Montag, 12. Dezember 2022

Olga Tokarczuk : "Gesang der Fledermäuse"

 

Olga Tokarczuk :
"Gesang der Fledermäuse"
Roman
original "prowadi swoi plug przez koici umarlych"
2009, Verlag Wydawnietwo Lierackie, Krakau
Aus dem polnischen von Doreen Daume
2009 Übersetzt / 2022 Kampa Pocket
300 Seiten + 1 Seite Anmerkungen
ISBN 978-3-311-15003-9

Janina Duszejko lebt am Land in Polen, 2 km von der tschechischen Grenze entfernt. Sie stellt Horoskope, kümmert sich um die Sommerhäuser ihrer Nachbarn im Winter, unterrichtet einmal in der Woche englisch an der dörflichen Schule, und hat viel Kontakt mit der Natur. Sie ist etwas eigenwillig, wird aber als schrullige Alte gesehen.
Im Winter wird ein Mann tot in seiner Hütte gefunden - er ist an einem Rehknochen erstickt. Monate später wird der Polizeichef in einem Brunnenschacht gefunden, weitere Monate später ein passionierter Jäger und Fuchspelzzüchter halb verschimmelt im Wald.
Sie hat Freunde wie einen fleißigen ordentlichen aber auch eigenbrötlerischen Nachbarn, einen ehemaligen Schüler mit dem sie William Blake übersetzt und eine junge Frau in einem bunten Kleidungsladen.
Am Ende entschlüsseln sich das Sterben und sie lebt woanders weiter.

Der Roman ist ein Gemisch aus Kriminalgeschichte, aber mehr ein Roman über die Nähe zur Natur, dem Wald und dem Wechsel der Jahreszeiten. Die Abschnitte in denen sie über das Werden und Sterben im Wald erzählt, wie sich der Winter auf die Sommerhäuschen auswirkt, und die Weite bei den Spaziergängen machen beim Lesen fast ruhig.

Das Buch ist aus ich-Sicht der älteren Dame geschrieben. Sie beschreibt was sie sieht, was sie denkt, was sie überlegt, und wie sie langsam und durchüberlegt Menschen klassifiziert. Es ist spannend ihren Gedankengängen zu folgen.

Das Ende ist für mich unerwartet, denn auf diese Lösung war ich nicht gekommen. 

Ich habe das Lesen dieses langsamen Romans sehr genossen und mich gerne von dem Zauber einfangen lassen.

Olga Nawoja Tokarczuk wurde am 29. Jänner 1962 in Sulechow bei Zielona Góra in Polen geboren. . 2019 erhielt sie rückwirkend den Nobelpreis für Literatur  des Jahres 2018, der zuvor nicht vergeben worden war. Sie studierte Psychologie, bildetet sich dann zur Psychotherapeutin aus. Ende der 90-jahre beschloß sie nur noch als Schriftstellerin zu arbeiten, und gründete auch einen Kleinverlag.

Samstag, 19. November 2022

Khaled Hosseini : "Tausend strahlende Sonnen"

 

Khaled Hosseini :
"Tausend strahlende Sonnen"
original "A Thousand Splendid Suns"
2007, Riverhead New York
Aus dem Englischen von Michael Windgassen
2014, Fischer Verlag / Fischer TaschenBibliothek 3. Auflage 2018
560 Seiten + 2 Seiten Nachwort + 2 Seiten Danksagung + 12 Seiten Gespräch mit Khaled Hosseini
ISBN 978-3-596-52070-1

Mariam ist die uneheliche Tochter einer reichen Kaufmanns in Herat, die nach dem Tod ihrer Mutter, mit einem Schuster in Kabul verheiratet wird. Nach vielen Fehlgeburten ist die Ehe sehr unglücklich, in der Raschid seiner Frau die schuld für alles gibt, und zuschlägt.
In Kabul wächst Laila als jüngstes Kind und einzige Tochter nach zwei älteren Brüdern in einer Familie mit Universitätsprofessor heran, der an seine Tochter glaubt.
Mitte der 70-er Jahre sind in Afghanistan zumindest die Frauen der Reichen und gehobeneren Schichten halbwegs frei. Dann kommen die Russen, und Bürgerkriege der verschiedenen Stämme, bis die Taliban siegen und alle freier Denkenden entweder töten oder aus Landes zwingen. Lailas Eltern sterben kurz vor der Flucht bei einem Raketenangriff, Raschid nimmt das Mädchen auf - das schwanger von ihrem Uraltfreund Tariqu in die Ehe als Zweitfrau einwilligt.
Wie die beiden Frauen langsam aber stetig beginnen sich eine Art Freundschaft, und fast Geschwisterlichkeit aufbauen, vor allem als die Welt für Frauen rundherum immer kleiner und brutaler wird, liest sich faszinierend; Raschid bleibt immer der böse prügelnde Mann, der leider auch nicht einmal immer gut für seine Familie zu sorgen imstande ist. Als nach Jahren Tariqu aus dem benachbarten Pakistan zurückkommt, kommt es zum Eklat, den Mariam mit dem Leben bezahlt.
In  dem Buch gibt es Hoffnung da Laila, Tariqu und die Kinder wieder zurückkehren und Schulen für Mdächen möglich sind.

Ich habe durch dieses Buch sehr viel über Afghanistan und die verschiedenen Sprachen und Stämme gelernt. Dieses Buch zu lesen während in Afghanistan wieder die Frauen entrechtet sind, tut fast köperlich weh.
In einer Szene wird beschrieben, daß die ärztliche Versorgung für Frauen schlecht ist, weil sie nur für Frauen ist. 

Die Geschichte ist aus Sicht von Mariam und Leila beschrieben. Die Männer kommen mit ihren Sichtweisen nicht zu Wort (der Autor hat ein anderes Buch geschrieben, indem die Männer zu Wort kommen). Es wird sehr anschaulich beschrieben wie die Umstellung auf einen Dschador ist, wie welche Gerichte gekocht werden, wie das Leben der armen Menschen ist die viel improvisieren müssen.

Der Autor nimmt sich Zeit über die Schönheit der afghanischen, und auch später der pakistanischen Landschaft und Kultur zu schreiben. Die großen Buddhas, die später zerstört werden, bekommen einen besonderen Platz in dem Buch.

Der Titel ist eine Ode entnommen.

Die Ausgabe in eine entzückende kleine mit sonnengelben Cover, die gut in kleine Taschen paßt. Leider hat kein Glossar der afghanischen Ausdrücke Platz, was wenn man das Vokabular nicht kennt, sehr schade ist.

In Summe ein wunderbarer, intensiver (Frauen-)Roman, der sehr unter die Haut geht und berührt.

Sonntag, 30. Oktober 2022

Thomas Bernhard : "Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mir essen"

Thomas Bernhard :
"Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen"
Drei Dramolette (1986/1986/1987)
1990, Suhrkamp Verlag Frankfurt
72 Seiten
ISBN 3-518-38722-7

Dramolett 1 : 'Claus Peymann verläßt Bochum und geht als Burgtheaterdirektor nach Wien'
Claus Peymann ist beim Kofferpacken bzw gibt Anleitungen an seine Sekretärin was und wie alles in den Koffer zu packen sei. Hier sind Stücke und Menschen durcheinander gemischt, Zeitgenössisches und Abgelaufenes, Politiker bis Kritiker, wohlwollende wie kritische Menschen.
Manches ist humorvoll, manches zynisch; in Summe tut mir die Sekretärin bei dem launischen Chef leid.

Dramolett 2 : 'Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen'
Claus Peymann kauft sich eine italienische teure Hose in Wien in einer der teuersten Einkaufsstraßen Wiens, und plaudert mit dem Ich / Thomas Bernhard darüber. Dann raisoniert Peymann darüber, daß man als Burgtheaterdirektor stark genug sein muß, die alte Hose selbst zu tragen, daß er das Theater liebt, daß er gerne in ein Geschäft gehen würde um sich einen neuen Kopf zu kaufen, und daß er sich vom Ich ein echte Welt-ekel-Stück wünscht. Am Schluß sitzen beide vor Tafelspitz mit Beilagen.

Ich habe zwei faszinierende Wörter kennen gelernt : 'Kleiderhausprobierzellenschlag' - hier geht es darum, daß man beim probieren von Kleidung im Kaufhaus einen schlaganfall erleiden könnte;
und 'Andernaseherumführer', das mich sehr zum Schmunzeln brachte.

Dramolett 3 : 'Claus Peymann und Hermann Beil auf der Sulzwiese'
Beide haben kaltes Schnitzel eingepackt und schauen auf Wien. Peymann erzählt von einer Idee den "Sturm" und am liebsten alle Shakespeare stücke auf einmal aufführen zu lassen. Dann erzählen sie sich gegenseitig von ihren Albträumen, die bei Beil voll mit Theater und bei Peymann voll mit Politikern sind.

In Summe schöne kleine böse Dramolette in denen die Politiker schlechte Kritik erhalten, und nur das Theater wichtig ist.

Donnerstag, 7. Juli 2022

Robert Whitaker : "Die Frau des Kartographen"

Robert Whitaker
„Die Frau des Kartographen und das Rätsel um die Form der Erde“
Original : „The Mapmaker's Wife. A True Tale of Love, Murder and Survival in the Amazon“
2004, Basic Books, New York
Aus dem amerikanischen Englisch von Enrico Heinemann und Werner Roller
2005, Karl Blessing Verlag
327 Seiten (inkl. Abbildungen) – vordere und hintere Innenseite Karte des oberen Südamerika mit der Reise von Isabel Godin – 1 Seite Inhaltsverzeichnis – 4 Seiten Vorwort – 3 Seiten historische Persönlichkeiten – 18 Seiten Anmerkungen – 7 Seiten Bibliographie – 3 Seiten Danksagung – 4 Seiten Register
ISBN 3-89667-235-5

Der Autor vermengt zwei Erzählstränge : auf der einen Seite erzählt er vom Bestreben der Wissenschaftler zur Zeit der Aufklärung die Form der Erde zu bemessen, um herauszugekommen ob die Erde eine Kugel, eine Melone und wie abgeplattet die Pole der Erde sind. Frankreich und Spanien sind in den 30-ger Jahren des 18 Jahrhunderts verfeindet, Spanien läßt (fast) niemanden in das reiche Land Peru, die Wissenschaftler sind entweder für Newton oder Cassini, als eine Gruppe Wissenschaftler 1735 nach Südamerika zu Vermessung geschickt wird, und eine kleine Truppe nach Lappland, auch hier um Bogendirektionen nach zu triangulieren. Während Lappland einfach und kurz gehandhabt wird, dauert die Reise nach und in Südamerika fast ein Jahrzehnt.

Leiter der Expedition waren Charles-Marie de La Condamine, Pierre Bouguer und Louis Godin, unterstützt von weiteren Wissenschaftlern, Assistenten, und Dienern (denen nicht einmal ein Name zugestanden wurde / neben dem Ruhm gab es weitere Ungerechtigkeiten, denn nur den drei Leitern wurde die Rückreise nach Frankreich gezahlt, was ziemliche Probleme machte).
In Südamerika wurden ihnen zwei naturwissenschaftlich interessierte Offiziere zur Seite (und eigentlich zur Kontrolle) gestellt, die später selbst durch genaue Informationen bekannt wurden.

Die Forschungstruppe reiste oft in getrennten Gruppen, die einen über die Anden, die anderen im Flußbereich und sammelten Erfahrungen, verloren Gepäck, widmeten sich der Aufnahme von Flora und Fauna und sachlichen Betrachtungen, die frei von religiösem, politischen oder fantasiesüchtigen Ansätzen waren (im Gegensatz zu vielen Berichten davor. Sie beschrieben ebenfalls wie schlecht mit den Indios umgegangen wurde).
In den Städten galten wie in Frankreich und Spanien übertriebene Ehr-Regeln, die auch hier zu Problemen führten.

Der zweite Strang geht um Isabel Gramesón, verheiratet seit 1741 mit Jean Godin (Neffe von Louis Godin), die es als Frau durch den unwirtlichen Amazonas von Ecuador bis Französisch-Guyana schaffte um nach mehr als zwanzig Jahren endlich wieder ihren Ehemann zu treffen.

Während mich die Kapitel, in denen die Wissenschaft um die Vermessung der Welt (und persönliche Befindlichkeiten) diskutierte, der Einfluß von Politik und Religion, die Arroganz und Brutalität mit der Militär und Kirche in Südamerika vorging und damit viele Indio-Stämme auslöschte sehr faszinierte, hat mich die bellitristische Art wie über Isabel Gramesón und die Liebesgeschichte, sowie die Religiösität der Dame geschrieben wurde, abgestossen.

Die fünfzehn Kapitel sind mit alten Stichen, die Portraits und Landkarten zu diversen Zeitpunkten zeigen ergänzt. Einige zeigen auch die Meßinstrumente die über die Meere und durch die Berge geschleppt wurden. 

Der Autor ist Journalist / Wissenschaftsjournalist. Leider fand ich kein Geburtsdatum von ihm. 2001 erschien sein Buch "Mad in America", 2011 erschien "Anatomy of an Epidemic".

Sonntag, 19. Juni 2022

Lisa Gallauner : "Teufelsstimmen"

Lisa Gallauner :
"Teufelsstimmen" - Meierhofers 1. Fall
2013, Verlag Federfrei
185 Seiten
ISBN 978-3-9502751-8-6

Chefinspektor Hans Meierhofer und sein ihm neu zugeteilter Gruppeninspektor Stefano Staudinger werden zu einem Mord gerufen. Ein Mann hatte mit seinem Gewehr gezielt auf Camper geschossen, und war nachher ganz glücklich, daß Stimmen weg seinen. Tage später läßt ein Mann seine Ehefrau in Flammen aufgehen, und ist nachher ebenfalls glücklich, daß die Stimmen weg sind. Ein Selbstmord passiert auch noch. Spät kommmt das ungleiche Polizistenpaar, das sehr gut miteinander zusammenarbeitet, auf die Gemeinsamkeit bis es zur Wendung und Lösung kommt.

Ort der Handlung ist die Wachau mit teilweise echten, aber auch erfundenen Örtlichkeiten. 

Die geschilderten Menschen sind teilweise gelungen  - mir gefällt der halbitalienische Gruppeninspektor -, manche sind nachvollziehbar, manche eher konstruiert. Die permanente Sucht nach Kaffee des Chefinspektors ist am Anfang unterhaltsam, beginnt sich aber dann zu ziehen.

In Summe ein netter Wachaukrimi, ideal für den Urlaub.

Lisa Gallauner wurde 1978 in St. Pölten geboren. Sie hat Kinderbücher geschrieben, bevor sie einen Kriminalroman schrieb.

Donnerstag, 26. Mai 2022

J.J. Preyer : "Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels"

J.J. Preyer :
"Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels"
2013, Ennsthaler Verlag Steyr
191 Seiten
ISBN 978-3-85068-912-0 

Rosa Weichsler und ihr Verehrer Chefinspektor Frühauf besuchen die Premiere von 'Jedermann' im Steyrer Schloß, bei dem lokale Laiendarsteller mit einem prominenten professionellen Schauspielerpaar veredelt wurden. Gleich nach dem Applaus wird der Intendant vergiftet. Rosa Weichsler, muß sich mit ihrer Zwillingsschwester Marie immer gegenseitig auf den gleichen Informationstand bringen, da die beiden in ihrer Trafik nur als eine Person - nämlich als Rosmarie - bekannt ist. Beide sind abwechselnd detektivisch tätig, binden ihren Vater ein und unterstützen den Chefinspektor, da dieser einen Fehler nach dem anderen macht.
Der Intendant, der im zivilen Leben Versicherungsmakler ist, war bekannt dafür sich in einem Thema festzuhaken, und war letztendlich sehr unbeliebt gewesen. Frau Teufel ist im zivilen Leben Apothekenhelferin und lebt mit vielen Katzen zusammen. Das prominente Schauspielerpaar besteht aus einer schönen rothaarigen Frau mit intensiver dunkler Stimme, und einem extrem gutaussehenden Mann, die miteinander leben. Weitere Leichen werden entdeckt, und Verdächtige werden weniger. Der Mörder und der Grund sind dann ziemlich überraschend.

Die Geschichte wird der Weichsler Schwestern erzählt, manchmal unterstützt von ihrem Pudel Herbert.
In kursiv sind mehrere Abschnitte abgedruckt, die die Gedanken und sehr konkreten Taten des Mörders festhalten.

Die Geschichte finde ich ziemlich haarsträubend, aber der Humor und wie manches liebevoll-respektlos geschildert wird, ist sehr unterhaltend.

Das Lokalkolorit ist zwar vorhanden, aber netterweise nicht zu sehr betont.

In Summe habe ich mich beim Lesen sehr gut unterhalten, wobei manche Situation sehr sehr unwahrscheinlich sind. 

Josef Johann Preyer, wurde in 1948 in Steyr geboren. Er studierte Germanistik und Anglistik in Wien. Lehrtätigkeit in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Ab dem 14. Lebensjahr literarische Veröffentlichungen, Mitarbeit an der Kinderzeitschrift KLEX von Peter Michael Lingens. 1996 gründet Preyer den Oerindur Verlag für lesbare Literatur und Krimis. Seit 2010 schreibt er für die Romanserie JERRY COTTON. Er ist Mitglied im Syndikat und bei den Österreichischen Krimiautoren.

Samstag, 7. Mai 2022

Zoe Beck : "Der frühe Tod"

Zoe Beck :
"Der frühe Tod"
2011, Bastei Lübbe Taschenbuch
291 Seiten + 2 Seiten Landkarten
ISBN 978-3-404-16309-0

Caitlin Anderson hat unter anderem Namen einen Job im fernen Schottland bei einer Stiftung für Jugendliche angenommen, um ihrem Exmann zu entkommen. Sie findet seine Leiche am Strand.
Journalist Ben Edwards wird durch ein Fax auf die Fährte von toten Jugendlichen bei einer Stiftung gesetzt.
Während Caitlin die Polizei auf den Fersen ist, sie sich nach einem Unfall in einer Klinik eingesperrt findet, und nach London zu einer Freundin flieht, wo es noch spannender wird, versucht Ben an Jugendliche und Familien der toten Jugendlichen heranzukommen.
Lange denkt man beim Lesen an eine Lösungsspur, bis sich eine sehr überraschende aber nicht weniger menschenverachtende Ursache für die toten Jugendlichen ergibt.

Die Personen dieser vielfältig und interessant geschildert.
Caitlin ist als unsichere manipulierte Frau mit starkem Überlebenswillen geschildert. Es ist spannend wie sie beginnt die Lügen um sich herum zu begreifen und sich durch zusetzen. Bei diesem Durchsetzen bleiben einige durchaus liebenswerte Menschen wegen des mächtigen Gegners auf der Strecke.
Ben ist aus der Unterschicht und hat das Ziel und den Instinkt ein guter Journalist zu werden. Er recherchiert unter teilweise nicht einfachen menschlichen Verhältnissen, bis er die Vernetzung zwischen Wirtschaft, Philantropie und Medikamentenversuche zieht. Er kann erkennen, daß eine Falle für Caitlin aufgestellt worden war, weil man an ihren ex-mann herankommen wollte.

Es ist spannend geschrieben wie Caitlin in dem kleinen Ort abgelehnt wird, und genau die Menschen die ihr helfen, auf die Seite geräumt werden. Am Schluß zeigen sich Hoffnungsstreifen.

Der Roman ist spannend geschrieben; die Einsamkeit der mißtrauischen Caitlin ist fast körperlich spürbar.

Zoe Beck wurde als Heinrike Heiland in Ehrlingshause am 12. März 1975 geboren. 2007 nahm sie den Namen Zoe Beck an. Sie ist ist eine Schriftstellerin, Übersetzerin aus dem Englischen, Dialogbuchautorin, Synchron-Regisseurin und hat 2015 einen Verlag gegründet.

Dienstag, 5. April 2022

Thomas Glavinic : "Der Jonas-Komplex"

Thomas Glavinic :
"Der Jonas-Komplex"
2017, Fischer Taschenbuch
742  Seiten
ISBN 978-3-596-03459-8

Ich habe auf Seite 48 aufgehört das Buch weiter zu lesen.

Die Hauptfigur erzählt in Ich-form mit wievielen Frauen und in welcher Art den Beischlaf aufführt - auf eher widerliche und sehr unerotische Art und Weise. Mich hat der Roman abgestossen. 

Ich werde das Buch in den Bücherschrank geben ....

Freitag, 11. März 2022

Marta Donato : "Flucht über den Brenner"

Marta Donato :
"Flucht über den Brenner" - Ein Italien- & Bayern-Krimi / Fontanaros & Breitwiesers dritter Fall
438 Seiten
ISBN 978-3-944936-40-6 

Eine intrigante schöne Frau wird in einem Museum in Verona ermordet. Vier wichtige Bilder des Barock werden in dem gleichen Museum gestohlen. Hier wird Antonio Fontanaro eingeschaltet.
In Bayern werden die Grenzen auf Flüchtline aus Syrien durchsucht - und auch gefunden. Hier wird Georg Breitwieser aktiv, der die Verbindung nach Italien und zu Antonio aufnimmt.
Dritter aktiver in diesem Fall ist der attraktive Michele Vivani aus Rom, der in Verona in mehreren Verkleidungen auftritt, und den Kunst-handel untersucht bzw etwas sucht.
Der Mord hat sehr persönliche Gründe, die Bilder werden gefunden, und es wird einiges über skrupellose Flüchtlingsschmuggler erzählt.

Den drei Herren sind schöne Herrenschuhe wichtig - ich habe noch nie so viel über "Budapester" gelesen, wie in diesem Kriminalroman. 

Die Personen sind unterschiedlich. Fontanaro schlendert durch Verena, befragt Galleriesten, den Museumsdirektor, dessen Frau, dessen Geliebte, und mißtraut Berichten über reiche Russen, die alte Pallazzi herichten und Kindergärten bezahlen sollen. Breitwieser bleibt in seinem Job menschlich und versucht allen eine Chance zu geben. Vivani spielt mehrere Rollen, kennt den machtgierigen Staatsanwalt in Verona, und versucht an kunstsinnige reichen Russen im Hintergrund heran zu kommen.
Die verschiedenen Galleristen in Verona sind unterschiedlich und durchaus unterhaltsam beschrieben - die Barocken Meister ebenso.
Wie es sich manche Menschen zu richten versuchen sind bei dem Museumsdirektor und einem Elektro-unternehmer zu beobachten.
Die Frauen sind entweder schön und durchtrieben, oder alt und feindselig.

Die geschichte ist durchaus Spannend beschrieben. Die Kunstschiene hat mich am meisten angesprochen. Für die Geschichte mit den Flüchtlingen  gibt es wenig positives zu sehen - außer aufblitzende Hilfsbereitschaft. 

Viel Spaß beim Lesen !

Sonntag, 6. März 2022

José Vicente Alfaro : "Die Tränen der Osterinsel"

José Vicente Alfaro :
"Die Tränen der Osterinsel"
Roman
original "El llanto de la Isla de Pascua"
2014, Selbstverlag
Aus dem Spanischen von Adriana Beatriz Netz
2015, Amazon Crossing
237 Seiten + 2 Seiten Einführung + 1 Seite Landkarte + 4 Seiten Anmerkungen des Autors + 1 Seite Danksagung
ISBN 978-1-503-95211-9

Germán Luzón ist als Archäologe nach langer Zeit wieder auf der Osterinsel. Chef der Ausgrabungsgruppe ist ein charismatischer Norwerger, der nach einem kurzen Anruf ermordet aufgefunden wird. Die Polizei ermittelt, und auch Germán ist halbherzig bei der Suche dabei. Er wird auf eine Art Schnitzljagd eingeladen und gelangt schlußendlich in eine Falle, aus der er lebend herauskann.
Ablenkung ist ihm, daß er eine gemeinsame voreheliche Tochter mit einer schönen Rapanui-Frau vor Jahren bis dahin unbekannt war. Maeve entpuppt sich als offenes freundliches und an Archäologie interessiertes Mädchen.
Während die Polizei den Mörder suchen sollte, rufen die Rapanui eine große Demonstration gegen die chilenische Regierung zusammen, da vom Festland noch immer viele Restriktionen gegenüber der Ursprungsbevölkerung aktiv sind, und zu wenig der Übergriffe abgegolten sind.

Germán erzählt die Geschichte aus Ich-sicht. In kursiv wird die abenteuerliche Geschichte der Besiedlung, der Moai-Statuen, der Kriege zwischen Lang- und Kurz-Ohren, Piraterie, Sklaverei und Inbesitznahme erzählt. Leider ist bereits viel Wissen, vor allem um die Errichtung der berühmten Moai-statuen, ist bereits verloren gegangen.

Die Idee eine Kriminalgeschichte mit echter Geschichte zu verknüpfen, ist gut, gelingt hier aber zu trocken bzw auch zu aufgesetzt, was schade ist (ob es an Text oder Übersetzung liegt, kann ich nicht entscheiden).

Die Menschen auf der Insel werden meist als offene, freundliche, meist gastfreundliche Menschen geschildert, die starken Bezug zu ihrer noch vorhandenen Geschichte haben. Für die auf die Insel entsandten Chilenen bleibt wenig Sympathie übrig.

Der Schreibstil ist deskriptiv, Landschaft und Orte entstehen durchaus vor dem Auge.
Leider war mir die Geschichte nicht spannend erzählt; trotzdem viel Spaß beim Lesen !

