Dienstag, 28. Februar 2017

Siegfried Lenz : "Der Mann im Strom"

Siegfried Lenz :
"Der Mann im Strom"
Roman
1957, Lizenz Hoffmann und Campe, Hamburg / 1975, Fackelverlag AG Brugg
201 Seiten
keine ISBN

Hinrich ist über 50 Jahre alt, was ihn dazu bringt sein Geburtsdatum zu ändern damit er Arbeit als Taucher bekommt und seine Tochter und seinen Sohn ernähren kann. Er bekommt rasch Arbeit und freundet sich mit Kuddl einem ruhigen Mann an. Inzwischen taucht Manfred wieder auf - der bei Hinrich als Taucher gelernt hatte, seine Tochter Lena liebt und schwängerte bis er verschwand und jetzt als Führer einer Diebstahlsbande lebt. Leider kommt der Urkundendiebstahl von Hinrich auf, und Manfred stirbt bei einem Tauchgang mit Diebstahlsabsicht.

Diese Geschichte wird dicht beschrieben. Hinrich der ruhig und besonnen versucht Arbeit zu bekommen und dann genauso ruhig dem Tauchen nachgeht, wobei er seinem Boss viel bringt. Manfred war zuerst ein offener Mensch, als er hier in der Geschichte wiederkommt wird er als Mensch mit schmalen Augen, Spott und Verachtung geschildert. Lena liebt ihn am Anfang, träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm und dem Kind, entschließt sich dann doch gegen ihn und für ihren Vater.

Das Thema Alter am Arbeitsmarkt war damals offenbar genauso ein Thema, wie es heute wieder ist. Damals wie heute war man ab einem gewissen Alter nur noch ein altes Schiffswrack das ausgeschlachtet wurde, bevor es verschrottet wurde. Hinrich hat zwei Absätze in denen er sich mit einem der abgewrackten Schiffe vergleicht - die ziemlich unter die Haut gehen.

Ort der Handlung ist Hamburg, am Hafen. Es werden viele Ausdrücke aus dem See- und Tauchbereich verwendet, von denen mir einige nicht bekannt waren (aber die Dichte und Vorstellungskraft des Buches nicht beeinträchtigten).

Der Autor nennt Hinrich oft beim Namen, Manfred ist lange nur "der Junge" bis auch sein Name eingesetzt wird. Dafür ist in der Diebstahlsgruppe einer der "Kleine". Lena und Timmo werden immer mit Namen genannt. Kuddl wird immer mit Namen genannt, der Boss ist meist der Boss. Der Hintergrund mit Politikern und afrikanischem Präsidenten bleibt namenlos.

Ich habe die schöne Sprache und die Bilder die mit Worten gezeichnet werden, sehr genossen.

Im Summe ein wunderbares Buch, das in die Geschichte hineinzieht - auch wenn sie nicht positiv ist. Viel Freude beim Lesen !

Siegfried Lenz wurde am 17. März 1926 in Lyck, Ostpreußen geboren.  Er hat über hundert Erzählungen, Hörspiele, Essays, Theaterstücke, Reden sowie Rezensionen umfasst. Als eines seiner bekanntesten Werke zählt der Roman 'Deutschstunde' aus dem Jahr 1968, welcher die geläufige Aussage, man habe während des Nationalsozialismus nur seine Pflicht getan, kritisch durchleuchtet. Das Werk zählt zu den größten Verkaufserfolge in Deutschland nach 1945. Er starb am 7. Oktober 2014 in Hamburg.

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