Samstag, 4. Februar 2017

Franz Grillparzer : "Der arme Spielmann"

Franz Grillparzer :
"Der arme Spielmann"
1847 erstmals erschienen
Projekt Gutenberg nach einem Reclam (ISBN 3-15-004430-8), 1991

Die Novelle ist ein Klassiker der Schulliteratur. Auf zwei Ebenen werden Geschichten erzählt: die eine ist die Geschichte des Erzählers, die andere die Geschichte des armen aber irgendwie glücklichen Spielmanns Jakob in der Brigittenau (einer der jetzigen Wiener Gemeindebezirke, damals wirklich Vorstadt). Jakob kommt zwar aus gutbürgerlichem Haus indem ihn der Vater verachtet, und es später schafft sein Erbe durch Glauben an die Menschen an falsche Menschen zu verlieren. Seine große Liebe, die Bäckerstochter Barbara, kann er aus vielen Gründen nicht heiraten, sich nicht einmal ihr erklären. Jahre später rettet er bei einem Sturm Menschen, verkühlt sich und stirbt. Der Erzähler besucht die ehemalige Bäckerstochter am Schluß.

Dicht beschreibt Grillparzer die armseligen Straßen, da Gejohle der Betrunkenen wenn sie den Spielmann auf seiner Geige verspotten und anrempeln, feiner wie der Musiker auf sein weniges Hab und Gut achtet und sehr zwischen den Zeilen wenn es um die zarten Bande zwischen dem Spielmann und seiner Angebeteten geht.

In der Spielmanngeschichte, wird der Spielmann in seinem Leben begleitet und alles aus seiner Sicht geschildert: seine Aktionen bis zu seinen Dialogen und den Reaktionen seines Gegenübers. Jakob ist in seinen Werten wie Liebe, Ehre, Freundlichkeit eingesponnen. Barbara ist er wichtig, was am Schluß klar wird, trotzdem heiratet sie einen Fleischer mit sicherem Job, da dies damals die einzige Art für Frauen zu Überleben war.

Die Politik bleibt komplett ausgeklammert.
Jakob schwärmt immer von Barbara, was für mich eine Parallele zu Grillparzers Biographie zu sein scheint, der angeblich nie den Mut fand seine große Liebe um die Ehe zu fragen

Die Vokabel sind tw. ungewohnt wenn es plötzlich 'uranisch' wird, oder 'reinlich'. Die Sprache ist langsam, und es gelang mir nicht einfach den Text quer herunterzulesen; die Sätze wollten, daß ich sie langsam und bewußt lese (was bei der Kürze der Novelle auch für Ungeduldige kein Problem ist).

Ich habe die Novelle mit der schönen bewußten Sprache sehr genossen.

Franz Seraphicus Grillparzer wurde am 15. Jänner 1791 in Wien geboren. Er studierte an der Universität Wien Jus. Nach dem Studienabschluss 1811 war er zunächst Privatlehrer, dann Beamter und trat 1813 als Konzeptspraktikant in den österreichischen Staatsdienst. Er wurde 1821 ins Finanzministerium versetzt, 1832 wurde er Archivdirektor  bei der k. k. Hofkammer, dem späteren Finanzministerium.
1817 erschien sein erstes Drama "Die Ahnfrau", die großen Erfolg hatte. später hatte er Probleme mit der Zensur und 1838 hatte sein Lustspiel "Weh dem wer lügt" Mißerfolg. Er starb am 21. Jänner 1872.

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