Ernesto Mallo :
"Der Tote von Plaza Once"
Roman
original "La Aguja en el Pajar"
2006, Planeta, Buenos Aires
Aus dem argentinischen Spanisch von Matthias Strobel
2010, Aufbauverlag Berlin
210 Seiten
ISBN 978-3-351-03300-2
In diesem Roman werden die Leben dreier Männer miteinander verwoben. Comisario Lascano, dessen großen Liebe und Ehefrau Marisa verstorben ist, und der ein guter aufrechter Polizist ist; Amancio Pérez Lastra, der aus besten Geld und Gesellschaftsschicht kommt, aber nichts außer zu vielen Schulden schafft, und Major Giribaldi (kurz Giri), der es zu einer eindrucksvollen Machtposition im Militär geschafft hat.
Vor dem Hintergrund von Übergriffen von Polizei und Militär auf jeden der möglicherweise anders denkt, oder das Regime im Frage stellt, ermittelt der Comisario. Neben zwei Leichen mit Gesichtsschüssen (Zeichen daß hier das Militär am Werke war) wird auch der Leichnam eines älteren Mannes mit Rumpfverletzungen gefunden. Der Kommissar braucht nicht lange um den Geldverleiher Bitterman zu erkennen und am Schluß seinem Vorgesetzten ein Dossier mit der lückenlosen Aufklärung zu liefern.
Willkür und Gewalt greifen ein, der Vorgesetzte liefert die Unterlagen Giribaldi aus, der wegen Amanacio seine Finger im Spiel gehabt hatte. Giribaldi hat die besseren Schützen weswegen es bald einige Leichen mehr mit Gesichtsschüssen gibt.
Zwei Menschen entkommen: Eva, die Marisa so ähnlich sieht, und die Lascano deshalb geschützt hat und der Gerichtsmediziner Fusili, der als einziger Freund Lascanos eingeweiht gewesen war.
Ort der Handlung ist Buenos Aires. Die Menschen sind mit Autos, Taxi und Bussen unterwegs.
Die Menschen sind gut vorstellbar: Lascano als ruhiger klar denkender Mensch mit Werten, der Gerichtsmediziner der ihm nach dem Tod Marisas geholfen hatte und seine Arbeit gut und korrekt macht, Amancio als verwöhnter Schleimer ohne Rückrat, seine Frau Lara die sich Arbeit sucht und nebenbei mit den Reizen ihres Körpers nicht geizt, der Ehrgeizling Giribaldi der unglücklich mit seiner faden Frau Maisabé und dem Adoptivkind ist, Eva die einige Menschen mit oppositioneller Meinung kannte und jetzt verfolgt wird und die Bitterman Brüder, der aus dem KZ in Europa mit viel Glück geflohen war, den nie die Angst verließ und zum schlimmen Geldverleiher wurde, während sein attraktiver Bruder das gute Leben zu sehr genießt.
Das Adoptivkind war einer Oppositionellen gleich nach der Geburt weggenommen worden. Erst ein strahlend freundlicher Priester kann der sehr gläubigen Maisabé die Sorgen nehmen, daß hier Unrecht passiert war. Die Effizienz mit der das Militär zuerst beim Belästigen von zufällig vorbeikommenden und die Exekutionen bei mal mehr mal, weniger mißliebiger oder zufälliger Personen durchführt ist funktionell und hart.
Etwas Hoffnung bleibt : Eva ist schwanger, und ein Helferlein in der Polizei hat Akten die später entsorgt werden, heimlich kopiert.
Mich hat das Buch sehr beeindruckt. Obwohl das Militär schießt, ist es niemals laut. Es wirkt wie eine kolorierte Tuschzeichnung mit sehr klaren Linien. Dicht sind die Szenen allemal, aber nicht laut. Dicht sind auch die Beschreibungen der Gesellschaftszusammenkünfte.
Es ist ein intensives starkes Buch, das mich in den Sog gezogen hat. Viel Freude beim Lesen !
Ernsto Mallo wurde am 16. August 1948 in La Plata geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Mallo lebte in den Zeiten der argentinischen Militärdiktatur unter General Videla (Militärdiktatur 1976 bis 1983) als aktiver Gegner und Verfolgter der Militärdiktatur im Untergrund. Mallo lebt und arbeitet in Buenos Aires. Er war mehrfach verheiratet und hat sechs Kinder.
2006 schuf er mit "Der Tote von Plaza Once" den aufrechten Polizisten Comisario Lascano; alle Kriminalgeschichten spielen zur Zeit der Militärdiktatur oder kurz danach.
Freitag, 23. Januar 2015
Ernesto Mallo : "Der Tote von Plaza Once"
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