Sonntag, 20. Februar 2022

Anna Ihrén : "Mord in den Schären"

Anna Ihrén :
"Mord in den Schären"
original "Strandsittaren"
2014, Engberg Agency, MIMA Stockholm
Aus dem Schwedischen von Ulla Ackermann
2019, Harper Collings
441 Seiten + 1 Seite Danksagung
ISBN 978-3-95967-295-5

Dennis Wilhelmson, Spitzenpolizist in Göteborg, nimmt Auszeit, und fährt in seine Kindheits- und Jugenderinnerung Smögen. Dort taucht prompt eine Leiche auf, und ein sehr guter Jungendfreund verschwindet, und er muß die Fälle übernehmen. Gemeinsam mit Polizeianwärterin Sandra fragt er ehemalige Freunde und Bekannte aus. In die Recherche funkt Mittsommerfete hinein. während alle ein Wirtschaftsverbrechen vermuten, entpuppt sich eine getäuschte/enttäuschte Frau als Hintergrund der Geschehnisse.

Meist folgt die Geschichte Dennis mit seinem Gedanken und Aktivitäten, einige auch Sandra. Einige Kapitel sind aus dem Herbst 1837. Hier geht es um ein untergehendes Schiff, und eine kleine Fischerfamilie, die wenig hat, aber trotzdem von Steuerschergen besucht wird.

Dennis ist als gutaussehender Mann Ende 30 geschildert, der zwar Humor hat, aber im Eifer der Arbeit alles andere vergißt. Sandra ist ehrgeizig und bereit mitzudenken. Es gibt junge Frau Sofie und Maja, einen kaltherzigen Unternehmer, einen Träumer der von Reichtum durch ein Schiffswrack träumt, eine überreizte Mutter, eine hübsche Frau deren Kind starb, und eine Amerikaner der seie Wurzeln sucht.

Die Mittsommerfete ist gemütlich geschildert. Allerdings tue ich mir schwer eine Heringstorte vorzustellen.

In dem Roman ist Sommer, es ist heiß, die Menschen gehen oft schwimmen. Viel Spaß beim Lesen.

Samstag, 12. Februar 2022

Iris Grädler : "Das Wüten der Stille"

Iris Grädler :
"Das Wüten der Stille"
2017, DuMont Buchverlag, Köln
360 Seiten
ISBN 978-3-8321-6377-8

Cornwall, diesmal nicht hübsch mit Liebesroman, sondern mit stürmischer Küste und zwei jungen strebsamen Frauen, die verschwinden. Die eine ist seit Jahren verschwunden, die andere erst kürzlich vor den Proben zu ihrem Auftritt als Solistin in einem Konzert. DI Collin befragt die Eltern die erst von einem Photoauftrag zurückkommen müssen, die Lehrer an der Schule, sucht Pizzaboten, und sucht eine Freundin der Verschwundenen. Meist jagt er erfolglosen Spuren nach, und zweifelt. Am Ende gibt es eine gefundene junge Frau, und andere verzweifelte Eltern

Die Geschichte wird meist aus der Sicht des Polizisten erzählt. Andere Kapitel sind aus der Sicht von Rebecca geschildert, die als erfolglose Akrobatin ihre Eltern besucht, wobei ihre Mutter eine superehrgeizige unbeliebte Sportlehrerin an der Schule ist, ihr Vater von seinem einzig erfolgreichen Schwimmwettbewerb erzählt und deren Bruder etwas eigen ist und in einem Leuchtturm lebt. Sie versucht sowohl mit ihren Eltern als auch ihrem Bruder wieder in fühlbaren Kontakt zu kommen, und die ein wichtiges Detail für die Polizei erkennt. Der Vater der verschwundenen Tochter versucht in der Gegenwart zu leben, während seine Frau in die Vergangenheit und Wunschdenken abdriftet.

Die Personen sind sehr unterschiedlich. DI Collin ist gerade Strohwitwer, weil seine Frau ihre vietnamesische Heimat sehen möchte; als Hobby ist er Bildhauer, und läßt die Steine sprechen. Carla Wellington ist eine schöne junge Frau, die sich nur für Musik und das Leben interessiert. Rebecca ist unsicher in allem was sie tut, spult gedanklich die Gespräche mit ihrer Therapeutin um ihre Beziehung zu Freund und Familie auf gemütlich zu bekommen. Ihre Eltern sind sport orientiert und haben wenig Verständnis für anderes. Rebeccas Bruder hat Sprechprobleme, und zum Einsiedler geworden. Der Vater der lange vermißten jungen Frau hat ein erotisches Verhältnis mit der Musiklehrerin der Schule; während die Mutter krampfhaft versucht alles so zu halten wie es zur Zeiten der Tochter gewesen war.

Cornwall ist hier stürmisch und meist mit schlechtem Wetter geschildert. Selbst die hier ansässigen Fischer überlegen ob sie wirklch bei jedem Wetter hinaus müssen.

Der Roman ist eher langsam im Tempo, und man irrt lange im dunkeln, bis endlich Tempo aufkommt. Viel Spaß beim Lesen !

Samstag, 22. Januar 2022

Pierre Lagrange : "Düstere Provence"

Pierre Lagrange :
"Düstere Provence" - Ein neuer Fall für Albin Leclerc
2020, Scherz / S. Fischer Verlag
404 Seiten + Karten auf der Innenseite des einschlagbaren Covers mit der Provence
ISBN 978-3-651-02500-4

Band 5 für den Polizeiberater Ablin Leclerc, seinen Mops Tyson, Freundin, Tochter, Enkeltochter, und sein Polizeiteam.
Louis Rey ist nach 25 Jahren aus Gefägnnis gelassen worden. Der ehemalige Drogen-king war von vielen Leuten verraten worden, wofür er sich genußvoll rächt. Drei grauslich zugerichtete Leichen sind bereits entdeckt, als der ehemalige Polizist Leclerc die Tatsachen durchschaut und eine ehemalige Freundin, die Gattin des verstorbenen Drogenbarons, Flores besucht. Ein Versuch dem Ex-häftling ein Geständnis und gleichzeitig dem aktuellen jungen Drogenbaron die aktuellen Schmuggeltricks zu entlocken wird inszeniert. Im Showdown gibt es einige Tote.
Im Nebenstrang geht es wieder um Albins Tochter, deren gewalttätiger bald Ex-Ehemann wiederholt das Leben seiner Frau verschlechtern möchte.
Albin unterhält sich immer wieder mit Mops Tyson, wobei der Mops in kursiv antwortet. Oft geht es um das Interesse des Mopses an einer Möpsin, aber auch um Zweibeiner.

Albin ist meist gemtülich mit gutem Kaffee unterwegs. Flores, deren Familie mit Drogen handelt, wird als trainierte schöne Frau geschildert, die fast alles für ihre Familie tut; daß sie zuerst zur Unterhaltung von Männern gearbeitet hatte, und hier bereits Kontakt mit Albin ist etwas spürbar.

Die Geschichte ist spannend erzählt, auch wenn sie mir zwischendurch zu reißerisch ist. Viel Spaß beim Lesen !

Samstag, 15. Januar 2022

Florent Silloray : "Capa - die Wahrheit ist das beste Bild"

Florent Silloray :
"Capa - die Wahrheit ist das beste Bild"
original "Capa - l'Etoile filante"
2016, Casterman, Brüssel
Aus dem Französischen von Anja Kootz
2017 Knesebeck, München
81 Seiten
ISBN 978-3-95728-067-1

Endre Friedmann, Künstlername als Photograph Robert Capa, blickt auf sein Leben zurück. In braun-schwarz-weißen Bildern wird sein Leben in Ungarn, dann Frankreich, Bürgerkriegszeit in Spanien, USA, Mexico, D-Day in der Normandie, japanische Invasion in China, Indiochine, Gründung der Photoagentur Magnum und dazwischen die großen Lieben in seinem Leben, photographin Gerda und Schauspielerin Ingrid erzählt. Daß er gerne teuer lebte, trank und beim Poker verlor wird nicht ausgelassen.
Faszinierend ist die Sehnsucht des Photographen nach dem intensiven Teilhaben am kriegerischen und politischen Geschehen photographieren zu dürfen - und wie er in Rußland und China behindert wurde. 

Wichtige Teile wie "Mexican Suitcase" und auch daß 11 Photos bei dem Wasser im D-Day brauchbar waren, sind gezeichnet; kleine Details wie  Heirat für Staatsbürgerschaft ebenfalls.

Die Graphic novel ist spannend und zieht in den Bann, sowohl von der Geschichte, also auch den dynamischen zeichnen.

Viel Freude beim Lesen und Betrachten der Zeichnen !