Donnerstag, 30. März 2023

Gabriela Garcia : "Von Frauen und Salz"

Gabriela Garcia :
"Von Frauen und Salz"
original "Of Women and Salt"
2021, Flatiron Books
Aus dem Amerikanischen von Anette Grube
2022, Claassen / Ullstein Buchverlag GmbH, Berlin
293 Seiten + 4 Seiten Dank
ISBN 978-3-546-10011-3

Carmen denkt an ihre Tochter Jeanette in Miami, María Isabel hört in Camagüey in der Zigarettenfabrik dem Vorleser zu, Jeanette kommt in Miami weder vom Abscheu an ihren Vater noch vom Drogenkonsum ihres Freundes los, Gloria und Ana haben sich mühsam nach Miami geschmuggelt und werden nach Mexico zurückgeschickt, Dolores und Maydelis bekommen Besuch von Carmen und Jeanette in La Habanna, Dolores denkt zurück, es endet mit Ana.

Vier dieser Frauen gehören zu einer Familie, die Kuba zur Zeit von Batista, CheGuevara und Miami erlebt und drei versuchen ernsthaft zu Überleben. Männer sind nur in Nebenrollen vorhanden. 

Interessant ist wie die jeweilige Zeitgeschichte erzählt wird. Kuba mit dem Kampf gegen Batista und seine Clique ist spürbar, wie die Arbeiterschichte dagegen kämpft, ist interessant; es wird auch unnötig Brutales gegen Frauen geschildert. Miami ist als amerikanische Stadt nicht spürbar; das Frauenanhaltelager ist dagegen sehr spürbar geschildert.

Das Buch wird als Roman bezeichnet, was ich nicht nachvollziehen kann. Ich empfinde diese zwölf Kapitel, in denen episodenhaft zwischen 1866 bis 2019 zeitlich unchronologisch von Frauen erzählt wird, als kleine Erzählungen, die für sich stehen.

Manche dieser Frauengestalten haben mich interessiert, bei manchen ist das Interesse gestiegen, aber eine Frau wurde mir beim Lesen unsympathisch. Alle sind nachvollziehbar geschildert.

In Summe ein interessanten Buch über Frauen, und deren Ziele oder Nicht-Ziele.

Gabriela Garcia ist die Tochter von Immigranten aus Cuba und Mexico, die Miam aufwuchs. "Of Women and Salt" ist ihr erster Roman.

Montag, 20. März 2023

Leonora Christina Skov : "Das Inselhaus"

Leonora Christina Skov :
"Das Inselhaus"
Kriminalroman
original "Hvor intet bryder vinden"
2015, Politikens Forla, Kopenhagen
Aus dem Dänischen von Nora Pröfrock
2018, btb Verlag
408 Seiten
ISBN 978-3-442-71424-7

Sieben Menschen werden auf eine Insel in ein Glashaus eingeladen, wo kein Internet vorhanden ist, und  die Meeresströmung den Zugang zum Festland quasi unmöglich macht. Robin Lee, eine Reisejournalistin in mittleren Jahr; Anne Elizabeth Solvtoft, perfekte Ehefrau und engagierte Mutter ohne Anerkennung, die Scherenschnitte macht; Sofie Lynggard, eine junge Frau die dünn und nervös ist; Greta Eek, eine bekannte Geruchsexpertin und eher kühle Frau mittleren Alters; Kevin Bergman, dessen Freundin mit ungewollten und kranken Kind schwanger ist, er aber nichts weiterbringt; Joachim Wedel Nordgren, erfolgreicher Krimiautor, der seiner geschiedenen Frau nachtrauert; Poul Erik Norgaard, Lehrer, dessen Frau Krebs hat.
Langsam entwickelt sich heraus, daß der Großteils dieser Menschen die schöne faszinierende Marcella gekannt hatten - einige als Kind, andere als Jugendliche, immer jedoch mit Einfluß und oft Zerstörung hinterlassend.
Einer der sieben Menschen verschwindet, einer stürzt die Stiegen unglücklich hinunter, weitere verschwinden, bis am Ende zumindest einiges erklärt wird.

Die Geschichte wird sprunghaft erzählt; spannend lesen sich die Kapitel in den Marcella agiert. Interessant sind auch die Kapitel in denen Marcella, Anne die hauptberufliche Ehefrau und Robin als Reisejournalistin in verschiedenen Ländern und Kulturen unterwegs sind. Während Robin neugierig ist, ist Anne bemüht ein gewissen Maß an elitärem Benehmen zu behalten; Marcella ist als Kind und Jugendliche bemüht nicht unterzugehen.

Die Menschen sind eher unsympathisch, wobei die kühle Greta, die sich weigert bei gewissen gesellschaftliche Konventionen mitzuspielen, im Laufe des Romans durchaus Qualitäten zugeschrieben bekommt. Anne die zuerst die perfekte Ehefrau und Mutter spielt, wird in ihren selbstgefääligen dummen Stereotypen immer unerträglicher. Robin ist eine weltoffene Charakterfrau, deren Charakter durchgängig ist. Die Männer sind alle eher unerträglich weinerlich, auch wenn einer erfolgreich ist.
Marcella ist vielschichtig - von schön und liebenswürdig und hilfsbereit, bis durchtrieben und manipulativ; letztendlich war sie überfordert und man hatte ihr zuviel zugemutet.

Der steigende Druck in dem Glashaus ist gut geschildert. Glaswände, die je nach Belieben mit einem Vorhang zugezogen werden können, gefallen nicht jedem der Protagonisten.
Es ist auch spannend zu lesen, wie mache der Protagnisten sich an das Leben anpassen zu vermögen, und anderer im aggressiver werden.
Sex wird mir zu aggressiv geschildert.

In Summe nicht uninteressant, auch wenn das Genre daß Menschen augenscheinlich willkürlich, aber doch mit Absicht zusammen sein müssen und einige ums Leben kommen, nicht neu ist.

Samstag, 4. März 2023

Mercedes Rosende : "Krokodilstränen"

Mercedes Rosende :
"Krokodilstränen"
Kriminalroman
original "El Miserere de los Cocodilos"
2016, Estuario Editora Montevideo
Aus dem Spanischen von Peter Kultzen
2018, Unionsverlag Zürich
216  Seiten
ISBN 978-3-293-00536-5

German und Sergio hatten entführt, die Gattin hat nicht gezahlt, German sitzt im Gefängnis weil die Gattin für ihn ausgesagt hatte. Der Name der Dame stimmte, aber es war nicht die Gattin - üppige Frau mit vielen Komplexen versus schlanke Frau, die alles hat. Ein Anwalt, der in Gut und Böse verwickelt ist, ist auch in einem Geldüberfall eingebunden; German soll fahren, ein brutaler ex-Häftling macht mit und eine der Ursulas, die von Geld träumt. Polizistin Leonilda möchte in der Polizei einiges richtig machen, und fühlt sich nicht unterstützt. 

Ursula, die Üppige, wurde von ihrem Vater immer wegen ihres Gewichts gemaßregelt, in ein dunkles Zimmer eingesperrt, und taucht auch nach seinem Tod immer wieder in Zwiegesprächen auf. Während sie sich auf ihr Übergewicht reduziert sieht, sind andere von ihrer üppigen Schönheit fasziniert. Langsam entwickelt sich, daß sie durchaus kriminelles Potential hat.
Ihr gegenüber werden einige Männer geschildert. Allen voran German, dem eigentlich die ganze Zeit nur schlecht ist, und dessen Lahmarschigkeit mich beim Lesen kribbelig gemacht hat. Es gibt weiters einen brutalen Gangster der vor nichts zurückschreckt. Mehrdimensional ist ein bestens gekleideter, mit allen Parteien vernetzer Anwalt, den selbst sein imbrünstig gelebtes Christentum vom Einsatz von Waffen bei einem Überfall abhält.

Krokodilstränen heißt das Buch, weil sie niemandem weiterhelfen (werden).

Der Kriminalroman ist spannend geschrieben und hat in der zweiten Hälfte Drive. Die Personen sind gut vorstellbar geschildert. Das Ende bleibt offen.