Samstag, 31. Januar 2015

Wedekind/Mahler : "Lulu und das schwarze Quadrat"

Wedekind/Mahler :
"Lulu und das schwarze Quadrat"
2014, Suhrkamp Taschenbuch 4575
ISBN 978-3-518-46575-2

In reduzierter Weise mit drei Farben (weiß, schwarz und gelb) erzählt der Graphiker die bekannte Geschichte der Lulu als einer großen Frau mit kleinen rundlichen Männern, die genauso tragisch wie die Oper ausgeht.

Lulu ist als große Frau mit verschiedenen Gewändern gezeichnet. Der Hintergrund sind Bilder mit schwarzen Vierecken, oder auch Türen - Reduktion á la Kasimir Malewitsch; kleine Kommentare verweisen auf Konstruktivismus, einer auf Suprematismus.

Das erste Durchlesen/Durchblätter geht rasch. Das Gefühl, das war es schon , stand bei mir am Ende.
Dann habe ich mir die Graphiken nochmals genüßlich und langsam angesehen und die Varianten der Details der Männerzeichnungen ansehen.

Ein kleines feines Buch ! Viel Freude damit.

Frank Wedekind hat 1864 bis 1918 gelebt und u.a. 'Erdgeist' und 'Die Büchse der Pandora' geschrieben.
Nicolas Mahler, wurde 1969 geboren und lebt in Wien. Er ist Comiczeichner und Illustrator, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Seit 1999 hat er mehrere Preise für Comics und Trickfilme gewonnen.

Freitag, 23. Januar 2015

Ernesto Mallo : "Der Tote von Plaza Once"

Ernesto Mallo :
"Der Tote von Plaza Once"
Roman
original "La Aguja en el Pajar"
2006, Planeta, Buenos Aires
Aus dem argentinischen Spanisch von Matthias Strobel
2010, Aufbauverlag Berlin
210  Seiten
ISBN 978-3-351-03300-2

In diesem Roman werden die Leben dreier Männer miteinander verwoben. Comisario Lascano, dessen großen Liebe und Ehefrau Marisa verstorben ist, und der ein guter aufrechter Polizist ist; Amancio Pérez Lastra, der aus besten Geld und Gesellschaftsschicht kommt, aber nichts außer zu vielen Schulden schafft, und Major Giribaldi (kurz Giri), der es zu einer eindrucksvollen Machtposition im Militär geschafft hat.

Vor dem Hintergrund von Übergriffen von Polizei und Militär auf jeden der möglicherweise anders denkt, oder das Regime im Frage stellt, ermittelt der Comisario. Neben zwei Leichen mit Gesichtsschüssen (Zeichen daß hier das Militär am Werke war) wird auch der Leichnam eines älteren Mannes mit Rumpfverletzungen gefunden. Der Kommissar braucht nicht lange um den Geldverleiher Bitterman zu erkennen und am Schluß seinem Vorgesetzten ein Dossier mit der lückenlosen Aufklärung zu liefern.
Willkür und Gewalt greifen ein, der Vorgesetzte liefert die Unterlagen Giribaldi aus, der wegen Amanacio seine Finger im Spiel gehabt hatte. Giribaldi hat die besseren Schützen weswegen es bald einige Leichen mehr mit Gesichtsschüssen gibt.
Zwei Menschen entkommen: Eva, die Marisa so ähnlich sieht, und die Lascano deshalb geschützt hat und der Gerichtsmediziner Fusili, der als einziger Freund Lascanos eingeweiht gewesen war.

Ort der Handlung ist Buenos Aires. Die Menschen sind mit Autos, Taxi und Bussen unterwegs.
Die Menschen sind gut vorstellbar: Lascano als ruhiger klar denkender Mensch mit Werten, der Gerichtsmediziner der ihm nach dem Tod Marisas geholfen hatte und seine Arbeit gut und korrekt macht, Amancio als verwöhnter Schleimer ohne Rückrat, seine Frau Lara die sich Arbeit sucht und nebenbei mit den Reizen ihres Körpers nicht geizt, der Ehrgeizling Giribaldi der unglücklich mit seiner faden Frau Maisabé und dem Adoptivkind ist, Eva die einige Menschen mit oppositioneller Meinung kannte und jetzt verfolgt wird und die Bitterman Brüder, der aus dem KZ in Europa mit viel Glück geflohen war, den nie die Angst verließ und zum schlimmen Geldverleiher wurde, während sein attraktiver Bruder das gute Leben zu sehr genießt.

Das Adoptivkind war einer Oppositionellen gleich nach der Geburt weggenommen worden. Erst ein strahlend freundlicher Priester kann der sehr gläubigen Maisabé die Sorgen nehmen, daß hier Unrecht passiert war. Die Effizienz mit der das Militär zuerst beim Belästigen von zufällig vorbeikommenden und die Exekutionen bei mal mehr mal, weniger mißliebiger oder zufälliger Personen durchführt ist funktionell und hart.
Etwas Hoffnung bleibt : Eva ist schwanger, und ein Helferlein in der Polizei hat Akten die später entsorgt werden, heimlich kopiert.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt. Obwohl das Militär schießt, ist es niemals laut. Es wirkt wie eine kolorierte Tuschzeichnung mit sehr klaren Linien. Dicht sind die Szenen allemal, aber nicht laut. Dicht sind auch die Beschreibungen der Gesellschaftszusammenkünfte.

Es ist ein intensives starkes Buch, das mich in den Sog gezogen hat. Viel Freude beim Lesen !

Ernsto Mallo wurde am 16. August 1948 in La Plata geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Journalist. Mallo lebte in den Zeiten der argentinischen Militärdiktatur unter General Videla (Militärdiktatur 1976 bis 1983) als aktiver Gegner und Verfolgter der Militärdiktatur im Untergrund. Mallo lebt und arbeitet in Buenos Aires. Er war mehrfach verheiratet und hat sechs Kinder.
2006 schuf er mit "Der Tote von Plaza Once" den aufrechten Polizisten Comisario Lascano; alle Kriminalgeschichten spielen zur Zeit der Militärdiktatur oder kurz danach.

Samstag, 17. Januar 2015

Gabriel Trujillo Munoz : "Tijuana Blues"

Gabriel Trujillo Munoz :
"Tijuana Blues"
die vier Kurzromane sind gemeinsam unter "El Festin de los cuervos"
2002, Norma Ediciones Mexico-Stadt erschienen
Aus dem Spanischen von Sabine Giersberg
2006, Unionsverlag Zürich
253 Seiten
ISBN 978-3-293-00359-0

Die vier Kurzgeschichten sind in Mexicali nahe der amerikanischen Grenze lokalisiert. Der Anwalt    Miguel Ángel Mogado für Menschenrechte, der aus Mexicali kommt aber in den Vereinigten Staaten lebt ist mit vier unterschiedlichen Fällen beauftragt. Informationen kommen vom Feind-Freund, charakterisiert durch den FBI Mann Harry Jeremy Dávalos; und aus einer Gruppe Harley fahrender Männer, den "Cuervos" die in Mexicali Gutes tun und von Jimmy angeführt wird.

In "Mezquito Road" klärt er den Mord an dem versoffenen, spielsüchtigen Heriberto auf, dessen Witwe den posthumen schlechten Ruf bereinigen möchte. Letztendlich war er am falschem Platz bei einem Drogendeal gewesen.

In "Tijuana City Blues" geht Morgado der Geschichte des Kunsttischlers El Güero nach, dessen Vater mit dem Schriftsteller Burroughs befreundet war und verschwunden war. Morgado findet den Vater, einen ehemaligen Spion den das Doppelleben der Vergangenheit ziemlich egal ist.

"Loverboy" ist der Spitzname für einen verrückten jungen Mann, der mit einer berechnenden Frau Kinder entführt, Organe entnimmt und diese betuchten amerikanischen Eltern mit kranken Kindern verkauft. Leider bleiben die mexikanischen Kinder auf der Strecke, und Menschen die sich dagegen wehren auch. Am Schluß siegt eine eigenartige 'Gerechtigkeit'.

In "Laguna Salada" wird in der gleichnamigen Wüste ein männlicher Leichnam mit Füllfeder gefunden. Der Chef der "Chuervos" hilft hier bei der Aufarbeitung kräftig mit. Am Schluß stellt sich heraus, daß Radioaktivität die jemand anderen beseitigen sollte auch hier effektiv verscharrt worden war.

Die Geschichten sind gerade und schörkellos erzählt. Es gibt keine Nebenstränge.
Die Stimmung ist als trocken geschildert, Leben wird durch Alkohol und Sex gezeigt. Sex ist männlich geschildert und machte mir beim Lesen keinen Spaß.
Herzlichkeit und Wärme kommen nur bei den Kindern auf, und wenn es um Kunst geht.

Mich hat die Direktheit durchaus in die Geschichten hineingezogen. Gutes Hineinversinken !

Gabriel Trujillo Muñoz, geboren 1958 in Mexicali im Norden Mexikos, war ursprünglich Chirurg und hat heute eine Professur in Kommunikationswissenschaften an der Universidad Autónoma de Baja California inne. Seinen ersten Kriminalroman schrieb er 1987. Als Schriftsteller gilt er als Vertreter der »frontera«, als »die Stimme der Baja«.

