Jonathan Safran Foer :
"Extrem laut und unglaublich nah"
Roman
original "Extremly loud and incredibly close"
2005, Houghton Mifflin
Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens
2007, Fischer Verlag / Auflage November 2009
352 Seiten
ISBN 978-3-596-16922-1
Oskar Schell ist ein neugieriger, nicht einfacher Bub im Zentrum New Yorks, der damit fertig werden muß, daß sein Vater, der einzige Mensch der ihn beruhigen und gleichzeitig fordern kann, plötzlich nicht mehr da ist. Es entschlüsselt sich, daß Thomas Schell, der Vater, in den Zwillingstürmen zum Zeitpunkt der Flugzeugseinschläge war; er hat Nachrichten am Telephonantworter hinterlassen, die Oskar vor seiner Mutter versteckt. Er sucht ein verstecktes Zeichen seines Vaters, findet einen Schlüssel und das Wort Black, worauf er sich auf die alphabetische Suche nach den Blacks in New York macht. Ein älterer Mann begleitet ihn einige Monate lang. Im Haus gegenüber wohnt seine Großmutter, die Mutter seines Vaters, bei der später ein Mieter auftaucht. Dieser hilft Oskar und seiner Mutter mit dem Tod des Vaters/Ehemann fertig zu werden.
Parallel wird in das Leben von Oskars Großeltern in Dresden Ende des zweiten Weltkriegs erzählt. Oskars Großvater, der die Schwester von Oskars Großmutter liebte, die bei den Bombardierungen um Leben kam, und der durch die Geschehnisse die Sprache verlor. Er kommunizierte über Zeilen in Heften und seinen Händen und verschwand als sein Sohn auf die Welt kam. Die Großmutter, die in ihrer Liebe zweimal den Großvater Oskars in ihr Leben läßt.
Viele Abschnitte gingen mir beim Lesen unter die Haut. Die Stellen in denen die Sehnsucht des Buben nach der Ruhe des Vaters geschildert wird, wie er versucht den gefundenen Schlüssel als Rätsel zu begreifen (was schief geht) und die Beschreibungen der Brandbombenvernichtungen in Dresden.
Die Dialoge zwischen den Menschen, die manchmal sehr abgebrochen und assoziatitiv sind lesen sich beindruckend.
Es sind viele Photos in diesem Buch abgebildet, die in Beziehung zu dem Text stehen. Oskar findet für sich eine Lösung, die er in Photos umsetzt.
Auf der einen Seite ist die Figur des Oskar faszinierend wenn er "gugolplexviele" Erfinderideen hat, sachlich Probleme durchdenkt und mit seiner Begeisterung die wichtigsten Genies wegen Mitarbeit anschreibt. Auf der anderen Seite stelle ich mir das Leben mit ihm der Angst vor vielem hat, mit Tambourin (die "Blechtrommel" läßt grüßen ?) durch die Straßen geht nicht einfach vor.
Leider bekommt seine Mutter, die mit dem Tod des Ehemanns fertig werden muß, weniger Mitgefühl des Autors. Dafür der Großvater, der der großen Liebe nachtrauert, mit der Schwester der Liebe lebt und sich vor der Verantwortung für seinen Sohn entzieht, umso mehr.
Der Titel "Extrem laut und unglaublich nah" bezieht sich im Gegensatz
zu meinen Erwartungen, daß es etwas mit den Flugzeugeinschlägen zu tun hat, auf
das Erlebnis eines älteren Herrn Black, als dieser erstmals mittels
Hörgeräten einen Schwarm Vögel als laut laut und nahe erlebt.
Dieses
Buch ist mir bereits 2009 geschenkt worden, allerdings war offenbar
erst jetzt der richtige Zeitpunkt um die Welt des kleinen Oskar Schell
einzutauchen.
In Summe ein starkes Buch für das ich länger gebraucht habe, und sehr unter die Haut geht. Ich wünsche gutes intensives Lesevergnügen !
Jonathan Safran Foer wurde am 21. Februar 1977 in Washington, DC geboren. Er war zuerst Ghostwriter und Rezeptionist, bevor er beschloß Schrifsteller zu sein.
2002 erschien Foers Debütroman 'Everything Is Illuminated' ( dt "Alles ist erleuchtet 2003). 'Extremely Loud & Incredibly Close' ist sein zweiter Roman. 2009 erschien sein erstes Sachbuch 'Eating Animals' (dt. Tiere essen).
Montag, 13. Januar 2020
Jonathan Safran Foer : "Extrem laut und unglaublich nah"
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