Mittwoch, 2. Juni 2021

Claudia Pineiro : "Der Privatsekretär"

Claudia Pineiro :
"Der Privatsekretär"
Thriller
original "Las Maldiciones"
2017, Verlag Alfaguara, Buenos Aires
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
2020, Unionsverlag
308 Seiten
ISBN 978-3-293-20882-7

Román Sabaté, groß, schlank, grüne Augen, wird zu seinem eigenen Erstaunen als Mitarbeiter der neuen Partei "Pragma" aufgenommen und unterstützt den charismatischen Fernando Rovira als Personaltrainer, und nach der Ermordung dessen Frau als Betreuer seines kleinen Sohnes. In den fünf Jahren, die er dort arbeitet bringt er seinen Freund Sebastian Petit, einen klar denkenden und sehr strukturierten Menschen, in die Partei ein, der sich bei dem Projekt der Splittung der Provinz Buenos Aires einbringt. Parallel lernt er die Journalistin Valentina Sureda, genannt "China", kennen, die eigentlich ein Buch schreiben möchte, zu einem anderen Buch manipuliert wird und versucht an 'die' große Geschichte zu kommen - und in Román verliebt ist.
In strukturell nicht linearen Kapiteln wird erzählt wie Román mit dem Kleinen flüchtet, in der Partei nach ihm gesucht wird, und springend aus verschiedenen Persektiven diese Situtionen beschrieben und rückblickend die letzten fünf Jahre.

Román wird groß, attraktiv, aber nicht sehr engagiert beschrieben. Er wundert sich lange warum er ausgesucht wurde, was sich cirka in der Mitte des Buches entschlüsselt.
Sebastian Petit ist hoch intelligent, begeistert von der Firma, lange sehr loyal zu dieser, aber auch loyal zu Román.
Valentina Sureda, genannt "China", ist Journalistin. Die Passagen, in denen beschrieben wird, wie sie manipuliert und gezwungen wird, an dem Buch über Flüche, die über Politikern hängen zu schreiben, sind gespenstisch, weil hier ihr keinerlei künstlerische Freiheit mehr gegeben wird; Vorschuß wird auch keiner für die viele Vorarbeit geleistet. Für die manche Menschen gilt sie als attraktive Frau, für andere ist sie nicht einen zweiten Blick wert.
Fernando Rovira ist ehemaliger Bauunternehmer, der die neue schneidige Partei Pragma gegründet hat, und Präsident werden möchte, nachdem er Gouverneur von Buenos Aires gewesen sein möchte. Er ist attraktiv, berechnend, manipulativ, grandios in Rhetorik und erwartet rückhaltlose Loyalität.
Seine Mutter ist offiziell nicht merkbar, aber sie zieht im Hintergrund ihre spirituellen Fäden, und Mitinitiatorin der eigenartigen Menage a trois die zu dem kleinen Joachín führt. Sie ist eine eigentümliche Mischung aus Mutterglucke, Hexe, Unberechenbarkeit, schlechtem Gewissen und Skrupellosigkeit.
Handlanger Sylvestre umgibt Rovira ohne auch nur einen Gedanken an Skrupel zu verwenden.
Románs Onkel Adolfo hat Gemisch aus Tischlerei und Möbelgeschäft am Land, und hat seine kommunistischen Verbindungen nie verleugnet, aber im Alter selten aktiviert.

Der Roman spielt in Buenos Aires und am Land. Orte sind zwischen hypermoderner Parteizentrale bis zum Möbelgeschäft am Land eines politisch anders denkenden Onkels.

Die Geschichte ist im Jetzt angesiedelt. Handies sind selbstverständlich, deren Überwachung auch, die älteren Damen beherrschen die sozialen Plauder-netze.

Die Partei an sich und die Menschen darin sind zwar erfunden, die Systeme wie Menschen benutzt und manipuliert werden, und unliebsame mehr oder minder rüde ausgeschaltet werden, ist faszinierend.

Die Welt der Flüche, die Politiker trifft, ist unterhaltsam zu lesen.

Mich hat der Roman in den Bann geschlagen, da er sehr sehr spannend geschrieben ist. Ich war sehr neugierig wie das Ende sein wird, war dann von der Einfachheit aber etwas enttäuscht. Viel Freude beim Lesen !

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