Mittwoch, 3. November 2021

Laetitia Colombani : "Der Zopf"

Laetitia Colombani :
"Der Zopf"
Roman
original "La Tresse"
2017, Editions Grasset & Fasquelle Paris
Aus dem Französischen von Claudia Marquardt
2018, Fischer // 2020, Fischer Taschenbibliothek
273 Seiten + 1 Seite Danksagung + 1 Seite Zitatnachweise
ISBN 978-3-52266-8

Die Geschichte dreier unterschiedlicher Frauen auf drei Kontinenten werden wie ein Zopf geflochten.
Strähne eins : Smita, eine Dalit (Unberührbare), erhofft in Indien ihrer Tochter das niedrige verachtete Leben als menschliche Toilettereinigerin zu ersparen, und möchte, daß sie lesen und schreiben lernt. Die anderen Kasten versagen dem Mädchen dieses Ziel auf brutale Weise. Smita kämpft weiter und reist mit ihrer Tochter in eine andere Region Indiens, wo sie auf Hilfe hofft.
Strähne zwei : Giuli, die von ihrem Vater das Perückenmachen gelernt hat, muß feststellen, daß die Firma ihrer Väter auf Sizilien verloren ist. Ein Freund hilft ihr zu eine anderen Strategie zu Haaren für Perücken zu kommen.
Strähne drei : Sarah, erfolgreiche Anwältin in Montreal, geschieden, drei Kinder, ist kurz vor ihrem hart erarbeiteten beruflichen Erfolg, als Krebs entdeckt wird. Ihr Verstecken der Termine fliegt auf, in der Kanzlei wird ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie rafft sich auf.

Der Zopf ist hier Bindeglied der Struktur als auch ganz konkret als es um Haarverlust in einem Tempel in Indien, Perückenmacherfabrik auf Sizilien und eine Perücke durch Chemotherapie geht.

Interessant sind die drei Hauptfrauengestalten, die sehr unterschiedlich gezeichnet sind. Eine Liebesgeschichte ist nur in Sizilien eingeflochten. Die Ziele der drei Frauen sind am Ende gleichgeblieben.

Mir ging der frauenfeindliche Hintergrund bei den Dalits und in der Gesellschaft Indiens am meisten unter die Haut. Wie in bitterarmen Gegenden mit Frauen von Beginn an respektlosest und direkt ans Überleben gehend umgegangen wird, läßt beim Lesen schaudern. Die Toiletten der höheren Kasten zu reinigen ist notwendig, aber ungeachtet und wird selten durch etwas Essen entlohnt. Auch Rattenfänger sind wichtig, aber ungeachtet; die Ratte darf mitgenommen und gegessen werden.

In Summe ein dichter Roman mit drei Frauenfiguren, die nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen. Viel Freude beim Lesen !

Lætitia Colombani wurde 1976 in Bordeaux geboren. Sie ist Schauspielerin, Regisseurin, Drehbuchautorin und Schriftstellerin. "La tresse" ist der erste von ihr veröffentlichte Roman. Auf franzöisch gibt es derzeit drei weitere Romane zu Lesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen