten. Das Publikum akklamiert mit Vergnügen und freut sich nicht mehr genaues hören zu müssen. Es ist ein Albtraum - Glück gehabt :-)
Im "Dekalog eines Interpreten" sind nochmals die Ideen, Visionen, Anregungen und auch Warnungen aus den Briefen zusammengefaßt.
In Summe ein faszinierendes Buch, bei dem ich immer wieder nach Absätzen das Buch zugeklappt und nachgedacht habe. Daß ich dieses Buch mindestens noch einmal lesen und durchdenken werde, ist mir klar. Ich wünsche allen musikbegeisterten Menschen viel Freude beim Lesen der Meinungen & Gedanken & Anregungen dieses Musikers.
Gidon Markowitsch Kremer wurde am 27. Februar 1947 in Riga / Lettland geboren. 1965 ging er an Moskauer Konservatorium - als Schüler von David Oistrach. 1978 reiste er nicht mehr in die UdSSR zurück. 1981 gründete er das Kammermusikfestival in Lockenhaus / Burgenland / Österreich. Viele zeitgenössische Komponisten haben ihm Werke gewidmet.
"Briefe an eine junge Pianistin"
2013, Braumüller GmbH Verlag, Wien
110 Seiten für 3 Erzählungen
2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-99200-089-0
"Briefe an eine junge Pianistin" . 2012, L'Arche Editeur, aus dem Russischen von Rosemarie Tietze
"Albtraumsymphonie"; aus dem Russischen von Rosemarie Tietze
"Dekalog eines Interpreten"; aus dem Russischen von Claudia Zecher
Zeichnungen im Buch von Sandro Kancheli; Zeichnung vorne von Gidon Kremer
In zehn "Briefen" schreibt der hochintelligente hochberühmte Violinist Gidon Kremer zwischen Mai 2010 und August 2012 an eine - möglicherweise echte, möglicherweise fiktive - junge Pianistin. Der über 60-jährige Ausnahmemusiker reflektiert über die Klassikbranche, seine Chancen und Gefahren und macht die junge Musikerin auf Zusammenhänge und Gefahren aufmerksam.
Sein großes Ziel ist es der Musik zu dienen, die Musik erlebbar zu machen und nie die Vision zu verlieren. Er schreibt über die wechselseitigen Wichtigkeiten von berühmtem Musiker zu wichtigen Musikfestivals - wer ist für wen wichtig ?
Berührend sind die Stellen in denen er beschreibt, daß er sich für Uraufführungen lebender Komponisten eingesetzt hat - und bisweilen in der Uraufführung erst die Schwächen des Werkes erkannte. Andererseits hat er sich getreu seines Lehrers/Mentors David Oistrach nicht nehmen lassen sich für u.U. spröde Kompositionen von Gubaidulina, Schnittke, Sylvestrow etc. einzusetzen.
Es ging mir unter die Haut als er über das Phänomen 'Zeit' in der Musik schrieb - anhand des 2. Violinkonzerts von Sofia Gubaidulina beschrieb er wie Dirigent/Orchester die Nuance bei diesem Werk mitgehen können oder auch nicht. In den Noten stehen diese Feinheiten nicht, aber stehen zwischen den Registern.
Herr Kremer warnt davor sich einnehmen und vermarkten zu lassen. Er fragt berechtigt, was ein Parfum mit der Virtuosität oder Interpretationskraft eines/r Künstlers/in zu tun hat. Er warnt vor den Gefahren des Kommerzes, zulasten der eigenen inneren künstlerischen Stimme. Er sieht die Gefahren daß das Bedürfnis berühmt zu sein, und auch diese Seite des Lebens zusehen und gelebt zu werden wichtiger als der künstlerische Auftrag sein kann.
Er warnt davor nur eine Kopie eines - wenn auch genialen - Vorbildes zu sein.
Manches ist auch kritisch zu hinterfragen. Wenn Herr Kremer das Autogramm-un-wesen verurteilt habe ich die kostbaren Erinnerungen meiner Autogrammzeit vor mir als mir der gebrechliche, zarte und intensive Yehudi Menuhin oder genauso intensive Jeffrey Tate in die Augen/Seele blickten, oder als eine kleine Gruppe nach einer Aufführung der 14. Schostakowitsch mit Hildegard Behrens und Thomas Quasthoff über Schostakowitsch (auch über 'Lady Macbeth von Mzensk') diskutieren durfte.
In "Albtraumsymphonie" beschreibt Herr Kremer ein Orchester, bei dem die Musiker die am falschesten, unrhythmischsten, wenigsten im Takt spielen etc. die Schlüsselpositionen im Orchester erhalten. Das Publikum akklamiert mit Vergnügen und freut sich nicht mehr genaues hören zu müssen. Es ist ein Albtraum - Glück gehabt :-)
Im "Dekalog eines Interpreten" sind nochmals die Ideen, Visionen, Anregungen und auch Warnungen aus den Briefen zusammengefaßt.
In Summe ein faszinierendes Buch, bei dem ich immer wieder nach Absätzen das Buch zugeklappt und nachgedacht habe. Daß ich dieses Buch mindestens noch einmal lesen und durchdenken werde, ist mir klar. Ich wünsche allen musikbegeisterten Menschen viel Freude beim Lesen der Meinungen & Gedanken & Anregungen dieses Musikers.
Gidon Markowitsch Kremer wurde am 27. Februar 1947 in Riga / Lettland geboren. 1965 ging er an Moskauer Konservatorium - als Schüler von David Oistrach. 1978 reiste er nicht mehr in die UdSSR zurück. 1981 gründete er das Kammermusikfestival in Lockenhaus / Burgenland / Österreich. Viele zeitgenössische Komponisten haben ihm Werke gewidmet.
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Wertung - 4 Bücher
Samstag, 17. August 2013
Donna Leon : "A question of belief"
Donna Leon :
"A question of belief"
2011, Arrow Books, London
291 Seiten
2 Seiten mit Stadtplan von Venedig
ISBN 978-00-9954-763-1
i n e n g l i s c h e r O r i g i n a l f a s s u n g g e l e s e n
auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel "Auf Treu und Glauben" erschienen.
Dieser Krimi dürfte der 19-te aus der Serie der Venedig Krimis mit Commissario Brunetti, Sergente Vianello und dem gewohnten Team aus der schönen Assistentin Singorina Elletra, dem eitlen Vice-Questore Patta, Brunettis Familie mit Ehefrau Paolo und Kindern, etc. sein.
Dieser Krimi beginnt langsam zu laufen. "Die" Leiche ist erst nach der 100-sten Seite. Auf den vorderen Seiten wird Stimmung gezeichnet - die Hitze in Venedig, die gefinkelten Tricks brillianten Zuhörens in der Karten-legen-Horoskop-deute-Esoterik-szene bei deren Telephonaten der Geldzähler mitläuft, und die fiese Praktik Prozesse zu verschleppen indem mal das eine, mal das andere Dokument verschwindet und dann mit langen Zeitabständen der nächste Gerichtstermin angeraumt wird - dies zum Zwecke einer Partei, und zum Schaden der anderen.
Die Story ist kurz. Ein braver korrekter Beamter um die 50, der seine Arbeit korrektest erledigt, wird ermordet aufgefunden. Eigenartigerweise wohnen er und seine Mutter in einem eher teuren Appartment - was seiner Mutter sehr konveniert. Im Haus wohnen noch ein Bankerehepaar, und eine Familie mit illegaler treuer Angestellter. Es taucht dann ein Rechtsanwalt auf, mit dem er Ermordete nie seine Liebe ausleben durfte. Das Mordmotiv liegt im privaten und nicht im beruflichen Umfeld.
Wie bei Donna Leon gewohnt, wird es vielleicht die Mörder erwischen, aber die schiefe Ebene bei Gericht bleibt unbehelligt.
Es hat mir Freude gemacht das Buch auf englisch zu lesen, weil die Autorin sehr fein in ihren Beschreibungen abstimmt (manche Vokabel mußte ich hier nachsehen !). Stimmungen, Unausgesprochenes aber Fühlbares beschreibt sie sehr schön. Die Menschen sind unterschiedlich tief und fein beschrieben - die gewohnten Protagonisten bleiben in ihren gewohnten Schemata, die Ironie über dumme Polizisten ist diesmal greifbar, die neuen Charaktere sind mit mehr Empathie beschrieben selbst wenn es die gräßliche despotische Mutter des Ermordeten ist, die frustrierte Bankergattin, der feinsinnige aber doch Bankdirektor, die Richterin mit der schiefen Ebene etc ....
Wer Südtirol mag wird die Passagen die über den schneebedeckten Ortler, eine Speckplatte und Nudeln mit Eierschwammerln sind, hoffentlich genauso wie ich genießen.
Wer Donna Leon-Krimis mag ist hier gut aufgehoben, auch wenn die 'Action' der ersten Romane nicht mehr so stark ist. In Summe ein empfehlenswertes Buch
"A question of belief"
2011, Arrow Books, London
291 Seiten
2 Seiten mit Stadtplan von Venedig
ISBN 978-00-9954-763-1
i n e n g l i s c h e r O r i g i n a l f a s s u n g g e l e s e n
auf Deutsch ist das Buch unter dem Titel "Auf Treu und Glauben" erschienen.
Dieser Krimi dürfte der 19-te aus der Serie der Venedig Krimis mit Commissario Brunetti, Sergente Vianello und dem gewohnten Team aus der schönen Assistentin Singorina Elletra, dem eitlen Vice-Questore Patta, Brunettis Familie mit Ehefrau Paolo und Kindern, etc. sein.
Dieser Krimi beginnt langsam zu laufen. "Die" Leiche ist erst nach der 100-sten Seite. Auf den vorderen Seiten wird Stimmung gezeichnet - die Hitze in Venedig, die gefinkelten Tricks brillianten Zuhörens in der Karten-legen-Horoskop-deute-Esoterik-szene bei deren Telephonaten der Geldzähler mitläuft, und die fiese Praktik Prozesse zu verschleppen indem mal das eine, mal das andere Dokument verschwindet und dann mit langen Zeitabständen der nächste Gerichtstermin angeraumt wird - dies zum Zwecke einer Partei, und zum Schaden der anderen.
Die Story ist kurz. Ein braver korrekter Beamter um die 50, der seine Arbeit korrektest erledigt, wird ermordet aufgefunden. Eigenartigerweise wohnen er und seine Mutter in einem eher teuren Appartment - was seiner Mutter sehr konveniert. Im Haus wohnen noch ein Bankerehepaar, und eine Familie mit illegaler treuer Angestellter. Es taucht dann ein Rechtsanwalt auf, mit dem er Ermordete nie seine Liebe ausleben durfte. Das Mordmotiv liegt im privaten und nicht im beruflichen Umfeld.
Wie bei Donna Leon gewohnt, wird es vielleicht die Mörder erwischen, aber die schiefe Ebene bei Gericht bleibt unbehelligt.
Es hat mir Freude gemacht das Buch auf englisch zu lesen, weil die Autorin sehr fein in ihren Beschreibungen abstimmt (manche Vokabel mußte ich hier nachsehen !). Stimmungen, Unausgesprochenes aber Fühlbares beschreibt sie sehr schön. Die Menschen sind unterschiedlich tief und fein beschrieben - die gewohnten Protagonisten bleiben in ihren gewohnten Schemata, die Ironie über dumme Polizisten ist diesmal greifbar, die neuen Charaktere sind mit mehr Empathie beschrieben selbst wenn es die gräßliche despotische Mutter des Ermordeten ist, die frustrierte Bankergattin, der feinsinnige aber doch Bankdirektor, die Richterin mit der schiefen Ebene etc ....
Wer Südtirol mag wird die Passagen die über den schneebedeckten Ortler, eine Speckplatte und Nudeln mit Eierschwammerln sind, hoffentlich genauso wie ich genießen.
Wer Donna Leon-Krimis mag ist hier gut aufgehoben, auch wenn die 'Action' der ersten Romane nicht mehr so stark ist. In Summe ein empfehlenswertes Buch
Mittwoch, 14. August 2013
Roberto Ampuero : "Der letzte Tango des Salvador Allende"
Roberto Ampuero :
"Der letzte Tango des Salvador Allende"
Roman
Original "El ùltimo tango de Salvador Allende"
2012, Random House Mondadori, Santiago de Chile
Aus dem Spanischen von Carsten Regling
2013, Bloomsbury Berlin
430 Seiten
6 Seiten der spanischen Tangotexte übersetzt
ISBN 978-3-8270-1110-7
In diesem Roman, der in einem kurzen Vorwort darauf hinweist, daß es ein Roman und damit Fiktion und nicht Realität ist, werden anhand von zwei / eigentlich drei Handlungssträngen das Ende der Präsidentschaft des gewählten Sozialisten Salvador Allende und der Wechsel der Machthaber in ein diktatorisches inhumanes Regime erzählt.
In einem fiktiven Tagebuch erzählt der Bäcker Rufino aus seinen alten Zeiten als er mit dem Präsidenten Bücher anarchistischer Visionisten gelesen und diskutiert hatte. Als die Lebensmittelknappheit durch Blockaden und Streiks steigt, und Hilfe unterbleibt muß er seine Bäckerei schließen. Er ersucht den Präsidenten um Hilfe und wird Mitarbeiter in seinem persönlichen Haushalt. Dort hören die beiden Tangos - über Liebe, über Politik, über Revolution und wieder Liebe. Er ist bis zum Schluß beim Präsidenten.
Das Tagebuch findet ein ehemaliger CIA-Agent fast 30 Jahre später als seine Tochter stirbt. Er war damals offiziell als kanadischer Händler für Photoapparate in Chile gewesen und hatte für die 'Firma' gearbeitet. Es war ihm damals entgangen was seine Tochter interessiert hatte, welche Freunde sie gehabt hatte und macht eine Reise in die Vergangenheit die seine damaligen Aktionen hinterfragt. Er reist in die DDR, nach Brüssel, fragt und findet emotional unbefriedigende Antworten auf die Geschehnisse in Chile 1973.
Der dritte Strang ist ein kurzer, der nur 3 der 80 Kapitel einnimmt: ein namenloser Flugoffizier erhält den Auftrag zum Angriff auf den Präsidentenpalast.
Alle drei Handlungsebenen sind dicht und packend geschrieben. Keiner verliert an Spannung.
Der titelgebende Tango zieht sich durch das Buch. Alle Größen des Tangos sind genannt. Schön ist die Stelle an der der Allende plötzlich einfach lostanzt, und alles um sich herum vergißt.
In dem Tagebuch wird viel über den Präsidenten reflektiert, und Fragen gestellt wann jmd seine Gesinnung verrät oder den Boden unter den Füßen verliert. Ist ein Mann der kein Mehl mehr bekommt um zu backen wirklich ein Kleinbürger. Müssen Menschen für die große Sache hungern und nicht einmal die einfachsten Lebensmittel erhalten dürfen und müssen dann schweigen ? Warum greifen Politiker wann nicht ein ?
Der Vater der die Erinnerung an seine Tochter sucht ist auch stark geschildert. Eigenartig ist der Ausflug in die DDR (der Autor hat dort gelebt, wie aus seiner Bio ersichtlich). Die kurze Liebesgeschichte mit einer Frau deren Eltern fliehen mußte und die jetzt Taro legt bleibt eigenartig.
Beeindruckend sind die Stellen in denen versucht wird den Terror durch Lebensmittelblockaden, Streiks, Hungernot zu schildern und dann die Konzentrations/Vernichtungsmaschinen der Junta nach dem Sturz.
Ein großartiger Roman der sehr dicht geschrieben ist und in die Geschichte hineinzieht. Selbst wenn vieles Fiktion bleibt gehen die Stellen für politische Verantwortung unter die Haut. Ein sehr empfehlenswertes Buch !
Roberto Ampuero wurde am 22. Februar 1953 in Valparaíso / Chile geboren. Er war zwischen 1973 bis 1993 im Exil - lange davon an der Universität in Leipzig/DDR. Er ist Schriftsteller und war in Iowa Universitätsprofessor seit 1996. Er schreibt Kriminalromane mit Inspektor Brulé. Seit 2012 ist er Botschafter für Chile in Mexiko.
"Der letzte Tango des Salvador Allende"
Roman
Original "El ùltimo tango de Salvador Allende"
2012, Random House Mondadori, Santiago de Chile
Aus dem Spanischen von Carsten Regling
2013, Bloomsbury Berlin
430 Seiten
6 Seiten der spanischen Tangotexte übersetzt
ISBN 978-3-8270-1110-7
In diesem Roman, der in einem kurzen Vorwort darauf hinweist, daß es ein Roman und damit Fiktion und nicht Realität ist, werden anhand von zwei / eigentlich drei Handlungssträngen das Ende der Präsidentschaft des gewählten Sozialisten Salvador Allende und der Wechsel der Machthaber in ein diktatorisches inhumanes Regime erzählt.
