Samstag, 2. Februar 2013

Denby Joolz : "Das Tor des Schmerzes"

Denby Joolz :
"Das Tor des Schmerzes"
Roman
original "Corazon"
2000, HarperCollings Publishers, London
aus dem Englischen von Brigitte Helbling
2001, Rowohlt Taschbuch Verlag
385 Seiten
ISBN 3-499-23036-4

In diesem spannenden Roman wird die Geschichte von Alma, kurz Al, Greer erzählt, die berühmte Eltern hat, deren berühmter Bruder in den USA Erfolg hat und die mit unglücklicher Liebe, dann gescheiterter Ehe fertig werden muß und Zuneigung in einer Stiftung, die sich doch als Sekte bewahrheitet, findet.

Alma, die in Bradford lebt, wird von ihrem Mann vor die Türe gesetzt, nachdem er ihren geliebten Kater - ein Geschenk ihrer großen Liebe Jack, der bei einem Unfall ums Leben gekommen war - noch rasch beim Tierarzt hatte einschläfern lassen. Sie sucht die Hilfe ihrer zwei besten Freundinnen. Ihre Eltern laden sie nach Andalusien an die Küste ein - inmitten anderer wohlhabender Engländer. Bekannte ihrer Eltern ersuchen sie, die mit kurzen Harren, gothic look und piercing herumläuft, zu einer Stiftung am Berg zu fahren und ihre Tochter aus den Fängen der angeblichen Sekte dort zu befreien. Die junge Frau kommt mit, aber der Kontakt Alma's zu der Stiftung, die sich als auf Wissenschaft spezialisiert gibt, wird intensiver. Aufgrund irgendwelcher Elemente, die für sie nicht schlüssig sind, gilt sie für die Menschen dort als wichtig, später sogar als "die Braut". Jane und Huw sind die mentalen Führer dieses Wissenschafts - und spirituellen Bereichs und wollen sie mit allen Mitteln halten und integrieren. Am Schluß entkommt sie.

Der Roman ist gut und flüssig geschrieben, und gut zu lesen - ideal für ein Wochenende. Die Personenschilderungen sind gut vorstellbar, variantenreich, es ist möglich Gefühl für die unterschiedlichen Personen aufzubringen. Es gibt keine wirklichen guten oder nur wenige bösen Typen, den meisten Figuren wird Handlungsspielraum erlaubt und manche kippen dann mehr oder weniger heftig.

Die titelgebenden Vokabel "Corazon" heißt Herz und ist ein Anhänger einer Kette die Alma von ihrem Bruder erhalten hat, dem viele mehr Bedeutung beimessen als die Titelgestalt. "Tor des Schmerzes" ist der Weg den Huw geht und seine Anhänger mit ihm, denen der Schmerz durch Piercing oder an sich herumschneiden durch den Schmerz in eine neue spirituelle Ebene helfen soll.

Mehrere Themenstränge werden in dem Roman miteinander verwirkt.
Der emotional wichtigste ist die Liebesgeschichte zwischen Alma und dem Poeten Jack, der bei einem Unfall stirbt. Spät wird ihr klar, daß der Unfall Selbstmord war, und daß Jack sie fortwährend betrogen hat.
Thema Freundinnen - Millie und Maz, die langjährigen guten Freundinnen die selbst nicht immer glücklich mit ihrem Leben sind.
Thema Eltern und deren Beziehung zu ihren Kindern. Alma hatte eher keine Beziehung, was die Eltern dann erkennen, und beiderseitiges bemühen startet hier etwas zu ändern. Im Gegensatz dazu ist Almas Bruder, dessen Homosexualität für alma immer klar war, aber eine Geheimnis für die Eltern.
Faszinierend die Gegenwelt von Jane und Huw die Liebe, Zuneigung, keine Geheimnisse predigen. Viele Menschen fühlen sich bei ihnen akzeptiert und geliebt - die Vorselektion war allerdings bereits geschehen, indem sie nur hochintelligente Menschen in ihre Stiftung einlassen. Daß die Konstruktion nicht stimmig ist, Inzest gelebt, Krankheit verherrlicht wird und wieder einmal Sponsoren, Geld und Sex vieles bestimmt und letztendlich kaputt macht, führt zum Showdown.

Die Geschichte zieht hinein und fasziniert. Viel Vergnügen auch anderen Lesern & Leserinnen !

Joolz Denby wurde am 9. April 1955 als Julianne Mumford in Bradford, Yorkshire, United Kingdom geboren. Sie hat Gedichte, Kurzgeschichten Novellen veröffentlicht,  eine lange Diskographie mit 'spoken poetry' und machte sich anfangs in der Punk-szene einen Namen. Mittlerweile hat sich sie parallel einen Namen als Illustratorin und Tattoo-künstlerin aufgebaut und tritt immer wieder gerne mit 'spoken words' auf.

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