Gudrun Lerchbaum :
"Wo Rauch ist"
2018, Argument Verlag, Ariadne 1233
276 Seiten + 2 Seiten Anmerkungen und Dank
ISBN 978-3-86754-233-3
Olga, die an Multiple Sklerose erkrankt ist, versucht mithilfe des Trauerredners Adrian und der etwas verrückten Kiki, die nach einem Mord aus dem Gefängnis entlassen wurde, den Tod ihres Exmannes Can zu erklären. Can war ein charismatischer und investigativer Journalist gewesen, der sein Heimatland Türkei zwar geliebt hat, aber keine extremen und diktatorischen oder gar freiheitseinschränkenden Ideologien unterstützte, im Gegenteil diese medial anprangerte. Die Suche nach Unterlagen führt zum Laptop und einem charismatischen Friseur, unangenehmen Besuch durch einen kampferprobten Mann, Kontakt mit der Wiener Polizei und Cans Familie. Am Schluß wird Cans Tod durch die tatkräftige Unterstützung von Cans Familie aufgeklärt.
Die Geschichte wird aus drei Blickwinkeln und Persönlichkeiten geschildert : Olga, Kiki und Adrian.
Olga muß neben ihrem Mißtrauen gegenüber vielen Menschen und etablierten Strukturen, auch mit ihrem Körper der immer weniger da macht was sie will, auseinander setzten; ihren Verstand betrifft die Krankheit nicht, allerdings ist sie nicht bereit weniger bissig mit ihrem Umfeld umzugehen.
Adrian, der als Grabredner die richtigen Sätze drechselt und Verwandte mit Mitgefühl begleiten kann, läßt sich wiederwillig in die Recherchearbeiten ziehen und entdeckt, daß ihm die üppige ermittelnde Polizistin gefällt.
Kiki wird als Assistenz von Olga engagiert, und macht bei ihren Versuchen zu helfen, ziemliche Fehler und Selbstüberschätzungen. Mich persönlich hat die Figur ziemlich genervt.
Die türkischen politischen Hintergründe und Seilschaften sind frei erfunden, bleiben aber trotzdem ungut in Erinnerung. Die Konstruktionen von militärischen Organisationen mit kampflustigen Gesellen, sowie engstirnige Frauengemeinschaften und der unfreundliche Auftritt der Staatsgewalt machen beim Lesen Angst.
Die Menschen sind unterschiedlich engagiert, charmant, intelligent, organisationstreu oder flexibel im Denken geschildert. Es kommt viele wirklich gut weg, da jeder meint daß nur seine Gesinnung und Toleranz-Intoleranz richtig sei. Einzig Adrian versucht einen Weg zu gehen, um Menschen nicht nur vor den Kopf zu stossen oder anderen seine Ansichten aufzudrücken.
Beim Lesen bekam ich wieder einmal Respekt vor der Arbeit als Assistenz für körperlich behinderte Menschen. Wie diese einerseits nur Hände oder Füße sein sollen, ohne zu denken, andererseits aber die körperlichen Probleme bereits vorweg denken sollen, imponiert mir.
In Summe ein spannender Kriminalroman.
Gudrun Lerchbaum wurde als Gudrun Hepperle am 13. April 1965 in wien geboren. Sie lebte als Kind in Wien, Paris und Düsseldorf. In Wien studierte sie an der Technischen Universität Architektur und konzepierte Textilkunst. 2015 erschien ihr erster Roman "Die Venezianerin und der Baumeister".
Montag, 18. März 2019
Gudrun Lerchbaum : "Wo Rauch ist"
Labels:
2018,
Autorin,
Behinderte,
Extremismus,
Gewalt,
Homosexualität,
Journalismus,
Krankheit,
Krimi,
Österreich,
Türkei,
Wien
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen