Donnerstag, 5. Januar 2017

Esmahan Aykol : "Bakschisch"

Esmahan Aykol :
"Bakschisch"
Roman
original "Kelepir Ev"
2003, Everest Yayinlari, Istanbul
Aus dem Türkischen von Antje Bauer
2004, Diogenes Verlag, Zürich
329 Seiten
ISBN 3-257-06443-8

Kati Hirschel, Buchhändlerin im Kuledibi (einem Stadtteil Istanbuls), ist im zweiten Band auf Mördersuche. Ein Mann dem sie einen Aschenbecher wegen einer Wohnung an den Kopf geworfen hatte, ist ermordet worden und sie war die erste Verdächtige. Quelle und Unterstützung ist ein ehemaliger Freund, der Polizist Batuhan. Gespräche mit Verwandten des ermordeten Osman wie ein Bruder, eine Ex-Freundin und die jetzige schwangere Freundin sind wiederholte Gesprächspartner, bis sie auf die Ursache des Sterbens an einer an sich harmlosen Schutzverletzung.
Parallel wird geschildert wie Wohnungen deren Eigentümer nicht mehr ermittelbar sind, unter der Hand neue Eigentümer finden und wie Bakschisch zu verteilen ist.

Witzig und humorvoll sind die Gespräche mit dem Polizisten beschrieben, die zwischen Informationsweitergabe, flirten, Machismo, deutschem Temperament wechseln. Die Frauen vor Ort sind sinnlich und auch fröhlich beschrieben, auch wenn die Ex-Freundin Habibe nicht mehr so munter ist, dafür aber die schwangere Inci umso mehr ihre heimlichen Liebhaber lebt. Eindrücklich sind der Besuch bei einem übergewichtigen Beamten der klar den Weg des Geldes sieht, sowie einem wirklich hohen Politiker dem sein Temperament dazwischen kommt.
Der aktuelle Freund/Liebhaber Katis Selim ist Handelsanwalt, hat Glatze und sein Umfeld ist altmodisch, was Kati manchmal ziemlich auf die Nerven geht.
Die Menschen sind gut vorstellbar.

Istanbul ist ziemlich chaotisch beschrieben. Es wimmelt nur so von Namen wie Beyoglu, Besiktas, Karaköy und anderen Stadtteilnamen, die besser oder schlechter sind. Kati geht oft zum Friseur und Nagelpflege, weil das türkische Frauen angeblich tun. Die Szenen in denen die Teejungen beschrieben werden, oder Auseinandersetzung mit Kaffee sind sehr unterhaltsam.

Der Roman ist 2003 geschrieben, in dem weibliche Hauptperson mit enger Bluse, Rock mit Schlitz und hohen Stöckelschuhen durch die Stadt geht und beschreibt wie offen das Stadtleben ist (im Vergleich dazu wie es vor 15 Jahren gewesen sei). Als Leser 2016/17 fragt man sich wie offen das Leben derzeit in Istanbul mit sehr religiös-verhüllenden Menschen und steigender Polizeikontrolle ist. Auch 2003 wird eine Partei genannt die die religiösen Werte v.a. für Frauen stärken möchte und hier die Frauen losschickt.

Der türkische Titel heißt übersetzt "Schnäppchenhäuser".

Der Roman ist gut geschrieben, und wärmt v.a. in kalten Wintertagen. Viel Spaß beim Lesen !

Esmahan Aykol wurde 1970 in Edirne geboren. Sie studierte Jus in der Türkei und macht ein Postgradudate in Deutschland. Eine Freundin und sie starteten ein Projekt mit einer Bar, das fehlschlug. Die Freundin öffnete dann eine Buchhandlung und sie bekannt nach ihrer Arbeit als Journalistin Krimi zu schreiben. Der erste Roman mit Kati Hirschen "Kitapçı Dükkânı "(2001, dt.: Hotel Bosporus) wurde zum Erfolg. Die deutschen Ausgaben ihrer Bücher überarbeitet die Autorin, Sie wohnt sowohl in Istanbul als auch in  Berlin, und hat auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

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