In einem fiktiven Tagebuch erzählt der Bäcker Rufino aus seinen alten Zeiten als er mit dem Präsidenten Bücher anarchistischer Visionisten gelesen und diskutiert hatte. Als die Lebensmittelknappheit durch Blockaden und Streiks steigt, und Hilfe unterbleibt muß er seine Bäckerei schließen. Er ersucht den Präsidenten um Hilfe und wird Mitarbeiter in seinem persönlichen Haushalt. Dort hören die beiden Tangos - über Liebe, über Politik, über Revolution und wieder Liebe. Er ist bis zum Schluß beim Präsidenten.
Das Tagebuch findet ein ehemaliger CIA-Agent fast 30 Jahre später als seine Tochter stirbt. Er war damals offiziell als kanadischer Händler für Photoapparate in Chile gewesen und hatte für die 'Firma' gearbeitet. Es war ihm damals entgangen was seine Tochter interessiert hatte, welche Freunde sie gehabt hatte und macht eine Reise in die Vergangenheit die seine damaligen Aktionen hinterfragt. Er reist in die DDR, nach Brüssel, fragt und findet emotional unbefriedigende Antworten auf die Geschehnisse in Chile 1973.
Der dritte Strang ist ein kurzer, der nur 3 der 80 Kapitel einnimmt: ein namenloser Flugoffizier erhält den Auftrag zum Angriff auf den Präsidentenpalast.
Alle drei Handlungsebenen sind dicht und packend geschrieben. Keiner verliert an Spannung.
Der titelgebende Tango zieht sich durch das Buch. Alle Größen des Tangos sind genannt. Schön ist die Stelle an der der Allende plötzlich einfach lostanzt, und alles um sich herum vergißt.
In dem Tagebuch wird viel über den Präsidenten reflektiert, und Fragen gestellt wann jmd seine Gesinnung verrät oder den Boden unter den Füßen verliert. Ist ein Mann der kein Mehl mehr bekommt um zu backen wirklich ein Kleinbürger. Müssen Menschen für die große Sache hungern und nicht einmal die einfachsten Lebensmittel erhalten dürfen und müssen dann schweigen ? Warum greifen Politiker wann nicht ein ?
Der Vater der die Erinnerung an seine Tochter sucht ist auch stark geschildert. Eigenartig ist der Ausflug in die DDR (der Autor hat dort gelebt, wie aus seiner Bio ersichtlich). Die kurze Liebesgeschichte mit einer Frau deren Eltern fliehen mußte und die jetzt Taro legt bleibt eigenartig.
Beeindruckend sind die Stellen in denen versucht wird den Terror durch Lebensmittelblockaden, Streiks, Hungernot zu schildern und dann die Konzentrations/Vernichtungsmaschinen der Junta nach dem Sturz.
Ein großartiger Roman der sehr dicht geschrieben ist und in die Geschichte hineinzieht. Selbst wenn vieles Fiktion bleibt gehen die Stellen für politische Verantwortung unter die Haut. Ein sehr empfehlenswertes Buch !
Roberto Ampuero wurde am 22. Februar 1953 in Valparaíso / Chile geboren. Er war zwischen 1973 bis 1993 im Exil - lange davon an der Universität in Leipzig/DDR. Er ist Schriftsteller und war in Iowa Universitätsprofessor seit 1996. Er schreibt Kriminalromane mit Inspektor Brulé. Seit 2012 ist er Botschafter für Chile in Mexiko.
Samstag, 10. August 2013
Ralph Sander : "Kater Brown und die Klostermorde"
Ralph Sander :
"Kater Brown und die Klostermorde"
2012, Bastei Lübbe
295 Seiten
ISBN 978-3-404-16745-6
Dieser unterhaltsame Katzenkrimi erzählt wie ein Kater und 2 Journalisten in der Eifel Mord/e aufklären.
Die Journalistin Alexandra und ihr Kollege Tobias sollen einer für da Ressort Hotel, der andere kulinarisch über das Klosterhotel berichten. Die Mönche dort bieten Seminare für innere Ruhe etc. an gepaart mit spartanischem Leben. Einige Seminare werden von einer Firma besucht die Wohltätiges organisiert, und dessen Chef ein lauter, intoleranter egoistischer Zeitgenossen ist. Am Tag nach Alexandras Ankunft wird er - mit Hilfe des Klosterkaters "Kater Brown - tot augefunden. Alexandra und Tobias recherchieren bis am Schluß einige Morde aufgeklärt werden.
Kater Brown ist ein schwarzer Kater mit einer kleinen weißen Blesse. Als stiller Beobachter hat er einiges im Kloster mitgekriegt, was für ihn ziemlich gefährlich ist. Den Mönchen ist er ziemlich egal, Alexandra aber nicht, weshalb der Kater beschließt sich diese nette Frau als Personal zu nehmen.
Die Menschen sind mit Humor geschildert - die Mönche in ihrer menschlichen Vielfalt nett gezeichnet. Auch das Bemühen, daß einerseits dem Kloster mit dem Hotel zu helfen aber andererseits dem Wunsch nach Einsamkeit & Ruhe & Spiritualität zu entsprechen nicht einfach unter einen Hut zu bringen ist, ist nachvollziehbar.
Auch die Menschen in der wohltätigen Organisation sind facettenreich vom Manager der nur auf Karriere setzt, dessen schleimiger Stellvertreter bis zur einfach Sekretärin, die Abteilungsleiter die um Jobs fürchten bis inkl. Mobbing und fiese Tricks der Wirtschaft innerhalb von Betrieben ist einiges der normalen Wirtschaftswelt abgebildet.
Eine zarte Romanze zwischen Alexandra und Tobias ist im Anbahnen.
Die Geschichte ist unterhaltsam geschrieben, die Story hat durchaus Zug. Ein sehr nettes Buch, das nicht nur Fans von Katern zu empfehlen ist.
Ralph Sander arbeitet als Übersetzter und Autor.
"Kater Brown und die Klostermorde"
2012, Bastei Lübbe
295 Seiten
ISBN 978-3-404-16745-6
Dieser unterhaltsame Katzenkrimi erzählt wie ein Kater und 2 Journalisten in der Eifel Mord/e aufklären.
Die Journalistin Alexandra und ihr Kollege Tobias sollen einer für da Ressort Hotel, der andere kulinarisch über das Klosterhotel berichten. Die Mönche dort bieten Seminare für innere Ruhe etc. an gepaart mit spartanischem Leben. Einige Seminare werden von einer Firma besucht die Wohltätiges organisiert, und dessen Chef ein lauter, intoleranter egoistischer Zeitgenossen ist. Am Tag nach Alexandras Ankunft wird er - mit Hilfe des Klosterkaters "Kater Brown - tot augefunden. Alexandra und Tobias recherchieren bis am Schluß einige Morde aufgeklärt werden.
Kater Brown ist ein schwarzer Kater mit einer kleinen weißen Blesse. Als stiller Beobachter hat er einiges im Kloster mitgekriegt, was für ihn ziemlich gefährlich ist. Den Mönchen ist er ziemlich egal, Alexandra aber nicht, weshalb der Kater beschließt sich diese nette Frau als Personal zu nehmen.
Die Menschen sind mit Humor geschildert - die Mönche in ihrer menschlichen Vielfalt nett gezeichnet. Auch das Bemühen, daß einerseits dem Kloster mit dem Hotel zu helfen aber andererseits dem Wunsch nach Einsamkeit & Ruhe & Spiritualität zu entsprechen nicht einfach unter einen Hut zu bringen ist, ist nachvollziehbar.
Auch die Menschen in der wohltätigen Organisation sind facettenreich vom Manager der nur auf Karriere setzt, dessen schleimiger Stellvertreter bis zur einfach Sekretärin, die Abteilungsleiter die um Jobs fürchten bis inkl. Mobbing und fiese Tricks der Wirtschaft innerhalb von Betrieben ist einiges der normalen Wirtschaftswelt abgebildet.
Eine zarte Romanze zwischen Alexandra und Tobias ist im Anbahnen.
Die Geschichte ist unterhaltsam geschrieben, die Story hat durchaus Zug. Ein sehr nettes Buch, das nicht nur Fans von Katern zu empfehlen ist.
Ralph Sander arbeitet als Übersetzter und Autor.
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Dienstag, 6. August 2013
Patricia Melo : "Leichenraub"
Patricia Melo :
"Leichenraub"
Original: "Ladrão de Caváderes"
2010, Editora Rocco
aus dem Brasilianischen von Barbara Mesquita
2012, Tropen bei Klett-Cotta
Seiten
ISBN: 978-3-608-50118-6
Auf dem Cover dieses Buches steht Tropenthriller. Der Roman erzählt die Geschichte eines Mannes dem Drogen in die Hände fallen.
Der Erzähler, ein ehemaliger Unternehmer der Call-Center führte und die Leute dort schulte, mußte wegen einer Ohrfeige und darauf folgenden Selbstmord die Hauptstadt Sao Paolo verlassen. Jetzt lebt er mit der Polizistin Sulamita in Corumbá, einer kleiner Stadt nahe Bolivien und Paraguay. Er findet ein Flugzeug, einen sterbenden Piloten und Drogen. Die Drogen verkauft er heimlich. Bei der reichen Familie des Piloten findet er durch Zufall Arbeit. Durch die Zusammenarbeit mit einem Freund beginnt sich die Spirale zu drehen und es ist spannend zu lesen wie er, die ich-Person, aus dem Schlammassel findet.
Der Ich-Erzähler ist ein normaler egoistischer Zeitgenosse. Er hat zwar schlechtes Gewissen, aber daraus leitet er kein besseres Handeln ab, sondern sieht zu wie sich alles entwickelt. Erst als ihm die Pistole angesetzt wird, überlegt er wie was wer wie lösen kann. Nebenbei betrügt er seine Freundin mit der Freundin seinen Cousins, was ihm zwischendurch leid tut. Das einzig Nette das er tut, ist daß er sich um die alte Indio-mutter seines Freundes kümmert.
Seine Freundin Sulamita arbeitet zuerst bei der Polizei, dann auf der Gerichtsmedizin. Als er ihr endlich seine Probleme gesteht, entwickelt sie Plan B und zieht ihn durch. Sie träumt von Liebe, Familie, eigener Landwirtschaft und wird als konsequenter Mensch geschildert, dem Werte und Illusionen vor den Augen zerfallen. Ihr Wendepunkt ist als sie merkt, daß Polizistenkollegen die sie für integer gehalten hatte, genauso korrupt sind wie andere auch.
Die reiche Familie des Piloten wird als beruflicher Vater, emotionale liebevolle und daher todtraurige Mutter und einige Angestellte geschildert. Der Vater wirft ihn am Schluß hinaus - ob er Komplott und Betrug durchschaut hat ?
Eigen sind der Drogenmann den der Erzähler später kennen lernt und die Art wie zwischen Bolivien und spanisch-portugiesisch nicht verstanden wird. Macht ist wichtig, aber auch Nicht-Kommunikation.
Der Erzählstil ist eher in kurzen Sätzen. Es kommt selten Stimmung bei den Beschreibungen auf - und wenn dann sind es abgeblätterte Wände, dreckige Straßen, Alkoholiker und freundlose Beobachtungen. Es ist schwer in dieser Umgebung Hoffnung zu finden.
In Summe ein Buch das Eindruck macht und die Frage themasisiert wie leicht es ist vom korrekten Weg abzukommen. Ein empfehlenswertes Buch.
Patricia Melo ist am 2. Oktober 1962 in Sao Paolo auf die Welt gekommen. 1996 ist ihr erstes Buch erschienen. Mittlerweile wurden 11 Bücher von ihr veröffentlicht. Ihre Themen sind Politik, meist gemischt mit Kriminalität.
"Leichenraub"
Original: "Ladrão de Caváderes"
2010, Editora Rocco
aus dem Brasilianischen von Barbara Mesquita
2012, Tropen bei Klett-Cotta
Seiten
ISBN: 978-3-608-50118-6
Auf dem Cover dieses Buches steht Tropenthriller. Der Roman erzählt die Geschichte eines Mannes dem Drogen in die Hände fallen.
Der Erzähler, ein ehemaliger Unternehmer der Call-Center führte und die Leute dort schulte, mußte wegen einer Ohrfeige und darauf folgenden Selbstmord die Hauptstadt Sao Paolo verlassen. Jetzt lebt er mit der Polizistin Sulamita in Corumbá, einer kleiner Stadt nahe Bolivien und Paraguay. Er findet ein Flugzeug, einen sterbenden Piloten und Drogen. Die Drogen verkauft er heimlich. Bei der reichen Familie des Piloten findet er durch Zufall Arbeit. Durch die Zusammenarbeit mit einem Freund beginnt sich die Spirale zu drehen und es ist spannend zu lesen wie er, die ich-Person, aus dem Schlammassel findet.
Der Ich-Erzähler ist ein normaler egoistischer Zeitgenosse. Er hat zwar schlechtes Gewissen, aber daraus leitet er kein besseres Handeln ab, sondern sieht zu wie sich alles entwickelt. Erst als ihm die Pistole angesetzt wird, überlegt er wie was wer wie lösen kann. Nebenbei betrügt er seine Freundin mit der Freundin seinen Cousins, was ihm zwischendurch leid tut. Das einzig Nette das er tut, ist daß er sich um die alte Indio-mutter seines Freundes kümmert.
Seine Freundin Sulamita arbeitet zuerst bei der Polizei, dann auf der Gerichtsmedizin. Als er ihr endlich seine Probleme gesteht, entwickelt sie Plan B und zieht ihn durch. Sie träumt von Liebe, Familie, eigener Landwirtschaft und wird als konsequenter Mensch geschildert, dem Werte und Illusionen vor den Augen zerfallen. Ihr Wendepunkt ist als sie merkt, daß Polizistenkollegen die sie für integer gehalten hatte, genauso korrupt sind wie andere auch.
Die reiche Familie des Piloten wird als beruflicher Vater, emotionale liebevolle und daher todtraurige Mutter und einige Angestellte geschildert. Der Vater wirft ihn am Schluß hinaus - ob er Komplott und Betrug durchschaut hat ?
Eigen sind der Drogenmann den der Erzähler später kennen lernt und die Art wie zwischen Bolivien und spanisch-portugiesisch nicht verstanden wird. Macht ist wichtig, aber auch Nicht-Kommunikation.
Der Erzählstil ist eher in kurzen Sätzen. Es kommt selten Stimmung bei den Beschreibungen auf - und wenn dann sind es abgeblätterte Wände, dreckige Straßen, Alkoholiker und freundlose Beobachtungen. Es ist schwer in dieser Umgebung Hoffnung zu finden.
In Summe ein Buch das Eindruck macht und die Frage themasisiert wie leicht es ist vom korrekten Weg abzukommen. Ein empfehlenswertes Buch.
Patricia Melo ist am 2. Oktober 1962 in Sao Paolo auf die Welt gekommen. 1996 ist ihr erstes Buch erschienen. Mittlerweile wurden 11 Bücher von ihr veröffentlicht. Ihre Themen sind Politik, meist gemischt mit Kriminalität.
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Roman,
Thriller,
Übersetzerin
Samstag, 3. August 2013
Harald Jacobsen : "Mordsregatta"
Harald Jacobsen :
"Mordsregatta"
2013, Gmeiner Verlag, Meßkirch
305 Seiten
ISBN 978-3-1388-9
Dieser gut geschriebene Kriminalroman beschreibt wie eine Sondereinheit die erst einmal zusammenarbeiten lernen muß, auch gegen politische Widrigkeiten, zusammen den Mord an einem Jugendlichen aufklärt.
Mitten in der wichtigen Kieler Woche mit Regatten, Windjammertreffen und Festzelten wird die Leiche eines Lehrlings gefunden. Die SOKO, die gebildet worden war, allenfalls wichtiges in dieser Woche zu klären, untersucht das berufliche und private Umfeld des 18-jährigen. Privat gab es in der Gruppe ein umtriebiges Mädchen und viele Gerüchte. beruflich hat der leidenschaftliche Segler bei einem Segelbauer seine Ausbildung bezogen. Der Showdown findet bei hohen Windknoten auf See statt.
Parallel haben die Mitglieder der Gruppe ihre mehr oder minder privaten Probleme. Die Leiterin Regina Süß ist Tochter eines der gewieftesten und gefürchteten auch politisch auftretenden Rechtsanwalts, der kein Problem hat seine Tochter vor versammelter Presse anzugreifen. Polizeikommissar Frank Reuter möchte seiner Exfrau beweisen, daß er wieder mehr Zeit für sie haben möchte und scheitert gründlich. Die Polizistin Rana Schami ist eine attraktive Frau mit syrischen Wurzeln die logisch denkt und versucht ihren ehrlichen Weg zu gehen.
Die Jugendgruppe ist nett geschildert, wie sie zuerst Front gegen die Polizei machen, sich aber versuchen gegen die Eltern zu behaupten und versuchen sich und ihre Freunde zu schützen.
In Summe ein gut geschriebener Krimi der Spaß zu lesen macht, und menschlich nachvollziehbar bleibt.
"Mordsregatta"
2013, Gmeiner Verlag, Meßkirch
305 Seiten
ISBN 978-3-1388-9
Dieser gut geschriebene Kriminalroman beschreibt wie eine Sondereinheit die erst einmal zusammenarbeiten lernen muß, auch gegen politische Widrigkeiten, zusammen den Mord an einem Jugendlichen aufklärt.
Mitten in der wichtigen Kieler Woche mit Regatten, Windjammertreffen und Festzelten wird die Leiche eines Lehrlings gefunden. Die SOKO, die gebildet worden war, allenfalls wichtiges in dieser Woche zu klären, untersucht das berufliche und private Umfeld des 18-jährigen. Privat gab es in der Gruppe ein umtriebiges Mädchen und viele Gerüchte. beruflich hat der leidenschaftliche Segler bei einem Segelbauer seine Ausbildung bezogen. Der Showdown findet bei hohen Windknoten auf See statt.
Parallel haben die Mitglieder der Gruppe ihre mehr oder minder privaten Probleme. Die Leiterin Regina Süß ist Tochter eines der gewieftesten und gefürchteten auch politisch auftretenden Rechtsanwalts, der kein Problem hat seine Tochter vor versammelter Presse anzugreifen. Polizeikommissar Frank Reuter möchte seiner Exfrau beweisen, daß er wieder mehr Zeit für sie haben möchte und scheitert gründlich. Die Polizistin Rana Schami ist eine attraktive Frau mit syrischen Wurzeln die logisch denkt und versucht ihren ehrlichen Weg zu gehen.
Die Jugendgruppe ist nett geschildert, wie sie zuerst Front gegen die Polizei machen, sich aber versuchen gegen die Eltern zu behaupten und versuchen sich und ihre Freunde zu schützen.
In Summe ein gut geschriebener Krimi der Spaß zu lesen macht, und menschlich nachvollziehbar bleibt.
Donnerstag, 1. August 2013
Carsten Sebastian Henn : "Gran Reserva"
Carsten Sebastian Henn :
"Gran Reserva" - ein Wein Krimi
2012, Piper Verlag
272 Seiten
ISBN 978-3-492-30149-7
Als Rioja Fan war dieses Buch mit sehr ansprechendem Cover auf dem die goldenen Fäden des Flaschennetzes tastbar sind, fast 'Pflicht' für mich.
Der Modephotograph Max, der in Köln wohnt, wirft sein Handy weg und fliegt zu einem alten Freund in die Richtung Bilbao. Juan ist Maler, berühmt für seine Katzen und seine Kochkunst und beliebt bei Frauen jeglichen Aussehens.
Max stattet der Bodega Faustino einen Besuch ab, und findet gemeinsam mit der dort arbeitenden Cristina einen ermordeten Mann. Er läßt sich - die Hormone und ein Kuß der spanischen Schönheit sind schuld - dazu überreden die Leiche im Ebro verschwinden zu lassen. Max versucht sein Glück bei der schönen temperamentvollen eigensinnigen Frau, lernt ihre Freunde kennen und ihren Großvater, während die Polizei versucht den Mord aufzuklären. Max findet eine zweite Leiche, den Exportmanager der Bodega und hat dann wirkliche Probleme. Als der König die Bodega besucht fällt ein Schuß - nicht auf ihn sondern auf einen amerikanischen Weinkäufer. Max kann den Mord lösen und es gibt ein Happy end.
Zwischen der Mordgeschichte ist viel über Rioja geschrieben, die Geschichte an sich, wie der Cuvee entsteht (auf dem Cover steht die Cuvee .. was stimmt ?), und wie hart der Markt umkämpft ist. Es sind unterschiedliche Bodegas geschildert, von eher urwüchsigen mit Stein-Erde-Holz bis zu sehr Marketing orientierten und desingten die eher die in die Richtung Phantasieland gehen dürften. Die Sympathie des Autors dürfte bei den authentischen Bodegas liegen.
Spannend ist über den Wein zu lesen, der unterschiedlich in den Jahrgängen ist und bei dem 1964 ein fulminantes Jahr gewesen sein soll. Die Beschreibung des Weines läßt dies jedenfalls vermuten. Die Preise die auf dem einschlägigen Markt gezahlt werden sind exorbitant.
Gut gefallen hat mir wie das Leben des Maler Juan beschrieben wird - weniger die wechselnden Damen, die selbst Max verwirren, aber das malen, kochen, leben, humorvoll das Leben genießen und die vielen Katzen die Haus und Garten verschönern.
Abgesehen von der mir zu klischéhaften/unglaubwürdigen Liebesgeschichte zwischen Max und Cristina ist das Buch ein schön zu lesender Krimi der Gusto macht sich selber in die Region Rioja zu begeben sich durch die Tapas durchzutesten. Viel Spaß beim Lesen !
"Gran Reserva" - ein Wein Krimi
2012, Piper Verlag
272 Seiten
ISBN 978-3-492-30149-7
Als Rioja Fan war dieses Buch mit sehr ansprechendem Cover auf dem die goldenen Fäden des Flaschennetzes tastbar sind, fast 'Pflicht' für mich.
Der Modephotograph Max, der in Köln wohnt, wirft sein Handy weg und fliegt zu einem alten Freund in die Richtung Bilbao. Juan ist Maler, berühmt für seine Katzen und seine Kochkunst und beliebt bei Frauen jeglichen Aussehens.
Max stattet der Bodega Faustino einen Besuch ab, und findet gemeinsam mit der dort arbeitenden Cristina einen ermordeten Mann. Er läßt sich - die Hormone und ein Kuß der spanischen Schönheit sind schuld - dazu überreden die Leiche im Ebro verschwinden zu lassen. Max versucht sein Glück bei der schönen temperamentvollen eigensinnigen Frau, lernt ihre Freunde kennen und ihren Großvater, während die Polizei versucht den Mord aufzuklären. Max findet eine zweite Leiche, den Exportmanager der Bodega und hat dann wirkliche Probleme. Als der König die Bodega besucht fällt ein Schuß - nicht auf ihn sondern auf einen amerikanischen Weinkäufer. Max kann den Mord lösen und es gibt ein Happy end.
Zwischen der Mordgeschichte ist viel über Rioja geschrieben, die Geschichte an sich, wie der Cuvee entsteht (auf dem Cover steht die Cuvee .. was stimmt ?), und wie hart der Markt umkämpft ist. Es sind unterschiedliche Bodegas geschildert, von eher urwüchsigen mit Stein-Erde-Holz bis zu sehr Marketing orientierten und desingten die eher die in die Richtung Phantasieland gehen dürften. Die Sympathie des Autors dürfte bei den authentischen Bodegas liegen.
Spannend ist über den Wein zu lesen, der unterschiedlich in den Jahrgängen ist und bei dem 1964 ein fulminantes Jahr gewesen sein soll. Die Beschreibung des Weines läßt dies jedenfalls vermuten. Die Preise die auf dem einschlägigen Markt gezahlt werden sind exorbitant.
Gut gefallen hat mir wie das Leben des Maler Juan beschrieben wird - weniger die wechselnden Damen, die selbst Max verwirren, aber das malen, kochen, leben, humorvoll das Leben genießen und die vielen Katzen die Haus und Garten verschönern.
Abgesehen von der mir zu klischéhaften/unglaubwürdigen Liebesgeschichte zwischen Max und Cristina ist das Buch ein schön zu lesender Krimi der Gusto macht sich selber in die Region Rioja zu begeben sich durch die Tapas durchzutesten. Viel Spaß beim Lesen !
Samstag, 27. Juli 2013
Carmen Stephan : "Mal Aria"
Carmen Stephan :
"Mal Aria"
2012, S. Fischer Verlage
200 Seiten
ISBN: 978-3-10-075141-6
In diesem dichten, spannenden und eindrücklichen Roman in 13 Kapiteln erzählt ein Mosquito - genauer ein weiblicher Anopheles - wie er die Krankheitserreger überträgt, begleitet seinen letzten Menschen und schildert nebenbei die Medizingeschichte über die Malaria bis zur Entdeckung die Erreger und Transporteure der Krankheit.
Carmen und Carl machen einen Ausflug in den Regenwald. Dort wird Carmen von der Stechmücke gestochen, der sie zuvor begleitet hat und ihr auch weiterhin treu zu Seite steht. Es ist gerade Dengue-epidemie und niemand nimmt sich die Mühe das Blut der jungen Frau zu untersuchen, oder sie abzutasten. In 13 Tagen baut sie ab, ihre Organe zerlegen sich und erst am Schluß dechiffriert ein Arzt die Symptome richtig.
Während Carmen zerfällt erinnert sich ihr Geist an Momente aus ihrem Leben, wie die Großeltern in Bayern, ihren Freund Carl den sie schon früher nach Deutschland zurückgeschickt hatte und daß sie im Regenwald doch keine Riesenfrösche gesehen hat.
Malaria galt lange als "römische Krankheit", da der Körper um die Geißeln loszuwerden sehr hohes Fieber entwickelt. 'Mal Aria' heißt schlechte Luft, weil man dachte daß die schlechte Luft in den Tropen die Menschen erkranken lassen. Die Italiener, dann die Franzosen, dann ein beharrlicher Engländer und am Schluß wieder ein Italiener forschten über zwei Jahrhunderte bis zuerst der Erreger (die Geißeln) und dann der Transporter (die Anopheles .. ) klar war. Alle Methoden die Mücken zu vernichten haben sie stärker, resistenter gemacht.
Bis heute muß die Krankheit rasch erkannt und behandelt werden. In Afrika gilt der Spruch : es ist solange Malaria bis keine andere Krankheit bestätigt ist. Die fiktive junge Frau im Roman in Brasilien hatte nicht das Glück.
Der Roman wird aus der Ich-Sicht des Mosquito erzählt, der sich aus irgendeinen Grund um Carmen sorgt. Er spürt das Blut der jungen Frau, kann die Gedanken mitbekommen und erzählt ihre Gefühle und Gedanken.
Dazwischen springen die Gedanken zur Geschichte der Malaria und wie Menschen einerseits mit Insekten umgehen (Angst, Mosquitonetz, Ekel auch wenn das Tier erschlagen worden war) und Abgrenzungen zwischen Insekt und Mensch (wann von Gott geschaffen, welche Hirnleistung möglich und der Mensch nicht nutzt sondern drücken läßt, was Insekten [viel] und Menschen [wenig] leisten). Diese infragestellenden Absätze sind hochinteressant und schwingen nach dem Lesen noch länger nach.
In Summe ein großartiges Buch, das mich die ganze Lesezeit fasziniert hat. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.
Carmen Stephan, geboren am 1. August 1974 in Bayern, wohnt in München. Sie arbeitet einige Zeit als Journalistin für Zeitschriften. Sie lebte als Autorin für mehrere Jahre in Rio de Janeiro. 2005 erschien der Geschichtenband 'Brasília Stories'
"Mal Aria"
2012, S. Fischer Verlage
200 Seiten
ISBN: 978-3-10-075141-6
In diesem dichten, spannenden und eindrücklichen Roman in 13 Kapiteln erzählt ein Mosquito - genauer ein weiblicher Anopheles - wie er die Krankheitserreger überträgt, begleitet seinen letzten Menschen und schildert nebenbei die Medizingeschichte über die Malaria bis zur Entdeckung die Erreger und Transporteure der Krankheit.
Carmen und Carl machen einen Ausflug in den Regenwald. Dort wird Carmen von der Stechmücke gestochen, der sie zuvor begleitet hat und ihr auch weiterhin treu zu Seite steht. Es ist gerade Dengue-epidemie und niemand nimmt sich die Mühe das Blut der jungen Frau zu untersuchen, oder sie abzutasten. In 13 Tagen baut sie ab, ihre Organe zerlegen sich und erst am Schluß dechiffriert ein Arzt die Symptome richtig.
Während Carmen zerfällt erinnert sich ihr Geist an Momente aus ihrem Leben, wie die Großeltern in Bayern, ihren Freund Carl den sie schon früher nach Deutschland zurückgeschickt hatte und daß sie im Regenwald doch keine Riesenfrösche gesehen hat.
Malaria galt lange als "römische Krankheit", da der Körper um die Geißeln loszuwerden sehr hohes Fieber entwickelt. 'Mal Aria' heißt schlechte Luft, weil man dachte daß die schlechte Luft in den Tropen die Menschen erkranken lassen. Die Italiener, dann die Franzosen, dann ein beharrlicher Engländer und am Schluß wieder ein Italiener forschten über zwei Jahrhunderte bis zuerst der Erreger (die Geißeln) und dann der Transporter (die Anopheles .. ) klar war. Alle Methoden die Mücken zu vernichten haben sie stärker, resistenter gemacht.
Bis heute muß die Krankheit rasch erkannt und behandelt werden. In Afrika gilt der Spruch : es ist solange Malaria bis keine andere Krankheit bestätigt ist. Die fiktive junge Frau im Roman in Brasilien hatte nicht das Glück.
Der Roman wird aus der Ich-Sicht des Mosquito erzählt, der sich aus irgendeinen Grund um Carmen sorgt. Er spürt das Blut der jungen Frau, kann die Gedanken mitbekommen und erzählt ihre Gefühle und Gedanken.
Dazwischen springen die Gedanken zur Geschichte der Malaria und wie Menschen einerseits mit Insekten umgehen (Angst, Mosquitonetz, Ekel auch wenn das Tier erschlagen worden war) und Abgrenzungen zwischen Insekt und Mensch (wann von Gott geschaffen, welche Hirnleistung möglich und der Mensch nicht nutzt sondern drücken läßt, was Insekten [viel] und Menschen [wenig] leisten). Diese infragestellenden Absätze sind hochinteressant und schwingen nach dem Lesen noch länger nach.
In Summe ein großartiges Buch, das mich die ganze Lesezeit fasziniert hat. Ich kann es nur wärmstens empfehlen.
Carmen Stephan, geboren am 1. August 1974 in Bayern, wohnt in München. Sie arbeitet einige Zeit als Journalistin für Zeitschriften. Sie lebte als Autorin für mehrere Jahre in Rio de Janeiro. 2005 erschien der Geschichtenband 'Brasília Stories'
Samstag, 13. Juli 2013
Carsten Sebastian Henn : "Die letzte Reifung"
Carsten Sebastian Henn :
"Die letzte Reifung" - ein kulinarischer Krimi
2011, Pendo Verlag / Piper Verlag München
280 Seiten Krimi
12 Seiten Rezepte mit Käse
6 Seiten Grundbegriffe für Käse
ISBN 978-3-86612-252-9
Dieser Krimi machte Spaß zu lesen. Der Professor radelt durch das schöne Burgund, hat seinen Terrier Benno von Saber im Transportkorb und spürt dem Mord an einer genialen Käserin nach. Mithilfe seines Verwandten Jan/Jean und des Hamburger Taxifahrers und Rockers Pit löst der diesen und auch die Folgemorde und erzählt viel über Käseproduktion, Käsehandel und Machtgefüge innerhalb der französischen Käseszene.
Das Buch unterhielt mich gut. Die Personenschilderungen machen Freude und sind durchaus mit Ironie gezeichnet. Daß ausgerechnet ein Deutscher einen Lehrstuhl für Kulinaristik durchgesetzt hat, wird liebevoll auf die Schaufel gehoben. Die Käser sind unterschiedlich gezeichnete, fast schon charikaturhafte Gestalten. Der Dorfpolizist, der Bürgermeister, sein Bruder der Dorfpriester ist ... sie alle sind humorvoll geschildert.
Die gruppendynamischen Prozesse innerhalb des zwölf Personen zählenden Käseadels in Frankreich sowie des Professors Freunde und Rivalen aus Deutschland sind mit einem Hauch an Bösartigkeit geschildert. Auch die jahrhundertealten Konflikte zwischen Frankreich und Korsika finden Platz
Die Geschichte ist vielleicht etwas unlogisch, aber die Summe aus Käseinformation und gelungener Situationskomik machen den Krimi zu einem sehr empfehlenswerten und vergnüglichen (Urlaubs/Entspannungs-)Buch.
Carsten Sebastian Henn wurde 1973 in Köln geboren. Er lebt heute mit seiner Familie und 3 Katzen im Rheinland. Er schreibt kulinarische Krimis : entweder mit Meisterdetektiv Julius Eichendorff, oder mit dem Professor für Kulinaristik Herrn Adalbert Bietigheim sowie Hundekrimis mit Giacomo und Niccolo im Piemont. Wein ist nicht nur Krimi- sondern auch Lebensthema, weshalb der Autor auch ein Buch über Wein geschrieben hat, Mitglied bei Gault Millau WeinGuide Deutschland ist und selber Spitzenwein keltert.
