Dienstag, 10. Januar 2017

Mieze Medusa : "Mia Messer"

Mieze Medusa :
"Mia Messer"
Roman
2012, Milena Verlag
210 Seiten + 1 Seite Stammbaum Baruzzi
ISBN 978-3-85286-218-7

(Maria) Mia Messer ist eine junge unauffällige Frau. Sie ist das Ergebnis einer schönen Zeit ihrer naiven Mutter mit einem charismatischen, verheirateten Mann, der noch dazu im Gefängnis sitzt und nichts von seiner unehelichen Tochter weiß. Mutter Johanna Bauernfeind hilft in der Bäckerei ihres Vaters im Niederösterreichischen aus, und verschafft ihrer Tochter den Zugang zur Klosterschule und dem Chor. Als ihre Teilnahme am Chor wegen Intrigen scheitert, büxt sie nach Wien aus - und landet zufällig genau in der Ganovenfamilie ihres unbekannten Vaters. Die Baruzzis nehmen das Mädchen unter ihre Fittiche und lehren ihr 'ihr' Handwerk, bis sie entdecken, daß die junge Frau beim Singen Wirkung auf Menschen hat. Mia's Unauffälligkeit gemeinsam mit technischer Unterstützung gibt ihr die Chance Bilderdiebstähle zu begehen, und sie spezialisiert sich auf Werke von Frauen. Fabio, einer aus der Clique, hilft ihr und auch Sophie, die Tochter des Hauses. Später kommt Ion dazu, der mit aus einer rumänischen Ganovenfamilie kommt und Sophie heiraten wird.

Diese Geschichte wird in Beobachtung von Mia, wie sie leise Lieder singt, erzählt und springt immer wieder im jetzt (im Museum ein Bild aus dem Rahmen schneiden, oder auf der Toilette versteckt warten, oder sich im Zimmer mit Verwandten verstecken) und im früher, wenn sie von der Schule in NÖ oder den Briefen der Mutter ins Gefängnis erzählt.

Mia bleibt durchsichtig, obwohl sie sich frei singen kann, laufen geht und erotisch unterwegs ist. Gegen Ende des Buches sagen ihr ihre Großmutter und Ion, daß sie so gewohnt ist nicht da zu sein, daß sie gar nicht auf de Ausdruck ihres Gesichtes acht gibt und darin dann gelesen werden kann. Ihr Vater ist ein weicher Charakter, seine Frau streng, eine Tante wird nur als "Strichmundfrau" beschrieben, die nur etwas ältere Sophie ist ein bunter Vogel die es in Partydrogen verschlägt aber unverläßlich ist, dafür sind Fabio und später Ion sind verläßlichen Elemente.
Einige strippende Frauen werden beschrieben, deren Bewegungen aber auch wie unterschiedlich sie sind.

Faszinierend finde ich den Strang mit dem Singen. Mia hat innere Lieder mit denen sie sich quasi unsichtbar schalten kann. Im Strip-lokal singt es sie automatisch ohne nachzudenken welches Lied passen kann, und macht damit Stimmung.

Ort der Handlung sind Wien, irgendwo in Niederösterreich, im Zug, in Basel und noch ein Museum. Die Örtlichkeiten sind gut vorstellbar, wenn auch alle etwas grau und nicht farbig.

Bilder folgender Künstlerinnen werden bewegt : Amy Antin, Maria Lassnig, Macheiner, Oswald, Niki de St. Phale.

Die Sprache ist gut verständlich, ab und zu etwas salopp. Witzig fand ich das Vokabel 'hibbelig'.

Der Roman ist gut geschrieben. Es zog mich in die Geschichte hinein, weil ich wissen wollte ob Mia es sich beweisen kann und die richtige Hilfe findet. Happy end im Jane Austen Sinne gibt es nicht.
Viel Freude beim Lesen !

Mieze Medusa (eigentlich Doris Mitterbacher) wird 1975 in Schwetzingen (Deutschland) geboren. Sie zählt zu den fixen Größen in der österreichischen Hip-Hop- und Poetry-Slam-Szene, organisiert und moderiert seit 2004 verschiedene Poetry Slam Formate.
2008 erschien ihr erster Roman "Freischnorcheln" im Milena Verlag.

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