Franz Josef Weißenböck :
"Mord im Parlament" - ein konstruktivistischer Kriminalroman
'Eine Ungeheuerlichkeit'
2011, Edition VA bENE, Klosterneuburg
255 Seiten
ISBN 978-3-85167-252-7
Thomas Thomas arbeitet im österreichischen Parlament. Einer seiner besten Freunde dort ist Franz Ferdinand Schwarzenberger, Pressechef und genauso wie er Freund und Verfechter guter schöner österreichischer Sprache. Ein Kriminologenkongreß ist geplant - genau an der Stelle an der Kriminologen aus Israel plaziert sein sollen, war ein Luster zerschellt. er Kongreß wird ins Parlament verfrachtet. Bevor die Mitglieder des Kongresses eintreffen wird ein Politiker ermordet im Keller aufgefunden. Dieser Politiker war gewieft im Anpassen an Politisches und hatte einen manifesten Ruf als Frauenheld. Polizist Hans Scherzer tritt auf - er hat auf Wunsch seiner Gattin deren Namen angenommen weswegen ihn Thomas nicht sofort als ehemaligen Klassenkollegen im humanistischen Gymnasium erkennt. Die Krimologen treffen ein - es sind die Protagonisten vieler Kriminalgeschichten von Commissarion Brunetti bis Mira Valevsyk, Benno Berghammer, Salvo Montalbano, Erlendur Sveinsson, Marga Zymsteyn und Kostas Charitos etc. Nach drei Tagen Diskussionen, Workshops und Theorien zu dem aktuellen Politikermord reisen die Herrschaften ab. Im Mord wird noch ermittelt.
In dem Buch das zwar ein Krimi ist, aber kein who-dunn-it ist werden viele unterschiedliche Themen und rote Fäden verfolgt.
Plot der zusammenhält sind der heruntergefallene Luster und der Mord. Den anderen Themen wird mehr Raum gewährt - bis auf die kurze Geschichte als der Mord inoffiziell geklärt wird.
Einigen Raum nehmen die Politiker, das sich zu wichtig fühlen der Mitglieder des Bundesrats, der Wankelmut in politischen Themen ein. Bösartig werden politische Diskussionen auf dieser Nebenbühne, dem Bundesrat, beschrieben, indem es einerseits um ein lächerliches Gesetz (Ausländer mit Linksbegabung und Linkshänderförderung mit grandioser Abkürzung) geht und andererseits nur inhaltlos, aber mit floskelgewaltig darum geht die eigene Existenz zu rechtfertigen.
Hobby von Thomas und Schwarzenberger ist Sprache. Beiden macht der Umgang Freude, bzw der Umgang in den Medien die der deutschen Sprache nicht mehr mächtig scheinen Kummer. Sie werfen sich lateinische und griechische Bibelübersetzungen an den Kopf und amüsieren sich dabei großartig.
Bei den Kriminologen ist es spannend und unterhaltsam wie diese hier geschildert werden: Der arme Brunnetti dem ein Philosoph den er nicht ausstehen kann angedichtet wurde, Laurenti der sich als Schöpfung mit italienischer Kunst wohlfühlen darf, Valevsyk die einen Spaghetti-disput vom Zaun bricht und eine Gruppe daheim bekocht. Thomas ist glücklich als er über Caravaggio reden darf. (ein ganzes Kapitel ist Caravaggio und Rembrandt gewidmet).
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, da doch ein gerütteltes Maß an Allgemeinbildung und auch gelesenen & gemerkten Krimigestalten vorausgesetzt wird. Die lateinischen und griechischen Stellen sind netterweise fließend im folgenden Text zumindest ansatzhalber übersetzt, denn das Schullatein manches Lesers/mancher Leserin kann schon länger zurückliegen oder verschüttet sein.
Skurril sind Ansätze wenn zwei Disputanten nachfragen warum die griechischen Götter lächeln, und warum sie Trankopfer bringen. Sie sind doch unsterblich, warum bringen sie dann Opfer dar ? Oder wissen sie um die Totenwelt und es gibt keine Unsterblichkeit ?
Auf dem ersten Blatt des Buches verweist der Verlag darauf, "daß seine Bücher der alten Rechtschreibung folgen. Die Entscheidung bezieht sich auf die Sinnwidrigkeit der meisten neuen Regeln und darauf, daß sie sich gegen die deutsche Sprache selbst richten."
Im Absatz darunter der Hinweis, daß der Druck mit Unterstützung der Kulturabteilung der Stadt Wien, des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur etc ... erfolgte. Wenn das nicht Humor hat :-)
Die Kapitel haben tw. witzige Bezeichnungen abseits der Zeitstruktur die an einem Samstag morgen beginnt, und dann die Woche davor beginnend mit Samstag schildert: 'Nil nisi bene de Carlo Malfatti', 'Small talk und Caravaggio', 'Pasta mit Hypothesen', 'Caravaggio gegen Rembrandt 1:0', 'Odysseus auf Scheria' und 'Das Lächeln de Mona Lisa'.
In Summe ein Buch das mir sehr gut gefallen hat, aber keines ist das sich rasch diagonal Lesen läßt. Viele sehr interessanten Themen sind angeschnitten über die bei Bedarf noch diskutiert werden kann. Ich überlege derzeit wem ich das Buch schenken kann, um ebenfalls die grauen Zellen zu trainieren. Viel Spaß !
PS: Poirot ist natürlich nicht bei dem Kriminologenkongreß; auch Miss Marple fehlt.
Franz Josef Weißenböck wurde 1949 in Neunkirchen (Niederösterreich) geboren. Er ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern: und lebt in Wien und Niederösterreich. Eintritt ins Wiener Priesterseminar und Studium der Theologie an der Universität Wien, wo er 1979 mit einer praktisch-theologischen Arbeit über „Katholische Kirche und Öffentlichkeit“ zum Doktor der Theologie promoviert wurde. 1999 Abschluß einer Ausbildung zum systemischen Supervisor und Coach.
Parallel zum Studium zuerst frei-, später hauptberufliche Tätigkeit als Redakteur der katholischen Presseagentur Kathpress, dazwischen als Religionslehrer an einer Wiener Volksschule. Mitarbeit bei verschiedenen in- und ausländischen Print- und elektronischen Medien. Seit 1980 Arbeit in verschiedenen Ministerien (Gesundheit und Umweltschutz, Finanzen, Soziales), seit 1999 Chefredakteur des parlamentarischen Pressedienstes - bis 2011.
Buchveröffentlichungen bisher: „Übrigens. Gespräche mit großen Geistern aus sechs Jahrhunderten. Mit einem Vorwort von Adolf Holl.“ (Innsbruck 2005). „Coaching für Platon, Caesar, Ovid, Pilatus, Paulus, Konstantin. Mit einem Vorwort von Franz Fischler.“ (EDITION VA bENE 2008). „Handbuch der Kirchenspaltung. Mit einem Vorwort von Weihbischof Helmut Krätzl und einem Gastkommentar von Dr. Walter Weiss" (EDITION VA bENE ISBN 978-3-85167-231-2)
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