Samstag, 31. März 2012

Gina Kaus : "Morgen um Neun"

Gina Kaus :
"Morgen um Neun"
Roman
Mit einem Nachwort von Gerhard Bauer
2008, Georg Olms Verlag
Bibliothek Verbrannter Bücher
originalgetreuer Nachdruck der Ausgabe Berlin 1932
(Im Verlag Ullstein . Berlin)
302 Seiten
9 Seiten Nachwort
ISBN 978-3-487-13614-7

Da ich vor cirka zweieinhalb Jahren "Die Geschwister Kleh" von Gina Kaus gelesen habe, und sowohl die Geschichte als auch ihren farbigen Schreibstil sehr mochte, war ich neugierig auf diesen Roman. Vorneweg, dieser Roman ist für mich anders als "die Geschwister Kleh", die Frau Kaus 1933 geschrieben hat (also ein Jahr nach diesem).

In "morgen um neun" macht sich ein Ehepaar vor dem Notar aus, am nächsten Tag um neun Uhr die besprochene Scheidung inkl. Modalitäten durchzuführen. Beide sind ruhig, gesittet, ziemlich emotionslos und klar, daß die Ehe sich auseinander entwickelt hat. In den folgenden Stunden inkl. Nacht versuchen beide Partner zu erkunden warum die fünfjährige Ehe gescheitert ist, und - sie entdecken bis dahin Seiten des Ehepartner die sie nicht gewußt hatten.
In der erotiklosen Ehe gab es mehrere Geliebte für den Ehemann - die letzte & seit Jahren aktuelle Geliebte wird ersucht zum Scheidungstermin zu erscheinen, denn einer muß schuld haben. Als der Ehemann entdeckt, daß seine Ehefrau seit einem Jahr einen Liebhaber hat, zuckt bei ihm erstmals Eifersucht auf.
Seine Ehefrau entdeckt inzwischen daß er regelmäßige Zahlungen leistet, ohne daß sie davon wußte. Bei einer fidelen nächtlichen Tanzpartie in der Wiener Vorstadt findet sie heraus, daß eine der Geliebten ihres Mannes bei der Geburt seines Kindes gestorben ist. Ihr hat er immer gesagt, daß er kein Kind möchte. Sie setzt sich in den Zug und holt das Kind vom Land ab, in die Wiener Großstadt.
Als der Ehemann nach einer Liebesnacht mit einem neuen Mädel vor dem Scheidungstermin Änderungen wünscht - schließlich habe seine Ehefrau ihn ja auch betrogen - wird er mit seinem Kind konfrontiert. Der Kinderwunsch seiner Ehefrau bringt die beiden zusammen, sodaß aus dem Scheidungstermin nichts wird.

In dem Roman sind weniger Energie und Farbenpracht, sondern der Stil gleitet gemütlich dahin. Ruhig wird die Wohnung der Langzeitgeliebten Franzi geschildet, süß wie sie ein liebevolles hausfrauliches reizendes Wesen ist. Leicht boshaft die gemieteten Zimmer des Ehemanns bei der älteren etwas betulichen Gräfin. Schön wie die Wohnung des Ehepaares geschildert wird mit ihrem langsam Wohlstand erarbeiten, der grantigen Haushilfe und einem Dackel Luzifer.

Die Menschen sind tw. schön klar gezeichnet - der Kunsthändler Marholm, seine Frau, die Freundin Felice, der Künstler und Pianist und Komponist Bratt bleibt wenig konturenhaft. Eigenartigerweise gehen mir weder Ehemann, noch Ehefrau unter die Haut. Sie sind mir an Anfang mit dem auseinander-gelebt-haben griffiger, als am Schluß als sie wieder zusammenfinden und das Kind seiner Geliebten im Nebenzimmer ist..

Das Buch war verboten worden, weil es unmoralisch sei. Der Ehemann denkt auch dauernd mit wechselndem guten oder schlechten Gewissen an seine Geliebten, inkl. der Herzlosigkeit zu der er Franzi dazu rät sich von einem reichen Mann aushalten zu lassen.

Der Roman ist gut geschrieben und gemütlich und rasch zu lesen. Obwohl mir die Hauptprotagonisten fremd bleiben, ziehen die Schilderungen der Umgebung in die Geschichte hinein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen