Samstag, 26. Dezember 2015

Arto Paasilinna : "Die Giftköchin"

Arto Paasilinna :
"Die Giftköchin"
Roman
original "Suloinen Myrkynkeittäjä"
1988, Wsoy, Helsinki
Aus dem Finnischen von Regine Pirschel
1998, BLT, Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch Gladbach
204 Seiten
ISBN 3-304-92054-6

Linnea Ravaska ist eine charmante ältere Dame, Witwe eines Oberst, deren Ziehneffe sich brutal ihr gegenüber benimmt und ihr Einkommen verpraßt. Kauko findet daß es ihm als armen jungen arbeitslosen Menschen mehr zusteht als einer alten Dame - sie ist hier ziemlich anderer Meinung. Als ihr die Übergriffe zu viel werden, beschließt sie zu ihrem eigenen Schutz Gift bei sich zu haben. Wie die Situationen so spielen, wendet sich das Gift gegen zwei Kumpels von Kauko; Kauko selber besiegt ein ganz anderer Zufall. Als Ende verhilft ihr ein russischer Kapitän an der finnisch-russischen Wassergrenze charmant weiter; auch der Ausblick auf weitere charmante Unterstützung bleibt gewahrt.

Die erste Hälfte ist ein bißchen kolprig zu lesen da der sinnlosen Brutalität von Kauko/Kake, Jari und Pera viel Platz gegeben wird; dann bekommt die Geschichte viel Schwung und skurrilen Humor.

Die Personen sind schön beschrieben : Linnea die eine ältere gepflegte Dame ist, die auf sich achtet und sich elegant anzieht, und mit Charme und Freundlichkeit Menschen auf ihre Seite zieht;
Raako Kivistö ist Lizentiat der Medizin, und ein alter Freund und auch nach der Ehe Liebhaber der Dame; die drei Grobiane Kauko/Kake, Jari und Pera werden als brutal, versoffen, verfressen, unsensibel geschildert, einer der drei hat sogar eine liebe, etwas dumme Freundin, die er rücksichtslos prügelt; die Texte in denen sich die drei im Selbstmitleid drehen weil sie sich nur durch Gesetzlosigkeiten über Wasser halten können, aber die Welt für böse halten, sind tragikomisch skurril. Die Nebenfiguren sind ebenfalls unterhaltsam, auch wenn es nur kleine Partien sind wie die Psychologin, die sich über einen bodenständigen Mann erfreut, ein Päarchen das sich am Seitensprung erfreut, der russische Kapitän der sich freut als Überraschungsgast eine Offizierswitwe zur Unterhaltung zu haben ...

Ort der Handlung ist zuerst ca. 50 km von Helskinki entfernt, und dann die Stadt selber und auf dem Wasser; es werden Autos und Schiffe gekapert - leider oft zerstört oder beschädigt zurückgelassen.

Ich habe das Buch an einem wettergrauen Tag gelesen und mich gut dabei unterhalten. Viel Spaß beim Lesen !

Arto Paasilinna wurde am 20. April 1942 in Kittilä geboren. Seine Eltern arbeiteten bei der Polizei. Er absolvierte eine Ausbildung bei einer Zeitung und arbeitete dann als Redakteur bei verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. Sein erster Roman 'Operaatio Finlandia' erschien 1972 .Seine Bücher wurden in 45 Sprachen übersetzt, viele Romane sind verfilmt worden. Er lebt heute mit seiner Familie im südfinnischen Espoo-Westend, nahe Helsinki.

Sonntag, 20. Dezember 2015

Jean-Yves Ferri + Didier Conrad : "Der Papyrus des Cäsar" (Asterix Band 36)

Jean-Yves Ferri + Didier Conrad :
"Der Papyrus des Cäsar" (Asterix Band 36)
original, "Le Papyrus de César"
2015, Editions Albert René
übersetzt von Klaus Jöken
2015, Egmont Comic Collection
Seiten
ISBN 978-3770438907

Rechtzeitig zu Nikolo und Weihnachten kam der neue Asterix auf den Markt. Er macht genauso Freude wie die alten original-Asterix-Bände !

