Theresa Prammer :
"Wiener Totenlieder" - Kriminalroman
2015, Marion von Schröder Verlage / Ullstein Buchverlage Berlin
368 Seiten + 2 Seiten Danksagung
ISBN 978-3-547-71209-4
Die Hauptfigur, Carlotta / Lotta Fiori, führt in der Ich-Form durch den Großteil des Buches. Sie ist gescheiterte Sängerin in das sie von ihrer berühmten Sänger-mutter geschoben wurde, ist bei der Aufnahmeprüfung zur Polizei durchgefallen und arbeitet als Kaufhausdetektivin; ihr Liebesleben ist auch eher ein Scherbenhaufen. Nachdem in der Oper ein Unfall und ein Mord geschehen waren, werden sie und ein ehemaliger Polizist als Statisten in das Musikhaus eingeschleust um die Interna zu erfahren. Hier sind einige interessante bis eigenartige Persönlichkeiten versammelt. Parallel kommt Lotte ihr ungeordnetes Liebesleben in die Quere und sie rauft sich mit dem ehemaligen Polizisten Konrad Fürst, der das Verschwinden seiner Tochter nie überwunden hat, zusammen. Der Showdown findet erwartungsgemäß in der Oper statt.
Das Buch wurde mit dem Wiener Leo-Perutz Preis 2015 ausgezeichnet. Da ich den Schreibstil von Leo Perutz (1885 - 1957) als sehr dicht und schön empfand, hatte ich mir ähnliche Wirkung bei diesem Buch vorgestellt und wurde ziemlich enttäuscht.
Der Krimi ist rasch und gut lesbar.
Leider fängt mich die geschilderte Opernatmosphäre nicht ein, da mir Wiener Staatsoper als Stehplatzlerin etwas vertraut ist und ich erst durch den Lebenslauf der Autorin entdeckt habe, daß sie vermutlich ihre Inspiration aus der Wiener Volksoper gezogen hat.
Die Personen sind griffig und gut vorstellbar geschildert : die chaotische Lotta (sie haßt es Carlotta genannt zu werden) mit Hang zum Alkohol; der ehemalige Freund und Polizist Johannes; Konrad Fürst als Clown, ex-Polizist, trauernder Vater, der kocht um nicht zu saufen; die Übermutter und Sängerin Maria Fiore mit der sie auch nach dem Tod immer noch verglichen wird; ein Sopranistin die Charisma und schöne Stimme hat; ein Tenor der was mit der Mutter gehabt hat; ein Bühnenbildner der mit ihr verlobt gewesen war; Polizist Krump der einiges an Hilfeleistung gut zu machen hat; die Souffleuse die spindeldürr ist; die charismatische Direktorin die nichts anbrennen läßt (schon gar nicht Ballettdamen); sowie ein aufgewecktes Bühnenkind das Cher und Barbra Streisand liebt.
Immer wieder taucht eine verwirrte Frau auf - sie kennt das Spiel von Lotta, bei dem sie Lieblingsfarbe, ein Essen und Lieblingszahl beim Anblick von Menschen diese kategorisiert. Wie nah Lotta dieser Frau ist wird auch am Schluß aufgelöst.
Kursiv sind Kapitel eingeschoben, in denen ein verzweifeltes Kind mit seinem Alpträumen fertig werden muß. Diese Kapitel sind dicht und stimmig geschrieben, und es ist nachvollziehbar, daß Vertrauen ein rares Gut wird. Dieser Faden wird am Ende des Buches gelöst.
Wer als Unterhaltung und Entspannung einen netten Kriminalroman - inkl. who-dun-it-Raten - lesen möchte ist hier sicher gut aufgehoben; leider hält die Opernatmosphäre nicht den Erwartungen eines Opernnarren stand.
Theresa Prammer wurde 1974 in Wien geboren. Sie ist Schauspielerin - u.a am Wiener Burgtheater und in der Volksoper, bei Film und Fernsehen; und engagiert sich in den Komödienspielen Neulengbach. Ihr erster Roman erschien 2013 : 'Die Rettung der Regenwürmer'. 2015 der erste Krimi mit Privatermittlerin Carlotta Fiore.
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