"Automatisierung und Ausbeutung"
2017, Promedia Verlag Wien
198 Seiten + 22 Seiten Anmerkungen
ISBN : 978-3-85371-418-8
Der Autor hat sich vorgenommen das Thema Digitalisierung im Sinne welche Arbeiten von Menschen werden in Hinkunft von Maschinen gemacht, aus der sozialistisch-marxistischer Sicht (seine Eigendefiniton) zu betrachten. Er arbeitet sich hier anfangs von technischen Spielereien auf Jahrmärkten bis zu Auswirkungen für Arbeiter/innen am Fließband durch. Er beschreibt wie das Zerlegen eines Arbeitsprozesses den Menschen noch mehr entmündigt und frustriert, Maschinen Kontrollmöglichkeiten einräumt und dem oberen Management Daten liefert. Das mittlere Management wird mittelfristig eingespart.
"In der betrieblichen Praxis sehen sich Technisches und Organisatorisches zum Verwechseln ähnlich" (Seite 47)
Sehr interessant fand ich seine Erzählungen über Frau Ada Lovelace (eine geniale Mathematikerin und vermutlich erster Informatiker überhaupt in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts), und Vaucansons Ente von 1885.
Es gibt einige Abkürzungen und Schlagworte wie beispielsweise : KI (künstliche Intelligenz), KNN (Künstliches Neuronales Netz) etc.; Crowdworking (die Leistung wird mit nichts bis zu gewohnter Einkommenshöhe bezahlt, Abhängigkeiten von Willkür der Information), Granularität (die Module werden so klein, daß der Einzelne nicht mehr weiß was sein Arbeitsbeitrag bringt) und Outsourcing und 'Plattform Kapitalismus' (wobei er hier kritisch betrachtet, daß bei Essenszulieferern die Zulieferer selbst Fahrrad + Muskelkraft + Zeit einbringen und die Schnittstelle für vergleichsweise wenig Arbeit viel mitschneidet).
Er versucht Kostenbetrachtungen in der Euphorie für Digitalisierung zu sehen, was bringt die Technisierung wirklich an finanziellen Einsparungen wenn gleichzeitig die Arbeitsnachfrage steigt.
Die Betrachtungen über die Veränderungen der Arbeiter-Welt am Fließband oder bei der Produktion sind eher sachlich geschrieben.
Emotional wird der Autor wenn es um Journalismus, guten Recherche - Journalismus bis zu schlechtem Stundenlohn fürs Zusammentippen von Zeilen geht.
Auf dem Cover war ein Ausblick auf das Arbeitsleben inklusive des Büro-lebens angedeutet. Leider gibt es hier kaum Überlegungen für Änderungen für Büro-Anstellte. Er bleibt eher bei den Arbeitern/innen und den Journalisten/innen, aber die Basis-Büroarbeit bleibt von dem Autor unbetrachtet.
In Summe in nicht einfach zu lesendes Buch, das zwar nicht uninteressant in seinen Überlegungen ist, aber meine Frage nach den Veränderungen der Bürowelt offen ließ.
Matthias Martin Becker wurde 1971 geboren. Er hatte viele sehr unterschiedliche Jobs, bis er als Übersetzer und Wissenschafts/Wirtschafts.Journalist tätig wurde. Er macht jetzt Beträge für Deutschlandfunk in Berlin und hat bereits drei Bücher veröffentlicht.
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