Cäser hat seine Memoiren verfaßt. Syndicus der Zensor schlägt vor das Kapitel mit dem Dorf der unbeugsamen Gallier zu streichen. Ein Papyrus wird von einem Idealisten entwendet und einem unabhängigen Journalisten zugespielt. Im Dorf sind alle wegen des Versuchs der Geschichtsfälschung empört und Miraculix geht zu seinem alten Mentor um das Wissen zu bewahren. Alle Versuche der Römer den Papyrus zurückzukämpfen scheitern. Am Schluß gibt es das gewohnte Wildschweinvernichten.

Als eines der Nebenthemen die sich durchziehen werden die Zeitungshoroskope (keltisches Baumhoroskop) durch die Humor gezogen : der alte Methusalix und Obelix mit seiner Wildschweinvorliebe werden auf die Schaufel genommen.

Mich haben die Namen die dem grün-bärtigen Mentor von Miraculix statt eben diesem Namen einfallen sehr gut gefallen. Auch sonst gibt es nette feine Namens-Spielereien wie auf Seite 3 eine Anspielung auf Computerdaten.

Troubadix' Sammlung an geräuschmachenden Ton-Ungetümen ist imponierend; und zu Ende auch zu gutem Ende bringend :-)
Daß ein Eichkatzl zu dem alten Weisen führt, hat Charme.
Die Taubenpost ist wichtig - ein Römer gurrt sich fast durch den gesamten Comic.

Es war sehr unterhaltsam diesen Band zu lesen - Viel Spaß dabei !

Biographien von Autor und Illustrator bei Band 35 (Asterix bei den Pikten).

Montag, 14. Dezember 2015

Juan Manuel Marcos : "Gunters Winter"

Juan Manuel Marcos :
"Gunters Winter"
Roman
original "El invierno de Gunter"
1987, Asunción, Paraguay
übersetzt von Rafael Blatter
2105, Frieling-Verlag Wien
198 Seiten + 2 Seiten Prolog + 2 Seiten Vorwort + 5 Seiten Nachwort
ISBN 978-3-8280-3295-8

Gunter ist ein deutschstämmiger Lateinamerikaner, der es in die Weltbank geschafft hat. Er ist verheiratet mit der lebenslustigen, attraktiven Eliza Lnych und er hat eine Nichte Soledad die mit ihrer Mutter ein erbärmliches Leben in Paraguay fristet. Ihre beste Freundin ist aus der reichen Oberschicht; gemeinsam gehen sie in die katholische Schule, lernen Hegel, schreiben Gedichte und entdecken Liebe und Lust. Nachdem die Eltern der besten Freundin Veronika im Feuer umgekommen waren, und ein zwielichtiger Freund die Vormundschaft übernommen hatte, wird dieser ermordet. Soledad wird verhaftet, und erst nach einigen späten Interventionen des Onkels bekommt Soledads Mutter einen Sarg übergeben.

Die Geschichte wird sprunghaft erzählt: es tummeln sich die Teenager und erforschen ihre Sexualität; Eliza erlebt Romanzen und blickt auf ihre Ehe mit einem geisthaften Ehemann zurück, macht aber Karriere und ist trotzdem schön & knackig; und Bischof Cáceres versucht seine katholischen Prinzipien und Bodenständigkeit zu vereinen.
Dazwischen werden in kursiv immer mehr Liebesgedichte/-Prosa eingestreut - sie sind von Soledad an Veronika, und werde aus dem Gefängnis geschmuggelt. Andere Textpassagen sind ohne Interpunktionen und wirken wie beim Mantra unzensuriert-von-sich-gegeben.

Erschreckend ist wie in der gelenkten Berichterstattung über das Mädchen/die junge Frau berichtet wird. Alles wird ihr angelastet von Maoistin bis Lesbe, von Hexe bis Kapitalistin, aber niemand nimmt sich Zeit für sie bis es endgültig zu spät ist.

Skurriles findet seinen Raum als bei dem Begräbnis eines ranghohen Mannes eine Jaguarfigur auftaucht und auch die Seele des verstorbenen Mädchens auf einem Pferd. Der Jaguar ist immer wieder wichtig, weil er seinen eigenen Weg geht.

Der Hintergrund sind Menschen die entweder an den Machthebeln sitzen und Medien bis Bordelle mit Intrigen regieren, Menschen die sich Geld mit Mord beschaffen; nicht einmal die Männer der Kirche getrauen sich frei zu sprechen und zu handeln.

Gunter die Namensgebende Person bleibt in der Geschichte als Mensch der handeln sollte, aber keine Zusammenhänge versteht stehen. Er ist fast unsympathisch geschildert als Mensch der ehrgeizig und ziemlich gefühllos lebt, unappetitlich ißt und nicht merkt, wie oft er Menschen taktlos gegenüber agiert. Die anderen Menschen agieren motivierter, und emotionaler. Sarría -Quiroga hat überall seine leider dreckigen Hände im Spiel, Soledad Montoya Sanabria Gunter träumt von Ausbildung und besserer Zukunft, ihre Mutter Amanda ist eine liebevolle Friseuse die sich als Witwe ehrbar über die Runden bringt und für ihre Tochter sorgt, Brigadier Gumersindo Larraín ist ein Ermordeter mit dem der Terror beginnt.

Immer wieder funken die Guaraní hinein - ihre Sprache, ihre Religion, ihre Werte und die Priester der Payé, sowie die vaterlosen und damit grenzenlos freien Karaí. Sie stehen den rigiden vorschreibenden System quasi gegenüber.

Es gibt viele Querverweise auf Politik und Literatur - u.a. als willkürliche Beispiele Namen wie Juan Ramón Jiménez, René Dávlos, Palito Ortega y Gasset, César Vallejo, Agustín Barrios ...

Der Roman wurde jetzt erstmals ins Deutsche übersetzt; die Übersetzungen in auf englisch und französisch haben, wie im Vorwort nachzulesen ist, dem deutschsprachigen Autor sehr geholfen, da es nicht nur darum ging den Inhalt zu erfassen sondern auch das Spiel mit der Sprache zu erfassen.

Das Lesen des Buches ist nicht ganz einfach, da parallel die Geschichte erzählt wird, aber auch wunderschöne blumige Metaphern zum Erfassen einer Situation großartig bis befremdend eingesetzt wird.

Der Roman ist faszinierend und ich werde ich auf jeden Fall noch einmal lesen. Viel Freude damit !

Juan Manuel Marcos wurde am 1. Juni 1950 in Asunción / Paraguay geboren. Er studierte Philosophie in der Universidad Nacional de Asunción, lehrt an der University of Pittsburgh / Pensilvania. Er war Professor an den Universitäten in Oklahoma und in Kalifornien. Er gilt als einer Intellektuellen im aktuellen Paraguay. Marcos ist Schrifsteller, Essayist, Dozent und Lyriker.

Mittwoch, 9. Dezember 2015

Robert Wilson : "Der Blinde von Sevilla"

Robert Wilson :
"Der Blinde von Sevilla"
Roman
original "the Blind Man of Seville"
2003, Harper Collins, London
Aus dem Englischen von Kristian Lutz
2004, Wilhelm Goldmann Verlag, München
2 Seiten Stadtplan Sevilla + 628 Seiten + 2 Seiten Danksagung
ISBN 3-442-459637-1

Dieser Kriminalroman spielt meist in Sevilla mit Ausflügen nach Rußland und nach Tanger. Javier Falcon ist ein kühler erfolgreicher Kommissar der aus Madrid nach Sevilla geholt wird um hier seine Erfolge weiterzuführen.

Er hat bestialische Morde aufzuklären. Ein erfolgreicher Geschäftsmann und Besitzer mehrerer Restaurants mußte sich vor seiner Ermordung Filme ansehen; ein erfolgreicher Galerist mußte sich vor seinem Tod Filme ansehen. Er spät entrollt sich dem Kommissar, daß sein Vater, ein berühmter Maler, mit beiden Männern in intensivem Kontakt gestanden war und erst im Showdown wird ihm enthüllt wie sein Schicksal mit den Morden verknüpft ist.

Der dicke Roman ist dicht geschrieben. Das Leben in Sevilla, in Tanger (Marokko) 30 Jahre zuvor, im klirrend kalten Rußland Krieg zu Francos Zeiten, der waghalsige Schmuggel von Zigaretten und Wertvollerem, die unterschiedlichen Menschen in den Familien des Geschäftsmannes und die eigene Künstlerfamilie von Falcon sind gut vor dem geistigen Auge vorstellbar.

Viele Themen finden in dem mehr als 600 Seiten starken Roman Platz: die Fremdenlegion, der zweite Weltkrieg, das freie Leben und die Liebe in Spanisch-Marokko, Gewalt im Krieg, Homosexualität manchmal offen - manchmal versteckt, einige Lebenslügen, verschiedene Überlebenstechniken, Arbeit von Künstlern, und oft Eifersucht.

Viele Personen finden ihren Platz; der Autor begleitet allerdings meist den Kommissar Falcon dessen sichere Fassade immer mehr bröckelt, nicht nur daß ihm seine Ex-frau oft über den Weg läuft auch viele aus seiner Familie muß er am Schluß des Buches ganz anders sehen. Ihn begleiten innerhalb der Polizei ein eher intriganter-eifersüchtiger Kollege, zwei Vorgesetzte von denen einer genauer hinsieht und zu schützen gewillt ist, während der andere nur sein Netzwerk in Sicherheit bringen will und ein durchaus interessierter Staatsanwalt.
Die Frauen sind ziemlich unterschiedlich: lange Zeit ist die gepflegte starke charismatische Witwe Consuelo des ersten Mordopfers ein Gegenpol zu Falcon, eine mädchenhafte Prostituierte wird leider ermordet, die sexy Ex-frau kommt immer wieder vor und eine blinde Psychologin hilft ihm blinde Flecken zu sehen.
Die Männer sind unterschiedlich in Geschichte, Temperament und Familienbildung. Während der eine sich in eine Kindfrau verschaut, baut der andere mit seiner Muse eine Familie auf; beide bleiben aber ihren Familien gegenüber distanziert, woran letztendlich die Familien auseinanderbrechen. Der Galerist wird großartig als teils schleimiger, teils wirklich kunstinteressierter Mensch geschildert.

Zwischen den Kapiteln die den Kommissar begleiten, wird in Tagebüchern das Leben seines Vaters, des Künstlers geschildert. Erst das Geschenk von Büchern mit leeren Seiten bringen ihn dazu zuerst zu schreiben und dann das gesehene in Bilder, später Gemälde, umzusetzen. Die Kapitel gehen ziemlich unter die Haut.

Rückgriffe in die Geschichte bieten da Leben von Falcons Vater der in Rußland mit der 'Division Azul' für Franco kämpft, dort einen guten Freund verliert, aber überlebt und durch den Geschäftsmann mit Schmuggel nach Tanger kommt. Tanger war nach dem zweiten Weltkrieg internationale Zone gewesen und viele wohlhabende Menschen begannen sich dort niederzulassen.

Ein Spanienbuch kann nicht ohne regionale Spezialitäten auskommen, so auch diese hier. Es wird wohltuend kurz und sachlich das wunderbare Essen genannt, ohne nennenswert von der spannenden Geschichte mit seinen Seitenlinien abzulenken.

In Summe ein großartiger Roman mit Kriminalgeschichte, den ich sehr genossen habe und den ich gerne weiterempfehle.

Robert Wilson  wurde 1957 geboren. Er hat seinen Abschluß für englische Literatur in Oxford. Er arbeitet in verschiedenen Berufen bevor er seine Karriere als Schriftsteller begann. Zuerst erfand er 'Bruce Medway', einen Säufer und Privatdetektiv, dessen Geschichten in Westafrika spielen (1995 - 1997). 2003 begannen die 'Javier Falcon' Kriminalromane, die großteils in Sevilla spielen. Er schrieb auch einen Spionageroman 'The Company of Strangers' und einen historisch bassierenden Roman 'A Small death' . Die Geschichten um Javier Falcon werden derzeit auf englisch verfilmt.
Der Autor lebt derzeit in Portugal.

Montag, 7. Dezember 2015

Lisa Manneh (Ill.) + Bettina Burghof (Text): "Der kleine Entspannungscoach"

Lisa Manneh (Illustration), Bettina Burghof (Text):
"Der kleine Entspannungscoach"
2012, Pattloch Geschenkbuch
53 Seiten
ISBN 978-3-62910871-5

Eine rote Katze in einbeiniger Position und entspannter Maus auf den Händen begrüßt den Leser und die Leserin am Cover - mit einem entspannten Lächeln unter den Schnurrbarthaaren.