Mittwoch, 7. Januar 2015

Falko Rademacher : "Der Ruf der Katze"

Falko Rademacher :
"Der Ruf der Katze"
Ein Lisa Becker Kurzkrimi 2
830 KB
ASIN: B00OHKMQUG

Mischa ist ein wunderschöner schwarzer Kater, aus dessen Perspektive dieser Katzenkrimi erzählt wird.

Nachdem sein Frauchen gestorben ist, stromert der Kater durch die Gegend und raisoniert über Menschen und Hunde. In einem Haus ohne Hunde und Kinder beobachtet er einen Mord. Jahre später, die er bei Frau Kommisarin Lisa Becker verbracht hat, hilft er ihr Beweise zu finden und zu beruflichem Erfolg.

Die Menschen sind kurz und meist nett geschildert. Es bleibt etwas Raum die Rivalität zwischen Kater und Mann zu beschreiben.

Die sehr nette Geschichte ist leider kurz, denn ich wäre noch gerne länger bei diesem Kater verblieben.

Falko Rademacher ist 41 und lebt hinter einer Tastatur in Berlin.

Sonntag, 4. Januar 2015

Julia Alvarez : "Die Mission der Isabel Gómez"

Julia Alvarez :
"Die Mission der Isabel Gómez"
Roman
original "Saving the World"
2006, Algonquin Books of Chapel Hill, New York
aus dem Amerikanischen von Elke Link
2008, Piper Verlag GmbH München
490 Seiten
ISBN 978-3-492-27132-5

Das Cover mit einem Selbstbildnis von Frida Kahlo hat mich zum Kauf dieses Romans gebracht.

Zwei Handlungsstränge, die zu verschiedenen Zeiten spielen, werden verwoben. In der Jetztzeit ist Alma die Hauptperson. Sie ist aus der Dominikanischen Republik, Autorin die sich mühsam durchgeschlagen hat bis sie der liebenswürdigen Richard mit Helferssyndrom in Vermont geheiratet hat. Sie ist lt. Selbstschilderungen mit dem täglichen Leben überfordert, besucht ihre liebe alte Nachbarin und hat eine ziemlich verrückte Aktivistin als Freundin. Richard wird in die Dominikanische Republik zu einer Klinik als Entwicklungshelfer geschickt. Dort wird er mit Patienten gekidnappt; leider geht diese Geschichte nicht aus.
Der zweite Strang erzählt die Geschichte in der Doña Isabel Sendales y Gómez, die 1801 in Galizien ein Waisenhaus mit Liebe, Strenge und Gottglauben führt. Don Francisco und sie gehen auf Befehl des Königs mit einigen Waisenknaben auf große Seefahrt, wobei das große Ziel Pockenserum über Impflinge zu entwickeln und so der Seuche Einhalt zu gebieten. Über die Kanarischen Inseln geht es über den Atlantik zu Inseln, Kuba, Venezuela, Mexico wobei der Empfang und die Freude sehr unterschiedlich bis enttäuschend ist. Doña Isabel reist weiter zu den Philippinen, die Jungen bleiben zurück. Sie kehrt zurück und sieht was inzwischen passiert ist ...

Alma und ihre Geschichte sind aus Erzählperspektive erzählt, während die Geschichte von Isabel aus allein ihrer Sicht wie eine Art Tagebuch an Farben gewinnt. Mir hat Isabel und ihre Erzählungen mit der Schiffsreise, der Unterschiedlichkeit der Menschen, der Ungeduld und Engstirnigkeit von Don Francisco, und wie sie mit den unterschiedlichen Buben umgeht besser gefallen. Alma und ihre Geschichte war mir zu farblos, bzw. mir ging diese Frau eher auf die Nerven.

Spannend waren für  mich die Abschnitte in denen Isabel ganz anderes Leben jenseits des Atlantik beschreibt. Sie beschreibt auch die Befreiungskriege um Pastor Hidalgo in Mexiko. Im Nachwort erzählt die Autorin wie sie den Spuren Dr. Balmins folgt und den Informationen, daß eine Frau für die Waisenknaben an Schiff war.

Die Beschreibungen des Kidnappings in der Dom.Rep und die eigenartigen Gruppendynamik der desorganisierten Jungs die die Zukunftslosigkeit leitet sind schön beschrieben. Die Amerikaner die hier auf Entwicklungshelfer machen sind entweder als Idealisten oder Geschäftemacher gezeichnet.

Warum ein Selbstportrait von Frida Kahlo, einer Mexikanerin, auf dem Cover eines Buches mit US-Amerikaner und Menschen der Dominikanischen Republik, landet, verstehe ich nicht; auch nicht ob es einen Zusammenhang zwischen den zwei Frauen in dem Buch und der beeindruckenden berührenden Malerin geben soll.

In Summe ein Buch, das meine Erwartungen nicht erfüllte. Andererseits fand ich die Geschichte mit den Pocken und den Kampf gegen diese Seuche spannend.