Santiago Gamboa :
"Verlieren ist eine Frage der Methode"
original "Perder es cuestión de método"
1979, Grijalbo Mondadori, Barcelona
aus dem Spanischen von Stefanie Gerhold
2000, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin
Roman
315 Seiten
ISBN 3 8031 3149 9
Victor Silanpa ist Privatdektektiv, Journalist und gut mit Polizeichef Aristófanes Moya befreundet. Dieser setzt ihn auf eine grauslich mißhandelte Leiche außerhalb Bogotas an, da er sich lieber den wichtigen Problem des Abnehmens widmet. Silanpa findet heraus daß einige wichtige Menschen an einem Grundstück in Bestlage interessiert sind, die einen um ihren Nudistenclub weiterhin dort zu halten, die anderen weil ihnen Reichtum durch Golfanlage etc. vorschwebt. Ein Rechtsanwalt, ein Senator, ein Bauunternehmer und ein Mafioso sind in die Machenschaften verwickelt. Am Ende sind einige tot, und einige Schuldige trotzdem frei.
Silanpa wird von Estupinán unterstützt, der in dem mißhandelten Toten seinen Bruder Ósler zu erkennen meint. Die Tour der beiden durch Bogota und Randbezirke, durch Clubs, Bordelle, Landschaft, Wohnungen und Büros nimmt den Großteil des Romans ein.
Unterbrochen wird der Aktionsfluß von einer Erzählungsabschnitten in der der dicke Polizeichef eine selbstmitleidige Rede trainiert, die ihm helfen soll einer spirituellen Gruppe mit dem Ziel abzunehmen, beizutreten.
Die Gruppe die um das Grundstück giert sind: der ehemalige Eigentümer und Nudist Pereira Antúnez, der mit grober Gewalt zur Übergabe gezwungen und dann getötet worden war. Zuerst hatte der Mafioso Heliodoro Tiflis und seine Schlägertypen die Hände im Spiel, Senator Marco Tullio Esquilache war auf der Seite von Tiflis aktiv, dann wollten sie den Bauunternehmer Doktor Ángel Vargas Vicuna drohend überzeugen ihnen das Grundstück zu überlassen, der die Leiche mißhandeln ließ um seine Macht zu zeigen. Anwalt Emilio Barragán hat eigentlich damit nichts zu tun, aber solche Schulden daß er alles für Geld macht; in seiner Verzweiflung erschießt er Esquilache, was ihm die Polizei beweisen kann und auch die anderen Machenschaften werden ihm erfolgreich in die Schuhe geschoben.
Die Geschichte ist so verwirrend geschrieben, wie sie für Silanpa ist. Allerdings versucht er für sich und Leser seiner Zeitung immer wieder Klarheit zu finden. Es gibt einige Stellen in denen Brutalität, Gewalt, oder einfach nur kaputt machen geschildert wird; es ist allerdings schlüßig.
Die Abschnitte in denen Moya schildert wie er zu dem dicken Kerl wurde, sind faszinierend. Wie der Mann beschönigt, daß er gutes und viel essen mußte, ist hochinteressant aus kulinarischer Hinsicht und auch in psychologischen Begründungen. Es werden einige sehr appetitliche Gerichte aus Kolumbien geschildert (die Eintöpfe und Süßspeisen dürften exzellent sein).
Liebe bzw. Sex gibt es zuhauf in dem Buch. Eigentlich ist Silanpa seit einigen Jahren mit Mónica zusammen, die er aber vernachläßigt und betrügt. Als sie Schluß macht bricht zuerst die Welt zusammen, dann rettet er sich zur jugendlichen Hure Chica. Sowohl Moya als auch Estupinán haben herrlich kochende Ehefrauen. Tiflis benutzt seine Couch mit Susan (einer erwachsenen bildschönen kalten Frau), und Barragán betrügt seine Frau mit seiner blutjungen Bürogehilfin Nancy im Büro, im Motel, im Auto etc.
Zwei skurrile Ideen gibt es um Silanpa: das eine ist eine Schneiderpuppe, mit der er spricht und die er als Orakel benutzt in dem er 'Gescheite Sprüche' zieht oder neue hineinstopft. Das andere ist er Freund Fernando Guzmán, der ein genialer Journalist mit Spürsinn gewesen war, bis er an Aufputschmittel zusammengebrochen ist und seitdem im Krankenhaus lebt.
In Summe ein sehr interessantes Buch, das zwar nicht ganz einfach zu lesen ist, bei dem sowohl die Personenbeschreibungen als auch die Geschichte sehr spannend sind. Viel Freude beim Lesen !
Santiago Gamboa wurde 1965 in Bogota geboren. Er studierte spanische Philologie in Bogota und Madrid. Gamboa arbeitet als Korrespondent für ein Tageszeitungen und lebt in Rom. 1995 erschien sein erster Roman "Páginas de vuelta".
Donnerstag, 21. Januar 2016
Santiago Gamboa : "Verlieren ist eine Frage der Methode"
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