Sonntag, 25. Oktober 2015

Adolf Opel : "Wo mir das Lachen zurückgekommen ist"

Adolf Opel :
"Wo mir das Lachen zurückgekommen ist - Auf Reisen mit Ingeborg Bachmann"
2001, Langen Müller / Herbigs Verlagsbuchhandlung GmbH, München
208  Seiten + 1 Seite Quellen- und Bildnachweis
ISBN 3-784-2830-4

In Tagebuch- und damit ich-form erzählt der Autor von seinen Reisen die er ab Jänner 1964 in Bezug auf Ingeborg Bachmann und mit ihr unternommen hat. Auf Besuch in Berlin im Jänner entstanden Ideen zu Reisen nach Prag und über Griechenland nach Äygpten. Beides haben sie auch wirklich unternommen : sie haben das graue Prag erlebt und mit Flauberts Beschreibungen unterstützt vieles von Ägypten gesehen. Im Juni 1964 reisen sie wieder über Griechenland zurück und das Buch endet - mit einer Stichwortliste wann die beiden danach noch in Verbindung miteinander waren.

Mich hat die Sprache und die Art und weise des Lebens in diesem geschilderten halben Jahr in einer Künstler- und Kreativenszene sehr fasziniert. Es werden bereits anerkannte, halbberühmte Menschen geschildert, und auch welche, in deren Zukunft doch keine Berühmtheit gelebt wird. Es ist verzaubernd wie diese Menschen ein Gemisch aus Wissen, Bildung mit Neugier mischen, wie selbstverständlich französisch und spanisch eingeflochten wird (ohne Übersetzung als Fußnote) und wie vergnüglich manche Berühmtheiten mehr oder weniger liebevoll gezeichnet werden.
Erstaunlich war zu lesen wie der Autor um die Hauptperson Frau Bachmann quasi 'herumgetanzt' und sorgsam versucht hat ihr alles so schön und wenig schmerzvoll zu machen (wenn dies nicht wahr ist, ist es zumindest sehr schön zu lesen).
Die große Dichterin, die viele aufgrund ihrer Art mit Worten wunderbar umzugehen, lieben und schätzen wird nach einer offenbar nicht gelungen Beziehung geschildert. Sie ist als sensibler, unsicherer Mensch gezeichnet, für den manches in dieser 'rauhen' Welt zuviel (geworden) sein dürfte.

Exkurs über Ingeborg Bachmann :  Ingeborg Bachmann wurde ab 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren und starb am 17. Oktober 1973 in Rom. Sie studierte Philosophie, Psychologie, Germanistik und Rechtswissenschaften, schrieb Geschichten, Gedichte, Hörspiele, Libretti und Prosatexte. Wichtige Männer in ihrem Leben waren Wiener Essayist und Literaturkritiker Hans Weigel, Komponist Hans Werner Henze und der Autor Max Frisch. Berühmt ist sie u.a. für Prosawerke wie "der Fall Franka" (1966), "Malina" (1971), Libretti für "Der junge Lord" und "Der Prinz von Homburg" und viele Gedichte und Erzählungen.

Die Schilderungen von Prag Mitte der 60-er Jahre mit den damaligen Besuchsproblemen beim Visum und wie unterschiedlich die Menschen dort waren gehen unter die Haut. Ganz anders ist Athen und die Menschen dort geschildert : faszinierend wie der Autor die Häuser, die Antiquitäten und dortige Künstlerszene beschreibt. Ägypten ist unterschiedlich mit Leben am Hausboot, in schlechten und sehr guten Hotels, Wüste mit Kamelknochen, und der vermutlich letzten Bootsfahrt zu Abu Simbel bevor diese beeindruckenden Riesenstatuen zu ihrem jetzigen Ort Transport vor der Flutung für den Stausee transportiert wurden.

Mich hat der Zauber dieser Reisen und Art und Weise der beiden Reisenden gemeinsam mit Flauberts Tagebuch über Ägypten fasziniert. Ich wünsche auch anderen Lesern und Leserinnen das gleiche Vergnügen.

Adolf Opel wurden am 12. Juni 1935 in Wien geboren. Er studiert zwischen 1953 und 1959 an der Universität Wien und der State University of Iowa (Iowa City, USA) Psychologie, Literatur- und Theater- und Filmwissenschaften Ab 1956 war er Journalist, Kritiker und Auslandskorrespondent und schrieb auch Theaterstücke, Radio-Features und Musicals. Er reiste auch viel.

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