Donnerstag, 24. Dezember 2020

"24 Katzengeschichten"

"24 Katzengeschichten" - Ein Adventbuch zum Aufschneiden
2020, ars edition
ISBN 978-3-8458-396-9

24 Katzengeschichten zum Aufschneiden für jeden Adventtag sind hier zusammengestellt. Es gibt berühmte Autoren (Fontane, Kafka, Hesse, von Chamisso, ETA Hoffmann, Theodor Storm, T S Eliott, Andrea Schacht, Busch, Grimm, Wilde, Baudelaire, Brehm, Armory) und auch mir weniger bekannte. Manche haben starken Weihnachtsbezug, andere sind einfach nur nette Katzengeschichten die eher das Wesen der Katze beschreiben. Es gibt Prosa, und auch Lyrik (mit der ich leider wenig anfangen kann).

Entzückend fand ich den Ausschnitt "Die Teegesellschaft der Katzen" von Gertrude Jekyll.

Leider sind mir die Geschichten und Ausschnitte der Erzählungen zu kurz. Trotzdem ein nettes kleines Weihnachtsbücherl.

Samstag, 12. Dezember 2020

Jörg Maurer : "Den letzten Gang serviert der Tod"

Jörg Maurer
"Den letzten Gang serviert der Tod" – der 13. Alpenkrimi
2020, Scherz Fischerverlag
402 Seiten + 3 Seiten Nachwort (mit amüsanten Betrachtungen eines Fast-food-Restaurant-besuchs)
ISBN 978-3-651-02589-9 

Vier Tote werden in einem Sternerestaurant auf einem Hügel in Bayern gefunden – alle Mitglieder eines illustren Kochzirkels, denen das Kochen Freude macht. Kommissar Hubertus Jenewein, und Polizeimeister Franz Hölleisen (kurz auch Hölli genannt) und ihr Team tauchen ein in eine Welt des Sternekochens, gekauften Restaurantbewertungen und dessen Algorithmus, Eifersüchteleien innerhalb des Zirkels, mögliche Mafia-Einflüsse und Spielsucht. Am Schluß entdecken die Polizisten daß jemand sehr falsch gespielt hat und in eine show-down in einem Flugzeug werden die Morde geklärt.

Parallel wird in Abschnitten von einem eher häßlichen Pilze-sammler und Pilze-maler erzählt der entweder auf Pilz-rausch ist oder Panik, weil er Augenzeuge war und jetzt Albträume hat. In diesen Absätzen wimmelt es von originellen (aber richtigen) Pilznamen (meine Favoriten : der 'Gemeine Gurkenschnitzling' und der 'Klebrige Schleimfußsaftling') und es werden Analogien zur Kunstgeschichte gezogen, die mich gut unterhalten haben.

Als dritte Schiene werden Restaurantbewertungen aus dem Internet zitiert. Bei manchen wird erklärt  wie man erkennt, daß das gekaufte Rezensionen waren, andere sind bodenständig gut oder vernichtend geschrieben. Mein Favorit hier die Kritik eines 10-jährigen Buben – grandios.

Im Roman werden mindestens drei Versionen - sehr unterhaltsam - erzählt wer wann in welchem Land der Erde die Niedriggarmethode als erstes entwickelt hatte. 

Die Personen die zu vernehmen sind, sind unterschiedlich geschildert: es gibt die biedere korrekte   Ehefrau die auf den Ruf ihres Ehemanns bedacht ist. Es gibt die etwas übertriebene Ehefrau eines Piloten. Es gibt einen zurückhaltenden koreanischen Herren, einen pedantischen Herren der Gerüchte streut. Ein zwielichtiger Gastwirt wird geschildet.

Der Stil ist unterhaltend, viele Situationen laufen vor im Kopfkino ab und brachten mich laut zum Lachen, weil sie so komisch waren.

Samstag, 5. Dezember 2020

Agustín Martinez : "Monteperdido"

Agustín Martinez :
"Monteperdido"- "Das Dorf der verschwundenen Mädchen"
Kriminalroman
Original "Monteperdido"
2015, Plaza &Janés Barcelona
Aus dem Spanischen von Lisa Grüneisen
2. Auflage März 2017, Fischer Verlag
488 Seiten + 1 Seite Danksagung
ISBN 978-3-596-03658-5

In einem Dorf in den Pyrenäen verschwinden zwei 11-jährige  Mädchen. Fünf Jahre später taucht eines wieder auf, das bei einem Verkehrsunfall in den  Pyräneen verwickelt war. Kommissarin Sara Campos und Inspector Santiago Bain von der Bundespolizei wird in die Berge geschickt um mit dem Mädchen zu sprechen und den Fall nach fünf Jahren zu lösen. Polizist Victor Gamero vor Ort versucht einerseits zu helfen, andererseits nicht das Vertrauen der Menschen im Ort zu verletzten. Die ortsunkundigen Polizisten müssen sich aus einem Dickicht aus Mißtrauen, Verzweiflung der Familien, und neuen Banden auseinandersetzen. Später kommen Drogen, Prostitution, und Alkoholsucht dazu. Schlußendlich gibt es leider zwei Leichen mehr aber auch zumindest zwei Erfolge.

Die Weg denen Sara und Santiago folgen um von dem gefundenen Mädchen, den beiden Familien, den Menschen im Dorf zu finden, ist sehr spröde und geht über Erpressung, Vorurteile, Alkohol bis Prostitution.
Die Familien der Mädchen sind unterschiedlich beschrieben - die eine die an dem verlorenen Kind fixiert festhält, während die andere zerbricht sich dafür aber Neues anbahnen könnten. Das Leben beider Familien stellt sich auf den Kopf als der hinterhältige Täter nochmals zuschlägt. Hier ist Empathie spürbar.
Diese Empathie geht bei Kommissarin Sara für mich verloren, die zwar suchend und unsicher unterwegs ist, aber nicht spürbar ist; die kommende Liebensgeschichte wirkt etwas gekünstelt.

Szenerien ist ein Bergdorf mit eingeschworenen Menschen, die Neuankömmlinge nicht mögen. Wunderschöne aber hohe Berge die viel Schatten werfen, stillgelegte Bergstollen und auch ein schöner Bergsee auf der Anhöhe wird geschildert.

Der Roman ist sehr spannend geschrieben. Es ist mitraten nach dem Bösewicht im Hintergrund ist möglich. Viel Freude beim Lesen.

Agustín Martinez wurde 1975 in Lorca (Spanien) geboren. Er studierte audiovisuelle in Madrid und arbeitet als Drehbuchautor. Sein erster Roman erschien 2015 in Spanien, sein zweiter 2017.

Montag, 30. November 2020

Dean Nicholson : "Nalas Welt"

Dean Nicholson :
"Nalas Welt" - Ein Mann, eine Straßenkiatze und eine Freundschaft, die alles ändert
original "Nala's World", London
2020, Hodder & Stauhton Ltd
Aus den Englischen von Elisa Valerie Thieme
2020, Bastei Lübbe Köln
   Seiten + Karten der Reisen auf den beiden Innenseiten
ISBN 978-3-4047-61711-1

Dean, ein Schotte, fährt auf seinem Fahrrad durch Europa mit Ziel die ganze Welt zu beradeln. In Bosnien läuft ihm auf einem Berg ein kleines grün-äugiges Kätzchen nach. Er nimmt es mit, bringt es  zum Tierarzt und sie  - Nala – fährt ab diesem Moment im Rucksack, in einer Tasche, in einer extra Tasche vorne am Lenkrad auf der Reise mit. Auf der Reise weiter durch Montenegro, Albanien, Griechenland, Türkei, Georgien, Aserbeidschan, Bulgarien, Serbien bis Ungarn lernen die beiden hilfsbereite Menschen kennen und bauen via soziale Medien weltweite Fans vorallem der kleinen  Katze auf. Deans Art mit Tieren und der Umwelt umzugehen, öffnen weitere Türen. Es ist faszinierend zu lesen wie auf dem Handy der nächste Tierarzt oder Tierpflegestation aufgetan wird, die helfen – und andererseits mitzulesen daß die Wetterapps regelmäßig versagen. Die Reise nach Rußland mit Rad und Zug ist im Planungsstadium als Anfang 2020 der neue Grippe-Virus aus China kommt und alle Reisemöglichkeiten kappt.

Deans Reise beginnt am Anfang mit einem Freund, und wenigen Interessierten im Netz, auch seine Familie ist eigentlich nur froh, daß er keine Probleme macht. Am Schluß hat er mehr als eine halbe  Million Follower und die Familie ist neugierig was er weiter macht.

Es ist spannend zu lesen wie die Landschaften, die Städte aber auch die Grenzübertritte geschildert sind. Das Zusammenkommen mit Menschen ist hier erfreulich nett erzählt; hilfsbereit werden Tips, Quartier und Essen gegeben – und alles meist weil Nala so eine charismatische Katze ist :-).

Die sozialen Medien werden laufend mit Infos wo Nala und Dean gerade sind gefüttert, meist  unter Nennung eines Projektes zur Unterstützung von Tierschutz oder Umweltanliegen.(aktuell sind die beiden in Gmunden in Oberösterreich)

In Summe ein wunderbares Buch für Katzenfans, und Menschen die die Weite und Unterschiedlichkeit Europas zu schätzen wissen. Wie Radfahrer das Buch einschätzen, weiß ich leider nicht.

Freitag, 13. November 2020

Heidi van Elderen : "Sterben auf Portugiesisch"

 Heidi van Elderen :
"Sterben auf Portugiesisch" - ein neuer Fall für Inspektor Valente und Polizeischwein Raquel
2020, Penguin Verlag, München
    Seiten
ISBN 978-3-328-10311-0

Inspektor Fernando Valente wird an den Strand zu einem Toten gerufen. Es gibt noch weitere Leichen, während Polizeischwein Raquel mit Vergnügen das Schwimmen entdeckt. Fernando fährt in Alentejo auf der Suche nach Antworten auf und ab, wobei einige kulinarische Köstlichkeiten erzählt werden. Er kommt dem Grund der Morde auf die Spur, als endlich die Geschichte einiger grausamer arroganter Jugendlicher entschlüsselt wird.

Fernando, der sich zuhause gegen die humorvolle Großmutter und die arbeitssame aber deprimierte Mutter durchsetzen muß, erfreut beide durch die wunderschöne Taucherin Lucia; dies hilft ihm seine unerwiderte Liebe zu Anabela, die leider verheiratet ist, zu überwinden.

Polizeischwein Raquel ist ein charmantes, verfressenes Schwein, das es durch Band 1 zu Ruhm gebracht hat. Sie liebt es in ihrem Lieblingslokal gefüttert zu werden und für Photos zu posieren. Diese Stellen sind sehr humorvoll geschildert.

Die Geschichte wird im Sommer erzählt, es glänzen die Berge, der Sand, das Meer. Beim Lesen kommt entspannendes Sommer-feeling auf.

Die Figuren in dem Roman sind gut vorstellbar geschildert. Fernandos Großmutter mit den langen weißen starken Haaren macht fast den stärksten Eindruck. Von Komik ist die Szene als Fernando Frauenschuhe trägt und damit endlich eine Stalkerin los wird.

In Summe ein herrliches Buch zum entspannen. Viel Spaß beim Lesen. 

Heidi van Elderen wurde 1980 am Niederrhein geboren. sie ist viel über die Welt gereist und ist  freiberufliche Journalistin. Aktuell wohnt sie in Neuseeland.

Samstag, 7. November 2020

Gil Ribeiro : "Schwarzer August"

 Gil Ribeiro :
"Schwarzer August" - Lost in Fuseta - ein Portugal Krimi
2020, Kiepenheuer & Witsch
390 Seiten - vordere Innenseite Karte Portugal - hintere Innenseite Karte Faro
ISBN 978-3-462-05269-5

Leander Lost ist in diesem vierten Krimi, in dem der deutsche Asperger Polizist mit seiner unbarmherzigen Logik und Wahrheit mithilft Attentate aufzuklären. Zuerst wird eine Bank gesprengt, dann Schiffe eines asiatischen Thunfischfängers, dann gibt es zielgerichtete Attacken auf Menschen die sehr auf die persönlichen Schwächen derjenigen eingehen. Das Telephonat zwischen dem Attentäter und Leander deckt viel Verständnis für die gegenseitigen Eigenheiten auf. Am Schluß wird aufgedeckt wer dahinter steckt und einige bestechliche Menschen verlieren ihre Jobs.

Parallel wird die Beziehung zwischen Leander und Soraia erzählt, die nach dem ersten Kennenlernen in gemeinsames Wohnen mündet. Es ist entzückend zu Lesen wie die beiden sich bemühen einander zu verstehen und etwas für den anderen zu machen .
Die seit Kindheit bestehende Freundschaft zwischen dem Polizisten Carlos (mit Kleidungsmäßig ziemlich verrückten Kombinationen) und Soraias Schwester Graciana, die seine Vorgesetzte ist, bleibt weiterhin bestehen, auch wenn sich Graciana eine schöne Zeit mit einem Zeugen gönnt.
Inzwischen ist auch Luis wieder zurück, der statt Leander im Austauschprogramm in Deutschland gewesen war - er ist fast ein runnig gag, weil er zwar wirklich gut aussieht, aber leider nicht so gescheit wie attraktiv ist.

Hintergrund der Attentate sind einerseits Schwarzmarktgeschäfte bei denen Geschäftemacher außerhalb der EU Grund erwerben wollen, um damit den Schengeneintritt zu umgehen. Der andere Hintergrund sind asiatische Fischunternehmen, die den Orten mit heimischen Fischern lokale Fischrechte abkaufen, diese Regionen leerfischen ohne zu bedenken, daß damit die wirtschaftliche Zukunft der Region unsicher ist.

Auch diesmal werden wunderbare Fischgerichte beschrieben, die ich mir gerade in der grauen Novemberzeit besonders gut vorstelle.

Viel Spaß beim Lesen dieses humorvollen Hochsommerkrimis am Mittelmeer.

Biographie des Autors bei "Lost in Fuseta" am 22. September 2017.

Mittwoch, 28. Oktober 2020

Mark Bowden : "Killing Pablo"

 Mark Bowden :
"Killing Pablo" - die Jagd auf Pablo Escobar, Kolumbiens Drogenbaron
original "Killing Pablo. The Hunt for the World's Greatest Outlaw"
2001, Grove / Athlantic Monthly, NY
Aus dem Amerikanischen von Friedrich Griese
2001, Berlin Verlag / Piper Verlag ; 15. Auflage April 2020
366 Seiten + 1 Seite Inhaltsverzeichnis +  6 Seiten Quellen  + 14 Seiten Anmerkungen + 2 Seiten Dank + 1 Seite Bildnachweise + 5 Seiten Personen
ISBN 978-3-8333-0086-8

Der amerikanische Journalist und Autor erzählt in sechs Kapiteln und Nachlese über Tod, Aufstieg des Drogenbarons, sein Leben in einer Art Gefängnis, Ausbruch und Gewaltausbruch in Kolumbien, Suche bis zum Tod eines der gesuchtesten Menschen am 2. Dezember 1993.

Ausganspunkt ist das korrupte Leben in Kolumbien, indem das quasi oligarchische Leben einiger Familien und die große Armut vieler anderer beschrieben. Pablo steigt früh ins kleinkriminelle Milieu , und rasch ins das Leben mit Erpressung und Drogen ein, und baut sich mit einzigartiger Brutalilität s/ein Territorium auf. Als die Drogen die jungen reichen Kids in den USA erreichen und dort Leben kosten, wird er zum meistgehaßten Mann und man sucht ihn einzusperren.
Er verhandelt sich und seine engsten Mitarbeiter in ein luxuriösen Gefängnis. Als man Monate später versucht ihn in ein echtes Gefängnis zu übersiedeln, verschwindet er mit Waffengewalt.
Eine kolumbianische Einheit und zwei bis drei amerikanische Einheiten vereiteln, daß Pablo wieder ein Imperium aufbauen kann, versuchen ihn, der sich mit technischer Kommunikation auskennt, zu lokalisieren, bis am 2 Dezember 1993 Pablo Escobar erschossen wird.

Während mich die erste Hälfte des Buches sehr interessiert hat, weil sie das Leben dieses Menschen und seine Auswirkungen auf viele unschuldigen Menschen beschreibt, konzentriert sich die zweite Hälfte für mich zu sehr auf die amerikanischen Truppen, wer die wichtigen Menschen in diesen Truppen seien, welche Machtverhältnisse zwischen diesen Gruppen herrschen.
Wie es den Menschen in Medellin geht, den Familien deren Angehörige bei den Anschlägen ums Leben kommen wird nicht (mehr) thematisiert. 

Gespenstisch sind die Teile in denen erzählt wird, daß sich der kolumbianische Oligarchie und Geldadel, eine fokusierte Polizeieinheit, unterstützt von Wissen aus der amerikanischen Geheimtruppen systematisch Menschen aus dem Umfeld Pablos umzubringen, um Pablos Aktionen gegen Menschen aus dem Umfeld der Politik und Polizei etwas gegenzusetzten. Unzählige no-names Menschen wurden hier nebenbei getötet, ohne Eindruck zu machen.

In der Mitte des Buches gibt es schwarz-weiß Abbildungen, die die wichtigsten Akteure zeigen, und wie sich Pablo Escobars Äußeres über mehr als 20 Jahre geändert hat.

Leider gibt es in dem Buch keine Zeittafel, die bei er Zeitperiode sehr hilfreich wäre.

In Summe ein faszinierendes Buch, dessen Welt mich gleichzeitig hineingezogen und geschreckt hat. Viel Spannung beim Lesen !

Sonntag, 18. Oktober 2020

Johannes Gans, Eva Wrazdil : "Weingeschichten aus Friaul"

Johannes Gans, Eva Wrazdil :
"Weingeschichten aus Friaul"
2019, Verlag Anton Pustet
148 Seiten + 2 Seiten Inhaltsverzeichnis + 2 Seiten Glossar + geographische Karte auf den Innenseiten
ISBN 978-3-7025-0925-5

Während vielen von uns die Einschränkungen rund um den Corona-Virus die Reiselust nach "bella Italia" gründlich in Frage stellt, lädt dieses Buch mit Wein, Oliven, Käse, Schinken ins schöne Friaul und kleinen Ausläufern ein.

Auf zwei bis drei Seiten ist liebevoll beschrieben wie die Inhaber*innen der Weingüter - sei es seit Generationen oder mit neuem Mut - schaffen gute Qualität zu erzeugen und selbst verwöhnte Geschmäcker mit Variationen zu begeistern.

40 Genußgüter in Friaul, in Isonzo-Tal, bei Triest und Miramare, und um Aquleia sind genannt. 

Es geht auch um autochthone Weinsorten der Region, um Worte wie "picolit", "refosco", "ribolla gialla", "friulano", "verduzoo", "malvasia" aber auch um "salumi" und "torta di miele al balsamico".

Die Photos lassen uns durch die Weingegend und bis in die etruskische Kultur zurück träumen. 

Ein Buch zum Kostreisen planen, oder sich wegträumen.

Eva Wrazdil war 41 Jahre bei dem renommierten Photostudio Simonis in wien, dann freie Photographin. sie ist für die graphische Gestaltung des online-magazins "Kultur & Wein" zuständig.

Johannes Gans wurde 1955 geobren, studierte Kunst in Wien, zeichnet, und ist seit 2010 Herausgeber des online-magazins "Kultur & Wein".

Freitag, 16. Oktober 2020

Christian Schleifer : "Tod in Perchtoldsdorf"

Christian Schleifer :
"Tod in Perchtoldsdorf" - ein tragisches Kriminallustspiel in fünf Aufzügen
2020, emons Verlag
266 Seiten
ISBN 978-3-7408-0818-1

Bei der "Romeo und Julia" Premiere der Sommerfestspiele in Perchtoldsdorf wird der "Romeo" ermordet. Die Winzerin und ehemalige Polizistin Charlotte Nöhrer bringt zwar gerade ihren neu gekellterten Wein unter das Publikum, schafft es aber doch einiges in Erfahrung zu bringen. Sie hilft der Witwe des berühmten ermordeten Schauspielers, sie fragt ihren Cousin bei der Polizei und engagiert sich für den von den Eltern übernommen Heurigen mit Prachtblick. Ihre Lebensgefährtin hilft ihr bei Heurigen und Recherche. Eine weitere Schauspielerin wird ermordet. Der Bürgermeister und Chef der lokalen Weininnung verhält sich unprofessionell und zerstörerisch. Am Schluß ist klar, daß er der Ermordete zwar berühmt, aber ein rücksichtsloser Erpresser und sehr unangenehmer Zeitgenosse gewesen war, und es gibt eine überraschende Auflösung des Mordes.

Inhaltlich wird viel über die Intrigen am Theater erzählt und unterhaltsame Typen vor und hinter der Bühne geschildert. Der andere inhaltliche Pfad erzählt von Modernisierung beim Heurigen, wie man Publikum gewinnt und Zusatzideen bringt.

Die Menschen der Handlung sind interessant und vielfältig. Es gibt von der betrogenen Ehefrau die temperamentvoll ist, der kleine verliebten Geliebten, der berechnenden Geliebten, dem dicklichen Regisseur, den versteckten Liebhaber, die gutmütige Großmutter, die italienische Gastfamilie, König Fußball, Neidern bei den Winzern alles im Angebot

Ein stilistisches Element macht mich beim Lesen etwas "kirre", nämlich wenn vor die Namen der Menschen bestimmende Artikel gesetzt werden. Diese Eigenheit mag ich auch nicht im gesprochenen Deutsch.

Der Krimi war für mich etwas mühsam zu lesen, aber unterhaltend. Mitraten des who-dunnit ist möglich. Viel Spaß beim Lesen.

Sonntag, 4. Oktober 2020

Longlist 2020 / Shortlist Debüt 2020

Longlist 2020 / Shortlist Debüt 2020
2020, Österreichischer Buchpreis
1 Seite Vorwort + 2 Seiten Inhaltsverzeichnis + 106 Seiten Gedichte/Textausschnitte/ je 1 Seite mit Cover des Buches + 2 Seiten Jury

Helena Adler: Die Infantin trägt den Scheitel links (Verlag Jung und Jung)
  - Romanausschnitt : Um ein Mädchen, das von seinen älteren Geschwistern geärgert wird, und sich in Phantasiewelten flüchtet
Xaver Bayer: Geschichte mit Marianne (Verlag Jung und Jung)
  - Romanausschnitt : in dem Marianne ein Luxusmenü kocht, während in der Stadt Krawalle statt finden und Menschen getötet werden, was Marianne und die ich-person amüsiert.
Melitta Breznik: Mutter (Luchterhand Literaturverlag)
 - Romanausschnitt : indem die Ich-person aus der Ferne kommt, um die Mutter im Altersheim zu besuchen und hofft die gewohnte Mutter mit Zuneigung wieder zu entdecken
Ludwig Fels: Mondbeben (Verlag Jung und Jung)
 - Romanausschnitt : Helen und die Ich-Person verreisen, oder sind sie auf der Flucht ?
Monika Helfer: Die Bagage (Carl Hanser Verlag)
  - Romanausschnitt : Margareta war das ungeliebte Kind eines schönen Paares am Ende des Tales. Der Vater war gutaussehend, etwas macho-haft und liebte sie nicht; im Gegensatz zur Mutter die bewundert wurde, und sie liebte. Bei der Geschichte möchte ich wissen wie sie weiter- und ausgeht.
Karin Peschka: Putzt euch, tanzt, lacht (Otto Müller Verlag)
  - Romanausschnitt : Die Ich-person will nicht mehr zur Therapie und sich weiterhin brav um Ehemann, Tochter, schwiegersohn und Enkel kümmern sondern um sich ... und haut ab.
Verena Stauffer: Ousia (kookbooks)
 - Gedichte :  die sich mir nicht erschließen
Michael Stavaric: Fremdes Licht (Luchterhand Literaturverlag)
  - Romanausschnitt : Elaine wird bereits als Kind von ihrem Großvater für das Leben und die Weltsicht der Enuit begeistert.
Cornelia Travnicek: Feenstaub (Picus Verlag)
  - Romanausschnitt : in Absätzen wird Stimmung beschrieben, Kinder werden menschengroß und schrumpfen bei Nutzung des Feenstaubs. Der Stil erschloß sich mir nicht.
Ilija Trojanow: Doppelte Spur (S. Fischer)
  - Romanausschnitt : Boris und die ich-Figur lesen Dokumente auf Laptops, wobei sie untergetaucht sind. Sie trafen über verschlüsselte e-mails aufeinander. Wie geht die Geschichte aus ?

Die Titel der Shortlist Debüt:
Leander Fischer: Die Forelle (Wallstein Verlag)
- Romanausschnitt : ein Musiklehrer bastelt Köder aus Fell und Haaren fürs fliegenfischen zu haben.
Gunther Neumann: Über allem und nichts (Residenz Verlag)
 - Romanausschnitt : eine Pilotin kehrt nach Jahren nach Srilanka zurück. wie geht die Geschichte weiter ?
Mercedes Spannagel: Das Palais muss brennen (Kiepenheuer & Witsch)
 - Romanausschnitt : eine junge Frau kauft einen Mops aus Protest, kifft dann mit einem alten Freund, und liest Marx und Stalin. Teile des ausschnitts erzählen einen Dialog. Ich konnte mit dem Stil nichts anfangen.

Mich hat der Ausschnitt von Monika Helfer und des Debütanten Gunther Neumann am meisten angesprochen. 
Keines der Bücher hat es leider auf die Shortlist geschafft

Helena Adler: * 1983 in Oberndorf bei Salzburg
Xaver Bayer: * 1977 in Wien
Melitta Breznik: * 1961 in Kapfenberg
Ludwig Fels: * 1946 in Treuchtlingen, lebt in Wien
Monika Helfer: * 1947 in Au/Bregenzerwald
Karin Peschka: * 1967 in Eferding
Verena Stauffer: * 1978 in Oberöstereich
Michael Stavaric: * 1972 in Brno (damals :Tschechoslowakei)
Cornelia Travnicek: * 1987 in Niederösterreich
Ilija Trojanow: * 1965 in Sofia
Leander Fischer: * 1992 in Vöcklabruck
Gunther Neumann: * in Linz
Mercedes Spannagel: * 1995

Mittwoch, 30. September 2020

Friedrich Glauser : "Wachtmeister Studer"

Friedrich Glauser :
"Wachtmeister Studer"
erstmals 1936 als Fortsetzungsgeschichte erschienen, 1955 erstmals als Roman
Dateigröße :
541 KB

Seitenzahl der Print-Ausgabe : 238 Seiten
ASIN :
B00ANU7MRG
ISBN-Quelle für Seitenzahl : 3955844013

In dem Roman geht es um "Schlumpf Erwin Mord"

Fahnderwachtmeister Studer muß kurz vor der Pensionsionierung den jungen Erwin Schlumopf in Gefängnis bringen, weil er verdächtigt wird als ehemaliger Häftling Wendlin Witschi ermordet zu haben soll, um an die Tochter zu kommen. Für das Dorf und die Nachbarn wäre dies die ideale Lösung, aber Studer quartiert sich in Gerzenstein ein, und hört sich um. Er lernt die schüchterne Sonja kennen, die versucht zu Erwin zu halten. In der Baumschule arbeiten viele ex-Häftlinge wie Erwin, die unterhaltenderweise in einer Jazzband auftreten. Baumschulenbesitzer Gottlieb Ellenberger wirkt zwielichtig. Gemeindepräsident Emil Aeschbacher ist aalglatt, und redet je nach gegenüber swyzerdütsch, hochdeutsch und französisch. Studer deckt auf, daß die Familie des Toten Witschi massive Geldprobleme hatte und ein Versicherungsbetrug versucht wurde, bei dem der Tote starb. Diese offizielle Lösung gefällt Studer nicht, und ermittelt weiter erfolgreich, und landet im Krankenhaus.

Der Roman ist langsam geschrieben. Gemählich werden Abendessen beschrieben, das Verhalten der Menschen im Gasthaus, die kleinen Gesprächsstrukturen aus denen sich Sehnsüchte und Nebengeschichten entwickeln. 

Kleine Details aus dem Swyzerdütsch sind unterhaltsam, vor allem wenn man sie sich beim Lesen gesprochen vorstellt. 

Vorbild der Figur Studer ist Maigret, der genauso stoisch arbeitet.
Der Ort der Handlung ist erfunden.

Die vielen zusätzlichen Personen des Romans werden mit Feingefühl und Verschiedenartigkeit geschildert. Es gibt den selbstgefälligen Untersuchungsrichter, den dummen Gefängnisaufseher, die halbunglücklich verliebte Serviererin im Gasthaus, der etwas protzige Lehrer

In dem Roman ist autobiographisches hineingearbeitet wie ein Selbstmordversuch, einige Typen aus dem Gefängnis und deren Probleme beim Wiedereingliedern in das normale Leben, und Verschlagenheit einiger Menschen aus der Fremdenlegion.

Mich hat dieser Kriminalroman interessiert, weil der Autor zu den Meilensteinen der Kriminalliteratur gezählt wird. Mitraten des Who-dunnit ist möglich.

Der Stil und die Beschreibungen haben mich fasziniert. Mich hat der Roman und seine Wendungen in den Bann gezogen. Viel Freude beim Lesen !

Friedrich Charles Glauser wurde am 4. Februar 1896 in Wien geboren. Er war ein komplizierter Sohn, arbeitete in den unterschiedlichen Jobs, war bei der Fremdenlegion, Im Gefängnis, in psychiatrischen Einheiten, bis er spät als Schriftsteller Erfolg hatte. Drogenkonsum zog sich durch fast sein ganzes Leben. Er starb am 8 Dezember 1938 in Nervi bei Genua.

Dienstag, 22. September 2020

Kerstin Cantz : "Fräulein Zeisig und der frühe Tod"

Kerstin Cantz :
"Fräulein Zeisig und der frühe Tod"
Kriminalroman
2019, Knaur Verlag
275 Seiten
ISBN 978-3-426-52261-5

Ein totes Kind wird gefunden, später eine erwürgte Jugendliche. Hauptkommissar Manschek holt sich Hilfe bei der Weiblichen Kriminalpolizei in Gestalt der jungen Frau Zeisig, die sich engagiert aber mit Gefühl den toten Menschen und deren Familien widmet. Sie befragt die Familien, die Umgebung, und Freunde der toten um am Schluß dem Tod des Kindes erklären zu können. Ludwig Maria Seitz, der als Journalist zwar Schlagzeilen braucht, aber doch mit Respekt vor Menschen schreibt, kommt dem Mörder der jungen Frauen gefährlich nahe.  

Parallel zu den Geschehnissen krachen Jugendliche und Polizisten mit Gewalt aneinander, da kleine Ausgelassenheit und strikter Gehorsam aufeinanderprallen, was viele Verletzte auf beiden Seiten und emotionale Gräben produziert. Selbst beobachtende Journalisten und neutrale Photographen werden aufgemischt.

Ein dritter Handlungsstrang der nur kurz ist, aber mir unter die Haut ging widmete sich einer jungen Frau, die im KZ gewesen war, und von einer Barackenleiterin als hure eingeschätzt wurde und ins Soldatenbordell gesteckt worden war. Sie hat zwar körperlich überlebt, aber diese Zeit und die Leiterin nie vergessen gehabt. Diese Rechnung wird drastisch beglichen.

Ort der Handlung ist München Anfang der 60-er Jahre. Frauen müssen im Beruf - wenn sie dies überhaupt dürfen - Röcke tragen, und freundlich unaufdringlich sein; oder sie sind als veritable Schreckschrauben gezeichnet. 

Die Menschen sind zwar distanziert beschrieben, aber nicht unfreundlich und mit Mitgefühl für die vielen persönlichen Enttäuschungen die jeder Person in diesem Roman zu tragen hat.

Der Roman ist gut geschrieben, und läßt nach dem Lesen nicht los. Viel Freude dabei.

Kerstin Cantz wurde 1958 in Potsam geboren. Sie studierte Publizistik, arbeitet als Journalistin, und sattelte dann auf Drehbuchautorin und Schriftstellerin um.

Donnerstag, 17. September 2020

Neues Navigationslayout bei blogspot - nein danke :-(

Bis jetzt konnte ich wechseln und selbst aussuchen auf welcher Oberfläche ich navigiere.

Mit der alten Oberfläche hatte ich mehr Info auf einen Blick, konnte rascher an die von mir gewünschte Information kommen. Jetzt muß ich mir die gleiche Information mühsam zusammen suchen - und alles ist übergroß (was vielleicht am Handy angenehm sein mag, aber am Computer sinnlos viel Platz braucht). 

Die einfach 4 Kriterien mit Überblick, Publikum, Zugriffe etc. sind nicht mehr einfach zu sehen, der matrixartige Zeitüberblick ist auch nicht da.
und : wo sind die Labels jetzt "versteckt" ? es werden nicht mehr alle angezeigt, sondern man muß mühsam herumklicken - oder sich eine getrennte Liste erarbeiten, was user-un-freundlich ist.

Schade. Wieder einmal ein Fall, indem Erneuerung Verschlechterung statt Verbesserung für den User bringt.

Mittwoch, 16. September 2020

Wallace Edgar : "The Secret House"

Wallace Edgar :
"The Secret House"
erstmals 1927 veröffentlicht
Dateigröße: 280 KB
ASIN: B004UK1FH

In diesem etwas verwirrenden Kriminalroman geht es um einen verschwundenen Millionär, ein schönes Mündel, eine schöne Frau deren Liebe wegen Intrige verschwand, Intrigen der besseren Gesellschaft, einen charismatischen etwas undurchsichtigen Grafen, einen jungen Journalisten und ein geheimnisvolles Haus am Land, dessen Stromverbrauch exorbitant hoch ist.
Millionär Farrington verschwindet, hinterläßt Schulden, zwingt sein schönes Mündel Doris zur Hochzeit und verbietet seinem Mitarbeiter dem Grafen Poltavo weiteres Interesse an ihr, was diesen zu dummen Handlungen bringt.
T.B.Smith von Scotland Yard ist mit Leutnant Ela auf den Spuren von Verschwinden, Morden, Erpressungen, und dem Geheimnis des energiefressenden Hauses.

Die Personen sind gut beschrieben : Farrington als Millionär zuerst jovial, später gefährlich und kalt. Doris ist schön und gescheit. Frank ehrlich, gerade, ambitioniert und verliebt. Count Ernesto Poltavo ist charismatisch, attraktiv, durchtrieben, eiskalt, meist beherrscht, und eigentlich ein Spieler / Er ist die Gestalt in dem Roman die am vielschichtigsten beschrieben wird. Gräfin Cox ist schön, war sehr verliebt, und sucht den Schuldigen der ihre Liebe zerstörte. Dr. Hall ist Arzt, Mitarbeiter bei Farrington, kennt sich mit Elektrizität sehr gut aus. T.B.Smith bleibt für mich ungreifbar.

Ort der Handlung ist London und ein Landstrich. Oft gibt es Nebel.

Da ich über Jahrzehnte hinweg fast alle Kriminalromane dieses Autors auf deutsch gelesen hatte, wollte ich wissen wie das englische Original ist. Ich war auf einfaches Englisch gefaßt, und habe mich gefreut auf schönes Englisch mit einigen neuen Wörtern zu stossen. Immer wieder ist leise Ironie zu lesen, die mich sehr gut unterhalten hat. Die Stimmung klappt für mich in diesem Roman besser als auf deutsch. 

Ich habe mich bei diesem Roman sehr gut unterhalten. Viel Freude beim Lesen !

Richard Horatio Edgar Wallace wurde am 1. April 1975 in Greenwich bei London geboren. . Er war in der Armee, arbeitete als Journalist, später wurde er einer der erfolgreichsten Kriminalschriftsteller.
Er starb am 10. Februar 1932 in Hollywood, Kalifornien.

Dienstag, 8. September 2020

Hans-Jürgen Raben : "Tod über der Elbe"

Hans-Jürgen Raben :
"Tod über der Elbe" : Ein Fall für Brock: Hamburg-Krimi
Dateigröße : 765 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe : 170 Seiten
Word Wise : Nicht aktiviert
Herausgeber : Uksak E-Books (2. Dezember 2019)
Verbesserter Schriftsatz : Aktiviert
Text-to-Speech (Vorlesemodus) : Nicht aktiviert
X-Ray : Aktiviert
ISBN-Quelle für Seitenzahl : 3750265720
Sprache: : Deutsch
ASIN : B082876R58

Eine Leiche wird spektakulär in der faszinierenden Elbphilharmonie zur Schau gestellt. Die Familie des Ermordeten, eine Reedereisippe, ist ratlos. Hauptkommissar Cornelius Brock macht sich mit Kommissarassisten Spenger auf die Suche, und tut ein Netz um brutale Russen, und Menschen die gut auf Kosten anderer mit Drogen leben wollen auf. Am Schluß sind die Bösewichte geschnappt.

Die Geschichte ist gut beschrieben. Die Menschen sind gut vorstellbar : vom Familienpatriarchen, dem verwöhnten Teenagersohn, dem Managersohn, die Power Point afine Abteilungsleiterin in der Polizei, dem trockenen Pathologen etc ..

In Summe ein gutes Lesevergnügen, vor allem als Ablenkung in den Öffis. Viel Spaß.

Hans-Jürgen Raben  wurde am 24. August 1943 in Oppeln geboren. Er war lange Jahre Public-Relations-Manager in einem großen internationalen Konzern.

Sonntag, 6. September 2020

Keip Rainer : "Eine Kogge aus Gotland"

Keip Rainer :
"Eine Kogge aus Gotland" - Ein Küsten-Krimi
Dateigröße : 923 KB
Seitenzahl der Print-Ausgabe : 116 Seiten 
e-publi : 2019
Herausgeber : Uksak E-Books (17. Juli 2020)
Word Wise : Nicht aktiviert
ASIN : B07XLF8GCS

Kommissar Falk Möller wird nach Polen geschickt um mit der Kommissarin Ewa Stepinska vor Ort den Tod eines Tauchers in der Ostsee aufzuklären, der einen mittelalterlichen Fund in der Hand umkrallt hält. Zwischen den beiden Kommissaren prickelt es fast sofort, auch die Tochter der polnischen Kommissarin schließt den neuen Mann sofort ins Herz.
Beruflich recherchieren die beiden bei den Besitzern des Bootes, und kommen einem groß angelegten Antiquitätenschmuggel auf die Schliche.

Der Roman ist gut vorstellbar geschrieben. Landschaft, Ostsee und Menschen, sind klar umrissen. Die Sexszene hätte ich nicht gebraucht. Als aktuellen Touch ist von "Nord Stream 2"geschrieben.

Als harmloses Lesevergnügen inkl. Mitraten nach dem Mörder ist das Buch empfehlenswert.

Rainer Keip wurde 1957 in Düsseldorf geboren. Nach der Beendigung seines Berufslebens als Angestellter eines Versicherungsunternehmens, wandte er sich dem Schreiben von Geschichten zu. In seiner Freizeit ist der Autor als ehrenamtlicher Helfer des Bodendenkmalamtes tätig. 