Nachtrag : ich habe das Buch weitergeborgt und habe immer wieder vergnügtes lautes Auflachen vernommen :-)
"Die letzte Reifung" - ein kulinarischer Krimi
2011, Pendo Verlag / Piper Verlag München
280 Seiten Krimi
12 Seiten Rezepte mit Käse
6 Seiten Grundbegriffe für Käse
ISBN 978-3-86612-252-9
Dieser Krimi machte Spaß zu lesen. Der Professor radelt durch das schöne Burgund, hat seinen Terrier Benno von Saber im Transportkorb und spürt dem Mord an einer genialen Käserin nach. Mithilfe seines Verwandten Jan/Jean und des Hamburger Taxifahrers und Rockers Pit löst der diesen und auch die Folgemorde und erzählt viel über Käseproduktion, Käsehandel und Machtgefüge innerhalb der französischen Käseszene.
Das Buch unterhielt mich gut. Die Personenschilderungen machen Freude und sind durchaus mit Ironie gezeichnet. Daß ausgerechnet ein Deutscher einen Lehrstuhl für Kulinaristik durchgesetzt hat, wird liebevoll auf die Schaufel gehoben. Die Käser sind unterschiedlich gezeichnete, fast schon charikaturhafte Gestalten. Der Dorfpolizist, der Bürgermeister, sein Bruder der Dorfpriester ist ... sie alle sind humorvoll geschildert.
Die gruppendynamischen Prozesse innerhalb des zwölf Personen zählenden Käseadels in Frankreich sowie des Professors Freunde und Rivalen aus Deutschland sind mit einem Hauch an Bösartigkeit geschildert. Auch die jahrhundertealten Konflikte zwischen Frankreich und Korsika finden Platz
Die Geschichte ist vielleicht etwas unlogisch, aber die Summe aus Käseinformation und gelungener Situationskomik machen den Krimi zu einem sehr empfehlenswerten und vergnüglichen (Urlaubs/Entspannungs-)Buch.
Carsten Sebastian Henn wurde 1973 in Köln geboren. Er lebt heute mit seiner Familie und 3 Katzen im Rheinland. Er schreibt kulinarische Krimis : entweder mit Meisterdetektiv Julius Eichendorff, oder mit dem Professor für Kulinaristik Herrn Adalbert Bietigheim sowie Hundekrimis mit Giacomo und Niccolo im Piemont. Wein ist nicht nur Krimi- sondern auch Lebensthema, weshalb der Autor auch ein Buch über Wein geschrieben hat, Mitglied bei Gault Millau WeinGuide Deutschland ist und selber Spitzenwein keltert.
Nachtrag : ich habe das Buch weitergeborgt und habe immer wieder vergnügtes lautes Auflachen vernommen :-)
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Mittwoch, 10. Juli 2013
Rupert Schöttle : "Täter im Frack"
Rupert Schöttle :
"Täter im Frack" - Das Rätsel um Hofmanns Erzählungen. Ein kriminalistischer Opernführer in fünf Akten
2003, Bibliophile Edition, Wien
163 Seiten
ISBN 3-9500956-3-2
Auf dem rabenschwarzen Bucheinband lächelt versonnen der gezeichnete Jacques Offenbach mit Cello im Arm am Leser knapp vorbei. Der Krimi spielt in Wien und bietet für Opernenthusiasten nette Unterhaltung.
Ein Mann stürzt vor die Wiener U-Bahn. Unfall oder Mord ? Die Inspektoren Vogel und Walz ermitteln und stossen bald auf die Geschichten die sich um das Entstehen von "Hoffmanns Erzählungen" in Paris und später auch in Wien ranken. Viele Menschen nahmen Einfluß auf das Werk, Offenbach mußte einiges ändern und starb mittendrin. Einige Schüler brachten dann Opernende zustande, aber keines paßt wirklich. Ein Genuß für Musikwissenschaftler und auch Operndirektoren, die gerne Sensationen aufführen möchten. Der cholerische Direktor (alles ist Fantasie) in der Wiener Staatsoper hatte verkündet, daß er die endgültige Fassung spielen lassen wird. Der zu Tode Gestürzte war ein wichtiger Weg zu den seltenen Unterlagen gewesen. Letztendlich werden weder die Frage ob Suizid oder Unfall oder Mord , noch die Fragen nach den Unterlagen der Oper gelöst.
Der Kriminalroman ist bestens für Opernfans geeignet, auch wenn die Entstehungsgeschichte einige Male erzählt wird. Böse werden der cholerische Opernchef geschildert und Witze über seine Couch, ohne die eine Dame nicht an seinem Haus singen könne. Sympathie hat hier keinen Platz.
Sympathisch werden die Privatleben der beiden Polizeiinspektoren geschildert - der eine in einer eher unguten Ehe, der andere der eine Liebschaft mit einer Zeugin hat, die durchaus attraktiv und gepflegt ist.
Die Personenschilderungen gefallen mir sehr gut - der ältliche Connaisseur und Sammler von Noten in schönen Hietzing im kläffendem apricotfarbenen Pudel, die Kantinenwirtin in der Staatsoper, die arme Sekretärin des mehr als temperamentvollen Operndirektors und der treu an der Oper arbeitende Kapellmeister und Musikwissenschaftler etc.
In Summe in angenehmes Buch, das für mich leider etwas an Spannung fehlen läßt, aber nett unterhält.
Rupert Schöttle wurde 1957 in Mannheim geboren, bezog seine Cellisten-Ausbildung in Salzburg und Wien und spielt beim Wiener Staatsopernorchester/Wiener Philharmonikern.
"Täter im Frack" - Das Rätsel um Hofmanns Erzählungen. Ein kriminalistischer Opernführer in fünf Akten
2003, Bibliophile Edition, Wien
163 Seiten
ISBN 3-9500956-3-2
Auf dem rabenschwarzen Bucheinband lächelt versonnen der gezeichnete Jacques Offenbach mit Cello im Arm am Leser knapp vorbei. Der Krimi spielt in Wien und bietet für Opernenthusiasten nette Unterhaltung.
Ein Mann stürzt vor die Wiener U-Bahn. Unfall oder Mord ? Die Inspektoren Vogel und Walz ermitteln und stossen bald auf die Geschichten die sich um das Entstehen von "Hoffmanns Erzählungen" in Paris und später auch in Wien ranken. Viele Menschen nahmen Einfluß auf das Werk, Offenbach mußte einiges ändern und starb mittendrin. Einige Schüler brachten dann Opernende zustande, aber keines paßt wirklich. Ein Genuß für Musikwissenschaftler und auch Operndirektoren, die gerne Sensationen aufführen möchten. Der cholerische Direktor (alles ist Fantasie) in der Wiener Staatsoper hatte verkündet, daß er die endgültige Fassung spielen lassen wird. Der zu Tode Gestürzte war ein wichtiger Weg zu den seltenen Unterlagen gewesen. Letztendlich werden weder die Frage ob Suizid oder Unfall oder Mord , noch die Fragen nach den Unterlagen der Oper gelöst.
Der Kriminalroman ist bestens für Opernfans geeignet, auch wenn die Entstehungsgeschichte einige Male erzählt wird. Böse werden der cholerische Opernchef geschildert und Witze über seine Couch, ohne die eine Dame nicht an seinem Haus singen könne. Sympathie hat hier keinen Platz.
Sympathisch werden die Privatleben der beiden Polizeiinspektoren geschildert - der eine in einer eher unguten Ehe, der andere der eine Liebschaft mit einer Zeugin hat, die durchaus attraktiv und gepflegt ist.
Die Personenschilderungen gefallen mir sehr gut - der ältliche Connaisseur und Sammler von Noten in schönen Hietzing im kläffendem apricotfarbenen Pudel, die Kantinenwirtin in der Staatsoper, die arme Sekretärin des mehr als temperamentvollen Operndirektors und der treu an der Oper arbeitende Kapellmeister und Musikwissenschaftler etc.
In Summe in angenehmes Buch, das für mich leider etwas an Spannung fehlen läßt, aber nett unterhält.
Rupert Schöttle wurde 1957 in Mannheim geboren, bezog seine Cellisten-Ausbildung in Salzburg und Wien und spielt beim Wiener Staatsopernorchester/Wiener Philharmonikern.
Montag, 8. Juli 2013
Moritz Matthies (Pseud) : "Voll Speed"
Moritz Matthies (Pseud) :
"Voll Speed"
2013, Fischer Verlag GmbH, Frankfurt
294 Seiten
ISBN 978-3-651-0054-41
Dieser Roman ist der Folgeband von "Ausgefressen", in dem der Erdmännchenclan einiges in seinem Zoo erlebt hat und mich fast auf jeder Seite zum Lachen oder doch zum Kichern gebracht hatte.
Diesmal finden Ray und Rufus in einem Superboot, als sie durch die Kanalisation sausen eine Männerleiche. Detektiv Phil, der wieder von der Partie ist, erkennt in ihm seinen ehemaligen Detektivpartner. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Ray der mit Besorgnis sieht, daß seine jüngeren Brüder nicht nur von Traubenzucker high sind, sieht auch daß sich seine Clanmitglieder und andere Bewohner des Zoos mit irgendeiner Droge überfordern. Seinen Bruder rettet nur der Biß einer Schlange. Am Schluß findet die Polizei den Grund für Mord und die Drogen.
Leider ist das Buch diesmal nicht so lustig wie der erste Band. Ray benimmt sich mehr wie ein frecher, pubertierender, hormongesteuerter Jüngling aber ohne den Charme des ersten Buches. Auch Rufus hat sich geändert - er ist kein Bücher-Erdmann mehr, sondern ein technisch raffinierter Erdmann der sich bei Schiffsbau, Überwachnungskameras etc. bestens auskennt. Rocky, der erstgeborene und kampforientierte Clanführer, hat mittlerweile gelernt, seine jüngeren Brüder nicht mehr zu schlagen, wenn sie anderer Meinung sind. Auch Elsa, die angeschwärmte Chinchilladame, gibt es noch - für Ray.
Die Geschichte ist etwas verrückt. Die Aktion in der Kanalisation und die Kämpfe gegen die Ratten sind witzig.
In Summe ein unterhaltsames Buch, mit Humor, aber leider nach dem ersten Band etwas enttäuschend und mir etwas zu sex-fixiert.
"Voll Speed"
2013, Fischer Verlag GmbH, Frankfurt
294 Seiten
ISBN 978-3-651-0054-41
Dieser Roman ist der Folgeband von "Ausgefressen", in dem der Erdmännchenclan einiges in seinem Zoo erlebt hat und mich fast auf jeder Seite zum Lachen oder doch zum Kichern gebracht hatte.
Diesmal finden Ray und Rufus in einem Superboot, als sie durch die Kanalisation sausen eine Männerleiche. Detektiv Phil, der wieder von der Partie ist, erkennt in ihm seinen ehemaligen Detektivpartner. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Ray der mit Besorgnis sieht, daß seine jüngeren Brüder nicht nur von Traubenzucker high sind, sieht auch daß sich seine Clanmitglieder und andere Bewohner des Zoos mit irgendeiner Droge überfordern. Seinen Bruder rettet nur der Biß einer Schlange. Am Schluß findet die Polizei den Grund für Mord und die Drogen.
Leider ist das Buch diesmal nicht so lustig wie der erste Band. Ray benimmt sich mehr wie ein frecher, pubertierender, hormongesteuerter Jüngling aber ohne den Charme des ersten Buches. Auch Rufus hat sich geändert - er ist kein Bücher-Erdmann mehr, sondern ein technisch raffinierter Erdmann der sich bei Schiffsbau, Überwachnungskameras etc. bestens auskennt. Rocky, der erstgeborene und kampforientierte Clanführer, hat mittlerweile gelernt, seine jüngeren Brüder nicht mehr zu schlagen, wenn sie anderer Meinung sind. Auch Elsa, die angeschwärmte Chinchilladame, gibt es noch - für Ray.
Die Geschichte ist etwas verrückt. Die Aktion in der Kanalisation und die Kämpfe gegen die Ratten sind witzig.
In Summe ein unterhaltsames Buch, mit Humor, aber leider nach dem ersten Band etwas enttäuschend und mir etwas zu sex-fixiert.
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Samstag, 29. Juni 2013
Mary L. Longworth : "Mord in der Rue Dumas"
Mary L. Longworth :
"Mord in der Rue Dumas" - Ein Provence Krimi
original "Murder in the Rue Dumas"
2012, Penguin Books, New York
aus dem Amerikanischen von Helmut Ettinger
2013, Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH & co KG
342 Seiten
ISBN 978-3-7466-2932-2
Dieser Kriminalroman erzählt eine vergnügliche Geschichte die viel in der Provence spielt, Ausflüge nach Italien macht und im Universitäts- und Stipendiatsmilieu spielt. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, Essensgenuß noch weniger.
Untersuchungsrichter Antoine Verlaque, ein gutaussehender erfolgreicher Mann löst hier seinen zweiten Fall. Er wird gerufen um den Mord an einem Theologieprofessor in Aix-en-Provence aufzuklären. Dieser hatte genüßlich seine Macht ausgespielt als er seine Pensionierung zuerst angekündigt und dann widerrufen hatte, und als er die Anwärter auf das "Dumas"-Stipendium gegeneinander ausspielte. An Verdächtigen besteht bereits auf der Universität kein Mangel, als sich dann noch herausstellt, daß der ausgewiesene Gallé-Vasensammler auch eine Fälschung besessen hatte, wird das mögliche Täterfeld noch erweitert. Nach einem Kurzbesuch ins nahegelegene Italien werden Mord und Fälschungshintergrund aufgeklärt.
Die Geschichte ist schön geschrieben, und ist mit bißchen Muße schön zu genießen. Die Personenschilderungen sind vielfältig an Temperament, Interessen, Intellektualität, familiärem Background. Auf den Ebenen Liebe, Ehe, Beziehungen, Flirts sind auch alle vorhanden.
Die Orte der Handlung sind detailliert geschildert und gut vorstellbar. Auch die auftragen oder gekochten oder geplanten lukullischen Köstlichkeiten sind so plastisch, daß beim Lesen Gusto entstehen kann.
Die Welt der theologischen Fakultäten in 21. Jahrhundert, in Zeiten der Sparsamkeit, aber auch die geistigen Dispute zwischen den verschiedenen spirituellen 'Lagern' macht Vergnügen zu Verfolgen.
In Summe ein empfehlenswertes Buch, das ich mir als Geschenk in meinem Freundeskreis gut vorstellen kann.
"Mord in der Rue Dumas" - Ein Provence Krimi
original "Murder in the Rue Dumas"
2012, Penguin Books, New York
aus dem Amerikanischen von Helmut Ettinger
2013, Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH & co KG
342 Seiten
ISBN 978-3-7466-2932-2
Dieser Kriminalroman erzählt eine vergnügliche Geschichte die viel in der Provence spielt, Ausflüge nach Italien macht und im Universitäts- und Stipendiatsmilieu spielt. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, Essensgenuß noch weniger.
Untersuchungsrichter Antoine Verlaque, ein gutaussehender erfolgreicher Mann löst hier seinen zweiten Fall. Er wird gerufen um den Mord an einem Theologieprofessor in Aix-en-Provence aufzuklären. Dieser hatte genüßlich seine Macht ausgespielt als er seine Pensionierung zuerst angekündigt und dann widerrufen hatte, und als er die Anwärter auf das "Dumas"-Stipendium gegeneinander ausspielte. An Verdächtigen besteht bereits auf der Universität kein Mangel, als sich dann noch herausstellt, daß der ausgewiesene Gallé-Vasensammler auch eine Fälschung besessen hatte, wird das mögliche Täterfeld noch erweitert. Nach einem Kurzbesuch ins nahegelegene Italien werden Mord und Fälschungshintergrund aufgeklärt.
Die Geschichte ist schön geschrieben, und ist mit bißchen Muße schön zu genießen. Die Personenschilderungen sind vielfältig an Temperament, Interessen, Intellektualität, familiärem Background. Auf den Ebenen Liebe, Ehe, Beziehungen, Flirts sind auch alle vorhanden.
Die Orte der Handlung sind detailliert geschildert und gut vorstellbar. Auch die auftragen oder gekochten oder geplanten lukullischen Köstlichkeiten sind so plastisch, daß beim Lesen Gusto entstehen kann.
Die Welt der theologischen Fakultäten in 21. Jahrhundert, in Zeiten der Sparsamkeit, aber auch die geistigen Dispute zwischen den verschiedenen spirituellen 'Lagern' macht Vergnügen zu Verfolgen.
In Summe ein empfehlenswertes Buch, das ich mir als Geschenk in meinem Freundeskreis gut vorstellen kann.
