Thomas Glavinic :
"Der Kameramörder"
Roman
2001
2017, Fischer Taschenbuch 4. Auflage 2020
151 Seiten
ISBN 978-3-596-29737-5
Ein Paar besucht ein befreundetes Paar zum Osterwochenende in der Steiermark. Sie plaudern, kochen und essen gemeinsam, spielen Spiele und Federball. Durch die Medien erfahren sie von einem besonders sadistischen Mord an zwei Buben, deren ältester Bruder dem Mann, der seine sadistischen Spiele filmte, zu entkommen. Ein deutscher Privatsender sendet die Aufnahmen, wobei nur wenig ausgelassen wird. Bei den vier Erwachsenen ist das Interesse an dieser Story und der Mediengebrauch unterschiedlich - der Gastgeber will auf den Neuesten bleiben und versucht seine informellen Quellen anzuzapfen, die zwei Frauen sind abgestossen und versuchen sich von dem Geschehen abzugrenzen. Die erzählende Ich-Persona schließt sich der Haltung des Gastgebers an. Die Medien berichten wie sich der Kreis um den Täter immer enger schließt, bis zum sehr überraschenden Ende.
Der Schreibstil ist sehr neutral und beobachtend. Es werden wenige schmückende Adjektive eingesetzt.
Es wird nur beobachtet, nichts erklärt oder Beweggründe des Täters erläutert.
Während die Geschichte eher emotionsarm erzählt wird, sind die Medien mit Lautstärke, lautstarken Werte-Diskussionen, Aufdringlichkeit und eher respektlos geschildert.
Lange plätschert die Geschichte dahin, bis es plötzlich sehr eng wird.
Politisch wird eher auf die politischen Entscheidungsträger geschimpft, vor allem Politiker aus dem konservativen und kirchlichen Umfeld werden negativ bewertet.
Wer gewohnt ist, die letzte Seite eines Krimis zu lesen weil dort der Täter schon längst geklärt ist, sollte dies bei diesem Kriminalroman unterlassen.
Mich hat der Roman am Anfang beim Lesen eher abgestossen, dann fasziniert.
Thomas Glavinic wurde am 2. April 1972 in Graz geboren. Er arbeitete als Werbetexter, Interviewer für Meinungsforschungsinstitute, Taxifahrer, Versicherungsvertreter und Journalist für eine steirische Regionalzeitungen und studierte Germanistik. Er ist seit 1995 als Schriftsteller tätig.
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