Samstag, 14. Februar 2015

Mo Yan : "Die Schnapsstadt"

Mo Yan :
"Die Schnapsstadt"
Roman
original "Jiuguo"
1992, Hungfan, Taibei
Deutsch von Peter Weber-Schäfer
2012, Unionsverlag Zürich
506 Seiten
ISBN 978-3-293-20563-5

Der Wunsch ein Werk des Nobelpreisträgers 2012 zu lesen ließ mich zu diesem Buch greifen. Gleich vornweg: ich hatte ziemliche Anstrengung mit diesem vielseitigen Roman über Alkohol, Gewalt, Alkohol, möglichem Kinder essen, Gewalt, Sex und Alkohol; sowie eigenartigen hierarchischem Bewußtsein und Stolz und gleichmachendem Kommunismus und Verehrung des großen Mao Tse

Drei Stränge gibt es in diesem Roman. Die Hauptgeschichte gilt dem Sonderermittler Ding Gou'er, der in die (Fantasie)-Provinz Jiuguo geschickt wird um dem Verdacht, daß hier hohe Verwaltungsbeamte Kinder essen würden, nachzugehen. Die Untersuchung ertrinkt im Alkohol. Unter anderem trifft Sonderermittler Ding Gou'er auf die Lastwagenfahrerin, die mit einem hohen Verwaltungsbeamten verheiratet ist, und genießt eine brutale Sexnacht mit ihr. Sie bringt ihn zu dem Zwergen Yu Yichi, der ein Spezialitätenrestaurant führt. Schlußendlich trifft der Sonderermittler auf einen alten Veteranen, der einen Heldenfriedhof bewacht, flieht vor Ratten und geht unter.
Parallel schreibt der Doktorand der Alkoholkunde Li Yidou Briefe an Mo Yan, in denen er um Rat und auch Unterstützung ersucht. Er organisiert das Affenschnaps-Festival und bringt seinen verehrten Mentor dazu, dieses zu besuchen.
Li Yidou schreibt Geschichten, eigenartige Geschichten; über Kinder die so gefüttert werden, daß sie gut verkauft werden können, über Schwalbennester aus dem Speichel der Vögel, die gekocht ebenfalls als Delikatesse erzählt werden, Spezialschnaps aus Früchten die von Affen gesammelt werden, über den Zwergen mit seinem Restaurant mit Esels-Spezialitäten und Geschichten über den alkoholkundigen Professor und Schwiegervater Yuan Shuangyu und seine wunderschöne Frau, die leider die begehrenswerte Schwiegermutter sei.

Die Geschichten haben mich inhaltlich abgestossen und mir sind das hierarchische Kriechen und Schleimen und dann wieder gleichtun ziemlich fremd. Allerdings ist das Buch spannend geschrieben oder genial übersetzt, denn es zieht in den Bann.

Sonderermittler Ding Gou'er wird zwar mit Respekt ausgestattet, geht aber in seinen erotischen Wünschen und Phantasien unter; er tritt gerne ihm untergebene Menschen oder solche die er als minderwertig betrachtet. Das bißchen vorhandene Liebe gelten kurz der Lastwagenfahrerin, und kurz vor dem Untergang seinem Sohn. Die Elemente aus denen der Zwerg Yu Yichi zusammengesetzt ist sind Macht, Genuß, erotische Ausstrahlung und Überzeugungskraft. Leider haben die beiden Frauen des Buches keine Namen, denn sie werden nur als 'Lastwagenfahrerin' und 'Schwiegermutter' geführt - im Gegensatz zu Konkubinen der alten Zeit deren Namen entweder für Raumgestaltung oder Schnapsbenennung herhalten.

Die englische Übersetzung lautet die des Titels heißt übrigens "the Rupublic of Wine".

Ich habe über an Jahr an dem Buch mit Unterbrechungen gelesen, und mußte mich immer wieder motivieren dieses eigenartige Werk komplett und fertig zu lesen; Unterbrechungen von kurzweiligeren, spannenderen oder nicht ganz so fremden Büchern waren willkommen.

In Summe ein durchaus beeindruckendes Buch, das vermutlich für Leser und Leserinnen, die mit Werten in China besser vertraut sind als ich, sehr zu empfehlen ist.

Mo Yan (was so viel heißt wie »keine Sprache«) ist das Pseudonym von Guan Moye. Er wurde 1956 in Gaomi in der Provinz Shandong geboren und entstammt einer bäuerlichen Familie. Seine Bücher wurden mit zahlreichen bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet. Spätestens seit Zhang Yimous preisgekrönter Verfilmung seines Romans »Das rote Kornfeld« gilt Mo Yan auch international als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Autoren der chinesischen Gegenwartsliteratur. Mo Yan hat 2012 den Literatur Nobelpreis gewonnen

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