Reinhardt Badegruber :
"Die erste Geige spielt der Tod"
Echomedia Verlags GmbH, Wien
259 Seiten
ISBN 978-3-902672-12-4
Der Titel ließ mich als Musikfan zu dem Krimi greifen - und es dreht sich sogar um Musik, leider ist es eher eine Abrechnung mit der Musikerszene, mit den Menschen die aus welchen Gründen auch immer Instrumente lernen und /oder spielen und mündet in Musikinstrumentegeschäften bzw. Wiederzurückbringung ehemals russischer Geigen.
Es ist ein Kriminalroman der in Wien (und Umgebung) spielt, hier einiges an Lokalkolorit in Beschreibungen und viel davon in Sprache / Dialogen der Protagonisten einfängt und damit durchaus zu unterhalten weiß (wenn man Sprachspielchen mag).
Richard Beerenleitner ist Journalist einer großaufgelegten Tageszeitung und soll den den Tod des ehemals bekannten Geigers Prof. Mayr, der als Lehrer im Konservatorium endete, untersuchen.
Bei der Suche werden die unterschiedlichstens Wiener Milieus geschildert von bodenständigsten Beisln (mit Liebe) bis zu Villengegend (mit Verachtung - also nichts Neues), bestechliche aber wissende Polizisten, die abgehalfterte Musikerszene, Schleimer im Zeitungsinnenleben, und mir einiges zu viel an Alkohol.
Mit Genuß werden Menschen beschrieben wie der eigensinnige abstoßende neue Journalist Kleiner, der dickliche unsympathische Violinschüler Stefan Müller dessen Eltern sich das Geld für den Violinunterricht vom Munde absparen, die Hausmeisterin Sedlacek mit Violinspielender Vergangenheit, die noble Professorenwitwe Mayr, den verfressenenen diktatorischen Herausgeber Feuchtinger bis zum Polizisten bei der Mordkommission und ehemaligen Klassenkollegen Karl.
Störend finde ich, daß in dem ganzen Buch nur bösartig, abstossend, überheblich miteinander umgegegangen wird. Ob überhaupt ein Satz nicht lieblos über Menschen hier zu finden ist ? Da der Autor Journalist ist, kann er vermutlich in ein wunderbares Panoptikum aus den verschiedensartigsten Menschen greifen und diese schildern, aber ich kann (oder will) mir nicht vorstellen, daß er ausschließlich mit solcher Menschenverachtung zu tun hat/te.
Schön finde ich das kurze Anreißen von Schriftstellern, wie z.B. Manes Sperber, Elias Canetti etc.
Teilweise hat mich das Lesen des Buches gut unterhalten, indem entweder ur-wienerisch oder tiefer Slang oder derzeit aktuelle Worte bis zur deren Überfremdung fast in jedem Satz (oder doch jedem zweiten) eingesetzt werden, auf der anderen Seite wird es irgendwann anstrengend, bzw. ist die Spannung nicht leicht zu halten.
Zusammenfassend kann ich den Krimi Lesern empfehlen die sich gerne in Wienerische Sprache und Milieustudien hineinlegen und unterhalten lassen. Das "gewohnte und echte" Wien ist am Stadtplan nachvollziehbar :-)
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen