Rupert Schöttle :
"Täter im Frack" - Das Rätsel um Hofmanns Erzählungen. Ein kriminalistischer Opernführer in fünf Akten
2003, Bibliophile Edition, Wien
163 Seiten
ISBN 3-9500956-3-2
Auf dem rabenschwarzen Bucheinband lächelt versonnen der gezeichnete Jacques Offenbach mit Cello im Arm am Leser knapp vorbei. Der Krimi spielt in Wien und bietet für Opernenthusiasten nette Unterhaltung.
Ein Mann stürzt vor die Wiener U-Bahn. Unfall oder Mord ? Die Inspektoren Vogel und Walz ermitteln und stossen bald auf die Geschichten die sich um das Entstehen von "Hoffmanns Erzählungen" in Paris und später auch in Wien ranken. Viele Menschen nahmen Einfluß auf das Werk, Offenbach mußte einiges ändern und starb mittendrin. Einige Schüler brachten dann Opernende zustande, aber keines paßt wirklich. Ein Genuß für Musikwissenschaftler und auch Operndirektoren, die gerne Sensationen aufführen möchten. Der cholerische Direktor (alles ist Fantasie) in der Wiener Staatsoper hatte verkündet, daß er die endgültige Fassung spielen lassen wird. Der zu Tode Gestürzte war ein wichtiger Weg zu den seltenen Unterlagen gewesen. Letztendlich werden weder die Frage ob Suizid oder Unfall oder Mord , noch die Fragen nach den Unterlagen der Oper gelöst.
Der Kriminalroman ist bestens für Opernfans geeignet, auch wenn die Entstehungsgeschichte einige Male erzählt wird. Böse werden der cholerische Opernchef geschildert und Witze über seine Couch, ohne die eine Dame nicht an seinem Haus singen könne. Sympathie hat hier keinen Platz.
Sympathisch werden die Privatleben der beiden Polizeiinspektoren geschildert - der eine in einer eher unguten Ehe, der andere der eine Liebschaft mit einer Zeugin hat, die durchaus attraktiv und gepflegt ist.
Die Personenschilderungen gefallen mir sehr gut - der ältliche Connaisseur und Sammler von Noten in schönen Hietzing im kläffendem apricotfarbenen Pudel, die Kantinenwirtin in der Staatsoper, die arme Sekretärin des mehr als temperamentvollen Operndirektors und der treu an der Oper arbeitende Kapellmeister und Musikwissenschaftler etc.
In Summe in angenehmes Buch, das für mich leider etwas an Spannung fehlen läßt, aber nett unterhält.
Rupert Schöttle wurde 1957 in Mannheim geboren, bezog seine Cellisten-Ausbildung in Salzburg und Wien und spielt beim Wiener Staatsopernorchester/Wiener Philharmonikern.
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