Die rote Katze agiert als 'Dr. oohhm' / Entspannungscoach für einen Hund mit herrlichen Schlappohren und zeigt durch diverse Entspannungstechniken wie entspannen, dicke Haut zulegen, an angenehmes denken etc. Die Ratschläge sind zu 10 % für Tiere, zu 90 % für 2-beiner bestens geeignet um zu Entschleunigen oder nicht jede schlechte Laune an sich heran zu lassen.

Selbst wenn nicht alle Tips und Tricks umsetzbar sind, ist dieses Büchlein sehr entspannend zum lesen und bringt zum Lächeln. Katzenfans und -fäninen sowieso ! meow-ooohm ..

Lisa Manneh wurde 1972 in Vorarlberg geboren. Sie studierte Kunsterziehung mit Schwerpunkt Neue Medien an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Seit 2001 arbeitet Lisa Manneh als freiberufliche Illustratorin und Grafikerin für verschiedene Agenturen und Verlage im gesamten deutschsprachigen Raum.

Samstag, 5. Dezember 2015

Andrea Isari : "Römische Rache"

Andrea Isari :
"Römische Rache" - ein Leda-Giallo-Krimi
2007, Piper Verlag Gmbh, München
227 Seiten + 5 Seiten Nachwort
ISBN 978-3-492-25093-1

Dieser Krimi ist Band drei von mittlerweile vier Krimis mit Leda Giallo. Die etwas rundliche Mordkommissarin mit roten Haaren ist erfolgreich im Beruf, hat einen liebevollen Freund und Liebhaber und zwei Kinder.

Als ihr Sohn und sein bester Freund nach einem Fußballmatch von rechten Extremisten zusammengeprügelt werden und der beste Freund an den Verletzungen stirbt, beginnen die Ermittlungen zu laufen. Allerdings wird der Chef der rechtsextremen Gruppe ermordet aufgefunden, dann ein lebensfroher Immobilienbesitzer und am Schluß eine alte arme Frau - jeweils mit einem Buchstaben als Markierungszeichen. Nach Polizeiinternen Hickhack wird Leda kurzfristig beurlaubt, was sie nicht daran hindert weiter zu fragen. Am Schluß kommt eine historische Tatsache aus den Zeiten als unter Mussolini vielen Juden an den Kragen - inkl. Verrat in den eigenen Reihen - gegangen war, als Hintergrund für die aktuellen Morde ans Tageslicht.

Die Menschen sind sehr schön geschildert ! Leda Giallo liebt nicht nur netterweise Essen, sondern hat auch einen liebevollen und durchsätzungsfähigen Charakter; ihr Freund Paolo ist Journalist; dessen Mutter ist eine temperamentvolle Persönlichkeit, deren Verliebtheit von einem faulen Mann ausgenutzt wird/wurde; die junge Raffaela und Ugo sind in ihrem Polizeiteam; Claretta  war die Freundin des Extremisten Michele; Alessandro ist Tennislehrer und bemüht sich um Claretta; Ledas Vorgesetzter Libero wird positiv, während Presidente Raimondi als Gegenteil geschildert. Auch dem Leben der Ermordeten wird Raum gegeben.

Wie in vielen Italienkrimis ist auch hier von Essen die Rede. allerdings ist es hier nur sparsam eingesetzt und erwähnt die Spezialiäten aus Rom und Trastevere kurz und knackig.

Im  Nachwort wird erzählt, daß in Italien anders als in Deutschland und Österreich es weniger zur Aufarbeitung der Ungerechtigkeiten an Juden gekommen ist. Viele Immobilien, die zu einem Schleuderpreis erworben worden waren, wurden nie zurückgegeben. am 24. März 1944 wurden in Ardennes (?) aus Rache beliebige Menschen erschossen - hier waren Denunziationen von Juden dafür verantwortlich, daß viele Juden hier den Tod gefunden hatten.

Der Krimi ist gut und spannend geschrieben. Ich habe ihn zur Entspannung an einem Nachmittag quasi 'verschlungen' und kann ich gerne weiterempfehlen.

Andrea Isari, geboren 1954 in Koblenz am Rhein, studierte in Montpellier/Frankreich sowie in Freiburg und München. Nach ihrem 2. juristischen Staatsexamen wechselte sie in den Journalismus. Viele Jahre war sie als politische Journalistin in Rio de Janeiro, Bonn und Rom tätig.
Heute lebt und arbeitet die Autorin in Frankfurt am Main.