Montag, 16. Mai 2016

Tomás González : "Das spröde Licht"

Tomás González :
"Das spröde Licht"
Roman
original "La luz dificil"
2011, Verlag Alfaguara, Bogotá
Aus dem Spanischen von Rainer Schultze-Kraft und Peter Schultze-Kraft
2012, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. Main
165 Seiten
ISBN 978-3-10-026605-7

In diesem dichten, etwas spröden Roman erzählt der Maler David sprunghaft von dem Leben seiner Familie, das durch den Autounfall das ersten Sohnes ziemlich umgekrempelt wird. Die Familie war aus Kolumbien zuerst nach Miami ausgewandert, dann lange in New York bis er im Alter mit seiner wunderschönen, erdenden Frau Sarah wieder an La Mesa in Kolumbien siedelt.
In New York sind das Einkommen von Sara als Krankenschwester, sein werdender Ruhm als Mahler und dann der Unfall von Jacobo bestimmend. In dem Roman wird immer wieder auf die Folgen des Unfalls inklusive Schmerzen trotz Rollstuhl, und der Entscheidung den Freitod zu suchen umkreist; die Nacht in der die Schmerzen beendet werden sind der Angelpunkt auf den immer wieder in ganzen Kapiteln später sprunghaft in einzelnen Absätzen zurückgegriffen wird.

David beschreibt alles aus seiner Sicht, wie er zuerst malt und malte während Sara die Familie erhält, und alles organisiert. Er beschreibt die Farben die er sieht und die Formen, die Flammen in seinem Inneren, den Rost der Fahrräder, Pfeilschwanzkrebse, Gischt und wie er sich müht diese auf großformartigen Bildern abzubilden, die sich zum Glück für die Familie gut umsetzen.

Die Familie besteht aus Jacobo der den Unfall hatte, seine Physiotherapeutin und dann Freundin Venus, Bruder Pablo der Photograph wird und der jüngste Arturo der um die Zeit des Freitodes eine flippige junge Freundin namens Amber hat. Ergänzt wird die Familie von Kater Cristobál und Pagagei Sparky. David und Sara finden Freunde, die sie ihr ganzes Leben begleiten, und auch in der Nacht beistehen.

Schön sind die spanischen Ausdrücke, die immer wieder in der deutschen Übersetzung gebracht werden: 'chontaduros' (Süßigkeit), 'Macho sapiens' (etwas böse), 'Pielroja' (ist das eine spezielle Zigarette ohne Zusätze), 'Aguardiente' (kolumbianischer Schnaps aus Anis und Zuckerrohr) bis 'Envigado' (grüne Ausläufer von Medellín).

Der Roman ist nicht so schnell lesbar, weil die Beschreibungen schöne Bilder im Kopf machen und weil die Hoffnung und Angst um den Freitod wie ein Bumerang immer wieder kommen bis ein Schlußstrich kommt. Ein eindrücklicher starker Roman, den ich sehr genossen habe. Viel Freude beim Lesen !

Tomás González wurde am 18. März 1950 in Medellín / Kolumbien geboren. Er studierte Philosophie in Kolumbien, arbeitete hinter einer Bar, betrieb in Miami eine Fahrradwerkstatt, war Journalist und Übersetzter in New York und schrieb Gedichte, Erzählungen und Romane. 2002 kehrte er nach Kolumbien zurück und lebte acht Jahre lang in Chia, einem Städtchen an der Stadtgrenze von Bogotá. Heute lebt er nördlich der kolumbianischen Hauptstadt im Department Cundinamarca.
Sein erstes veröffentlichtes Buch ist 'Primero estaba el mar' in 1983, das auf deutsch 2010 beim Fischer Taschenbuch Verlag erschien.

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