Karina Sainz Borgo :
"Nacht in Caracas"
original "La hija de la espanola"
2019, Lumen Penguin Random House
Aus dem Spanischen von Susanne Lange
2019, S.Fischer Verlag
195 Seiten + 1 Seite Danksagungen
ISBN 978-3-596-70797-2
Adelaida ist Mitte dreißig; sie begräbt ihre Mutter, deren Krebsbehandlung sie wegen der Wirtschaftskrise und dem Terror ringsum nicht behandeln lassen konnte. Ihre Wohnung wird von einer Gruppe kampftrainierter Frauen, die mit Lebensmitteln zu Wucherpreisen handeln, okkupiert - sie verliert damit auch ihre Bücher, und ihren Computer um ihre Arbeit als Übersetzerin zu machen.
Rückblickend erzählt sie von ihrer Mutter, die die erste Akademikerin der Familie war, allerdings schwanger sitzen gelassen wurde. Mutter und Tochter leb(t)en in Caracas, während die Schwestern der Mutter in Ocumare geblieben sind.
Es tut sie eine Möglichkeit für sie zu leben und überleben auf, und sie entwickelt sich in eine andere Person (siehe Titel auf spanisch).
Die Geschichte ist in Ich-form aus der Sicht von Adelaida erzählt. Als Leser/in folgt man ihren Gedanken, Erinnerungen, Ängsten, Handlungen und Planungen. Hier erfährt man über die Liebe zu dem Photographen Francesco, der zwei Tage vor der Hochzeit getötet wurde, weil er ein Photo von einem Mafiamann gemacht hatte.
In dem Buch ist viel über Brutalität zu lesen, bei der es um Mann gegen Frau, Gruppen von Männern gegen Gruppen von Frauen, Gruppendynamik gegen einzelne wehrlose Menschen geht.
Anhand des Bruders einer Freundin wird dargestellt wie Folter, Terror, Erpressung idealistische Menschen dazu bringt für das eigene Überleben alles zu tun.
Hintergrund ist der Wirtschaftskollaps eines Landes, bei dem Grundnahrungsmittel nur noch extrem überteuert wenn überhaupt zu haben sind. Auch Menschenleben sind nichts (mehr) wert.
Der spanische Titel übersetzt 'Tochter der Spanierin' ist die Lösung. Als Personen sind die Mutter, die aus Spanien kam und in Venezuela zuerst mit spanischen dann mit lokalen Köstlichkeiten im Lokal die Leute verwöhnte, glücklich gezeichnet; die Tochter war mit dem Lokal unglücklich.
Der deutschsprachige Titel ist der letzte Satz im Buch.
Der Roman ist dicht geschrieben und gab viel zu Denken.
Karina Sainz Borgo wurde 1982 in Caracas geboren und wandert mit 12 Jahren nach Spanien aus, wo sie bis heute lebt, ihre Verwandten sind in Venezuela geblieben. Borgo
ist in Madrid als Journalistin tätig und schreibt für verschiedene
Zeitungen und auch Blogs in Spanien
und Lateinamerika. 2019 erschien ihr erster Roman »Nacht in Caracas«,
der weltweit gefeiert und in 26 Sprachen übersetzt wurde. »Das dritte Land« ist ihr zweiter Roman, er wurde mit dem Prix Jan Michalski ausgezeichnet.
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