Donnerstag, 27. August 2020

Karl von Holtei : "Ein Mord in Riga"

Karl von Holtei :
"Ein Mord in Riga"
erstmals 1854 in Graz erschienen
Dateigröße: 403 KB
ASIN: B004UBDTUI

In dieser episch geschriebenen Geschichte geht es um das Leben in Riga, in dem Lebensbereich zwischen und mit Russland, Deutschland, im damaligen Livland, in dem der betuchte Kaufmann Sigward mit seiner Frau mit viel Personal. Zuerst geht es hier immer wieder um den hübschen intriganten Simeon, dann um Iwan dessen Vater aus politisch-religiösen Gründen verschleppt worden war. Iwan arbeitet bei einem Geldverleiher, und wird nach dessen Ermordung des Mordes verdächtigt und gefoltert. Gerade noch rechtzeitig wird der neue Stadtvorsteher auf die Situation aufmerksam gemacht, er macht sich auf die Suche und findet genug Beweismaterial um Iwan zu entlasten, und ihn in die Freiheit entlassen zu können.
Später verreist Iwan und muß in Deutschland untertauchen. Auch hier macht ihm das Leben durch Mißtrauen das Leben schwer, bis endlich ein happy end beschrieben wird.

Der Stil ist altmodisch und langsam; es werden viele nicht mehr geläufige deutsche Wörter verwendet, auch einige russische Umschreibungen gibt es.

Der Autor nimmt sich Zeit die Stimmung der Orte, die Gepflogenheiten im Haus, mit Gästen oder in der Öffentlichkeit zu erzählen, er beschreibt die Gegend um Riga, Riga selbst und einige Gebiete in Deutschland ziemlich genau.
Es gibt in Riga bereits Verkehrsregeln, bei denen der Rücksicht auf Fußgänger seitens der Kutschen-fahrer genommen werden muß; bei bereits leichter Berührung mit einem Fußgänger gibt es heftige Strafen für Kutscher und Besitzer der Kutsche.

Die Menschen in Haushalt der Sigwalds sind schön beschrieben : die Gutmütigkeit des Kaufmanns und seiner Frau, die Fehde zwischen Köchin und Kammerzofe, die Intrigen des hübschen Dieners, die unscheinbare bösartige 'Muhme' des Dieners, Pferdenarr und positiver Mensch Iwan, der ehrgeizige neue Stadtherr der noch die richtigen Entscheidungen treffen kann.

Ein Drittel lang wird beschrieben, wie das Leben in Riga abläuft, welche Einflüsse aus Rußland und Deutschland auf Livland einwirken, welche großzügigen Lebensregeln herrschen. Ein Drittel lang wird beschrieben wie Iwan verdächtigt und gefoltert wird, und auch wie der echte Täter überführt wird. Im letzten Drittel lebt Iwan in Deutschland.

Mich hat diese Kriminal-Erzählung interessiert weil sie zu den ältesten des Genre Kriminalromans gezählt wird. Mitraten des Who-dunnit für den Kriminalteil ist möglich.

Für das Lesen mußte ich mir Zeit und Ruhe nehmen, weil das Tempo sehr gemütlich ist.
Meine Gedanken gingen einige Zeit durch die alten schönen Straßerln in Riga mit.

Viel Freude beim Lesen !

Karl Eduard von Holtei, auch Carl (von) Holtei, eigentlich Karl Eduard von Holtey wurde am 24. Jänner 1798 in Breslau, damals Schlesien in Königreich Preußen, geboren. Er spielte Theater in Breslau, war auf Wanderschaft in Frankfurt Paris Prag Dresden Weimar Berlin Hamburg sowohl als Schauspieler als auch Theaterleiter. ab 1850 schrieb er in Graz Theaterstücke und Romane, ab 1863 lebte er wieder in Breslau, wo er am 12. Februar 1880 starb.

Freitag, 21. August 2020

Sebastian Themessl : "Wo dein sanfter Flügel weilt"

Sebastian Themessl :
"Wo dein sanfter Flügel weilt" - Schuberts letzte Symphonie - ein musikgeschichtlicher Kriminalroman
2020, Hollitzer Verlag Wien
404 Seiten
ISBN 978-3-99012-806-0

Der amerikanische Dozent Phil Mason hört in Wien Schuberts große C-Dur Symphonie. Ihm entschlüsselt sich ein Zusammenhang zu Mozart, er findet eine wissenschaftliche Arbeit in der diese Komposition Beethovens 9. Symphonie gegenübergestellt wird, und hell und dunkel in diese Kompositionen und Aufführungen interpretiert wird. Phil kommt einer großangelegten Verschwörung gegen Schuberts große Symphonie inklusive Weltherrschaftsanspruch seit dem Beginn dieser Symphonie auf die Spur, geht nach Moskau zur Recherche, reist mit seinem Bruder Adam nach Südamerika und kommt wirklich auf die Rädelsführer, die größer als Freimaurer oder Illuminati sind. Er kommt wie alle, die davor auf der Spur dieser Vernetzung sind, nicht mehr an die Nähe der Veröffentlichung.

Für mich als Klassikfan sind Überlegungen die Große Schubert-C-Dur Symphonie als negatives Gegenstück zur positiven 9. Symphonie von Beethoven zu positionieren unterhaltsam, obwohl mich die Intensität dieser Schubert Komposition immer in den Bann zieht.

Die vielen Menschen die hier vorallem in Wien, aber auch in Moskau beschrieben werden sind von faszinierend vielfältig bis zu aktuellen Personen sehr genau nachempfunden. Manche Namen in Wien dürften nur leicht verändert sein, und werden Menschen, die sich in der Musikszene Wiens auskennen, vermutlich zum Schmunzeln bringen.

Es gibt viele Menschen, die als Typen gut beschrieben sind und mir gefallen haben: in Wien z.B  die musikenthusiastische pensionierte Vermieterin, die schöne ukrainische Musikstudentin, der versoffene Musikprofessor, der Pubbesitzer der griechische Verse an die Wand seines Pubs schreibt; in Russland sind es der intrigante Wirtschaftsmensch, und ein witziger Archivar.
Leider ist mir die Hauptperson Phil Mason nicht sympathisch.

Zum Lachen brachte mich eine kurze Szene, in der ein junger Komponist in schönstem pidgin-english einen nerven Phototouristen weiß macht, daß in Wien am Montag Photo machen verboten sind - bei Gefängnisstrafe. Leider fliegt die Idee rasch auf, der Tourist wird aber noch einmal durch den Kakao gezogen.

Mir fehlen bei dem Buch das Inhaltsverzeichnis, und ein Glossar der vielen musiktheoretischen Begriffe.
Der Titel ist Friedrich Schiller und Beethovens 9. Symphonie entnommen.

Beim Lesen war ich zuerst gut unterhalten, dann war es spannend, und am Schluß war ein Gemisch aus traurig und verrückt.

Da es in dem Buch von Komponistennamen und anderen Worten in Musikzusammenhang ziemlich wimmelt, werden sich vermutlich Musikenthusisten/-innen bei dem Buch gut unterhalten Am Schluß hatte ich das Gefühl einem Roman der nicht mehr um Liebe, Mantel und Degen, sondern und Internet, Tod und Verschwörung geht.

Sebastian Themessl wurde 1975 in Innsbruck geboren. Er studierte zunächst Geschichte und Philosophie und 2003 schloss er ein Kompositionsstudium an der Musikuniversität Wien ab. Er ist Komponist, Schriftsteller und Lehrbeauftragter für Musiktheorie. 

Mittwoch, 19. August 2020

Donna Leon : "Geheime Quellen"

Donna Leon :
"Geheime Quellen" - Commissario Brunettis neunundzwanzigster Fall
original "Trace Elements"
2020, Cornerstone Digital
Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz
2020, Diogenes Verlag
307 Seiten
ISBN 978-3-257-07099-6

Commissario Guido Brunetti und seine neapolitanische Kollegin Commissaria Claudia Griffoni werden im drückend heißen Venedig zu einer sterbenden Patientin gerufen. Sie setzt die beiden auf den Tod ihres Mannes und schmutziges Geld an. Während sich Vice-Questore um Handtaschendiebe die zufällig die Frau des Bürgermeisters beklaut haben sorgt, gehen die beiden mit Hilfe des bekannten Teams, also Sergente Lorenzo Vianello und Signora Elletra Zorzi, der Spur zu einer Wasserprüfanstalt im Veneto nach. Dort begegnen sie der Personalchefin und dem Chef der chemischen Abteilung, die einander mit großer Antipathie begegnen. Brunetti und Vianello arbeiten sich durch Daten und Grenzwerte, um am Schluß einen unsympathischen Menschen laufen lassen zu müssen, und einen möglichen Unfall zur Anzeige bringen.

Donna Leon greift diesmal zwei Themen auf. Das eine wie manche Firmen rücksichtslos mit dem Wasser, das für alle da ist, firmen-egoistisch umgehen und nicht vor Vergiftung für alle zurückschrecken. Das andere Thema ist, daß es bei Krankheit die Zwei-Klassen-Gesellschaft bei Behandlung gibt, die sich durch Vorhandensein von Geld oder nicht, definiert. Beide Themen ließen mich bedrückt zurück.

Etwas Platz ist Griffoni gewidmet, bei der beschrieben wird, daß sie bereits Veneziano umsetzt, wie sie genial Gespräche führt, aber auch wie sehr sie sich an Venedig gewöhnt hat.

Die Menschen sind wie immer genial skizziert. Der Chefchemiker der im Luxus lebt, und der sich jegliche Empathie mit Mensch und Tier abgewöhnt hat; die Personalchefin die sich mit fremden Federn schmückt und in den falschen Mann verliebt ist; der Unfalltote der absolute Werte lebte, sich damit wenig Freunde machte.

Wer gerade bei einem lieben Menschen den Krebstod miterlebt hat, oder dem körperlichen Abbau eines nahestehenden Menschen zusehen mußte, sollte vielleicht einige Kapitel überspringen.

Der Kriminalroman ist wie gewohnt sehr gut geschrieben und gut zu lesen. Leider läßt das Ende keine Freude aufkommen. Trotzdem viel Freude beim Lesen.

Samstag, 1. August 2020

Friedrich Schiller : "Der Verbrecher aus verlorener Ehre "

Friedrich Schiller :
"Der Verbrecher aus verlorener Ehre"
erstmals 1786 veröffentlicht
Dateigröße: 537 KB
ASIN: B00XK6NJZ4

Der Sonnenwirt Christian Wolff, ist ein häßlicher junger Mann, und hat kein Glück. Zuerst wildert er aus Hunger und wird verurteilt, seine Liebe wird nicht erwidert, er wird ins Gefängnis nochmals wegen Wilderns diesmal länger eingesperrt. Er verläßt das Gefängnis als böserer Mensch als er ursprünglich gewesen war, und schließt sich einer Räuber- und Wildererbande an. Dort steigt das gegenseitige Mißtrauen, weshalb er versucht als Soldat unterzukommen um doch noch etwas für sein Vaterland zu leisten. Dies scheitert, er wird in einer Stadt als gesuchter Verbrecher erkannt und den Stadtobersten vorgeführt.

Schiller moralisiert vor dem Beginn der Erzählung. Es geht um hartes Rechtssystem, das wenig Bereitschaft für unglückliche oder enttäuschte und häßliche Menschen, die einen Fehler begangen haben, hat.
Die Geschichte basiert auf einer 'true story'.

Spannend ist, daß Schiller hier nur dem Leben, den Gedanken und Gefühlen der auch dem Verbesserungswillen des Christian Wolff folgt.

Die Geschichte ist wie von einem Großmeister nicht anders zu erwarten, gut und spannend geschrieben. Menschen und Wälder sind gut vorstellbar.

Mich hat die Geschichte interessiert, weil sie als erste Kriminalgeschichte, als Vorläufer des auch von mir geliebten Krimis/Kriminalromans gilt.

Mittwoch, 29. Juli 2020

Thomas Glavinic : "Der Kameramörder"

Thomas Glavinic :
"Der Kameramörder"
Roman
2001
2017, Fischer Taschenbuch 4. Auflage 2020
151 Seiten
ISBN 978-3-596-29737-5

Ein Paar besucht ein befreundetes Paar zum Osterwochenende in der Steiermark. Sie plaudern, kochen und essen gemeinsam, spielen Spiele und Federball. Durch die Medien erfahren sie von einem besonders sadistischen Mord an zwei Buben, deren ältester Bruder dem Mann, der seine sadistischen Spiele filmte, zu entkommen. Ein deutscher Privatsender sendet die Aufnahmen, wobei nur wenig ausgelassen wird. Bei den vier Erwachsenen ist das Interesse an dieser Story und der Mediengebrauch unterschiedlich - der Gastgeber will auf den Neuesten bleiben und versucht seine informellen Quellen anzuzapfen, die zwei Frauen sind abgestossen und versuchen sich von dem Geschehen abzugrenzen. Die erzählende Ich-Persona schließt sich der Haltung des Gastgebers an. Die Medien berichten wie sich der Kreis um den Täter immer enger schließt, bis zum sehr überraschenden Ende.

Der Schreibstil ist sehr neutral und beobachtend. Es werden wenige schmückende Adjektive eingesetzt.
Es wird nur beobachtet, nichts erklärt oder Beweggründe des Täters erläutert.

Während die Geschichte eher emotionsarm erzählt wird, sind die Medien mit Lautstärke, lautstarken Werte-Diskussionen, Aufdringlichkeit und eher respektlos geschildert.
Lange plätschert die Geschichte dahin, bis es plötzlich sehr eng wird.

Politisch wird eher auf die politischen Entscheidungsträger geschimpft, vor allem Politiker aus dem konservativen und kirchlichen Umfeld werden negativ bewertet.

Wer gewohnt ist, die letzte Seite eines Krimis zu lesen weil dort der Täter schon längst geklärt ist, sollte dies bei diesem Kriminalroman unterlassen.

Mich hat der Roman am Anfang beim Lesen eher abgestossen, dann fasziniert.

Thomas Glavinic wurde am 2. April 1972 in Graz geboren. Er arbeitete als Werbetexter, Interviewer für Meinungsforschungsinstitute, Taxifahrer, Versicherungsvertreter und Journalist für eine steirische  Regionalzeitungen und studierte Germanistik. Er ist seit 1995 als Schriftsteller tätig. 

Samstag, 25. Juli 2020

Oliver Schlick : "Das Crime Zertifikat - Verbrechen mit Qualität"

Oliver Schlick :
"Das Crime Zertifikat - Verbrechen mit Qualität"
2020, Ueberreuter Verlag
288 Seiten + 1 Seite Glossar (mit umgangssprachlichen Wörtern)
ISBN 978-3-8000-9000-6

Pius Nordberg, zwei Meter groß und etwas breit gebaut, ehemaliger Sozialarbeiter arbeitet für ein  inoffizielles Inkassounternehmen, das von einem herzensguten Mann geführt wird. Nach dessen Tod übernimmt sein Sohn und führt mit eine neuen mittleren Ebene Qualitätsmanagement ein. Pius und seine Kollegen werden mit Dokumentations-unwesen überfordert, die Investoren des Sohnes ebenso. Parallel geht Pius mit der Qualitätsmanagerin Lena auf Suche nach dem Mörder des ehemaligen Unternehmers. Einige Leichen später kommt es zu einem überraschenden Ende, bei dem der Mörder erwischt wird, aber auch einige andere Fallen zuschnappen.

Die Geschichte wird humorvoll mit herrlich unterhaltsamen Wortkreationen in Ich-Form erzählt.

Pius sieht von seiner langen Warte vieles mit Humor und weiß sich rein verbal durchzusetzen. Die Figur seiner Mutter, Tabea, eine anarchistische Soziologieprofessorin, die genußvoll eine Seniorenresidenz durcheinander bringt, ist fast die einzige die ihm den Boden unter den Füßen wegziehen kann. Die Dialoge sind für mich zum zerbröseln !

Unterhaltsam ist die quasi-Abrechnung mit ausbordenden und hier wirklich unsinnig gebrachtem Qualitätsmanagement. Wie mit den Floskeln und Schlagworten herumgeworfen wird, und damit einem Unternehmen wirklich geschadet wird, brachte mich zum öfters zum Lachen.

