Joachim Meyerhoff :
"Alle Toten fliegen hoch : Amerika"
Roman
2011, Kiepenheuer & Witsch
314 Seiten
ISBN 978-3-462-04292-4
Der Autor erzählt in ich-form über sein Heranwachsen als Jugendlicher. Einige Elemente aus der Kindheit und der Adoleszenz starten, aber der Fokus ist sein Jahr, das er in Amerika leben darf. Er wird nach Lamarie im Wyoming zu einer Familie eingeladen, die wie seine Familie aus drei Knaben besteht. Eigentlich sollte er sich mit dem Jüngsten - Don -, als Jüngster verstehen; dieser lehnt ihn von anfang an ab, im Gegensatz zu den Eltern Hazel und Stan und den erwachsenen Brüdern Brian und Bill. Sein Englisch ist miserabel, aber er lernt rasch die Sprache, das Toastbrot, das Pferd, den Hund und die Mitschüler kennen und lieben. Auf einer verrückten Party lernt er die Mitschülerin Maureen kennen; es dauert bis sie ja zu einem Date ja sagt, und ihn netterweise mit dem Auto abholt, da er keines hat. Er schildert den strengen Winter mit viel Schneeschaufeln, und den Sommer mit Basketballtraining und Einsätzen im Basketballteam. Als er sich wohlzufühlen beginnt, kommt die Hiobsbotschaft, daß sein mittlerer Bruder bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist.
Seine Eltern wirft die Tatsache ziemlich aus der Bahn; der größte Bruder und er schaffen es, daß beide wieder Boden unter den Füßen bekommen. Wieder zurück in Amerika genießt er, daß sich die Gasteltern um ihm kümmern.
Die Geschichten sind humorvoll bis berührend erzählt. Es gibt einige skurrile Elemente wie sein Versuch in Hamburg mit einer schwarzen Prostituierten zu schlafen, die einen wunderschönen bunten Dschungel auf ihrem Körper tätowiert hat, daß nur Erdbeerschnaps Maureen in erotische Fahrt verbringen mag, und den amerikanischen Einreisebehörden die Probleme mit seinen Bergschuhen haben weil er in etwas getreten war; und die traurigen, als seinen Eltern beim Kindesverlust der Boden wegkippt und als in Amerika das Spaceshuttle Challenger mit der Lehrerin kurz nach dem Start explodiert, was nationale Trauer auslöst.
Die Trauerarbeit um seinen verunfallten Bruder kommt nach Amerika, da die neuen Eindrücke wichtiger gewesen waren. Die Geschichte die er hier erzählt ist ein wunderbare Bruderfreundschaft.
Durch einen Lehrer bekommt er Kontakt mit einem Häftling in der Todeszelle; hier hält der Kontakt auch in Deutschland noch an, während alle andere Kommunikation mit den Menschen aus Amerika - in der Zeit vor E-Mail, etc. - einschläft.
Der Autor schildert die Menschen in der Schule, im Basketballteam und in der Gastfamilie liebevoll und sehr gut vorstellbar. Orte und Einrichtung sind nicht so wichtig, wie die Menschen und ihre Aktionen und Nähe.
Da ich den Autor auf der Bühne und in Fernseh-Interviews gesehen hatte, habe ich mir vorgestellt, wie er in seine großen schlaksigen unnachahmlichen Art erzählt, betont, stimmlich variiert und sich dabei mitbewegt.
Ich habe das Buch das Buch in seiner Erzählweise und der meist liebevollen Art der Beschreibung sehr genossen, und empfehle es gerne weiter. Viel Freude beim Lesen und Miterleben.
Joachim Meyerhoff, wurde 1967 in Homburg/Saar geboren, ist in Schleswig aufgewachsen und hatte seine Schauspielausbildung 1989–1992 in der Otto Falckenberg Schule München. Er hatte
Engagements am Staatstheater Kassel, in Bielefeld, Dortmund und den Städtischen Bühnen Köln. 2001 war er Ensemblemitglied des Maxim Gorki Theaters Berlin, an dem er auch Regie führte. Ab 2002 wechselte er ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Seit September 2005 ist der Schauspieler Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. 2007 wurde er zum Schauspieler des Jahres gewählt. Mit Beginn der Saison 2013 kehrte er ans Deutsche Schauspielhaus zurück, spielt aber weiterhin am Burgtheater in speziellen Rollen.
Im Burgtheater begann er aus seinem sechsteiligen Zyklus 'Alle Toten fliegen hoch' zu erzählen, trat er als Erzähler auf die Bühne. Für seinen Debütroman wurde er mit dem Franz-Tumler-Literaturpreis 2011 und dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ausgezeichnet. 'Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war,' ist Teil 2 dieses Zyklus; 2013, KiWi 1383, 2015.
Mittwoch, 23. September 2015
Joachim Meyerhoff : "Alle Toten fliegen hoch : Amerika"
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