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Donnerstag, 27. Juni 2013
Howard L. Anderson : "Albert - Ein glorreiches Schnabeltier"
Howard L. Anderson :
"Albert - Ein glorreiches Schnabeltier"
Roman
original "Albert of Adelaide"
2012, Twelve, New York
aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich
2013, Ullstein Buchverlage GmbH
260 Seiten
2 Seiten Vorwort und 1 Seite Mitwirkende
In den Buchinnenseiten Karte Australiens mit der Route von Albert
ISBN 978-3-550-08894-0
Als ich das Buchcover mit einer Zeichnung eines aufrecht sitzenden Schnabeltieres (Platypus) mit Hut und Flasche unter dem Arm sah, habe ich gedacht hier eine nette posierliche Geschichte lesen zu dürfen. Nett und posierlich ist der Roman nicht, sondern eine Geschichte von Tieren mit sehr menschlichem Verhalten, einigen Toten aber doch einem Sieg des "Guten".
Der Titelheld Albert ist aus dem Tiergarten in Adelaide ausgebrochen weil ihm das Leben dort, mit geplantem Essen, dummen Menschengesichtern und keiner Rückzugsmöglichkeit auf die Nerven ging. Leider hat er auf dem Weg ins "alte Australien" zu wenig Flüssigkeit in die Wüste mitgenommen. Jack, ein Wombat in Mantel, mit Pistole, Teeblättern und Sardinenbüchsen rettet ihn. In einem Schnapsladen in einer Stadt lernt Albert die beiden Bandicoots (Nasenbeutler, die Ratten ziemlich ähnlich sehen) Roger und Alvin kennen - zwei eher unverläßliche Zeitgenossen. Als Jack den Schnapsladen und irrtümlich die halbe Stadt niederbrennt, erklärt das Känguru, dem der Schnapsladen gehörte und der ausgewiesener Beuteltierfreund (also Schnabeltierfeind) ist, Albert zum Feind und läßt ihn steckbrieflich suchen. Albert und Jack trennen sich sicherheitshalber. Albert gerät in den Hinterhalt zweier Krimineller : des Possums Theodore und des Wallabys Bertram. Wallabys haben einen schlechten Ruf in Australien - auf Bertram trifft er zu. Albert wird von TJ gerettet. TJ ist ein kämpferischer, auf Sauberkeit bedachter Waschbär aus Chicago, der sich irrtümlich auf ein Schiff nach Australien gerettet hat. Daß er kämpfen kann, sichert ihm den Respekt der Dingos die sonst wenig Respekt vor anderen haben und Feinde auffressen. In einer Schlacht kämpfen der Schnapsladenbesitzer und die zwei Kriminellen mit Wallabys gegen Albert, TJ, Jack, die Dingos und Muldoon. Muldoon ist ein tasmanischer Teufel (was eh schon selten ist) und ein legendärer Kämpfer. Er ist ein ehemaliger Freund von Jack, der versucht hatte bei einem Kampf mit Feuer zu helfen und so sich und seinen Freund gefährdet und ziemlich verletzt hatte. Nach der Schlacht, bei der 'die guten' siegen, gibt es einige Tote zu betrauern, TJ sucht sich ein Schiff um wieder nach Chicago zu fahren und Albert sucht weiter das "alte Australien".
Die eher skurrile Geschichte ist gut zu lesen, bzw. lief bei mir als Zeichentrickfilm vor meinem geistigen Auge ab. Die Charaktäre sind tw. schön gezeichnet. Manche bleiben flach. Als Versuch kleine 'happy ends' zu schreiben sind in dem Roman wenn Jack und Muldoon an ihre frühere Freundschaft wieder anknüpfen, bzw. TJ nach einer ziemlichen Keilerei von seinen Freunden wieder geheilt wird. Auch Weichheit und Verrat haben Platz in den Beobachtungen.
Böse beobachtet ist wenn das Schild vor dem Schnapsladen beschrieben wird, in dem nur Beuteltiere Eintritt haben. Albert kann mit einem Trick hinein. Böse ist es auch wenn Albert entdeckt, daß die Kriminellen Possum & Wallaby das Wasser der Dingos vergiften und er als wasserliebendes Tier dieses nur abscheulich finden kann.
Es ist keine wirklich nette Geschichte, aber Menschen die Australien kennen und mögen durchaus zu empfehlen.
"Albert - Ein glorreiches Schnabeltier"
Roman
original "Albert of Adelaide"
2012, Twelve, New York
aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich
2013, Ullstein Buchverlage GmbH
260 Seiten
2 Seiten Vorwort und 1 Seite Mitwirkende
In den Buchinnenseiten Karte Australiens mit der Route von Albert
ISBN 978-3-550-08894-0
Als ich das Buchcover mit einer Zeichnung eines aufrecht sitzenden Schnabeltieres (Platypus) mit Hut und Flasche unter dem Arm sah, habe ich gedacht hier eine nette posierliche Geschichte lesen zu dürfen. Nett und posierlich ist der Roman nicht, sondern eine Geschichte von Tieren mit sehr menschlichem Verhalten, einigen Toten aber doch einem Sieg des "Guten".
Der Titelheld Albert ist aus dem Tiergarten in Adelaide ausgebrochen weil ihm das Leben dort, mit geplantem Essen, dummen Menschengesichtern und keiner Rückzugsmöglichkeit auf die Nerven ging. Leider hat er auf dem Weg ins "alte Australien" zu wenig Flüssigkeit in die Wüste mitgenommen. Jack, ein Wombat in Mantel, mit Pistole, Teeblättern und Sardinenbüchsen rettet ihn. In einem Schnapsladen in einer Stadt lernt Albert die beiden Bandicoots (Nasenbeutler, die Ratten ziemlich ähnlich sehen) Roger und Alvin kennen - zwei eher unverläßliche Zeitgenossen. Als Jack den Schnapsladen und irrtümlich die halbe Stadt niederbrennt, erklärt das Känguru, dem der Schnapsladen gehörte und der ausgewiesener Beuteltierfreund (also Schnabeltierfeind) ist, Albert zum Feind und läßt ihn steckbrieflich suchen. Albert und Jack trennen sich sicherheitshalber. Albert gerät in den Hinterhalt zweier Krimineller : des Possums Theodore und des Wallabys Bertram. Wallabys haben einen schlechten Ruf in Australien - auf Bertram trifft er zu. Albert wird von TJ gerettet. TJ ist ein kämpferischer, auf Sauberkeit bedachter Waschbär aus Chicago, der sich irrtümlich auf ein Schiff nach Australien gerettet hat. Daß er kämpfen kann, sichert ihm den Respekt der Dingos die sonst wenig Respekt vor anderen haben und Feinde auffressen. In einer Schlacht kämpfen der Schnapsladenbesitzer und die zwei Kriminellen mit Wallabys gegen Albert, TJ, Jack, die Dingos und Muldoon. Muldoon ist ein tasmanischer Teufel (was eh schon selten ist) und ein legendärer Kämpfer. Er ist ein ehemaliger Freund von Jack, der versucht hatte bei einem Kampf mit Feuer zu helfen und so sich und seinen Freund gefährdet und ziemlich verletzt hatte. Nach der Schlacht, bei der 'die guten' siegen, gibt es einige Tote zu betrauern, TJ sucht sich ein Schiff um wieder nach Chicago zu fahren und Albert sucht weiter das "alte Australien".
Die eher skurrile Geschichte ist gut zu lesen, bzw. lief bei mir als Zeichentrickfilm vor meinem geistigen Auge ab. Die Charaktäre sind tw. schön gezeichnet. Manche bleiben flach. Als Versuch kleine 'happy ends' zu schreiben sind in dem Roman wenn Jack und Muldoon an ihre frühere Freundschaft wieder anknüpfen, bzw. TJ nach einer ziemlichen Keilerei von seinen Freunden wieder geheilt wird. Auch Weichheit und Verrat haben Platz in den Beobachtungen.
Böse beobachtet ist wenn das Schild vor dem Schnapsladen beschrieben wird, in dem nur Beuteltiere Eintritt haben. Albert kann mit einem Trick hinein. Böse ist es auch wenn Albert entdeckt, daß die Kriminellen Possum & Wallaby das Wasser der Dingos vergiften und er als wasserliebendes Tier dieses nur abscheulich finden kann.
Es ist keine wirklich nette Geschichte, aber Menschen die Australien kennen und mögen durchaus zu empfehlen.
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Samstag, 15. Juni 2013
Jordi Sierra i Fabra : "Tod in Havanna"
Jordi Sierra i Fabra :
"Tod in Havanna"
Distelkrimi
original "Cuba, la noche de la jinetera"
1996,
aus dem spanischen von Horst Rosenbauer
2000, Distel Verlag
270 Seiten
ISBN 3-923208-42-1
Der Journalist Daniel Ros wird nach Kuba geschickt, um die Story seines Kollegen und Freundes fertig zu schreiben. Dieser Freund Estanis war an einer Dosis Rauschgift gestorben, was bei seiner Umgebung Befremden auslöst. Daniel geht in Havanna auf die Suche nach einer Frau, von der er nur ein Photo und ein rotes Stückchen Unterwäsche gefunden hat. Daniel sieht viele attraktive kubanische Frauen, die versuchen mit Liebe aus dem Land zu kommen. Sie definieren sich als "Jinetera" - Sex ist Lebensfreude, Geld ist nett aber steht nicht an erster Stelle. Auch ihm geht die Nähe einer dieser schönen sinnlichen Frauen ziemlich unter die Haut.
Es ist Mitte der 90-jahre Jahre des 20. Jahrhunderts, und wieder versuchen viele Kubaner auf abenteuerlichen Instrumenten das Meer nach Miami zu ihren Familien zu erreichen. Die Armut auf der Insel ist vielen zu viel, was Flucht oder Attentatsversuche auf Castro nach sich zieht. Fast wird Daniel in so ein Attentat verwickelt.
Auf den letzten Seiten löst Daniel das Rätsel um das Rauschgift in seines Freundes Blut.
90-er Jahre des 20. Jahrhunderts heißt, daß Handy, Internet oder sonstige rasche Kommunikation noch nicht üblich sind. Daniel findet Nachrichten bei der Rezeption oder daheim im Barcelona auf dem Anrufbeantworter. Orientierung im Auto findet noch anhand von Straßenkarten statt.
Die Frauen sind als schön geschildert, Männer vorhanden aber deren Schilderung geht unter. Mir sind zuviele Sexszenen beschrieben.
Die Armut mancher Szenerien mit ausgemergelten, harten, brutalen Gestalten im Gegensatz zu den Hotellandschaften mit Pool, Drinks und anschmiegsamen jungen Frauen ist hart. Das Leben des Erotiktouristen mit seiner Dummheit und seinem abgeschottet-sein von der kargen Umgebung dürfte ziemlich den Punkt getroffen haben.
Die Geschichte geht leider in zuviel Erotik und wiederholtem Jinetera-erklären unter. Der Roman ist aber trotzdem unterhaltend, und mit seiner Art Kuba zu beschreiben auf diese Insel neugierig machend.
Jordi Sierra i Fabra wurde am 26. Juni 1947 in Barcelona geboren. Er ist ein spanischer Jugendbuchautor und Autor von Kriminalromanen und schreibt auf castillan und catalan.
Von 1972 bis 2006 hat er über 400 Bücher verfasst, wobei er mit 12 Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte . Er hat viele Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlich und eine lange Liste an Romanen für Erwachsene. Für sein Engagement für Kinder- und Jugendliteratur hat er viele Preis erhalten. Im Jahr 2004 gründete er zur Nachwuchsförderung die Fundación Jordi Sierra i Fabra in Barcelona und die Fundación Taller de Letras Jordi Sierra i Fabra in Medellin (Kolumbien). Viele seiner Bücher wurden außer ins Deutsche auch ins Englische, Französische, Russische, Koreanische, Chinesische und in andere Sprachen übersetzt. Einzelne Werke wurden verfilmt oder für die Bühne bearbeitet.
auf deutsch gibt/gab es :
Ungebeten Gäste (Cambio de cerebro). Ravensburger Buchhandl. 1998.
Der letze Miwok-Indianer: (El último verano miwok). Signal 1989
Tod in Havanna (Cuba, la noche de la jinetera). Distel 2000
Gauditronix. Dressler 2009 ([978-3791519098]
1970 hat er als Musikkommentator begonnen. Mittlerweiler ist er ist Gründer mehrerer Musikzeitschriften wie beispielsweise Disco Exprés, Extra, oder Súper Pop (ab 1977) und gilt als Experte für spanische Pop- und Rockmusik.
"Tod in Havanna"
Distelkrimi
original "Cuba, la noche de la jinetera"
1996,
aus dem spanischen von Horst Rosenbauer
2000, Distel Verlag
270 Seiten
ISBN 3-923208-42-1
Der Journalist Daniel Ros wird nach Kuba geschickt, um die Story seines Kollegen und Freundes fertig zu schreiben. Dieser Freund Estanis war an einer Dosis Rauschgift gestorben, was bei seiner Umgebung Befremden auslöst. Daniel geht in Havanna auf die Suche nach einer Frau, von der er nur ein Photo und ein rotes Stückchen Unterwäsche gefunden hat. Daniel sieht viele attraktive kubanische Frauen, die versuchen mit Liebe aus dem Land zu kommen. Sie definieren sich als "Jinetera" - Sex ist Lebensfreude, Geld ist nett aber steht nicht an erster Stelle. Auch ihm geht die Nähe einer dieser schönen sinnlichen Frauen ziemlich unter die Haut.
Es ist Mitte der 90-jahre Jahre des 20. Jahrhunderts, und wieder versuchen viele Kubaner auf abenteuerlichen Instrumenten das Meer nach Miami zu ihren Familien zu erreichen. Die Armut auf der Insel ist vielen zu viel, was Flucht oder Attentatsversuche auf Castro nach sich zieht. Fast wird Daniel in so ein Attentat verwickelt.
Auf den letzten Seiten löst Daniel das Rätsel um das Rauschgift in seines Freundes Blut.
90-er Jahre des 20. Jahrhunderts heißt, daß Handy, Internet oder sonstige rasche Kommunikation noch nicht üblich sind. Daniel findet Nachrichten bei der Rezeption oder daheim im Barcelona auf dem Anrufbeantworter. Orientierung im Auto findet noch anhand von Straßenkarten statt.
Die Frauen sind als schön geschildert, Männer vorhanden aber deren Schilderung geht unter. Mir sind zuviele Sexszenen beschrieben.
Die Armut mancher Szenerien mit ausgemergelten, harten, brutalen Gestalten im Gegensatz zu den Hotellandschaften mit Pool, Drinks und anschmiegsamen jungen Frauen ist hart. Das Leben des Erotiktouristen mit seiner Dummheit und seinem abgeschottet-sein von der kargen Umgebung dürfte ziemlich den Punkt getroffen haben.
Die Geschichte geht leider in zuviel Erotik und wiederholtem Jinetera-erklären unter. Der Roman ist aber trotzdem unterhaltend, und mit seiner Art Kuba zu beschreiben auf diese Insel neugierig machend.
Jordi Sierra i Fabra wurde am 26. Juni 1947 in Barcelona geboren. Er ist ein spanischer Jugendbuchautor und Autor von Kriminalromanen und schreibt auf castillan und catalan.
Von 1972 bis 2006 hat er über 400 Bücher verfasst, wobei er mit 12 Jahren seinen ersten Roman veröffentlichte . Er hat viele Bücher für Kinder und Jugendliche veröffentlich und eine lange Liste an Romanen für Erwachsene. Für sein Engagement für Kinder- und Jugendliteratur hat er viele Preis erhalten. Im Jahr 2004 gründete er zur Nachwuchsförderung die Fundación Jordi Sierra i Fabra in Barcelona und die Fundación Taller de Letras Jordi Sierra i Fabra in Medellin (Kolumbien). Viele seiner Bücher wurden außer ins Deutsche auch ins Englische, Französische, Russische, Koreanische, Chinesische und in andere Sprachen übersetzt. Einzelne Werke wurden verfilmt oder für die Bühne bearbeitet.
auf deutsch gibt/gab es :
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Donnerstag, 30. Mai 2013
Frauke Scheunemann : "Katzenjammer"
Frauke Scheunemann :
"Katzenjammer"
Roman
2011 Page & Turner / Wilhelm Goldmann Verlag, München
278 Seiten
ISBN 978-3-442-20369-7
Ich hatte zu dem Buch gegriffen weil ein sehr schöne schwarze Katze gemeinsam mit einem gepflegten Langhaardackel auf dem Cover zu sehen war und der Buchtitel mir etwas von Katze zu erzählen versprach.
Der Roman erzählt aus Sicht des Hundes - ein Mischung aus Langhaardackel und Terrier - die Probleme die Frauchen Caroline, die endlich zu ihrem Tierarzt Marc mit Tochter Luise zieht haben. Die Probleme kommen von außen in Form der Exfrau von Marc und Marcs Mutter. Nebenbei verliebt sich der kurzbeinige Hundmann auch noch in eine wunderschöne Retrieverdame. Alles findet in München statt. Aber letztendlich wird alles gut ;-)
Herkules heißt eigentlich Claus-Leopold von Eschenberg und war vom Dackelzüchter weil sein Vater keinen Stammbaum vorweisen konnte, ins Tierschutzheim verfrachtet worden. Sein bester Freund ist der Nachbarskater Herr Beck - ein gescheiter, zynischer und verfressener Zeitgenosse, der ihm mit Rat und auch Tat (Krallen sei Dank) zu Seite steht. Dieser Kater verhilft ihm auch guten Eindruck bei der angebeteten Retrieverdame Cherie zu machen.
Dieser Roman ist der Band 2 nach "Dackelblick", Folgeromane sind "Welpenalarm" und "Hochzeitsküsse". Er ist nett zu lesen und unterhaltsam - v.a. für Hundenarren und -närrinnen. Als Katzenfan war ich enttäuscht und hatte mehr Katzen-input erwartet. Für Urlaub, Strand, oder Regentag ist dieser kurzweilige Roman sehr gut geeignet - oder nach einem anstrengenden Buch, nach dem der Leser/ die Leserin wieder etwas rasch zu lesendes wünscht.
Frauke Scheunemann, 1969 in Düsseldorf geboren. Sie ist promovierte Juristin. Nach einem Volontariat beim NDR arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin. Derzeit lebt sie mit ihrer Familie in Hamburg
"Katzenjammer"
Roman
2011 Page & Turner / Wilhelm Goldmann Verlag, München
278 Seiten
ISBN 978-3-442-20369-7
Ich hatte zu dem Buch gegriffen weil ein sehr schöne schwarze Katze gemeinsam mit einem gepflegten Langhaardackel auf dem Cover zu sehen war und der Buchtitel mir etwas von Katze zu erzählen versprach.
Der Roman erzählt aus Sicht des Hundes - ein Mischung aus Langhaardackel und Terrier - die Probleme die Frauchen Caroline, die endlich zu ihrem Tierarzt Marc mit Tochter Luise zieht haben. Die Probleme kommen von außen in Form der Exfrau von Marc und Marcs Mutter. Nebenbei verliebt sich der kurzbeinige Hundmann auch noch in eine wunderschöne Retrieverdame. Alles findet in München statt. Aber letztendlich wird alles gut ;-)
Herkules heißt eigentlich Claus-Leopold von Eschenberg und war vom Dackelzüchter weil sein Vater keinen Stammbaum vorweisen konnte, ins Tierschutzheim verfrachtet worden. Sein bester Freund ist der Nachbarskater Herr Beck - ein gescheiter, zynischer und verfressener Zeitgenosse, der ihm mit Rat und auch Tat (Krallen sei Dank) zu Seite steht. Dieser Kater verhilft ihm auch guten Eindruck bei der angebeteten Retrieverdame Cherie zu machen.
Dieser Roman ist der Band 2 nach "Dackelblick", Folgeromane sind "Welpenalarm" und "Hochzeitsküsse". Er ist nett zu lesen und unterhaltsam - v.a. für Hundenarren und -närrinnen. Als Katzenfan war ich enttäuscht und hatte mehr Katzen-input erwartet. Für Urlaub, Strand, oder Regentag ist dieser kurzweilige Roman sehr gut geeignet - oder nach einem anstrengenden Buch, nach dem der Leser/ die Leserin wieder etwas rasch zu lesendes wünscht.
Frauke Scheunemann, 1969 in Düsseldorf geboren. Sie ist promovierte Juristin. Nach einem Volontariat beim NDR arbeitete anschließend als Journalistin und Pressesprecherin. Seit 2002 ist sie freie Autorin. Derzeit lebt sie mit ihrer Familie in Hamburg
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Samstag, 25. Mai 2013
Jakob Arjouni : "Bruder Kemal"
Jakob Arjouni :
"Bruder Kemal" - Ein Kayankaya-Roman
2012, Diogenes Verlag AG, Zürich
220 Seiten
ISBN 978-3-257-06829-0
Der 53-jährige Detektiv wird in das Diplomatenviertel von Frankfurt gerufen. Dort soll er die Tochter einer schönen attraktiven Frau finden - sie ist nicht so reich wie die Wohngegend vermuten läßt. Der Detektiv überrascht einen toten vermutlichen Freier, das Mädchen das verkauft werden soll und den Mann der sich als Photograph ausgegeben hatte, aber lieber Kontakte zwischen Freiern und blutjungen Mädchen knüpft. Der Detektiv stellt eine Falle für die Polizei auf und bringt das Mädchen heim; hinterläßt aber die bereits vorgefundene Leiche eines unbekannten Mannes. Leider ist der sogenannte Photograph Neffe eines ziemlich islamistisch auftretenden Mannes mit vielen Verbindungen. Dieser bringt einen Schützling des Detektivs in seine Gewalt - dieser Schützling ist Autor eines Werkes auf das traditionelle Islamisten negativ reagieren. Der Detektiv schwächt seine Aussage gegen den Photographen ab, der Autor kommt frei, die Auflagen steigern sich. Im Abschlußgespräch klärt der Detektiv wer der Mörder ist; alle bleiben frei.
Der fünfte Fall des Privatdetektivs mit türkischem Namen (aber deutschen Pflegeeltern) ist gut und rasch lesbar. Der Detektiv hat eine schöne Freundin mit viel Energie, die ein gutes Lokal führt, excellente Küche bietet und endlich eine Familie haben möchte.
Die Menschen sind schön und klar geschildert, leider kommt bei mir keine Sympathie auf - für keine der handelnden Personen (ob dies an der Sprache liegt oder wirklich nur an den geschilderten Menschen kann ich nicht festhalten).
Interessant finde ich die Ansätze, daß sowohl Drogenhandel als auch Islamismus parallel behandelt werden. Die Beobachtungen der Buchmesseszene sind unterhaltsam geschildert.
In Summe in unterhaltsames Buch, das ideal für Urlaub, Ferien an Strand oder Balkon geeignet sein dürfte, aber keines meiner Lieblingsbücher wird.
Jakob Arjouni wurde 8. Oktober1964 in Frankfurt geboren und lebte hier. 'Arjouni" ist der Nachnahme seiner Ex-Frau. Seinen Helden, den Detektiv Kemal Kayankaya, hat er als 21-jähringer in seinem ersten Kriminalroman 'Happy Türke !' erfunden (dieser Roman ist verfilmt worden). Der Autor hat auch Bücher ohne den Detektiv Kayankaya geschrieben. Herr Arjouni starb im Jänner 2013 in Berlin.
"Bruder Kemal" - Ein Kayankaya-Roman
2012, Diogenes Verlag AG, Zürich
220 Seiten
ISBN 978-3-257-06829-0
Der 53-jährige Detektiv wird in das Diplomatenviertel von Frankfurt gerufen. Dort soll er die Tochter einer schönen attraktiven Frau finden - sie ist nicht so reich wie die Wohngegend vermuten läßt. Der Detektiv überrascht einen toten vermutlichen Freier, das Mädchen das verkauft werden soll und den Mann der sich als Photograph ausgegeben hatte, aber lieber Kontakte zwischen Freiern und blutjungen Mädchen knüpft. Der Detektiv stellt eine Falle für die Polizei auf und bringt das Mädchen heim; hinterläßt aber die bereits vorgefundene Leiche eines unbekannten Mannes. Leider ist der sogenannte Photograph Neffe eines ziemlich islamistisch auftretenden Mannes mit vielen Verbindungen. Dieser bringt einen Schützling des Detektivs in seine Gewalt - dieser Schützling ist Autor eines Werkes auf das traditionelle Islamisten negativ reagieren. Der Detektiv schwächt seine Aussage gegen den Photographen ab, der Autor kommt frei, die Auflagen steigern sich. Im Abschlußgespräch klärt der Detektiv wer der Mörder ist; alle bleiben frei.
Der fünfte Fall des Privatdetektivs mit türkischem Namen (aber deutschen Pflegeeltern) ist gut und rasch lesbar. Der Detektiv hat eine schöne Freundin mit viel Energie, die ein gutes Lokal führt, excellente Küche bietet und endlich eine Familie haben möchte.
Die Menschen sind schön und klar geschildert, leider kommt bei mir keine Sympathie auf - für keine der handelnden Personen (ob dies an der Sprache liegt oder wirklich nur an den geschilderten Menschen kann ich nicht festhalten).
Interessant finde ich die Ansätze, daß sowohl Drogenhandel als auch Islamismus parallel behandelt werden. Die Beobachtungen der Buchmesseszene sind unterhaltsam geschildert.
In Summe in unterhaltsames Buch, das ideal für Urlaub, Ferien an Strand oder Balkon geeignet sein dürfte, aber keines meiner Lieblingsbücher wird.
Jakob Arjouni wurde 8. Oktober1964 in Frankfurt geboren und lebte hier. 'Arjouni" ist der Nachnahme seiner Ex-Frau. Seinen Helden, den Detektiv Kemal Kayankaya, hat er als 21-jähringer in seinem ersten Kriminalroman 'Happy Türke !' erfunden (dieser Roman ist verfilmt worden). Der Autor hat auch Bücher ohne den Detektiv Kayankaya geschrieben. Herr Arjouni starb im Jänner 2013 in Berlin.
Mittwoch, 22. Mai 2013
Vilma Fuentes : "Strassen der Wunder"
Vilma Fuentes :
"Strassen der Wunder"
Roman
original : "El Autobús"
1995, Editorial Mortiz, Mexico, Actes Sud
Deutsch von Michael Hofmann
1996, Frankfurter Verlagsanstalt
300 Seiten mit 16 Kapiteln
ISBN 3-627-00047-1
In 16 Kapiteln erzählt die Autorin verschiedene Stationen ihrer Kindheit in der Stadt Mexico, wie sie die Welt als Kind erlebt hat und die Umwelt wahrgenommen hat. Die großen Menschen, großen Busse und Straßen und v.a. die Phantasiewelt im Kopf sind Bestandteile der Kindheit.
Sie ist Pingo, muß Lesen und Schreiben lernen - das erstere schafft sie mühelos, das zweite fällt ihr noch jahrelang schwer. Aber endlich kann sie Bücher lesen - Bücher die sie dem bewunderten Nachbarsbuben und ihrer kleinen Schwester vorliest oder erzählt (weil sie da spannender macht als wenn sie nur vorliest).
Sie erzählt vom Busfahrer, der alle Mädchen die er fahrt mehr oder minder liebevoll auf die Schaufel nimmt, die Lehrerin im Bus die auf Benehmen achten soll; von verschiedenen Nonnen als Lehrerinnen und von Mitschülerinnen. Die Freundinnen wechseln - sie lernt mit den Freundinnen auch die Eltern kennen, die manchmal ganz anderes als ihre Eltern in einer kleinen Wohnung sondern in einem großen Haus mit schönem Garten wohnen.
Die Welt der Straßen aus dem Bus gesehen beflügeln ihre Phantasie. Sie gewähren Einblick in andere Stadtviertel, andere Häuser, andere Höfe und Gärten.
Der rasante Wohnungsboom mit alten Häusern die rasch geschliffen und zu neuen Gebäuden hochgezogen werden, zieht vor ihren Augen ab. Durch mehrmaliges Übersiedeln erzählt sie von den unterschiedlichen "Vecindades".
Von zwei Hochzeiten erzählt sie - in einer wird eine 16-jährige mit einem unattraktiven älteren Mann verheiratet und hat plötzlich ein ausdrucksloses altersloses Gesicht, bei der anderen wird tuschelnd vom Selbstmord der Braut einige Zeit nach der Hochzeitsreise erzählt.
In den Erzählungen wird die Welt eines (heranwachsenden) Kindes geschildert. Wie aufregend, und wie sehr aktuell und teilweise riesig die Welt sein kann. Wie klein und manchmal schäbig sie sein kann wird nur kurz angerissen. Sie bewertet nicht, wenn sie die Welt und Werte aus der Nonnenschule beschreibt. Schön ist wenn sie den jetzt großen Straßen der Stadt Mexico beschreibt, auch wenn diese nunmehr die großen Durchzugsstraßen ohne den Charme dieser Kinderjahre sind.
Die Personen sind gut vorstellbar geschildert : die Tante die im Büro arbeitet und raucht, die Freundinnen, der Buschauffeur, der Nachbarsbub der seinen Analphabetismus stolz verbirgt etc.
Das Buch ist in angenehm großen Lettern gedruckt, die kein Augenweh machen.
In Summe ein schön lesbares Buch, das ein bißchen in die Zeiten der Kindheit als vieles noch geheimnisvoll schien führt.
Vilma Fuentes wurde am 22. August 1949 in Mexiko geboren. Sie ist seit 1969 Mitglied im 'Centre Mexicain d'Écrivains '. Seit 1975 lebt sie in Paris und arbeitet als Journalistin, Übersetzerin und Literaturkritikerin, inkl. für die mexikanische Wochenzeitschrift 'La Jornada'. Als Schriftstellerin hat sie 1995 'L'autobus de Mexico', 2001 'King Lopitos', 2008 'Des Châteaux en enfer' 2009, 'Gloria (Minos)' und 'La Castaneda (Minos)', 2011 'Les Greffiers du diable' und 2012 'Calzada de Los Misterios (Letras Mexicanas)' veröffentlicht.
"Strassen der Wunder"
Roman
original : "El Autobús"
1995, Editorial Mortiz, Mexico, Actes Sud
Deutsch von Michael Hofmann
1996, Frankfurter Verlagsanstalt
300 Seiten mit 16 Kapiteln
ISBN 3-627-00047-1
In 16 Kapiteln erzählt die Autorin verschiedene Stationen ihrer Kindheit in der Stadt Mexico, wie sie die Welt als Kind erlebt hat und die Umwelt wahrgenommen hat. Die großen Menschen, großen Busse und Straßen und v.a. die Phantasiewelt im Kopf sind Bestandteile der Kindheit.
Sie ist Pingo, muß Lesen und Schreiben lernen - das erstere schafft sie mühelos, das zweite fällt ihr noch jahrelang schwer. Aber endlich kann sie Bücher lesen - Bücher die sie dem bewunderten Nachbarsbuben und ihrer kleinen Schwester vorliest oder erzählt (weil sie da spannender macht als wenn sie nur vorliest).
Sie erzählt vom Busfahrer, der alle Mädchen die er fahrt mehr oder minder liebevoll auf die Schaufel nimmt, die Lehrerin im Bus die auf Benehmen achten soll; von verschiedenen Nonnen als Lehrerinnen und von Mitschülerinnen. Die Freundinnen wechseln - sie lernt mit den Freundinnen auch die Eltern kennen, die manchmal ganz anderes als ihre Eltern in einer kleinen Wohnung sondern in einem großen Haus mit schönem Garten wohnen.
Die Welt der Straßen aus dem Bus gesehen beflügeln ihre Phantasie. Sie gewähren Einblick in andere Stadtviertel, andere Häuser, andere Höfe und Gärten.
Der rasante Wohnungsboom mit alten Häusern die rasch geschliffen und zu neuen Gebäuden hochgezogen werden, zieht vor ihren Augen ab. Durch mehrmaliges Übersiedeln erzählt sie von den unterschiedlichen "Vecindades".
Von zwei Hochzeiten erzählt sie - in einer wird eine 16-jährige mit einem unattraktiven älteren Mann verheiratet und hat plötzlich ein ausdrucksloses altersloses Gesicht, bei der anderen wird tuschelnd vom Selbstmord der Braut einige Zeit nach der Hochzeitsreise erzählt.
In den Erzählungen wird die Welt eines (heranwachsenden) Kindes geschildert. Wie aufregend, und wie sehr aktuell und teilweise riesig die Welt sein kann. Wie klein und manchmal schäbig sie sein kann wird nur kurz angerissen. Sie bewertet nicht, wenn sie die Welt und Werte aus der Nonnenschule beschreibt. Schön ist wenn sie den jetzt großen Straßen der Stadt Mexico beschreibt, auch wenn diese nunmehr die großen Durchzugsstraßen ohne den Charme dieser Kinderjahre sind.
Die Personen sind gut vorstellbar geschildert : die Tante die im Büro arbeitet und raucht, die Freundinnen, der Buschauffeur, der Nachbarsbub der seinen Analphabetismus stolz verbirgt etc.
Das Buch ist in angenehm großen Lettern gedruckt, die kein Augenweh machen.
In Summe ein schön lesbares Buch, das ein bißchen in die Zeiten der Kindheit als vieles noch geheimnisvoll schien führt.
Vilma Fuentes wurde am 22. August 1949 in Mexiko geboren. Sie ist seit 1969 Mitglied im 'Centre Mexicain d'Écrivains '. Seit 1975 lebt sie in Paris und arbeitet als Journalistin, Übersetzerin und Literaturkritikerin, inkl. für die mexikanische Wochenzeitschrift 'La Jornada'. Als Schriftstellerin hat sie 1995 'L'autobus de Mexico', 2001 'King Lopitos', 2008 'Des Châteaux en enfer' 2009, 'Gloria (Minos)' und 'La Castaneda (Minos)', 2011 'Les Greffiers du diable' und 2012 'Calzada de Los Misterios (Letras Mexicanas)' veröffentlicht.
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Dienstag, 30. April 2013
Rushdie Salman : "Des Mauren letzter Seufzer"
Rushdie Salman :
"Des Mauren letzter Seufzer"
original "The Moor's Last Sigh"
1995, verlegt bei Jonathan Cape, London
aus dem Englischen übersetzt von Gisela Stege
1996 Kindler Verlag München
569 Seiten
1 Seite Stammbaum der Familie Da-Gama-Zogoiby
2 Seiten Glossar von Begriffen aus dem indischen Sprachraum
ISBN 3-463-40218-1
Der faszinierende, farbgewaltige und auch negative Roman wird aus der Sicht von Shri Moraes Zogoiby, kurz Moor genannt, erzählt. Er ist Asthmatiker und am Ende seines Lebens - und erzählt seine Geschichte und die seiner Vorfahren die sich von Vasca da Gama ableiten zu glauben inkl. Leben und Politik in Indien, meistens in Bombay.
Der erzählende 'Moor' ist das vierte Kind, der einzige Sohn, einer Familie die ihr Geld mit Gewürzen gemacht hatte. Bei ihm greift ein Miracel, daß er doppelt so rasch wächst als er alt ist - seine Seele wächst aber in üblicher Geschwindigkeit weshalb er einigen Erfahrungen immer hinterdrein winkt. Außerdem ist seine linke Hand nicht in Fingern ausgewachsen - was ihm einige Zeit später als Schläger von Vorteil ist.
Der Beginn des Buches ist den Großeltern des "Mooren" gewidmet, dem Krieg zwischen den Damen, den politischen Gegenseitigkeiten von Großvater und Onkel, der Homoerotik des Onkels, dem Krieg zwischen den Familien der Damen, der fast alles vernichtet.
Mitten darin wächst seine Mutter auf - Aurora. Eine starke Frau die sich von nichts und niemandem etwas sagen läßt und die heimlich zu malen beginnt. Diese Frau verliebt sich in den älteren jüdischen Buchhalter Abraham Zogoiby (was Rushdie die Chance gibt die Geschichte der Juden in Indien zu erzählen) und setzt die Eheschließung durch. Sie ist Künstlerin, meist geliebt - bewundert - geachtet, von manchen tiefgehaßt, während er den Gewürzhandel ihrer Familie übernimmt und erweitert (meist mit unfairen Methoden). Drei Töchter und spät ein Sohn entspringen dieser Ehe. Die egozentrische Mutter diktiert und karikiert das Gesellschaftsleben, während ein Bewunderer - Vasco Miranda - das Kinderzimmer mit Comicfiguren ausmalt.
Keines der Kinder wird glücklich - eine Schwester wird Anwältin (und wird später ermordet), eine Nonne und die dritte in Indien erfolgreiche Sängerin (ein Erfolg der in den USA ausbleibt, und sie an den Drogenkonsum bringt). Dem 'Moor' helfen Angestellte beim Box training und der Koch der seine Begabung für die Küche erkennt.
Der 'Moor' verliebt sich in eine wunderschöne Künstlerin - Uma Sarasvati. Sie intrigiert, bringt ihn und seine Eltern auseinander und bringt ihn ins Gefängnis, aus dem ihn erst der Intimfeind seiner Mutter befreit. Für ihn wird er zum professionellen Schläger. Erst nach dem Tod der Mutter nähern sich Vater und Sohn wieder einander an.
Vor dem Hintergrund der steigenden Konflikte zwischen Religionen und religiösen Splittergruppen erheben sich auch andere Kampffronten. Es gehen viele Bomben hoch, die auch den Gemälden von Aurora und dem Leben von Vater Abraham und seiner Schwester der Nonne ein Ende setzen. Der 'Moor' konnte noch rechtzeitig nach Spanien entfliehen, wo er auf Boabdils Spuren Vasco Miranda in Prunk, Einsamkeit und Wahnsinn sucht. Letztendlich bleibt nur der Tod.
Die Neugier endlich mal einen Rushdie-Roman zu lesen, der aber nicht die berühmten 'Verse' sind, hat mich zu diesem Buch greifen lassen. Es hat mich die Beschreibung der Welt der Gewürze, des Reichtums in Indien/Bombay fasziniert, genauso wie die Religionsvielfalt.
Die Personen haben fast vor meinem geistigen Auge getanzt, geliebt, getötet, und gemalt. Die Verschiedenartigkeit der Temperamente, der Egoismen und auch der Brutalität zogen mich in den Bann.
Es ist kein Buch das ich einfach zwischendurch lesen konnte, sondern bewußt mit seinen Metaphern, Farben, Ideen, Sprachspielerein gelesen werden möchte - und deshalb Zeit und Konzentration braucht.
Die für mich faszinierendste Persönlichkeit des Buches ist Aurora verheiratete Zogoiby. Zuerst haßt sie Elephanten (die ihre Mutter gesammelt hatte) - nennt dann das Haus, in dem sie leben, Elephanta. Sie wird in mehreren Stadien ihrer künstlerischen Entwicklung geschildert - wie sie sich mit Familie und den Konflikten auseinandersetzt. Immer wieder kommt das Thema der 'Moor'-Bilder: mal liebend, mal in Konflikt, aber immer wieder Antworten suchend. Ihre Sprachspiele sind z.B. hassifizieren, vertragifizieren, kreischifizieren, buchstabifizieren, etc.
Das Buch arbeitet nach, weil einerseits viel Geschichte Indiens erzählt wird, und viel über die Vielfalt der Religionen wie sie in Indien leben. Andererseits hatte ich einer Liebesgeschichte die in den ersten Liebesstunden in Gewürzen stattfindet, ein anderes Ende als bitterbösen Verrat und die starke Vermutung von Mord(en) gewünscht.
In Summe ein großartiges, faszinierendes Buch, das mir aber stellenweise doch zu lange wurde. Trotzdem kann ich diesen Roman nur jedem Leser /jeder Leserin empfehlen die sich in eine farbenfrohe, tragische Geschichte mit viel Wissen und Sinnlichkeit hineinlesen möchte.
Sir Salman Rushdie wurde am 19. Juni 1947 in Bombay (heute Mumbai) in einer moslemischen Familie geboren. Er studierte in Cambridge Geschichte und arbeitete am Theater und als freier Journalist. 1975 veröffentlichte er sein erstes Buch; 1981 kam mit seinem zweiten Buch "Mitternachtskinder" der Druchbruch. 1988 erschien das vierte Buch "Satanische Verse", das zu Kontroversen in der moslemischen Gesellschaft führte. Nach Morddrohungen lebte der Schriftsteller einige zeitlang versteckt. Literarisch folgten 'Harun und das Meer der Geschichten', 1995 'Des Mauren letzter Seufzer' und 2001 'Fury' (2002, 'Wut'). Meist lebt der Schriftsteller in den USA.
"Des Mauren letzter Seufzer"
original "The Moor's Last Sigh"
1995, verlegt bei Jonathan Cape, London
aus dem Englischen übersetzt von Gisela Stege
1996 Kindler Verlag München
569 Seiten
1 Seite Stammbaum der Familie Da-Gama-Zogoiby
2 Seiten Glossar von Begriffen aus dem indischen Sprachraum
ISBN 3-463-40218-1
Der faszinierende, farbgewaltige und auch negative Roman wird aus der Sicht von Shri Moraes Zogoiby, kurz Moor genannt, erzählt. Er ist Asthmatiker und am Ende seines Lebens - und erzählt seine Geschichte und die seiner Vorfahren die sich von Vasca da Gama ableiten zu glauben inkl. Leben und Politik in Indien, meistens in Bombay.
Der erzählende 'Moor' ist das vierte Kind, der einzige Sohn, einer Familie die ihr Geld mit Gewürzen gemacht hatte. Bei ihm greift ein Miracel, daß er doppelt so rasch wächst als er alt ist - seine Seele wächst aber in üblicher Geschwindigkeit weshalb er einigen Erfahrungen immer hinterdrein winkt. Außerdem ist seine linke Hand nicht in Fingern ausgewachsen - was ihm einige Zeit später als Schläger von Vorteil ist.
Der Beginn des Buches ist den Großeltern des "Mooren" gewidmet, dem Krieg zwischen den Damen, den politischen Gegenseitigkeiten von Großvater und Onkel, der Homoerotik des Onkels, dem Krieg zwischen den Familien der Damen, der fast alles vernichtet.
Mitten darin wächst seine Mutter auf - Aurora. Eine starke Frau die sich von nichts und niemandem etwas sagen läßt und die heimlich zu malen beginnt. Diese Frau verliebt sich in den älteren jüdischen Buchhalter Abraham Zogoiby (was Rushdie die Chance gibt die Geschichte der Juden in Indien zu erzählen) und setzt die Eheschließung durch. Sie ist Künstlerin, meist geliebt - bewundert - geachtet, von manchen tiefgehaßt, während er den Gewürzhandel ihrer Familie übernimmt und erweitert (meist mit unfairen Methoden). Drei Töchter und spät ein Sohn entspringen dieser Ehe. Die egozentrische Mutter diktiert und karikiert das Gesellschaftsleben, während ein Bewunderer - Vasco Miranda - das Kinderzimmer mit Comicfiguren ausmalt.
Keines der Kinder wird glücklich - eine Schwester wird Anwältin (und wird später ermordet), eine Nonne und die dritte in Indien erfolgreiche Sängerin (ein Erfolg der in den USA ausbleibt, und sie an den Drogenkonsum bringt). Dem 'Moor' helfen Angestellte beim Box training und der Koch der seine Begabung für die Küche erkennt.
Der 'Moor' verliebt sich in eine wunderschöne Künstlerin - Uma Sarasvati. Sie intrigiert, bringt ihn und seine Eltern auseinander und bringt ihn ins Gefängnis, aus dem ihn erst der Intimfeind seiner Mutter befreit. Für ihn wird er zum professionellen Schläger. Erst nach dem Tod der Mutter nähern sich Vater und Sohn wieder einander an.
Vor dem Hintergrund der steigenden Konflikte zwischen Religionen und religiösen Splittergruppen erheben sich auch andere Kampffronten. Es gehen viele Bomben hoch, die auch den Gemälden von Aurora und dem Leben von Vater Abraham und seiner Schwester der Nonne ein Ende setzen. Der 'Moor' konnte noch rechtzeitig nach Spanien entfliehen, wo er auf Boabdils Spuren Vasco Miranda in Prunk, Einsamkeit und Wahnsinn sucht. Letztendlich bleibt nur der Tod.
Die Neugier endlich mal einen Rushdie-Roman zu lesen, der aber nicht die berühmten 'Verse' sind, hat mich zu diesem Buch greifen lassen. Es hat mich die Beschreibung der Welt der Gewürze, des Reichtums in Indien/Bombay fasziniert, genauso wie die Religionsvielfalt.
Die Personen haben fast vor meinem geistigen Auge getanzt, geliebt, getötet, und gemalt. Die Verschiedenartigkeit der Temperamente, der Egoismen und auch der Brutalität zogen mich in den Bann.
Es ist kein Buch das ich einfach zwischendurch lesen konnte, sondern bewußt mit seinen Metaphern, Farben, Ideen, Sprachspielerein gelesen werden möchte - und deshalb Zeit und Konzentration braucht.
Die für mich faszinierendste Persönlichkeit des Buches ist Aurora verheiratete Zogoiby. Zuerst haßt sie Elephanten (die ihre Mutter gesammelt hatte) - nennt dann das Haus, in dem sie leben, Elephanta. Sie wird in mehreren Stadien ihrer künstlerischen Entwicklung geschildert - wie sie sich mit Familie und den Konflikten auseinandersetzt. Immer wieder kommt das Thema der 'Moor'-Bilder: mal liebend, mal in Konflikt, aber immer wieder Antworten suchend. Ihre Sprachspiele sind z.B. hassifizieren, vertragifizieren, kreischifizieren, buchstabifizieren, etc.
Das Buch arbeitet nach, weil einerseits viel Geschichte Indiens erzählt wird, und viel über die Vielfalt der Religionen wie sie in Indien leben. Andererseits hatte ich einer Liebesgeschichte die in den ersten Liebesstunden in Gewürzen stattfindet, ein anderes Ende als bitterbösen Verrat und die starke Vermutung von Mord(en) gewünscht.
In Summe ein großartiges, faszinierendes Buch, das mir aber stellenweise doch zu lange wurde. Trotzdem kann ich diesen Roman nur jedem Leser /jeder Leserin empfehlen die sich in eine farbenfrohe, tragische Geschichte mit viel Wissen und Sinnlichkeit hineinlesen möchte.
Sir Salman Rushdie wurde am 19. Juni 1947 in Bombay (heute Mumbai) in einer moslemischen Familie geboren. Er studierte in Cambridge Geschichte und arbeitete am Theater und als freier Journalist. 1975 veröffentlichte er sein erstes Buch; 1981 kam mit seinem zweiten Buch "Mitternachtskinder" der Druchbruch. 1988 erschien das vierte Buch "Satanische Verse", das zu Kontroversen in der moslemischen Gesellschaft führte. Nach Morddrohungen lebte der Schriftsteller einige zeitlang versteckt. Literarisch folgten 'Harun und das Meer der Geschichten', 1995 'Des Mauren letzter Seufzer' und 2001 'Fury' (2002, 'Wut'). Meist lebt der Schriftsteller in den USA.
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Sonntag, 7. April 2013
Carlos María Domínguez : "Wüste Meere"
Carlos María Domínguez :
"Wüste Meere"
original "mares baldíos"
2005, Carlos María Domínguez
aus dem Spanischen übersetzt von Elisabeth Müller
2006, Eichborn AG, Frankfurt
158 Seiten
ISBN 3-8218-5774-9
In diesem Buch sind sieben wunderschöne dichte Erzählungen abgedruckt, die sich alle mit dem Thema Wasser, Fluß oder Meer beschäftigen. Allen Geschichten ist für mich auch eine Art von Laissez-faire oder auch Toleranz eigen - man läßt dem anderen sein Tun. Die Geschichten sind dicht und schön geschildert, und gehören zu den wenigen Erzählungen die ich gerne gelesen habe und nicht mit dem Gefühl übrig geblieben bin, um einen Teil quasi betrogen worden zu sein.
In 'Johnnys Bekenntnis' lernt ein junger Uruguayer mitten unter seinen argentinischen Schwimmkollegen den großen Star Johnny Weißmüller kennen. Als alternder Star gibt er Masterclasses für die schwimmbegeisterte Jugend. Bei einem Wettschwimmen läßt der Junge den Alten gewinnen, weil er es braucht. Das Idol bekommt Risse, aber mit Menschlichkeit kommen die beiden auf neue Ebenen.
In 'Der Baum mit den Reihern' wird eine winzige Insel mit einem Baum, einer miserablen Hütte, einem Menschen und vielen Reihern von einem Orkan heimgesucht. Obwohl Orkane gewohnt, ist diesmal die nassen und windigen Elemente doch stärker als gewohnt. Der Mensch versucht Hütte und sich zu retten, verliert die Hütte aber überlebt. Die Reiher müssen ihn zwischendurch wärmen.
'Mancuso' ist ein alternder berühmter Pirat. Er versucht mit seiner Crew ein Schiff, das auf eine Sandbank gelaufen ist, zu heben und sich des Guts zu bemächtigen. Der Versicherungsbetrug des Eigentümers inkl. dessen machtvolle Vernetzungen sind stärker als er und seine Crew. Mißtrauen steigt, der Ruhm ist am Ende dahin. Die Mafia hat gesiegt.
'Die Falle im Sand' erzähltvon einem Schiff, das gute und schlechte Frachten gehabt hat und bereits mehrere Namen getragen hatte. Der Kapitän versucht das zu verheimlichen, denn Schiffe mit vielen Namen haben einen schlechten Ruf. Als sie auf einer neuen Sandbank des Rio Plato auflaufen (die Sandbänke sind hier tückisch und flexibel), werden ihm und seinen drei Leuten das Wohl des Schiffes anvertraut. Versicherungen, Beamte, Eigentümer streiten wie es weitergehen soll. Die Crew hält das Schiff bei einem Orkan. Später wird das Schiff gesichtet - es hat wieder einen neuen Namen.