Die Charaktäre sind unterschiedlich in ihren persönlichen Ecken und Kanten oder Lebenslauf. Die Arbeitsbereiche sind privates Inkasso, Drogen, privat als Lockvogel arbeiten. Die Nebenfiguren wie Pius' Nachbarin Anoushka, oder ein lästiger Nachbar sind ebenfalls unterhaltend.
Auch in Liebensdingen gibt es einen vergnüglichen Handlungsstrang.

Ich habe mich beim Lesen sehr gut unterhalten. Viel Spaß beim Lesen !

Oliver Schlick wurde 1964 in Neuwied/Rhein geboren. Nach Abitur und Zivildienst studierte er Sozialarbeit in Düsseldorf. Er arbeitet zuerst in der stationären Jugendhilfe, dann in  der Flüchtlingsarbeit, aber auch als Schlagzeuger, Schaufenstergestalter, Marktforscher. 2014 erschien sein erstes Jugend-Kinder-Buch "Salamandersommer".

Donnerstag, 16. Juli 2020

Deon Mayer : "Dreizehn Stunden"

Deon Mayer :
"Dreizehn Stunden"
original "13Uur"
2009,
Aus dem Afrikaans von Stefanie Schäfer
2011, Aufbau Taschenbuch
457 Seiten + 2 Seiten Danksagung + 2 Seiten Glossar von afrikaanssprachigen Wörtern + Leseprobe
ISBN 978-3-7466-2737-3

Bernie Griessel muß als Mentor zwei parallel laufende Morduntersuchungen in Kapstadt begleiten und leiten. Ein junge Amerikanerin und ein Plattenproduzent sind ermordet worden. Die Amerikanerin hat eine Freundin, die auf der Flucht vor Männern ist, beim Produzenten deutet alles auf seine immer betrunkene Ehefrau, eine ehemals berühmte Sängerin hin. Die Medien und internationale Probleme erleichtern nicht die Arbeit, genausowenig wie polizeiinterne Machtprobleme, Rassismus innerhalb der Polizei, Sexismus in den eigenen Reihen und am Schluß auch polizeiinterne Korruption. Der Verdacht auf Drogenhandel hält lange an, bis der Schwenk zu Organhandel auf höchstem Niveau offenbart wird. Am Schluß werden die Morde überraschend zusammen gelöst und ein weiterer verhindert.

Die Kapitelüberschriften sind Uhrzeiten, die von der Früh bis in den frühen Abend an einem Tag führen. Innerhalb dieser wird in Absätzen sprunghaft beschrieben was die junge Frau auf der Flucht macht und denkt, wie Inspector Griessel seine Alkoholsucht, seine Untreue, seine Überlegungen zu den Fällen, wie er seine Kollegen durch die Fälle choacht, wie er Probleme zu Vorgesetzten und zu Mitarbeitern versucht flach zu halten. Andere Polizisten und Polizistinnen vermischen ebenso private wie berufliche Probleme und zeigen oft keinerlei Bereitschaft zusammen zu arbeiten; dazu sitzt das Rassismusproblem in Südafrika zu tief.

Interessant ist was über den Musikmarkt geschrieben ist. Die Musikströmungen sagen mir zwar persönlich nichts, die Art wie über Musikpropuktion geschrieben wird hat mich fasziniert. Die Figur des ermordeten Musikproduzenten ist hier charismatisch, und für die Musikschaffenden überraschend positiv geschildert.

Der Roman ist spannend geschrieben. Leider hatte ich Schwierigkeiten mir die vielen Namen und Menschen zu merken und habe die "Figuren" öfters durcheinander gebracht, was das Lesen nicht einfach machte. Als Gegenpol zu dem rothaarischen, irisch-stämmigen Griesel, der als Mentor Ruhe bewahren muß, ist eine dicke unsympathische feministische taktlose schwarze Kaleni Mbali gezeichnet.

Im Glossar sind Afrikaans Wörter genannt, mir wären auch weitere Wörter aus dem geographischen Bereich in Kaptstadt, Hinweise auf Xhosa, etc. wichtig gewesen.

Samstag, 11. Juli 2020

Ann Cleves : "Was niemand sieht"

Ann Cleves :
"Was niemand sieht" - Ein Shetland-Krimi
original "Wild Fire"
2018, Verlag Macmillan London
Aus dem Englischen von Stefanie Kremer
2020, Rowohlt Taschenbuch Hamburg
420 Seiten
ISBN  978-3-499-00309-7

Jimmy Perez und seine Stieftochter bekommen Besuch : Helena Fleming, die erfolgreiche Designerin, die sich um ihren entfremdeten Ehemann, den autistischen Teenagersohn und die quirlige Tochter sorgt. Der Sohn findet das ermordete Kindermädchen Emma einer befreundeten Familie im Stall auf familiären Grund. Jimmy Perez und seine Vorgesetzte Willow Reves versuchen zu erkennen was für ein Mensch das Kindermädchen gewesen war, da sie durchaus hübsch gewesen ist. Ein junger Mann mit sehr dominanter Mutter hatte Interesse an ihr gehabt, Helens Ehemann Daniel in seiner Midlife Crises ebenfalls. Es bleibt lange unklar was für ein Mensch Emma gewesen war, da viele sie nur als Funktion wahrgenommen haben. Jimmy recherchiert im Geburtsort von Emma über die Brutalität, die sie als Kind erlebt hat, und wie sie die jüngeren Brüder aufziehen mußte. Im Showdown werden Mörder und Ursache erzählt.

Das ist der achte Roman mit Jimmy Perez und ist von der Autorin als letzter dieser Serie geplant.

Jimmy Perez und Willow Reves biegen hoffentlich in ein gemeinsames Leben ein. Ein junger Mann und eine unterdrückte ältere Frau dürfen endlich ihr eigenes Leben entwickeln. Während eine Familie trachtet wieder als Familie zusammenzusetzen, geht es einer anderen Familie weniger gut.

Die Menschen sind gut vorstellbar beschrieben, die Spannung zwischen Jimmy und Willow ist spürbar, genauso wie die Unsicherheit von Helena und Daniel für ihre Familie, und die Angst des autistischen Jugendlichen. Die Familie des Arztes dessen Vorfahren schon lange auf der Insel leben, seine übertriebene Frau und die vier Kinder ist charakterlich sehr unterschiedlich. Auch die bösen Intrigen einer enttäuschten Frau gegenüber Sohn und Schwester werden erzählt.

Ort der Handlung ist die Shetlandinsel Northmavine, kleine Orte, Meer in unterschiedlichen Lichtstimmungen, und viel unbewohnte Landschaft.

Zwischen den Handlungen grübelt Jimmy über sein Stiefkind, und seine große Liebe nach, und ob er sich eine Beziehung überhaupt zutraut.

Spannend ist wie beschrieben wird, wie lange erlebte Gewalt als Kind weiterwirkt, und wie wenig das Umfeld davon mitbekommt.

Der Roman ist spannend geschrieben. Mitraten des Who-Dunnit ist möglich. Viel Spaß beim Lesen !

Ann Cleeves wurde 1954 in der Grafschaft Herefordshire / Region West Midlands geboren. Sie arbeitet als Erzieherin, in einem Frauenhaus, und als Köchin auf einer Vogelwarte.
Bei ihrer ersten Romanserie geht es um den Naturforscher 'George Palmer-Jones' zwischen 1986 und 1996, die noch nicht auf Deutsch erschienen ist. "Inspector Ramsey" war zwischen 1990 und 1997 die Hauptperson dieser Serie, die ebenfalls noch nicht auf Deutsch erhältlich ist. "Vera Stanhope" ist die Hauptperson von Romanen zwischen 1999 und 2020, die es auf Deutsch gibt und es zu Fernsehehren geschafft hat. Die "Shetland Island"s sind mit Jimmy Perez in zweimal vier Kriminalromanen erschienen und auf Deutsch erhältlich.