Mario Vargas Llosa :
"Der Hauptmann und sein Frauenbataillon"
Roman
original "Pantaleón y las visitadores"
1973, Editorial Seix Barral S.A., Barcelona
Aus dem Spanischen von Heidrun Adler
1984, Suhrkamp Taschenbuch 959
copyright der deutschen Übersetzung - 1974 bei Claassen Verlag, Düsseldorf
278 Seiten
ISBN 978-3-518-37459-1
In diesem skurrillen bis bösartigen Roman nimmt Vargas Llosa das Militär mit seiner Doppelbödigkeit aufs Korn, bei dem Manneskraft gewünscht, aber sexuelles Leben tabu ist.
Der naive Unteroffizier Pantaleón Pantoja wird mit Ehefrau und Mutter nach Iquitos, ins heißblütige Amazonien mit seinen leidenschaftlichen Laretaniern entsandt, um Übergriffen der Soldaten auf die weibliche Bevölkerung Einhalt zu gebieten. Er wird beauftragt - im geheimen - die TBDGGK (TruppenBetreuungsDienst für Garnisonen, Grenzposten und andere Kommandos) aufzubauen. Gehorsam arbeitet er sich in das Milieu der Huren, "Wäscherinnen" und sonstige Gewerbe der Nacht ein, stellt Statistiken des durchschnittlichen Bedarfs an Zeit, Qualität je Soldat je Betreuerin. Das Projekt wird ein Erfolg, weil die Übergriffe zurückgehen.
Daß parallel ein geistiger Mann, Pater Francisco, eine Sekte aufbaut in der zuerst Tiere, später aber auch Menschen ans Kreuz genagelt werden, beunruhigt die Bevölkerung dann weniger.
Da die Betreuerin nur für die niederen Chargen des Militärs requiriert werden, sorgt bei höheren Rängen und abgelegenen Dörfern für Unmut, da jeder vermeint hier Rechte zu haben. Die Climax ist der Überfall auf ein Schiff mit Damentransport, einer Toten, einer emotionalen Abschiedsrede von Pantaléon und "Pantilandia" wird von den Militärs, weil es dem Ruf schadet, gestrichen. Der naive Offizier in die kälteste Region des Landes geschickt.
Stilistisch ist das Buch unterschiedlich aufgebaut. Auf der einen Seite klare Berichte an das Militär und Aufträge, erzürnte Briefe vom Militärkaplan, und sprudelnde von Pochita der Ehefrau des Unteroffiziers. Dazwischen Kapitel in denen fast die Absätze zwischen den handelnden Personen springen, und die es erfordern sehr wachsam mitzulesen wer jetzt gerade dran ist. Allerdings fand ich die Komik hier sehr gut und hat mich durchgetragen.
Befremdend fand ich die Tatsache, daß den Betreuerinnen fast ein acht Stunden durchgängiger Job zugemutet wird. Auch der nicht unwichtige Punkt daß hier verhütet werden sollte, ist hier offenbar nicht bekannt.
Die Absätze über das hysterische Wirken der Anhänger des Franciscos, der am Schluß stirbt, waren eigen. Was das Kreuzigen von Getier bringen soll, geht unter. Die Energie dieser Massen ist lange stärker, als die Macht und Waffen der Soldaten.
Die Personen sind durchaus vorstellbar geschildert - von den verschiedenen mehr oder minder verlogenen oberen Rängen im Militär, ein schmieriger bestechlicher Journalist, die unterschiedlichen 'Betreuerinnen', die Aufpasser, ein guter Freund von Pantaleon, Frau Leonor die bemutterne nervende Mutter von ihm und die liebenswerte Pochita, Frau von Pantaleón.
In Summe ein grandioses Buch, das zwar konzentriert zu lesen ist, aber die Spannung hält. Viel Vergnügen !
Mario Vargas Llosa wurde 1936 in Areqipa, Peru als Kind einer spanischern Mutter und eines peruanischen Vaters geboren. Er ist Schriftsteller, Journalist und in liberalen Partein aktiv; seine Wahl zu Präsendenten scheiterte. Der "Hauptann und sein Frauenbataillon" ist sein fünfter Roman; 2013 ist sein 22. erschienen. Er lebt in Lima und Madrid.
Freitag, 15. August 2014
Mario Vargas Llosa : "Der Hauptmann und sein Frauenbataillon"
Labels:
1973,
1984,
Autor,
Erotik,
Humor,
Lateinamerika,
Militär,
Peru,
Skurrilität,
Übersetzerin
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen