Samstag, 21. September 2013

Marek Krajewski : "Finsternis in Breslau"

Marek Krajewski :
"Finsternis in Breslau" - Ein Kriminalroman mit Eberhard Mock
original 'Glowa Minotaura'
2009, Wydawnictwo W.A.B., Warschau
aus dem Polnischen von Paulina Schulz
2012, deutscher Taschenbuchverlag, München
342 Seiten
2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-423-21347-9

Dieser spannende, ein wenig gruselige Kriminalroman spielt 1937 bis 1939 zwischen Lemberg und Breslau. Eberhard Mock ist in diesem sechsten auf deutsch erschienene Band für Breslau zuständig, wobei in Lemberg Kommissar Popielski das passende charaktervolle, sinnliche und überbordende Temperament bietet. Gemeinsam gehen sie auf die Jagd.

Es werden junge Frauen, die noch Jungfrauen sind, angebissen und ermordet aufgefunden. Selbst in Regionen in denen Gewalt bei Spiel relativ normal ist, schlägt diese Information Wellen. Insgesamt drei solcher Frauen werden gefunden, aber es gibt auch eine andere die 'nur' gebissen und nicht ermordet worden sind; dafür ist sie im Irrenhaus gelandet. Breslau und Lemberg arbeiten zusammen. Eine Heiratsvermittlerin wird nach der Befragung ermordet aufgefunden, ein Mathematiker gesucht, eine Engelmacherin solange bearbeitet bis sie wenigstens einige Information preisgibt.
Kommissar Popielski, dessen schöne und geliebte Tochter mitten in den Ermittlungen verschwindet, wird mit einem Grafen und dem 'Minotaurus' konfrontiert. Das Ende ist zwar gruselig aber gelungen.

Dieser Roman ist zwischen der Üppigkeit und Opulenz auch dem Elend und Dreck der Zwischenkriegszeit angesiedelt. Ein Rest fin-de-siecle schwingt bei den beiden Herrn Polizisten, die Lebemänner sind, mit, da sie Latein und österreichisches-deutsch sprechen, gute Allgemeinbildung haben und damit den Haß und Neid anderer hervorrufen, und mit Selbstverständlichkeit Wodka, Rotwein, gutes Essen, Schach und hübsche Prostituierte genießen.

Der Titel "Finsternis in Breslau" ist nicht wirklich gelungen, denn polnisch könnende Freunde haben mir den original Titel mit "Kopf des Minotaurus" übersetzt; das ist auch der Titel des dritten Kapitels. (Die beiden anderen Kapitl lauten 'Das Labyrith wird betreten' und 'Die Kemenate des Minotaurus')
Über jedem der drei Kapitel stehen philosophische Überlegungen - bei den ersten beiden von Jorge Luis Borges.

Der Roman ist spannend geschrieben. Die Szenerien sehr gelungen beschrieben, auch wenn man Breslau und Lemberg und Katowice nicht kennt.

Eberhard Mock ist für mich nicht die Hauptfigur dieses Buches, sondern Popielski und seine Tochter Rita. Wie die beiden aneinander vorbei agieren ist faszinierend. Beide sind in ihren Aktionen und Beweggründen sehr sehr menschlich geschildert. Leokadia, die Cousine von Popielski, die als Mutterersatz bei Vater und Tochter lebt ist ebenfalls genau geschildert. Die Polizisten der diversenen Städte sind teilweise Prototypen, v.a. die Gestapo Männer werden ziemlich unsympathisch geschildert. Bei dem Grafen als schöner Mensch mit Theatralik, wird das Überzüchtete glaubhaft.

In Summe ein sehr empfehlenswertes spannendes Buch, indem auch etwas Geschichte einfließt, weil bereits die deutsche Gestapo in Breslau ihre Finger im Spiel hat.

Marek Krajewski, wurde am 4. September 1966 in Wroclaw geboren, ist Altphilologe und war Dozent an der Universität Breslau. Seit 2007 konzentriert er sich ganz auf seine Tätigkeit als Schriftsteller. Er lebt in Breslau. Seine Krimiserie mit dem Antihelden Eberhard Mock ist in Polen und inzwischen auch in Deutschland sehr erfolgreich.

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