In 'Delta' erzählt ein alter Mann gegen paar Schnäpse die Geschichte eines Mannes der Frau und Kind am Gardasee verläßt um wieder am Wasser zu arbeiten. Er schließt sich Marcia Brooke, einer Piratin in den Flüssen an. Als es durch die Entwicklung immer schwerer wird mit Piraterie Erfolg zu haben, zieht sich die Gruppe zurück. Der Sohn taucht auf und findet statt dem ersehnten reichen Vater ein Wrack, das sein Hirn durch zuviel Alkohol vernichtet hat. Als der Sohn geht, läßt er eine Schachtel zurück - ein Finger mit einem Ehering.
In 'Brände' erzählt ein ehemaliger erster Schiffsoffizier wie er im Irakkrieg auf einem imponierenden hochmodernen Tanker, der mit Inertgasen fährt (unbrennbar), bei einem Überfall und anschließender Panik, leider einen Menschen tötet/töten muß um die Hierarchie aufrecht zu halten. Er rettet damit das Schiff und die vielen Menschen an Mord. Reederei, Ministerium, alle anderen sprechen ihn von Verantwortung frei - nur er kann sich nicht verzeihen und zieht ans Land, mit Blick auf die großen Schiffe im Hafen.
'Eine aufrichtige Unterhaltung' findet zwischen einem polnischen Maschinisten (Mirko) und einem lateinamerikanischen Offizier (Adrede) bei einer Flasche Grappa statt. Jeder spricht nur seine Muttersprache. Sie sprechen von Zweifeln, alten Geschichten und alten Lieben. Keiner versteht die Wort, nur die Mimik. Am Schluß entdecken sie einen erfrorenen Chinesen (blinder Passagier) in der defekt geglaubten Klimaanlage an Bord und wickeln das Geheimnis in beider Fremdsprache (englisch) ab.
Die Geschichten sind zwischen 15 und 20 Seiten lang. Nur die letzte Erzählung braucht fast 30 Seiten.
Alle Geschichten habe ich gerne gelesen, und nach dem fertigwerden etwas nachwirken lassen. Es ist keine Hektik, sondern Gelassenheit vorherrschend.
Die Landschaften und Zustände des Wassers sind schön geschildert. Die handelnden oder erzählenden Personen gut vorstellbar. Kein Knick stört.
In Summe ein sehr schönes Buch, das ich Menschen die sich entspannen und gleichzeitig mit den Gedanken reisen wollen, sehr empfehlen kann.
Carlos María Domínguez wurde am 23. April 1955 in Buenos Aires geboren. Er lebt seit 1989 in Montevideo, wo er als Journalist für Wochenzeitschriften und literarische Wochenendbeilagen, Literaturkritiker und Schriftsteller arbeitet.
Andere auf deutsch erhältliche Bücher von ihm sind : 'Das Papierhaus'. Erzählung. Eichborn Verlag, Frankfurt 2004 (Originaltitel: 'Casa de Papel', übersetzt von Elisabeth Müller); 'Die blinde Küste'. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 16. August 2010 (Originaltitel: 'Costa Ciega', übersetzt von Susanne Lange). Seit 1985 schreibt er Erzählungen und Berichte die in Verlagen aus Argentinien und Uruguay verlegt sind. 2002 erhielt er 2 einheimische und einen spanischen Preis, 2004 einen aus Darmstadt und 2005 den Preis der jungen Autoren in Österreich.
"Wüste Meere"
original "mares baldíos"
2005, Carlos María Domínguez
aus dem Spanischen übersetzt von Elisabeth Müller
2006, Eichborn AG, Frankfurt
158 Seiten
ISBN 3-8218-5774-9
In diesem Buch sind sieben wunderschöne dichte Erzählungen abgedruckt, die sich alle mit dem Thema Wasser, Fluß oder Meer beschäftigen. Allen Geschichten ist für mich auch eine Art von Laissez-faire oder auch Toleranz eigen - man läßt dem anderen sein Tun. Die Geschichten sind dicht und schön geschildert, und gehören zu den wenigen Erzählungen die ich gerne gelesen habe und nicht mit dem Gefühl übrig geblieben bin, um einen Teil quasi betrogen worden zu sein.
In 'Johnnys Bekenntnis' lernt ein junger Uruguayer mitten unter seinen argentinischen Schwimmkollegen den großen Star Johnny Weißmüller kennen. Als alternder Star gibt er Masterclasses für die schwimmbegeisterte Jugend. Bei einem Wettschwimmen läßt der Junge den Alten gewinnen, weil er es braucht. Das Idol bekommt Risse, aber mit Menschlichkeit kommen die beiden auf neue Ebenen.
In 'Der Baum mit den Reihern' wird eine winzige Insel mit einem Baum, einer miserablen Hütte, einem Menschen und vielen Reihern von einem Orkan heimgesucht. Obwohl Orkane gewohnt, ist diesmal die nassen und windigen Elemente doch stärker als gewohnt. Der Mensch versucht Hütte und sich zu retten, verliert die Hütte aber überlebt. Die Reiher müssen ihn zwischendurch wärmen.
'Mancuso' ist ein alternder berühmter Pirat. Er versucht mit seiner Crew ein Schiff, das auf eine Sandbank gelaufen ist, zu heben und sich des Guts zu bemächtigen. Der Versicherungsbetrug des Eigentümers inkl. dessen machtvolle Vernetzungen sind stärker als er und seine Crew. Mißtrauen steigt, der Ruhm ist am Ende dahin. Die Mafia hat gesiegt.
'Die Falle im Sand' erzähltvon einem Schiff, das gute und schlechte Frachten gehabt hat und bereits mehrere Namen getragen hatte. Der Kapitän versucht das zu verheimlichen, denn Schiffe mit vielen Namen haben einen schlechten Ruf. Als sie auf einer neuen Sandbank des Rio Plato auflaufen (die Sandbänke sind hier tückisch und flexibel), werden ihm und seinen drei Leuten das Wohl des Schiffes anvertraut. Versicherungen, Beamte, Eigentümer streiten wie es weitergehen soll. Die Crew hält das Schiff bei einem Orkan. Später wird das Schiff gesichtet - es hat wieder einen neuen Namen.
In 'Delta' erzählt ein alter Mann gegen paar Schnäpse die Geschichte eines Mannes der Frau und Kind am Gardasee verläßt um wieder am Wasser zu arbeiten. Er schließt sich Marcia Brooke, einer Piratin in den Flüssen an. Als es durch die Entwicklung immer schwerer wird mit Piraterie Erfolg zu haben, zieht sich die Gruppe zurück. Der Sohn taucht auf und findet statt dem ersehnten reichen Vater ein Wrack, das sein Hirn durch zuviel Alkohol vernichtet hat. Als der Sohn geht, läßt er eine Schachtel zurück - ein Finger mit einem Ehering.
In 'Brände' erzählt ein ehemaliger erster Schiffsoffizier wie er im Irakkrieg auf einem imponierenden hochmodernen Tanker, der mit Inertgasen fährt (unbrennbar), bei einem Überfall und anschließender Panik, leider einen Menschen tötet/töten muß um die Hierarchie aufrecht zu halten. Er rettet damit das Schiff und die vielen Menschen an Mord. Reederei, Ministerium, alle anderen sprechen ihn von Verantwortung frei - nur er kann sich nicht verzeihen und zieht ans Land, mit Blick auf die großen Schiffe im Hafen.
'Eine aufrichtige Unterhaltung' findet zwischen einem polnischen Maschinisten (Mirko) und einem lateinamerikanischen Offizier (Adrede) bei einer Flasche Grappa statt. Jeder spricht nur seine Muttersprache. Sie sprechen von Zweifeln, alten Geschichten und alten Lieben. Keiner versteht die Wort, nur die Mimik. Am Schluß entdecken sie einen erfrorenen Chinesen (blinder Passagier) in der defekt geglaubten Klimaanlage an Bord und wickeln das Geheimnis in beider Fremdsprache (englisch) ab.
Die Geschichten sind zwischen 15 und 20 Seiten lang. Nur die letzte Erzählung braucht fast 30 Seiten.
Alle Geschichten habe ich gerne gelesen, und nach dem fertigwerden etwas nachwirken lassen. Es ist keine Hektik, sondern Gelassenheit vorherrschend.
Die Landschaften und Zustände des Wassers sind schön geschildert. Die handelnden oder erzählenden Personen gut vorstellbar. Kein Knick stört.
In Summe ein sehr schönes Buch, das ich Menschen die sich entspannen und gleichzeitig mit den Gedanken reisen wollen, sehr empfehlen kann.
Carlos María Domínguez wurde am 23. April 1955 in Buenos Aires geboren. Er lebt seit 1989 in Montevideo, wo er als Journalist für Wochenzeitschriften und literarische Wochenendbeilagen, Literaturkritiker und Schriftsteller arbeitet.
Andere auf deutsch erhältliche Bücher von ihm sind : 'Das Papierhaus'. Erzählung. Eichborn Verlag, Frankfurt 2004 (Originaltitel: 'Casa de Papel', übersetzt von Elisabeth Müller); 'Die blinde Küste'. Roman. Suhrkamp Verlag, Berlin 16. August 2010 (Originaltitel: 'Costa Ciega', übersetzt von Susanne Lange). Seit 1985 schreibt er Erzählungen und Berichte die in Verlagen aus Argentinien und Uruguay verlegt sind. 2002 erhielt er 2 einheimische und einen spanischen Preis, 2004 einen aus Darmstadt und 2005 den Preis der jungen Autoren in Österreich.
Labels:
2005,
2006,
Abenteuer,
Autor,
Betrug,
Erzählungen,
Krieg,
Lateinamerika,
Meer,
Übersetzerin,
Wasser
Sonntag, 31. März 2013
Antonio Skármeta : "Mit brennender Geduld"
Antonio Skármeta :
"Mit brennender Geduld"
Roman
original "Ardiente paciencia", 1984
aus dem chilenischen Spanisch von Willi Zurbrüggen
1985, erstmals bei Piper Verlag, München
2000, ungekürzte Taschenbuchausgabe
143 Seiten inkl. 4 Seiten Prolog und 2 Seiten Epilog
ISBN 3-492-22678-7
Der wunderbare dichte Roman, schildert die Freundschaft zwischen den berühmten Dichter Pablo Neruda und dem jungen, einfachen Fischersohn Mario, der lieber als Briefträger arbeitet.
Pablo Neruda ist der einzige in dem Dort am Meer der Post erhält. Mario traut sich ihn stotternd anzusprechen. Der große Dichter hilft ihm die große Liebe Marios zu erringen (sie heißt Beatriz). Nach Allendes Wahlsieg wird Neruda Botschafter in Paris. Als der große Dichter den Nobelpreis verliehen erhält, organisiert Mario in dem Dorf an Meer eine riesengroße Fiesta, bei der ausnahmsweise niemand merkt daß Boykotte, Streiks und Nahrungsmittelunterversorgung mittlerweile an der Tagesordnung stehen. Neruda kehrt krank zurück, Allende wird getötet und das Militär übernimmt die Macht, die Kontrolle - aber Mario schafft es den Dichter noch einmal vor dem Tod zu besuchen. Nach dem Begräbnis wird auch Mario verhaftet.
Neben der Freundschaft zwischen Neruda und Mario ist die große Liebesgeschichte zwischen Mario und Beatriz, inkl. Schwierigkeiten durch Institution Schwiegermutter, sinnlicher Gegenpol. Die starke sinnliche Erotik der Schmuseszenen und mehr sind deutlich, die Spannung schön beschrieben.
Humorvoll finde ich wie Neruda Metaphern beschreibt und versucht dem einfach gestrickten Menschen vor ihm Ideen, Bilder und Anregungen zu eigenen Metaphern zu vermitteln (nicht nur seine einzusetzten). Knochentrocken ist die Schwiegermutter, die mit Metaphern ebenfalls, aber handfest, umzugehen weiß. Mario hat am Ende des Buches auch ein Gedicht geschrieben.
Berührend ist die Idee, in der Neruda Mario ein Kassettengerät aus Paris schickt und ihn ersucht ihm die Töne der Heimat aufzunehmen (die Möwen, das Meer, die Glocken, etc.), weil er im Winter vom Schnee eingeschlossen Paris Heimweh hat.
Der Titel des Romans ist einem Gedicht Rimbauds entnommen. Dieses Gedicht hat Pablo Neruda anläßlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 1971 an ihn in seiner Rede zitiert.
Der Druck des Buches ist netterweise in einer etwas größere Schrift (Brille suchen entfällt).
Ein eindrücklicher schöner poetischer Roman, der mich gepackt und in seinen Bann gezogen hat. Die Beschreibungen gingen unter die Haut. Ein wunderbares Buch !
Antonio Skármete wurde am 7. November 1940 in Antofagasta in Chile geboren. Seine Eltern waren aus Brac, dem heutigen Kroatien nach Chile gekommen. Als Anhänger Salvador Allende mußte er Chile verlassen und lebt in West-Berlin. Er war Dozent für Lateinamerikamische Literatur und schrieb auch Drehbücher. 1989 bis 2000 lebte er wieder in Chile, bis er zwischen 2000 und 2003 als Botschafter nach Berlin gesandt wurde. Im chilenischen Fernsehen präsentiert er Buch-Neuerscheinungen.
"Mit brennender Geduld"
Roman
original "Ardiente paciencia", 1984
aus dem chilenischen Spanisch von Willi Zurbrüggen
1985, erstmals bei Piper Verlag, München
2000, ungekürzte Taschenbuchausgabe
143 Seiten inkl. 4 Seiten Prolog und 2 Seiten Epilog
ISBN 3-492-22678-7
Der wunderbare dichte Roman, schildert die Freundschaft zwischen den berühmten Dichter Pablo Neruda und dem jungen, einfachen Fischersohn Mario, der lieber als Briefträger arbeitet.
Pablo Neruda ist der einzige in dem Dort am Meer der Post erhält. Mario traut sich ihn stotternd anzusprechen. Der große Dichter hilft ihm die große Liebe Marios zu erringen (sie heißt Beatriz). Nach Allendes Wahlsieg wird Neruda Botschafter in Paris. Als der große Dichter den Nobelpreis verliehen erhält, organisiert Mario in dem Dorf an Meer eine riesengroße Fiesta, bei der ausnahmsweise niemand merkt daß Boykotte, Streiks und Nahrungsmittelunterversorgung mittlerweile an der Tagesordnung stehen. Neruda kehrt krank zurück, Allende wird getötet und das Militär übernimmt die Macht, die Kontrolle - aber Mario schafft es den Dichter noch einmal vor dem Tod zu besuchen. Nach dem Begräbnis wird auch Mario verhaftet.
Neben der Freundschaft zwischen Neruda und Mario ist die große Liebesgeschichte zwischen Mario und Beatriz, inkl. Schwierigkeiten durch Institution Schwiegermutter, sinnlicher Gegenpol. Die starke sinnliche Erotik der Schmuseszenen und mehr sind deutlich, die Spannung schön beschrieben.
Humorvoll finde ich wie Neruda Metaphern beschreibt und versucht dem einfach gestrickten Menschen vor ihm Ideen, Bilder und Anregungen zu eigenen Metaphern zu vermitteln (nicht nur seine einzusetzten). Knochentrocken ist die Schwiegermutter, die mit Metaphern ebenfalls, aber handfest, umzugehen weiß. Mario hat am Ende des Buches auch ein Gedicht geschrieben.
Berührend ist die Idee, in der Neruda Mario ein Kassettengerät aus Paris schickt und ihn ersucht ihm die Töne der Heimat aufzunehmen (die Möwen, das Meer, die Glocken, etc.), weil er im Winter vom Schnee eingeschlossen Paris Heimweh hat.
Der Titel des Romans ist einem Gedicht Rimbauds entnommen. Dieses Gedicht hat Pablo Neruda anläßlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 1971 an ihn in seiner Rede zitiert.
Der Druck des Buches ist netterweise in einer etwas größere Schrift (Brille suchen entfällt).
Ein eindrücklicher schöner poetischer Roman, der mich gepackt und in seinen Bann gezogen hat. Die Beschreibungen gingen unter die Haut. Ein wunderbares Buch !
Antonio Skármete wurde am 7. November 1940 in Antofagasta in Chile geboren. Seine Eltern waren aus Brac, dem heutigen Kroatien nach Chile gekommen. Als Anhänger Salvador Allende mußte er Chile verlassen und lebt in West-Berlin. Er war Dozent für Lateinamerikamische Literatur und schrieb auch Drehbücher. 1989 bis 2000 lebte er wieder in Chile, bis er zwischen 2000 und 2003 als Botschafter nach Berlin gesandt wurde. Im chilenischen Fernsehen präsentiert er Buch-Neuerscheinungen.
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1984,
2000,
Autor,
Chile,
Lateinamerika,
Liebe,
Literatur,
Politik,
Roman,
Übersetzer,
Wertung - 5 Bücher
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